Rahmenplan "Innenstadtkonzept Frankfurt"

  • Online-Beteiligung abgeschlossen

    Die Online-Beteiligung zum Innenstadtkonzept ist abgeschlossen. Es haben sich (nur!) 20 Bürgerinnen und Bürger beteiligt. Ich nehme an, dass Mitglieder dieses Forums davon einen größeren Teil stellen, mindestens aber 10 Prozent :) Eine Auswertung der Beteiligung ist hier zu finden. Am letzten Tag (30.11.) trudelten noch 8 Ergebnisse ein. Das könnte mit der von Project oben genannten Veranstaltung zusammenhängen.


    Insgesamt sei das Konzept positiv bewertet worden, insbesondere die Vorschläge zu Infrastruktur und Grünanlagen. Zu konkreten Themen zitiere ich direkt aus der Mitteilung:


    Zitat: Stadtplanungsamt Frankfurt am Main sowie Stein + Schultz Stadt-, Regional- und Freiraumplaner, Frankfurt am Main

  • Kurze Zusammenfassung in der FR

    Am 21. Dezember erschien in der Rundschau ein kleiner, aber aufschlussreicher Bericht zum Innenstadtkonzept der Römer-Koalition (Quelle). Dort wurden die wichtigsten Leitlinien des Stadtplanungsamtes prägnant zusammen gefasst.


    Hauptkritikpunkt sind die physischen und psychischen "Barrieren" der Hauptverkehrsachsen Berliner Str, Mainkai und Kurt-Schumacher-Str. So „zerfällt die Innenstadt in Teilbereiche, wobei der relativ attraktive westliche Teil abgetrennt wird." So wird die Stadt auf fatale Weise "nicht als Einheit wahrgenommen". Es fehlen "wichtige Verbindungswege in Nord-Südrichtung zwischen Mainufer, Zeil und Wallanlagen". Dieser Punkt wurde auch hier im Forum schon in der Breite diskutiert.


    Hier eine Kurzübersicht der vorgeschlagenen Maßnahmen:
    - Verengung des Mainkai und Berliner Str auf zwei Spuren
    - Einbahnstraßensystem soll Leistungskapazität des Verkehrs erhalten
    - Zur Entlastung der Allerheiligenstr soll die Battonnstr für gegenläufigen Verkehr geöffnet werden
    - Tagsüber wird es nur noch Platz für notwendiges Kurzzeitparken geben (Langzeitparken außerhalb der Geschäftszeiten)
    - Mehr "Park & Ride" Plätze außerhalb der Innenstadt


    Die Stadt ist eindeutig auf dem richtigen Weg und wird hoffentlich bei der Umsetzung keine Angst vor der eigenen Courage bekommen. Herunterladen lässt sich das Innenstadtkonzept auf der Webseite des Stadtplanungsamtes unter "Projekte" (Link).

  • Auf dem Weg von A nach B kommt einem in der Innenstadt nahezu jeder deutschen Großstadt eine vierspurige Straße in die Quere.


    Die trennende Wirkung vor Ort wird nicht dadurch geringer, dass ähnliche Probleme in mehreren Städten auftreten. Diese Wirkung der Berliner Straße bleibt eine meiner einprägsamsten Erinnerungen aus den Besuchen in Frankfurt. Gottlob sehen es die Stadtpolitiker genauso und die Straße wird zurückgebaut. Der Rückbau des Mainkais ist die zweite gute Nachricht, bisher blieb die Altstadt vom Fluss abgeschnitten. Genauso wie Golden Age hoffe ich, dass die Pläne umgesetzt werden.

  • Eine späte Antwort

    Obwohl garcias Beitrag noch aus dem sonnigen August stammt, sind noch ein paar Punkte genauer zu erläutern.


