Leipzig: Immobilienmarkt und -wirtschaft

  • Quarterback kauft laut Presse weiter ein. Neueste Errungenschaft ist ein Grundstück an der Ecke Reudnitzer/Chopinstraße, das an weitere, sich bereits im Besitz des Unternehmens befindende Flurstücke angrenzt und somit ein größeres Wohnungsbauprojekt zulassen könnte.

  • Grundstücke des Bundes in Leipzig:


    Wie die LVZ (Paywall funktioniert wohl zurzeit nicht) berichtet, wurde jetzt das 2600 m² große Grundstück Wolfgang-Heinze-Straße 29 zur Konzeptvergabe ausgeschrieben. Dort sollen mindestens 32 Wohnungen entstehen, mindestens die Hälfte Sozialwohnungen, von denen ein Teil durch weitere Förderung eine Mietpreissenkung auf den KdU-Satz erhalten soll.


    Laut Artikel wurden weitere Grundstücke aus dem Bundesbestand bereits erworben:

    Schulze-Delitzsch-Straße 33-35,

    Lange Reihe 5,

    Georg-Schwarz-Straße 81 (Konzeptvergabeverfahren läuft),

    Schreiberstraße 1-3.


    Verhandlungen laufen noch für die:

    Hofer Straße 2,

    Ölhafenstraße 2,

    Kurt-Eisner-Straße 80,

    Bauhofstraße/Turnerstraße.


    Ein Konzeptvergabeverfahren wurde außerdem gestartet für den ehemaligen Club "Victor Jara" in der Zschocherschen Straße 12. Hierbei sollen auf jeden Fall die Gewölbe saniert und wieder einer öffentlichen Nutzung zugeführt werden.

  • Ein Berliner Start-Up gibt den Erklärbär in Sachen Immobilienkauf - neben Berliner und Dortmunder Stadtteilen ist auch ein ganzer Schwung Hypezig dabei:


    https://www.youtube.com/channe…WILHa9Oav6xmn4Q/playlists


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  • Überraschend positive Nachrichten bei den Gewerbesteuereinnahmen:

    „Niemand kann genau sagen, wie das weiter geht“, hob auch Claus-Uwe Rothkegel von der CDU-Fraktion mit Blick auf die Entwicklung der Gewerbesteuereinnahmen hervor. Die lagen im vergangenen Jahr mit voraussichtlich 380 Millionen Euro insgesamt 108 Millionen Euro über den Erwartungen. In diesem Jahr rechnet die Kämmerei mit 390 Millionen Euro, das wären 84 Millionen Euro mehr als bei der Verabschiedung des Doppelhaushaltes 2021/22 Anfang vergangenen Jahres eingepreist waren. Zum Vergleich: Den bisherigen Gewerbesteuerrekord hatte Leipzig im Jahr 2019 erzielt. Damals nahm die Stadt 356 Millionen Euro ein. Demgegenüber stehen jedoch höhere Gewerbesteuerumlage-Zahlungen durch die Kommune an Bund und Land.

    https://www.lvz.de/Leipzig/Lok…witter#Echobox=1643222594

  • Die LVZ berichtet heute (hinter der Bezahlschranke) vom Grundstücksmarktbericht für 2021, der besagt, dass die Immobilienpreise in Leipzig in einem Jahr um satte 25 Prozent gestiegen sind. Es wird erwähnt, dass sich Normalverdiener die Preise für Wohneigentum kaum noch leisten können und hat Sorge, dass sich die Preise über kurz oder lang auf die Mieten übertragen und man sieht darin eine große Gefahr für den Mietwohnungsmarkt in der Stadt. Die Eigentumsquote in der Stadt beträgt lediglich etwa 15 Prozent.


    Die Eigentumspreise haben sich von den Mietpreisen schon vor einigen Jahren entkoppelt. Was mir bei der Diskussion immer ein bisschen untergeht, ist, dass die rasant gestiegenen Preise auf dem Immobilienmarkt meiner Meinung nach in erster Linie auf die lockere Geldpolitik der EZB in Folge der Finanzkrise 2008 zurückzuführen ist. Nullzins und Geldmengenausweitung haben eben zur Folge, dass die Inflation steigt und Gelder en masse in die Märkte gepumpt werden. Wenn in Leipzig die Immobilienpreise in den letzten 10 Jahren de facto um mehr als 100 Prozent gestiegen sind, sagt das aus meiner Sicht weniger etwas über die gestiegene Nachfrage und Attraktivität von Immobilien in der Stadt aus. Es sagt für mich vielmehr etwas darüber aus, dass der Euro in den letzten 10 Jahren massiv an Wert verloren hat.


