Axel Springer Medien Campus [realisiert]

  • Ich habe eine Hassliebe zu dem Ding...


    Aus einigen Perspektiven wirkt es so gewaltig und selbstbewusst (vom Spittelmarkt kommend), und dann wieder wie irgendein Veranstaltungszentrum oder sowas.


    Der Trick mit den "schmutzigen" Fenstern gefällt mir gar nicht.


    Außerdem finde ich die Säulen merkwürdig dünn – besonders dort, wo sie so wirken als trügen sie das Vordach. Wenn die doppelt so dick wären...


    Ich muss mir echt mal einen persönlichen Eindruck verschaffen.

    Im Oktober habe ich die Gelegenheit dazu. :juhu:

  • Ich vermute mal, dass es hier zahlreiche Fahrradbügel geben soll. ...

    ... Nein, das war es nicht. :) Es werden nun auch hier Schutzpoller eingebaut. ...


    Der Gehweg an der Zimmerstraße ist jetzt komplett fertig. Am Ende wurde beides errichtet - Schutzpoller UND Fahrradbügel. :)

    Erstere wurden mit Beton ummantelt und weisen z. T. einen so großen Durchmesser auf, so dass sie fast wie Sitzhocker wirken:


    springer_poller01.jpg


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  • Immer wieder nett zu sehen, wie auch Ecken mit eher mittelprächtiger Bebauung durch ein paar Maßnahmen im Bereich Geweg/Straßenmöbel eine stilvolle Atmosphäre bekommen können.

  • ^ Ich finde die "ausufernden" Poller auch ganz interessant.


    Gleichzeitig zucke ich bei solcherlei Stein-/Beton-Poller immer zusammen, weil da vor meinem geistigen Auge jemand mit dem Kopf an die Kante knallt. (Das kann man bei Treppen natürlich auch befürchten, allerdings sind Treppen schwerer zu vermeiden als solche kantigen Gebilde.) Ich hoffe, dass da einfach nur meine Fantasie verrückt spielt.

  • Mir gefällt es auch ausgesprochen gut, da es irgendwie zum Gebäude passt und gleichzeitig neben der Schutzfunktion auch praktisch erscheint. Selbst wenn man sich nicht draufsetzen sollte, kann man immer noch etwas ablegen, während man sein Fahrrad anschließt oder anschließend etwas aus dem Rucksack braucht etc. Das ist erfreulich, dass man Primärfunktion, potentielle Nebenfunktionen und Ästhetik mal recht gelungen vereinbart bekommt. Leider wird in solche Details oft genug nicht genug Grips investiert.


    Etwas schade finde ich, dass die Bäume gerade im Kontrast zur großformatigen und 'energiegeladenen' Fassadenfront etwas mickrig und schlaff wirken. Da hätte man mE auch etwas tiefer in die Tasche greifen können, damit es gleich einen etwas gewachseneren Eindruck vermittelt. So muss man sich eben in Geduld üben. Insgesamt gefällt mir das Ganze aber nach wie vor richtig gut, auch wenn ich die Kritik teilweise nachvollziehen kann.

  • ^ Danke, Katzengold, sehr interessant, die Einblicke von Baunetz, insbesondere die Innenaufnahmen und (für mich persönlich) die Bilder 10-14. Dieser komplexe, vielschichtige Raum (wie ein Bild von Matthias Weischer) mit so vielen Ebenen ist, ästhetisch betrachtet, schon sehr beeindruckend, und das sage ich als jemand, der am Springer-Campus nicht wenig auszusetzen hat. (Ob man da, von überall Blicken ausgesetzt, auch gerne arbeiten wird, vermag ich nicht zu beurteilen. Auch frage ich mich, wie dieser Riesenraum beheizt wird.)

    Etwas (unfreiwillig?) komisch erscheint mir nur der Titel des Baunetz-Beitrags, dass nämlich ausgerechnet der Springer Verlag hier ein "Symbol der Kollektivität" errichtet hätte.

  • ElleDeBE Springer ist mE einer der deutschen Nachrichten- und Medienkonzerne, die schon am weitesten bei der Transformation zur digitalen Wertschöpfing sind. Entsprechend zitiert Baunetz ja auch die Aussage, dass hier physisches Zusammenarbeiten im digitalen Zeitalter neu inszeniert werden soll. Auch der Vergleich zur Gründerszene ist dafür mE recht passend. Früher wurde ja über scheinbar unstrukturierte Bürokomplexe mit Wohnzimmerelementen und 'Erwachsenenspielplätzen' in kalifornischen Firmenzentralen geschmunzelt, heute wird es auch von etablierteren Firmen weltweit kopiert. Sogar manche Lernbibliotheken wie Fosters 'Brain' im FU Campus haben heutzutage teilweise offenere neuartige Arrangements der Arbeitsplätze:


    Interior_of_Phil_Bib_FU_Berlin_2.jpg

    Copyright: Senhormario/ Wikipedia Creative Commons


    Mich hat das damals nie beim Lernen gestört. Vielmehr habe ich die luftig-freie Atmosphäre als überaus inspirierend empfunden. Daher kann ich mir gut vorstellen, dass es die 3.500 Springerangestellten ähnlich empfinden könnten.


