Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • Ich habe eine Idee. Man könnte das neue Stadtschloss doch einfach von außen weiß verputzen. Das wäre deutlich günstiger als die aufwändige Rekonstruktion der Ornamente. Eine schlichte weiß verputzte Betonfassade sähe zudem auch noch hell und modern aus. Was haltet ihr von der Idee?

  • ^ tolle Idee! gratulation dafür! Dann würde der Rest auch besser zur sehr schönen Stella-Fassade passen, no? ;) mit schicken schwarzen Fenster und Türrahmen...

  • Ich habe eine Idee. Man könnte das neue Stadtschloss doch einfach von außen weiß verputzen. Das wäre deutlich günstiger als die aufwändige Rekonstruktion der Ornamente. Eine schlichte weiß verputzte Betonfassade sähe zudem auch noch hell und modern aus. Was haltet ihr von der Idee?


    Brillante Idee, Wird auch nicht nur billiger sondern auch viel schneller fertig. Da werden die Spender aber erleichtert sein, dass ihr Schloss noch viel schneller und günstiger kommt. :D

  • Ich habe eine Idee. Man könnte das neue Stadtschloss doch einfach von außen weiß verputzen. Das wäre deutlich günstiger als die aufwändige Rekonstruktion der Ornamente. Eine schlichte weiß verputzte Betonfassade sähe zudem auch noch hell und modern aus. Was haltet ihr von der Idee?


    Noch günstiger wäre es vielleicht, den Bau einfach so stehen zu lassen und die Bauarbeiten aufzugeben. Es gäbe dann ein cooles Ruinenfeeling und ein paar Clubs könnten im Rohschloß logieren.


    Erzähl' und doch mal, was du dir bei dem Vorschlag gedacht hast. Er wirkt etwas humoresk auf alteingesessene Foristen.


    Davon abgesehen hätte ich mir am liebsten die Kühn-Malvezzi-Variante des Schlosses gewünscht mit phasenweiser Rekonstruktion der Fassaden über Jahrzehnte. Das wäre ein wirklicher Kultbau geworden, mit einzigartiger Aura und Numinosität. Quasi ein Fest des Wiederaufbaus, ein Zelebrieren. Das müßte man in Berlin viel öfter machen. Man muß wohl viel mehr die normale Bevölkerung darüber informieren, wie Berlin mal aussah. Auch gebildetere Leute wissen da ja häufig sehr wenig. Es müßte quasi an jedem markanten Platz in Berlin eine Art Info-Center geben, wo man sich umfassend über das alte Berlin informieren kann. Diese Info-Orte könnte man an wichtigen Plätzen des alten Berlin installieren, wo dann jeweils auch über das größere Umfeld aufgeklärt wird, sodaß praktisch die gesamte Innenstadt abgedeckt wird. :)


    Besser als Olympia. Könnte man richtig schön auch touristisch inszenieren. Mit einer Marke quasi, einem Branding, wie das so schön heißt, mit hohem Wiedererkennungswert, sodaß man es sofort checkt. Müssen ja nicht überall regelrechte Boxen sein, sondern das kann auch in einem repräsentativen Altbau installiert werden. Da gäbe es viele Möglichkeiten, wenn man wollte.


    Wenn man denn wollte ...


    Ich finde es traurig, daß die Berliner und ihre Politiker die Stadt so wenig schätzen. Dazu gehört eben auch das Gedenken und die Inszenierung des Alten, was ja in Berlin eine besondere Bedeutung hat.


    Man legt doch auch überall Stolpersteine hin. Also kann man das auch mit dem zerstörten Berlin machen. Das ist im Grunde genommen der gleiche Geist dahinter. Aber auf diesem Terrain sind wohl bestimmte politische Strömungen eher verklemmt - wenn's um die eigenen Verluste und Zerstörungen geht. Das darf nicht sein, weil wir ja selbst dran schuld sind bzw. unsere Groß- und Urgroßeltern. Deshalb müssen wir brav alle natürlichen Verlustgefühle unterdrücken. Es könnte einem ja noch Rechtslastigkeit vorgeworfen werden.


    Ist schon traurig, wie wenig man das tatsächlich Geschehene, das Ungeheuerliche, das während des Zweiten Weltkriegs geschah, würdigt.

  • Das liegt vielleicht daran, dass nicht jeder diesen Verlustschmerz spürt, und vielleicht noch weniger Zeitgenossen aus dem Untergegangenen einen Handlungsbefehl ableiten, sondern das Vergangene eben als vergangen betrachten. Eine Frage der psychologischen Prädisposition, würde ich sagen.

  • ^
    Der 'Handlungsbefehl' ergab sich schon aus dem bis dato existierenden Zustand des Areals. Unabhängig von der letztlich unumgänglichen Realisierung mit historisierendem Bezug stellte sich die Frage nach dem Umgang mit dieser Freifläche bereits seit den frühen 50ern. Ulbricht plante einst ein Haus des Volkes, brachte es aber nur bis zur Tribüne für sich selbst, später kam der Palast der Republik mit noch viel größerem Parkplatz und dann war es einige Jahre lang lauschige Liegewiese. Es ist schon ein ganz außerordentlicher Verdienst unserer Zeit, dass wir es tatsächlich geschafft haben, diesen seit über 60 Jahren verwüsteten zentralen Ort der Stadt wiederzubeleben. Auch wenn es nach wie vor ein paar Ewiggestrige gibt, die der Zeit der Stagnation und städtebaulichen Ratlosigkeit nachtrauern.

