Tempelhof-Schöneberg (südl. der Hohenstaufen-, Pallas- und Goebenstr.)

  • Wilhelmshöher Straße 17

    Als ich heute mit dem Rad durch die Wilhelmshöher Straße gefahren bin, konnte ich meinen Augen kaum trauen. Ein wichtiges Einzeldenkmal des Reformwohnungsbaus entworfen von Albert Gessner wurde knallblau gestrichen! Vor Entsetzen habe ich intensiv über die Geschichte des Gebäudes recherchiert und auch erstmal schwarz-weiß Aufnahmen eines Modells sowie des realisierten Gebäudes entdeckt, die eine typisch erdfarbene Gestaltung suggerieren - so wie der Vorzustand (s. Bild d. Denkmaldatenbank) des nun frisch gestrichenen Gebäudes.


    Erst als ich diesen Beitrag formuliert habe, um meine Sorge über die Verunstaltung des Denkmals zu teilen und Rat zu möglichen Maßnahmen einzuholen, habe ich in letzter Sekunde eine Darstellung entdeckt, die den originalen Farbton zeigt: Knallblau! Wer hätte das gedacht… es handelt sich also nicht um eine Verunstaltung, wie zuerst vermutet, sondern um eine Wiederherstellung der originalen Erscheinung! Das ist wirklich ausgefallen - mir fällt sonst kein Gebäude des Reformwohnungsbaus, bzw. von vor 1918 ein, das einen solchen Farbton aufweist. Falls jemand eine Referenz kennt, bitte teilen! :)


    Nunja, Original hin oder her, die blaue Farbe gefällt mir trotzdem nicht.


    Hier der Eintrag des Denkmalamtes für die Wilhelmshöher Straße 17-20.


    Ein Wikipedia-Artikel über Albert Geßner.


    Hier geht‘s zur Datenbank der Uni-Heidelberg mit einer farbigen Darstellung der Einküchenhäuser.


    Aufnahme von heute:


    img_7352nriff.jpeg

  • ...^ Schonmal die Tuschfarbensiedlung in Grünau gesehen? aus den 20ern von Taut.

    Gravierender hier finde ich den Wasserschaden am Balkon unterm Dach. Das hätte man erst beheben sollen. Sieht irgendwie nur übergestrichen aus.

  • Danke für die Referenz! Bemerkenswert ist aber das frühe Entstehungsdatum. Habe immer gedacht, dass Taut der Pionier knalliger Farben sei, jedoch sind die Einküchenhäuser etwas früher entstanden, nämlich 1909-12; die Gartenstadt Falkenberg erst 1913-16. Und en vogue waren knallige Farben erst in den expressionistischen 20ern, wie du schon erwähnt hast.


    Ja, eine gründliche Sanierung war das nicht. Das Haus wurde im Nu gestrichen, da ich alle paar Monate daran vorbeikomme und es nichtmal im eingerüsteten Zustand gesehen habe.


    Außerdem fehlen noch die schwarzen Fensterläden mit weißen Verzierungen, die dem allumfassenden Blau ein optisches Gegengewicht geben. Dafür gab es bei dem schnellen Anstrich wohl auch keine Mittel.

  • Knallblau! Wer hätte das gedacht… es handelt sich also nicht um eine Verunstaltung, wie zuerst vermutet, sondern um eine Wiederherstellung der originalen Erscheinung!

    Ein schöner Beitrag, nette Geschichte! Dein Entsetzen über die Farbe kann ich aber nicht teilen – finde das Blau nicht knallig, sondern gedeckt und elegant (könnte mir vorstellen, eine Wand in meinem Wohnzimmer so zu streichen). Mir fehlt höchstens ein Kontrast, so wirkt es recht eintönig.


    Dieser Blauton scheint zwischen 1910 und 1930 übrigens eine Art Modefarbe gewesen zu sein. Taut setzte ihn regelmäßig ein: In der von Camondo erwähnten "Tuschkastensiedlung", aber auch – als Akzentfarbe – in seinen größeren Projekten der 1920er.


    Exkurs: Woher kommt das eigentlich, dass wir uns ältere Architektur immer weiß oder beige vorstellen? Wahrscheinlich von den sepia-getönten Fotos aus der Entstehungszeit und von den ausgeblichenen Grau- und Brauntönen, die lange nicht renovierte Altbauten mit der Zeit halt annehmen. Tatsächlich war die Ära des Jugendstils und der Reformschulen ziemlich bunt.


