Leipziger Kaffeeklatsch

  • Also laut Martin Dulig sollen im neuen Fernstraßenbundesamt inkl. der bis zu vier Außenstellen etwa 400 Mitarbeiter beschäftigt werden. Das dürfte für Leipzig vmtl. bedeuten, dass hier zwischen 200 - 300 Leute arbeiten werden.


    Die 1300 Jobs beziehen sich wahrscheinlich auf die Gesamtanzahl für Fernstraßenbundesamt und Infrastrukturgesellschaft (Hauptsitz Berlin), wo die mitteldeutsche Niederlassung in Halle sein wird mit Außenstellen in Dresden, Magdeburg und Erfurt.


    Entsprechend dürfte auch die Suche nach geeigneten Grundstücken (falls man überhaupt selbst bauen möchte) nicht so schwierig werden als bei 1300 Mitarbeitern.

  • ^ Jetzt bin ich verwirrt. So wie ich es bisher verstanden hatte, bezieht die Zahl 400 sich auf die insgesamt neu entstehenden Arbeitsplätze. Die restlichen 900 müssten demnach aus den Landesbehörden sein. Andererseits ist in dem verlinkten Artikel von "400 neuen Arbeitsplätzen in der Region" die Rede - das würde dem zwar ja nicht unbedingt widersprechen, aber erhellt auch nicht, was mit "in der Region" gemeint ist.


    Wir werden wohl irgendein offizielles Statement mit konkreten Zahlen zu Leipzig abwarten müssen.

  • Niemand kann gerade so richtig einschätzen, wie viele Stellen dann direkt in Leipzig sitzen sollen. Deswegen sollte man da jetzt nicht Zahlen hin und her schieben. Ich würde meinen, es werden insgesamt so wie LVZ geschrieben hat.


    Ich kann definitiv sagen, dass gerade einmal 200-300 Stellen bei einem Bundesamt wesentlich unter dem liegt, was so eine Behörde leisten muss. Das wird im Laufe der Zeit schon eher in Richtung 1.000 Stellen direkt in Leipzig gehen. Vor allem weil es ja eine Verknüpfung mit der bei den Bundesämtern typischen, Forschung geben soll.


    Außer es wird eine völlig de-zentralisierte Behörde. Was ich mir bei dem Thema Fernverkehrstraße nicht so richtig vorstellen kann. Weil diese auf der Bundesebene bearbeitet werden. Es kommt also auch darauf an, was nun genau das Aufgabengebiet der Behörde unter dem Apparat des Bundesverkehrsministerium sein wird.

  • Hier steht es doch relativ klar:


    Fernstraßenbundesamt: Hauptsitz Leipzig inklusive der vier Niederlassungen: 1.300 Mitarbeiter. Davon werden 400 Mitarbeiter im Hauptsitz tätig sein. Z.T sind diese auch Außenstellen zugeordnet.


    https://www.mdr.de/nachrichten…undesamt-leipzig-100.html


    Bezüglich der Vorteilhaftigkeit einer länderübergreifenden Trassenplanung bin ich noch etwas skeptisch. Mit den Ressourcen für die Behörde darf auf jeden Fall nicht zimperlich umgegangen werden, sonst geht der Schuss nach hinten los.

  • ^ Naja, in dem MDR-Artikel heißt es ja zu den Aufgaben des Fernstraßenbundesamtes: das "...Fernstraßenamt soll dann für Planung, Bau, Betrieb und Erhalt der Bundesstraßen und Autobahnen zuständig sein."
    Weiter unten im Artikel ist dann aber die Aufgabenbeschreibung für die Infrastrukturgesellschaft mit Sitz in Berlin folgend dargestellt: "Sie soll ab 1. Januar 2021 für Planung, Bau, Betrieb, Erhalt, Finanzierung und vermögensmäßige Verwaltung der Bundesautobahnen verantwortlich sein."


