Leipzig: Stadtleben

  • Ja, es ist wohlltuend, dass sich so viele eingefunden haben.. Auch die Kreativitaet der Transparente gibt Hoffnung. Geschaetzt um die 40.000 könnten es gewesen sein, die Tagesschau sprach von 60.000.

  • Die Polizei rechnet normalerweise eher defensiv und meinten zwischen 60.000 und 70.000 teilnehmende. Was meines Erachtens durch die schiere Länger der Demo über den Ring offensichtlich wurde. Es dauerte vom Start auf dem Markt bis zur letzten Gruppe die jenen verlassen hatte, eine gute Stunde.

  • Die Zahl der 60-70.000 Teilnehmenden wurde in manchen Medien der Polizei zugerechnet, die gleiche Zahl kam aber auch von den Veranstaltern. Das wundert mich, da, wie hedges schreibt, diese beiden Quellen oft abweichende Zahlen nennen. In der Berichterstattung über die heutigen Proteste in anderen Städten gibt es erhebliche Spannen, die genannt werden. Ich finde es sehr schade, dass größere Demonstrationen in Deutschland nicht per Drohne und Software ausgewertet werden. Die bisher üblichen Zählmethoden kann man nur archaisch nennen:


    https://www.br.de/nachrichten/…-teilnehmerzahlen,SwQ5711


    Die gestrige Demo war wirklich äußerst gut besucht. Es waren so viele Menschen, dass die Demo in mehrere Teile zerfiel, da eine Kommunikation bzw. Steuerung kaum noch möglich war. Da verschiedene Plätze und Straßen gefüllt waren, ist ein überschlägiges Durchzählen kaum möglich. Trotzdem: 10% der Leipziger Gesamtbevölkerung? Ein bisschen skeptisch bin ich da schon.


    Aber das ist auch nicht so wichtig. Leipzig hat auf jeden Fall eine sehr gute Figur gemacht, auch im deutschlandweiten Vergleich.

  • Aber das ist auch nicht so wichtig. Leipzig hat auf jeden Fall eine sehr gute Figur gemacht, auch im deutschlandweiten Vergleich.


    Warum immer diese Vergleiche? Ist es nicht egal, wie eine Stadt im Vergleich mit anderen Städten da steht? Sollte es nicht vielmehr um die Sache selbst gehen? In Chemnitz beispielsweise waren rund 12.000 Menschen auf der Straße - im Vergleich nicht super viel, für Chemnitz allerdings als sehr unpolitische Stadt eine wirklich großartige Zahl.

  • Okay, "deutschlandweiter Vergleich" war etwas unpräzise. Ich finde tatsächlich die Demos in den kleineren ostdeutschen Städten am wichtigsten und freue mich entsprechend darüber. Der Vergleich bezog sich eher auf Städte, die gleich groß oder größer als Leipzig sind. Da hat sich meines Erachtens bestätigt, dass Leipzig eine sehr engagierte Bürgerschaft hat.

  • Ich halte es in einer halbwegs urbanen Mittelschichtsstadt wie Leipzig auch durchaus für etwas "en vogue" sich auf einer Demo gegen rechts zu bekennen. Da trifft man Gleichgesinnte, hat gute Gespräche und das gute Gefühl sich in der Abneigung gegen die wirklich unappetitliche Rechtstruppe und ihrer Hintersassen zeigen zu können.


    Ohne das Leipziger Engagement zu schmälern: Wenn sich in Altenburg 1000 Leute auf den Marktplatz stellen, so kann das in der Woche danach durchaus soziale Folgen haben. Von mißgünstigen Blicken über Geschnittenwerden im Kollegenkreis bis hin zu noch mehr Schweigen in Familien, wenn es mal konkret werden müßte. In Leipzig wird es derlei vergleichsweise selten geben, deswegen ist die Schwelle, zum Protest zu gehen, auch durchaus geringer. Protest äußert sich dann immer leicht, wenn man weiß, dass man mit der gesellschaftlichen Mehrheit einer Meinung ist. In Altenburg, Rochlitz, Spremberg, Gera usw. kann man sich dessen in keiner Weise sicher sein. Ich rechne das Engagement dort doppelt an!


    Sich unter Gleichgesinnten der Übereinstimmung zu versichern ist leicht, aber am Stammtisch gegen 4 Skatbrüder mit rassistischen Gemeinplätzen einfach mal zu sagen "Leute, jetzt reichts aber!" verlangt ungleich größeren Mut. Oder an der ach so harmonischen Kaffeetafel den verachtungsvollen Sprüchen der Verwandschaft konkret die eigene Meinung entgegensetzen. Bekennt man sich oder hält man wie Hunderte Male vorher um des lieben (Familien)friedens wieder mal den Mund?


    Diejenigen, die dann im Brustton der Überzeugung sagen "Aber natürlich muss man gegen rechts eintreten" haben meist keine wirkliche Erfahrung mit der Verbreitung und Tiefe rassistischer und chauvinistischer Meinungen in der deutschen Gesellschaft.

    Sage ich mit frischer Erinnerung an ein durch und durch logikfreies Rechts/Verschwörungs/Orban/Trump-Weltbild eines Gastes einer Familienfeier in einem Leipziger Vorort, den ich am Samstag einige Stunden zuhören durfte. Liebenswürdiger Opa und kalt menschenfeindliche Sprüche in einer Person.

