Leipzig: Die Shopping-Diskussion

  • Das sehe ich anders. Wer sich etwas mit dem Besitzer der Immobilie befasst, wird sehr schnell erkennen, das dieser Vermieter den derzeitigen Mieter nicht benötigt. Leipzig hat das Beste noch vor sich, auch ohne Galeria Kaufhof.

  • Mag sein. Aber das Leipziger Haus scheint nicht das Einzige im Bestand des Eigentümers auf der Schließliste zu sein.


    Merkwürdig ist aber, dass das Haus in Dresden z. B. ebenfalls dem gleichen Eigentümer zu gehören scheint. Querelen um die Miete erscheinen mir da doch eher unwahrscheinlich.

  • Die Spekulationen zu einer gezielten Aktion von Benko an der Mietschraube nach unten zu drehen, werden auch vom Spiegel aufgegriffen. Ganz von der Hand würde ich dies auch nicht weisen. Andererseits greift der Spiegel die Aussagen des Insolvenzverwalters aus dem Handelsblatt auf, also sekundäre Sekundärinformation ...


    Als altmodischer Käufertypus würde ich das Kaufhaus (nicht das Gebäude!) schon vermissen.

    LINK

  • Noch zu Jahresbeginn schien der Bestand in Leipzig unter den mitteldeutschen Standorten als gesichert:

    Wenn wir uns die Attraktivität der Standorte anschauen, ist deutlich, dass von den verbleibenden Filialen natürlich Leipzig und Dresden vermutlich die attraktivsten Standorte sind

    […]

    Eine weitere Rolle […] spielte in der Vergangenheit die Eigentumsstruktur, also ob sie zum Beispiel im Besitz der Signa, der Holding dieses Unternehmens, waren. Das ist jetzt nur in Leipzig der Fall

    Nun sind es auf einmal die New Yorker und es heißt:

    Gerade an attraktiven Standorten, so vermutet Handelsexperte Erik Meier von der Handelshochschule Leipzig im Gespräch mit MDR AKTUELL, ließen sich Eigentümer nicht auf geringere Mieten ein.

    Ich bin einigermaßen verwirrt. Kennt jemand mehr Hintergründe?


    Ansonsten ist Leipzig dann also die größte deutsche Stadt Galeria, generell ohne Warenhaus, obwohl das angeblich schwarze Zahlen schrieb.



    Update:

    In der Volkszeitung zeigt sich Maier hingegen optimistischer und erklärt, dass der Eigentümerwechsel vor einiger Zeit stattfand.

    Auch wenn wir viele Beweggründe im Detail noch nicht kennen, scheint es doch so, als ob sich die Verantwortlichen bei der Streichliste stark an unternehmensinternen Faktoren orientiert haben – etwa der Laufzeit von Mietverträgen oder jüngst getätigten Investitionen wie in Dresden. Das Prinzip erinnert an einen Ertrinkenden, der nach jedem Stück Holz greifen muss, das zufällig vorbeischwimmt. Diese Strategie ist verständlich, könnte sich aber trotzdem langfristig als Fehler erweisen. Denn viel besser wäre, eine neue Struktur hauptsächlich am Marktbedürfnis zu orientieren. Dafür müsste man radikal nur noch auf solche Lagen und Städte setzen, die nachhaltigen Erfolg versprechen. Diesen Ansatz unterstützt die Liste zumindest nicht als oberstes Prinzip.

  • Die werden jetzt sicherlich etwas mehr Entgegenkommen zeigen, weil gigantische Kaufhausimmobilien nicht gerade einfach zu vermieten sein werden. Von den angeblich 52 zu schließenden Filialen werden viele erhalten bleiben, und ich bin mir sicher, dass die Leipziger dazugehört. Also bitte mit der Planung der Neubebauung noch etwas warten :-).


    Wo kann man die Glaskugel, in die du gesehen hast, kaufen?

