JAHO Berlin-Mitte (in Bau)

  • Für das JAHO (Holzmarktstraße 3-5) wurde im Juni der Bauantrag gestellt. Zum Vorhaben heißt es da: "Neubau von zwei Bürogebäuden (JOHO) (sic!) mit 3 Untergeschossen, 7 bzw. 12 oberirdischen Geschossen, ca. 29.000 m2 Bürofläche, ca. 1.800 m2 Verkaufsfläche, einem Café mit ca. 170 Sitzplätzen und einer Tiefgarage mit 93 PKW-Stellplätzen."

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    Was mich verwirrt ist, dass dieses Projekt hier schon mehrmals aufgetaucht ist und mit dem Central Tower doch gar nichts zu tun hat, oder täusche ich mich?


    Müsste es dafür nicht einen neuen, eigenen Strang geben?


    Das JAHO ist doch das Chippi-Projekt von Art-Invest auf dem Gelände der ehemaligen Waschanlage und des Lidl gegenüber des Central Towers, oder?


    Was für ein Projekt das hier von Kuehn Malvezzi an der selben Adresse vom selben Investor ist, verstehe ich auch nicht. Ist das daneben oder wurde das durch den Chipperfield-Entwurf ersetzt?

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  • Aus gegeben Anlass erlaube ich mir die Visualisierungen vom Highrise at Jannowitzbrücke einzustellen.


    Blick von der Stralauer Straße auf das Highrise:

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    Und die der Spree zugewandten Seite:

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    Visualisierungen: David Chipperfield Architects Berlin | Art-Invest Real Estate Management GmbH & Co. KG, CESA Group


    Angenehm ist m.E. dass das neue HH in einem Bezug zu den vorhandenen Wohnhochhäusern steht, sich nicht vordrängelt und diese nicht 'alt' aussehen läßt. Dadurch wirkt das Ensemble sicherlich noch in einigen Jahren modern.

  • Also mir sagt die Formensprache des Entwurfs weniger zu. Was soll nur dieser überhängende Gebäudeteil ab der siebten Etage?? Diese Art der Gebäudeverdickung gefällt mir schon beim Monarchtower nicht. Prinzipiell befürworte ich ein Hochhaus an dieser Stelle, aber wie wäre es mal mit einem sich nach oben verjüngenden?


    Und ich würde am liebsten ein Gesetz erlassen, dass Architekturbüros dazu verpflichtet, realistische Visualisierungen im Hinblick auf Fensterflächen zu erstellen. Am zweiten Bild sieht man sehr deutlich an der Bahnsteigeinhausung und den Viaduktbögen, wie Glasflächen im Allgemeinen aussehen - schwarz. Nur mit dunklen Fensterflächen erhielte man einen halbwegs aussagekräftigen EIndruck vom späteren Gebäude.

  • Visualisierungen müssen nicht das Ergebnis 1:1 darstellen. Das fällt dann unter Kunstfreiheit. Wär ja noch schöner, wenn Hinz und Kunz bestimmen könnte, wie man eine Visualisierung gestaltet.


    Ausschlaggebend sind technische Zeichnungen, Aufrisse etc. Das reicht den am Verfahren Beteiligten vollkommen aus.


    Im Übrigen verdickt sich der Monarchtower nach oben hin nicht.

  • Der Turm ist sicherlich in allen Bereich nicht überragend: Architektur, Größe, etc.


    Ich hasse zwar dieses Argument aber für die Jannowitzbrücke gilt es trotzdem: "Für diese Gegend, ist es definitiv gut und eine Aufwertung"

  • Visualisierungen müssen nicht das Ergebnis 1:1 darstellen. Das fällt dann unter Kunstfreiheit. Wär ja noch schöner, wenn Hinz und Kunz bestimmen könnte, wie man eine Visualisierung gestaltet.

    Das mit dem Gesetz war auch eher ironisch gemeint. Aber dass Visualisierungen den Endzustand darstellen sollten, finde ich schon! Sonst könnte man sich das nämlich schenken. Und dabei geht es mir nicht um Verfahrensbeteiligte, die durchaus technische Zeichnungen interpretieren können sollten, sondern um die interessierte Öffentlichkeit, die wissen möchte, was optisch zu erwarten ist.