    - zu internationales Banken- und Dienstleistungszentrum:
    Es ist die falsche Denkweise das neue Innenstadtkonzept als Nullsummenspiel oder Punktsieg der Fussgänger/Fahrradfahrer zu betrachten. Fakt ist, der Trend geht schon seit Jahren zur Stadt und nicht andersrum Richtung Taunus. Es ist erwiesen, dass vermögende Pensionäre und Bankiers mittlerweile eher in die Stadtnähe ziehen als in die Peripherie. Es vergeht doch mittlerweile keine Woche in der nicht wieder eine prominente Umrüstung eines ehemaligen Büroquaders in eine Stadtvilla für Gutverdiener angekündigt wird. Das gibt dem Kurs der Stadt als Standort mit reichem Angebot für Familien und Kulturliebhaber doch völlig recht. Die "weichen Standortfaktoren" sollten somit vermehrt verstärkt werden. Eine bessere Verbindung vom Vorzeige-Mainufer zur Innenstadt und umgedreht ist eine solche Stärkung ohne wenn und aber.


    - zum Nachkriegswohnviertel/Bundesrechnungshof:
    Es wurde kritisiert, dass es keinen Grund gibt die Berliner vom Frankfurter Hof oder Goethehaus kommend gen Mainufer zu überqueren. Dem muss ich scharf widersprechen. Wenn schon nicht das Karmeliterkloster bzw. Stadtgeschichte Museum locken, dann sollte spätestens die Umgestaltung des Degussa-Geländes doch förmlich nach einer Renaissance des gesamten Viertels schreien. Der Rechnungshof wird als Mitnahme-Effekt des neuen Areals nachziehen können. Es geht darum jetzt die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen damit das durchlässigere Degussa Areal auch tatsächlich zur Geltung kommen kann.


    - zur vermeintlichen Einkaufsmeile Berliner Strasse:
    Eine hohe Ladendichte hat auch keiner gefordert, aber trotzdem ist mit "Velvet Club", "Monza", dem "Piz" oder auch den diversen Einrichtungsläden doch schon ein kleines, aber feines Angebot vorhanden. Auch in Zukunft wird die Berliner ihr Gesicht als 50er Jahre Gedächtnismeile nicht verändern, aber der Aufenthaltsqualität wäre schon gedient, wenn ein Café oder Weinbar auch mal einen Außenbereich eröffnen könnte (so wie am Oeder Weg oder Eckenheimer Landstr). Die Stadt sollte in seinem geographischen Herzen primär für die Bürger zugänglich sein, aber die Berliner ist nach wie vor hauptsächlich eine Trasse für Autos und verdrängt somit städtisches Leben.


    - zur Pendlerpauschale bzw. Entfernungspauschale:
    Egal ob sie eine Subvention ist oder nicht, die einkommensunabhängige Zahlung schafft falsche Anreize und erhält somit Pendlerströme künstlich am Leben. Gerne können vermögende Taunus und Rheingau Bewohner per Auto in die Stadt kommen, aber wenn es schon keine Stadt-Maut gibt, dann sollte man dies nicht auch noch mit einem Steuergeschenk honorieren.

  • Mainkai-Sperrung? CDU setzt auf Aufwertung

    Im Herbst wird im Parlament das neue Innenstadtkonzept vorgelegt. Im Vorfeld wird schon mal eifrig über mögliche Prioritäten diskutiert.


    Vorschlag der SPD:
    Die SPD unternimmt einen erneuten Anlauf um den Mainkai bzw. die nördliche Mainuferstrasse für den Autoverkehr sperren zu lassen. Vor einigen Jahren wurde diese Idee auch schon von den Grünen ins Spiel gebracht. SPD-Fraktionschef Klaus Oesterling möchte "den Erlebniswert und die Aufenthaltsqualität in diesem Abschnitt erhöhen".


    Antwort der CDU:
    CDU-Fraktionsvorsitzender Helmut Heuser kritisiert die Pläne der SPD als Irrweg. Den Anwohnern der Berliner Straße oder in Sachsenhausen sei eine höhere Verkehrsbelastung nicht zuzumuten. Stattdessen soll das Gebiet zwischen Anlagenring und Mainufer die höchste Priorität geniessen. Durch neue Wegebeziehungen für Fußgänger und Verschönerung von Straßen, Passagen und Plätzen möchte man den Kern der Stadt lebendiger machen. Die trennende Wirkung von Berliner Straße und nördlicher Mainuferstraße für den Fußgängerverkehr soll hierbei besonders im Fokus stehen.


    Quelle:
    Journal Frankfurt

  • Den Anwohnern der Berliner Straße oder in Sachsenhausen sei eine höhere Verkehrsbelastung nicht zuzumuten.