    Und lt. Dulig ist die Aufgabe in Leipzig ja, dass Planungsprozesse und Genehmigungsverfahren verwaltet werden sollen. Entsprechend schätze ich, dass in der Infrastrukturgesellschaft der größere Stellenanteil vorhanden sein wird, da diese ja vmtl. die tatsächlichen Planungen usw. ausführen wird, nur gesteuert/beaufsichtigt von Leipzig aus.

  • Hier steht es doch relativ klar:

    Ist schon klar das da was steht. Aber das muss bei einer Neugründung eines Bundesamtes nicht gleich richtig sein.


    Falls 400 Stellen direkt in dem Bundesamt arbeiten, kommen da noch diverse Sacharbeiter, SekretärInnen, etc. dazu. Des Weiteren eben einzelne Projekte über einen diversen Zeitraum. Ggfs. eine kleine "Forschungsabteilung". Außerdem ist noch nicht so richtig klar, in wie weit die Länder in ihren Ämtern weiterarbeiten. Kann also sein, dass man dort in Zukunft noch weiter bündelt.


    Dazu gibt es ja auch Grundgesetzänderung - siehe hier.



    Klar sollte sein, dass bei rund 400 Stellen sicher eher Büroflächen angemietet werden als ein Neubau verwirklicht.

  • Die Tagesschau hat jetzt zumindest etwas mehr Licht in der Aufgabenverteilung reingebracht:


    https://www.tagesschau.de/inland/autobahn-reform-101.html


    So wird das Bundesamt eben die Aufsichtsbehörde für die Infrastrukturgesellschaft mit Außenstellen in Hannover, Bonn, Gießen und einer weiteren in BaWü oder Bayern. Die tatsächliche Planung, Bau, Bewirtschaftung usw. übernimmt die Infrastrukturgesellschaft. Enstprechend sehe ich da in Leipzig noch nicht unbedingt eine Vernetzung mit der lokalen Wissenschaft/Wirtschaft.

  • Auch auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen: Wenn die Standortentscheidung recht offen damit begründet wird, dem Osten etwas Gutes tun zu wollen, hätte es meines Erachtens nicht unbedingt Leipzig sein müssen, wo die wirtschaftliche Entwicklung ohnehin extrem dynamisch verläuft. In vielen anderen strukturschwachen ostdeutschen Großstädten mit guter Autobahnanbindung wäre der Effekt für die Stadt sehr viel größer gewesen, ohne dass ein so attraktiver Arbeitgeber dort Mitarbeiter nur mit dem Lasso finden würde. In Bayern werden mit ähnlichen Argumenten Behörden sogar in Kleinstädten wie Gunzenhausen oder Weißenburg angesiedelt - und die kann man guten Gewissens noch nie zuvor gehört haben. Aber Leipzig sei es gegönnt: Wer hat, dem wird gegeben.

  • ^ Na ja, wenn man x Leute zum Umzug bewegen muss, hilft es sicher, wenn die Stadt in den Augen vieler Leute momentan attraktiv ist.


    Sicher hätte es nicht unbedingt Leipzig sein müssen und vielleicht hätte es für eine andere Großstadt (Universität und Gerichtsstandort mal vorausgesetzt) eine vergleichsweise noch höhere Bedeutung.
    Aber Hintergrund der Entscheidung für den Osten war ja nicht in erster Linie, Aufbauhilfe Ost zu leisten, sondern das Ungleichgewicht der Bundesbehörden etwas abzumildern.


    Ich freue mich jedenfalls, dass es Leipzig geworden ist und bin auf das Ausmaß und den Standort gespannt.

  • In der heutigen LVZ Printausgabe steht geschrieben, dass für das Fernstraßen-Bundesamt 400 Arbeitsplätze in Leipzig entstehen werden, die für Planfeststellungsverfahren und -genehmigungsverfahren Im Autobahnbereich zuständig sein sollen. Neben dem Hauptsitz in Leipzig gibt es vier weitere Standorte: Hannover, Bonn, Gießen und ein weiterer in Baden-Württemberg oder Bayern. Wichtig für die Auswahl des Standortes sei eine hohe Attraktivität durch Hochschul- und Wissenschaftseinrichtungen für die Einwerbung von Fachkräften im Bereich Planfeststellung und im technischen Bereich. Für Leipzig soll die räumliche Nähe zum Bundesverwaltungsgericht eine große Rolle für den Zuschlag des Hauptsitzes gespielt haben.