  • Beim Thema Eigentumsverhältnisse scheint man wohl immer noch nicht so recht durchzusehen. Dazu die Volkszeitung heute:


    Zugleich hieß es, der Grund dafür [für die Schließung] sei ein „Immobilienkonstrukt“, welches vier Galeria-Standorte in Deutschland miteinander verbinde. Entweder die Mietverträge für alle vier Objekte würden verlängert oder keiner.


    Plausibel erschien das unter anderem, weil das Grundstück am Neumarkt 1 einer Objektgesellschaft namens Kaufhof Leipzig GmbH gehört. Sie hat seit 2019 ihren Sitz in Leverkusen. An der selben Adresse und mit dem selben Geschäftsführer firmieren noch drei andere Gesellschaften mit ähnlichem Namen: die Kaufhof Erlangen GmbH, die Kaufhof Wiesbaden GmbH und die Kaufhof Regensburg GmbH. Alle diese vier Standorte tauchten am Montag auf der Schließliste für den 30. Juni 2023 auf..


    Wem die vier Gesellschaften mit Sitz in Leverkusen bislang gehörten, war kaum durchschaubar. In Leipzig hieß es in der Vergangenheit und auch noch vor wenigen Tagen von verschiedenen Seiten stets, die Besitzerin der Immobilie am Neumarkt sei letztlich die RFR-Holding aus Frankfurt am Main. Doch auf eine LVZ-Anfrage teilte genau diese Holding am Mittwoch kurz und knapp mit, sie sei „nicht Eigentümer der Liegenschaft“. Keine Antwort gab es hingegen auf die Frage, ob das Leipziger Kaufhaus in der Vergangenheit zur RFR gehörte (wie beispielsweise auch die Karstadt-Immobilie in Dresden).


    Zugleich verdichteten sich Hinweise, dass eine oder mehrere Immobilien aus dem Verbund mit Sitz in Leverkusen jüngst den Eigentümer gewechselt haben könnten. Zumindest wurde das vormalige Mieterbündnis aus vier Filialen offenbar aufgelöst. OBM Jung berichtete am Mittwoch im Stadtrat: „Seit heute Nachmittag habe ich Kenntnis von einem neuen Besitzer.“

  • Ich muss jetzt mal ganz blöd fragen. Ständig höre ich das Argument der zu hohen Mietkosten für die Filialen. Aber die meisten dieser (häufig ja auch absurd hässlichen Dinger) sind doch vor allem im Westen aber gezielt für Karstadt und Co gebaut worden. Wer kam denn auf die glorreiche Idee, die Gebäude zu verscherbeln?

  • ^ das waren die ersten Posten der Kostensenkung als die Apparate schon wackelten. Mit dem Verkauf der Häuser gab es nicht nur frisches Geld sondern wurden alle Instandhaltungs- und Verwaltungsstrukturen der Häuser abgegeben. Was dann durch die Mieten an die neuen Besitzer gedeckt wurde. Dass jene Häuser, vor allem in den Top-Lagen der Großstädte, die Besitzer wechselten und Immobilienspekulationen hervorrufen würden, war wohl damals noch nicht klar.

  • ^^


    auf die Idee, die eigenen Immobilien zu versilbern und zurück zu mieten, kam der ex Karstadt Chef Middelhoff. Da hat er wohl auch nicht legal gemacht und wurde dafür in den Knast gesteckt.

  • Gehe ich mit. Ich träume derweil schon mal von einer Hofstruktur ähnlich der Hackeschen Höfe. Alternativ darf es aber auch gerne wieder das altbekannte Passagensystem leipziger Prägung sein.

