Leipziger Neuseenland

  • ^Leipzig ist die am schlechtesten angebundene Stadt dieser Größenordnung in Europa? Das stelle ich in Abrede. Gibt es hierfür Belege? Ich finde, Leipzig ist gut erreichbar. Was den deutschen und z.T. europäischen Flugverkehr anbetrifft, wird man künftig in Europa ohnehin eher auf die auf die Schiene umstellen müssen, klimabedingt. Aber um die Kurve hier thematisch noch zu kriegen: Das Neuseenland ist in der Tat mit den Öffentlichen nicht gut angebunden, da muss sich deutlich etwas tun. Diese Bus-Fahrradanhänger-Sache finde ich eine gute Idee, um aus der Innenstadt an die Seen zu gelangen.

  • Aber das steht nicht im Widerspruch zum Gedanken, das Leipziger Neuseenland überregional bekannter zu machen. Das heißt nicht, das man Leipzig zum Mallorca 2.0 ausrufen muss, aber wenn potenzial Ansiedlungswillige erfahren, was sich da so vor der Haustür befindet, wäre schon einiges gewonnen.

    Vermutlich reden wir aneinander vorbei. Du siehst das aus größerem Abstand und ich aus der Nähe. Nähe bedeutet: Dichter Menschenverkehr mit Konfliktpotential zwischen Fußgängern, Radfahrern, Skatern etc. auf den Rundwegen um die leipzignahen Seen.


    Zur Erschließung des Südraumes mit S-Bahn usw. und den Widerständen der Seeanrainerbevölkerung gibt es das Beispiel Markkleeberg . Die Straßenbahnverbindung von Leipzig-Connewitz nach Markkleberg und damit zum Cospudener See wurde 2015 nach 113 Jahren eingestellt.

  • Vermutlich reden wir aneinander vorbei. Du siehst das aus größerem Abstand und ich aus der Nähe. Nähe bedeutet: Dichter Menschenverkehr mit Konfliktpotential zwischen Fußgängern, Radfahrern, Skatern etc. auf den Rundwegen um die leipzignahen Seen.

    Dass ich von außen auf die Stadt schaue, das stimmt. Aber das war ja genau der Punkt, dass ich meine Außenwahrnehmung mitteile! Das ich sage, oh, so viele sanierte Gründerzeitler, aber was sind die Landmarken? Dass ich sage, die Tagebaue sind geflutet, aber kann man darin schwimmen? (In Dortmund, wo es auch eine rege IT-Szene gibt, kann man im großen Phoenix-See nicht schwimmen)


    Und was das Konfliktpotential betrifft: Solange es Menschen gibt, wird es Konflikte geben. Als Leipzig am Boden lag, gab es die Baseballschlägerjahre und das Gefühl, "ihr tut nichts für uns und lasst die Stadt verkommen."


    Jetzt gibt es Wachstum, Leipzig ist eine der dynamischsten Städte und es gibt Stimmen, die sagen, "Vorsicht, es droht Übernutzung".


    Dieses Verhältnis hat LEonline in #135 ja schön beschrieben. Da ein gutes Gleichgewicht zu finden ist eine Herausforderung, aber das heißt nicht, dass man die Konflikte nicht austragen muss. Denn der Aussage der Güldengossaer Bürgerinitiative, dass man den "Badestrand in Dorfnähe... möglichst unattraktiv gestalten" müsse, weil sonst "die Gefahr besteht, dass Fremde nach Güldengossa kommen" muss man ja nicht zustimmen.

  • Und eine Sache würde ich noch ergänzen wollen. Leipzig hatte in den 1930er Jahren 720.000 Einwohner, 130.000 weniger als heute, wo die Stadt eine der am wenigsten dicht besiedelten Städte unter den Top 20 in Deutschland ist.

  • ^ Das ist hier alles hinlänglich bekannt. Damals waren die Wohnungen allerdings kleiner und es hockten viel mehr Menschen auf engem Raum zusammen als das heute der Fall ist. Als Beispiel: In unserem Haus wohnen heute 5 Parteien mit 19 Personen. In der Entstehungszeit um 1900 gab es hier 8 Parteien und es wohnten wenigstens 40 Leute.


    Aber nun bitte gern wieder zurück zum Thema Neuseenland.

  • Der bundeseigene Bergbausanierer LMBV feierte seinen 25. Gründungstag. Beim MDR kann man noch einige Tage einen Videobeitrag über deren Arbeit in der Lausitz und in Mitteldeutschland sehen.


    Erwähnt wird, dass 1990 bis 2022 12 Milliarden Euro verbaut wurden und werden. Ab 2022 sind weitere 1,2 Millarden Euro verplant. Man geht davon aus, dass ein höherer Betrag benötigt werden wird.

