Hochhausprojekte in Berlin und deren Realisierungsprobleme

  • Ich persönlich habe eher Schiss vor all diesen pupsigen 15-Geschossern.

    Die sind doch (gute Architektur vorausgesetzt) total wichtig für das Raumgefühl in der Stadt! Ich hätte lieber eine gute Durchmischung mit sowas, als wenige gut sichtbare 150m-aufwärts-Prestigeprojekte.

  • < Ich denke der gute Weg liegt in einer der Stadtsilhouette bereichernden und dem städtischen Raumgefühl fördernden Höhe. also beidem. den hohen Hochhäusern ab 130 Metern und denen von ca. 50-90 Meter hohen Gebäuden. Nur muss man jetzt auch höllisch darauf achten, dass nicht die besten Lagen nur an die weniger hohen vergeben werden. Es muss auch Türme in erster Reihe geben ohne Sockelbauten und dem ganzen Kladeradatsch in Traufhöhe drumherum.

  • Als Vermittler zwischen den Großen und der Berliner Traufhöhe können die kleinen Hochhäuser punktuell sicher gut vermitteln. Beim Haus des Reisens und dem des Lehrers ist das mehr und mehr so. Möchtegernhochhäuser wie das, was gerade am Hauptbahnhof gebaut wird, oder dieser neue Klumpen, den sie an der Schill- Ecke Kurfürsten am Start haben, emfinde ich als nicht gekonnte Pseudourbanität einer großen Kreisstradt.

  • Diesem Konsens kann ich mich völlig anschließen. In der Breite kann man mE erst einmal auch auf 45m, 60m, 70m usw gehen und punktuell dann eben auch mal mehr oder weniger deutlich über 100m und gerne auch mal etwas eleganter und mit Verjüngungen etc. Ob Berlin jetzt unbedingt an oder über 200m gehen muss, weiß ich aber auch nicht. Zumindest für eine spätere Phase würde ich es aber auch nicht kategorisch ausschließen wollen. Es muss eben der Dynamik entsprechen und auch halbwegs ins Umfeld passen. In der City West könnte ich es mir noch am ehesten vorstellen. Am Alex hat man den Konflikt mit dem Fernsehturm und woanders fehlt bislang meist noch die Dichte an weiteren hohen Gebäuden.

  • Dieser Platz bzw. Bildausschnitt eines Shanghaier Platzes hier, das könnte Berlin sein. Es würde wunderbar zur Stadt passen, allein die profilierte Muschelkalkfassade an dem Hochhaus rechts ist ein Traum, von der dynamischen und je nach Tageszeit um das Gebäude laufenden Fassade des von Foster&Foster entworfenen Finanzcenters ganz zu schweigen: Link zum Bild


    Genau solche Plätze wünsche ich mir für Berlin. Keine Gigantomanie, sondern Ausdruck und Wertigkeit.

    Quelle

  • Und genau das entsteht derzeit am Alex. Auftakt dafür bildet der Monarch-Turm.

    Also, was soll diese Jammerei?

  • ^^

    Wobei den höchsten identitätsstiftenden Wert des Ensembles nicht der Wolkenkratzer sondern das Kulturzentrum mit seinem "Bambusröhren" Vorhang besitzt, schon jetzt als "ikonisch" eingestuft...

  • ^

    Absolut. Den Entwurf hätte ich z.B. gern anstelle des "Pferdestall-Museums" von Herzog&deMeuren gehabt. Was wäre das eine Aufwertung gewesen fürs Kulturforum.

    Und genau das entsteht derzeit am Alex. Auftakt dafür bildet der Monarch-Turm.

    Also, was soll diese Jammerei?

    Wer jammert hier? Ich bringe Beispiele aus anderen Städten, die gut zu Berlin passen würden und das ist jammern für dich? Ich glaube, du jammerst.


    Den Alex hatte ich weniger im Sinn, eher das Kulturforum und wie der Monarch wird, werden wir sehen. Ein Highlight wie das fostersche Finanzcenter wird es am Alex aber kaum geben. Man stelle sich nur vor, statt diesem banalen Alea101... Nein, ich hör schon auf.

  • < Das Problem in Berlin resultiert aus dem Bedarf und der Nutzung. Ich hatte es schonmal erwähnt. Es gibt hier nunmal keinen Bedarf für den Bau eines internationalen Finanzzentrums mit entsprechender Architektur. In Berlin wird Hotel oder Mischnutzung gebaut. Es gibt keinen einzigen internationalen oder nationalen Player der sein gesamtes Headquarter hierherverlegt und in einem Hochhaus unterbringen möchte. Nichtmal Abgewanderte aus London nach dem Brexit zieht es hierher. Wie hieß es neulich, Berlin ist die Hauptstadt der Start Ups. Und die kommen bekanntlich mit Garagen ganz gut klar.