    Die Aussage setzt voraus, dass der Autoverkehr insgesamt nicht sinken kann, was falsch ist. Unzumutbar ist die stark befahrene Straße, die die Stadt vom Fluß abschneidet. Vergleichbar große, am Fluß liegende Städte haben entweder nie den Zugang mit breiten Straßen versperrt oder diese nach einigen Jahren unter die Erde verlegt (Köln, Düsseldorf). Frankfurt sollte die Straße entweder in einen Tunnel legen oder für Autos sperren und um den Eisernen Steg in eine Flanierpromenade umbauen.


    Wie will die CDU die trennende Wirkung der Straßen aufheben, solange sie stark befahren werden?

  • Im Oktober war ja noch von einer Verengung des Mainkais (und der Berliner Str) auf zwei Spuren die Rede. Ebenso könnte man sehen ob eine striktere Überwachung des Tempolimits (meistens nicht der Fall) und längere Ampelzeiten für Fussgänger eine Veränderung mit sich bringt. Ohnehin scheint die Ampel am Eisernen Steg die Fussgänger nicht allzu sehr aufzuhalten am nördlichen Teil des Mains zu promenieren. Vom Frankfurter Dom kommend, ist es aber weniger leicht.


    Eine Tunnellösung sollte nur als Ultima Ratio eingesetzt werden wie jetzt am Autobahnverbinder am Riederwald. Ebenso möchte man ja für 200 Mill. Euro eine 1,2km lange Strecke der A661 einhausen lassen, wodurch die Entwicklung eines neuen Stadtviertels möglich wäre (von der Friedberger Landstraße bis zum geplanten Autobahndreieck Erlenbruch). Bei Tunnelstrecken ist die Stadt hingegen so sparsam, dass man selbst den nördlichen Abschnitt der enorm gefährlichen Eschenheimer Landstrasse (Dornbusch) nicht untertunneln kann und will.


    Eine starke Befahrung kann man in einer Stadt wie Frankfurt mit einem großen Speckgürtel allerdings nur bedingt eindämmen. Sollten mehr "Park & Ride" Plätze außerhalb der Innenstadt angeboten werden, wäre aber schon mal ein Schritt getan. Ebenso sind unterversorgte S-Bahn Strecken wie die S8 zwischen Mainz, Flughafen und Frankfurt total überlastet. Hier muss sich mehr tun.

  • Ich denke, eine totale Sperrung der Mainuferstrasse sollte es nicht geben. Auch wenn die Verkehrsinfrastruktur das vielleicht aushalten kann. Besser wäre ein Rückbau der Straße auf 2 Spuren zwischen Untermainbrücke und Alter Brücke, das ganze als 30er Zone mit Aufpflasterungen an den großen Übergängen wie Eiserner Steg und am Pfarrturm, also vom Dom kommend. So wird die Geschwindigkeit des Verkehrs reduziert und die Straße wird nicht mehr so als Durchgangsstraße wahrgenommen. Dazu vielleicht noch ein paar Busparkplätze für Touristen, um auf die Schiffe zu kommen. Das ganze einhergehend mit dem Umbau der Berliner Straße.

  • Sehe ich ähnlich, keine Ampelanlage, sondern ca.20m breite und erhöhte Zebrastreifen ohne Bordsteinkanten und die Fahrspuren mit Rampen versehen, vielleicht gepflastert. Außerdem jeweils eine verengte Fahrspur in jede Richtung. Etwa wie beim Übergang der Liebfrauenstraße über den Holzgraben, dort haben Fußgänger den absoluten Vorrang.

  • Paulsplatz- Beispiel für Verkümmerung der Berliner Str

    Etwa wie beim Übergang der Liebfrauenstraße über den Holzgraben, dort haben Fußgänger den absoluten Vorrang.


    Die Verbindung zwischen Zeil und Mainufer sollte gerade auf dieser Strecke Priorität haben, denn der verstaubte Paulsplatz ist ein "verschenktes" Areal.Es gibt viele Aspekte am Paulsplatz, die man kritisieren muss:


    1.) Passanten laufen meist achtlos am Platz vorbei um schnell zum Römer zu gelangen, über den Platz selber läuft kaum jemand. Dadurch werden alle Passanten durch ein Nadelöhr gepfercht und nur ein Viertel des Platzes ausgiebig genutzt. Die zu groß geratene Außengastronomie wirkt absperrend und die Mitte des Platzes hat keinen Treffpunkt (Brunnen? Uhrtürmchen?, Gastronomie?). Die eigentlich gelungene Platzgestaltung benötigt einen spürbaren Mittelpunkt.


    2.) Die Busse auf beiden Seiten trennen den Platz etwas ab. Die benachbarte "Bundesrechnungshof-Ruine" wäre ein besserer und weniger prominenter Parkplatz.


    3.) Die Berliner Strasse würgt die alternative Nord-Süd Durchwegung ab, es führt also nur die Neue Kräme direkt auf den Platz zu, das ist zu wenig.


    4.) Die Bebauung am Platz ist das reinste 50er Jahre Museum. Das muss kein Nachteil sein, aber eine äußerliche Aufwertung (Aufstockung?, neue Farbe?) würde schon spürbare Verbesserungen bringen. Es wirkt, als hätte man diesen Abschnitt der Stadt einfach vergessen. Die privaten Eigentümer kann man nicht zwingen, aber wie im Bahnhofsviertel kann man attraktive Anreize schaffen. Die Stadt hat ja schon gute Ansätze gezeigt und in hochwertige öffentliche Toiletten investiert.


    5.) Die "Touri-Nepp" Gastronomie hat sich in 30 Jahren kaum verändert, außer dem üblichen Zuwachs durch Subway oder einen (hochwertig gestalteten) Starbucks. Ein authentisches Café wie Laumer, Wacker oder Mozart und einem einem Stück "echten Frankfurt" sucht man allerdings vergebens.


    6) Die Paulskirche verkauft sich unter Wert. Die Historie um die 1848 Demokratieversuche sollte man mit einem "Eyecatcher" Informationszentrum besser zur Geltung bringen. Der Eingang sollte beispielsweise zum Platz hin geöffnet sein und nicht als Seiteneingang verkümmern. Vom weiten erkennt man kaum, dass die Kirche überhaupt geöffnet ist, geschweige denn eine sehenswerte und sogar kostenlose Ausstellung beherbergt. Das ist der Kirche und der Kulturstadt Frankfurt unwürdig.

    5 Mal editiert, zuletzt von Golden Age () aus folgendem Grund: Neue Aufteilung, Nachträge

  • Zu 1:


    Der Platz war immer an der Ostseite bebauu, heute findet sich eine meines Erachtens erdrückende Weite. Die Außengastronomie, die man an Stelle der einstigen Bebauung heute vorfindet, hat meines Erachtens auch mehr etwas von einem Mastbetrieb denn dem vermeintlich südländischen Flair, das man sich dort wahrscheinlich herbeisehnt. Eine einstöckige Riegelbebauung, die die historischen Platzgrenzen zumindest im Osten wieder aufnimmt und den Platz so etwas fasst, könnte meines Erachtens eine Lösung sein. Wird aber nicht kommen, da man sich ja heute grundsätzlich dem Diktat der Gewerbesteuer (aka protestierende Gastronomen, die ja immer und überall in der Krise sind) beugt.


    Zu 2:


    Ich bin ja beruhigt, dass ich nicht der einzige bin, der das wahrnimmt. Im Süden kommen noch die Taxis dazu, womit der Platz eigentlich grundsätzlich durch Blechkorsos auf beiden Seiten abgeriegelt ist. Wobei das im Norden wahrscheinlich gar nicht mal schlecht ist, ich könnte mir durchaus vorstellen, dass ohne die Busse die Lärmbelästigung durch die Stadtautobahn Berliner Straße ganz erheblich wäre. Mit einer Beseitigung der Busparkplätze bzw. deren Verlegung sollte man daher auf jeden Fall eine Spurverengung der Berliner Straße verbinden, sonst bringt das meines Erachtens gar nichts.


