Alexanderplatz - Abkehr vom Kollhoff-Plan?

  • Lüscher im Interview mit der Berliner Zeitung:


    • es gebe ein ernsthaftes Interesse an dem Bau eines Hochhauses neben dem Alexa - einen Entwurf dazu wolle man sich demnächst im Baukollegium ansehen
    • für die Zukunft wünscht sie sich ein saniertes HdR, ein, zwei weitere Türme neben dem Park Inn und Durchbrüche durch das HdE
  • ^^ Und sofort gibt es mal wieder die Diskussion um 'Sichtachsen', die durch den Bau eines Hochhauses gestört wären. Diese Leute denken wohl, man müsse eine Stadt wie einen barocken Park entwerfen, also mit Sichtachsen, strengen Magistralen und optischen Höhepunkten (wie etwa den Hbf?). Diese Leute verkennen jedoch, dass sich eine Stadtlandschaft oft eher durch den schnellen Wechsel von Sichtbeziehungen auszeichnet, weil in so einer Stadt je numal öfter mehr als nur ein Haus stehen sollte. Ich meine, es kommt ja auch niemand auf die Idee in NY den Abriss aller Häuser neben dem Empire State Building zu fordern, weil sie die Sichtachse von irgendeinem Scheißwinkel am anderen Ende der Stadt stören.

  • Soweit ich weiß, gibt es aber rund um das Empire State Building eine Höhenbegrenzung. Wohl aus ähnlichen Gründen...
    Grundsätzlich finde ich es aber auch spannender, wenn nicht alles im Stadtbild zentriert wirkt und sich Gebäude in einer Achse auch einmal gegenseitig teilweise verdecken.

  • Ich finde das Problem schon legitim. Mir wäre der Alexa-Turm zwar auch wichtiger, aber es handelt sich nun mal um die Magistrale schlechthin in Berlin. Daher sollte man dort auch auf die Ästhetik achten. Ein Kompromiß wäre es meiner Meinung nach, wenn man den Turm 140 Meter hoch werden läßt und ihn recht spitz zulaufen läßt.


    Man könnte quasi versuchen, eine Art Gemeinschaftssymbolik mit dem Fernsehturm zu erzeugen. Soweit ich weiß, ist der Fernsehturm schon recht gut sichtbar auf der Frankfurter, auch von weitem. Da muß man experimentieren. Man sollte aber einen Turm nicht per se ausschließen - und in der Tat sind die wechselnden Sichtbeziehungen etwas Spannendes. Nur wie gesagt: Diese Magistrale hat es schon in sich. :)

  • IEin Kompromiß wäre es meiner Meinung nach, wenn man den Turm 140 Meter hoch werden läßt und ihn recht spitz zulaufen läßt.


    Ich bin ehrlich gesagt davon ausgegangen, dass aufgrund der Entfernung, Abstand usw. das ganze gar nicht so schlimm aussehen würde. Doch dann habe ich es mal optisch primitiv aber exakt in 3D simuliert. Von der Karl-Marx-Allee sieht das vollkommen daneben aus :(


    Das ganze ist eine Auto-Rundfahrt von der Karl-Marx-Allee über Alex (mit der Mouse kann man sich umsehehn), dann über Rotes-Rathaus und Alexanderstr. zurück. Dabei ergeben sich einige interessant Perspektiven. 3 bisher nicht vorhandene HH habe ich eingebaut Hines, Alexa und das geplante 65m am Ende der Banane.


    http://www.hessburg.com/Alexanderplatz/Alexanderplatz.html


    benötigt unter Umständen vorheriges laden des Unity-PlugIns (vollkommen harmlos und seriös): https://unity3d.com/webplayer

  • Ein paar nette Screenshots aus der Simulation (Texturen der Fassaden sind oft verzerrt oder auch falsch rum mangels UV-Map, ist ja auch nur Quatsch):


    Blick von Karl-Marx-Allee höhe Straße der Pariser Kommune:


    Der Rest erklärt sich wohl von selbst…







    (Bilder: ich)

  • Diese verstreut positionierten Hochhäuser sind ein Witz.
    Da hat ja manche mittlere Großstadt in den USA spannenderes zu bieten.
    Irgendwie entsteht der Eindruck, dass das von den Entscheidern weder gewollt noch verstanden wird.
    Traurig...

  • ^^ Danke, Hausschwamm, für die eindrucksvolle Simulation. Bislang tendierte ich dazu, das Argument der Sichtachse als überzogen anzusehen. Mir war bislang nicht so klar gewesen, dass das Hochhaus am Alexa tatsächlich kilometerlang auf der Achse Flankfurter Allee / Karl-Marx-Allee den Blick auf den Alex so massiv verstellt. Ich bin ein entschiedener Befürworter einer großstädtischen Verdichtung des Alexanderplatzes mit Hochhäusern, doch ich denke, dass auf dem Alexa-Grundstück etwas deutlich Kleineres gebaut werden sollte, das den Blick auf den Alex auf der Ost-West-Achse nicht so massiv einschränkt.

