Domumgebung

  • Ich denke was Köln eher schön macht, ist nicht die Architektur, sondern die Szenerie mit Rhein und Dom, die etwas sehr wundervolles, schönes haben kann. Für mich zum Beispiel gehört zu einer Stadt immer ein Fluss/Wasser, etwas was die Stadt mit Leben füllt und die konstante Bewegung symbolisiert. Das haben nicht viele Städte in Deutschland. Köln "hat was", das merkt man. Leider ist die Domumgebung, die eigentlich DAS Aushängeschild der Stadt sein sollte, eine der hässlichsten Ecken. Man versucht Fehler der Vergangenheit zu retten, aber so einfach ist das eben nicht mehr. Auch wird bei heutigen Verbesserungen zu sehr geschlampt, zB sind die neuen Bodenplatten um den Dom und die Treppen vor dem HBF jetzt schon in einem desolaten Zustand. Trotzdem ist jede Veränderung an diesem Ort durchaus etwas positives und das Ergebnis ist ja auch noch nicht zu sehen!

  • Die schwierige, um nicht zu sagen desolate städtebauliche Situation um den Dom herum, insbesondere auf der Nord- und Ostseite, ist halt dem wahnsinnigen Kfz-Verkehr geschuldet, der sich von der autobahnartig ausgebauten Komödienstraße zum Hbf, ans Rheinufer und in die Altstadt zieht. Durch die bauliche Nähe des Hauptbahnhofes zum Dom wird die Ostseite immer nur eine Verkehrsschlucht bleiben. In den 60ern wurde sie halt weitgehend eingehaust, heute wird die durch den Verkehr angeranzte Tunnelgeschichten abgerissen und wieder offener gestaltet. Es wird aber immer eine Autoschlucht bleiben. Eine attraktive Fußgänerverbindung vom Hauptbahnhof über das Baptisterium in die Altstadt wird das nie werden.

  • Die schwierige, um nicht zu sagen desolate städtebauliche Situation um den Dom herum, insbesondere auf der Nord- und Ostseite, ist halt dem wahnsinnigen Kfz-Verkehr geschuldet


    Genau das ist doch der Knackpunkt. Zur Zeit kann man durch die Altstadt (!) von der einen Seite (Pipinstraße) zur anderen Seite (Dom) fahren. Und das völlig ohne Not, denn es gibt mit Rheinufertunnel sowie die Nord-Süd-Autobahn (äh ..-Fahrt) bereits zwei "Alternativen".


    Ich würde am liebsten...


    1) die Trankgasse komplett autofrei machen (Fußgänger- und Radweg? Oder ne ganz neue, große Lösung?). Für den Verkehr zum Parkhaus an der Philharmonie gibts den Frankenplatz (Tunnel unter Museum Ludwig / neben der Phil.). Und von der Tunisstraße zum Rheinufertunnel kommt man wunderbar über den Breslauer Platz. Der Verkehr zum Bahnhof könnte an der Kreuzung Komödienstraße/Marzellenstraße über einen neuen Kreisverkehr in die Marzellenstraße abgeführt werden.


    2) die gesamte Altstadt vom Durchfahrtsverkehr befreien mit der Ausnahme einer verkehrsberuhigten "Parkhaus-Schleife" von der Pipinstraße über Große Sandkaul/Marspfortengasse bis zur großen Budengasse und zurück über Quartermarkt/kleine Sandkaul.
    Die restliche Altstadt-Straßen sollten wie in anderen Altstädten nur für Anwohner, Geschäfteinhaber, Taxifahrten zum Hotel, Lieferfahrten etc. frei sein und vor allem nur noch im Schritttempo befahrbar sein. Bürgersteige könnten komplett entfallen und alle Straßen neu gepflastert werden (ähnlich der Bischofsgartenstraße vor der Philharmonie heute).
    Wenn sowas in Italien (Lucca, Florenz), wo ich vor kurzem Urlaub gemacht habe, funktioniert, dann auch bei uns im Chaoskölle! ;)
    (Die 145 Plätze im Parkhaus Groß St.Martin könnten bzw. sollten sogar (!) für Anwohner und Geschäfteinhaber gegen einen Obolus zur Verfügung stehen)


    3) den gesamten Bereich um den Kurt-Hackenberg-Platz inkl. der Straße Am Hof als "Weg vom Dom in die Altstadt" komplett neu gestalten.