    Das Gedankenspiel kann man auf andere Assets wie dem Bitcoin ausdehnen. Der Wert eines Bitcoins ist 1 Bitcoin, ob vor 10 Jahren, als man für einen Bitcoin vielleicht 5 Euro bezahlen musste, oder heute, wo man für 1 Bitcoin etwa 35.000 Euro hinlegen muss. Aber das nur am Rande.


    Wie geht es mit den Immobilienpreise in Leipzig weiter? Ich schätze, weiter steil nach oben, auch wenn die Crash-Propheten nicht müde werden, davor zu warnen, dass die Immobilienblase bald platzen wird. Aber das haben sie auch schon zu Beginn der Corona-Krise vor zwei Jahren vorhergesagt, und die Preise sind gerade in den letzten beiden Jahren explodiert wie noch nie. Ich sehe künftig keine nennenswerte Änderung der Geldpolitik der EZB, die Nachfrage nach Immobilien in der Stadt ist ungebremst (und die Nachfrage nach Wohnraum im Zuge dieses - kein sorry für die Wortwahl - scheiß Krieges in der Ukraine ohnehin sehr wahrscheinlich noch deutlich erhöhen) und wenn ich Leipzig mit anderen Städten vergleiche, stelle ich schnell fest, dass unsere Stadt nach wie vor eine klassische B-Stadt in Sachen Immobilien ist. Selbst im ostdeutschen Städtevergleich sind die Preise noch eher Durchschnitt: Kaum teurer als Magdeburg oder Schwerin, genauso teuer wie Halle, günstiger als Dresden, Erfurt und Jena sowie viel günstiger als Rostock und Potsdam.

  • ^

    Aus meiner Sicht überlagern sich mehrere Effekte, welche zu den satten Steigerungen führen:

    - Die EZB-Politik ist nur ein Element davon, Ziel ist Wirtschaftsbelebung zur Stabiliserung, da helfen Null bis marginale Zinsen, das Kapital direkt in den Wirtschaftskreislauf zu pumpen.

    - Die Nachfrage in/um LE lässt freie Flächen rasch schrumpfen. Wohnstandorte sortieren sich nach Zentrumsentfernung, weniger nach Stadtteilimage. Gewerbeimmobilien üben Flächenfraß durch die Cluster der Logistik, Bauaufgaben für Bürostandorte kumulieren aktuell.

    - das attraktive Image der Stadt wirkt immer mehr überregional. Ein guter Ruf kostet

    - Bauen selbst ist kostspieliger geworden. Trifft auf Bestandsimmobilien nicht zu, jedoch auf Projektwerte wie Q412

    - Einwohnerwachstum und auch das Wachstum im Bereich gut entlohnter Jobs bringt offenbar Kaufkraft, so dass die bisherigen Neubauten sich alle gut füllten.

    - Der Hype ist also weniger ein Hype, eher die Folge von Ansiedlungserfolgen der Wirtschaft mit Selbstverstärkungseffekt.

    - eine andere EZB-Direktive würde am Bedarf erst mal wenig ändern, nur die Baukosten durch steigende Zinsen belasten. Die Inflation ist ja weniger Ursache für die Kostensteigerungen Bau, sondern der Material- und Personalmangel.

  • Sehe das mit dem Hype ganz genau so. Zu lange schon dauert der Aufschwung an, welcher sich eben positiv aus Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Einwohnerwachstum speist. Der jüngste Arbeitsmarktbericht zeigt ja nicht nur den Stand auf Vor-Pandemieniveau, sondern hat bei den offenen Stellen in der Stadt mit knapp 10.000 einen neuen Rekord. Das wird weiterhin Einwohnerwachstum in der Stadt und dem direkt Umland ziehen. Und wenn die alten Viertel dann wirklich alle durchsaniert sind, geht der Preis noch einmal schneller nach oben. Denn dann kommt es tatsächlich auf das Bauen an. Leipzig hat da auch einfach eine ganz andere Bestandsstruktur als die anderen Städte im Osten.


