Museumsinsel und Erweiterungsbauten (James-Simon-Galerie)

  • Gestern Abend lief auf 3Sat eine sehenswerte Doku über die Planungs- und Entstehungsgeschichte der JSG und dem Architekten David Chipperfield und seines architektonischen Selbstverständnisses. Die 45-minütige Sendung ist auch in der Mediathek abrufbar. :daumen:

  • ^ Schöner Beitrag, danke für den Hinweis. Vor allem den Teil über die technischen Kniffe bei der Vorbereitung des Baugrundes fand ich als Laie faszinierend. Die Taucher sind wahrlich nicht zu beneiden – hoffentlich wurden sie anständig bezahlt... :cool:

  • Ich finde den Beitrag über Chipperfiled sehr interessant und auf eine gewisse Weise dann auch erschreckend erhellend.


    So ist doch erstens die Erkenntnis von Herr Chipperfield selbst bemerkenswert, dass die breite Masse der Menschen die moderne Architektur hasst. Hört hört. Man könnte jetzt meine, endlich sagt es mal jemand, denn Erkenntnis ist der erste Weg zur Besserung.


    Doch leider bleibt es bei der Erkenntnis. Konsequenzen Fehlanzeige. Vielmehr macht man einfach weiter. Ich denke der Film zeigt viel über das totale Missverständnis von Architektur und Menschen, wie es heute vorherrscht. Für Chipperfield ist Architektur ein intellektuelles Konstrukt, gepaart mit einer völlig dem normalen Bürger entgegenstehenden Wahrnehmung.


    Wenn man ihn oder die Autorin des Film über seine Bauten sprechen hört, wie sehr sie sich doch ins Bestehende einfügen, da frage ich mich als Betrachter, ob wir gerade von den gleichen Bauten reden.


    Und dies führt zur zweiten Erkenntnis aus dem Film. Bemerkenswert ist doch, dass man angeblich alles so speziell auf en Ort abpasst, wenn man dann aber die Entwürfe aus London, Berlin und Asien sieht, oh Wunder, dann stelllt man fest, egal wo die Bauten stehen, die Architektur ist überall die gleiche. Als Betrachter des Films ist man wenn man das alles gesehen hat doch völlig ratlos. Ein Phänomen übrigens, was mir auch bei Herr Mäckler in Frankfurt immer wieder auffällt. Was er sagt ist völlig richtig, was er dann letztlich baut (man schaue sich das Romantikmuseum an) ist dann aber etwas völlig anderes als das was man aus seinen Statements erwartet.


    So auch hier. Herr Chipperfield analysiert richtig die Abneigung der Menschen gegenüber der Moderne, die Probleme, ein richtiges Gefühl für diese Art der Architektur aufzubringen, das Resultat ist aber, dass seine Bauten trotzdem seit Jahren nur noch sich selbst zitieren. Eine wahrhaft ernüchternde Erkenntnis!