    Grüße an alle im Forum, ist mein erster Beitrag. :)


    ps: Ja, ich träume gerne! :lach:;)

  • Sicher sind Beleuchtungen ne hübsche Geschichte, aber solange das Gulliver (auch schon seit 1999) an dieser Stelle bleibt und das 25 jährige Kölsche Zeltprovisorium das Bahnhofsumfeld bestimmt, wird es nie und niemals eine wirkliche Verbesserung, geschweige Aufenthaltsqualität geben!!


    Es nützen keine Kleinigkeiten auf Dauer, wenn das große Problem hinterm Bahnhof nicht gelöst wird und weitere Jahre (..zehnte) vor sich hin verlottern kann!

  • Womit der Dom eine solche Nachbarschaft verdient hat habe ich echt noch nie verstanden, dieses Areal hat in meinen Augen solche ein Potenzial und Köln wuchert mit dem Weltkulturerbe seitdem ich denken kann. Hier muss sich echt viel tun.

  • Interessantes Interview mit Dombaumeister Michael Hauck auf koelnarchitektur.de:


    http://www.koelnarchitektur.de…/de/home/aktuell/2902.htm


    Neben aktuellen Dingen zu den Bauarbeiten am Dionysoshof geht er - wie auch seine Vorgängerin immer wieder - auf den fast unsichtbar gewordenen Domsockel ein.


    Fast gänzlich umschlossen von der Domplatte und dem darunter liegenden Parkhaus, hat man dem Dom quasi „die Füße abgeschnitten“. Nur auf der Südseite sieht man noch ansatzweise die Wirkung der Portale mit Treppenaufgängen, und dem umlaufenden, massiven Sockel (der ja noch einmal das gleiche Gewicht wie die gesamte Kathedrale selbst haben soll).


    Die Domplatte als Ort der Begegnung, für Veranstaltungen, Konzerte usw. ist toll für Köln, aber könnte man das nicht in Einklang mit einer zumindest teilweisen Sichtbarmachung des Sockels bringen? Auf der Westseite sieht man ganz deutlich den Anstieg der Platte von der Treppe an der Burgmauer bis zu den Portalen der Westfassade. Hier könnte man mit einigen gezielten Eingriffen das gleiche Bodenniveau wie auf der Südseite herstellen, was wiederum einen Treppenaufgang (7 Stufen) zu den Hauptportalen ermöglichen würde. Außerdem würde der den Parkhauseingang überdeckende Baumhain eine gleichmäßige Abstufung zur Platte hin bekommen, und somit optisch klassischer, eleganter wirken.


    Eine kleine Treppe mit sanft ansteigender Rampe am Ende der nördlichen Seitenschiffe zum Nordportal hin, würde dort den ebenerdigen Eingang ermöglichen, aber auch hier könnte der Sockel - dann höhengleich mit der Domplatte - im Boden, und im Tunnel wieder sichtbar gemacht werden.


    In meiner bescheidenen Laienmeinung würde das den Verlust nur einer Ebene des Parkhauses bedeuten, ggfls. sogar nur auf der zur Westfassade in Blickrichtung „Gaffel am Dom“ gelegenen Seite. Klingt im ersten Moment utopisch, bei einem der am stärksten frequentierten Parkhäuser Kölns. Aber wenn man sich mal bewusst macht, wie schräg es eigentlich ist, dass ein Parkhaus an ein Weltkulturerbe „drangeklatscht“ wurde, und dass wir hier von einem der berühmtesten Bauwerke der Welt sprechen, ist es doch zumindest diskussionswürdig. Außerdem würde der geplante, große Blockneubau an Am Hof/Unter Goldschmied doch dem Betreiber mögliche Ersatzflächen bieten?


    Wie sieht man das im Forum? Oder gibt es evtl. sogar Bestrebungen in diese Richtung im Hintergrund?