    Ich bin sicher, die meisten erwarten, dass z.B. in einem Verkaufsprospekt das Auto so dargestellt wird, wie man es schließlich auch in Empfang nimmt. Und nicht dass es hinterher heißt, na so hell wie in der Visualisierung ist das Auto natürlich nicht.


    Zitat von DerBe

    Im Übrigen verdickt sich der Monarchtower nach oben hin nicht.

    Da habe ich mich wahrscheinlich ungünstig ausgedrückt. Ich meinte dieses Herausspringen großer Gebäudeblöcke aus der Fassade, was dann aus bestimmten Blickwinkeln so aussieht, als würde das Haus dicker werden. Einen ähnlichen Effekt befürchte ich beim Edge-Tower an der Warschauer Straße.

  • ^ Ich mag es duchaus, wenn ich von den Ergebnissen positiv überrascht werde. Ausgehend von möglicherweise unzulänglichen, vielleicht auch künstlerisch überhöhten Visualisierungen. Immer genau zu wissen was entsteht, finde ich öde.

    Ist doch schön, wenn mit der Bauzeit das Gebäude immer wieder überraschende Details preisgibt und somit einmal gefasste Beurteilungen verändern kann. Und genau das erwarte ich z.B. am Petriplatz.


    Aber ich gebe dir recht, wenn ich so manche Visualiserung sehe, dann wünschte ich mir manchmal schon, daß diese niemlas gebaut würden.

  • Der Vorsprung ist doch eine klasse Idee an der Stelle – wie eine Art angedeuteter Tunnel für die Bahn.


    Auch sonst bin ich optimistisch.

    Gerade bei Chipperfield kann man sich meiner Erfahrung nach generell darauf freuen, dass die Realität so stilvoll und "transparent" daherkommt wie die Vision, siehe Hamburg St.Pauli, Barcelona oder Seoul.

  • Auf einer Visualisierung von Wendewing für den Chipperfield unterlegenen Hochhausentwurf von Kuehn Malvezzi ist auch der mittlere Teil des Projekts, der - im Gegensatz zum Hochhaus - tatsächlich durch Kuehn Malvezzi realisiert wird, in Farbe und Kubatur besser zu erkennen:


    © 2020 wendewing

  • Auf der Seite von Art-Invest wird das Modellfoto von Kuehn Malvezzi gezeigt welches aber für mich keine Rückschlüsse auf die Fassadengestaltung zulässt.
    Fraglich ist ob die Fassade vom Kuehn-Malvezzi-Entwurf so umgesetzt wird oder eine Anpassung an den Chipperfield-Entwurf stattfindet.

    Auf der Visualisierung des Wendewing-Entwurfes zeigt sich diese Fassade möglicherweise als mit Rankpflanzen begrünt. Sollte die Investoren das so haben wollen bin ich gespannt wie sich das umsetzen läßt.


    Der Chipperfield-Entwurf springt ebenfalls nach dem 5. OG gleich weit zurück, sodass beide Bauten entlang der Holzmarktstraße die gleiche Flucht haben. Nach dem 11. OG lassen Chipperfield Architekten ihr HH an der Alexanderstraße nochmals zurückspringen und zitieren dabei die Gebäudehöhe von Kuehn-Malvezzi-Entwurf. Das macht Wendewing zur Holzmarktstraße oder Alexanderstraße hin nicht und dadurch steht ihr Gebäude nur daneben. Da ist keine Versuch das JAHO als Ensemble zu begreifen.

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  • Kuehn Malvezzi betonen für mich besser als Chippi die Entréesituation der dort überbreiten Straße. Dass das Volumen bei Chipperfield plötzlich vom Straßenraum weg Richtung Gleise zurückspringt, gibt der enormen Holzmarktstraße noch weniger Fassung. Nicht zuletzt deshalb finde ich diesen Knick im Chipperfield städtebaulich nicht nur affig, sondern auch kontraproduktiv. Er folgt zwar dem Rücksprung der danebenliegenden neuen Baumassen, aber gerade an der Ecke bräuchte dieser Straßenraum nach meinem Empfinden einen stärkeren Schlusspunkt, der den langen, breiten Straßenraum zur Kreuzung hin wieder ein wenig schließt und damit zusammenhält.