    Generell bin ich nach wie vor ein großer Fan dieses Baus, auch wenn ich in diesem Leben wohl kein Fan von Springer mehr werde.

  • Nun es ist ein Unterschied, ob man lernt oder seine Arbeit verichtet. Beim Lernen ist ein Störung oder Beobachtung durch Dritte nicht so relevant wie beim Arbeiten, wo das eigenen Tun ja entscheidet ob man die Arbeit behält oder nicht. Die mögliche ständige Kontrolle ist in diesem Fall nun wirklich relevant. Deshalb geht man ja wieder in die andere Richtung mit der einrichtung abgeschlossener Räume für ungestörtes Arbeiten. Für einen Reporter ist es schon etwas "gefährlich", wenn von 4 Etagen drüber erspäht werden kann, wer sein Informant ist...

  • AAPMBerlin Das kommt zum Einen auf die Unternehmenskultur an. An der FU nutzen zumindest teils auch Professoren und sonstige Dozenten die gleichen Bibliotheken wie die Studenten - und das wo viele ihre eigenen Büros für ihre Arbeitsprojekte nutzen könnten. Die stört es ebensowenig, dass man ihnen auf den Bildschirm starren oder ihre Bücherstapel scannen kann, wie die Studenten untereinander. Und wie man sieht, schaut man theoretisch auch dem Bibliothekspersonal auf die Finger. Aber in der Realität passiert das ohnehin kaum, weil jeder genug zu tun hat.


    Zum Anderen gibt es bei Springer ja schon auch noch andere (Büro-)Flächen, sodass man das entsprechend funktional auftrennen kann. Man muss solche Komplexe mE generell integriert denken: Man kann sich gewissermaßen je nach Bedarf und Projekt/ Arbeitsphase jeden Tag in neuen Teams zusammensetzen, zwischendurch aber auch mal einzeln oder in Kleinstgruppen arbeiten und gelegentlich gibt es dann auch mal ganz große Konferenzen.

  • Die Innenaufnahmen erinnern mich unmittelbar an die Aufnahmen aus dem damals neuen Unilever-Hauptsitz in Hamburg aus der Dokumentation "Work Hard - Play Hard". Seelenlose, völlig menschenfeindliche Arbeitswelten in denen es aussieht,"wie bei Ikea, mit einer Menge bunter Polstermöbel. Darunter liegt doch nur grauer Industrieteppich, und Arbeit ist Arbeit geblieben, auch wenn man sich müht, sie hübscher aussehen zu lassen".


    Mit Euphemismen zur "Arbeitsflexibilisierung" durch "nonterritoriale Arbeitsplatzkonzepte" wird Mitarbeitern dann das völlige Entmenschlichen des eigenen Arbeitsplatzes schmackhaft gemacht. Man müsse das "integriert denken", sagt der Vorposter. Alles ist gläsern, alles ist transparent, jeder ist "voll gut drauf". Es nötigt einem doch Respekt ab, mit welchem unbedingten Willen man hier mustergültig alle geltenden Lehrmeinungen bzgl. der vermeintlichen Erfolgsfaktoren effizienter und kreativer Arbeitswelten ins Werk gesetzt hat. Man sieht vor dem geistigen Auge, wie der Architekt den geneigten Anzugträgern in Hochglanz-Präsentationen die tollen neuen "horizontalen Begegnungsräume" und "Verbindungsbrücken" wider die unerwünschte "Unternehmensversäulung" vorstellt und die Äuglein leuchten. Eine Architektur die man im schlechtesten Sinne neoliberal nennen muss.

  • Masumania "Work hard" gilt aber überall in der Wirtschaft, auch ohne "play hard" als Komplementär. Und warum sollte man sich dann nicht mühen, die harte Arbeit etwas "hübscher aussehen" zu lassen oder "mustergültig alle geltenden Lehrmeinungen bzgl. der (vermeintlichen) Erfolgsfaktoren effizienter und kreativer Arbeitswelten ins Werk" zu setzen.