    OB Jung geht nicht davon aus, dass bis 2021 ein Neubau für die neue Bundesbehörde stehen wird. Man wolle geeignete Immobilien vorerst anmieten. Spekulationen über den Wilhelm-Leuschner-Platz als Standort für das Bundesamt wies FDP-Politiker Sven Morlock zurück. Für das Filetgrundstück ließen sich problemlos andere Investoren finden.

  • 400 neue Arbeitsplätze sind nicht sonderlich erwähnenswert. Das hat keinen messbaren Einfluss auf den Immobilienmarkt. Eher eine nette Randnotiz.

  • ^ nein, die Zahl wird kaum einen Einfluß haben. Auch wirtschaftlich wird es kaum einen Effekt geben. Die insgesamt so um die 700-800 Stellen beim Bundesamt sind in anderen Sparten der Stadt völlig normal. Falls Mitarbeiter aus dem Bundesverkehrsministerium dazu kommen sollten, wird es wahrscheinlich sogar eine rege Pendelei zwischen Berlin und Leipzig geben. Gibt es ja jetzt schon. Und das BMVI liegt in Berlin ja günstig direkt am Hauptbahnhof.


    Was aber das wichtige an dieser Ansiedlung ist, ist die Verbreiterung der Wirtschaft in Leipzig. Dadurch wird der Standort noch einmal attraktiver. Außerdem gibt es kaum Stellen im administrativen Bereich, außer bei der Gerichtsbarkeit, in der Stadt. Die Stadt will in diesem Bereich übrigens weiter an einer Steigerung von administrativen sowie institutionellen Ansiedlungen arbeiten. Auch mit (Neu-)Ansiedlungen von EU-Insitutionen.


    Und positiv sind eben auch die von 'Cowboy' angesprochenen Verknüpfungspunkte:

    IWichtig für die Auswahl des Standortes sei eine hohe Attraktivität durch Hochschul- und Wissenschaftseinrichtungen für die Einwerbung von Fachkräften im Bereich Planfeststellung und im technischen Bereich. Für Leipzig soll die räumliche Nähe zum Bundesverwaltungsgericht eine große Rolle für den Zuschlag des Hauptsitzes gespielt haben.


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    Auch auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen: Wenn die Standortentscheidung recht offen damit begründet wird, dem Osten etwas Gutes tun zu wollen, hätte es meines Erachtens nicht unbedingt Leipzig sein müssen, wo die wirtschaftliche Entwicklung ohnehin extrem dynamisch verläuft.

    Wie schon gesagt, ist das keine Ansiedlung welche den Wirtschaftsstandort der Stadt wirklich helfen soll, sondern eher eine die die logische Erweiterung bzw. Füllung von Lücken darstellt. Da fallen, meines Erachtens, automatisch etliche Standorte im Osten raus. Magdeburg und Chemnitz sind nicht gut per Bahn angebunden. Erfurt zu provinziell und weit weg von Berlin. Dresden ist schon Landeshauptstadt und hat mit der TU einen großen öffentlichen Apparat schon in der Stadt. Da finde ich Leipzig schon fast logisch.


    Auch wenn z.B. Halle/Saale sicher davon profitiert hätte, glaube ich, dass die Etablierung von Leipzig als zweiten sozioökonomischen Anziehungspunkt im Osten nach Berlin, schon die bessere Variante ist. Davon auf Dauer, mit Sicherheit auch Halle/Saale profitiert.

  • ^^ Leipzig und Halle sollten eh im europäischen und auch im internationalen Wettbewerb als Einheit auftreten und auch so wahrgenommen werden.