  • ^
    Ein Architekt muss sich verkaufen als auch wirtschaftlich sein. Wenn man jedesmal die Welt neu erfindet kann letzteres Problematisch werden. Daher ist es nur natürlich etwas was man einmal beim Bauamt durchbekommen hat als wiederholende Grundlage zu verwenden. Also verkauft man dann das bereits durchsetzbare als eine Weiterentwicklungslinie. Je Merk-Würdiger es ist, also der Investoren Logik der Wiederkennbarkeit als "Brand" entgegenkommt umso besser. Der andere Punkt ist die Frage was sich der Bauherr leisten möchte und was das BGB, BVO und die DIN so alles hergeben. Für technische Ausstattung geht heute das Geld ab was man früher für Gestaltung hatte. Die Vorschriften welche durch Sicherheits-, Gesundheits- und Technophilieüberlegungen der Moderne geprägt sind tun ihr übriges und sind natürlich Lobbyistisch perfektioniert. Man nehme z.b. die Flecht-Säulen aus dem Film, alleine diese Element ist nur bezahlbar durch die Massenfertigung und selbst dann muss da Chipperfield dem Bauherrn wortwörtlich unterm Tisch gekrochen sein, das der Hersteller da auch kaum Gewinn gemacht hat durch eine knebel-kalkulation tut wohl sein übriges. Also wie löst man Architektur wenn Variation (ausgefallenen Volumen nehmen wir jetzt mal raus) unbezahlbar ist in korrelation zur Haustechnik?
    Dann wirds halt langweiliger. Das oft angeführte Propotionsgehusche im übrigen ist in einer DIN-Welt nicht erhältlich, erwünscht und wenn man mal ehrlich ist war es auch nur eine Ausrede um Individuelle Stellung zu unterstreichen. Siehe die Belle-Etage.
    Deine Kritik fundiert halt auf dem Unwissen welchen Bedingungen Architekten ausgesetzt sind und welche Spielrahmen sie besitzen. Allerdings darf man auch nicht vergessen das die angeführten Bedingungen schon immer so ähnlich geherrscht haben (außer die Haustechnik-Sache, die war halt sehr lange relativ statisch in ihrer fortentwicklung). Immerhin hat Schinkel z.b. auch so gesehen immer wieder das gleiche gemacht. Der Unterschied waren halt nur die Typologien.

  • Leider war mein Akku nach einem Foto leer, so dass Andere die Gelegenheit haben nachzulegen:). Durch die Entfernung des Schutzdamms vor der James-Simon-Galerie ändert sich die Ansicht nachhaltig. Die Monumentalität und die starke Materialität kommen nun deutlich zu Ausdruck.


  • Guten Tag,
    die James-Simon-Galerie ist an sich eine gute Idee. Aber sie hat m. E. einen gewaltigen Nachteil. Sie verdeckt die Sicht auf das "Neue Museum", ist extrem schmal und wie sagte mal jemand, sie ist die teuerste Garderobe der Welt.


    Je öfter ich an der Museumsinsel bin, desto mehr frage ich mich, ob eine Ausdehnung über die Insel hinaus nicht wesentlich besser gewesen wäre. Das mag realitätsfremd sein, doch die Galerie ist einfach zu modern zu den anderen Gebäuden. Bei diesen ganzen modernen Säulenbauten (wie auch beim BER) fühle ich mich an die Architektur des 3. Reiches erinnert. Große Hallen, Säulengänge.


    Ich bin kein Architekt. Drum erlaube ich mir einfach mal zu spinnen. Die Front Kupfergraben und Nationalgalerie wie jetzt. Lustgarten alles wunderbar. Doch was wäre, wenn man über die Spree gegangen wäre und auf der Seite Oranienburger ein großes neues Gebäude gebaut hätte, dass weite Teile der Sammlungen hätte aufnehmen können. Die Gebäude durch Glasbrücken über die Spree hinweg überbrücken?

  • Der Neoklassizismus der Nazis war keine deutsche Besonderheit, sondern damaliger Zeitgeist. Okay, die Nazis haben einige Kategorien größer geplant als alle anderen Neoklassizisten der damaligen Zeit, aber erfunden haben sie ihn nicht.


    Kann Architektur eigentlich böse sein?

  • ^ Ja, sie kann. Es kommt auf den Kontext an, in dem sie steht. Die Neue Reichskanzlei war durch und durch "böse" Architektur, weil sie gebauter Ausdruck der NS-Ideologie war. Die James-Simon-Galerie ist nicht böse, sie ist wunderschön.


    P.S.: Ich bitte die geschätzten Mitforisten einen Augenmerk zu haben auf die seltsame Gleichzeitigkeit von Politisierung und Entpolitisierung, die hier im Berlinforum gerade stattfindet. UdL ohne Autos seien Ausdruck "grotesker Anti-Bürgerlichkeit" kann man hier lesen, und die Stadtentwicklungsverwaltung sei eine "SED-Riege", die Opfern des Stalinismus das Geld kürzen wird (im Indikativ). Am gleichen Tag liest man hier ohne erkennbare Ironie, Nazi-Architektur sei doch eigentlich "was feines", schließlich enthalte sie "deutsche Grundwerte" wie "Machtdemonstration" – und ein kluger Mensch mit einer Menge Ahnung wie Richard widerspricht nicht, sondern stimmt zu.


