Neubau Mühlendammbrücke [in Planung]

  • ^Es geht doch nicht alleine um Details und die Breite der Brücke.


    Den meisten Kritikern geht es hauptsächlich um einen architektonisch / gestalterischen Anspruch der hier überhaupt nicht zu erkennen ist.

    Selbst bzw. gerade die Rathausbrücke (ob man diese an ihrer Stelle passend findet oder nicht) zeigt doch deutlich, daß Architektur bei einem Brückenbauwerk möglich ist wenn man nur den Anspruch erhebt und den Willen zur Umsetzung hat.



    Gruß, Jockel

  • ^° So so, 'Baukörper', 1890 gab es also nur peinliche Geranien, und heute ist das, was der Senat uns hier serviert also das einzig Wahre und Mögliche? Es gibt also in Deutschland, in Europa, in der Welt nichts, was qualitativ über die hier angesprochene Brücke hinaus geht? Ich fürchte, deine "Polemik", wie genial komisch und intelligent sie in deinen Augen auch erscheinen mag, vermittelt leider keine sinnvollen Gedanken.


    Was ich an dem "1. Preis" auch besonders unangenehm finde, das ist, dass man gar nicht klar macht, wo das Brückenbauwerk eigentlich beginnt oder endet. Es ist im Prinzip nur die Fortsetzung mehrspurigen Fahrbahn. Nicht mehr und nicht weniger - eben so, wie man es von Autobahnen kennt. Und jetzt erzähle mir niemand, er oder sie werde sich in Zukunft mit all dem Verkehr im Rücken auf eine der Stufen setzen, um die traurige Flanke eines der Hochhäuser auf der Fischerinsel zu betrachen.


    Machen wir uns doch alle nichts vor; wir haben doch in Berlin alle die eine oder andere Brücke, die wir wirklich ganz gerne mögen, über die wir gerne mal laufen, auch um die Atmosphäre auf der Brücke und von dort die Perspektiven zu erleben. Und die allermeisten dieser Brücken sind in ihrer Gestalt als Bauwerk verstanden worden, das den besonderen Ort einer Verbindung von zwei Ufern markiert und in irgendeiner Weise zelebriert. Und auch die Welt macht es uns tausenfach vor, dass all das Potential eines solchen Ortes am Wasser selbst ausschließlich mit dem ästhetischen Vokabular der Gegenwart hervorragend zu gestalten ist.

    Doch wenn wir jetzt ernsthaft schon den Fortsatz einer 10-spurigen Fahrbahn über die Spree hinweg als maximal mögliches innerstädtisches Brückenbauwerk verstehen, dann ist Berlin leider sehr, sehr NICHT so geil, wie es zu sein glaubt. Dann muss man sich auch nicht wundern, dass man dort weit und breit keinen Menschen begegnen wird. Diesen ganzen Umstand dann auch noch als segensreich darzustellen, wäre für mich eine soziale, urbanistische und ästhetische Bankrotterklärung.

  • Nach all den Diskussionen der letzten Tage bin ich doch zu dem Schluss gekommen, dass wir mit dem Siegerentwurf großes Glück haben. Das gilt vor allem, wenn ich diesen Entwurf mit dem wirklich gruseligen Entwurf von Helmut Maier vergleiche. Die Ästhetik will ich gar nicht groß kommentieren, die ist Geschmackssache. Aber wo fährt in diesem Entwurf die Straßenbahn? Es ist auch überhaupt kein Platz für einen Straßenbahnkörper vorhanden. Man kann sich doch nicht als glühender Verfechter der Verkehrswende aufspielen und gleichzeitig ein zentrales Element der Verkehrswende, nämlich den Ausbau des Straßenbahnnetzes, ignorieren. Und die Mühlendammbrücke spielt für den Straßenbahnverkehr eine wichtige Rolle, hier werden eines Tages in dichter Folge schnelle Straßenbahnzüge auf einem eigenem Gleiskörper entlangfahren. Und ich hoffe sehr, dass ich dann in schnellem Tempo vom Roten Rathaus zum Potsdamer Platz oder Halleschen Tor fahren kann, damit das Umsteigen vom Auto auch attraktiv ist. Schon wegen dieser Straßenbahnführung ist die neue Mühlendammbrücke tatsächlich eine Verkehrswendebrücke.

