Wilhelmstraße - Plattenbaumoderne vs Neubebauung

  • Deutlich besser als erwartet.


    Störend empfinde ich allerdings die Tatsache, dass die Fenster von diesen dunklen, anthrazitfarbenen (?) Fassadenelementen umschlossen werden. Ein Fenster mit dieser dunklen Umrahmung erinnert mich irgendwie an ein blaues Auge. Das sieht irgendwie aus wie ein blutunterlaufendes Auge, das aus einer Schlägerei hervorgegangen ist. :D Ich weiß, das ist ein komischer Vergleich. Aber ich hätte das farblich auf jeden Fall anders gelöst.

  • ^ Die Assoziation mit dem "blauen Auge" hatte ich reflexartig, als ich zum ersten Mal die Musterfassade gesehen habe. Wenn ich richtig geguckt habe, taucht die Musterfassade zum ersten Mal in Beitrag #652 auf. Siehe hier: Wilhelmstraße - Plattenbaumoderne vs Neubebauung und ein Dank an ElleDeBE. :thumbup:


    Normalerweise ist das Problem in Deutschland, dass Architekten bei Neubauten zu wenige Farben einsetzen. Häufig sind Neubauten nur grau und weiß. Eigentlich hat man es hier mal gut gemeint, weil man versucht hat, einen farblichen Akzent (hell-dunkel) zu setzen. Leider hat man es falsch gemacht.

  • Zwei Bilder bei anderen Licht:




    Ich fand den Eindruck gestern gar nicht so schlecht. Die Fassade hat eine gute Plastizität und wirkt hochwertig. Sehr ungünstig ist die Riegelform. Man hätte Anstrengungen unternehmen sollen um den Blockrand zu schließen. Das wirkt eben notdürftig.

  • Ziemlicher Brocken - was mir positiv auffällt: die riesigen Fensterscheiben - das lockert ein wenig auf. Aber leider nur ein wenig. Bleibt zu hoffen, dass das Gebäude der gebeutelten Berliner Mitte wenigstens funktional hilft: Mit echten Bewohnern die auch Leben in die Friedrichsstrasse bringen.

  • Ich vermute, dass an den Loggien noch die Geländer fehlen, oder? Ich hoffe, dass die noch kommenden Geländer die Fassade noch ein bisschen aufpeppen werden.


    Es hätte gut getan, wenn man diese ewig lange Front in mehrere, verschieden gestaltete Teilfassaden aufgeteilt hätte. Genau so, wie die Rückseite des Pariser Platzes eine Abfolge von Fassaden besitzt. Auf dem zweiten Bild von Rothes Rathaus schön zu sehen: DZ Bank, rechts daneben die Akademie der Künste, rechts daneben folgt dann das verdeckte Hotel Adlon.


    Dazu hätte man das Baufeld in mehrere kleinere Baufelder aufteilen müssen. Aber ich gebe zu, dass ich die Besitzverhältnisse nicht kenne. Daher halte ich mich mit Anschuldigungen an die Fachplaner der Verwaltung vornehm zurück.

  • Eine partielle Abstaffelung zum Mahnmal (wie auf der Rückseite) und eine Teilung des Riegels in 2 Blöcke ... hätten dem Gebäude die Monotonie und Monumentalität genommen.

    So ist es! Die Edelplatten in der Wilhelmstraße können eine besser und feiner gegliederte Kubatur vorweisen als dieser brachiale Neubau.


    Verrückt an der Sache ist, dass die DDR in ihrer Spätphase einen besser entwickelten Städtebau hatte, als das wiedervereinigte Deutschland im Jahr 2021.

  • ... was mich am meisten wundert ist der geringe Abstand zum benachbarten Plattenbau. Da kann man ja eine Wäscheleine spannen. Und warum die zwei Staffelgeschosse auch noch zur Plattenbauseite gehen bleibt wohl für immer ein nicht zu klärendes Mysterium.

  • Und warum die zwei Staffelgeschosse auch noch zur Plattenbauseite gehen ...

    Ich vermute, du meinst diese zwei zurückgesetzten Staffelgeschosse, die auf dem Bild von Backstein gut zu erkennen sind.


    palais_ministergaerten02.jpg

    Es wäre viel sinnvoller gewesen, die beiden Staffelgeschosse zum Mahnmal hin zurückzusetzen, weil es die prominentere Seite ist. So wie es jetzt gelöst wurde, machte es irgendwie wenig Sinn.

  • Ich denke, die rückseitige Traufe unterhalb des Staffelgeschosses entspricht der allgemeinen Traufhöhe der Umgebung. Dass die gesamte Baumasse aber Richtung Mahnmal um ein Geschoss höher ragt, ohne sich wie sonst in der Umgebung schrittweise nach oben hin aufzulösen, tut dem gesamten Ensemble nicht gut, denn es betont an prominenter Stelle die ordinäre Anmutung eines sperrigen Kastens.

  • ^ Ich würde mal vermuten, dass die Staffelgeschosse nicht explizit durch Bezugnahme der Traufhöhe entstanden sind, sondern sich aus der errechneten Tiefe den beiden notwendigen Abstandsflächen von Neubau und Plattenbau ergeben.


    Wahrscheinlich wurden Grundflächenzahl, Geschossflächenzahl und Abstandsflächen bis zum letzten ausgelutscht, sodass zu den Edelplatten noch ein rausgeschobener zweigeschossiger Sockel drin war. Der macht aus meiner Sicht als Baukörperdifferenzierung überhaupt keinen Sinn.

  • Was lange währt, wird endlich gut: Der lang erwartete Denkmalschutz für das Wohngebiet an der Wilhelmstraße ist nun endlich vollzogen worden. Das von Helmut Stingl entworfene und zwischen 1987 und 1992 errichtete Wohngebiet wurde aufgrund seiner geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Bedeutung unter Denkmalschutz gestellt. Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe hat die Unterschutzstellung begrüßt.

    https://www.berlin.de/sen/kult…ssemitteilung.1127865.php