Leipzig: Freiheits- und Einheitsdenkmal

  • Was soll denn dieser deplatzierte Gigantismus?


    Damit franzt man den Platz doch total aus, und die Wirkung der Gestaltung wird nur aus dem Helikopter ersichtlich...


    Und für diese Ideen hat man also schon mal 175.000€ ausgegeben...

  • Entwurf Nr. 2 ist ganz okay, frei nach dem Motto "Hier ist der Punkt an dem alles begann bzw. von dem die Revolution ausging" aber die anderen finde ich fehl am Platz. Gibt's nichts bessers :cool:

  • In der Tat seltsam, dass hier drei Entwürfe auf den ersten Plätzen sind, die hauptsächlich aus der Luft zu funktionieren scheinen. Ich bin mal auf die Jurybegründungen gespannt.

  • Kann man bei dem Lego-Denkmal die hübschen bunten Steine auch verschieben oder ist die Botschaft, alle Leipziger wollten es damals auch so bunt wie im Westen ?
    Der zweite Entwurf gefällt mir persönlich viel besser, da sehe ich eine Botschaft und Sinn.

  • Der Siegerentwurf ist doch ganz gefällig. Wirkt aus der gezeigten Luft-Perspektive wie eine große bunte Menschenmenge. Wie sich die bunten kacheln dann vom Platz aus anschauen wird man sicher auch noch visualisiert bekommen. Ein einfallsreicher Bodenbelag ist mit jedenfalls lieber als ein belanglos herumstehendes Stadtmöbel.

  • Mehr zur Juryentscheidung und den hinter den Entwürfen stehenden Ideen in der LIZ:


    Leipziger Freiheitsdenkmal: Preisträger gekürt
    Ralf Julke
    06.07.2012
    http://www.l-iz.de/Politik/Lei…Preistraeger-gekuert.html


    Die Künstlergruppe M + M, Marc Weis, Martin de Mattia aus München entwarf eine 9.000 Quadratmeter große Platzfläche, bestehend aus lauter farbigen Feldern, die für all die unterschiedlichen Ereignisse stehen, die Freiheit und Einheit erst möglich machen. Der Platz ist leicht vertieft und wird zu Auftakt mit 70.000 Aluminium-Würfeln (Größe 28 x 42 Zentimeter) gefüllt, die man als Hocker oder Podest nutzen kann, sich draufstellen und Reden halten, sich draufsetzen und nachdenken. Politik als gelebter Prozess. Auch die Würfel sind farbig und können sogar mitgenommen werden. Sollen sie sogar - auf Reisen gehen in Wohnungen und Büros. Demokratie auf dem Weg in die Gesellschaft.

  • ^ Leider ein typischer L-IZ-Artikel mit Fehlern wie:

    Der 3. Preis wurde an den Entwurf von Anna Dilengite, Tina Bara und Alba d’Urbano aus Leipzig vergeben. Die drei haben schon mit 2001 eingeweihten Erinnerungsmahnmal an die Große Leipziger Synagoge in der Gottschedstraße für Furore gesorgt.


    Edit: In der Leipziger Volkszeitung begeht Thomas Mayer denselben Fehler. Offenbar schreiben beide ungefragt auf, was jemand auf der Pressekonferenz falsch behauptet hat.

  • Grauenhafte Entwürfe. Das ganze erinnert mich mehr an einen Abenteuerspielplatz denn an ein Denkmal.

  • ... und nun die Entwürfe im Einzelnen mit Nahaufnahmen. >>


    Letztendlich werden Bürger und Stadtrat entscheiden, welcher Entwurf umgesetzt wird, der im Jahr 2013 beginnen soll.


    1. Platz: M + M, Marc Weis, Martin de Mattia, München




    Man wird also in den Spielkasten auch hinein gehen können. Fragt sich nur, wenn die ganzen Kästen dann mal weg sind, was passiert dann?




    2. realities: united, Studio for art and architecture, Jan Edler und Tim Edler, Berlin




    Dies ist mein Favorit. So ähnlich habe ich mir das Denkmal auch vorgestellt, natürlich auch eins, dass in die Höhe schießt. Deshalb kann ich zwar sagen, dass ich unter den drei Preisträgern diesen Entwurf bevorzuge, aber wer weis, wie die anderen 35 Entwürfe aussehen.