    Kann mir bitte jemand sagen, dass das hier nicht der neue Mainstream ist?

  • Du zitierst mich bewußt falsch und entstellend. Hier kann man meinen echten Betrag lesen. Für deinen Gram mit den Zeiten, in denen wir leben, kann ich nichts.

  • Guten Tag,
    die James-Simon-Galerie ist an sich eine gute Idee. Aber sie hat m. E. einen gewaltigen Nachteil. Sie verdeckt die Sicht auf das "Neue Museum"


    Was soll so schlimm daran sein, dass sie diese Seite des neuen Museums verdeckt? Diese Seite war nie als Schauseite gedacht und durch den Wiederaufbau, für den die entscheidenden Leute sich bewusst für Chipperfields Ruinenchic entschieden haben, ist diese Seite erst recht entstellt.


    Man wäre ja schon froh, wenn es den Sprung über den Kupfergraben gäbe, aber der Erweiterungsbau des Bodemuseums liegt in weiter Ferne. Noch größere Museumsbauten auf der anderen Spreeseite sind erst recht völlig illusorisch. Was sollte man auch dort ausstellen?


    Für die Kunst des 20. Jahrhunderts ist der Erweiterungsbau am Kulturforum vorgesehen. Und für das, was nach dem Umzug der ethnologischen Sammlungen ins Humboldtforum vorerst in Dahlem verbleibt, das Museum Europäischer Kulturen, könnte man auch gut zwei kleinere Anbauten auf den verbleibenden Freiflächen ans Kunstgewerbemuseum vornehmen, thematisch und organisatorisch würde es sich dort gut anschließen.


    Ansonsten: Neoklassizismus ist eine allgemeine Strömung die nicht nur die Nazis aufgegriffen haben. Die JSG hat sicherlich auch was Monumentales, aber gleichzeitig auch was sehr Filigranes. Letzteres ist aber eher untypisch für Nazi-Architektur. Da waren Säulen eher wuchtig breit. Allerdings muss man natürlich zugeben, dass der Betonbau in den 30ern natürlich technisch nicht so weit fortgeschritten war wie heute. Von daher ist es natürlich völlig unmöglich zu sagen, wie sich die Architektursprache entwickelt hätte, hätte das 3. Reich fortbestanden.


    Ich finde man kann ganz gut mit der James-Simon-Galerie leben. Ich hoffe nur, dass sie ihr etwas Patina gut tut, aber dies wird die Zeit zeigen.

  • "Grosse Hallen, Säulengänge: Naziarchitektur, Drittes Reich"??


    Man schaue sich Bauwerke wie den Terrassentempel der Hatschepsut in Ägypten an...eine ähnliche Ästhetik wie die der JSG. Ich mag diesen Bau. Die Nazi Architekten haben die Architektur für ihre Ideologien missbraucht und in Gigantomanismus gesteigert während die einzelnen Stilmittel aus allen Vorepochen zusammengeklaubt wurden, dabei die Moderne negierend... Könnte man vielleicht " faschistoiden Eklektizismus" nennen?


    Umgekehrt habe ich das Design der Kandelaber auf Kaiserdamm und 17. Juni immer bewundert, ohne dass ich wusste dass sie von Speer sind ( sorry off topic)


    Ich dachte auch das Thema der "Verdeckung" des neuen Museums sei lange durch...


    Wobei ich nachvollziehen kann dass obwohl die Kupfergrabenseite des Neuen Museums nicht dessen Forderfront darstellt, diese Seite der Museumsinsel insgesamt zu einer Forderseite definiert wurde dadurch dass man die Eingangsfront des Pergamonmuseums auf diese Seite gelegt hat.