  • Ja aber die bauen trotzdem keine Türme in Berlin und auch das Engagement von Tesla fällt eher horizontal als vertikal aus.

  • Da stellt sich natürlich die Frage, ob "Hauptstadt der Start-Ups" tatsächlich ein erstrebenswerter Zustand ist.

    Start-Ups sind keine nachhaltigen traditionellen Firmen die tatsächlich einen Mehrwert bringen.

  • Da stimme ich Dir unumwunden zu. Berlin hatte ja auch schonmal den nicht sehr charmanten Titel Hauptstadt der Ich- AG's zu sein.... ist aber schon was her und ähnlich wenig zielführend gewesen. Für all diese fände ich eine stadteigene Initiative zur Belebung der etlichen S-Bahnbögen ganz wunderbar. Um diese nicht nur dem unteren gastronomischen Preissegment nur für Touristen zu überlassen.

  • ^^Das ist mir zu kurz gedacht. Wenn es gelingt, Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen sich viele neue Unternehmen gründen können und wollen, dann sind die Chances hoch, dass sich einige (wahrscheinlich sogar die meisten) der erfolgreichen Start-Ups auch längerfristig an den Ort binden. Das sieht man in den klassischen Start-Up Gebieten wie dem Silicon Valley natürlich mehr als deutlich. Und auch in Berlin zeigt sich das (Zalando, Hello Fresh, etc...).


    Also ganz klar: Ja, der Titel "Hauptstadt der Start-Ups" ist absolut erstrebenswert uns Start-Ups bringen einen Mehrwert. Viel wichtiger sind die Fragen, wie man die weniger wünschenswerten Auswirkungen (Mieten etc.) abfedert.

  • Ist zwar jetzt OT, aber ich will es nicht so stehen lassen. Deine Beispiele Zalando und Hell Fresh sind perfekt für das was ich meine, Start-Ups sind nicht diese kleinen gegründeten Unternehmen die sich aus eigener Kraft und dank eines guten Konzepts hocharbeiten. Nein, von den Hunderten sind es dann vielleicht eine Handvoll Firmen die von Investoren künstlich hochgepumpt werden und dadurch bestehende Konkurrenz vernichten. Mal funktioniert's mal eben nicht. Nachhaltig ist da gar nichts und das Geld bleibt eher bei den Milliardären.

    Und die moralische Seite: Das alles basiert auf Lieferanten und die bestehen merkwürdigerweise aus einer bestimmten Klientel. Ich vermute, dass die weniger als Mindestlohn bekommen, es ist auffällig.

  • Berlin braucht Start-Ups, die traditionelle Wirtschaft hat Berlin nach dem Mauerbau verlassen, Berlin war die verlängerte Werkbank Westdeutschlands. Firmen wie Zalando, Hello Fresh, N26 helfen sehr wohl der Berliner Wirtschaft, die in den letzten Jahren am stärksten in D gewachsen ist. Darüber hinaus ist sie Imagestiftend und zieht viele andere Firmen nach, die die Berliner Erfolgsmodelle sehen und auch nach Berlin wollen. Sicher wäre es schön, auch viele traditionelle Betriebe hier zu haben, die nachhaltiger arbeiten, aber die haben nach dem Krieg fast alle wie die Ratten das sinkende Schiff Berlin verlassen...

  • Start-Ups sind nicht diese kleinen gegründeten Unternehmen die sich aus eigener Kraft und dank eines guten Konzepts hocharbeiten. Nein, ... Firmen die von Investoren künstlich hochgepumpt werden und dadurch bestehende Konkurrenz vernichten. Mal funktioniert's mal eben nicht. Nachhaltig ist da gar nichts und das Geld bleibt eher bei den Milliardären.

    Und die moralische Seite: Das alles basiert auf Lieferanten und die bestehen merkwürdigerweise aus einer bestimmten Klientel. Ich vermute, dass die weniger als Mindestlohn bekommen, es ist auffällig.

