Ich muss mich leicht korrigieren: natürlich ist nicht die Hotelgesellschaft Diaoyuntai, sondern die Investmentgesellschaft Huarong in Schieflage. Im April 2021 sind die augrund jahrelanger windiger Immobiliengeschäfte -- wie eben chinesische Luxushotels in Frankfurt bauen usw. -- im Zuge der platzenden Immobienblase in China ins Wanken geraten. Da in China aber alles irgendwie halbstaatlich ist und jeder irgendwie in der Partei, geht da so schnell nix (offiziell) Pleite, sondern andere halbstaatliche Banken müssen dann die wertlosen Projekte und faulen Kredite übernehmen und abwickeln. Wenn ich das richtig sehe, ist die Citic Group die Glückliche. Und damit der Gerechtigkeit Genüge getan wird, muss halt einer dafür öffentlich (buchstäblich) 'bluten'. (Wobei der entsprechende Huarong CEO bereits 2018 in Ungnade gefallen war.) Peng! Problem gelöst -- die Partei sorgt für Ordnung. Besser keine weiteren Fragen stellen!
Spätestens seit April 2021 dürfte damit vollkommen offen sein, was die Eigentümergesellschaft (oder deren Verwalter) mit dem Frankfurter Hotel überhaupt noch vorhat -- oder welche Priorität man diesem Objekt im fernen Europa beimisst.
Im Juni oder Juli 2021 hat die deutsche Betreibergesellschaft des Hotels dann Insolvenz angemeldet. Ich weiß nicht, ob das geschehen ist, weil man im Zuge der anhaltenden Corona-Politik in China nicht mehr an einen wirtschaftlichen Betrieb des Luxushotels und die baldige Eröffnung glaubte, oder weil es beim Eigentümer/Bauherren (ganz fertig ist das Haus ja wohl immer noch nicht) die Probleme gab. Oder aus beiden Gründen.
Das Frankfurter Hotel taucht auf der Website von Diaoyuntai interessanterweise sogar noch auf (als 2020 eröffnet), aber wenn man auf den Link dazu klickt, läuft der ins Leere. (Eine weitere Frage ist, ob Diaoyuntai überhaupt noch (vertraglich) für den möglichen Betrieb verantwortlich ist?!)
Wie auch immer: Eine baldige Eröffnung scheint unter den gegebenen Umständen extrem unwahrscheinlich.
Solange keine Chinesen wieder in Scharen nach Frankfurt kommen, wie vor 10 Jahren, als im Kaufhof an der Hauptwache alles in Mandarin ausgeschildert wurde, solange wird sich wohl kein Betreiber für dieses Haus finden.
Selbst wenn der Motor Chinas wieder anspränge und ein neuer Betreiber gefunden würde, verginge ja sicher ein weiteres Jahr bis wieder unzählige Flieger aus Peking hier landen und das Personal für das Hotel gefunden wäre.
Aber der Ansturm der Chinesen ist in sehr weite Ferne gerückt:
Dieser Tage zeigt der Streit über den Teilverkauf eines Teils des Hamburger Hafens, dass es massive Widerstände in Deutschland gegen Investments aus dem Reich der Mitte gibt. Und auf dem jüngsten Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas haben sich alle Hoffnungen zerschlagen, die Partei könnte der Wirtschaft wieder den Vorzug geben.
Ich würde die China-Träume erst einmal begraben. Die kommen so schnell nich mehr.
Ein Verkauf des Gebäudes und ein Umbau erscheinen daher die naheliegenste Option.
Allerdings: In den Bau dürfte sehr viel Geld geflossen sein und in den Büchern ist der Wert sicher um ein Vielfaches höher angegeben als das, was der Eigentümer bei einem Verkauf bekäme. Die Chinesen müssten sehr wahrscheinlich große Verluste realisieren... .... Wollen die das überhaupt? Es gibt ja in China genug Beispiele solcher fertiggestellten Immobilienkomplexe, die vielleicht sogar an Endkunden (wiederum als Investment und Altersvorsorge) verkauft wurden, die aber de facto nie jemand bezieht oder beziehen will oder erneut kaufen will -- die also bloß fertiggestellte Bauruinen/Investitionsgräber sind.
Am besten, es stellt einfach nie jemand kritische Fragen! Punkt!
... Könnten wir uns nicht einfach alle 'vorstellen', dass Diaoyuntai Frankfurt sei seit 2020 eröffnet und nun ein prosperierendes Luxushotel???... Diese 'Vorstellung' könnte für die Chinesen jedenfalls weitaus attrakiver sein als die traurige Realität hinter der Turnhalle vom DFB. Deswegen bin ich mir nicht sicher, ob die Eigentümergesellschaft sooo erpicht auf einen Verkauf ist -- wenn sie sich mit dem Gebäude überhaupt noch beschäftigen?!
Ist den an dem Gebäude seit 2021 wirklich noch etwas gemacht worden, außer dem neuen Zaun? Das würde mich brennend interessieren. Sind das noch Bauarbeiten oder schon Sicherungsmaßnahmen?
Und haben die eigentlich ausreichend Security?
Wenn sich auch nur das Gerücht in der Stadt verbreiten sollte, dass es sich hier nicht mehr um eine 'Baustelle', sondern um 'Leerstand' handelt, dann sind morgen die Lost Places-Jäger, die Obdachlosen, die Hausbesetzer, die Vandalen usw. im Haus. Und plötzlich ist Wasser im Keller und im Dachstuhl brennt es und es zieht durch zerbrochene Fenster und der ganze hochwertige Bestand ist ruiniert. Zum Schluss kommen die Lokalpolitiker mit den Enteigungsdrohungen und das vermeintliche Tafelsilber in den Büchern der Chinesen ist futsch...
Es lohnt sich also entweder massiv in Security zu investieren oder alsbald(!!!) zu verkaufen.
Wobei ein anderer Eigentümer (nach einem Umbau) wohl kaum auf einen Hotelbetrieb setzen dürfte. Hieß es nicht beim Aus der Villa Kennedy, das Luxushotel sei zu weit ab vom Schuss gewesen?! Auch der Frankfurter Hotelmarkt konsolidiert, und alles jenseits des Flughafens oder der Goethe-Straße scheint es schwer zu haben; oder irre ich mich da?!
Ich sach's euch: Eigentumswohnungen am Rennbahnpark sind die Zukunft! (*** Hip Odromo Deluxe *** wird das Projekt im Marketing-Sprech heißen. Die Scheichs werden es liiiieben... und in den Keller kommen zwei-drei Sozialwohnungen, damit's 'auch dem Gemeinwohl dient', nich wahr?!) Glaubt mir's! Investiert!! Und ganz wichtig: stellt keine kritischen Fragen!!!