  • Mir war bislang nicht so klar gewesen, dass das Hochhaus am Alexa tatsächlich kilometerlang auf der Achse Flankfurter Allee / Karl-Marx-Allee den Blick auf den Alex so massiv verstellt.


    Na und? Die Gestaltung des neuen Hochhauses finde ich interessanter - dann wird eine Blickachse mit einem interessanteren Hochhaus abgeschlossen. Ganz offen gesagt: Ich finde es absurd, alleine durch Gewohnheit eher durchschnittlichen Bauten ewigen Blickachsen-darauf-Bestandsschutz zu gewähren - auf diese Weise wäre jeglicher Wandel verboten und man dürfte kaum noch höhere Bauten errichten.


    Zum Vergleich - noch vor 20 Jahren dominierte der Tower 42 die Londoner Skyline (vor allem vom Südufer der Themse gesehen), heute kann man ihn kaum noch hinter höheren Neubauten finden. Wen stört's? Dafür sind sogar interessantere Hochhäuser sichtbar.

  • Sorry, aber das ist doch lächerlich, wer fordert denn hier, dass "jeglicher Wandel verboten werden" soll? Anderen absurde Positionen in den Mund zu legen und diese dann als absurd zu bezeichnen, ist kein guter Stil.


    Ich denke, städtebauliche Fehler entstehen regelmäßig dann, wenn man sich auf eine bestimmte Sache so sehr fixiert (hier: endlich mehr Hochhäuser am Alexanderplatz) dass man sich vor den Folgekosten verschließt. Die Blickachse auf der kilometerlangen Ost-West-Achse zum Alex ist eben nicht eine bleliebige Blickachse auf einen "durchschnittlichen Bau", und es hat nichts mit "Gewohntheit" zu tun, ihre Qualität anzuerkennen. Ihre Verbauung schulterzuckend abtun, nur damit endlich noch ein Hochhaus gebaut wird, scheint mir kurzsichtig und städtebaulich unverantwortlich.

    3 Mal editiert, zuletzt von ElleDeBE ()

  • Was für Fehler, was für Folgekosten - dass ein Gebäude aus einer Richtung nicht mehr sichtbar wird, welches weder Weltkulturerbe noch etwas ähnlich bedeutendes darstellt? Nach diesem Prinzip hätte kein Hochhaus je gebaut werden dürfen, denn das erste verstellte auch irgend einen Blick.


    Gerade am Alexanderplatz gibt es nichts, was unbedingt unverstellt bleiben sollte - keine Kathedrale, kein Schloß, nichts besonders historisches. Die besagte Blickachse wird doch bleiben, nur am Ende wird sich derer Abschluss verändern. Wahrscheinlich wird er noch spannender und urbaner wirken.


    Und ja, die Achse kenne ich - zweimal bin ich kilometerweit neben meiner Frau gen Westen zum Alex gelatscht, zuletzt im Juni 2013.

    Einmal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • Das wäre eine Vergewaltigung eines der wichtigsten städtebaulichen Räume Berlins. Da wird nichts interessanter. Da würde etwas zerstört über das sich nachfolgende Generationen noch über Jahrzehnte ärgern würden. Der Fernsehturm ist klarer solitärer Abschluss der KMA-Achse.

  • ^^Kennst Du überhaupt diese Achse Frankfurter Allee /Karl-Marx-Allee? Weißt Du, wie wichtig der Alex als westlicher Abschluss dieser Achse ist? Wie gesagt, ich bin kein Sichtachsenfetischist, und ich bin entschieden für mehr Hochhäuser am Alexanderplatz, die dann natürlich auch von irgendeiner Perspektive den Blick auf den Alex verstellen werden. Aber hier geht es eben nicht um eine x-beliebige Sichtachse, sondern um eine der eindrucksvollsten und bedeutendsten Blickachsen zumindest Berlins, und es geht auch nicht um ein x-beliebiges Gebäude, das verstellt wird, sondern um das höchste Gebäude Deutschlands.

    Einmal editiert, zuletzt von ElleDeBE ()

  • Also ich kann jeden verstehen, der sagt die Sichtachse würde verschlechtert oder der Abschluss sähe nach Bau EINES Hochhauses an dieser Stelle schlechter aus - denn das sehe ich genauso. Doch genau hier liegt die krux, viele hören sofort auf zu denken. Seid doch mal kreativer! Am Alex soll nicht EIN Hochhaus entstehen, sondern gleich ein ganzes Cluster. Und stellt man sich vor dass der Abschluss dieser Magistrale ein ganzes Hochhauscluster bildet, mit unterschiedlichen Fassaden, Höhen, Baustilen, so wird ganz schnell klar dass der schöne/beeindruckende/pointierte/würdige Abschluss des Blickes aus der KMA hier sogar entscheidend verbessert werden kann. Sicher nicht sofort - aber auf mittlere bis lange Sicht ganz sicher! Ich finde ebenfalls das der Fernsehturm alleine hier gut aussieht - aber nicht besser als ein mögliches Cluster, und auch nur aus dieser einen Perspektive. Die Fragestellung sollte nicht sein Fernsehturm oder EIN Hochhaus, sonder Fernsehturm versus mögliches Cluster. Und die beantwortet sich für mich doch eindeutig mit letzterem.

