Bornheimer Bauprojekte

  • Wie oft bin ich schon an dieser Kiste vorbeigelaufen und habe mir dieselbe Frage gestellt wie Schöne Aussicht. Gerade in der ansonsten von gepflegter Altbausubstanz geschmückten Umgebung sticht so ein Ding natürlich umso mehr ins Auge. Egal was kommen mag, das Beruhigende ist, dass es wirklich nur besser werden kann.

  • A propos Altbausubstanz in der Umgebung - das aktuelle Bild vor Ort macht mir Sorgen. Nicht nur vor der sicher abzureissenden Nummer 70 sind Gas- und Wasseranschlüsse zum Abklemmen markiert und der Gehweg abgesperrt, sondern auch vor der inzwischen vollständig geräumten Nummer 68, die sich in einem durchaus schönen Zustand befindet:



    Alle Bildrechte des schnellen Mobilfotos liegen bei mir.

  • Arnsburger Straße 68-70

    Die Sorge um die Hausnummer 68 ist berechtigt. Auf ihrer Website teilen die Berliner Eike Becker Architekten mit, dass ein Bauantrag für die Arnsburger Straße 68 und 70 eingereicht wurde. Gebaut werden sollen zwei sechsgeschossige Vorderhäuser und zwei fünfgeschossige Hofgebäude. 35 Wohnungen mit 4.800 m² BGF sollen entstehen. In den Vorderhaus-Erdgeschossen ist eine Kita und eine Gewerbeeinheit geplant.


    Die Fassade an der Arnsburger Straße soll in drei unterschiedliche Fassadentypen gegliedert werden. Diese erhalten Vor- und Rücksprünge zur Unterteilung und werden in unterschiedlichen Materialien ausgeführt, nämlich Naturstein, Werkstein, Metall und Glas. Des weiteren sind zwei um 1,50 Meter auskragende Erker vom ersten bis zum dritten Obergeschoss geplant. Oberhalb des dritten Obergeschosses sind schräge Dachfläche vorgesehen.


    Ein Projekt, das doch mal wieder eine lebhafte Diskussion wert sein sollte. Zwei Visualisierungen:




    Bilder: Eike Becker Architekten

  • Oh je, das sieht aber gar nicht gut aus...
    Der Mittelteil greift "geschickt" das Design des Vorgängerbaus auf, rechts und links davon wird versucht, sich möglichst stark von den Nachbargebäuden abzusetzen...
    Es wirkt zudem sehr wuchtig, insbesondere wenn man sich anschaut, wie schmal die Arnsburger eigentlich ist, außer natürlich, es wird, wie die Renderings vermute lassen, die gegenüberliegende Straßenseite komplett abgerissen um die Straße zu verbreitern. Diese ganzen Vorsprünge der im Bild rechten Fassadenseite lassen bei mir zumindest auch die Befürchtung wachsen, dass "Patina ansetzen" sich eher in gammeligen Ecken ausdrücken wird.

  • Positiv: Kleinteilige, in den drei Teilen stark differenzierte Fassade, angeschrägtes Dach zur Front hin, Naturstein-Anteil, bodentiefe Fenster, relativ offenes Erdgeschoss, Fläche für Kinderhort und Gewerbe (statt Wohnungen ebenerdig).


    Negativ: Wieder muss ein Gründerzeitler dran glauben, großflächige, fast brutalistische Entwurfssprache.


    Auffällig wird das kleine Ensemble in jedem Fall.

  • Es sieht einfach nur katastrophal aus und passt (wie so häufig bei Neubauten) gar nicht in die Umgebung, sondern ist ein Solitär für sich.

  • Der Entwurf an sich hat gewisse Qualitäten, epizentrum hat die positiven Punkte bereits aufgezählt.


    Jedoch passt dieser Entwurf nicht einmal ansatzweise in den Bestand der Arnsburger Straße. Dort findet sich, speziell in diesem Bereich, einiges an recht gut erhaltenen Altbauten und klassischem Wohnbau, mit teilweise gewerblich genutzten Erdgeschossen. Der geplante Mittelbau erinnert mich sogar in gewisser Weise an den unpassenden Bau Arnsburger Straße 70.


    Neben der Unangepasstheit des Entwurfs enttäuscht vor allem der bevorstehende Abriss der Arnsburger Straße 70, einem in gutem Zustand erhaltenem und gepflegtem Altbau, wie er in dieser Ecke noch relativ zahlreich vorhanden ist - und daher auch Bestand haben sollte.

  • Sehr traurig! Hier wird ein bestens in die Umgebung passender Altbau diesem austauschbaren Neubaumüll geopfert. Es verschwindet ein Kunstwerk, das so nie wieder gebaut wird. :Nieder:


    Es sollte doch im Interesse der Stadt und des Denkmalamtes sein, solche Bauwerke zu schützen?

    Einmal editiert, zuletzt von Dedulja1 ()

  • Volle Zustimmung!! Hätte man die Nummer 70 durch den mittleren Teil des Neubaus ersetzt, wäre es eine Verbesserung gewesen. Das für diesen Bau aber ein gut erhaltener Altbau abgerissen wird, ist mMn nach eine klare Bausünde.
    Mal angenommen, die Stadt hätte ein Interesse daran die Nummer 68 zu erhalten - heroische Annahme, ich weiß! - hätte sie denn die juristischen Mittel dazu?