  • Du musst vor mir gestanden haben, haargenau dort standen wir auch :D

    Das nächste mal dann mit DAF-Erkennungsschildern! ^.^


    Lichtwark

    Ich denke, dass viele von uns schon mal in der Situation waren wo es darum ging "halte ich jetzt meine Klappe um die Situation nicht zu verschärfen oder äußere ich mich gemäß meiner Prinzipien". Ich hatte mal eine ältere Arbeitskollegin, die mit dem Opa sicher recht gut gekonnt hätte. Als Neuer im job hab ich mir damals oft auf die Zunge gebissen um den Arbeitsfrieden nicht zu gefährden - heute bereue ich es. Deswegen schrieb ich in #1856, dass die Zivilgesellschaft nun in diesem entscheidenden Jahr eine andere Position einnehmen sollte - weg vom oftmals stillen Beobachter hin zu mehr Standhaftigkeit im Alltag. Ich glaube allerdings, dass die bürgerliche Mitte im Osten so langsam erkennt, welcher Wohlstandsverlust u.a. auch droht wenn die Faschos an die Macht kommen sollten - zumindest hoffe ich das.

  • ^^ Das sehe ich genauso. Das Problem sind weniger die Großstädte, sondern die Stadtränder und die Kleinstädte und Dörfer auf dem Land, wo das "Ich bin in meiner Blase und sehe nichts außerhalb" noch verstärkt wird durch mangelnde Diversität, da viele abwandern, die das nicht so sehen, und den angesprochenen Kleinstadtdruck.


    Ich denke aber trotzdem, dass man entsprechenden Äußerungen entgegentreten sollte - vielleicht nicht, um den Redner zu überzeugen, sondern den anderen Anwesenden klar zu machen, dass es auch andere Meinungen gibt. Möglicherweise findet man so Gleichgesinnte, die bisher geschwiegen haben. Klar verlangt das mehr Mut und man muss die Situation entsprechend einschätzen können, damit man sich selbst nicht gefährdet.

  • Ja gut, das Verhältnis bzw. die Unterschiede zwischen einer großstädtischen- und einer eher ländlichen- oder kleinstädtischen Gesellschaft sind ja nicht neu sondern existieren so eklatant spätestens seit dem Industriezeitalter. Eine von Migration (innerdeutsch wie nichtdeutsch) geprägte Stadtgesellschaft mit etlichen Lebensfaktoren und Gesellschaftsschichten ist natürlich etwas anderes als ein eher ländlich geprägter Raum aus dem immer emigriert wird.


    Ohne die Diskussion zu verschieben, macht sich eben in Leipzig das Wachstum an EW mittlerweile auch deutlicher bemerkbar. Es ist nicht nur gesellschaftlich vielfältiger sondern öffnet sich durch die Erweiterung des Arbeitsmarkts auch mehr Aspekte und Möglichkeiten für Personen in dieser Stadt zu leben. Auch dadurch hatte Leipzig zu letzten Bundestagswahl einen der niedrigsten Werte bei der AfD in Ostdeutschland. Nur Potsdam und Jena waren ähnlich niedrig. Bei der traditionell aktiven und engagierten Bürgerschaft kommen dann auch solche Dimensionen bei Demonstrationen zusammen. Muss jene Engagement nur eben auch zu den Wahlen da sein.

  • ^ Diesen link wollte ich auch posten. Der Zug dauerte in der Tat ziemlich genau eine Stunde (sieht man in einem anderen Video mit timeline). Ich stand ja im Bereich Ausgang Katharinenstraße und hinter mir (Nuperus wirds bestätigen) wurde es recht schnell ziemlich luftig so dass ich die kolportierten 60-70K etwas überzogen fand (auf dem Marktplatz sollen angeblich 20K passen und der war ja auch proppenvoll). Auf diesem Bild erkennt man allerdings, dass in Richtung Thomaskirche auch etliche standen. Kann dann evtl. schon hinkommen zumal man die anderen Zugänge noch einkalkulieren muss.

  • Wir sollten nun nicht in die gleiche Argumentationsdebatte der Rechtsradikalen (AfD) verfallen und die ganzen Zahlen in Frage stellen. Weil wir - so typisch Deutsch - glauben es ggfs. anders einschätzen zu können. Ohne das als Vorwurf an jemanden hier zu richten.


    Die Behörden sind eher defensiv mit Zahlen und gaben die 60.000 bis 70.000 Teilnehmer*innen aus. Die Veranstalter selbst meinten keine Zahl abgeben zu wollen weil diese wohl eher eine unseriöse Schätzung wäre. Dabei würde ich belassen.


    Den Rechten hier in die Hände zu spielen, weil ihnen mit ihren dumpf-braunen Kleinveranstaltungen und Volkssturm-Phantasien nun der Wind aus den Segeln entzogen wird, wäre nicht förderlich für eine sich positive verändernde Debatte um die sozio-politische Zukunft in Deutschland.

  • Ich packe es mal hier rein. Das Investitionsprogramm 2024 in Höhe von 1,3 Mrd. Euro wurde diese Woche vorgestellt:


    https://www.l-iz.de/politik/le…n-euro-investieren-577260


    Die Stadt hat darüber hinaus eine Übersicht über die Projekte der Mobilitätsstrategie 2030 öffentlich zugänglich gemacht:


    https://www.leipzig.de/umwelt-…mobilitaetsstrategie-2030


    Ein Dashboard mit Übersichtskarte zu den einzelnen Projekten und eingehenderen Informationen wurde im Zuge dessen freigeschaltet:


    https://geoportal.leipzig.de/a…1112129a65c4&page=page_13

  • Seit 365 Tagen werden die Menschen in der Ukraine terrorisiert...

    ...jetzt sind es 2 Jahre.


    Im Polnischen Institut Markt 10 ist derzeit eine Fotoausstellung zu besichtigen:








    Das Interesse war überschaubar, Herrn Kretschmer bin ich nicht begegnet...