    Der Output wird doch ohnehin erwartet, darüber sollte man sich keine Illusionen machen. Dann arbeite ich persönlich lieber in einem anregenden Umfeld, wo ich im Idealfall selbst Standort und Sozialform beeinflussen und etwas besser auf meine Bedürfnisse ausrichten kann.


    Ich sehe ansonsten auch nicht, wo dieser luftige, flexible Bau mit Außenterrasse menschenfeindlichere Arbeitsbedingungen produziert als ein klassischer Büroturm wie etwa die benachbarte Springerzentrale. Ich würde sogar behaupten, dass der Neubau bspw. Hierarchien weicher zeichnet und eher ein Gefühl von Selbstbestimmung im Arbeitsprozess zulässt. Ebensowenig glaube ich, dass Springer hier den gläsernen, permanent überwachten Angestellten produzieren wird. Das wäre schnell öffentlich und wenig imageförderlich. Zudem glaube ich nicht einmal, dass es ergebnisförderlich wäre. Und gemessen wird man auch in der Branche letztlich am Produkt.


    Also natürlich lässt ein Wirtschaftsunternehmen nicht ohne Grund so bauen. Das ist doch selbstverständlich. Dennoch wäre ich etwas vorsichtig mit den Attributionen. Da sollte man vielleicht mal Leute fragen, die tatsächlich in solchen Gebäuden arbeiten und ggf. auch die klassische Alternative vom selben Unternehmen her noch kennen.

  • ^ "Work hard, play hard" ist ein beeindruckender Film über die postmoderne (Büro-)Arbeitswelt, den ich nur empfehlen kann. Ich finde das Innere des Gebäudes gelungener als sein Äußeres, architektonisch wirklich gelungen. Aber arbeiten wollte ich dort nicht, zumindest nicht in den offenen Trakten. Dafür schätze ich zu sehr mein Einzelbüro mit einer Tür, die ich schließen, und mit Wänden an denen ich Bilder aufhängen kann. Pflanzen auf dem Aktenschrank sind auch eine tolle Sache.


    Ob die ständige Sozialkontrolle in flexibilisierten Großraumbüros die Leute wirklich besser macht, wage auch ich zu bezweifeln. Mich würde es unter Dauerstress setzen. Erinnert mich an das Bentham'sche Panoptikum. Nur halt in einer sehr komfortablen Variante.

  • ^Lehrer oder Ärzte aber auch viele Architekten haben ebenfalls keine Einzelbüros - aber auch keinen permanenten Aufseher wie beim Panoptikum. Auch das Raumarrangement ist ein völlig anderes, weshalb ich hier keine unterschiedlichen Varianten sehe, sondern unterschiedliche Ansätze. Allenfalls kontrollieren sich die Angestellten hier (unbewusst?) gegenseitig. Demnach hätten wir hier eher das in Deinem Link ebenfalls beschriebene 'ergänzende Gegenstück' im Sinne Rousseaus: Eine von jedem Einzelnen in jedem ihrer Teile sichtbare und lesbare Gesellschaft ohne Dunkelzonen und ohne Privilegien. Aber auch das hielte ich noch für sehr stark überspitzt/ übertrieben.


    Generell wundere ich mich, welche Vorstellungen von Dauerstress durch Überwachung hier so kursieren. Ich arbeite seit Jahren in unterschiedlichen Settings mit Lerngruppen. Es ist eine völlige Illusion, dass man im permanenten Nebeneinander mehr als ein oberflächliches Bild des Arbeitsprozesses bekommt (und es ist relativ leicht, einen bestimmten Eindruck zu vermitteln). Das realistische Bild bekomme ich nur, wenn ich jemandem direkt auf die Finger schaue - und vor allem beim Prüfen der Produkte. Als wenn Springer misst, in welchem Winkel jemand auf seinem Platz sitzt, wie oft er auf den Bildschirm oder aber auf die Uhr/ aus dem Fenster schaut o.ä. Das wäre nur müßig und unprofessionell, zumal man ja trotzdem nicht in den Kopf schauen und die kognitiven Prozesse bewerten kann. Am effektivsten wäre es, die Nutzung des Computers zu überwachen aber das ist unabhängig vom räumlichen Setting, da elektronische Daten praktisch losgelöst von Zeit und Raum überall und sofort abrufbar sind.