  • ^ Der Ansatz ist grundsätzlich nicht verkehrt, doch der Dom ist von der Domplatte umschlossen, die auf dem gleichen Niveau in die Hohe Straße und in den Roncalliplatz übergeht - eine großflächige Absenkung dürfte unmöglich sein. Wenige Meter von den Domwänden runtergehen, damit man die Stufen zum Eingang aufsteigen kann? Das würde sehr unplausibel wirken.
    Im Norden könnte man einiges freilegen, würde man auf die Straße unter der Freitreppe verzichten - selbst das ist wohl nicht durchsetzbar.

  • Dom-Hotel: Architektenwettbewerb entschieden

    Zur Neugestaltung der Dachlandschaft und der Erdgeschoss-Fassade des Dom-Hotels wurde ein Architektenwettbewerb ausgerichtet. Die Entscheidung ist jetzt gefallen, das sind die Platzierungen:

    1. Preis: ingenhoven architects, Düsseldorf
    2. Preis Bartscher Architekten, Aachen
    3. Preis: KSG kister scheithauer gross Architekten und Stadtplaner, Köln


    In einer Pressemitteilung des Bauherrn heißt es zum erstplatzierten Entwurf: "Ingenhoven architects schlagen einen durchgängig zurückgesetzten transparent verglasten Dachaufbau vor, der durch eine umlaufende leichte Dachkante von Bestand abgesetzt wird. Die Dachfläche des Gebäudes am Hof 1 wird dabei einbezogen. Während die Lösung an den Rändern so niedrig wie möglich ausgebildet ist, wird die notwendige Höhe zur Unterbringung der Technik durch eine weit zurückgesetzte zusätzliche Aufkantung sowie einen höheren Aufbau im rückwärtigen Bereich erreicht. [...]


    Für die Fassade der Kolonnade werden großformatige Glastafeln aus Weißglas vorgeschlagen, die in jedem zweiten Kolonnaden-Feld aus nur einer Glasscheibe bestehen. Im Wechsel dazu befinden sich in jedem zweiten Feld die Eingänge zu den Läden und zum Hotel. Die Rahmenprofile werden hinter die Säulen gestellt, die Glasscheiben sind in die Konstruktion von Boden und Decke eingelassen. Hierdurch entsteht eine hochtransparente und auf ein Minimum reduziert gegliederte Fassade, deren Außenwirkung allein von den Säulen der Kolonnade gegliedert wird."


    Alle Wettbewerbsarbeiten werden ab Mittwoch, 5. März 2014 für zwei Wochen im Fassadenbereich der Kolonnade präsentiert. Das ist ingenhovens Entwurf vom Dom gesehen ...



    ... und von Südosten:



    Die Kolonnaden nach dem Umbau:



    Alle Bilder: ingenhoven architects / Lammerting Immobilien


    Mit der von vielen hier im Forum gewünschten Rekonstruktion des historischen Dachs wird es also nichts. Mit der jetzt gefallenen Entscheidung ist (natürlich) auch der Denkmalschutz einverstanden. Der Entwurf ingenhovens soll nun zügig realisiert werden.

  • ^ Der Denkmalschutz schreibt ja auch explizit, in welcher Dekade er zu verorten ist. Der erstplatzierte Entwurf entspricht nach seinen Worten der "Zielsetzung der fünfziger Jahre", wonach in der Domumgebung "geradlinige Gebäudeabschlüsse" zu schaffen seien. Damit wird jede geplante Dach-Rekonstruktion vom Denkmalschutz strikt abgelehnt.


    Was sich auf der Visualisierung als schillernder Dachabschluss in der Abenddämmerung darstellt, wird sich bei Tageslicht zudem als sprödes gläsernes Staffelgeschoss entpuppen, das den historischen Bau weiterhin entwertet.


    Edit: Okay, der Denkmalschutz hat nicht explizit die "Zielsetzung der fünfziger Jahre" erwähnt. Dass er selbigem folgt, ist reine Spekulation. ;)

  • Der Siegerentwurf sieht sehr gut und wunderbar filigran aus. Er gibt dem Gebäude endlich eine Proportion und lässt somit hoffentlich die ewige Ecktürmchenwiederaufbau-Diskussion verstummen.


