Postblock-Areal an der Wilhelmstraße

  • Das Bundesfinanzministerium (BMF) wirkt von außen, als hätte es sich gut eingelebt auf den fast 50.000 Quadratmetern des früheren Reichsluftfahrtministeriums an der Wilhelmstraße zwischen Leipziger und Niederkirchnerstraße.
    Aber die Großzügigkeit täuscht: Der Hauptsitz ist nur einer von sieben Berliner Standorten, von denen laut BMF fünf extern angemietet sind.
    Die sollen nun durch einen repräsentativen Neubau inkl. Konferenzzentrum, Wohnräumen für Teilnehmer der Bundesfinanzakademie und „Großkantine“ ersetzt werden.
    Der Erweiterungsbau soll auf den 13.300 m2 der Parkplatzbrache an der Wilhelmstraße entstehen. Diese Fläche gegenüber dem Finanzministerium war noch 1939 abgeräumt worden.
    Dort sollte das Reichspostministerium errichtet werden. Dann kam der Krieg.

    Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben hat gerade den Architekturwettbewerb ausgeschrieben.
    Der Baukostenansatz liegt bei 322 Mio. Euro
    - zzgl. Ausstattung und Unwägbarkeiten.
    Gebaut werden soll von 2024 bis 2029. :saint:

  • Gute Nachrichten – es passiert dort etwas!

    (Es ist der 'Postblock', richtig?)


    An die Moderatoren:

    Ich denke bei dieser Größe an Bauvolumen und Fläche ist eine gesonderte Verlinkung in der DAF-Map angebracht?


    Danke für den Support.

  • sosehr ich es auch begrüßen würde, ... bist Du Dir sicher? Was hast Du genau beobachtet? Der Wettbewerb sollte doch erst Anfang Juni ausgeschrieben (laut TSP-Artikel) werden, da kann man ja schlecht jetzt schon die Grube ausheben.

  • ^ Naja, da wird bestimmt noch einiges im Boden liegen. Vieleicht eine Kampfmittelsondierung, oder ein paar Suchgrabungen bezüglich Bestandsfundamenten etc.. Wäre für den Wettbewerb sicherlich hilfreich zu wissen wie zu Gründen ist und ob Verbaumaßnahmen einfach herzustellen sind. Mit Schlitzwänden, oder Bohrpfählen in unbekannte Tiefen vorzustoßen, wäre etwas fahrlässig.

  • Nein, eine Grube gibt es noch nicht, aber da ich das Baufeld schon länger aufmerksam in der Presse verfolge, verdichten sich jetzt die Hinweise zu einer logischen Konsequenz. Das Baufeld ('Postblock') gegenüber dem Ministerium gehört der Bima. In verschiedenen Publikationen wurde schon immer darauf verwiesen, dass das Areal nach 'Zwischennutzung' dem Finanzministerium zugewiesen wird, viel mehr Details inklusive Kartierungen findet man in dieser (wenn auch veralteten) Ausschreibung.

    Die genannten finanziellen Volumina von hohen dreistelligen Millionenbeträgen an Baukosten benötigen ebenfalls ein Baufeld von entsprechender Größe, im Artikel des TSP wurden 13.300 qm genannt. Ich kenne nur diese eine Brache in der Umgebung des Ministeriums, die hier von der Größe genau Sinn ergibt.

    Auch die üblichen Forderungen Berlins an den Bund nach Schaffung von mehr Wohnraum auf dem Gelände passen wie Mosaiksteine in die im TSP veröffentlichten Details der zusätzlichen Wohnraumnutzung für Behördenmitarbeiter und Weiterbildungsteilnehmer. Da hat die Bima also aufgepasst und nach ihrer Façon interpretiert.

    Weiterhin gibt es vom Bundesamt für Bauwesen einen erhellenden Link, der die Brücke vom Postblock und Ministerium schlägt und auch einen seltenen Blick in den Innenhof des sanierten und teilweise noch existierenden Postblocks (aus der Kaiserzeit) erlaubt.

    In Berlin braucht man ein wahrlich langes Lebensalter, wenn man bedenkt, dass das Gelände 1939 frei geräumt wurde und voraussichtlich erst 2029, oder später zu neuer Funktion kommen wird. Also nicht weniger als 90 Jahre Brache, Parkplatz, mehr oder weniger Niemandsland, mitten in der Hauptstadt einer führenden Volkswirtschaft – ein skurriler Luxus, der fast an spätrömische Zeiten erinnert.