  • Für sich gesehen gar nicht mal so schlecht, einfach mal vom ersten Eindruck nach 5 Sekunden entschieden. Sicher passend in die Europaallee im Europaviertel Ost, weil abwechslungsreicher als die dortigen Wohnblöcke. Aber hier in Bornheim bei der existierenden Bebauung rechts und links des Projekts, naja, da fehlen einem schon ein bisschen die (passenden) Worte!
    Ich sag mal: mutig!:D


    Erst jetzt habe ich mir die derzeitige Bebauung auf Micha81`s Bild in #124 angeschaut und gehe mal davon aus, daß es sich bei dem wunderschönen rötlichen Gebäude um die abzureißende Arnsburger 68 handelt...Traurig und schade, daß man solch ein Gebäude nicht erhält!!
    Ein Abriss gehört eigentlich verboten, jedoch die Eigentumsrechte verhindern dies (wohl zurecht)!? Wo wollte man hier auch Grenzen ziehen???

  • Der linke Teil des Gebäudes wäre gerne die Wortubakirche in Wien oder das Rietveld-Schröder-Haus - oder zumindest ganz große Baukunst... In dieser Straße in Frankfurt wirkt das aber äußerst unpassend. Vielleicht soll es ja ein Affront gegen die gründerzeitlichen Bauten der Umgebung sein? Damit käme es dann aber gefühlt 100 Jahre zu spät...
    Die Mitte wäre gerne weniger langweilig, darf aber nicht interessant sein, weil die Teile zur Linken und Rechten neben ihr glänzen sollen.
    Und bei der rechten Gebäudehälfte wird der Entwurf für die Marmorbäder innen einfach auf die Außenfassade übertragen. Es könnte auch der Entwurf für einen Waschtisch sein... interessant.
    Zusammengehalten wird alles von einem anstrengenden schwarz-weiß Kontrast...
    uff... Am Goetheplatz ist das mit der Kleinteiligkeit doch deutlich besser gelungen.

  • Mal angenommen, die Stadt hätte ein Interesse daran die Nummer 68 zu erhalten - heroische Annahme, ich weiß! - hätte sie denn die juristischen Mittel dazu?


    Nicht mehr. Das Hessische Gesetz zum Verbot der Wohnraumzweckentfremdung wurde mit Wirkung vom 27.5.2004 aufgehoben. Auf der Grundlage des darin geregelten wohnungswirtschaftlichen Zweckentfremdungsverbots hätte man den Abriß von preiswertem Wohnraum verbieten können. Heute gibt es nur noch das bauordnungsrechtliche Zweckentfremdungsverbot, das hier nicht greift, und evtl. eine Erhaltungssatzung. Die Erhaltungssatzung E42 umfasst aber nur die andere Straßenseite der Arnsburger Straße, diese hier ist "satzungsfrei".

  • Arnsburger Straße 68-70

    Positiv: Voneinander abgegrenzte Baukörper, dadurch Betonung der Vertikalen, Schrägdächer, gegliederte Fassaden.


    Negativ: Vernichtung (durchaus gepflegter) Altbausubstanz, keine Anpassung an die Umgebung, Dächer zu hoch/wuchtig, Fassaden rechts und links im 70er-Jahre-Brutalo-Revival-Stil.


    Fazit: Mittlerer Baukörper akzeptabel, Rest enttäuschend bis ärgerlich. Wann lernen Architekten endlich, sich städtebaulich unterzuordnen, angepasst an die jeweilige Situation zu bauen...?

  • Aua

    Leider bis auf die Untergliederung in drei Baukörper ein dreifacher Griff ins Klo. Die Jungs aus der Hauptstadt haben wohl zu viel Großplatte inhaliert. Daß für diesen drittklassigen Möchtegern-Entwurfsmurks aus der Investoren-Massenproduktion ausgerechnet das wohl älteste Haus in der Reihe abgerissen werden soll, ist besonders schmerzlich, aber wie Tunnelklick schon sagte, kam zu verhindern. Der früheren hessischen CDU/FDP-Koalition sei Dank (wieder mal).
    An der mittleren Kiste sollte man die ollen Blechverkleidungen doch glatt wieder anbringen!

  • der Entwurf selbst ist ja ok, doch da passt er einfach nicht hin. Auf den Renderings mag man das ganze noch eingermassen gutheissen, doch wird darauf die Strasse wesentlich breiter dargestellt als sie eigentlich ist. Auf dem tatsächlich aber engen Raum zwischen den Häuserreihen werden die Gebäude einfach nur klotzig wirken...

  • Auf der Website steht ja Bauantrag eingereicht, das heisst ja erstmal noch nicht, dass das auch so genehmigt wird. Ein eingereichter Bauantrag ist ja noch kein genehmigter....


    Zur Satzungslage kann man sagen, dass die Stadtverordnetenversammlung am 26.02.2015 den Aufstellungsbeschluss zur Erhaltungssatzung Nr. 51. Bornheim gefasst hat:
    http://www.stvv.frankfurt.de/PARLISLINK/DDW?W=DOK_NAME=%27M_225_2014'


    Bauanträge die dem Zweck der Satzung voraussichtlich zuwiderlaufen können nach dem Aufstellungsbeschluss bis zu 1 Jahr zurückgestellt werden. Wenn der Satzungsbeschluss vor Ablauf dieses Zeitraums erfolgt, gilt die Erhaltungssatzung auch für diese Anträge.... ob das für das o.g. Vorhaben zutrifft muss die zuständige Behörde aufgrund der Sachlage entscheiden. Wollen wir für den Altbau mal das Beste hoffen!

  • Das ist aber leider keine Erhaltungssatzung bezüglich der baulichen Eigenart des Quartiers (und selbst diese scheinen völlig ungeeignet neue Bausünden zu verhindern, siehe Westend, Nordend), sondern eine von diesen Milieuschutzsatzungen die die Stadt vor kurzem mit viel Traraa angekündigt hat um die ach so schlimme Gentrifizierung zu bekämpfen. Demzufolge wird die in Bezug auf dieses Projekt leider gar nichts ausrichten können.