    Einmal editiert, zuletzt von Stahlbauer () aus folgendem Grund: Fehler behoben.

  • Ab 2022 sind weitere 1,2 Euro verplant. Man geht davon aus, dass ein höherer Betrag benötigt werden wird.

    Davon gehe ich auch aus, mit 120 Cent kommt man nicht weit... :) Interessant wäre, wieviel Prozent der noch nötigen Gelder in welches Revier fließen werden, die Arbeiten im Leipziger Südraum sind ja mittlerweile eher ein Randaspekt im Sanierungsgeschehen.

  • ^

    Danke! Hab´s geändert.


    Dann hätte ich aber auch noch dies:

    Leipzig hatte in den 1930er Jahren 720.000 Einwohner, 130.000 weniger als heute,





    Interessant wäre, wieviel Prozent der noch nötigen Gelder in welches Revier fließen werden, die Arbeiten im Leipziger Südraum sind ja mittlerweile eher ein Randaspekt im Sanierungsgeschehen.

    Wenn ich mir die Probleme mit dem Hartkanal ansehe und an den Concordiasee denke, bin ich nicht sicher, ob die Sanierung im Südraum schon ein Randaspekt geworden ist. Die Seen um den Geiseltalsee, zwischen Leipzig und Merseburg warten noch darauf entwickelt zu werden.


    Dann wären noch die Probleme mit dem Grundwasseranstieg...

  • Das BMBF hat nun mit Kretschmer und Gemkow bekannt gegeben, dass in den dann ehemaligen Braunkohleregionen bis 2023 zwei neue "Großforschungsinstitute" entstehen sollen. Die Förderung wird sich langfristig auf jährlich 170 mio/Jahr belaufen. Bis zu 3.000 Arbeitsplätze sollen dabei entstehen.


    Eines davon wird, wie bekannt, im sog. "Leipziger Revier" entstehen. Genauer Standort noch unbekannt. Die inhaltlichen Schwerpunkte der Forschung sollen dabei auch noch entwickelt werden. Dadurch wird der Zusammenhang mit dem geplanten Helmholtz-Zentrum wieder eher weniger. Denn dort ist die Forschungslinie bereits bekannt und man ist wesentlich weiter fortgeschritten - auch bei Standort und Umsetzung. Oder es gab schlichtweg keine strategische Kommunikation. Also steht immer noch die Frage im Raum, ob es sich hier nun um zwei unterschiedliche Ansiedlungen von Forschungseinrichtungen handelt.


    Wie dem auch sei. Eine Ansiedlung im Südraum von Leipzig hätte immer noch die Problematik der schlechten Anbindung per S-Bahn. Dabei wäre eben ein Standort wie Espenhain ein geeigneter für Forschungsinstitute im Südraum, mit den ehemaligen Industrieflächen. Außerdem wäre genau jener Aspekt des "Strukturwandels", von der Braunkohle zur Forschung und Naturschutz sowie Freizeit, darstellbar. Ein kleines Garching durch Ansiedlungseffekte könnte positive Veränderungen mit sich bringen - auch für die Stadt Leipzig.



    Der MDR hat sich dem Thema noch einmal angenommen, da der Innovationsbeirat Sachsen in der Baumwollspinnerei tagte. Es soll nach Aussage, ein Helmholtz-Zentrum "an einem Tagebausee im Raum Leipzig" entstehen. Wissenschaftsminister Gemknwo meinte, dass die Themen der Forschung noch nicht feststehen und nannte dabei Digitalisierung, Medizintechnik, und Quantencomputing als Möglichkeiten.


    Ob das so richtig wiedergegeben ist, oder ob es eine Fehlinformation in der Informationsschleife gibt, wissen wir nicht. Denn die ganze Planung am Störmthaler klingt bisher ziemlich sicher.

    Oder es wird in Leipzig zwei neue Helmholtz-Zentren geben. Das oben genannte CLAIRE sowie ein weiteres im Südraum von Leipzig. Das wäre natürlich das beste Szenario, aber auch das unwahrscheinlichste.

  • Also steht immer noch die Frage im Raum, ob es sich hier nun um zwei unterschiedliche Ansiedlungen von Forschungseinrichtungen handelt.