  • Heute berichten die Berliner Zeitung (hinter der Bezahlschranke) und die BZ über konkrete Neubaupläne des Finanzministeriums auf der Brache Leipziger und Wilhelm.


    In einem Erweiterungsbau für 322 mio. € sollen Büros für Mitarbeiter entstehen, die zurzeit noch auf mehrere, teils angemietete Standorte verteilt sind. Außerdem sind Räume für die Bundesfinanzakademie inkl. Wohneinheiten, einem Konferenzzentrum und einer weitere Kantine geplant.

    https://www.berliner-kurier.de…nanzministerium-li.168597

  • Dass im Artikel des Berliner Kuriers die LINKE Abgeordnete, die das Projekt kritisiert, so ausführlich zu Wort kommt, ist schon etwas seltsam. Aber der Kurier hat sich wohl gedacht: bad news are good news.

    Wieso "Ausbreitung wie eine Krake"? Wenn die Büros an einem Standort zusammengezogen werden, ist das doch zu begrüßen. Die verteilten Standorte werden dafür frei. Das Grundstück ist ja dafür reserviert und nicht für Wohnungsbau. Momentan sind es nur Parkplätze. Also: Ball flach halten und zunächst einmal die Entwürfe abwarten.

  • Naja diese Kritik von Frau Lösch ist ja jetzt auch nicht ungewöhnlich. Die Linke vertritt ja aus ihrer Herkunft und ihrer Kultur schon immer einen möglichst schlanken Staat, der voll auf die Eigenverantwortlichkeit der Bürger setzt und so wenig Intervention wie möglich für den Bürger anstrebt. Das sollte man natürlich bei ihren Äußerungen immer mit bedenken. Selbstverständlich kann eine Frau Lösch nur mit Fassungslosigkeit darauf reagieren, dass irgendeine staatliche Organisation sich wie ein Krake in die Gesellschaft ausbreitet.

  • ^ Die Frau heißt Lötzsch. Wenn Du sie schon verhöhnen willst, schreib sie wenigstens richtig. Und was sie da erzählt, ist schlicht ihr Job als oppositionelle Finanzpolitikerin. Wäre die CDU in der Opposition, fiele ihr dieser Job zu.

  • Die Linke ist doch aber für einen Komplettumzug der Bundesregierung. Der Bau manifestiert doch diesen quälend langsamen Prozess weiter. Mietobjekte aufzugeben und Behörden in staatlichen Gebäuden unterzubringen dürfte doch auch in diesem Sinne sein.


    Ich würde vom Finanzministerium aber eine solide Kalkulation und Planung erwarten, das wär mal was neues.

  • ^^^^

    ... also, dass die LINKE einen "möglichst schlanken Staat" fordern würde, das ist mir völlig neu.

    Und bei Bundes-Protz-Projekten (v.a. in Berlin) habe ich bislang auch keine substanziellen kristischen Gegenstimmen seitens der LINKEN vernehmen können (vom "Stadtschloss" jetzt mal abgesehen - aber das hatte v.a. ideologische Gründe).


    ^

    "Komplettumzug der Bundesregierung":

    Meinst Du jetzt die Bonn-/Berlin -Thematik oder dass man mit dem Neubau solche Einheiten zusammenlegen möchte, die in Berlin vorhanden sind ?!

    Ich denke, eine absehbare Laschet-Regierung wird versuchen, bzgl. Bonn eher eine Stabilisierung der dortigen Bundes-Einrichtungen zu erreichen (ein Trend, der im Übrigen schon in der jetzigen Legislaturperiode zu beobachten war).

  • Der Bau manifestiert doch diesen quälend langsamen Prozess weiter. Mietobjekte aufzugeben und Behörden in staatlichen Gebäuden unterzubringen dürfte doch auch in diesem Sinne sein.

    Stimmt. Und sollte es – warum auch immer – irgendwann einen Finanzminister aus der Linkspartei geben, würde der vermutlich ähnlich handeln – und sich ähnliche Vorwürfe seitens der (dann) CDU-Opposition anhören dürfen. Will sagen: Es ist ein Spiel. Wenn eine Regierung hohe Ausgaben für sich selbst veranschlagt, wie für den Neubau eines Ministeriums, dann sagt die Opposition, das sei Selbstbedienung und Geldvergeudung. Mit "Ideologie" hat das wenig zu tun, eher mit parlamentarischer Arbeitsteilung. Und deshalb geht Theseus' Empörung an der Sache vorbei.