    Ich denke, Leipzig kann den Schwung bis nach 2030 mitnehmen. Auch wenn sich innerhalb weniger Wochen eine politische und dementsprechend wirtschaftliche Lage stark verändern kann, wie wir jetzt gerade sehen. Aber auch hier hat das natürlich diverse Auswirkungen. Leipzig hat eine etablierte Ukrainische Community, einen nicht gesättigten Arbeitsmarkt, und Personen welche aus Kriegsgründen flüchten müssen.

    Hier können sich ganz schnell Situationen wie 2015/2016 wiederholen. Und dann hat Leipzig auf einmal wieder ein jährliches Einwohnerwachstum im fünfstelligen Bereich mit 10.000+. Dann kassiert man die Vorhersagen für drei Jahre in nur einem, was dich dann wieder stark auf den bestehenden Immobilienmarkt auswirkt. Wir werden sehen.

  • @ Cs, ich stimme dir in allen Punkten zu. Mir ging es dennoch darum, dass ich die lockere Geldpolitik gerade im Immobiliensektor als Beschleuniger für diese Preisanstiege sehe. 25% Wachstum in einem Jahr ist ja nicht normal. Und das Perfide daran meiner Ansicht nach ist, dass das Wachstum trotzdem aus den von dir genannten Gründen nachhaltig geschieht. Die Nachfrage ist da, die Finanzierung (anders als in anderen Ländern) ist solide und die Wirtschaft wächst.


    Wenn ich mal eine Anekdote anbringen darf: Ich glaube, 2006 habe ich mir in Frankfurt am Main die ersten Neubauten beim Projekt Westhafen angeschaut. In den leeren Fenstern stand da was von Verkauf 4000 Euro/qm geschrieben. Ich habe mich ernsthaft gefragt, wer kauft eigentlich zu solchen horrenden Preisen? Zur gleichen Zeit waren die Immobilien in Berlin echt noch günstig, Neubauobjekte in guten Lagen für um die 1000 Euro/qm waren eher die Regel als die Ausnahme an der Spree. Nun, 4000 Euro/qm haben wir in Leipzig im Neubausektor längst überschritten und ich mache mir keine Illusion, dass die heutigen Neubaupreise in Frankfurt nicht irgendwann auch in Leipzig gezahlt werden müssen, ob in 10 oder 15 oder vielleicht erst in 20 Jahren.


    Im Villenviertel von Leutzsch wird aktuell ein Neubauprojekt angepriesen, bei dem der Quadratmeter 10.000 Euro kosten soll. Ob tatsächlich so viel bezahlt werden wird, weiß ich natürlich nicht. der Immobilienmarkt ist dahingehend ja etwas intransparent. Aber eine Wohnung knapp über 100qm soll knapp über 1 Mio Euro kosten. Ich frage mich jetzt natürlich auch wieder: "Wer in Gottesnamen zahlt für eine Bude so viel Geld?"


    Für uns "Normalos" sind die Preise natürlich jenseits von Gut und Böse. Allerdings gibt es auch noch einen zweiten Markt mit Bestandswohnungen, die preislich vergleichsweise moderat und hinsichtlich Lage und Ausstattung dennoch top sind. Und da gab es vor ein paar Wochen einen anderen Immobilienbericht in der LVZ, in dem es hieß, dass deutlich mehr Leipzigerinnen und Leipziger genau diese Wohnungen kaufen würden (oft als Kapitalanlage) und dies eine positive Entwicklung sei (was ich genauso sehe). Oftmals sind das Wohnungen, bei denen 10 Jahre nach Sanierung die Steuerabschreibungen wegfallen und somit wieder auf den Markt kommen.


    Wer aber den Traum vom eigenen Haus verwirklichen möchte, der muss wohl oder übel ins Umland. Unsere Nachbarn mit drei Kindern (Gymnasium, Grundschule + Kita) ziehen auch in irgendein Kaff ohne Infrastruktur (nicht mal einen Bäcker gibt es dort, nur eine Buslinie nach Schkeuditz), in zwei Jahren erst, wenn der Umbau des ollen Hauses abgeschlossen ist. Für mich persönlich wäre das der reinste Alptraum, schon allein deswegen, weil ich gar nicht wüsste, wie ich da meinen Alltag mit der ganzen Familie unter einen Hut kriegen soll, wenn dort nüschts ist. Aber das ist halt die Kröte, die viele schlucken, wenn der Wunsch nach Haus und Garten so groß ist.