  • Das Cluster soll ja eben nicht mehr entstehen, sondern nur noch vereinzelte Hochhäuser. In der Logik des alten Kollhoffplans war das Alexa-Hochhaus auch schon falsch platziert, aber irgendwie entschuldbar. Ich denke, man sieht anhand der oben gezeigten Visualisierungen auch sehr gut, dass Hines-Hochhaus und Alexa-Hochhaus zu weit auseinander liegen. Neue Hochhäuser können besser um das Park Inn herum als Gruppe verortet werden.

  • Aber wie sollte das gelingen können? Der einzige mögliche Ort wäre der heute noch vom Flachbau besetzte, auf allen anderen Seiten aber ist entweder öffentlicher Raum oder Kaufhof. Meines Erachtens könnte ein Turm anstelle des ex-Saturn-Flachbaus aber die Lücke zwischen Hines und Park Inn ganz gut schließen, vielleicht sogar um so besser, wenn er höher wäre als der Hines Turm, so dass sich eine gewisse Komposition der drei Türme ergäbe.

  • Nach mehrmaligen "rumfahren" bin ich inzwischen der Meinung, dass die Sache mit der Blickachse egal ist.


    Auch die Abstände zwischen den Türmen finde ich überhaupt nicht schlimm, dadurch bemerkt man vor Ort die identische Höhe der zwei Türme überhaupt nicht mehr. Durch die verteilten kleineren HH vor Ort wirkt das Ganze eigentlich recht spannend. Auch das Haus des Lehrers integriert sich wunderbar und scheint besser zu wirken als bisher.


    Der Fernsehturm ist weiterhin eindeutig dominant und wird durch den erhöhten Anreiz den Blick nach oben schweifen zu lassen eigentlich noch gestärkt.


    Diese verstreut positionierten Hochhäuser sind ein Witz.
    Da hat ja manche mittlere Großstadt in den USA spannenderes zu bieten.
    Irgendwie entsteht der Eindruck, dass das von den Entscheidern weder gewollt noch verstanden wird.
    Traurig...


    Es sind ja nur 2 Türme, da kann man ja nichts dichtes mit anstellen.
    Aber die machen offenbar trotzdem schon einen gewaltigen Unterschied.

  • Ich sehe es auch so, dass der Fernsehturm sehr wichtig für die Blickachse der KMA ist. Allerdings hatte man bei der Bewertung des Masterplans und 20 Jahre danach Gelegenheit, sich damit zu beschäftigen. Jetzt ist es zu spät (mal wieder ;) ).

  • @ Hausschwamm


    Ich finde auch, man sollte ruhig Blut bewahren und beide Lager ernst nehmen. Ist denn der Alexa-Turm wirklich so breit? Was ist mit einer filigranen, spitzen Komposition? Da muß man experimentieren.


    Zur Mikro-Ebene: Das finde ich nun wirklich völlig egal, die Kritik hier. Auch wenige Hochhäuser machen sich. Zudem wissen wir nicht, was in ein paar Jahrzehnten ist.


    Zur Makro-Ebene: Man müßte sich wirklich noch mal genau angucken, wie breit der Alexa-Tower wird. Auch ein sehr spitzer, umso höherer Turm könnte dort etwas bringen. Es müßte ein Entwurf her, der möglicherweise zusammen mit dem Fernsehturm etwas hermacht.

  • Damit man am Straußberger Platz die Kugel sieht dürfte das Alexa-HH max. 135 Meter hoch werden. Am Frankfurter Tor wäre das egal. Warum fällt denen das mit der Sichtachse jetzt erst ein? Im Jahre 2004 war der Baubeginn des Alexa, also 11 Jahre nach Beschluss des Kohlhoff-Plans. Warum fiel in den 11 Jahren das niemanden auf? Ist ja fast wie mit Stuttgart 21, solange das nur geplant und politisch beschlossen wird gibt es keine Proteste diese erst wenn die Bauarbeiten anfangen.
    Zum TLG-Riegel. M.E. gibt es durchaus eine Möglichkeit die Türme und niedrigeren Häuser davor zu bauen. Der TLG-Riegel ist etwa 38 Meter vom Gehweg der Strasse entfernt, Platz genug um Gebäude davor zu stellen. Viele typischen Seitenstraßen in Berliner Gründerzeitvierteln sind etwa 18 Meter breit. Wenn man sagen wir mal die Türme etwas schmaler baut, so max 20 Meter haben wir immer noch 18 Meter Platz dazwischen. Typische Gründerzeit-Altbauten haben etwa 13 Meter Breite. Wenn man die Gebäude neben den Türmen so breit baut sind das dort etwa 25 Meter Abstand. Wenn man hier mal echte Häuserschluchten riskiert so kann man durchaus noch Gebäude incl. Türmen an die Straße davor setzten. Ob das aber im Sinne der "Denkmalschützer" ist darf bezweifelt werden.

    Einmal editiert, zuletzt von Ufologe ()