  • Stimmt. Und sollte es – warum auch immer – irgendwann einen Finanzminister aus der Linkspartei geben, würde der vermutlich ähnlich handeln – und sich ähnliche Vorwürfe seitens der (dann) CDU-Opposition anhören dürfen. Will sagen: Es ist ein Spiel...

    So sehe ich es dann doch nicht. Politik sollte kein Spiel sein. Auch wenn manche Politikerinnen und Politiker (in der Öffentlichkeit) so tun. Ich bin ja nicht gegen Kritik, egal von welcher Seite. Ich bin aber gegen Polemik (...und gegen unausgewogene Zeitungsartikel).

  • ^ Die Frau heißt Lötzsch. Wenn Du sie schon verhöhnen willst, schreib sie wenigstens richtig. Und was sie da erzählt, ist schlicht ihr Job als oppositionelle Finanzpolitikerin. Wäre die CDU in der Opposition, fiele ihr dieser Job zu.

    Für den falschen Namen entschuldige ich mich, das gehört sich nicht.

    Ich habe Frau Lötzsch nicht verhöhnt, ich habe lediglich ihre Äußerungen, die auf den Artikel basieren, etwas flapsig einen Realitätscheck unterzogen, ich fand's einfach zu absurd, ähnlich wie dein Beispiel des/r linken Finanzministers/in, was für Deinen ohnehin sehr wackeligen Erklärungsversuch wenig hilfreich war.

    Jedenfalls halte ich - egal von wem es nun kommt- dieses Bashing auf Regierungsbauten in Berlin ziemlich kontraproduktiv - ob hier beim Finanzministerium - von dem man aufgrund des freigehaltenes Grundstückes und seiner Größe ohnehin ziemlich genau wusste, was kommen würde oder der ebenfalls angesprochenen Kanzleramtserweiterung und allen anderen Vorhaben. Auch wenn es von manchen so dargestellt wird, insgesamt hält sich das alles im Rahmen, aber das sieht jeder wie er will. Der Skandal sind nicht die 300 Millionen hier, sondern die Milliarden Subventionen für Bonn durch den Hauptstadtvertrag. Darauf sollten sich alle in Berlin vertretenen Politiker konzentrieren und die Menschen aufklären, anstatt kleinlich populistisch reflexartig irgendeinen Mist zu erzählen

    Größere Effizienz durch Zusammenlegung aller Mitarbeiter und langfristige günstigeren Konditionen durch Immobilieninvestition anstatt Mietausgaben werden quasi für alle Ministerien als Strategie gewählt, ob- Innen- oder Forschungs oder Umweltministerium, das hat sich als das Beste herausgestellt - umso mehr angesichts der Kostenexplosion bei den Mieten für Büros. Und die reflexartige Forderung nach sozialen Wohnungsbau an der Stelle ist reiner Populismus von Frau Lötzsch, das sollte sie lieber ihren ach so bauwütigen Kollegen im Berliner Senat sagen.

  • ... ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Seit dem Zeitpunkt der Umsiedelung der Hauptstadtfunktionen von Bonn nach Berlin und der Wahl des Hauses der Ministerien, vormahls Luftfahrtministerium, zum neuen Sitz des Bundesministerium der Finanzen, war immer klar, dass diese große Brache als Vorhaltefläche für eine Erweiterung des Ministeriums dienen soll. Nun ist es soweit und ich hoffe sehr, dass die gesamte Fläche also auch diese unsägliche Ecke mit dem Ballon und diesem schäbigen Trabbimuseum mitbebaut wird. Das sah nämlich neulich in einem rbb-Beitrag nicht so aus.

    Hat dazu jemand mehr Informationen?, um mal wieder zurück zum Thema zu kommen!

  • Für den falschen Namen entschuldige ich mich, das gehört sich nicht.

    In dem Fall bitte ich meinerseits um Entschuldigung für den vergnatzten Tonfall. Hatte das "Lösch" für ein mäßig originelles Namens-Wortspiel gehalten, und das hätte sich tatsächlich nicht gehört.