  • Leipzig hat eine etablierte Ukrainische Community, einen nicht gesättigten Arbeitsmarkt, und Personen welche aus Kriegsgründen flüchten müssen.

    Hier können sich ganz schnell Situationen wie 2015/2016 wiederholen. Und dann hat Leipzig auf einmal wieder ein jährliches Einwohnerwachstum im fünfstelligen Bereich mit 10.000+.


    Ich glaube sogar, dass das, was da jetzt auf uns zukommt, die Situation von 2015/2016 noch weit übersteigen könnte. Und je länger dieser Krieg dauert und umso brutaler er geführt wird, desto stärker wirkt sich die Migration aus der Ukraine hierzulande aus. Und ich denke auch, dass auf Sachsen und besonders auf Leipzig allein schon aufgrund der geographischen Lage eine besondere Rolle bei der Aufnahme dieser Menschen zukommen wird. Dasselbe gilt natürlich für Berlin.

  • ^ hierbei spielt dann vor allem die Sekundärmigration eine signifikante Rolle. Bleiben die Personen nach der Primärmigration in Leipzig und Umgebung? Wieviele Flüchtlinge ziehen nach der Primärmigration in der Peripherie in Sachsen nach Leipzig wegen Arbeit, Ausbildung, sozialer Struktur und (z.B. jüdischer) Community?


    Die Sekundärmigration hatte für Leipzig schon 2015/'16 eine gesonderte Entwicklung. Viele Flüchtlingen aus Syrien zogen innerhalb Sachsens zügig nach Leipzig weiter.

  • Meine Schwester ist mit Familie auch im letzten Jahr ins Umland, sogar BLK, gezogen. Efh mit Garten. Sie zahlt jetzt weniger - und das was sie zahlt, zahlt sie für ihr Eigentum. Ich kann das vollumfänglich nachvollziehen.


    Leipzig muss endlich mal in punkto Wohnungsbau Fahrt aufnehmen. Es liegen zu viele große Projekte auf Eis. Und das ist in meinen Augen neben Corona, Krieg, Inflation etc auch eines der Hauptprobleme. Es ist nunmal einer der Grundsätze der BWL, dass knappe Ressourcen (hier konkret Wohnraum) bei steigender Nachfrage ( hier konkret Bevölkerungswachstum) zu steigenden Preisen führt. Inflation hin oder her. Und gerade deswegen sollte endlich mit Projekten wie Bayrischer Bahnhof begonnen werden. Nur leider lehrt uns die Realität da ja anderes. Nicht bauen und Projekte und Grundstücke spekulativ immer wieder weiter zu verkaufen treibt die Preise auch in die Höhe, und dafür muss noch nichtmal angefangen werden mit bauen. Siehe Leipzig 416. Da kann man nur die Hände über dem Kopf zusammen schlagen...

  • Ich denke, Umland und Stadt können hier gleichermaßen partizipieren und eine "Abwanderung" dorthin ist gar nicht so sehr zu verteufeln. Zu genau diesem Zweck pendelt die S-Bahn ja auch nach Leipzig ein (ab 2025 endlich auch aus dem Burgenlandkreis). Der Platz in der Stadt ist endlich, das macht Mieten und Eigentum für immer mehr Menschen und auch Familien zunehmend zu teuer. Dass diese durch den vergügbaren Platz und die erschwinglicheren Preise dennoch in der Region bleiben können, halte ich ich für eine Win-Win-Situation für alle Kommunen. Die Wertschöpfung bleibt vor Ort. Leipzig hat ohnhin keine richtige Agglomeration, möglicherweise bessert sich das nach und nach.

  • Leipzig hat ohnhin keine richtige Agglomeration, möglicherweise bessert sich das nach und nach.

    Zum Glück hat es das nicht - wäre ja noch schöner wenn sich im Umland nun großflächig die Suburbia-EFH-Hölle ausbreitet mit all ihrer ProKopf-Versiegelung und der ganzen Infrastruktur, die dafür erst geschaffen werden muss. Dazu dann noch die Pendelei wenn man für jeden Pups in die Stadt rein macht am besten noch mit zwei Autos pro Haushalt weil der Bus nur zweimal die Woche fährt. Leipzig hat mehr als ausreichend freie Flächen zu bieten um auch ein starkes Einwohnerwachstum abzufedern - mindestens für dieses Jahrzehnt. Positiv zu bewerten ist, dass die Stadt nun Grundstücke im Konzeptverfahren bereitstellt und weiter neue Flächen für Wohnungsbau erschließen will damit Bauwillige und junge Familien in der Stadt bleiben können (es gibt halt auch immer noch zu wenig Eigentum in Leipziger Hand). Und es stimmt leider auch, wie hier bereits erwähnt, dass der Spekulationsblase vor Ort nicht die Luft auszugehen scheint und das angekündigte Projekte viel zu lange dauern bis es zur Umsetzung kommt. Ich denke, dass andere Städte da schneller sind aber dies ist nur mein subjektives Gefühl (wenn man ehrlich ist jammern sie im DAF querbeet, dass das Bauen zu lange dauert).