    3. Anna Dilengite, Tina Bara, Alba d’Urbano, Leipzig



    Wer mehr Grün für diese Fläche haben will, würde sicher diesen Entwurf wählen. Schlecht sieht er ja nicht aus und ist ganz in Ordnung, die Anlegung eines neuen Parks. Die Wörter "KEINE GEWALT", könnte man jedoch auch nur aus der Höhe lesen. Von Oben sieht's irgendwie auch wie eine neue Tropenhalle aus. :D




    Dieser schöne Park wird es jedoch sehr schwer haben, da die beiden vorderen Preisträger mehr Punkte abgeräumt haben, als dieser, wie heute im Pressegespräch erläutert wurde.




    Am nächsten Freitag werden auf dieser neuen Webseite > http://www.denkmaldialog-leipzig.de < die Preisträger mit ihren Entwürfen vorgestellt. Dazu können Kommentare abgegeben und Fragen gestellt werden.


    Zuletzt noch etwas interessantes: Am 13. Juli 2012 wird bekanntlich die Ausstellung mit allen 38 Entwürfen eröffnet. Dazu veranstaltet das Stadtforum Leipzig am Dienstag, 17. Juli 2012 um 16.00 Uhr, einen Ausstellungsrundgang. Weitere Infos auf http://www.stadtforum-leipzig.de <<.

  • Dann lieber doch den Obstgarten, nicht soviel Quadratmeter versiegelte, bunte Fläche, so hätten wenigstens Umwelt, Menschen und Tiere etwas davon.
    Um ein Denkmal herum hätten ein paar Bäume Platz gehabt. Damals gehörte ich zu den Menschen die auf die Strasse gegangen sind. In einem Flugblatt habe ich den Slogan geprägt "wir sind das Volk". (Drei Jahre Zuchthaus)
    Damals habe ich dies auch aus Frust getan, weil die Umwelt immer mehr verkam und keine neuen umweltresistenten Bäume gepflanzt wurden, trotz aller Bemühungen. Im Musikerviertel bin ich groß geworden und habe diese wunderschönen Häuser geliebt (Schwägerichenstrasse). Habe es gesehen, wie sie zusehens verkamen. Ich finde Leipzig hat so ein "Denkmal" nicht verdient. Jeder Grabstein auf dem Südfriedhof strahlt mehr Würde aus.
    Die Entscheidung für den Sieger ist von Menschen gefällt worden, die keine Leipziger sind und das bemerkt man auch. Sehr schade !

  • Also ich bleib dabei, die Entwürfe finde ich schlecht. Meiner Ansicht nach hätte aber hier die Reihenfolge genau umgekehrt sein sollen. Der jetzt 1. platzierte Entwurf ist in seiner Gestaltung für den Passanten vollkommen unverständlich. Viel zu nebulös und keinem wird ohne zusätzliche Erläuterung auch nur Ansatzweise klar sein, dass es sich hier um ein Denkmal für die friedliche Revolution handeln soll. Man wird also wieder eine riesige Informationstafel aufstellen auf der man dann erklärt was das ist, was das soll und wie man damit umzugehen hat. Im Grunde könnte man dann das Geschwafel der Künstler eins zu eins kopieren.


    Der 2. Platz lässt zwar erahnen worum es geht aber diese ganzen Sprüche sind völlig losgelöst von der Thematik und Zusammenhanglos dargestellt. Zudem fehlt wohl jede Plastizität.


    Am ehesten anfreunden könnte ich mich mit dem 3. Entwurf. Zwar auch eher was für die gemeine Leipziger Taube zum begutachten aber immerhin etwas plastisch weniger effekthaschend.


    Ich will jetzt nicht behaupten das sei keine Kunst was man hier zeigt. Ich bin ja kein Künstler das sollen die unter sich selbst ausmachen was sich so schimpfen darf. Aber ich muss es als Laie anschauen, verstehen und mit dem Ereignis dahinter schnell assoziieren können.
    Kleine Anekdote, das für mich eindrucksvollste Denkmal ist eine schlichte Bronzetafel im Treppenaufgang zu den Bahnsteigen des Erfurter Hbfs in Erinnerungen an deportierte Juden. Dem kann man ich mich nicht entziehen wenn ich jedes mal genau drauf zu laufe.
    http://www.dtoday.de/regionen/…on-1942-_arid,155518.html


    Sicher ist der anlass hier ein freudigerer aber dennoch wärs mal schön wenn man sich bei einem Denkmal wieder auf das wesentliche konzentrieren könnte.

  • Entwurf Nr. 2 ist ganz okay, frei nach dem Motto "Hier ist der Punkt an dem alles begann bzw. von dem die Revolution ausging"

    Der Leuschner-Platz hat damit nichts zu tun. Man hätte beim Augustusplatz 2 Fliegen mit einer Klappe erschlagen können: authentischer Ort und Bereinigung vom Designermüll.