    Davon ab bleibe ich dabei, dass eine finanzpolitische Sprecherin aus der Opposition die Aufgabe hat, Ausgaben für die Bundesverwaltung besonders kritisch zu beleuchten - und dazu zählen hier sowohl die Baukosten als auch der dahinterstehende Stellenzuwachs in BMF und Kanzleramt (letzterer hat sogar eine demokratietheoretische Komponente). Leider war Frau Lötzsch mit ihrer Kritik nicht sonderlich treffsicher.


    Die Bundesbehörden im Regierungviertel zu konzentrieren, halte ich für sinnvoll – sparsam ist das allerdings nur, wenn tatsächlich die Bonner Stellen nach Berlin verlegt werden und nicht einfach neue dazukommen. Außerdem kann man schon die Frage stellen, ob ein Ministerium in Berlin-Mitte (!) tatsächlich ein eigenes Konferenzzentrum nebst staatlich geführtem 150-Betten-Hotel benötigt. Diesen Platz und diese Millionen könnte man sicher sinnvoller verplanen.

    ich hoffe sehr, dass die gesamte Fläche also auch diese unsägliche Ecke mit dem Ballon und diesem schäbigen Trabbimuseum mitbebaut wird. Das sah nämlich neulich in einem rbb-Beitrag nicht so aus.

    Ich glaube, das ist noch Zukunftsmusik. Das BMF wird, soweit ich weiß, nur einen Teil der Grundstücke beanspruchen – sonst wäre der Neubau sogar noch größer als der Göring-Bau, und das erscheint mir nicht plausibel.

    Politik sollte kein Spiel sein.

    Das war vielleicht missverständlich formuliert: Ich meine mit "Spiel" nicht Leichtfertigkeit, sondern einfach die Rollenverteilung, die sich aus dem Gegensatz von Regierung und Opposition zwangsläufig ergibt. Und dass Politiker in Parlament und Regierung eine Rolle "spielen", ist weniger ein Problem, als Voraussetzung für das Funktionieren der parlamentarischen Demokratie.

  • Camondo ...


    es sieht nicht aus, als ob das Trabbi-Museum und Ballon von jener 'unsäglichen' Ecke verschwinden.


    Sehr gut erkennbar in dieser aktualisierten Vorschau der Morgenpost.


    Vielleicht ist es aber auch gut, wenn die Brache nicht vollständig von einem völlig monolithischem 'Finanz-Block' bebaut wird, und die Trabbi-Fläche viel später (Wenn eine gute Fee mit Geld die Berliner Muse küsst) mit einem interessanten Solitär bepflanzt wird?


    Übrigens schreibt die Morgenpost weiter, dass Anfang November schon erste Wettbewerbsergebnisse vorgelegt werden sollen. Wir dürfen hoffentlich gespannt sein.

  • Bei der Erweiterung hoffe ich sehr auf einen Architekten mit Fingerspitzengefühl. Ich würde mir wünschen, dass man den städtebaulichen Ansatz von Sagebiel übernimmt. Also den Platz des Volksaufstandes von 1953 auf die andere Seite verlängert und in der Wilhelmstraße auch mit Hoföffnungen antwortet. Nur die Fassade wäre aus meiner Sicht der richtige Platz um eine klare Unterscheidung darzulegen. Nur ein Antibau, weil 3. Reich, wird dem ganzen und auch dem Sagebiel nicht gerecht. Hier verweise ich auf den aus meiner Sicht zwar gelungenen Bau mit dem netten Namen "Living Charlie" von Graft. Negativ ist hierbei allerdings für mich die Absage an die Fassade des Umspannwerks von Hans Heinrich Müller. Dieser wurde nur ein Bau vorgesetzt, ohne diese Fassade mit ins Gesamtkonzept einzubeziehen.

    Wer schon mal im Finanzministerium drinnen war, der wird erstaunt sein über die Modernität und sogar Leichtigkeit der Innenräume. Ich kann einen Besuch nur empfehlen. Diese Sachlichkeit ohne überbordende Schwere könnte ein Konzept für die Fassade sein. Damit sind jetzt nicht lustig versetzte angeordnete Fenster gemeint, sondern eine Auseinandersetzung mit der Sachlichkeit in der Architektur an sich, ohne beliebig zu sein.

  • 1939 im Planungsentwurf von Albert Speer ist dem Reichsluftfahrtministerium gegenüber das damals geplante Postministerium eingezeichnet.
    Man kann erkennen, dass der Ehrenhof des neuen Gebäudes genau gegenüber dem RLM-Ehrenhof liegen sollte.
    "Albert Speer - Architektur / Propyläen / 1978"