    In meiner Nachbarschaft steht ein Block aus den Zwanzigern, der zu DDR-Zeiten sicher grau-braun war und höchst deprimierend wirkte. Inzwischen hat er sein altes Farbspektrum zurück (weißer Putz, Backstein, rote und blaue Akzente) – und sieht damit ganz phantastisch aus. Es ist ein bisschen wie mit der Antike: Deren Architektur ist in unserer Vorstellung (seit Winckelmann) auch immer marmor-weiß. Seit langem ist bekannt, dass sie in Wirklichkeit höchst farbenfroh war – eine kunterbunt bemalte Tempelfront erscheint uns trotzdem noch gewöhnungsbedürftig.


    EDIT: Das hat sich jetzt mit maselzr s letztem Beitrag überschnitten. Lasse ich trotzdem stehen, Kontext und Reihenfolge bitte beachten. :)

  • Außerdem fehlen noch die schwarzen Fensterläden mit weißen Verzierungen, die dem allumfassenden Blau ein optisches Gegengewicht geben. Dafür gab es bei dem schnellen Anstrich wohl auch keine Mittel.

    ... ich hoffe sehr, dass diese nicht eingespart wurden. Da Fensterläden für diese Art Gebäude aus dieser kurzen Epoche emblematisch sind. Leider leider hat man sehr viele Gebäude nachträglich verschandelt indem man die Fensterläden abmontiert hat.

  • Naja, wenn das nur mal schnell angepinselt wurde und da es zuletzt auch keine Fensterläden mehr hatte, bezweifel ich, dass man sich die Mühe machen wird, diese wiederherzustellen...

  • Zuletzt hier


    Am Grazer Damm wird beim Auguste-Viktoria-Klinikum nun doch auch das südliche Zwillingsgebäude abgerissen, gut drei Monate nach dem Abbruch des nördlichen Zwillings. Sah lange nicht danach aus, keine Ahnung was die da die ganze Zeit getrieben haben. Ich bleibe ja dabei, es ist schon ziemlich schade um den gesamten Komplex der nun verschwindet. Sorry für die maue Qualität, nur fix mit dem Smartphone geknipst. Und so richtig viel zu sehen ist jetzt wo die Bäume grün sind irgendwie auch nicht ;)


    20230620_2119311udeq.jpg


    20230620_212115ggc4l.jpg

  • | RUBENSSTR 52 - 54 |


    Zuletzt hier


    dieses BV ist so gut wie fertig. die ansicht mit den minibalkonen zur sbahn und autobahn (A103) ist ja ganz okay und spiegelt den aktuellen berliner durchschnitt. sprachlos hinterlässt mich jedoch die fassade zur rubensstr ... vll geschmackssache, aber meinen trifft es hier definitiv nicht



    20230528_161345cgedx.jpg

    das foto ist von mir



    20230528_161248micbo.jpg

    das foto ist von mir



    20230528_1614377jcob.jpg

    das foto ist von mir



    20230528_161540kcik4.jpg

    das foto ist von mir

  • Kathreiner-Hochhaus

    Es gibt neue Informationen in einem Bericht des rbb über das seit Jahren leerstehende, denkmalgeschützte Kathreiner-Hochhaus von Bruno Paul aus dem Jahr 1930. Der Umbau für die Weiternutzung des Gebäudes als Sitz des Verwaltungsgerichts erweist sich im Zusammenhang mit den Kriterien des Denkmalschutzes als kompliziert und kommt daher nicht aus dem Knick. Nun soll es wohl doch einen Plan geben, der einen Meilenstein für die Verhandlungen mit dem Denkmalschutz Anfang nächsten Jahres erreichen möchte. Nach etwa 18-monatiger Planungszeit soll schließlich eine 40-monatige Bauzeit folgen. Das große Ziel wäre eine Fertigstellung der Sanierung zum 100 jährigen Bestehen des Hauses im Jahr 2029-2030.


    Ich freue mich sehr, dass es hinter den Kulissen weitergeht und dieses wunderschöne Stück Architekturgeschichte nicht mehr allzu lange in diesem unwürdigen Zustand verharren muss.