    Der genannte Zeitplan mit einer Fertigstellung bis Mitte 2015 ist ja sehr ambitioniert. Hoffentlich lässt er sich einhalten.


    Jetzt muss ich noch mal nachfragen, weil ich es nicht mehr auf dem Schirm habe: was wird aus der Swarowski-Baulücke am Walraffplatz? Auf den Renderings ist sie bebaut und als Teil des ganzen Blocks zu erkennen.

  • Bei der Entscheidung kann man ja nur hoffen, dass das unansehnliche Gebäude gegenüber dem Domhotel doch noch irgendwie dem Denkmalschutz unterworfen und vor dem Abriss bewahrt wird. Sein Verlust wäre doch ein herber Schlag für das Sammelsurium von architektonischem Schund, der hier in der Nachkriegszeit entstanden ist und erfolgreich die Umgebung der Hauptsehenswürdigkeit der Stadt entstellt. Eine zu der Fassade des Domhotels passende Rekonstruktion des Daches hätte hier wirklich störend gewirkt, da sich das Gebäude dann zu positiv von der Umgebung abgesetzt hätte... nun ja, jetzt wird halt wieder der Zustand mit entstellenden Dachaufbauten konserviert. Konsequenterweise sollten auch die Fenster durch aktuelle Versionen ohne Sprossen in Alurahmen und mit Verspiegelung ersetzt werden.

  • Bemerkenswert ist ja, dass man die mittlere Kuppel für die Unterbringung der Haustechnik durchaus hätte brauchen können; sie wäre also deutlich mehr als pure Liebhaberei gewesen.
    Die jetzige Lösung wirkt auf mich eher wie eine Notlösung. Den Technik-Aufbau möglichst verschämt nach hinten zu rücken und darauf zu hoffen, dass in niemand wahrnimmt, ist nicht gerade selbstbewusste Architektur.Von den Domtürmen aus gesehen, wird die Technik sowieso sichtbar sein und dann ziemlich unvorteilhaft wirken.
    Also, wieso keine mutige Rekonstruktion?
    Für die kleineren Türmchen hätte sich mit Sicherheit auch eine sinnvolle Nutzung (extravagante Suite, Cafe?) finden lassen.


    Benevolo
    http://www.lig.de/wallrafplatz-6.html

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  • Na ja. Für mich ist das Wettbewerbsergebnis eine Enttäuschung, aber keine Überraschung.


    KSG haben es zumindest mit einem "modernen" Satteldach versucht, landen damit aber nur auf Platz drei. Eine Rekonstruktion von Fassade und Dach war von Anfang an und unter keinen Umständen gewünscht, wie man jetzt erfährt. Selbst der Stadtkonservator begnügt sich hier mit einem Torso und beruft sich auf irgendein (aus meiner Sicht willkürliches) städtebauliches Ziel aus den 50er Jahren. Köln bekommt so etwas wie "historische Stadtreparatur" (derzeit) leider nicht hin und dem Investor sind der Dachbalkon und das gläserne Pooldach sicherlich ohnehin wichtiger als die Wiederherstellung der prachtvollen Fassade.


    Ich hoffe natürlich, dass die jetzt anstehende Umgestaltung dennoch eine positive gestalterische Wirkung hat. Meine Hoffnung zielt nun auf die nächste Sanierung, in vielleicht 20 Jahren...

  • Auf baunetz sind hochauflösendere Visualisierungen und andere Wettbewerbsbeiträge zu sehen. Da scheinbar Vorgabe war, den Geist der 50er Jahre in dem Neubau des Daches spürbar werden zu lassen überrascht es nicht, das auch die anderen Entwürfe ziemlich erbärmlich sind. Während allerdings mit Ballustraden oder einem modernen Satteldach noch irgendwie versucht wird, eine Verbindung zum Torso der Fassade herzustellen, kommt beim Sieger der so geliebte Bruch zum Altbau mit am deutlichsten zum Vorschein...:Nieder: