Oper und Schauspiel: neuer Standort / Alternativlösungen?

  • ^^ (und darüber)


    Grenzwertig ist in der Tat, dass auf der Seite der Initiative zum Beispiel versucht wird, den Architekten des Umbaus Otto Apel in der Weise zu diskreditieren, dass es dort unter https://www.rettet-das-schauspielhaus.de/ (unter Fragen & Antworten) heißt:

    Architekt der Glaskiste war Otto Apel, welcher zuvor die Reichskanzlei an verantwortlicher Stelle plante.

    Korrekterweise war er EINER von mehreren damals im Mitarbeiterstab Albert Speers beschäftigen Architekten. Quelle

  • Daran ist überhaupt nichts grenzwertig. Es sind doch gerade die Vergötterer des furchtbar hässlichen derzeitigen Glaskastens, die diese städtebauliche Sünde auch noch als einen angeblichen "demokratischen Aufbruch in die Moderne" oder so darstellen, was in Anbetracht der Vita des Architekten einfach nur eine glatte Lüge ist. Und die wird durch die Reko-Initiative einfach nur aufgedeckt.

    Und Xalinai, wenn man ein Schauspielhaus als eine Oper nutzt, muss man sich über Platzprobleme nicht wundern. Niedrige Gänge wage ich aber zu bezweifeln. Die Bauten jener Zeit haben durchweg deutlich höhere Räume als fast alles was danach gebaut wurde, das trifft in der Regel gerade auch auf die Gänge zu.

  • ^Du musst dabei unterscheiden zwischen den Wegen und Räumen der Herrschaft und denen Gesindes. Da gab es schon immer Mansardenzimmer, in denen man die Decke mit der Hand erreichen konnte und "Mädchenzimmer" hinter der Küche mit Türen von 40cm Breite - zu den Räumen der Herrschaft als Tapetentür, damit man nicht merkte, woher das Personal kam und wo es untergebracht war.

    Im Bestandsbau am WBP sind die Probenräume teils durch Gänge verbunden, in denen größere Instrumente schon kaum durchpassen und die "Infrastrukturräume" in denen elektrische Schalteintrichtungen, Kabeltrassen, Wasserleitungen unterschiedlicher Temperatur und Luftkanäle liegen (sollten) sind halt für heutige Anforderungen zu klein oder schlicht nicht vorhanden. Vor 120 Jahren konnte niemand wissen, wie diese Anforderungen für sowas aussehen oder dass es sie geben wird.


    Wenn man unbedingt den Look von 1902 haben will, dann Abriss, Neubau, Fassade drauf - das hat in der Altstadt gut funktioniert, teils sogar mit deutlich mehr als Fassade, das ist aber hier nicht notwendig. Die Alte Oper ist übrigens das genaue Gegenteil, denn da war ja außer der Fassade nicht viel erhalten, so dass man den Funktionsteil komplett neu bauen konnte.

  • Heute Abend war ich mit Freunden im Café Metropol am Dom (keine Sorge, wir haben Abstand gehalten). Auf jeden Fall waren Leute von der BA "Rettet das Schauspielhaus" da und sind wie Rosenverkäufer von Tisch zu Tisch gegangen um Unterschriften zu sammeln. Ich fand das sehr daneben. Hat sonst jemand sowas erlebt?

  • Ja, im Nordend und Bornheim wurde ich auch schon von verschiedenen Personen angesprochen. Die Initiative scheint sehr aktiv zu sein. Was mich etwas gewundert hat, dass aus der Ansprache nicht sofort ersichtlich war, dass die Initiative eine Rekonstruktion erreichen will. Der Bürgerentscheid und die Möglichkeit, dass die Bürger bei er neuen Oper eine Mitspracherecht bekommen, standen im Vordergrund.

  • Die gehen halt davon aus, dass sie mit "Mitspracherecht für Bürger" heute mehr Leute erreichen als mit "Rekonstruktion von 1902" - und das zu recht.

    Gerade bei ihrer Zielgruppe ist das "Mitreden dürfen" viel wichtiger als irgendwelche realistischen Ziele oder sinnvolle Ergebnisse.

  • Nunja - immerhin müssen Sie über 15k Unterschriften zusammenbekommen innerhalb eines nur kurzes Zeitraumes in Corona Zeiten.


    Natürlich ist das Ziel des Vereins eine Rekonstruktion bzw. Teilrekonstruktion auf den erhalten Resten durchzusetzen - bei der Unterschriften Aktion geht es aber erstmal nur um einen Bürgerentscheid zu diesem Thema.