  • Grunewaldstraße 59

    In unmittelbarer Nähe zum Bayerischen Platz hat nur die Hälfte des Gründerzeithauses mit der Nummer 59 den Bombenhagel überlebt (Vorzustand im Street View). Nun wird die andere Hälfte mit 4 WE in den Regelgeschossen und 2 WE im Dachgeschoss wiederaufgebaut. Zwar richtet sich die Geschosshöhe glücklicherweise an den Maßen des Bestands, doch eine Reparatur des Hauses durch die Wiederherstellung des gründerzeitlichen Erscheinungsbildes wird trotzdem nicht angestrebt. Das ist am schräg abgewinkelten Erker bereits deutlich erkennbar.

    Dass es auch anders geht, zeigt die Wiederherstellung eines halbzerstörten gründerzeitlichen Eckhauses in der Regensburger Straße 25, ausgeführt von Gesobau. Die Chance auf eine Stadtbildreparatur in der eh schon fragmentierten Grunewaldstraße wird wahrscheinlich verpasst, doch warten wir das Endergebnis ab.


    img_8802ujfjx.jpg


    img_8806cwegb.jpg

  • Hauptstraße 90 (Friedenau)

    Das Bauvorhaben ist von außen fast fertiggestellt, und was soll man sagen.. irgendwie enttäuschend. Die Visus haben einen passablen Bau versprochen, doch das Endergebnis sieht aufgrund der ungeschickten Farbgebung und den billigen Materialien papphaft aus. Schade...


    img_8811hdcrv.jpg

  • ^^ viel Fensterfläche und sehr viel Balkon. Gestalterisch ist da nicht viel Absicht zu erkennen. Und trotzdem: sowas kann ganz gut werden, wenn es entsprechend bewohnt wird. Im besten Fall nutzt man den Balkon für eine lebendige Begrünung. Im schlechtesten Fall veredelt man das Geländer mit blickdichten schwarzen PVC-Matten. Das EG ist allerdings rettungslos verloren....

  • Hauptstraße 90 (Friedenau)

    (...) irgendwie enttäuschend. (...)

    Hier sehe ich das zu meiner eigenen Überraschung genau umgekehrt. Die Visu wirkt auf mich vergleichsweise steril und das Erdgeschoss zu niedrig – was beim tatsächlichen Gebäude gar nicht so negativ auffällt.


    Auch der im echten Leben stärker hervortretende Unterschied weiß/graumacht sich gut.


    Helfen tut sicherlich auch das Drumherum – ein Baum, etwas Stadtgrün, Leben...

  • Der Senat hat heute eine Änderung des Flächennutzungsplans für das Wohnquartier Mariengrün beschlossen.

    Baubeginn der bis zu 340 Wohnungen im Stadtteil Marienfelde (Lichterfelder Ring/ Waldsassener Straße) soll 2026 sein.

    Verantwortlich für die Umsetzung ist die Degewo.

    Das Abgeordnetenhaus muss dem Senatsbeschluss noch zustimmen.


    Ein Artikel dazu in der Berliner Zeitung:

    https://www.berliner-zeitung.d…t-340-wohnungen-li.376716

  • Neubauvorhaben Hohenstaufenstr. 9


    ... Hier zwischen Eisenacherstr. und Habsburgerstr. war jahrzehntelang ein Gebrauchtwagenplatz. Das Grundstück ist nicht sehr tief und das BV wird wohl direkt an die Brandwand anschliessen.

    ...

    Der im Krieg zerstörte Vorgängerbau hatte (im Gegensatz zum Nachbarhaus Hohenstaufen 9 ) keine Seitenflügel sondern nur ein Vorderhaus mit rechteckigem Grundriss und dahinter ca 9 Meter Freiraum bis zur Brandmauer des großen Hinterhaus-Komplexes Eisenacher 103. Exakt diesen Maßen folgt auch dieses BV jetzt. Aus den Fenstern nach hinten hat man jetzt aus nächster Nähe einen schönen Blick auf die 50 (!) Meter breite Brandmauer. Wem das zu eng ist, nun der ist in dieser Ecke von Schöneberg falsch, hier gibt es noch eine ganze Reihe von nicht entkernten Blöcken mit garantiertem Zille-Feeling, z.B. Goltz/Barbarossa/Kyffhäuser/Franken.


