Fischerinsel / Petriplatz / Breite Straße

  • Der im September von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ausgelobte nichtoffene Wettbewerb für das „Archäologisches Besucherzentrum Petriplatz“ wurde nach eintägiger Sitzung des Preisgerichts am 17. Dezember 2012 entschieden.


    Dazu auszugsweise die Pressemitteilung der Senatsverwaltung:


    Es ist geplant die Wettbewerbsergebnisse in einer 2-wöchigen Ausstellung der Öffentlichkeit zu präsentieren. Wann und wo werden wir demnächst erfahren.

  • Jedenfalls sagts mir von seiner Form und Gestaltung (und Funktion) her mehr zu, als dieser polykonfessionelle Tempel. Es entsteht zwar auf den Fundamenten, aber entsprechen diese Mauern auch den ehem. Grundriss der Vorgängerbauten? Ich finds weiterhin schade, dass man den Turm der Kirche, der ja einst der höchste (Alt-)Berlins war, nicht als Landmarke und als Referenz auf das, was dort einst stand, rekonstruiert, meinetwegen auch "kritisch".

  • Ich finde die Verwendung von Sichtklinker falsch. Bei einem "polykonfessionellen Tempel" kann das als Solitär durchgehen, direkt daneben ist das Material falsch. Hier hätte Putz oder Naturstein hingehört. Es wäre darum gegangen, den Pateriplatz auch ästhetisch zu fassen und nicht den bisherigen, heterogenen Bauten eine weitere Unterschiedlichkeit hinzuzufügen.


    Schade finde ich auch, dass die bauchige Form der hist. Lateinschule nur angedeutet wurde. Ohnen Erklärtafel versteht das kein Mensch. Hier hätte ich mir vor einem modernen Gebäude als Zitat die historische zweigeschossige Fassade der Lateinschule gewünscht, die in zwei Stichen überliefert ist. So hätte es ein typisch Berliner Hybrid werden können.


    Das Haus könnte auch überall woanders stehen. Rasterfassade - wie allgemeiner Mainstream - und matter Sichtklinker, seit Chippies Museuminselwerken ein Modematerial. Schadeschade.


    In summa scheint mir der Ort sehr nüchtern-kühl zu werden. Für das Zentrums Alt-Köllns der aus meiner Sicht falsche Ansatz. Und es sieht so aus als hätte Nagler den Entwurf für das "Haus Gottes" fest im Blick gehabt...



    (C) Nagler Architekten




    (C) Fioretti Architekten

  • ^Was hast du denn gegen Backsteinkirchen? In Berlin genießen Sakralbauten aus Sichtziegel doch eine sehr lange Tradition - ob im Mittelalter, Klassizismus oder der Neogotik.

  • Sorry, hab mich wohl verlesen ;) Mir gefallen hochwertige Backsteinbauten im Allgemeinen sehr gut, daher bin ich ziemlich glücklich mit der Wahl - ist natürlich Geschmackssache: Der eine mag es glatt verputzt, der andere Sandstein oder Glas... Schwierig, es an dieser Stelle allen recht zu machen.


    Offtopic: Generell scheint Backstein seit längerem wieder "in" zu sein, ob Edison-Höfe, Chipperfields Neubauten an der Museumsinsel oder eben hier am Petriplatz. Würde mich interessieren, woher dieser Trend kommt.

  • da ausser dem "hochzeitshaus" kaum nennenswerte altbausubstanz in der ecke vorhanden ist, störe ich mich nicht wirklich an dem geplanten neubau. er passt zur vorhandenen architektur, scheint auf den visualisierungen sogar durchaus hochwertiger zu sein als z.b. die gegenüberliegenden "fischerinsel passagen" welche auf der rückseite seit mindestens anderthalb jahren ständig saniert werden müssen...ganz zu schweigen davon, das besagte passagen so gar nicht funktionieren, geschäftsräume leer stehen und fassadenteile unansehnliches moos ansetzen und teilweise zerbröseln......
    ich frag mich nur, sollte die leipzigerstr. nicht schmaler und die gertraudenbrücke völlig umgestaltet werden? inwiefern wird das in die neubebauung/umgestaltung des petriplatzes mit einbezogen?

  • Logisch betrachtet hiesse das, neben häßlichen Bauten müsste man auch immer häßlich bauen. Das kann ja nicht der Weisheit letzter Schluß sein.


    Bloß weil die Kommunisten die ganze Köllner Altstadt - die teilweise wiederaufbaufähig war - mutwillig für ihr Staatszentrum pulverisiert haben muss man sich bei den Neubauten doch nicht an den DDR-Staatsstil annähern.


    Und offenbar kennst Du dich nicht richtig aus in der Ecke. Neben dem Hochzeitshaus gibt es noch drei Altbauten in der "Traditionsinsel" daneben, das Gemeindehaus der Petrikirche an der Friedrichsgracht, das kaufhaus Hertzog (ehem. Jugendmode), das Nikolaihaus in der Brüderstraße , das Galgenhaus in ebendieser Straße (beide im Kern vor 17. Jahrhundert), das Ribbekhaus sowie diversen Bestand in Blickbeziehung gegenüber dem Spreekanal. ganz grundlich waren die Kommunisten auch nicht.

  • Mein Gott, das Gebäude ist offenbar dem in Zukunft direkt daneben entstehenden Kirchengebäude angepasst. Das ergibt ja optisch auch mehr Sinn als die Vergangenheitsbezüge zu DDR oder Mittelalter.

    2 Mal editiert, zuletzt von Chandler ()

  • ^Chandler: bitte einmal ein beliebiges Buch über Städtebau lesen. Die Häuser, die einen Solitär umschliessen, passt man nicht an ebendiesen an.


    Was Du mit "optischem Sinn" meinst, erschließt sich mir nicht. Der Schloßbezirk bleibt doch ein gesamtes Stadtviertel und sollte weiter zusammenwachsen und nicht auseinanderfallen.


    Sich 2012 wieder hinzustellen, die über 800 jährige Geschichte zu negieren und zu behaupten nur die aktuelle Jetzzeit habe den Stein der Weisen in Verwahrung ist genauso autistisch und totalitär wie zu DDR-Zeiten.

  • Ich habs ja nicht so mit den Vergangenheitsbezügen. Es sind zwei Gebäude die in der Gegenwart errichtet werden und so dürfen sie dann auch aussehen. Es ist nicht so als bestünde die Umgebung einheitlich aus Uraltbauten.


    Immerhin wird es kein Stahl-Glas Gebäude sondern bekommt eine Klinkerfassade. Das Kompetenzzentrum Archäologie neben der Grimm-bibliothek und die Contemporary Fine Arts Galerie gegenüber der Museumsinsel sehen ja auch so aus. Es passt also in den Kontext seiner Entstehungszeit.


    Die 800 Jahre Stadtgeschichte mögen für dich eine sehr pathetische und wichtige Sache sein, mir ist es im Grunde völlig egal ob die Stadt seit 100 oder seit 1000 Jahren besteht und was auf einem Bauplatz irgendwann früher mal stand. Selbstverständlich ist es das Thema des archäologischen Zentrums aber es ist soweit ich weiß nicht üblich die Außenansicht neu erbauter Museen nur am Alter der Ausstellungsstücke auszurichten.

    7 Mal editiert, zuletzt von Chandler ()

  • Chandler ich verspüre auch keinen "Hass auf DDR-Architektur", die gehört zu unserer Geschichte. Es ging mir um Städtebau und wie Berlin oder Alt-Kölln in 50 Jahren aussehen soll, der offenbar nur um Architektur.


    "Es geht ja nur um zwei Gebäude...", schreibst Du. Das ist aus meiner Sicht viel zu kurz gedacht. Dieses Kurzdenken ist die Ursache so mancher städtebaulichen Katstrophe in Berlin.

  • Man darf in 50 Jahren den Gebäuden doch ruhig ansehen, dass sie ungefähr 2012 errichtet wurden. In sofern ist eine gewisse Einheitlichkeit des aktuellen Stils einer späteren Erkennbarkeit der Stadtgeschichte förderlich.


    Ob die Gegend früher mal Alt-Kölln hieß und Neu-Kölln früher mal Rixdorf usw. .... naja.

  • Das hat ja niemand bestritten. Ich sage ja - Architekturdiskussion, leider weder Schimmer und Leidenschaft für Stadtplanung.


    Neu-Kölln (am Wasser) hiess - im Gegensatz zu Alt-Kölln - die heutige Straße "Märkisches Ufer" seit Ende des 17. Jahrhunderts, eine Stadterweiterung, die dem Rat von Alt-Kölln unterstand. Erst 1931 wurde die Uferstraße in "Märkisches Ufer" umbenannt, weil sich der Namen Neukölln für den neuen Berliner Bezirk etabliert hatte und das Märkische Museum noch Strahlkraft besaß. Noch heute gehört die Gegend zu Mitte.


    Das Dorf hinter dem Hermannplatz hiess immer Rixdorf, bekam Ende des 19. Jahrhunderts Stadtrecht und benannte sich als selbständige Stadt 1912 in "Neukölln" um, da man den Namen "Rixdorf" als zu "unerst" empfand (viele Lieder und Gedichte beschäftigten sich mit dem leichten Leben in Rixdorf). 1920 wurde es zu Groß-Berlin fusioniert. Der Name blieb.

  • Im Tagesspiegel war vor einigen Tagen ein Artikel zu den aktuellen Entwicklungen rund um den Petriplatz. Neue Informationen waren für mich, dass am 27. Februar der Wettbewerb für das Bürogebäude Altes Cöllnisches Rathaus entschieden werden soll. Hochtief ist der Auslober. Weiterhin soll das alte Kaufhaus Hertzog als Hotel genutzt werden mit einem Anteil Wohnungen.


    Tagesspiegel-Artikel: Das Cölln-Comeback


    Wie wahrscheinlich die meisten schon gesehen haben werden, wurden die weiteren Wettbewerbsergebnisse zum Archäologischen Zentrum veröffentlicht. Ich finde die anderen prämierten Arbeiten auch nicht schlecht und könnte mir genausogut einen anderen Entwurf vorstellen. Die Unterschiede in den Entwürfen der Landschaftsarchitekten für den Petriplatz sind für mich nicht besonders gut zu erkennen.


    SenStadt: Ergebnisse Besucherzentrum

  • Ja, und der Wettbewerb von Hochtief für das Cöllnische Rathaus findet mal wieder unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt: Christoph LANGHOF, Jeanne NALBACH und weitere Architekten sind wohl Teilnehmer.

    Einmal editiert, zuletzt von Konstantin ()