Sanierung von Plattenbauten

  • ^ Danke!

    Vor ein paar Wochen sind wir dort vorbeigekommen und das Gebäude war mir auch aufgefallen. Ich dachte damals eher, dass es sich um einen Neubau handele. Es ist sicher kein totaler Augenschmaus, aber recht interessant und ansprechend geworden. Vor allem bei der Dachlandschaft wurde hier mal was gewagt.


    Insgesamt vergebe ich also eher ein positives Urteil. :)

  • Ja, in der Tat, ein gelungenes Beispiel, welches sich definitiv nicht hinter manch modernem Neubau verstecken muss. Gerade diese unsägliche Platte im Bildhintergrund, mit dieser widerwärtigen Farbgestaltung, zeigt ja recht eindrücklich, wie man nachhaltig und zeitgemäß diese-qualitativ offenbar durchaus langlebigen- Kisten ins hier und heute transportieren kann. Danke für die Bilder.

  • ^ Wurde denn schon der 'Ritualraum' mit Reetdach begonnen? Da würden mich mal Bilder interessieren wenn das Ganze fertig ist.


    Prinzipiell finde ich das natürliche betongrau besser als die ursprünglich geplante dunkelgraue Betonfassade, da die starke Profilierung der Fenster gut wahrnehmbar wird (ansonsten kein Schattenbild mehr auf der Fassade wahrnehmbar). Gerade solche Fassadenstrukturen machen Günderzeitler & Co. so überaus reizvoll. Aber auch moderne Fassaden mit Struktur wie hier sind reizvoll. Die ebenen monochromen Fassaden mit ihrer Styropordämmung und dem dünnen Putz, der das Dämmplattenverlegemuster und die Befestigungen durchscheinen läßt - was sich mit zunehmender Alterung immer stärker abzeichnet - sind das allerletzte weil ihr geringer Herstellungsaufwand und ihre Einfallslosigkeit so offensichtlich ist.


    Dadurch das die Farbe der Fassade der Vollgeschosse mit dem des zweigeschossigen Mansardendaches sehr ähnlich ist, tritt dieses gegenüber einer dunklen Fassade nicht so hervor und die asymmetrischen Fenster läßt/lassen in diesem Fall die gesamte Gebäudeproportion zw. Dach und Vollgeschossen ausgewogener erscheinen. So ein übergroßes Mansardendach kann auch einen Gründerzeitler nach einer Sanierung in seiner Optik arg ramponieren.

  • Wird die Sanierumg von Plattenbauten eigentlich regional unterschiedlich durchgeführt?

    Wenn ich durch Dresden fahre, habe ich immer den Eindruck, dass man dort ein besseres Händchen für Plattensanierungen hatte als anderswo?

  • ^

    Und welche findest Du besonders gelungen? Hier eine kleine Auswahl.




    Dresden-Johannstadt-Platte

    User:Kolossos, CC BY-SA 3.0 <http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/>, via Wikimedia Commons





    Dresden Straßburger Platz 2014 Johannstadt Sarrasani wga-Wohnblocks Berufsschule

    Frze, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons





    Dresden Johannstadt St.-Joseph-Stift

    Frze / WIKImedia / CC3.0, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons






    20160206100DR Dresden-Pirnaische VS HH Grunaer Straße 24

    Jörg Blobelt

    , CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons




  • Hui, so kann man sich täuschen! Ich fahr meistens an der Blasewitzer Strasse, Fetscherstrasse, Striesener Strasse, Stübelallee entlang...

  • Ich finde auch die von Stahlbauer gezeigten Beispiele nicht übel. Gerade die markanten Hochhäuser am Johannstädter Elbufer sind gut saniert. Nicht alles mit Dämmung zugeklebt, die Baustruktur bleibt erkennbar und vor allem nicht wahllos Farbe rangeschmiert.

  • Da hat Stahlbauer aber wieder mal die besten Beispiele aus Dresden rausgepickt ;)


    Es gibt sehr wohl auch gut gemachte Renovierungen von Plattenbauten in Dresden.