    Zu 4:


    Im Prinzip ist das etwas, was eigentlich am einfachsten zu beheben wäre: die Dachaufbauten des Goldenen Schwans (als Nachkriegsprovisorium gerade saniert, bravo!), des Neuen Rathaus-Nordbaus sowie des Hauses zum Roten Kopf (Neue Kräme 8) müssten eigentlich nur mal endlich denkmalwürdig restauriert werden. Fast 70 Jahre nach dem Krieg herrschen hier leider noch immer Notdächer vor. Ansonsten halte ich nur die Beseitigung des furchtbaren Klotzes an der Ecke Sandgasse / Berliner Straße mittelfristig für realistisch. Die übrigen Bauten vor allem zwischen Neue Kräme 8 und Berliner Straße sowie das Eckhaus Berliner Straße / Neue Kräme haben ja wenigstens noch vernünftige Dächer (letzteres ist im Kern sogar noch ein Gebäude aus den 1930er Jahren, das letzte erhaltene Gebäude der ehemaligen Schnurgasse!).


    Zu 5:


    Darauf würde ich nicht hoffen. Derartige Traditionsgastronomie wird sich wohl am ehesten in der künftigen neuen Altstadt zwischen Dom und Römer finden. Auch hier ist darauf zu hoffen, dass es nicht wie am Dresdner Neumarkt zu reinem Touri-Nepp mit Mondpreisen verkommt, aber das ist wohl ein frommer Wunsch.


    Zu 6:


    Der Kirche ist vor allem die Gestaltung der Oberkirche unwürdig (die Unterkirche hat ja, wenn auch einzig durch das monumentale Wandbild, etwas Charakter), die mehr an ein Bürogebäude denn an eine Kirche erinnert. Das habe ich nun schon von mehreren Leuten gehört, die ich durch Frankfurt geführt habe und bei so einem geschichtlichen Objekt wie der Paulskirche doch gerne auch etwas Geschichte sehen würden. Stattdessen erwartet einen die in den 1980er Jahren konservierte Ungeschichtlichkeit der Nachkriegszeit. Damit hat man sich meines Erachtens keinen Gefallen getan.

  • Belebung

    Der Laie macht sich Gedanken...
    Schön wäre es ja, wenn die durchaus gut besuchte (Nepp hin oder her) Außengastronomie nicht so gestaltet wäre, dass die mit Stühlen und Tischen besetzte Fläche etwas von einem Ballermann-Strand auf Mallorca zur Hochsaison hat. Worauf ich hinaus will: Große Anzahl an Gästen im Außenbereich sind ja immer auch ein Potential einen Platz zu beleben - alleine durch ihr Kommen und Gehen. Leider nicht, wenn sich die Gruppierung wie ein Riegel zwischen Straße und Platz schiebt und niemand zur Platz-Seite hin kommt oder geht.
    Von den Gastronomen zu fordern, sie sollen ihre Kellner an das andere Ende des Platzes schicken, um die nun dort sitzenden Gäste zu bedienen, ist natürlich nicht machbar.
    Eine Entzerrung des Arreals, so dass sich vielleicht ein trichterförmiger Zugang zum Platz ergäbe und mit der eine Verbreterung des Touri-Fußwegs (ich nenne ihn mal Asia-Highway) mit sich bringen würde, wäre aber schon mal ein Anfang.
    Würde dann in der Nordwest-Ecke, also bei den Bussen (ob dann noch existierend oder nicht sei dahingestellt) eine Einrichtung a la Weidenhof (im Bild schwarz) auf der Zeil errichtet werden, dessen Ausßengastronomie (blau) in den Platz hineinreicht, würden Fußgänger, die von der Neuen Kräme die Berliner überqueren vielleicht automatisch nach Westen gezogen - sei es aus Neugier was es dort zu essen und trinken gibt und per se, weil dort etwas los ist undihr Blick abermals auf die Paulskirche gelenkt wird.


    http://www.abload.de/img/alternativettna.jpg


    Um zum Römer zu kommen "müssten" sie dann den Platz überqueren. Jedenfalls wenn sie sich nicht durch die etwas weiter nördlich als im Moment beginnende Außengastronomie (blaues Dreieck) auf der Ostseite (was auch unter die Entzerrung fällt) quälen wollen. (Ich habe mal versucht den Gedankengang mittels schwarzer Linie zu verdeutlichen, ist natürlich idealisiert. Wenn es sich aber verbreitern und individualisieren würde, wäre das für den Platz nur noch besser. Die Linie heißt natürlich nicht, dass nun alle diesen Weg wählen werden. Aber wenn es 5% derer, die den Weg Zeil - Römer nehmen sind, wäre das ein Anfang) Dazu kommen jene, welche den Außenbereich der erwähnten Gastronomie im Norden in Richtung Römer verlassen wollen.
    Der schwarze Kreis im Süd-Westen greift die Idee eines Brunnes, Uhrentürmchens o.ä. auf, der zu dieser Individualisierung beitragen könnte - das sehe ich aber nicht als zwingend.