    Dann sehe ich in dem Maier-Entwurf, dass die Radfahrstreifen offenbar direkt am Brückengeländer angeordnet werden sollen. Nun sind viele Fahrradfahrer recht flott unterwegs, daher dürfte der Aufenthalt am Brückengeländer nicht sehr gemütlich sein. Diese Brücke wäre weder radfahrerfreundlich noch fußgängerfreundlich. Da bietet eine breitere Brücke viel bessere Möglichkeiten, die einzelnen Verkehre zu entzerren und die Radfahrstreifen zwischen der Autofahrbahn und dem Bürgersteig anzuordnen.


    Mein Fazit: Die jetzt geplante Brücke ist ein großer Beitrag zur Verkehrswende. Es ist gut, dass das Straßenbahnprojekt, das tatsächlich schon seit vielen Jahren geplant ist, endlich vorankommt. Dafür wurden die Grünen übrigens auch gewählt. Und ich freue mich auf den Tag, an dem ich mit der Straßenbahn über die neue Brücke fahren kann. Bei einigen Kritikern habe ich dagegen den Eindruck, dass es ihnen nicht wirklich um die Verkehrswende geht, sondern dass sie in Wirklichkeit restaurative Ziele verfolgen.

  • Nach all den Diskussionen der letzten Tage bin ich doch zu dem Schluss gekommen, dass wir mit dem Siegerentwurf großes Glück haben. Das gilt vor allem, wenn ich diesen Entwurf mit dem wirklich gruseligen Entwurf von Helmut Maier vergleiche.

    Dieser Entwurf von Helmut Maier war doch nur eine Ideenstudie, nicht mehr. Stand doch gar nicht zur Debatte.


    Schon wegen dieser Straßenbahnführung ist die neue Mühlendammbrücke tatsächlich eine Verkehrswendebrücke.

    Als Satire gut!


    Bei einigen Kritikern habe ich dagegen den Eindruck, dass es ihnen nicht wirklich um die Verkehrswende geht, sondern dass sie in Wirklichkeit restaurative Ziele verfolgen.

    Das stimmt, mich haben die Illuminaten beauftragt. Verfolgen sie hier auch bestimmte Ziele? Wenn ja, in wessen Namen?

  • Ich frage mich wirklich warum diese super-langsame Bimmelbahn namens Tram oder Straßenbahn in Berlin immer wieder als furchtloser Vorreiter der Verkehrswende gepredigt wird.

  • Dies super-langsame Bimmelbahn ist ein erfolgreiches Verkehrsmittel. Auch wenn einige "Experten" hier im Forum das anders sehen und sich ständig fragen warum diese super-langsame Bimmelbahn....


    Ein Tipp von mir: Fragen Sie doch mal bei der BVG nach, warum diese superlangsame Bimmelbahn....

  • Da von dir in letzter Zeit (leider) meist nur irgendein emotionaler Auswurf kommt, versuch ich es mal mit Sachlichkeit (ist auch nicht so mein Ding):


    - Warum ist eine "super-langsame Bimmelbahn" automatisch ein "erfolgreiches Verkehrsmittel"?

  • Auf Klarenbachs Lieblingsbrücke weiß jeder, wo er hingehört. Suum cuique: Gebauter Modalsplit, Funktionalität trumpft Design. Wenn man das gut findet, mag das erstmal eine Menge über einen selbst aussagen.


    Mit Verkehrswende hat das, mit Verlaub, reichlich wenig zu tun. Dann dächte man Verkehre in humaner Dimension, wozu notwendiger Weise die Reflexion der Verortung und Akzeptanz von Modalkonflikten gehört. Das ist das große Manko hier, ein Ingenieursbauwerk von der Stange, Gestaltungswille, der sich in den politischen Gefälligkeiten des Tages erschöpft, keine Architektur.


    Der behauptete eigene Gleiskörper als Tram-Beschleuniger ist mMn nicht alternativlos - wenn dem so wäre, wär K.s Rauschefahrt zum PP Ecke Charlottenstraße vorbei. Könnte sie auch sein, denn was man jetzt baut, bleibt MIV attraktiv. Meine nicht ganz so steile These: Den eigenen Gleiskörper gibt’s nur, weil das Projekt sonst nicht EU-förderwürdig ist. An diesem Ort sollte einem das, finde ich, egal sein.


    Ich sehe Fr. Günther weit weniger kritisch als viele hier. Sie hatte ein sehr schlüssiges Verkehrswendeprojekt: Eine Citymaut, die durch den Erwerb einer BVG-Tageskarte abgegolten werden konnte. Das hätte den MIV im Zentrum verteuert und wäre absolut wirksam. So geht Verkehrswende, wurde aber niedergebrüllt, weil angeblich nicht sozial. Wohl eher, weil kein vote winner.