    Eine Publikation aus der Blauen Reihe aus dem Jahr 2011 zur Innenstadt förderte mir unbekanntes zum Thema Galeria Kaufhof zutage was ich kurz zitieren möchte: "...Der Rahmenplan für die Innenstadt ging für das Quartier zwischen Grimmaischer Straße, Neumarkt und Universitätsstraße ursprünglich von einer kleinteiligen, an der historischen Parzellengröße orientierten Entwicklung aus und sah in Nord-Süd- und Ost-West-Richtung öffentliche Blockquerungen zur Erweiterung des Leipziger Passagensystems vor. Von dieser Planung musste schließlich abgerückt werden, um die Errichtung eines großen, für die Entwicklung des Einkaufsstandortes Innenstadt bedeutsamen Warenhauses zu ermöglichen."


    Schade aus Stadtbildsicht, dass die Schließung erstmal nicht vollzogen wird andernfalls könnte man die Hoffnung hegen, dass es evtl. einen Rückgriff auf den urspr. Rahmenplan geben könnte wobei in der heutigen Zeit Komplett-Abbrüche ja nicht mehr so einfach zu vermitteln sind (was dann vielerorts sehr schlechte Nachrichten fürs Stadtbild sind - siehe z.B. Matthäikirchhof).

  • ^ Anknüpfend an meinen post im September sieht es für Leipzigs Galeria des Grauens (wieder mal) nicht allzu rosig aus. Evtl. gehen schon Anfang nächsten Jahres die Lichter aus. Frequenzmäßig ist die Innenstadt im Vergleich zu vielen anderen Zentren gut aufgestellt. Ich glaube nicht, dass es hier zu einem großen Negativeffekt kommen würde.


    Das Grauen in Bildern:

    ...

    Zitat gekürzt. Bitte nicht unnötig Bilder zitieren, auch wenn es eigene sind. Der Zitat-Link führt ja zu dem Beitrag mit den Bildern. Danke.

  • ^ Dass SportScheck sowieso auszieht und dafür ZARA einen wesentlich größeren Store in der Filiale aufmacht ist ja schon seit einiger Zeit in Planung. Der Sportartikelverkauf sollte bei "Galeria" mit rein. Ob "Galeria" hier noch einmal die Kurve kriegt und ein etwas anderes Modell etabliert - weniger altes Kaufhaus sondern ein Dach für etliche Einzelsparten - bleibt abzuwarten. In Leipzig sicher kein Minusgeschäft.


    Fakt ist aber auch, dass das traditionelle Kaufhausgeschäft ausser bei den ganz großen Häusern wie KaDeWe etc. mehr oder minder tot ist. Und Leipzig hier fast schon eine Vorreiterrolle mit zB. "NEO30" eingeht. Als nächstes folgen dann die innerstädtischen Malls dem Requiem.

  • SportScheck sollte ja in die Hainstraße laut LVZ. Weiß jemand auf welche Fläche? Hatte da die Fläche von TKMaxx in der Überlegung, falls die umziehen.

  • Die Frequenzen sind laut diesem LVZ-Artikel sowohl in der Hainstraße als auch Grimmaischen Straße über dem Vor-Corona-Niveau, in der Petersstraße ist man leicht darunter, was ja erwartbar ist durch die Karstadt-Schließung. Man zieht insgesamt eine positive Bilanz des Jahres für die Innenstadt, wobei ich den Ausblick für Galeria Kaufhof deutlich skeptischer sehe, wenn man Handelsexperten aktuell hört. Eine Schließung im ersten Quartal 2024 wäre keine Überraschung.

    https://www.lvz.de/lokales/lei…AXJ5DNRCBW6JRS72N7KY.html

  • SportScheck sollte ja in die Hainstraße laut LVZ. Weiß jemand auf welche Fläche? Hatte da die Fläche von TKMaxx in der Überlegung, falls die umziehen.

    SportScheck zieht laut LVZ-Informationen in die Filiale von idee, was ebenfalls innerhalb der Stadtmitte umzieht.

  • Eine Publikation aus der Blauen Reihe aus dem Jahr 2011 zur Innenstadt förderte mir unbekanntes zum Thema Galeria Kaufhof zutage was ich kurz zitieren möchte: "...."

