Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • Nette wie ansprechende Idee. Aber das Projekt zu stoppen und neu zu planen, würde es nicht nur um Jahre zurückwerfen, sondern auch die behauptete Einsparsumme von 100Meuro auch wieder deutlich reduzieren. Baut doch das Schloss nach Stella. Über seine Pläne für MEF und Rathausforum können wir gern weiterreden :)

  • Herr Braunfels scheint irgendwie in einer Art Zeitkapsel gefangen gewesen zu sein. Es häufen sich Wiederaufgüsse seiner längst zu den Akten gelegten Ideen. Praktikabler werden sie dadurch natürlich nicht.
    Aber es sollte mittlerweile auch ihm nicht entgangen sein, dass a) kein Schloss gebaut wird und b) der Entwurf Stellas zum Humboldtforum aktuell bereits in der Bauphase ist und zudem auch gut im Zeitplan liegt (ein in Berlin ja nicht ganz übliches Detail). Insofern kann man seine Statements zwar gerne registrieren, aber dann bitte auch ganz schnell wieder vergessen - es sei denn man möchte ein zweites BER Projekt produzieren. Dann müsste man aber schon böswillige Absicht unterstellen.
    Mal abgesehen davon, dass seine gesichts- und geschichtslosen Klötzer entlang der Grünfläche auch nicht weniger 'autistisch' daherkommen als andere Vertreter der Moderne, Stellas Friedhofsfassade inbegriffen. Ein stadtplanerisches oder gar architektonisches Meisterwerk ist das alles nicht.

  • Herr Braunfels scheint irgendwie in einer Art Zeitkapsel gefangen gewesen zu sein. Es häufen sich Wiederaufgüsse seiner längst zu den Akten gelegten Ideen.


    Der hat doch seinen IPad verloren und muss jetzt die Altakten aufarbeiten.

  • Ich finde seinen alternativen Schlossentwurf ja optisch sogar recht interessant, aber dann hätte es ja noch weniger Bezüge zum alten Schloss. Und das Timing ist ja wirklich alles andere als glücklich. Die Pläne sind längst fertig (auch wie welche Räume genutzt werden sollen), es wird bereits gebaut. Was soll das also noch bringen und inwiefern soll ein jetziger Einwurf dann sogar sinnvoller sein bzw. ihn weniger wie einen schlechten Verlierer wirken lassen als ein etwas früherer? Da erschließt sich mir der Sinn nicht, zumal wenn die Pläne in ähnlicher Form ohnehin schon bekannt waren. Klingt eher nach einem Versuch sich auf Kosten eines teils umstrittenen Projektes zu profilieren. Er wird selbst wissen, dass die Sache längst gegen ihn gelaufen ist.

  • Mir erschließt sich die Notwendigkeit des Weglassens der Stellafassade für die Verwirklichung der Boulevardidee über das MEF und das Rathausforum nicht. Den Blick über die Spree auf den unverstellten Fernsehturm finde ich nämlich schon recht beeindruckend.

  • Saxonia


    .... Auch hatte ich mal geschrieben, angenommen die Stellafassade des Schlosses würde irgendwann einmal durch eine vierte Barockfassade ersetzt.. wie toll es aussehen müsste wenn man aus Richtung Fernsehturm über einen langgestreckten Garten wie das Marsfeld in Paris.. auf das Schloss blickt. Ich würde es lieben. :)


    Würde mich freuen wenn sich die Einsicht durchsetzt.

  • Das Selbstzitieren finde ich - ist nicht so sexy. Die paar Minuten seine Meinung (von früher) nochmal zusammenzufassen, sollte man schon haben.


    Der Vergleich mit dem Marsfeld hinkt gewaltig.


    1. Das Marsfeld war erst Branche, dann Exerzierfeld, dann Multifunktionsfläche, dann Grünanlage.


    2. Das Marsfeld war nie Stadtkern, nie mittelalterliche Stadt.


    3. Für eine städtebauliche Neuordnung des Stadtkernes in barocker Art gibt es keinen Anlass. Das hat auch Tchoban mit einem Gänsefuss für das Rote Rathaus schon vorgeschlagen. Nach meiner Überzeugung braucht es im mittelalterlichen Stadtkern keine Großformen, sondern Kleinteiligkeit.


    4. Gerade diese vielschichtigte Kleinteiligkeit hätte die historische Fassade geboten Könnte aber auch eine andere Architektur leisten.


    Aber nun wird Stella gebaut, die Passagenidee war auch großartig. Die Ostfassde jedoch gruselig, aber auch nicht schlimmer als alle anderen nichthistorischen Entwürfe für die Ostfassade], ader meint da jemand Besseres gesehen zu haben?

  • Die Ostfassde jedoch gruselig, aber auch nicht schlimmer als alle anderen nichthistorischen Entwürfe für die Ostfassade], ader meint da jemand Besseres gesehen zu haben?


    Naja, zumindest die Kleihues Version wäre meiner Meinung nach schon etwas gefälliger gewesen...



    (Quelle: Kleihues + Kleihues Architekten)

  • Auch Stellas Ostfassade könnte mit nur etwas gutem Willen deutlich gefälliger aussehen. Ein Mittelrisalit, der die Monotonie unterbricht würde schon reichen.


    Ich glaube nicht, dass Stella sich dem grundsätzlich widersetzt hätte, hätte man ihn denn darum gebeten. Allerdings ist eine möglichst monotone Ostfassade auch von verschiedenen Interessensgruppen so gewollt:


    Da gibt es die Befürworter einer kompletten historischen Rekonstruktion, die natürlich umso mehr auf einen zukünftigen Abriss hoffen können, desto hässlicher die Fassade ist und da gibt es die Befürworter einer möglist kompromisslosen Moderne, die einen möglichst starken Bruch mit den restlichen Schlossfassaden möchten.


    Eine stärkere Betonung der Ostfassade mit Mittelrisalit stände auch den Befürwortern einer möglichst dichten Wiederbebaung des Marx-Engels-Forums im Weg, würde dann ja der freie Blick aus größerer Entfernung auf die Fassade verstellt.


    Verschiedene Zielsetzungen - gleiches Ergebnis!


    Dass Braunfels seine Entwurf nun wieder rauskramt ist ziemlich billig von ihm - "billiger" wäre der Verzicht auf die ganze Ostzeile aber auch nicht, selbst wenn man mal die Umbauplanungen außer Acht lässt, es müsste ja im Gegenzug der Raumbedarf durch ein oder mehrere andere Gebäude gedeckt werden - ach ja, dafür will Braunfels ja das Forum nach seinen Wünschen bebauen...

  • Es hat ja eine Reihe von Entwürfen gegeben, die gefälliger waren. Und natürlich hätte man auch an der Stella'schen Ostfassade noch etwas machen können. Aber man wollte die bewusst abstrakte und moderne Fassade als Kontrast zum Schlüterbau und keine harmonisierende Lösung.


    Ein solcher antithetischer, kontrastierender Hybrid hat in Berlin ja Tradition: Reichstag, Staatsrat, Kommandantur, TU-Hauptgebäude, Neues Museum, Jagdschloss Glienicke - um nur einige von vielen zu nennen.


    Wesentlich scheint mir jedenfalls, dass die Stellasche Ostfassade eben nicht mit z. B. einem Mittelrisalit auf Weitsicht entworfen wurde sondern vn einer künftig wieder angelegten und bebauten Burgstraße ausgeht. Dann relativiert sich Vieles.

  • Konstantin
    Ich habe mich bewußt selbst zitiert nicht aus Faulheit wie du sie mir immer wieder vorwirfst sondern weil ich meine Meinung und meine Vorstellung schon mehrmals geäussert habe. In dem Fall reicht ein Zitat. Das Beispiel Marsfeld habe ich rein seiner Kubatur wegen gewählt nicht wegen seiner historischen Bedeutung, Sollte eigentlich klar sein.


    Aber hier geht es ums Schloß.
    Meine Frage: Ist es denn sehr kompliziert der Stella-Fassade eine nachempfundene Barockfassade vorzuhängen/stellen?
    Diese wäre natürlich eine totale Neuschöpfung aber dadurch, dass sich die einzelnen Teile immer wiederholen, müsste doch auch eine gewisse Standartisierung der Architekturelemente möglich sein. Es würde mich auch nicht stören, dass mann bei genauerer Betrachtung die Stellafassade dahinter erkennt. Vielleicht müsste die vorgestellte barocke Wand nichteinmal aus Stein sein. Es könnte auch Beton oder ganz abwegig ein transparentes Material sein. In diesem Fall geht es mir nur um den Eindruck. Mann sieht, dass diese Seite des Schlosses nicht zu Ende rekonstruiert ist, aus den bekannten Gründen, aber dennoch soll ein harmonischer Gesamteindruck entstehen.
    Ich bin ja sonst für Kontraste zu haben, aber hier sieht es so aus als hätte das Geld nicht gereicht.

  • Natürlich wäre das möglich. Nur hat die Jury bewusst eine andere, konstrastierende Lösung gewählt.


    Das, was Du als unzureichend empfindest (der fehlende harmonische Gesamteindruck, der Eindruck das Geld habe nicht gereicht) ist mit zwar nachvollziehbar, aber aus eine politischen und didaktischen Gründen wollte man eben keine harmonische Lösung, sonderm, wie schon anderswo, eine redende Geschichtscollage. Hier soll auf den ersten Blick die Geschichte von Zerstörung, Wiederaufbau und Moderne erzählt werden und der Betrachter durch das Unvollkommene, Konstrastierende zum Nachdenken gebracht werden. Ich persönlich halte das zwar für Quatsch, das ändern jedoch nichts am imeptus der Entscheider.

  • Konstantin


    Das ist mir soweit klar. Meine Idee ist ja ob man diese Entscheidung nicht austricksen kann. Die Stella Fassade so bauen wie entschieden und dann, vielleicht ein oder zwei Jahre später, in sagen wir mal 2-3 Meter Abstand zu ihr eine freistehende barocke Wand installieren, welches Material lasse ich offen. Die Stella Fassade wäre cachiert aber der Bruch trotzdem als solcher erkennbar.

  • Heute lässt der Tagesspiegel auch die Planer zu Wort kommen.
    Bernhard Wolter, Sprecher der Stiftung Schloss Humboldtforum, sieht Braunfels Vorschlag lediglich als Selbstvermarktung. Nur weil Braunfels seinen eigenen Entwurf toll finde müsse nicht etwas zurückzudreht werden.


    Stella selbst spricht von einer verfälschten barocken Fassade, wo das Schloss nie eine hatte. Die "geträumte Champs Elysées“ im Marx-Engels-Forum, mache aufgrund der 50 Meter breiten Spree wenig Sinn.


    Wilhelm von Boddien nennt Braunfels gar verantwortungslos. Da bereits Hochbauaufträge i.H.v. 85 m€ fest vergeben worden seien müssten die Bauarbeiten unverzüglich gestoppt werden um jetzt noch etwas zu ändern. Das würde jedoch eine erhebliche Schadenersatzklage von Hochtief nach sich ziehen. Anstatt Einsparungen zu erzielen würden dadurch sogar noch höhere Kosten entstehen und die Baustelle ungefähr drei Jahre still stehen.


    Artikel Tagesspiegel

  • Wieso hängt man nicht während der Bauarbeiten die bedruckten Planen vor die Ostfassade?Vielleicht kann man die Zuständigen damit langfristig zur Einsicht bringen :D

  • @Bato


    Für den Schloßentwurf von Braunfels gebe ich dir Recht.


    Seinen ebenfalls vorgestellten Entwurf für die Umgestaltung der Freifläche zwischen Schloss und Fernsehturm finde ich allerdings sehr bemerkenswert und durchaus umsetzbar.
    Mann muß sich nur von ein Paar alten Zöpfen trennen. ;)


  • Wilhelm von Boddien nennt Braunfels gar verantwortungslos. Da bereits Hochbauaufträge i.H.v. 85 m€ fest vergeben worden seien müssten die Bauarbeiten unverzüglich gestoppt werden um jetzt noch etwas zu ändern. Das würde jedoch eine erhebliche Schadenersatzklage von Hochtief nach sich ziehen. Anstatt Einsparungen zu erzielen würden dadurch sogar noch höhere Kosten entstehen und die Baustelle ungefähr drei Jahre still stehen.


    So etwas ist nicht richtig.
    In Verträgen ist der Rücktritt vom Vertrag klar geregelt.
    Über den Auftragswert kann es eh nicht gehen, außer in Fällen von grober Fahrlässigkeit z.B. wenn wegen Pfusch am Bau der Dom einstürtzen würde.


    Die bereits entstandenen Kosten müssten bei Vertragsrücktritt jedoch gezahlt werden, gegen Nachweiß versteht sich.
    Dies sollte schwer für Hochtief sein

  • @Bato: Den Artikel habe ich auch gelesen, Braunfels kommt darin in der Tat sehr schlecht weg, aus naheliegenden Argumenten - aber mE primär weil man sein Gerede ernster nimmt als er es vermutlich selbst meint. Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich seinen Vorstoß für eine reine Profilierungsmaßnahme halte - er weiß sicher sehr genau, dass es viel zu spät für eine solch massive Umplanung ist. So blöd kann er doch gar nicht sein, selbst wenn er sein I-Pad in einem Taxi liegen lässt...


    Interessant fand ich den Artikel aber noch aus einem ganz anderen Grund. Nachdem es Anfang des Monats noch hieß die Spenden würden schneller anwachsen und sich um die 29 Mio bewegen (vgl.: http://www.berliner-zeitung.de…en,10809148,24516366.html ) ist jetzt auf einmal bereits von einer Bewegung in die Nähe von 40 Mio die Rede! Erst dachte ich bei der starken Abweichung der beiden Summen ja an die Differenz aus bereits gespendeten Geldern und fest zugesagten Spenden, aber das scheint es glaube ich nicht zu sein. So ein plötzlicher Ansprung wäre aber schon ziemlich verwunderlich. Aber vielleicht ist das wie bei Braunfels reine PR und man hat gerade mal die 30er-Marke geknackt. In die Richtung von 40 Millionen ging es ja rein theoretisch von Anfang an - jedenfalls nicht weiter weg davon. Ist eben nicht erst seit Einstein alles relativ ;)