  • Das Problem mit dem Paulsplatz ist sicherlich, dass 99% der Passanten auf dem direkten Weg zum Römerberg oder in Richtung Zeil sind und sich davon ohne bauliche Hindernisse auch nicht abbringen lassen. Eine solche Verschwenkung wäre daher wohl kaum den Aufwand wert. Ich stimme RMA zu, dass eine irgendwie geartete Bebauung am Ostrand des historischen Platzes (faktisch reicht er ja heute bis an die Ostseite der Neuen Kräme), die die Gastronomie von dort aufnimmt, die Situation vielleicht etwas entspannen könnte. Sogar solche Pavilions wie auf der Zeil würden dort schon funktionieren, aber größer dürften sie keinesfalls sein. Die ehemaligen Gastronomiebetriebe an der Neuen Kräme könnte man dann einfach nach Westen verpflanzen und an ihrer Stelle normalen Einzelhandel einrichten. Die Außengastronomie würde sich dann auf die westliche Hälfte des Paulsplatzes erstrecken und in der Neuen Kräme wäre für den Fußgängerverkehr Platz gewonnen.


    Und so sehr ich die Alte Börse gerne wiederauferstehen sehen würde, ich finde den Paulsplatz in seinen heutigen Dimensionen eigentlich noch sehr überschaubar, jedenfalls verglichen mit der Steinwüste rund um den Goetheplatz. Ihn nur der Historie willen wieder erheblich zu verkleinern wäre, bei aller Sympathie für das alte Frankfurt, städtebaulicher Rückschritt.

  • Eine Bebauung auf der Ostseite des Paulsplatzes wäre bestimmt keine Verschlechterung und kein Rückschritt. Das sollte sich auch nicht auf 1-geschossige Pavillions beschränken, sondern sollte sich an der Vorkriegs-Bebauung orientieren. Würde der Paulsplatz nicht direkt neben dem Römerberg liegen, wäre die aktuelle Situation sicher so vertretbar. Aber 2 grosse Plätze direkt nebeneinander, das ist wirklich nicht das städtebauliche Highlight. RMA hat es in Beitrag 111 „erdrückende Weite“ genannt, ich würde sogar von einer Leere sprechen. Ein verkleinerter Paulsplatz hinter einer Bebauung auf der Ostseite käme sicher besser zur Geltung.

  • Fachwerkhaus hat es klar erkannt: Da es von Norden nur einen fußgängerfreundlichen Zugang zum Paulsplatz gibt, wird der Verkehr auf dessen unhistorische neue Ostseite beschränkt. Eine Platzquerung in anderer Richtung findet praktisch nicht statt.


    Also muss man es den Fußgängern ermöglichen, den Platz auch an anderen Stellen zu erreichen - beispielsweise durch eine weitere Fußgängerampel am nordwestlichen Ende hinüber zur Sandgasse - auch eine unterbesuchte Fußgängerzone.


    Das könnte einen Teil des Fußgängerverkehrs von Liebfrauenstraße/Neue Kräme auf Katharinenpforte/Stoltzeplatz/Sandgasse umleiten. Eventuell sogar über Am Salzhaus und Weißadlergasse zusätzlichen Fußgängerverkehr von der Fressgass über den südlichen Goetheplatz/Rossmarkt ziehen.


    Bezüglich Bebauung, würde ich - komplett unhistorisch, wie ich bin - allerdings eher an der Nordseite einen Bebauungsriegel hinstellen, der dann auf seiner Südseite weitere Möglichkeiten zur Nutzung der Platzfläche eröffnen würde. Das muß ja noch nicht mal so viel sein, 6m Gebäudetiefe reichen schon aus, unten Gastro, oben Wohnen auf fünf Etagen.


