Berliner Dom

  • Die Sache ist doch einfach zu verstehen.

    Die Räumlichkeiten des Gebets stehen Jedermann bei jedem katholischen Gotteshaus der Welt offen.

    Ein reiner Sightseeing Punkt wie eine Turmbesteigung nicht.

    Der Berliner Dom ist aber kein Dom im Sinn katholische Kathedrale. Das verwirrt schon erst einmal.


    Der Wikipedia Eintrag gibt Aufschluss darüber warum er trotzdem so heißt. Ein Vorgängerbau war tatsächlich ein katholischer Dom und wurde dann protestantisch. Die Bezeichnung blieb. An der Stelle gab es sogar mehrere Wechsel der Konfessionen. Katholisch, dann lutheranisch, dann calvinistisch, dann wieder lutheranisch. Wie die preußischen Fürsten gerade selbst glaubten sollte auch das Gotteshaus organisiert sein.


    Darum ist die Geschichte des "Doms" ohne die der preußischen Monarchen definitiv unvollständig. Die Denkmalskirche gehört ganz unideologisch dazu.

  • ^ Das stimmt so nicht, zu den Gottesdiensten kommt man ohne bezahlen rein.
    Wie aus der entsprechenden Info-Seite zu entnehmen, muss die Berliner Domgemeinde 97% ihres jährlichen Etats selbst erwirtschaften, nur 3% stammen demnach aus Kirchensteuern und Zuwendungen des Landes Berlin. Für den Unterhalt des denkmalgeschützten Gebäudes, Musiker, Gottesdienste, Heizung, Strom, Sicherheitsfirma, Personal und vieles mehr werden demzufolge ca. 15.000 Euro pro Tag benötigt.

  • ^ Ich könnte ja auch mal das Bedürfnis haben zu beten oder mich spirituell zu ergötzen wenn nicht gerade Gottesdienst ist. Von daher nicht meins eine solche Massnahme.

  • Die großen Kirchen in der Münchner Altstadt (Alter Peter, Frauenkirche, Theatinerkirche) verlangen keinen Eintritt und sind häufig so mit respektlosen Touristen überfüllt, dass ein stilles Gebet für den normalen Gläubigen gar nicht mehr möglich ist: Da wird laut geredet, mit Selfie-Sticks herumfotografiert oder sogar in der Kirche gegessen. Deshalb finde ich es schon richtig, dass stark besuchte Kirchen außerhalb der Gottesdienstzeiten Eintritt verlangen - nicht nur, um Einnahmen für Unterhalt und Restaurierung zu erzielen, sondern auch, um Besucherströme zu regulieren und Übertourismus zu verhindern.

  • ^ Man wird die Doppelfunktion bedeutender Kirchen als touristisch interessante Baudenkmäler und Orte des Glaubens nicht auflösen können. Das ist nicht einmal eine Erscheinung der Neuzeit – schon im Mittelalter waren die großen Kathedralen Hotspots des öffentlichen Lebens; dort wurde nicht nur still gebetet, sondern auch gestaunt, gehandelt, gestritten und (wenn man den Berichten glauben darf) sogar gevögelt. Klösterliche Andacht und Stille dürfte in den Innenstadtkirchen selbst um 1300 nicht geherrscht haben.


    Als Agnostiker erlaube ich mir außerdem die ketzerische Frage: Wenn Gott überall ist, warum muss ich dann mein Zwiegespräch mit ihm ausgerechnet in einer großen Kathedrale suchen? Warum nicht in der Dorfkirche oder vor dem Hausaltar? Ist nicht der Wunsch, unbedingt in einem Dom zu beten, eine originär moderne Denkweise? Eine Suche nach dem Spektakel, die sich gar nicht auf Gott bezieht, sondern auf gewaltige Gewölbe samt Stuck, Statuen und phänomenaler Akustik?


    Den Eintritt für den Berliner Dom (nicht den für den Kuppelaufstieg) finde ich trotzdem problematisch. Nicht wegen des Glaubens, sondern weil Kirchen in der europäischen Tradition eben öffentliche Orte sind, die jeder betreten kann. Die Sonderstellung der Berliner Domgemeinde muss man bei dieser Kritik aber berücksichtigen. Der Kölner Dom wird von der katholischen Kirche getragen, die weltumspannend ist und sehr reich. Der Berliner Dom hat nicht einmal die lutherische Kirche in Deutschland hinter sich, sondern steht (fast) für sich allein.