    Hier sind in meinen Augen besonders die Stundentenwohnhäuser an der Wundtstraße (Google Link) oder der Hochschulstraße (Google Link)

    zu nennen.

    Es gibt in meinen Augen noch weitere aber ich will ja hier keine unnötige Aufzählung machen.

    Allgemein kann man denke ich sagen sind die Plattenbauten in Ost- wie West- in der Regel Sozialwohnungen oder zumindest Wohnungen für den kleinen Geldbeutel, ich denke jeder der etwas mitdenkt kann sich vorstellen das man da nicht unbedingt eine Luxussanierung macht und sich den letzten bezahlbahren Wohnraum für die nicht ganz so gut verdienenden wegsaniert.

    So denk ich ist das in Dresden, Berlin, Köln oder auch eventuell Leipzig.

    Ich möchte hier auch keine Negativbeispiele von anderen Städten anführen, ich denke jeder weiß wie die Platte in der eigenen Stadt aussieht.

  • Fassadensanierung Leipziger Straße 55-56

    Zuletzt hier


    Inzwischen ist auch der östliche Gebäudeteil zur Niederwallstraße / zum Spittelmarkt weitestgehend fertig saniert. An der Ost-und Nordseite wird noch gearbeitet, aber auch dort ist das Ergebnis bereits gut sichtbar.


    Ansicht vom Spittelmarkt;


    platte_leipziger01.jpg


    platte_leipziger02.jpg


    Von "näher ran":


    platte_leipziger03.jpg


    platte_leipziger04.jpg


    platte_leipziger05.jpg


    Ostseite, Ansicht Niederwallstraße. Die Rückseite des Gebäudes wurde wesentlich einfacher gestaltet, bemaltes Styropor. Mit den orangefarbigen horizontalen Streifen sieht es erstmal ganz freundlich aus:


    platte_leipziger06.jpg


    platte_leipziger07.jpg


    platte_leipziger08.jpg


    Leider ist jetzt schon absehbar, dass nach einigen Jahren der bei diesem Isozeugs unvermeidbare Grauschleier und der Schimmelsiff die Rückseite "zieren" werden. Aber frisch gestrichen sieht es ok aus:


    platte_leipziger09.jpg


    platte_leipziger10.jpg


    Blick von der Ecke Jerusalemer-/Kronenstraße auf die Rückseite:


    platte_leipziger11.jpg


    platte_leipziger12.jpg


    Zum Vergleich die für meinen Geschmack misslungenen Fassaden des sich westlich anschließenden Plattenriegels (grau in grau), die nichts mit der Ursprungsgestaltung zu tun haben:


    platte_leipziger13.jpg

  • Die nördliche Bebauung der Leipziger gehört mit zu den schlimmsten Bausünden. Leider hat man sich in den letzten 30 Jahren nicht zu einer städtebaulichen Reparatur durchringen können. Diese monströsen Abriegelungen finden sich ja öfter im DDR Städtebau. Ob das gebauter Lärmschutz war oder andere städtebaulichen Vorstellungen zu Grunde lagen, weiß ich nicht. Ich finde es jedenfalls äußerst negativ.

    Die Punkthochhäuser gegenüber erlauben eine gewisse Durchlässigkeit und sind natürlich auch ästhetisch ansprechender als diese mäandernden ohne erkennbare Struktur gebauten Riegel. Eine Reduzierung auf Blockrandhöhe fände ich wirklich erstrebenswert. Man könnte auch näher an die Leipziger ran rücken oder einzelne Vorsprünge bauen mit Büronutzung.


    Dazu kommt, dass durch diese Monostruktur, die ganze Leipziger leidet. Da kann man ansonsten so viele Gestaltungswettbewerbe machen wie man will, man wird keine qualitative Aufwertung hinbekommen.

    Was soll's, die nächsten 30 Jahre wird sich nichts ändern und wie es Backstein schon vermutet, sind Sanierungen dieser Art nicht besonders langlebig und nach ein paar Jahren wird es wieder ziemlich über aussehen.