    Wenn ich eine Dystopie für die heutige (Arbeits-)welt beängstigend finde, dann eher "The machine stops/ Die Maschine steht still". Denn da steht genau umgekehrt die permanente Kommunikation aus der Isolation heraus im Fokus (ähnlich wie bei der Matrix gibt es nur noch eine virtuelle gemeinsame Welt). Das ist mE in Hinblick auf unsere private wie professionelle Mediennutzung eher der moderne Trend und erinnert mich zudem sehr an die Lockdown-Zeit, wo auch ohne echte soziale Präsenz 'kommuniziert' und 'kollabiert' bzw. vor allem viel(!) zu allen möglichen Zeiten über diverse Datenkanäle hin und her geschickt wurde. Ich persönlich bin zwar für private Rückzugsräume aber überhaupt kein Anhänger von Homeschooling und Homeoffice. Und ich denke auch nicht, dass Menschen ausgerechnet am gemeinsamen Arbeitsort wiederum ständig allein in ihren stillen Kämmerlein arbeiten sollten. Weder sehe ich sie dadurch wirklich freier und selbstbestimmter agieren noch bessere Ergebnisse erzielen. Aber die Abwehrhaltung zeigt mir, dass ein produktives Beieinander auch absolut kein Selbstläufer ist. Neben der Architektur muss daher sicher auch in gute Konzepte und Schulungen investiert werden.

  • Sonnabend OMA Rundgang...mE... aus dieser Perspektive fügt es sich gut in die Umgebung ein

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    aber...

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    warum ist nur die ein stutze Schwarz gefärbt?img_e2404w0kpa.jpg


    dieses graue Muster auf den Fenstern ist extrem irritierend, es sieht einfach schmutzig aus...

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    Füße eine Art Straßenlaterne?


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    alle Fotos: Dropdeaded209

  • Die Straßen- und Gehwegbauarbeiten rund um den Springer-Neubau sind nun komplett abgeschlossen. Rundherum ist jetzt alles ordentlich asphaltiert, gepflastert und verpollert:


    Jerusalemer Straße:


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    Zimmerstraße:


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    Schützenstraße:


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    A.-S.-Straße:


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  • ^Bei Bildern von der Sarkophagseite zur Schützenstr. muss ich mich immer noch erstmal hinsetzen. Ist das die späte Rache für die Bombardierung von Rotterdam? Wird hier das Monströse von Mauer und Todesstreifen verarbeitet? Ist das eine dystopische Zukunftsvision? War das Geld alle? Ein Springer-Mausoleum? Ich krieg den Zugang nicht hin...

  • ^ Ja, die Schützenstraßenseite ist vollkommen missraten.


    ^^ Danke, Backsein. Ich nehme bei mir gerade wahr, wie die Poller schleichend einem Semiotisierungsprozess unterworfen sind, u.a. in Richtung "Zeichen für eine bestehende Bedeutsamkeit". Denn nur was aus irgendeinem Grund bedeutsam, relevant ist, ist auch gefährdet und muss, je nach räumlichen Gegebenheiten eben auch durch Poller, geschützt werden. Es ist daher vermutlich nur eine Frage der Zeit, (wenn es nicht ohnehin schon geschehen ist), bis Poller von Künstler*innen oder (Landschafts-)Architekt*innen als Stilmittel zur Erzeugung von Bedeutsamskeitseffekten genutzt werden.

  • ^Interessanter Gedanke. Aber markieren sie nicht auch die Grundstücksgrenze? Ich glaub ab da hat Springer Hausrecht...


    Ah, kann nicht sein, sie gehen ja über den Bürgersteig an der Zimmerstr.

  • Bereits hier angesprochen möchte ich mich anschließen, dass der öffentliche Raum rund um das Gebäude sehr ansprechend gestaltet ist. Wie in aller Regel immer in Berlin in folgender Abfolge: Bordstein - Kleinpflaster-/Mosaikstreifen - diagonal(!) verlegte Gehwegplatten - Kleinpflaster-/ Mosaikstreifen - Gebäude. Dazu in aller Regel vernünftige Laternen. Ich wüsste keine Großstadt hierzulande (zumindest im Westen, in den Ostmetropolen Leipzig und Dresden ist die Qualität und Anordnung ganz ähnlich) wo dieser öffentliche Raum auch nur annähernd diese Qualität aufweist. In München, Hamburg, Köln etwa oder Frankfurt sieht’s meist so aus: Bordsteinkante - nicht diagonal verlegte Gehwegplatten - Gebäude. Dazu in aller Regel unschöne Laternen und alle paar Meter Asphalt- und Bitumenflecken und Ausbesserungen. Auch Vorkriegspflaster (Katzenköpfe) fehlt den meisten Städten im Westen. Obwohl im Westen in den genannten Städten sicher mehr Geld zur Verfügung steht, geben sich die genannten Städte im Osten und Berlin wesentlich mehr Mühe und das öffentliche Straßenland hat in aller Regel mehr Grandezza.