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    Sehe ich auch so. Ich finde diese offenen weiten Straßen einfach furchtbar und alles andere als urban. Sie sind tot.

    Bis 1989 war der große Parkplatz in der Mitte u.a. auch Vorhaltefläche für Kriegsgerät bei den Militärparaden des 1. Mai und 7. Oktober...ihr wisst schon...als die friedliche DDR dem Westen ihre ständige Kriegsbereitschaft signalisiert hat.


    Die Fahrzeuge sind dann gen Norden auf der Lichtenberger Straße bis Strausberger Platz gefahren um dann dort auf die Aufmarschfläche der Karl-Marx Allee zu gelangen.


    All diese Straßen dieser Breite sind auch heute noch tote Straßen...das Betreten und Verlassen der Häuser findet stets zur straßenabgewandten Seite statt. Hier findet kein Kiezleben statt, keine Geschäfte, keine Gastro, nichts...die Menschen im Kiez kommunizieren nicht miteinander, bleiben anonym. Was wer macht hat bis 89 eine andere Organisation mit größter Akribie "festgestellt".

    Ich unterstelle mal, dass das der beabsichtigte Zweck dieser "Architektur" und "Städteplanung" war. Zudem war es den Menschen unmöglich sich schnell in großen Mengen auf den Straßen zu versammeln, an den Seitenstraßen konnten die Kieze einfach und schnell abgeriegelt werden. Deshalb ist es um so schlimmer, dass man diesem Beispiel heute in Teilen weiter folgt.

  • Ich unterstelle mal, dass das der beabsichtigte Zweck dieser "Architektur" und "Städteplanung" war. Zudem war es den Menschen unmöglich sich schnell in großen Mengen auf den Straßen zu versammeln, an den Seitenstraßen konnten die Kieze einfach und schnell abgeriegelt werden. Deshalb ist es um so schlimmer, dass man diesem Beispiel heute in Teilen weiter folgt.

    Sorry, aber das ist, vorsichtig ausgedrückt, überinterpretiert. Du willst, dass der DDR-Städtebau in dieser Ecke nicht nur gescheitert ist (Zustimmung), sondern auch böse war (Widerspruch). Dieses Konzept von Stadt (freistehende Zeilenbauten im Grünen, umgeben von breiten Straßen) wurde unabhängig vom Ostblock von Leuten wie Hilberseimer und Le Corbusier entwickelt – Ziel waren Wohnungen, die von allen Seiten und in allen Stockwerken Licht und Luft bekommen und einen Blick auf "Natur" ermöglichen. Das Hansa-Viertel im Tiergarten folgt derselben Idee und wurde in den Fünfzigern geradezu gefeiert; in den Ost-Berliner Zentrumsplatten wohnten keineswegs nur Arbeiter, sondern auch Nomenklatura bis rauf zum Ministerrang.


    Gastronomie und Geschäfte gab es in der Schillingstraße und in der KMA. Diese Funktionstrennung ist weniger sinistren Counter-Insurgency-Strategien geschuldet, als der Charta von Athen (1933): Ihretwegen hielten es Stadtplaner in der ganzen Welt lange Zeit für eine gute Idee, Arbeit, Handel und Wohnen in je eigenen Vierteln zu konzentrieren und mit breiten Straßen zu verbinden (vgl. wiederum Hansaviertel oder auch Kreuzberg zwischen Prinzen- und Lindenstraße).


    Die Erkenntnis, dass Stadt nach diesem Modell nicht funktioniert, hat sich spät durchgesetzt. Der endgültige Bruch kam eigentlich erst mit der IBA 87, zu der dann auch im Osten wieder Blockrand gebaut wurde (vor allem im Zentrum, an der Peripherie z.B. der letzte Block vor dem Velodrom in der Landsberger Allee). Und für "einfaches und schnelles Abriegeln" taugen Zeilenbauten-Viertel kaum – wegen der Offenheit in alle Richtungen reicht es eben nicht, die Straßen vorne und hinten dichtzumachen. Man müsste sie schon mit einer geschlossenen Postenkette umstellen.