    ^ Wenn man sich die PK anschaut kristallisiert sich heraus, dass es sich bei CLAIRE wohl eher um einen Vorschlag gehandelt hat (siehe Aussage Kretschmer ab Min. 23:27), der halt sehr konkret war und offensiv in den Medien lanciert wurde. Hier möchte man allerdings auf Bundesebene in ganz großem Stil denken - daher die 170 Mio. und 1000-1500 Arbeitsplätze pro Institut. Bei CLAIRE veranschlagte man ja bis zu 60 Mio. und ca. 500 Jobs. Vielleicht wäre damit auch die Magdeborner Halbinsel raus da der Platz dort ja eher begrenzt und die Anbindung unterirdisch ist. Das heißt jedoch nicht, dass das CLAIRE-Konzept nicht doch in größerem Umfang umgesetzt wird - es müsste halt im Evaluierungsprozess bestehen. Allerdings versucht man ja gerade durch die internationale Ausschreibung, dem riesigen Etat, den hochrangigen Namen in der Auswahlkommission und last but not least der Freie-Hand-Gestaltung der Vorschlaggeber die Chancen zu erhöhen auch wirklich das innovativste und langfristig beste Konzept zu bekommen (siehe Aussage Kretschmer ab Min. 23:40). Neu ist hier halt tatsächlich das sog. "weiße Blatt" mit der freien Vorschlagswahl im Gegensatz zum Rheinischen Revier wo man einfach an bestehendes andockt.

  • Alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die eine innovative Idee für ein neues Großforschungszentrum haben, sind aufgerufen sich an dem Wettbewerb zu beteiligen.

    Bin ich der einzige, dem es ziemlich absurd vorkommt, dass man 170 Millionen Euro ausgeben will, ohne offensichtlich die geringste Idee zu haben, wofür eigentlich? Ob sich solche Luftschlösser bei den aktuellen Haushaltslöchern wirklich umsetzen lassen? Und dann will man noch ein x-beliebiges Thema in eine vorgegebene Region verpflanzen, anstatt zu überlegen, wo es eventuell schon Anknüpfungspunkte und regionale Netzwerke gibt? Ich arbeite trotzdem mal an einem Projektantrag zur "Erforschung der Kommasetzung beim erweiterten Infinitiv mit zu in Pressemeldungen der Bundesregierung"...

  • Die S-Bahn-Anbindung sollte für ein solches Institut eine zwingende Voraussetzung sein. Sonst kann man sich die Verkehrswende nämlich auch schenken... Heißt Leipziger Revier eigentlich zwingend Sachsen? Ich meine, wenn man den Bezug zur Braunkohle herstellt, dann kämen doch zum Beispiel auch Spergau, Merseburg oder Zeitz in Frage. Gerade Zeitz hätte so eine Investition ganz bitter nötig...

  • ^Letzteres wäre namentlich genau genommen dann aber das Zeitz-Weißenfelser BK-Revier, Merseburg gehört bestenfalls zum Revier Geiseltal. Gemeint ist hier ganz sicher der Leipziger Südraum um Espenhain. Denkbar wäre aber auch das Gebiet um Profen als noch aktiver Tagebau.

  • ^/^^ ein guter Punkt, sieht man auch die heutige Entscheidung zu einer Bundeseinrichtung in Naumburg im Kontext der Umstrukturierung aus der Kohle. Und ja, auch ich fände zB Merseburg als sehr positiv für etwaige Ansiedlungen. So mal man nun auch endlich die direkte S-Bahnverbindung plant. Oder auch Bitterfeld-Wolfen. Obwohl Merseburg zwischen Leipzig und Halle schon ideal ist.


    Aber dann hätten es nicht Kretschmer und Gemkow mit dem BMBF vorgestellt. Sondern Vertreter*innen aus Sachsen-Anhalt. Deswegen kann es nur im Südraum von Leipzig sein. Oder man biegt sich noch irgendwie einen geografischen Zusammenhang um den Flughafen im Norden der Stadt hin. Wie auch immer - es scheint beim Helmholtz vielleicht jemand viel zu schnell eine Absicht herausgeplaudert zu haben. Oder es sind zwei unterschiedliche Ansiedlungen. Doch nun nach Forschungsinitiativen zu suchen und dennoch schon vor Monaten eine Gemeinde explizit über den Standort entscheiden zu lassen, finde ich dann doch arg absurd. Ich tendiere mittlerweile zu zwei unterschiedlichen Projekten.




    PS: mal nur so nebenbei, sind das genau die Stärken von Kretschmer. Er ist die wichtigste Person in der CDU/CSU im "Osten" und darüber hinaus. Was auch viel mit der Schwäche der CDU in Sachsen-Anhalt und der Führung der Linken in Thüringen zu tun hat. Aber Kretschmer's Pferd war immer Kultus bzw Wissenschaft. Zum Glück ist es mit ihm nicht mehr nur Ostsachsen (Dresden), sondern auch das so in Sachsen fremde Leipzig. Was alles im Elbtal von staatlicher Seite an Instituten gepflanzt wurde ist kaum noch zu zählen....