    Fr. Günther hat gelernt, dass man so etwas nicht macht, und hat sich angepasst. An dem preisgekrönten Brückenentwurf ist denn nichts aufmüpfiges, gebautes kgV, kein großer Wurf. Dass Klarenbachs Erfolgskriterium dann nur noch ist, schnell da durch und weg, aber nie dahin zu kommen, auf welchem Untersatz auch immer, ist dann schon verständlich, bezeichnet aber nur das eigentliche Problem.

  • Da von dir in letzter Zeit (leider) meist nur irgendein emotionaler Auswurf kommt, versuch ich es mal mit Sachlichkeit (ist auch nicht so mein Ding):


    - Warum ist eine "super-langsame Bimmelbahn" automatisch ein "erfolgreiches Verkehrsmittel"?

    Nicht automatisch. Die Tram ist bei den Nutzern beliebt. Sie ist günstig und scheint betriebswirtschaftlich ein probates Verkehrsmittel zu sein. Sonst würde es nicht von der BVG betrieben werden.

    Und wo ist jetzt dein sachliches Argument?

    Aus dem Bauch heraus zu langsam? Really?

  • Das ist ja eine himmlische Logik: Sie würde also nicht benutzt werden, wenn sie nicht ein "probates Verkehrsmittel" wäre.


    Das wäre also deine Argumentation hinter der Tram-Verkehrswende?


    Ich sage dir was: Die Leute fahren Tram, weil Sie a) entweder kein Auto haben oder b) keine S-Bahn/U-Bahn dort hinfährt so sie hinwollen. Wenn du eine "Verkehrswende" möchtest, musst du öffentliche Verkehrsmittel anbieten, die dem geneigten Autofahrer auch dazu bringen, sein Vierrad daheim stehen zu lassen. Die Tram erweckt diesen Wunsch in mir zumindest jedenfalls nicht....warum? Weil sie eine langsame Bimmel-Bahn ist: Darum. An manchen Stellen lohnt es sich ja dann eher mit dem Fahrrad zu fahren. Im Sommer überzeugt zumindest die Klimatisierung. Aber ganz ehrlich: Man muss diese Dinger schon entweder schneller machen oder mit Expressversionen oder oder...


  • Ich sehe Fr. Günther weit weniger kritisch als viele hier...


    Fr. Günther hat gelernt, dass man so etwas nicht macht, und hat sich angepasst.

    Einspruch. Genau das sehe ich sehr kritisch. Die eigene politische Aktivität scheint immer mehr mit der eigenen Altersvorsorge verwechselt zu werden. Ein Rücktritt mit Verweis auf die Unmöglichkeit einer Verkehrswende unter den gegebenen Umständen hätte Frau Günther in meiner (und nicht nur meiner) Achtung stark ansteigen lassen. Bei der nächsten Wahl hätte sie meine Stimme gehabt.

    Das gleiche gilt auch für Frau Lompscher, der ich zumindest zu gute halte, dass sie zurückgetreten ist (heute nicht mehr so üblich). Sie hatte ein Anliegen (Mietendeckel) und ein Konzept. Unter der gegenwärtigen Rechtslage war dies nicht möglich. Das hätte ihre Rücktrittserklärung sein müssen und nicht irgendwelche Gelder die zufällig nicht passend verbucht wurden - das wirkte wie eine Ausrede. Sie wäre zwar eine Gescheiterte, allerdings wären ihre Grundidee und sie als Person nicht gleich mitgeschädigt worden.

    Politiker sollten in die Politik gehen weil sie für etwas stehen, das ist kein bequemer Bürojob. Andererseits hätten diese dann auch eine andere Akzeptanz, eben weil sie für eine Sache stehen und nicht die Alternativlosigkeit der Beliebigkeit zum Dogma erheben.

  • Das ist ja eine himmlische Logik: Sie würde also nicht benutzt werden, wenn sie nicht ein "probates Verkehrsmittel" wäre.


    Das wäre also deine Argumentation hinter der Tram-Verkehrswende?


    Ich sage dir was: Die Leute fahren Tram, weil Sie a) entweder kein Auto haben oder b) keine S-Bahn/U-Bahn dort hinfährt so sie hinwollen. Wenn du eine "Verkehrswende" möchtest, musst du öffentliche Verkehrsmittel anbieten, die dem geneigten Autofahrer auch dazu bringen, sein Vierrad daheim stehen zu lassen. Die Tram erweckt diesen Wunsch in mir zumindest jedenfalls nicht....warum? Weil sie eine langsame Bimmel-Bahn ist: Darum. An manchen Stellen lohnt es sich ja dann eher mit dem Fahrrad zu fahren. Im Sommer überzeugt zumindest die Klimatisierung. Aber ganz ehrlich: Man muss diese Dinger schon entweder schneller machen oder mit Expressversionen oder oder...