    Zitat gekürzt.

  • Marienpark Berlin

    Im Süden von Berlin Tempelhof-Schöneberg wird das Gelände des ehemaligen historischen Gaswerks Mariendorf entwickelt. Lage bei Google Maps und bei Google Earth:


    bildschirmfoto2023-087aiat.png


    Eintrag DAF-Karte


    Wurde hier mal erwähnt, damals noch ohne den Projektnamen.


    Es gibt auch schon eine Webseite www.marienpark-berlin.com, die allerdings nur ein paar Bildchen und eine Historie des Geländes erhält. Etwas mehr Informationen gibt es auch der Seite des Projektentwicklers Investa Real Estate, auf deren Webseite auch folgende Visualisierung zu sehen ist:


    hbb_220720_dachterrad6eh0.webp

    Copyright: Investa Real Estate


    Das gesamte Gelände des 1996 stillgelegten Gaswerks ist rund 50 Hektar groß. Das rund 30 Hektar große Herzstück, der Marienpark, samt den beiden denkmalgeschützten Wassertürmen, dem Gasometer und den 25 historischen Bestandsgebäuden gehört der BMDF Gewerbepark Berlin-Mariendorf.


    Dort sollen in den nächsten 10 Jahren 14 Neubauten mit 250.000 Quadratmeter Neubaufläche für rund 4.000 Arbeitsplätze entstehen. Auf der Wunschliste der Investoren (und des Bezirks) steht auch eine neue S-Bahn-Haltestelle am Kamenzer Damm/Lankwitzer Brücke.


    Im Februar gab es schon einen Artikel mit mehreren Bildern in der Berliner Woche und im Tagesspiegel. Und auch Entwicklungsstadt hat sich dem Projekt Ende Juli schon gewidmet.

  • HYBRICK

    Dieses Bauvorhaben gehört ebenfalls zum Marienpark Berlin. Auch dieses wird von Investa Real Estate entwickelt. Laut Beschreibung auf der Webseite steht HYBRICK für ein hybrides Gebäude mit vielfältigen Nutzungsarten, Flexibilität und synergetische Grundrisse.

    Der fünfgeschossige Neubau soll eine Landmarke im Quartier bilden. Die Terrasse erstreckt sich über die gesamte Gebäudefront. Der Neubau öffnet sich zum Quartiersplatz. Der Entwurf stammt von Glass Kramer Loebbert Architekten.


    hbb_220720_renderingn8cmp.webp


    hbb_220720_rendering0jfl3.webp


    Copyright: Investa Real Estate/Glass Kramer Loebbert Architekten

  • BV KiTA Rathausstrasse 84 / Mariendorf


    Direkt neben dem, hier sehr kontrovers diskutierten Jugendzentrum "Beats 42" / Beitrag #536 ff ist eine neue Kindertagesstätte entstanden und scheinbar kurz vor der Fertigstellung.


    Viel zu finden gibt es zu dem Projekt nicht. In 2018 hat das Berliner Büro Numrich Albrecht Klumpp den Wettbewerb dazu gewonnen.

    Auf deren Seite findet sich der Entwurf. Baunetz zeigte in einem Beitrag aus dem Juni 2018 zudem die zweit-/drittplatzierten und die Anerkennungen.


    Gebaut wurde anders, ich finde jedoch sehr gelungen.

    Anbei einige Eindrücke.


    [Alle Bilder © bauhelmchen 2023]


    20230819_1wcd6p.jpeg


    20230819_5bqiu8.jpeg


    20230819_4vycfx.jpeg


    20230819_36yem1.jpeg

  • Hauptstraße 90

    Ben hatte das BV vor gut 2 Jahren hier kurz erwähnt, in der DAF-Karte ist es auch verzeichnet.


    Edit: ich habe gerade nachträglich beim Durchscrollen gesehen, dass maselzr das BV bereits hier gezeigt hat.


    Mittlerweile ist der Neubau so gut wie fertiggestellt und entspricht weitgehend der Visualisierung auf der Projektseite:


    hauptstr90_01.jpg


    hauptstr90_02.jpg


    Nur die Fallrohre werden vemutlich den üblichen Verdächtigen nicht gefallen. ;) Hier die Visu (ohne Fallrohre) dazu:


    hauptstr90_00.jpg