  • Bin ich der einzige, dem es ziemlich absurd vorkommt, dass man 170 Millionen Euro ausgeben will, ohne offensichtlich die geringste Idee zu haben, wofür eigentlich? Ob sich solche Luftschlösser bei den aktuellen Haushaltslöchern wirklich umsetzen lassen? Und dann will man noch ein x-beliebiges Thema in eine vorgegebene Region verpflanzen, anstatt zu überlegen, wo es eventuell schon Anknüpfungspunkte und regionale Netzwerke gibt? Ich arbeite trotzdem mal an einem Projektantrag zur "Erforschung der Kommasetzung beim erweiterten Infinitiv mit zu in Pressemeldungen der Bundesregierung"...

    Also das passiert schon nicht willkürlich sondern wird im Kontext geplant. Für Sachsen-Anhalt sind ja auch Halle und Merseburg die Zugpferde für den Anteil des Kohleausstiegs in dem benachbarten Bundesland. Die dortigen Einrichtungen der MLU und HOME werden durch neue Einrichtungen erweitert.


    Ansonsten sind natürlich auch Impulsgeber-Einrichtungen durchaus hervorzuheben. Was sich aber im Raum Leipzig-Halle-Jena in bestehende Strukturen einfügt und diese dann eben erweitert, trifft in der Lausitz erstmal auf komplett trockenen Boden. Dort wird's wesentlich schwerer werden.

  • ^^ Gut möglich, dass Du mit den zwei Projekten recht hast - irgendwie passt das nicht so recht zusammen.


    Zu Kretschmer: Er ist der erste MP, bei dem man das Gefühl hat er interessiert sich für die Stadt. Für Tillich war Nordwestsachsen ja mehr oder weniger Terra incognita. Mittlerweile hat man scheinbar in Pegida-Stadt erkannt, dass man bei der Einwohnerzahl von Leipzig hin und wieder mal den sächs. Thron verlassen sollte um noch eine auskömmliche Anzahl an Wählerstimmen einsammeln zu können. Nicht umsonst feiert Kretschmer beim Klassik Airleben seinen Geburtstag und hängt ständig bei RB-Spielen ab. Für die Unterstützung von Landes-Seite ist diese Entwicklung sicher förderlich. Ich erinnere mich an einen Artikel von vor 3-4 Jahren in dem aufgeschlüsselt wurde wie LE zuungunsten von DD bei der Schulförderung massiv benachteiligt wurde - da ging es um viele Millionen Euro obwohl es laut Verteilerschlüssel anders hätte laufen sollen. Man ging damals von systematischer Benachteiligung aus, in anderen Bereichen wird es ähnlich gewesen sein.

  • In der gestrigen LVZ wurde das umfangreiche Bildarchiv des ehemaligen LVZ-Fotografen Armin Kühne vorgestellt, das nach und nach im Universitätsarchiv digitalisiert wird. Im ersten Schritt sind jetzt Tausende Aufnahmen aus der unmittelbaren Nachwendezeit eingestellt worden. Link: https://einheit.leipzig8990.de

    Das Archiv ist tatsächlich eine Fundgrube!


    Wir können ja mal versuchen, die alten Fotos zu verorten.


    DIESES Foto "Tagebau Cospuden-Lauer" dürfte die Brücke im Verlauf des LAUERSCHEN WEGS sein. HIER dürfte sich heute der Nordstrand des Cospudener Sees befinden.


    Zwischen dem heutigen Markkleeberger See und der heutigen B2, der damaligen F95/F2 befindet sich ein eingezäuntes FLACHWASSERGEBIET.


    Eingezäunt ist es, weil sich dort eine der Hausmülldeponien Leipzigs befand, wie


    DIESES


    DIESES


    DIESES


    und DIESES FOTO


    zeigen.

  • Was allen Fotos gemein ist und auch zu meinen Erinnerungen passt ist die trübe Luft, welche die Entfernungen völlig "falsch" zu heute gewohnten Eindrücken wieder spiegelt.


    Wahnsinn, was 30 Jahre ausgemacht haben!

  • Was allen Fotos gemein ist und auch zu meinen Erinnerungen passt ist die trübe Luft, ....


    Wahnsinn, was 30 Jahre ausgemacht haben!

    Das kann man sich heute wirklich nicht mehr vorstellen.


    Hier mal ein Beispiel aus Sachsen-Anhalt. Ende der 1990er-Jahre waren die Karbidanlagen der BUNA-Werke längst abgeschaltet und wohl auch schon abgerissen.


    Auf der anderen Seite der B 91 waren die Karbid-Ablagerungen noch allgegenwärtig, wie hier an einem Maschendrahtzaun.




    Eigene Fotos.