    Messel hatte diesem Umstand ja schon in seiner Ursprungsplanung Rechnung getragen und dem Pergamonmuseum eine Säulenhalle nebenangestellt. Hätte man den Ursprungsplan umgesetzt wäre das NM immer von dieser Seite aus verdeckt gewesen...


    Kieselgur: Ich hoffe auch immer auf eine schöne Patina werde aber bei Bauten dieser Art meisst enttäuscht was vermutlich dem verwendeten Fassadenmaterial geschuldet ist...ich meine nur Naturstein setzt schöne Patina an, dieser Kunststein wird...meisst einfach hässlich stränig...


    Architektenkind: Ich stimme Dir voll zu, ich habe gedacht in diesem Forum etwas über Architektur zu lernen und nicht an die Ergehung in unendlichen politischen Diskursen gedacht...

  • Bei diesen ganzen modernen Säulenbauten (wie auch beim BER) fühle ich mich an die Architektur des 3. Reiches erinnert. Große Hallen, Säulengänge.


    Große Hallen und Säulengänge soll es übrigens auch schon in der Antike gegeben haben. Und waren die antiken Römer, Griechen, Perser auch alle Nazis?


    Wenn du dich beim Anblick von Säulen reflexartig an die NS-Zeit erinnert fühlst, dann ist das weniger das Problem der Architektur, als vielmehr dein persönliches Problem. Du hast offensichtlich einen NS-Komplex und versuchst, anderen Leuten diesen Komplex auch aufzubürden. Und das geht mir ganz mächtig auf die Nerven.

  • Kieselgur: Ich hoffe auch immer auf eine schöne Patina werde aber bei Bauten dieser Art meisst enttäuscht was vermutlich dem verwendeten Fassadenmaterial geschuldet ist...ich meine nur Naturstein setzt schöne Patina an, dieser Kunststein wird...meisst einfach hässlich stränig...


    Ob es eine schöne Patina gibt hängt meiner Meinung nach weniger davon ab, ob es Kunst- oder Naturstein ist, sondern eher von der Farbe und Oberflächengestaltung. So gibt es eben auch zahlreiche historische Bauten die steinimitierenden Putz haben und Bauteile aus Kunststein besitzen. Trotzdem hat sich dort eine schöne Patina entwickelt. Für eine schöne Patina braucht es eher eine kräftiger Grundfarbe und kleinteiligere Gestaltung mit Ornamenten.
    Wenn hellgrauer Natur(kalk)stein sehr glatt verarbeitet wird, schaut's nach ein paar Jahren meist auch strähnig aus, insofern sind in der Hinsicht meine Erwartungen an den hellen Kunststein der JSG nicht allzu hoch...;)

  • Ich finde knorke, dass die Mauer direkt ins Wasser übergeht. Ist nur irgendwie etwas glatt für die Größe. Vielleicht hätte man noch...weiß nicht...Spolien, die man beim Buddeln gefunden hat oder irgendwelche thematisch zum Standort passenden Reliefs anbringen können.


    Vielleicht werden ja in Zukunft Transparente zu aktuellen Ausstellungen dort angebracht?

    Einmal editiert, zuletzt von Ben ()

  • Die Stelen-Galerie “JSG“

    [FONT=&quot]Museumsinsel und Erweiterungsbauten (ehemalige F-E-Kaserne )[/FONT]

    [FONT=&quot]Die Stelen-Galerie “JSG“[/FONT]

    [FONT=&quot]Bleibt das Material eigentlich, zusätzlich zu der schon enorm dominierenden Größe, lange so provozierend hell gegenüber den Altbauten oder wird das noch schnell nachdunkeln? Warum ist die Mauer am Fluss so hoch, wegen Hochwasser?[/FONT]

    [FONT=&quot]Es ist ja inzwischen keine Seltenheit mehr, dass man bei sehr umstrittenen Bauvorhaben lieber Architekten aus anderen Ländern beauftragt, wie auch in Frankfurt am Main beim Bau des riesigen, dominierenden neuen Historischen Museums mitten in der eigentlich kleinteiligeren Altstadt, direkt neben dem einzigen noch original erhaltenen kleinen Fachwerkhaus und dem Römer.[/FONT]