    In diesem Sinne: Ich bete nicht, und den Dom besuche ich zweimal im Jahr, wenn ich Freunden von außerhalb die Stadt zeige. Den Eintritt betrachte ich als Spende für den Erhalt des Gebäudes.

  • Danke, Architektenkind - solche ausgewogenen Beiträge sind eine Bereicherung für unser Forum! Wir sind uns glaube ich einig, dass man den Sonderstatus des Berliner Doms berücksichtigen muss, der zwar eine Art "Hofkirche der Republik" ist, aber leider ohne entsprechende Finanzierung. Hier wäre vor allem der Bund gefragt.

  • Wir sollten auch nicht vergessen, dass der Eintritt ein sehr interessantes Dom-Museum und (wenn ich mich recht erinnere) die Besteigung der Dom-Kuppel mit einer besonderen Rundumsicht auf Mitte und der gesamten Museumsinsel beinhaltet.

    So gesehen finde ich den Reduzierung auf, 'man zahlt nur für ein kurzes Mal Kirche anschauen' sehr verkürzt und etwas polemisierend. Und natürlich muss dieses Bauwerk mit Geldern unterhalten werden. Es könnte natürlich auch theoretisch ohne Eintritt, sondern von Amazon oder Zalando als Paten finanziert werden, aber ich denke, dann wäre - zu Recht - der Aufschrei (und auch die Gebäude-Abnutzung) viel größer. Fazit: Der Dom ist schön anzusehen, aber eben auch kein LaLa-Land-Paradies, sondern er kämpft mit ganz irdischen Erste-Welt-Problemchen.

  • Ein paar Infos zur beginnenden Sanierung der Hohenzollerngruft im Berliner Dom:


    • die Bauarbeiten beginnen am ersten März und sollen im Frühjahr 2023 abgeschlossen sein
    • die Sanierung wird 18 Mio. Euro kosten, die Finanzierung wird durch den Bund, das Land Berlin und private Spender sicher gestellt
    • von besonderer Relevanz ist eine erstmals installierte Klimaanlage sowie ein neues Beleuchtungskonzept
    • die Anordnung der Särge soll sich an einem Friedhof orientieren, die Besucher sollen sich am Ende im Rau frei bewegen können
    • in der Gruft liege 90 Mitglieder des Hauses Hohenzollern, darunter Friedrich I.

    Quelle: https://www.berliner-kurier.de…ld-aufgemoebelt--36236812

  • @Architektator

    Im Kölner Dom gibt es kostenfreien Eintritt, immer (nicht die Turmbesteigung gemeint) aber für Ordnung und Ruhe sorgen Mitarbeiter der Kirche bzw. Sicherheitsdienste. Ich bin auch der Meinung, dass ein Gotteshaus ein stets offener, kostenfreier Raum sein sollte. Fehlende Gelder kann man durch weniger Werbung im Straßenraum und mehr/höhere Spenden erreichen. Im Kölner Dom funktioniert das super. Vielleicht wäre überregionale Gotteshand was? 😂


    Bin selbst Atheist, aber wer wirklich Rat sucht, der sollte menschliche Nähe bekommen, ohne Eintritt. Religion für Alle.

  • ^Seelenheil und Seelsorge sind doch keine öffentlichen Güter. Auch wenn die Kirchen ihre Dienste der Allgemeinheit oft unentgeltlich und ohne nach Gemeindemitgliedschaft zu differenzieren zur Verfügung stellen und zudem von vielen Gemeindemitgliedern ehrenamtlich erbracht werden, greift es doch zu weit, daraus einen Anspruch auf freihändige Verfügbarkeit abzuleiten oder sie als 'gottgegeben' zu betrachten. Das schließt mMn auch den Zutritt zu Gotteshäusern ein, auch wenn und wo es Gewohnheit ist, diesen dem Publikum unentgeltlich zu gestatten.


    Sicher war es nicht immer so, aber daß eine Kirche heutzutage einen hilfe- oder ratsuchenden Menschen abweisen würde oder Christen die Gelegenheit oder den Zutritt zum Gebet verweigern würde, ist doch wohl als Ausnahme und nicht als die Regel anzusehen. Vielleicht wäre es dann doch konstruktiver, ein alternatives Finanzierungsmodell, das ohne oder mit geringeren Eintrittsgeldern auskommt, zu unterbreiten. Persönlich finde ich jedoch, daß die €7 Eintritt dem Besucher doch auch vermitteln, daß die Rekonstruktion und der Erhalt der ganzen Pracht eben nicht umsonst ist.