    Ich persönlich begrüße die Aktion, weil jeder Gedanke in diese Richtung bis jetzt von den Kulturdezernentin und weiteren Politikern konsequent abgelehnt wurde. Natürlich ist eine vollkommene Rekonstruktion von innen und außen schwer mit den heutigen Anforderungen vereinbar - das sieht man unter anderen am ähnlichen, erhaltenen Schauspielhaus in Nürnberg vom gleichen Architekten, dass seither große Probleme beim Betriebsablauf hat und der Denkmalschutz einen Umbau verhindert. Die Situation ist aber überhaupt nicht vergleichbar mit der in Frankfurt. Man könnte das Gelände komplett abreisen, bis auf die erhaltenen äußeren Wände und Treppenhäuser des Schauspielhauses von 1902 - darauf aufbauend die restliche nicht erhaltene Fassade, Eingangsbereich und Kuppel rekonstruieren und die Inneneinrichtung komplett neugestalten. Außerdem bietet das Gelände genug Platz südlich zur Hofstraße um in einen Neubau weitere Technik unterzubringen. Spätestens wenn man Schauspiel (Willy Brandt Platz) und Oper (neue Mainzer Straße) trennt, ist mehr als genug Platz für eine äußerliche (Teil-)Rekonstruktion des Schauspielhauses, der Kolonnaden hin zum Willy Brandt Platz, das Eckgebäude zum Fausteck und es bleibt immer noch etwa die Hälfte des Geländes frei für einen Neubau im südlichen Bereich zur Hofstraße bis zur neuen Mainzer Straße.

  • In der heutigen HK wird ein Zwischenstand über die bisher gesammelte Anzahl an Unterschriften genannt, nämlich 15.064 Stück. Die BI ist zuversichtlich bis zum 29. Oktober noch einige mehr zu sammeln um die Unterschriften zu kompensieren, die in der anschließenden Prüfung wegen Fehler aussortiert werden. Ob der Bürgerentscheid dann auch das Stadtparlament positiv durchläuft wird sich zeigen.


    Eine Teilkonstruktion der äußeren Hülle wäre aus meiner Sicht erstrebenswert.

  • Die BI sammelt Stimmen in einer Art und Weise das es nicht okay ist, das dazu. Siehe dazu #546


    Lieber main1a, Du scheinst ja Teil der Initiative zu sein, so sehr wie Du ein Fürsprecher derer bist.

  • Es ist doch so, dass die BI nicht die Reko oder Teilreko des Glaskastens möchte, sondern die Reko des alten Schauspielhauses.

  • Ich habe mir den Spaß gemacht, einem Unterschriftensammler eine Weile zuzuhören. Er sagt jedem, es gehe um den Bürgerentscheid, dass das Theater am Willy Brand Platz bleibe.

    Daraufhin unterschreiben die Leute mit dem guten Gefühl, irgendjemandem etwas Gutes zu tun und lesen nichts und wissen gar nicht, wofür sie da unterschreiben.

    Das ist mehr als unlauter und zeigt, dass die BI selbst nicht glaubt, die nötigen Unterschriften zu bekommen, wenn sie offen spielt. Sonst könnte sie es einfach tun.

  • ^

    Genau. Danke für den Bericht. Sehr unsauber und so kann man das nicht ernst nehmen und der Magistrat ist ja nicht dumm.


    Ja, genau. Aber leider wäre das Gebäude zu klein und völlig unzureichend was die heutigen Anforderungen betrifft. Man muss nur nach Nürnberg schauen wo der Cousin (und vom selben Architekten) des ehemaligen Frankfurter Schauspielhauses steht, die beklagen sich seit Jahrzehnten über Platzmangel

    Statt dieser Rekonstruktion hätte ich lieber mehr an Altstadtreko.

  • Wenn überhaupt irgendwas in Richtung Reko geht, muss man hier den Bestand völlig abreißen und eine "künstlerische Nachempfindung" der nicht mehr existenten Fassade von 1902 schaffen - das wird im besten Fall so gut wie die Altstadt, kann aber auch üblen Kitsch ergeben. Stilistisch wäre man mit einem zeitgemäßen Neubau eher auf der sicheren Seite.

  • Adama, nein bin ich nicht und ich habe keine Unterschrift für die BI geleistet. Auch kann ich nicht beurteilen ob und wie sehr Menschen zu einer Unterschrift genötigt werden. Sollte das mit unlauteren Mitteln geschehen finde ich das nicht in Ordnung. Der BI sollte klar sein das sie ihr Anliegen damit diskreditiert und einer offenen Diskussion von einer Rekonstruktion in Gänze oder Teilen nicht dient.