    [FONT=&quot]Gelungen ist hier auf der Insel die scheinbare Absicht, durch die Massigkeit des Galerie-Bauwerkes und die hellere Farbe, die restaurierten Altbauten in der Umgebung optisch in ihrer Bedeutung und Wahrnehmung zurückzudrängen (zu erniedrigen). Der Architekt hat die Möglichkeit, in der deutschen Hauptstadt mit einem verhältnismäßig geringen persönlichen Aufwand, einen markanten, die Umgebung erdrückenden Entwurf zu platzieren, gut ausgenutzt.[/FONT]

    [FONT=&quot]Um den Schaden abzumildern empfiehlt es sich dringend, baldmöglichst oben und unten Efeu oder wilden Wein über die Galerie und die Mauer zum Wasser wuchern zu lassen, das sieht immer nett aus.[/FONT]
    [FONT=&quot]Das würde dem Bauwerk nach außen hin auch einen gewissen Sinn geben, verständlicher für die Bürger und es würde wieder mehr Grün und Sauerstoff in die Stadt bringen. Vögel z. B. lieben den Wilden Wein als Schlafplätze. Das ist ja bei historischen oder restaurierten Gebäuden mit genutzten Innenräumen nicht so zu empfehlen.[/FONT]
    [FONT=&quot]Der Bewuchs, mit diesen Ranken, gibt einem solchen Freiluft-Konstrukt mit der Zeit eine etwas ehrwürdige und gediegene Aura.[/FONT]

    [FONT=&quot]So ein Bewuchs könnte auch in Frankfurt am Main, in der “neuen Altstadt“, die dort geplante Pergola, sofern sie denn kommen muss, in gewisser Weise sinnvoll erscheinen lassen[/FONT]

  • Lieber RobertKWF,


    zum einen ist "die Mauer am Fluss" keine Mauer sondern das Bauwerk selbst, das u.a. hier ein Auditorium beherbergt und sich somit die Frage der äußeren Erscheinung dadurch schon nicht stellt. Zudem nimmt die JSG das in der umliegenden Bebauung begründete Leitbild des Sockels auf, welcher auf gleicher Höhe der des angeschlossenen Pergamonmuseums liegt.


    Deine Augmentation über "erdrücken", oder "erniedrigen" führst du damit ad absurdum. Zumal die neue JSG offensichtlich das Gebäude auf der Museumsinsel sein wird, mit der geringsten Höhe, den geringsten monomentalen (massiven) Habitus und durch Ausprägung des Bauvolumens am wenigsten als Solitär wahrgenommen werden wird.


    [FONT=&quot]Der Architekt hat die Möglichkeit, in der deutschen Hauptstadt mit einem verhältnismäßig geringen persönlichen Aufwand, einen markanten, die Umgebung erdrückenden Entwurf zu platzieren, gut ausgenutzt.[/FONT]


    Deine Kritik auf Grundlage von Halbwissen über "Architekten aus anderen Ländern" unterschwellig zu untermauern ist wirklich abenteuerlich.


    Die Baustelle der JSG wird vom Berliner Büro David Chipperfield Architects mit über 100 Mitarbeitern geleitet (größte Niederlassung des Büros). Was hier weniger Aufwand für den Briten Chipperfield oder dem Büro bedeuten soll, bleibt mir schleierhaft.


    off topic:

    [FONT=&quot]Es ist ja inzwischen keine Seltenheit mehr, dass man bei sehr umstrittenen Bauvorhaben lieber Architekten aus anderen Ländern beauftragt, wie auch in Frankfurt am Main beim Bau des riesigen, dominierenden neuen Historischen Museums...[/FONT]


    Meiner Kenntnis nach ist für den Neubau des Historischen Museums Frankfurt das Stuttgarter Büro LRO verantwortlich. Der Büroleiter Arno Lederer ist ein Schwabe, was aber für manchen als Ausländer gelten mag.