    Im übrigen kostet der Eintritt für die Westminster Abbey und St.Paul's jeweils momentan £23, also ca. €28.

    2 Mal editiert, zuletzt von Cavendish ()

  • Ich habe mal die wesentliche Geschichte des Berliner Doms von der Errichtung bis heute in einem Video zusammengefasst.

    Die nahezu unbeschädigte Denkmalkirche wurde ja bekanntlich durch das DDR Regime gesprengt. Wesentliche Teile sind erhalten geblieben (siehe Video) und in jüngerer Zeit gibt es immer mal wieder verstärkte Überlegungen die Denkmalkirche wieder aufzubauen. Insbesondere auch nachdem das Berliner Stadtschloss errichtet wurde. Wie ist Eure Meinung zu dem Thema?

    Aktuell läuft ja ein Ideenwettbewerb der FH Potsdam zu dem Thema.


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  • Schwierige Frage. Der Dom steht ja erstmal und ist auch sowohl Innen als auch Außen in einem guten Zustand. Wenn auch die Kuppeln vereinfacht wiederrichtet wurden besteht hier kein Dissenz für einen Ensemblecharakter der so auch ohne die Denkmalkirche gegeben ist. Natürlich kann man sich immer noch hier und dort etwas wünschen, die bessere Proportionalität anführen etc.. Was die Denkmalkirche betrifft würde ich auch gerne mal eine Stellungnahme aus dem Hause Hohenzollern dazu vernehmen.

    Für viel entscheidender zur Wiederherstellung des "Ensembles", als eine Abfolge historischer Gebäude in diesem Bereich, erachte ich einen Wideraufbau des völlig vergessenen Schlosses Monbijou fast schräg gegenüber. Es war nicht mehr als ein etwas größerer Pavillon, würde aber die Lotterwiese dort ungemein aufwerten und man könnte sogar soetwas wie eine Badeanstalt dort planen. Auch mit einem Wideraufbau der Rotunde des ehemaligen Winterzirkus muss man sich mal konstruktiv und innovativ befassen.

  • Die Denkmalskirche wird nach Beendigung der aktuellen Fassadensanierung und Umstrukturierung der Hohenzollerngruft in den Fokus rücken.


    Die Dombaumeisterin des Berliner Doms ließ verlauten, dass das Fehlen der Denkmalskirche zweifellos dem Gesamt-Ensemble schadet.

    Zu Beginn dieses Jahres erschien folgendes Buch von Professor Tubbesing über den Wiederaufbau der Denkmalskirche: https://dom-publishers.com/pro…kirche-auf-der-spreeinsel


    Es gibt sehr interessante Einblicke in die Geschichte und mögliche Zukunft der Denkmalskirche.

  • < Ich möchte trotzdem bevor man irgendwelche Schritte in die Wege leitet wissen, wie man gedenkt das zu finanzieren. Wir sind ja nicht in Frankreich wo dem Staat sämtliche Kirchen, Kathedralen etc. als Gebäude gehören.

    Ob dies mit Steuergeldern erfolgen soll, auch ob sich die Hohenzollern daran beteiligen wollen, möchte man gar das Eintrittsgeld für den Dom selbst erhöhen, oder soll dies aus der sonntäglichen Kollekte erfolgen wie in den 70 ern in sämtlichen evangelischen westdeutschen Gemeinden, die für den Wiederaufbau des Berliner Doms gesammelt haben.

  • Das Beste was man derzeit für eine Verbesserung des Doms herausholen sollte ist eine komplette Sandstrahlung um die total verrußten Stellen an der Fassade loszuwerden. Von mir aus könnte man das Ding auch Weiß einkalken.


    Der Berliner Dom war in seiner neobarocken Architektur schon zu Zeiten seiner Fertigstellung unmodern, unpreußisch und un-evangelisch und wurde bereits von zeitgenössischen Kritikern zerrissen. Zu recht, denn im Prinzip war er nichts weiter als ein schlechter Versuch den St. Petersdom zu kopieren. Initiiert durch einen neidischen protestantischen Kaiser.

  • Schwierige Frage. Der Dom steht ja erstmal und ist auch sowohl Innen als auch Außen in einem guten Zustand.

    In einem guten Zustand? Da sind aber für die Bauherren anderer Meinung & man sieht dem Dom seine Baustellen sichtbar erkennen. 🤔