  • ^Man könnte auch anderweitig Struktur reinbringen. Bei den sehr langen Riegeln, die sich in dieser Lage wohl kaum reduzieren lassen (hohe Nachfrage), könnte man in verschiedenen Abstufungen gläserne Aufstockungen planen. Hier ein sehr trivialer Entwurf:


    Es hätte den Vorteil das zusätzlicher Wohn- Geschäftsraum in der Innenstadt geschafft werden könnte. Dadurch könnte man ausserdem im EG + evtl. 1 Stock Durchbrüche schaffen die den Fußverkehr durch das Gebäude hindurchlenken.


    Natürlich müsste man statisch prüfen ob so eine Aufstockung überhaupt möglich ist, aber auch im negativen Falle könnte man die Statik stabilisieren um dann doch aufzustocken. Rechnen würde es sich höchstwahrscheinlich schon in so einer Lage.


    40381749jb.jpg


    Grafiken alle aus Google Earth / Zusammenstellung: Eigene Darstellung

  • Da hat Stahlbauer aber wieder mal die besten Beispiele aus Dresden rausgepickt

    Aus der schieren Masse an Dresdner Plattenbauten habe ich nur stichprobenartig einige einigermaßen passende Fotos herausgesucht.


    Ein Vergleich Berlins mit den kleinen Mitteldeutschen Städte ist schon fast unredlich. Ich sehe den Hauptunterschied in den deutlich uterschiedliche Ausgangsbedingungen nach dem II. Weltkrieg und den deutlich unterschiedlichen Wiederaufbauumsetzungen. Wir haben da kaiúm zerstörte Städte wie Halle / Saale oder Erfurt. Die hatten ganz andere Herausforderungen zu meistern als mäßig zerstörte Städte wie Leipzig und schon gar kein Vergleich mit stark zerstörten Städte wie eben Berlin, Chemnitz, Magdeburg oder halt das völlig zerstörte Dresden.



    Da besonders die großen Plattenbauprojekte überhaupt keine Rücksicht auf die gewachsenen Strukturen genommen haben, gibt es diese Probleme:

    Die nördliche Bebauung der Leipziger gehört mit zu den schlimmsten Bausünden. Leider hat man sich in den letzten 30 Jahren nicht zu einer städtebaulichen Reparatur durchringen können. Diese monströsen Abriegelungen finden sich ja öfter im DDR Städtebau. Ob das gebauter Lärmschutz war oder andere städtebaulichen Vorstellungen zu Grunde lagen, weiß ich nicht. Ich finde es jedenfalls äußerst negativ.

    Die Punkthochhäuser gegenüber erlauben eine gewisse Durchlässigkeit und sind natürlich auch ästhetisch ansprechender als diese mäandernden ohne erkennbare Struktur gebauten Riegel. Eine Reduzierung auf Blockrandhöhe fände ich wirklich erstrebenswert. Man könnte auch näher an die Leipziger ran rücken oder einzelne Vorsprünge bauen mit Büronutzung.


    Dazu kommt, dass durch diese Monostruktur, die ganze Leipziger leidet. Da kann man ansonsten so viele Gestaltungswettbewerbe machen wie man will, man wird keine qualitative Aufwertung hinbekommen.


    Da kann man die Fassaden aufhübschen wie man will, die städtebaulichen Probleme bleiben bestehen.

  • ^ Wurde denn schon der 'Ritualraum' mit Reetdach begonnen? Da würden mich mal Bilder interessieren wenn das Ganze fertig ist.

    Ja, die Arbeiten wurden letzten Herbst begonnen.Das Fundament, das ich hier fotografiert habe, wird wohl der "Ritualraum" (das zweite Foto). Grösser als gedacht...


    Lichtenberg | Kleinere Projekte

  • DeFlat - Haben denn die Architekt:innen keine Ideen mehr?