    Was das Schwadronieren über wilden Wein und dessen Nutzen, insbesondere in Verbindung mit "genutzten Innenräumen" angeht, verstehe ich mal als eigenwillige Ironie.

  • ^Man kann andere subjektive Einschätzungen durchaus respektieren, ohne diese abschätzig als "Halbwissen" zu bezeichnen. Ich weiss nicht, warum du RobertKWF so ungeduldig/aggressiv erwidern musst.


    Ansonsten hängt es wohl von der Perspektive ab. Modernistisch betrachtet hat sich Chipperfield hier - man denke an die Genese des Baus über dutzende Zwischenentwürfe!! - in Trippelschritten klassischer Architektur angenähert. Der Urentwurf seiner Vorgänger erinnerte Betrachter wahlweise an ein Flakbauwerk, einen Festungsknast oder an einen Hochbunker. Mit einem Kniff aus dem Vergaberecht hat man diesen "Siegerentwurf" von Seiten der SPKB nochmal weg bekommen. Dann kam die Neuvergabe an Chipperfield. Am Anfang seiner vielen, vielen Entwurfsversionen stand dabei ein modernistischer Glasbau, wie man ihn fast von heutigen Architekten reflexartig erwarten würde.


    Er hat sich aus dieser Warte betrachtet also respektvoll in das Ensemble eingefügt, anstatt es mit einem eigenen Eyecatcher übertrumpfen zu wollen.


    Andererseits kann man natürlich sagen, dass es sich trotzdem ganz enorm mit dem Rest der Museumsinsel, für das dies ja immerhin das zentrale Zugangsbauwerk sein soll, "beißt" und vielleicht eine Reko vom Schinkels Packhof sowohl bauzeitlich als auch bzgl. des Entwurfs besser in das Ensemble gepasst hätte. Aber man muss realistisch sein, Rekos sind zumindest in Deutschland immer ein Politikum, über das beinhart und unsachlich gezankt wird. Ähnlich wie Moby Dick, das amoralische Tier, das einfach nur "ist" (wie lebloser Stein einfach nur "ist"), aber von Captain Ahab eine Last aufgebürdet bekam und erst durch Ahabs menschgemachte Projektion zu einer Monstrosität wurde, die Ahab in Folge verbißen bis aufs Blut jagen "musste", so verhalten sich auch nachkriegsdeutsche Rekohasser.


    Es ist angesichts dieser verfahrenen Situation - in Deutschland werden Fragen des Stadtbilds nie einfach nur sachlich oder unvoreigenommen nach Ästhetik diskutiert, zumal in Berlin - ist das Werk von Chipperfield ein super Ergebnis. Und schließlich kann man nicht weitere Jahrzehnte immer nur diskutieren, diskutieren, diskutieren. Die Musemsinsel brauchte dieses Bauwerk, Optik hin oder her, einfach. Schon der Verschleiß der historischen Restsubstanz im Neuen Museum ist besorgniserregend und könnte von diesem kaum weitere Jahre vetragen werden, ohne durch ein zentrales Funktionsgebäude der Museumsinsel entlastet zu werden. Und das ist es letztlich auch "nur", ein Funktionsgebäude. Und dafür ist es dann doch gar nicht so schlecht geraten.

  • ^Genau um diese sachliche Diskussion geht es mir auch. Man kann durchaus unterschiedlicher Meinung zur JSG sein, aber diese mit Behauptungen und meiner Einschätzung fraglichen Augmentationslinien zu untermauern, die eine Verbindung von ausländischen Architekten mit schlechter Architektur herstellen, gehört sicherlich nicht dazu.

  • Am gleichen Tag liest man hier ohne erkennbare Ironie, Nazi-Architektur sei doch eigentlich "was feines", schließlich enthalte sie "deutsche Grundwerte" wie "Machtdemonstration" – und ein kluger Mensch mit einer Menge Ahnung wie Richard widerspricht nicht, sondern stimmt zu.