    Noch etwas zu der von Cowboy und hedges angesprochenen Thematik bezügl. des Einwohnerwachstums durch den Flüchtlingsstrom. Die hiesige ukrainische Community ist im Vergleich zu anderen Städten von der Größe her ganz ordentlich aufgestellt und die Resonanz auf die Wohnungsbörsen ist anscheinend auch sehr erfolgreich: https://www.lvz.de/Leipzig/Lok…bereits-privat-vermittelt Es wird interessant zu sehen sein inwieweit Leipzig hier evtl. zur längerfristigen Heimat wird (hängt natürlich maßgeblich von der Dauer dieses unsäglichen Krieges ab). Für die vielen ankommenden Kinder gibt es erfreulicherweise neuerdings wohl auch ausreichend Kita-Plätze https://twitter.com/StadtLeipzig/status/1503765088527921156 (das sah ja schon mal anders aus).


    Auf einen m.M.n. interessanten Punkt möchte ich noch hinweisen der zukünftig beim Einwohnerwachstum evtl. ins Gewicht fallen könnte. Weitaus größer als die ukrainische ist die russische Gemeinschaft in Leipzig. Wir sehen ja momentan signifikante Wanderungsbewegungen aus Russland heraus (hauptsächlich nach Georgien und Finnland). Sollte der Mistkerl im Kreml auch in Zukunft sein Unwesen treiben und das Abdriften ins Diktatorische mit all seinen Repressionen in Russland in diesem Maße weiterlaufen wird es vermutlich auch da zu großen Kohortenbewegungen Richtung Westeuropa kommen.

  • Ich sehe auch die Geldpolitik und die Spekulation (die ja Erwartungen an die zukünftige Wirtschaftsentwicklung einpreist) als Treiber der Preisentwicklung in der Stadt. An Platz zum Wachsen kann es nicht mangeln - die Einwohnerzahl lag Anfang der 1930er Jahre bei über 700.000 - die gebaute Struktur lässt also noch locker Luft für weitere 100k Einwohner. Leipzig sollte auf den vielen noch freien Flächen im Stadtkern nachverdichten und hier mehr und gerne auch höher bauen, um schnell Wohnraum zu schaffen und die Mieten gegenüber dem Umland bezahlbar zu halten.

  • ^ Wobei immer bedacht werden sollte, dass die 700.000 Einwohner um 1930 herum deutlich weniger Wohnraum zur Verfügung hatten. In Arbeitervierteln wie Lindenau lebte man zu Fünft, zu Sechst oder noch mehr auf 70 Quadratemeter. Irgendwo habe ich eine Statistik gelesen, dass in Leipzig im Schnitt 40 Quadratmeter Wohnraum pro Einwohner kommen. Mit steigenden Preisen wird sich in erster Linie wohl diese Quadratmeterzahl pro Einwohner verringern. Wir haben Bekannte in München, die zu Viert in einer 70qm-Wohnung leben. Das ist dort wohl keine Ausnahme, hier schon.


    Die Abwanderung von Familien ins preiswertere Umland treibt inzwischen ziemliche Blüten. Dafür nimmt man auch sämtliche Hürden in Kauf, wie ich weiter oben schon geschildert habe. Mit 3 Kindern in eine Gemeinde ohne Infrastruktur zu ziehen, finde ich schon waghalsig. Selbst wenn dir das Geld für die viele Fahrerei schnurz ist, dann ist es die liebe Zeit, die für Arbeit, Schule, Kita, Vereine, Einkaufen, Haus, Hof und Garten usw. drauf geht. Es kommt ja noch dazu, dass die Preise für olle Butzen auch im Umland rasant gestiegen sind. In einer 300-Seelen-Gemeinde 15km nördlich von Leipzig kriegst du jedes baufällige Haus mit großem Grundstück für 250.000 Euro los. Vor 20 Jahren waren es vielleicht 30.000 Euro. In Rackwitz mit guter Infrastruktur und S-Bahnanschluss werden 20 Jahre alte Einfamilienhäuser inzwischen für 800.000 Euro angeboten usw.