  • Noch einmal zum Fernstraßen-Bundesamt. Ich finde es schon von großer Bedeutung, wenn eine neue Bundesoberbehörde nach Leipzig kommt. Dass sich die anfänglichen 400 zumeist hochqualifizierten Arbeitsplätze erst einmal nicht auf die Statistik auswirken ist dabei völlig irrelevant. Die anfänglich 300 Arbeitsplätze im Porsche-Werk 2003 hatten auch kaum Auswirkungen auf die Arbeitslosenstatistik, die damals eine Quote von über 20 Prozent auswies. Wie sieht es heute aus? 10.000 Arbeitsplätze direkt in den Werken von Porsche und BMW und mindestens noch einmal so viele indirekt. Und die Arbeitslosenquote geht langsam Richtung 5 Prozent.


    Nun male ich mir mit einer Bundesbehörde keine ähnlichen Erfolge aus wie im produzierenden Gewerbe, und Leipzig wird damit sicher auch nicht die Beamtenstadt in Deutschland werden, was vielleicht auch nicht so erstrebenswert ist, aber allein schon die Tatsache, dass Leipzig in dieser Hinsicht stark unterrepräsentiert ist, spricht für diese Ansiedlung. Und mittelfristig wird es sich eben doch statistisch auszahlen, dass Leipzig den Zuschlag erhalten hat. Wir werden sehen.


    Inzwischen ist bekannt, dass diese neue Behörde ohnehin im Osten angesiedelt werden sollte. Und eine Landeshauptstadt, die sowieso schon mit ausreichend Landesministerien ausgestattet ist, sollte es wahrscheinlich auch nicht werden. Mit den anderen wichtigen Kriterien wie Bedeutung, Lage und Infrastruktur dürfte der Zuschlag also nicht verwundern. in Erfurt hat man sich wohl auch große Chancen auf das Fernstraßen-Bundesamt ausgemalt. Der CDU in Thüringen wirft die Opposition vor, die Situation verkannt zu haben, wenn man einen Artikel in der Thüringer Allgemeinen glauben schenken darf. Zentrale Lage, gute Infrastruktur und ein bedeutender ICE-Knotenpunkt seien nicht alles.

  • Wir werden leider nie erfahren, wer welchen Einfluss auf die Standortvergabe genommen hat und wie groß der Einsatz der Leipziger Rathausspitze gewesen ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass man dort alles in die Waagschale geworfen hat, während man in Chemnitz wahrscheinlich heute noch nicht mitbekommen hat, dass eine neue Bundesbehörde in den Osten vergeben wurde. Natürlich gibt es auch viele gute Argumente für Leipzig, aber wenn man die hervorragend geeigneten Landeshauptstädte Erfurt und Magdeburg wirklich mal aus der Betrachtung herausnehmen will, würden die meisten Argumente auch für Halle oder Chemnitz sprechen, wo die positiven Effekte deutlich spürbarer gewesen wären (dass die Bahnanbindung für eine Autobahnbehörde eine Rolle spielt, kann ich mir nicht vorstellen). Wenn ich neutral hätte entscheiden müssen, wäre bei mir wohl Gera zum Zug gekommen, dem man mit einer solchen Ansiedlung eine ganz neue Perspektive hätte eröffnen können.

  • Das sind zwei völlig verschiedene Städte, wie soll das aussehen?


    Das Thema hatten wir doch schon!


    Man muss nur in der Rushhour die S-Bahn zwischen Halle und Leipzig nutzen, um zu erleben wie eng die beiden Städte verflochten sind. Dazu müssten aber Studenten oder Politiker früher aufstehen.

  • Gependelt wird auch zwischen Duisburg und Düsseldorf. Das sagt noch gar nichts über die Interessen der jeweiligen Städte. Leipzig und Halle sind sehr unterschiedlich, geschichtlich, städtebaulich und wirtschaftlich. Ich denke, beide Städte sind gut darin beraten, sich nicht vermengen zu lassen und ihre Eigenarten herauszustellen.