    Zum Thema. Die Planungen für die Holmarktstraße versuchen, verschiedene Aspekte unter einen Hut zu bringen: Den Blockrand mit Traufhöhe wieder herstellen und den verbliebenen Gründerzeitler einbinden (mit den Sockeln), der Weiträumigkeit und Höhe des nun mal vorhandenen DDR-Straßenraums gerecht werden (mit den zusätzlichen Geschossen zur Bahntrasse) und einen Fluchtpunkt an der Kreuzung setzen (mit dem Hochhaus von Chippie). Inwieweit das gelingt, lässt sich diskutieren – George Henri hat das getan. Die Entwürfe aber mit Kriegsdrohung, Stasi und Aufstandsbekämpfung in Zusammenhang zu bringen, führt die Debatte auf eine schiefe Ebene.


    Ich finde, die Alexanderstraße hat durch die Bananen-Bebauung schon viel an Dichte und räumlicher Qualität gewonnen. Mit dem Central-Tower (heißt der so?) und den Projekten an der Holzmarktstraße wird sich das noch verstärken. Wobei ich die schräg zur Straße gestaffelten Platten in der Alexanderstraße schon immer... – sagen wir: interessant fand. Die DDR-Seite der Holzmarktstraße verströmt dagegen eine große Ödnis, daran werden auch die Neubauten wenig ändern.

  • Der DDR Städtebau war nicht böse, aber die Aspekte die Ostkreuzblog angesprochen hat, sind einfach Bestandteil dieses Städtebaus gewesen, Das ist jetzt auch keine neue Erkenntnis.

    Es geht doch immer darum, dass es Motive gab, die man kommuniziert und solche, die man verschwiegen hat. Es ist klar dass die offizielle Propaganda mehr Licht und Platz in den Vordergrund gestellt hat und diese sind ja auch richtig. Aber daneben gab es eben auch andere Motive, die man nicht kommuniziert hat, deswegen aber trotzdem relevant waren. Ich weiß auch nicht, warum das jetzt verwunderlich sein soll. Ein Staat wie die DDR, der soviel Aufwand und Geld in die Staatssicherheit investiert hat, hat jeden Aspekt des täglichen Lebens hinsichtlich dieser Kriterien untersucht und der Städtebau ist dabei bestimmt nicht vernachlässigt worden.

    Corbusier hat sich keine Gedanken darüber gemacht, ebenso wenig war das im Hansaviertel der Fall, allerdings ist das kein Beleg, dass es deshalb in der DDR nicht relevant war.

  • Einen menschenfeindlichen Verkehrsraum wie den technokratisch geplanten, harten Holzmarkt mit dem geradezu poetisch in den Tiergarten hinein verstreuten Hansaviertel gleichzusetzen, finde ich abwegig.

    2 Mal editiert, zuletzt von Georges Henri ()

  • ^ Das war auch nicht als Gleichsetzung gemeint. Es ging um den städtebaulichen Epochen-Hintergrund:


    1.) Hansa-Viertel und die Gegend um die KMA folgen beide der Idee, das alle Wohnungen Licht und Luft bekommen und einen Ausblick ins Grüne ermöglichen sollen.

    2.) Beide folgen der Charta von Athen in dem Sinne, dass die Funktionen von Wohnen, Handel und Arbeit räumlich getrennt sind.


    Davon ab hat das Hansaviertel mit seinen Architektenhäusern natürlich andere Qualitäten als die Standardplatten im Zentrum Ost.


    Eine interessanter Text zum Weg von der Charta von Athen zur Ostblock-Moderne findet sich übrigens hier.

  • Update an der Jannowitzbrücke, fotografiert durch mich am 03.09.2020


    Still ruht bislang der See auf dem freigeräumten Gelände

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    Der Aufzug zum U-Bahnhof ist inzwischen in Betrieb

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    Ebenfalls der (ziemlich scheußlich überdachte) neue Zugang zum Zwischengeschoss. Auffallend wenn man vor Ort ist: Er liegt deutlich höher als die Straßenebene....

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    Die Bäume an der Holtzmarktstraße scheinen gut angewachsen zu sein

    img_154735ksf.jpg">image.php?img=img_154735ksf.jpg


    d.