    In Amsterdam Kleiburg wurde ab 2011 ein Wohnriegel aus den 1970er Jahren behutsam und zeitgemäß umgebaut: Sicher lassen sich beide Bauweisen und auch die Lage nicht vergleichen, aber ein bißchen mehr Innovation täte gut. Obwohl die Form der Balkone und die teilweise mäandrische Grundform ähnlich sind. Auch in Frankreich gibt es etwa mit Lacaton & Vassal Beispiele für einen besseren Umgang mit Gebäuden dieser Art.


    https://urbannext.net/deflat-kleibrug/


    http://lacatonvassal.com/index.php?idp=80

    Einmal editiert, zuletzt von WBS70 ()

  • Heute gab es einen interessanten Artikel im Baunetz, zu einer sehr gelungenen Sanierung in einer der Hochhäuser an der Leipziger Straße.


    https://www.baunetz.de/meldung…er_in_Berlin_7595860.html


    Ich kenne die PR-Kampagne für Plattenbauten, mit Bildstecken von Wohnungen aus den Rathauspassagen. Gefühlt fällt einen da immer die Decke auf den Kopf und den Wohnungen die strukturelle Spießigkeit zu nehmen, scheint dort fast unmöglich.


    Desto mehr bin ich vom Ergebnis und der Großzügigkeit der Wohnung in der Leipziger überrascht. Ein großes Lob an den Architekten Christopher Sitzler, der wohlmöglich hier seine eigene Wohnung gestaltet hat.

  • Na also ganz ehrlich, da krieg ich ja nur vom durchzappen Zustände. Sichtbeton, freiliegende Leitungen - und was soll diese Bandnische neben dem Bett? Dazu noch gefließt im 90er Jahre Kleinformatstil und eine Lichtröhre, damit es erst wirklich aussieht wie im Sanatorium. Wems gefällt, bitteschön. Aber ein Modell für gefragten Wohnraum ist das für mich keinesfalls. So will doch (fast) keiner wohnen.

  • Über Geschmack lässt sich glücklicherweise trefflich streiten. Wer Sichtbeton nicht mag, stelle sich bitte Putz und die Möbel seiner Wahl (Gelsenkirchener Barock, Ikea usw.) vor. Und wenn man sich schon in Details verliert... Die 3 Heizstränge (vor den Fenstern!) die von und zu den anderen Wohnungen führen, waren im unsanierten Zustand übriges (wie bei den meisten Gründerzeitlern auch) auf Putz, wurden nicht freigelegt und konnten sicherlich nicht verlegt oder verkleidet werden.


    Ich finde den Raumeindruck und den Grundriss sehr gelungen (man schaue sich nur den unbelichteten Bestand an). Gerade der offene und dennoch differenzierte Raumeindruck und der Diagonalblick Arbeitszimmer-Wohnen/Essen-Schlafzimmer gefällt mir. Ich denke auch, dass gerade das Absetzen der Sichtbetonunterzüge und Decken von den Wandflächen, den Raum optisch erhöhen. Auch so eine kleine Bauaufgabe ist schon nicht ohne.

  • Alles sehr pretentiös. Ich kann mir den Heini richtig vorstellen, der da wohnt und immer von seiner "Desigernwohnung" spricht. Er hat dann sicher auch ein "Designersofa" und findet sich mit dem Sichtbeton und der Badewanne neben dem Bett mega crazy. Ich find's ganz schön geschmäcklerisch und abgedroschen.


    ^Ach, und ich möchte meinen, zwischen diesem Style-Alarm und Gelsenkirchener Barock war dann noch etwas anderes als Option.

  • So will doch (fast) keiner wohnen.

    Kannst du mir mal den Link zu der Erhebung schicken?

    Alles sehr pretentiös.

    Oder eben einfach nicht dein Geschmack. Ich kann mir auch gut vorstellen, wie der Heini, der da wohnt, den Heini in seiner Gründerzeitwohnung unglaublich spießig findet... so mit seinem Dielenboden und seiner fein verstuckten Decke, wie zu Omas Zeiten...


    Das wir einen anderen Ästhetischen Kompass haben ist ja gut und schön, dass wir dann aber immer gleich mit der persönlichen Wertungskeule daherkommen müssen. <- Ja, ich bin mir der Doppelzüngigkeit meines Beitrags bewusst.