  • Kein Handlungsbefehl, sondern konstruktive Trauerarbeit

    Das liegt vielleicht daran, dass nicht jeder diesen Verlustschmerz spürt


    Das hat eher etwas mit Unwissenheit zu tun. Bis vor vielleicht zehn Jahren hatte ich auch wenig bis keine Ahnung vom alten Berlin. Auch bei mir ist also der Verlustschmerz erst entstanden - durch das Wissen über das Alte und den Kontrast des verwahrlosten modernen Städtebaus.


    Es geht mir ja nicht um eine Brachialrekonstruktion des Alten. Das muß man in diesem Forum leider immer wieder betonen. Mir geht es um ein Mindestmaß an Rückbezüglichkeit, die durchaus differenziert, vielfältig und vereinbar mit modernen Bedürfnissen sein kann (und sollte).


    Darüberhinaus halte ich die rigide und kompromißlose Abwehr aller historisierenden Rückbezüglichkeit für einen pathologischen Abwehrzustand, eine unreife Zukunftsverliebtheit, vielleicht vergleichbar mit dem Brachialrekonstruktionismus, wie ihn einige wenige Leute vielleicht im APH sich wünschen. Beides sind gewissermaßen Abwehrzustände, weil jeweils ein natürlicher Teil des Menschseins abgelehnt wird. Die einen sind sozusagen Vergangenheits-, die anderen Zukunftsjunkies.


    Die ganze Moderne ist eine Geschichte des Irrtums, der Hybris und der unreifen Megalomanie. Und der Katharsis und Rückbesinnung auf die Tradition. :)

  • Die ganze Moderne ist eine Geschichte des Irrtums, der Hybris und der unreifen Megalomanie. Und der Katharsis und Rückbesinnung auf die Tradition. :)


    Wow, das sind ja mal wieder starke - und pauschale - Parolen gegen die Modernisten! Wie so oft hier im Forum!
    Es ist sicherlich nicht alles, was die Moderne architektonisch und städtebaulich auf den Weg gebracht hat, aus heutiger Sicht akzeptabel. Man sollte m.E. aber etwas differenzierter und nicht so pauschal darüber urteilen. Die Moderne Anfang des 20. Jhd. hat es z. B. geschafft, die Wohnqualität für den Großteil der Stadtbevölkerung zu verbessern. Bestes Beispiel sind die Siedlungen der Moderne in Berlin, die mittlerweile als Weltkulturerbe anerkannt sind. Die Grundgedanken der Moderne, wie etwa bezahlbarer Wohnraum für die Massen, helle und gut belüftete Wohnräume für alle, Grünanlagen, bessere Wohnhygiene etc. sind doch wahrlich kein Irrtum und hat auch nichts mit Größenwahn zu tun! Oder bist du da anderer Ansicht?

  • Wow, das sind ja mal wieder starke - und pauschale - Parolen gegen die Modernisten! Wie so oft hier im Forum!


    Zugegeben, die angesprochene Pauschalkritik ist bereits genügend bekannt (und interessante Bauten der Anfangszeit gibt es tatsächlich). Vielleicht würde sie seltener kommen, würde nicht immer wieder jemand schreiben, wie toll er fände, würde man anstelle von den 1-2 geplanten Rekonstruktionen (dieser Thread und die Bauakademie Schinkels) noch einen Bauhaus-Nachbau errichten - wovon alleine in Berlin -zig jährlich entstehen. Selbst wenn jemand sowas mag, müssten die anderen doch ausreichen. Ich verstehe nicht, wieso manche soviel Energie gegen ein-zwei Bauten anwenden (beim Schloss ist es eigentlich nur eine halbe Rekonstruktion), wenn wir andere jährlich Unmengen an schlichten Kisten erdulden müssen - als ob wegen ganz weniger Bauten manchen Leuten die Welt untergehen würde.

  • Bisher wusste ich gar nicht, dass die Fassadenteile des Berliner Stadtschlosses von einem Steinmetz in Bamberg hergestellt werden. Es lebe die bayerisch-preußische Freundschaft!

  • Nicht nur in Bamberg, sondern auch an vielen anderen Orten in Deutschland werden die Teile hergestellt. Alles für Berlin. Es lebe die deutsche Hauptstadt!:)

  • Ein Steinmetz wäre wohl sein Leben lang damit beschäftigt.


    Aber es stimmt! Es lebe die königlich bayerisch kaiserlich preußische Erbfreundschaft!

  • ^^
    Der Aprilscherz unterscheidet sich kaum von der üblichen Schlosshetze der Berliner Zeitung. Wirkt auf mich wie ungewollte Selbstironie :D

  • Das BMUB hat gestern in seinem aktuellen Newsletter ausführlich über den Stand der Arbeiten am Berliner Schloss berichtet. Die Arbeiten an der Rekonstruktionen der Schlossplatzfassade und der Fassade im Schlüterhof haben demnach bereits begonnen, dort werden schon die ersten Sandsteinelemente montiert. Bis auf die Kuppel sei der Rohbau fertig gestellt und am 12. Juni werde Richtfest gefeiert, darauf folgen 2 Tage der offenen Baustelle.
    Hier der komplette Newsletter (falls ich den hier nicht zitieren darf, bitte löschen):