    Eine recht ähnliche Diskussion gab es damals auch in Bezug auf die Industrialisierung. Die Manufakturen haben sich dann eben irgendwie trotzdem nicht durchgesetzt. Die Digitalisierung bringt wie auch die Industrialisierung in der Summe auch viele neue Wertschöpfungsketten. Aufhalten kann man das ohnehin nicht mehr aber vermutlich würden die meisten die Früchte der Entwicklung auch gar nicht mehr hergeben wollen. Letztlich folgt das Konsumverhalten bekanntlich noch immer dem Angebot, weil die Leute trotz Meckern dann eben doch gerne bequem bei Zalando & Co bestellen und sich das Essen liefern lassen (wir seit Corona übrigens leider auch deutlich öfter als früher, wo ich beides gut wie nie getan habe). Und eigentlich ist es relativ einfach: Der Trend geht schon immer in Richtung Effizienz/disruptive Innovation und dazu zählt natürlich auch u.a. Kosteneffizienz (durch die Globalisierung kann sich Deutschland da auch nicht einfach mal so rausnehmen). Zur Wahrheit gehört ansonsten auch, dass gerade Berlin neben vielen super ausgebildeten Leuten auch viel zu viele Bildungsverlierer produziert. Für die muss es auch Berufschancen geben. Wo nötig kann und sollte höchstens der Staat dann sukzessive gegensteuern (z.B. Mindeststandards für Uberfahrer oder Paketepacker bei Zalando etablieren und nach und nach anheben).


    Dass Investoren künstlich Geld in irgendwelche Zombiestartups pumpen, halte ich aber eher für ein Gerücht. "Künstlich" vs. "nachhaltig" halte ich hier auch für die falschen Kategorie. Was Investorengelder einsammelt und sich langfristig am Markt durchsetzt, hat meist auch einen durchaus substanziellen Kern. Und auch bspw. bei Zalando gibt es sehr viele völlig verschiedene Jobs mit je nach Qualifizierung mehr oder weniger hohem Gehalt. Oder dachtest Du - und da kommen wir auch mal wieder zum Thema Hochhäuser zurück - in den Zalando-Bauten, dem Rocket-Tower oder sonstigen StartUp-Zentralen oder auch dem 140m Turm von Amazon werden überall nur Pakete gepackt? Dort werden mW durchaus Innovationen und neue Wertschöpfungsketten geschaffen. Und wenn das nicht in Berlin passiert, dann eben in London, Tel Aviv oder Shanghai. Ansonsten gibt es selbst im Handel durchaus auch Startups, die die Welt verbessern wollen (z.B. möglichst nachhaltig erzeugte Landwirtschaftsprodukte möglichst direkt vom Erzeuger zum Kunden bekommen). Ob sich so etwas durchsetzt, hängt auch vom Konsumenten ab. Dieser hat hier aktuell ein breites Angebot und bestimmt langfristig selbst mit über die Vielfalt (Spoiler: wenn alle alles bei Amazon bestellen, sieht es eher nicht gut aus).

  • Leider weiß ich nicht wohin ich es packen soll, daher erst einmal hier. Für die Berliner Foristen bestimmt interessant, was an Ergebnissen beim Werkstadtforum über die "Vertikale Stadt City West" so herauskam:


    berlin_werkstattcdezt.jpg


    Foto: W.U.Rilke


    Was da alles so möglich wäre...

  • Ich finde der ganze Bereich zwischen Breitscheidplatz im Westen, Nollendorfplatz im Osten und Lützowplatz, bzw. Tiergarten im Norden ist am besten geeignet für Hochhäuser. Es gibt wenige historische Gebäude oder gar Viertel und dem Ort fehlt es aufgrund der 60er Jahre Bausubstanz und Verkehrsplanung an Identität und Aufenthaltsqualität. Trotzdem liegt das Gebiet mitten in der Stadt direkt an einige der geschäftigsten Straßen in Berlin. Somit kann man hier mit einem Hochhausviertel einen spannenden, aufwertenden Akzent setzen, ein Stück Innenstadt neu "erschließen" und gleichzeitig keine bestehenden Ensembles stören, wie es am Kudamm der Fall wäre oder auch am Alexanderplatz, wo die Höhe der Gebäude aufgrund des Fernsehturms zurückhaltender ausfallen muss.


    Der oben gezeigte Entwurf eines 300m Hochhauses von Helmut Jahn wirkt zwar noch etwas überdimensioniert, aber wenn sich einige andere 150-200m hohe Türme dazu ordnen, kann das echt spektakulär werden. Hoffentlich lässt man sich vom Elbtower inspirieren und denkt allen Ernstes nochmal über den Entwurf nach. Besonders die Aussicht vom Tiergarten auf ein Hochhaus-Ensemble fände ich genial :)