    Ich glaube nicht, dass Du, ausser Deinem eigenen Auto, zu irgendwas anderem überzeugt werden kannst. Muss ja auch nicht sein. Die Tram wird kommen und nicht nur hier. Gewöhn dich dran.

  • Du musst mich ja gut kennen! Respekt, so eine tolle und detaillierte psychologische Ferndiagnose!


    Fakt ist: Ich habe eine BVG Jahreskarte und nutze diese auch intensiv. Wenn ich aber nur die Wahl zwischen Bimmel-Bahn oder Auto habe, dann nehme ich lieber das Auto. Und nicht nur ich, sondern eben auch alle anderen die nicht auf die Bimmelbahn angewiesen sind.


    Gewöhn dich dran.

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  • ^ Mal abgesehen davon, dass dieses pathologische "Bimmelbahn" (wie bei anderen Forenmitgliedern) sehr viel mehr über dich als über das Verkehrsmittel verrät, ist deine Behauptung sehr leicht zu wiederlegen, wenn man auch nur ein Gegenbeispiel kennt. Hiermit geschehen, kann also wieder mal in Ablage P. Ansonsten machst du in deiner altertümlichen Weltsicht mal wieder den Fehler, das Nichtvorhandensein eines Autos nur damit erklären zu können, die Betreffenden könnten sich das nicht leisten. Das ist dann im Jahr 2021 in Berlin einfach schon so doof, dass es eine inhaltliche Replik nicht lohnt.

  • Warum ist eine "super-langsame Bimmelbahn" automatisch ein "erfolgreiches Verkehrsmittel"?

    Wenn ich mich recht erinnere, plant man hier damit, die M4 Richtung Leipziger Platz zu verlängern. Die Linie verkehrt fast durchgehend in einem separaten Gleisbett, was die von dir zurecht erwähnte Problematik der auf anderen Linien gerne mal im Verkehr steckenden Straßenbahnen entkräftet. Hinzu kommt, dass die BVG grade Straßenbahnen mit erhöhter Kapazität explizit u.a. für die M4 anschafft.


    Schwieriger wird dann der Abschnitt Friedrichstraße - Leipziger Platz. Aber das ist nichts, was man durch intelligente Ampelschaltungen nicht gelöst bekommen sollte (zumindest zum Vorteil der Straßenbahn).


    Also unter den richtigen Bedingungen ist die Straßenbahn absolut ein beliebtes und erfolgreiches Verkehrsmittel.

  • ^da gebe ich dir Recht: Wenn man die Geschwindigkeit hinbekommt, dann macht es ja auch keinen Unterschied ob im Untergrund oder was weiß ich, von mir aus mit der Seilbahn über die Stadt.


    Aber: Wenn der Ruf eines Verkehrsmittels der einer Bimmel-Bahn ist, reicht eine schnelle Strecke auch nicht wirklich aus um eine "Verkehrswende" herbeizuführen. Die Leute, die umsteigen sollten, werden das nicht wegen einer schnelleren Tram tun.

  • Ich stehe zwar nicht sehr auf solche OT Grundsatzdiskussionen, melde mich aber mal klarstellend zu Wort. Ich bin in Berlin aufgewachsen und höre hier zum ersten mal überhaupt die Bezeichnung "Bimmel-Bahn" für die Berliner Tram. Ich fahre fast täglich bimmelnd durch Berlin und erlebe hier eine ähnliche Auslastung wie in der S-Bahn oder U-Bahn.

    Ich habe zunehmend den Eindruck, dass die Tram nur bei denjenigen einen "schlechten Ruf" hat, die dem ÖPNV grundsätzlich nicht sonderlich zugewandt gegenüberstehen.

  • ^Nö, sie ist einfach langsam. Man kommt gefühlt eine Ewigkeit nicht an. Ist genau so wie Bus fahren. Das hat auch nix damit zu tun ob du in Berlin aufgewachsen bist oder nicht.

  • Dumm nur, dass die Tram auf dem Abschnitt Rotes Rathaus - Potsdamer Platz, aufgrund der besseren Streckenführung, schneller als die parallel verlaufende U-Bahn sein wird.

  • ^Wer bestreitet das? Ich sage im Allgemeinen ist sie langsam. Da hilft eine "schnelle" Linie leider auch nicht. Eine "Verkehrswende" ist damit sicher nicht zu machen.