Rund um den Ernst-Reuter-Platz

  • Höher als 80 Meter sollte man an diesem Platz auch nicht bauen, weil es die Sichtachse Brandenburger Tor-Siegessäule negativ beeinträchtigen würde.

  • Liebes Architektenkind, klassisch modern finde ich den Bau aber keineswegs. Er ist eher spätmodern, weshalb er vermutlich auch in seinem für die wenigen Etagen doch gewaltigen Bauvolumen städtebaulich recht grobschlächtig daherkommt. Wäre dieser Umgang mit Baumasse tatsächlich 'klassisch', dann wäre die Welt wohl nicht schöner.

    Aber gut; es ist ein Kind seiner Zeit und das kann man würdigen. Muss man aber nicht. Man könnte für mein Empfinden durchaus dafür plädieren, an dieser Stelle einen raffinierten Bau zu errichten. Es muss dabei ja nicht gleich der ganze Charakter des Platzes gesprengt werden. Der Platz ist eine Ikone der 50er Jahre, für mich aber kein Heiligtum. Und Denkmalschutz ist eine wunderbare Sache, aber manchmal frage ich mich schon, ob er auch bei problematischen Ensembles so hundertprozentig ausgelegt werden muss.

  • Sicher nicht klassisch modern. Das ist doch internationaler Stil, oder?


    Ich finde es in Ordnung das Gebäude wiederzubeleben. Ständiger Abriss und Neubau kann’s nicht sein. Auch ist der Platz nicht derartig verkorkst, wie der Alexanderpatz, wo einige Abrisse auch des Memi sowie des Parkinn-Sockels und des TLG-Riegels elementar für eine städtebauliche Heilung sind.

  • Liebes Architektenkind, klassisch modern finde ich den Bau aber keineswegs.

    Das finde ich jetzt etwas haarspalterisch. Mit dem "klassisch" wollte ich den Bezug auf die Moderne als Epoche klarmachen und sie von "zeitgenössisch" abgrenzen (und damit einem häufigen Missverständnis in diesem Forum vorbeugen). Ich habe weder das Gebäude besonders gelobt noch mich jemals vehement für dessen Erhalt eingesetzt. Ich wollte nur darauf hinaus, dass es zum Platz passt.


    Und was den Denkmalschutz betrifft, wiederhole ich mich: Der Senat war 2016 bereit, den Abriss und ein Hochhaus bis 80 Meter zu genehmigen. Das war dem Investor aber zu popelig. Punkt.

  • ... Ich finde es in Ordnung das Gebäude wiederzubeleben. Ständiger Abriss und Neubau kann’s nicht sein. Auch ist der Platz nicht derartig verkorkst, ...

    Sehe ich auch so. Zudem sind die Gebäude rund um den ERP alle ab den späten 50ern bis in die 60er Jahre gebaut worden und bilden daher ein zeitgeschichtliches Ensemble.


    Ein neues Hochhaus (vor allem ein höheres) würde sich darin nur schwerlich einfügen und sehr wahrscheinlich die Ensemblewirkung (zer)stören. Zudem könnte das Begehrlichkeiten für weitere Neubauten nach sich ziehen, eine Verhunzung des ERP wäre dann wahrscheinlich. Wehret den Anfängen. :)

  • Architektenkind, es gibt in der Kunstgeschichte halt tatsächlich den Begriff der "klassischen Moderne" und der bezieht sich in der Regel ausschließlich auf Vorkriegsobjekte, während dieser recht späte Bau hier eher schon dem Ausklang der Moderne nahesteht.


    Danke für die Erinnerung an das Angebot des Denkmalschutzes zum Abriss des Baus, hatte ich schon gar nicht mehr auf dem Schirm.

  • Ich empfehle an dieser Stelle mal das Buch: Städte für Menschen von Jan Gehl

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    Was hier an Argumenten gegen etwas neues kommt. *Ensemblewirkung *nicht das einer mit was neuem Anfängt und dann noch ein anderer auch noch was neues will... *Zerstörung des Gesamtbildes

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    Es wäre einfach mal schön in dieser Geschichtsträchtigen Stadt auch mal an die Zukunft zu denken- an die nachfolgenden Generationen- an die Jugend!

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    Die Menschen finden heute schon keine Wohnungen mehr geschweige denn ein Haus- ich kenne junge Familien die 900.000 Euro gespart haben und kein Haus finden- ————

    Auch kenne ich Start-ups mit 20 Mitarbeitern die seit Jahren neue Büros suchen weil sie gerne wachsen würden... kaum möglich———

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    Abgesehen sind wir mitten in einem gigantischen Klinawandel und in einer Pandemie

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    Und hier wird immer noch das alte gelobt... wir sind doch kein Museum für Baukunst! Hier wollen Menschen leben in dieser Stadt!!! Und das fängt nunmal auch damit an Visionen zu verhindern!



    mehr Infos zu Berliner Bauprojekten:

    http://www.instagram.de/berlinbauboom

  • ^ Richtig. Alle geschlossen Gründerzeitquartiere, historische Fachwerkstädte und Welterbe-Siedlungen der Moderne abreißen und Hochhäuser bauen. Yeah! Bloß nichts Altes, Gewachsenes bestehen lassen, das wäre ja zukunftsfeindlich.