    Kann mir bitte jemand sagen, dass das hier nicht der neue Mainstream ist?


    Auch mich zitierst du falsch. Ich habe gesagt, dass sie was feines ist UND deutsche Grundwerte enthält, nicht weil. Auch halte ich deinen Ansatz für falsch einen "Mainstream hier im Forum" ausmachen zu wollen, schließlich tummeln sich doch hier sehr unterschiedliche "Streame". Ich hoffe, dass ich mit meinen Beiträgen neue Facetten in die Diskussionen bringen kann und sie von anderen Seiten beleuchte. Zum Glück sind wir hier im DAF weit davon entfernt einen Mainstream zu haben, auch was die Politisierung angeht. Es lebe die Vielfalt!

  • ^an der NS Architektur war wenig "deutsches". Adolf hat doch sogar selbst ausdrücklich immer Rückbezug auf die Antike genommen. Tatsächlich deutsche Baustile dieser Ära, wie der verspielte Jugendstil oder das sachliche Bauhaus, wurden vom NS Staat gar bewusst verschmäht. Der Neoklassizismus war zu dieser Zeit international populär.


    Hier ein amerikanischer Bahnhof, erinnert grob an die Ästhetik der großen Halle des Flughafen Tempelhof (wie sie vor den Nachkriegsumbauten geplant war)
    https://upload.wikimedia.org/w…etStationInterior2007.jpg


    auch die wichtigste Notenbank der Welt, die Federal Reserve, sitzt in einem Bau mit einer Formensprache, wie man sie auch im Berlin der 30er hätte bauen könnten (inkl. Adler über dem Haupteingang)
    https://upload.wikimedia.org/w…eserve_Board_Building.jpg


    oder hier in Finnland das Parlamentsgebäude
    https://upload.wikimedia.org/w…arliament_of_Finland1.jpg


    und das erinnert schon an die Ästhetik der Korridore der Neuen Reichskanzlei
    https://upload.wikimedia.org/w….jpg/675px-Valtiosali.jpg


    oder das Polizeipräsidium Kopenagen
    https://upload.wikimedia.org/w…havns_Politig%C3%A5rd.jpg


    das Atatürk-Mausoleum
    https://upload.wikimedia.org/w…leum_%286225341313%29.jpg


    und das Parlament in der Türkei
    http://www.meclishaber.gov.tr/…F-552194925_tbmmbugun.JPG


    usw. um nur einige prominente Beispiele zu nennen. Dass das in Deutschland und auch hier im Forum gerne mal als "tausendjährige Architektur" bezeichnet wird ist eine flapsige Projektion unserer eigenen Vorurteile über uns selbst und unsere Geschichte. Die Nazis haben diese Architektur schlicht nicht erfunden. Nicht einmal das Olympiastadion, das wir sozusagen für den fortbestehenden "NS Bau" überhaupt in Berlin halten, ist so einzigartig, hier das Los Angeles Olympiastadion von 1932: https://upload.wikimedia.org/w…t._University_Park_13.jpg nicht gerade ein Zwilling, aber nahe verwandt, würde ich sagen. Und 4 Jahre vor dem Olympiastadion Berlin Ort Olympischer Sommerspiele. So in der Art stellte man sich damals halt eine olympische Arena vor, auch nicht speziell ein Einfall der Nazis, die Rundbögen, der Naturstein und das Marathontor mit Flammenschale. Eine isolierte "NS Architektur" in dem Sinne, wie das hier diskutiert wird, gab es einfach nicht.


    Wenn, dann ist die JSG somit ein Gebäude eines Neo-Neoklassizismus.
    Und fast wie zum Beweis sind gewisse Ähnlichkeiten mit dem neoklassizistischen Palais de Tokyo in Paris nicht von der Hand zu weisen: http://www.cafleurebon.com/wp-…13/06/palais_de_tokyo.jpg - ein Museumsbau!

    10 Mal editiert, zuletzt von Pumpernickel ()