    "Traditionsgastronomie" braucht allerdings in erster Linie eines, Tradition nämlich und die wird sie an dieser Stelle ebensowenig palettenweise einfahren und dann verbreiten können, wie in den Neubauten mit historischen und modernen Fassaden am Ort der ehemaligen Altstadt. Das kann man über einen geeigneten Stil und zumindest in den ersten Jahren aufmerksam angeleitetes Personal langsam aufbauen - aber Laumer ist Pleite gegangen, Wacker hat das Stammhaus direkt um die Ecke, Mozart hat sich's mit mir verdorben als sie die Pistazienschicht in der Mozart-Torte eingespart hatten (ja, ist wieder drin, aber allein der Versuch ist strafbar).

  • Rundgang "Bundesstiftung Baukultur" - 4 Negativ-Beispiele

    In den Druckversionen der Frankfurter Rundschau und FAZ widmete man sich letzte Woche dem Thema "Schneisen, Trassen, Straßenkreuzungen - Überrollte Baukultur". Am letzten Donnerstag organisierte die "Bundesstiftung Baukultur" unter der Leitung des Vorsitzenden Michael Braum zusammen mit 100 Interessierten (d.h. Planer, Medienvertreter) einen Rundgang durch die Stadt. Ziel war es das Thema den Medien zu präsentieren und auch bei Architekten gedanklich zu verankern. Man sollte erfahren wie viele Schnellstraßen und Kreuzungen zu überwinden waren um als Fußgänger durch die Innenstadt zu ziehen.


    Hier der Verlauf des Rundgangs, sowie einzelne Anmerkungen der Planer:


    1) Hauptbahnhof-Vorplatz
    Das Durcheinander an Rampen, Gittern, Lüftungen, Aufzügen, Zäunen, Treppen, Schildern, Stellwänden, Unter- und Überführungen sei dringend zu ändern. Planungsamtsleiter Dieter von Lüpke teilte mit, dass die Deutsche Bahn die Neugestaltung des Vorplatzes derzeit "blockiere". Allerdings bestätigte er die Pläne zur Umgestaltung der 30 Jahre alten B-Ebene. So soll die Treppe zur Kaiserstrasse viel "breiter und heller" werden, sowie eine "Piazza unter der Erde" entstehen.


    2) Theatertunnel Gutleutstrasse
    Hauptkritikpunkt hier ist die Lage des Turms der Weißfrauenkirche an der Gutleutstrasse, da dieser auf dem Bürgersteig stehe. Rund um den Kirchtum sollen die Zäune entfernt werden, aber den ehemaligen Kirchplatz könnte man nicht wieder herstellen. Man möchte die bisherige Einbahnstrasse zu einem Zwei-Richtungs-Verkehr umgestalten um die parallel laufende Wilhelm-Leuschner Strasse zu entlasten.


    3) Berliner Strasse
    Moderatorin Ursula Stein sprach vom "Barriere-Charakter" auf dem Weg zum Mainufer. Man ist sich noch nicht sicher, ob die Strasse nur auf zwei Fahrspuren oder gleich zu einer Einbahnstrasse umfunktioniert werden soll. Die Einfahrt zum Tunnel habe die Strasse zur "Schlucht" gemacht und das Karmeliterkloster auf eine "Insel" (Elba?) verbannt. Der kümmerliche Steg, der die Bethmannstrasse zusammenhalte sei ein Armutszeugnis. Es wurden sogar "Performance Künstler" angeheuert, die zeigen sollten wie beschwerlich der Weg mit Reisekoffern über den Steg ist. Ebenso soll die Bethmannstrasse Richtung Römer beruhigt werden durch die Verschwenkung einer Fahrspur. Zur Umsetzung dieser Vorhaben wurden leider keine Details genannt. Sehr erfreulich ist allerdings die Aussage von von Lüpke: "Ich habe die Chance auf Durchsetzung" um die Verschmalerung der Berliner Strasse zeitnah anzupacken.


    4) Kurt-Schumacher-Strasse
    Es wurde das bestätigt was man schon weiss. 22 Bäume werden gepflanzt und es werden auf beiden Seiten Radwege angelegt. Neues Detail: Wo früher noch die südliche Fahrgasse an die Seite gequetscht wurde, soll aus der Sackgasse ein Platz zum Verweilen werden.


    Fazit: Alles in allem, eine gelungene Veranstaltung, da man den Medien diese Themen oft auf dem Silbertablett servieren muss damit sie wahrgenommen werden. Sollten sich die positiven Rauchzeichen zur Berliner Strasse bestätigen, wäre ein extrem wichtiger Meilenstein für die Innenstadt-Sanierung erreicht.