    Jedoch habe ich den Eindruck das ein Diskurs über eine mögliche Rekonstruktion in diversen Varianten des alten Schauspielhauses von verschiedenen als unerwünscht gilt. Das DAF, Dich oder andere Foristen meine ich explizit nicht. Sollte ich das falsch wahrnehmen möchte ich hier im DAF aber auch keine Legendenbildung diesbezüglich betreiben!


    Eine Teilrekonstruktion der Fassade an drei Seiten und einer Sanierung von noch vorhandener alter baulicher Struktur was aktuelle bauliche Vorgaben nicht verbieten, beispielsweise die alten Treppenhäuser, fände ich gut. Alles andere im Inneren wie beispielsweise Bühne, Technik etc. muss sich an den zeitgemäßen Anforderungen orientieren die heutzutage ein ambitionierter Schauspielbetrieb benötigt. Im Grunde also ein Konzept analog zu dem was seiner Zeit bei der Alten Oper gemacht wurde. Bei einem teilrekonstruierten Schauspielhaus könnte nach hinten raus in einem modern entworfenen Gebäudeteil noch all das untergebracht werden was für Technik, Lager, Logistik usw. notwendig ist. Das Dach ließe sich ebenfalls nicht mehr original Rekonstruieren weil die heutigen technischen Bedingungen des Theaterbetriebs eine Anpassung bei den Dimensionen des Entwurfes erfordern. Auch ein Gebäudekomplex inkl. HH entlang der NMS, wie angedacht, wäre aus verschiedenen Gründen sicherlich sinnvoll, u.a. um die restlichen notwendigen Flächen für Proben, Werkstätten usw. zu generieren. Die Oper könnte dann auf dem Sparkassen-Areal an der NMS neben einem neuen HH entstehen. Alles in allen wenn man es so bezeichnen will eine 'Frankfurter Lösung'.

  • Ich habe mir auch die Mühe gegeben und den Unterschriftensammlern zugehört. Ich habe nicht den Eindruck gewonnen, dass den Bürgern irgendwas vorgegaukelt wird, um zu unterschreiben. Im Gegenteil: Es wurden immer wieder Bilder von dem historischen Bau und von den noch vorhandenen Resten gezeigt. Mein Eindruck ist, dass die meisten Bürger nicht wussten, dass hinter der modernen Fassade noch ein historischer Kern steckt. Mit anderen Worten: Die Stadt hätte bei Ihren Planungen 1. Die Bürger mehr einbinden müssen - Stichwort "Bürgerbeteiligung" und 2. Nicht den historischen Kern unterschlagen dürfen. So fühlen sich die Bürger übergangen und unterschreiben alleine deshalb schon.

    By the way - auch ich habe nicht unterschrieben (weil ich in Frankfurt nicht gemeldet bin) und auch ich gehöre nicht der Initiative an. Ich könnte mir eine Fassadenreko an jetzigen Standort gut vorstellen (mit modernem Rückbau) + einen zweiten Standort für die Oper mit einem expressiven Bau. Mein Favorit bleibt dabei das Ostend.

  • Gestern hat die "Aktionsgemeinschaft Schauspielhaus" der Stadt Listen mit 15.064 Unterschriften übergeben. Letztere wird nun die Zulässigkeit eines Bürgerbegehrens für die Rekonstruktion des Schauspielhauses von 1904 zu prüfen haben. Die Bürgerinitiative schlägt vor, die Abstimmung mit der Kommunalwahl am 14. März 2021 zu verbinden (FR).

  • Aber leider wäre das Gebäude zu klein und völlig unzureichend was die heutigen Anforderungen betrifft.


    Dem stimme ich so nicht zu. Die Stadt will ja die Oper herausnehmen. Die Oper belegt 65% der Flaeche.

    Das Schauspiel haette dann die gesammte Flaeche.


    Auch verstehe ich nicht ganz, warum man zwei Bauten im selben "Bauhaus" Stil will.

  • Es zieht zwar in dem Plan die Oper aus, aber das alte Schauspielhaus (bzw. die Reste davon) belegt ja derzeit nicht die gesamte Fläche und daher nach dem Wiederaufbau auch nicht. Daher wäre das alte Schauspiel eben doch, wie von Adama ausgeführt, zu klein und den heutigen Anforderungen nicht mehr angemessen.

  • Klar wird das Gebaeude kleiner. Aber der Platz zum Spielen wird groesser. Viel groesser.

    Der jetzige Hauptraum, zum Beispiel, wird noch von der Oper genutzt.

  • Es steht ein internationaler Architektenwettbewerb für beide Häuser aus. Wie kann man da vorher behaupten, dass beide im Bauhausstil sein werden?