    [mod]Eingebundenes Textzitat aus urheberrechtlichen Gründen gelöscht. Bitte die Richtlinien für das Einbinden von Texten beachten! Danke [/mod]


    Galeria Kaufhof ist ja aktuell wieder mal Thema. Ich greife daher nochmal meinen post vom September auf. Im aktuellen Buch von Arnold Bartetzky "Das ungebaute Leipzig - Projekte, Visionen, Luftschlösser" stieß ich auf einen Wettbewerbsbeitrag aus DDR-Zeiten genauer gesagt den späten 80ern. Es handelt sich um den Entwurf für ein Messehaus des Kollektivs um Karl-Heinz-Stöpel, der damals einen Sonderpreis der Jury erhielt und die Fläche des heutigen Kaufhofs einnimmt:

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    Quelle: Buch "Das ungebaute Leipzig - Projekte, Visionen, Luftschlösser" - Arnold Bartetzky, Lehmstedt Verlag (falls nicht erlaubt bitte löschen)


    Ausdrücklich gewürdigt wurde damals u.a. auch die Rücksichtnahme auf die zu rekonstruierende histor. Fassade der Ratsbibliothek im Gewandgäßchen auf die ich später noch zurückkomme.


    Die heutige Situation entlang der Grimmaischen Straße:

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    Eigenes Bild


    Zum Vergleich früher - Corsethaus Beykirch, Grimmaische Straße 20

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    In die andere Richtung geschaut - Grimmaische Straße 20-26

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    Löwen Apotheke (älteste Apotheke der Stadt), Grimmaische Straße 22

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    Grimmaische Straße Ecke Neumarkt

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    Das Eckgebäude zum Neumarkt wurde wohl Anfang der 1920er entstuckt (Aufnahme um 1925)

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    Heutige Situation

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    Eigenes Bild


    Biegen wir nun in den Neumarkt ein. Hier stand mit der Großen Feuerkugel eine Herberge, in der bisweilen illustre Gäste eine Heimstatt fanden.

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    https://de.m.wikipedia.org/wik…Tafel_Galeria_Kaufhof.jpg


    Große Feuerkugel, Neumarkt 3

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    Der Hof der Großen Feuerkugel, in dem Goethe seine Studentenbude hatte. Der Gebäudekomplex erstreckte sich vom Neumarkt zur Universitätsstraße.

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    Große Feuerkugel, Universitätsstraße 8

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    Heutige Situation (die orangefarbene Minderleistung gehört wie vermutet ebenfalls zu Galeria).

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    Eigenes Bild


    Springen wir noch einmal zurück zum Neumarkt und widmen uns der dortigen Situation.

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    Ein nahezu nahtloser Übergang am Schauplatz Gewandgäßchen...hust

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    Eigene Bilder


    Früher war weniger orange - Neumarkt Ecke Gewandgäßchen.

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    Fassade der Ratsbibliothek von Friedrich Seltendorff. Das Bibliotheksgebäude mit seinem riesigen barocken Bibliothekssaal galt seinerzeit als schönstes Dtls. Der originalgetreue Wiederaufbau erfolgte 1993. Der Gebäudeteil gehört heute zum Städtischen Kaufhaus.

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    Mit Verweis auf die eingangs präsentierte Arbeit des Architektur-Kollektivs erkennt man warum die Jury damals den Rücksprung beim Messehaus ggü. der Bibliothek goutierte. Heute wirkt es doch arg erdrückend bzw. dunkel.


    Noch einmal im Kontext - Galeria Kaufhof am Neumarkt mit Blick Richtung Grimmaische Straße...

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    Eigene Bilder


    ...und der Vergleich zu früher.

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    Edit: Ich habe noch ein Foto (um 1920) von der nördlichen Seite des Gewandgäßchens mit Blick von der Universitätsstraße in Richtung Neumarkt gefunden, welches ich Euch nicht vorenthalten wollte:

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