  • Karl Richter gibt neue Ideen zur Berliner Straße

    Der Frankfurter Architekt Karl Richter unterbreitet eigene Ideen zur Neugestaltung der Berliner Straße und des Areals des Bundesrechnungshofs, berichtet die FNP hier http://www.fnp.de/fnp/region/l…e_rmn01.c.9475263.de.html


    Mehr auch auf der Seite von Karl Richter:
    http://www.k-r-architekten.de/02/2c.html

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  • Bravo, der Mann hat Ahnung. Genau so sehe ich das auch. Sein Vorschlag wäre perfekt für die Innenstadt! Die Berlinerstrasse sieht heute leider aus wie ein Vorort von Pyongyang ;)


    Ehemaliges Bundesgerichtshof --> Denkmalschutz??? Was für ein Lachnummer!!! :) Das ist für mich Humor der ersten Liga.

  • Respekt und Anerkennung! Hoffentlich wird die Anregung gehört!


    - Der städtbauliche Aspekt wird vom Denkmalschutz komplett ignoriert, deswegen muss man dieses Thema bis zum _Erbrechen_ wiederholen - hoffentlich wirkt es!
    - Verzicht auf den Theatertunnel? Schlachten einer heiligen, frischoperierten Kuh? Nun... meiner Meinung nach zumindest überlegenswert.


    Der Verkehr vom Bahnhofsviertel in die Innenstadt und das Ostend lässt sich wohl wirklich problemlos anders organisieren. Umgekehrt wird es ein bisschen schwieriger - außerdem würde die Gutleutstraße ihre Berechtigung als dreispurige Rennstrecke verlieren, was zu einer Entspannung der Verkehrssituation am Baseler Platz führen würde... jemand (aber wer?) muss am großen Rad drehen wollen, wenn der Tunnel wirklich obsolet gemacht werden soll.


    Ein Verzicht auf den Tunnel ist machbar, aber ich stelle mir die Frage, ob es wirklich (zumindest für beide Fahrtrichtungen) wünschenswert ist. Die optimale Lösung wäre eine Verlängerung des Tunnels, aber ich fürchte das ist reichlich unrealistisch.


    Die Berliner als Einbahnstraße? Da halte ich nichts von (diesen Vorschlag hatte ich "verpasst"): Der Verkehr würde eher noch schneller fließen, das kann nicht gewünscht sein.


    Spontane Idee:
    - Tunnel als Einbahnstraße (westwärts)
    - Verlegung der Einfahrt und - zumindest teilweise - Überbauung derselben
    - Umsetzung einer Bebauung wie von Richter vorgeschlagen
    - Berliner Straße leicht zückbauen, um sie für den westwärts laufenden Durchgangsverkerhr weniger attraktiv zu machen. Der Verkehr wird sich neue Wege suchen. Ich traue mir nur nicht zu vorherzusagen, welche.

  • Also Verzicht auf den Tunnel finde ich schon optimaler, da man mit einer Verlängerung sein Hauptproblem - die städtebaulich sehr problematischen Rampen (die Rampe am anderen Ende im Bahnhofsviertel ist ja auch alles andere als gelungen) - nur verlagert.


    Was du mir aber mal erklären musst: warum sollte der Verkehr bei der Umwandlung der Berliner in eine Einbahnstraße schneller fließen? Tempo 50 bleibt so oder so, und wenn man gleichzeitig die dann nicht mehr benötigten Fahrstreifen für den Verkehr Richtung Osten rückbaut hat sich auch an der Kapazität für den verbliebenen Verkehr nichts verändert.
    Es wären dann letzlich nur noch etwa halbsoviele Fahrzeuge auf 2 statt bisher 4 Fahrstreifen und eben alles nur noch Richtung Westen unterwegs.
    Von daher halte ich die Einbahnstraßenidee durchaus für überlegenswert.


    Große Frage bei allem ist halt, ob das verbliebene Straßennetz die Verkehrsströme dann noch aufnehmen kann, vor allem ohne dass großartige Verlagerungen in die Nebenstraßen stattfinden, was nunmal überhaupt nicht wünschenswert wäre.