    Und sorry, wer mit 0,9 Mio. kein Haus findet, kann nur überzogene Ansprüche haben. Wahrscheinlich eine 20-Zimmer-Villa in Grunewald oder direkt am Wannsee...

  • Nun, im sanierten Haus am Ernst Reuter Platz dürfte ein Startup- Unternehmen mit 20 Leuten reichlich Platz finden.

  • @ larselino: Gerade im Interesse nachfolgender Generationen und mitten in einem gigantischen Klimawandel sollten wir im Zweifelsfall eher für den Erhalt bestehender Gebäude eintreten und nicht notwendige, ressourcen- und energieaufwändige Abrisse und Neubauten vermeiden.

  • Wie kann man denn bitte als "junge Familie" 900.000 Euro "gespart" haben? Und dann gleich im Plural - scheint ja ein Massenphänomen zu sein...

    Das sind wohl diese unzähligen mittelständischen Familien von denen Friedrich Merz einmal sprach. Findeste an jeder Ecke.

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    Abenteuerliches Argument. Neubauten, insbesondere Hochhäuser werden idr nach höchsten Klimaschutzanforderungen gebaut und erhalten auch entsprechende Zertifikate mit denen üblicherweise auch gern geworben wird. Die Rechnung mit einem Abriss und Neubau geht sehr gut auf aus Klimaschutz-Sicht.

  • Das stimmt leider nicht. Die Zertifikate sind oft Augenwischerei. Hochhäuser ab einer bestimmten Höhe sind energetisch sowieso deutlich nachteiliger. Am besten sind wohl fünf Stockwerke ohne Aufzug in dichter Blockstruktur. Woher kennt man das in Berlin nur?


    Eine Sanierung ist meistens wesentlich ressourcenschonender als Abriss und Neubau.

  • ^^ Das kann nur "abenteuerlich" erscheinen, wenn man

    • einseitig auf die Heizernergie schaut und nicht auch auf die sogenannte "Graue Energie" (die Energiemenge, die für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung eines Produktes benötigt wird) sowie
    • die Verbesserung der Energiebilanz von Bestandsgebäuden durch Sanierung unterschätzt.

    Ich erinnere auch daran, dass sich analoge Argumentationen im Pkw-Bereich ("Umweltprämien) als problematisch erwiesen haben und der Abgasskandal das Vertrauen in solche Zertifizierungen auch nicht gerade erhöht hat.

  • Selbst wer seinen Schummeldiesel verschrottet und ein E-Mobil anschafft von Tesla, kann sich wohl nicht komplett sicher sein, ob die Ökobilanz besser ist.

  • Irgendwie erinnert mich der Ernst-Reuter-Platz städtebaulich und architektonisch stark an den Nürnberger Plärrer, der ja bald umgestaltet wird und über den es ja eine rege Diskussion im Unterforum gab. Ok, ganz so abgerockt ist der Berliner Ernst-Reuter-Platz noch nicht.

    Die Grundprobleme dürften sonst die gleichen sein: Er ist primär ein Riesenkreisverkehr nach dem Leitbild der autogerechten Stadt, inklusiver komplett toter Platzmitte. Zitat Wiki: "Die Anordnung folgte der Konzeption Hermkes, eine freie und nicht geschlossene Platzform zu entwickeln, deren Gebäudeanordnung insbesondere als Bewegung aus dem fahrenden Auto heraus erlebt werden kann." Und aus dem Bus heraus fand ich den Platz immer auch recht markant, zu Fuß eher trist.

    Dabei finde ich Platzanlage und einige Details (wie beim TU Gebäude) garnicht mal so schlecht, aber das meiste ist halt doch Stückwerk. Gebäude wie das Fernmeldeamt gibt es in der gleichen Form überall. Ich denke selbst mit einer Sanierung hätte man da aus der Fassade mehr herausholen können - ohne das Ensemble zu zerstören...

  • Abenteuerliches Argument. Neubauten, insbesondere Hochhäuser werden idr nach höchsten Klimaschutzanforderungen gebaut und erhalten auch entsprechende Zertifikate mit denen üblicherweise auch gern geworben wird. Die Rechnung mit einem Abriss und Neubau geht sehr gut auf aus Klimaschutz-Sicht.

    LOL. sorry, aber ich empfehle, nicht alles zu glauben, was in Hochglanzprospekten beworben wird.

  • Wow... nett wie hier auf einen eingeschlagen wird wenn man erwähnt das Menschen keinen Wohnraum finden und das es den Klimawandel gibt... versucht doch mal selbst bei immobilienscout ne Wohnung oder ein Haus zu finden!


    die Frage ist nur: ist es jetzt ein besserer Ort als vorher? Gibt es einen guten Mix? Gibt es mehr Grün? Weniger versiegelte Fläche? Oder eine Kita auf dem Dach? Gibt es Fahrradstellplätze? Oder ne neue Tiefgarage? Irgendwas wo man sich drüber freuen kann? Was zieht in die riesigen Erdgeschossflächen?

  • Er ist primär ein Riesenkreisverkehr nach dem Leitbild der autogerechten Stadt, inklusiver komplett toter Platzmitte.

    Nö, das stimmt so nicht, die Platzmitte ist regelmäßig belebt mit den Student*innen der anliegenden Uni.