    Und noch etwas fällt mir auf: Die Bereitschaft, ins grüne Umland zu ziehen, haben zunehmend Paare, die schon über 40 sind und deren Kinder zumindest schon in der Schule sind. Puhhh, aber natürlich soll jeder da glücklich werden, wo es ihn hinzieht. Es ist nur meine Meinung und ich beziehe das nur auf mich (der auch schon über 40 ist und drei große Kinder hat), dass das der Alptraum schlechthin ist :)

  • wäre ja noch schöner wenn sich im Umland nun großflächig die Suburbia-EFH-Hölle ausbreitet mit all ihrer ProKopf-Versiegelung und der ganzen Infrastruktur, die dafür erst geschaffen werden muss.

    Die Infrastruktur ist doch bereits vorhanden. Ich erinnere daran, dass, wer nach "der Wende" nicht in die Alt-BL gegangen ist, nach Leipzig oder Halle gezogen ist. Etliche Wohnungen stehen dort leer. Es geht gar nicht so sehr ums EFH-Bauen. Dort gibt es auch mehr als genug innerstädtische Brachflächen nach den Abrissen in den letzten Jahrzehnten. Kirchturmdenken nutzt hier nichts, man muss eine Region als Ganzes betrachten. Wir haben mehrere Mittelzentren und Grundzentren mit bereit stehender Infrastruktur im Pendelbereich. Es muss auch nicht jeder mit dem Auto in die Stadt pendeln, wenn das S-Bahn-Netz gut ausgebaut ist. Dazu entstehen die Arbeitsplätze tendenziell ohnehin eher an der Peripherie Leipzigs, man muss also selbst mit dem PKW gar nicht in die Stadt hinein fahren. Und ob Leipzig ausreichend Fläche zu bieten hat - wage ich zu bezweifeln - zumindest wenn man nicht jeden grünen Fleck in der Stadt noch zupflastern möchte. Nachverdichten schön und gut - aber um jeden Preis? Man bekommt 700.000 Menschen eben nicht mehr in diese Stadt gepfercht, wie vor 70 Jahren. Die Rahmenbedingungen sind ganz andere.

  • Und noch etwas fällt mir auf: Die Bereitschaft, ins grüne Umland zu ziehen, haben zunehmend Paare, die schon über 40 sind und deren Kinder zumindest schon in der Schule sind. Puhhh, aber natürlich soll jeder da glücklich werden, wo es ihn hinzieht. Es ist nur meine Meinung und ich beziehe das nur auf mich (der auch schon über 40 ist und drei große Kinder hat), dass das der Alptraum schlechthin ist :)

    Das ist ein Punkt welcher in der permanenten Argumentation bzgl "zu hoher Mietpreise in Leipzig" immer fehlt. Wer zieht denn weg? Es sind ja nicht jene, die eigentlich nie etwas mit einem MFH anfangen konnten und sich dem Kostendruck entziehen. Sondern jene welche immer ein EFH im Auge hatten. Also eher weniger jene, die noch einmal neu starten und einen alten Dreiseiten-Hof im Altenburger Land sanieren. Letztere fallen nicht ins Gewicht. Die Diskussion ist also auch jene, dass es wie im Bezug auf das Auto, in Deutschland eine breite und auf das Eigenheim genormte Idealvorstellung des Wohnens gibt. Das EFH im Grünen mit zwei Autos vor der Garage.

    Einmal editiert, zuletzt von hedges () aus folgendem Grund: MFH / EFH

  • Das stimmt so nicht mehr. Es gibt sehr wohl gerade auch Familien, die die S-Bahn-Anbindung an Leipzig sehr im Blick haben. Man kann auch im grünen wohnen ohne zwei Autos. Genau deswegen ist Orten wie Weißenfels, Merseburg oder Zeitz die S-Bahn nach Leipzig auch so wichtig. Und ich finde, dass das durchaus auch eine gesunde Entwicklung ist. Das Gegenteil wäre eine überfüllte Kernstadt mit unattraktivem sterbenden Umfeld. Und da bin ich nicht der einzige, der das unter keinen Umständen möchte.