    "Der Platz ist leicht vertieft und wird zum Auftakt mit 70.000 Aluminium-Würfeln (Größe 28 x 42 Zentimeter) gefüllt, die man als Hocker oder Podest nutzen kann, sich draufstellen und Reden halten, sich draufsetzen und nachdenken. Politik als gelebter Prozess. Auch die Würfel sind farbig und können sogar mitgenommen werden. Sollen sie sogar - auf Reisen gehen in Wohnungen und Büros. Demokratie auf dem Weg in die Gesellschaft." l-iz.del


    Wird dann immer nachgefüllt oder ist dann Schluß, wenn die 70.000 Würfel weg sind? Letzteres wäre originell und begrüßenswert.

  • der erste preis ist meines erachtens nicht praxistauglich. beim zweiten preis stören mich die willkürlich vorgegebenen parolen, die dem gedanken eines freiheitsdenkmals widersprechen. der dritte preis ist immerhin eine originelle parklandschaft, auch wenn sich dem nutzer ihre botschaft nicht erschließen würde. ich glaube nicht, dass einer dieser entwürfe in seiner derzeitigen fassung umgesetzt wird.

  • Gast1 - Die Entscheidung für den Sieger ist von Menschen gefällt worden, die keine Leipziger sind und das bemerkt man auch. > Mindestens ein Leipziger war in der Jury, der sich gestern dazu outete. Die Namen des Preisgerichtes/der Jury findet man auf leipzig.de/denkmal. Darunter sind also Leipziger, zum Beispiel: Tobias Hollitzer und Dr. Günter Kröber.


    Nachtrag: Ausführliche Erläuterung zu den Preisträger-Entwürfen > leipzig.de <

    Einmal editiert, zuletzt von DAvE LE ()

  • DAvE LE Es ist erfreulich, dass auch Leipziger in der Jury waren.
    Herr Hollitzer ist mir persönlich bekannt und ich kann mir vorstellen, dass er sich nach dem Museumsmief nach etwas Farbe sehnt.
    Aber das so viele kompetente Leute, einstimmig so einen Vorschlag als Sieger akzeptieren, ist vollkommen rätselhaft.
    Vielleicht verfallen die Menschen, die sich dort täglich in die Innenstadt zum schoppen begeben, angeregt durch die schrillen Farben dieses überdimensionalen Tetrisspiels in einen kollektiven Kaufrausch und dies alles wird von einer großen Kaufhauskette manipuliert ?


    Die Leipziger sind empört über derartige Spielerei ( wie ich dies verfolge) und hoffen auf Verwirklichung des dritten Vorschlages.


    Meiner Ansicht nach wird der erste Entwurf von den aufmüpfigen Leipzigern abgewählt.
    Mit den Leipzigern konnte man noch niemals machen, was man wollte.


    Aus dem einfachen Volk kam dieser historische Umbruch, genau einfach sollte, meiner Meinung nach das Ehrenmal ausfallen. Gerade weil in der heutigen angespannten finanziellen Lage der Stadt gespart werden müsste.

    Einmal editiert, zuletzt von Gast1 ()

  • Schade, dass keiner der Entwürfe die historische Platzfläche des Königsplatzes aufnimmt...das Wettbewerbsareal umfasste eine größere Fläche, damit nun umzugehen, indem man wiederum Plätze gestaltet, die sich damit nicht auseinandersetzen, finde ich etwas ungelenk. Mir gefällt der drittplatzierte Entwurf am ehesten, er schafft einen erlebbaren Raum, auch wenn der inhaltliche Bezug sehr abstrakt bleibt. Die anderen beiden Entwürfe sind ziemlich grell und platt...eine bunte Tanzfläche und beliebige Sprüche mit größtenteils wohl geringer Halbwertszeit.

  • Kommt nun zusammen was zusammen gehört, das Lego-Denkmal zur Tetris-Kirche?


    Platz 1: nichtssagende bunte Aluminiumwürfel zum mitnehmen
    Platz 2: flache Tortenstücke mit banal allgemeingültigen Politslogans
    Platz 3: Ein mit Beton „aufgelockerter“ Obstgarten aber immerhin mit direktem Bezug zum Thema!


    Für mich kann ich festhalten, dass sich wieder einmal zeigt, dass unsere Zeit keine Gute ist für den Neubau von Kirchen und Denkmälern, wobei Ausnahmen bekanntlich die Regel bestätigen. Da zudem der Leuschnerplatz wenig bis nichts mit den Montagsdemonstrationen zu tun hatte, war ich persönlich von Anfang an gegen ein Denkmal an dieser Stelle.


    Diese Auffassung muss man nicht teilen, aber ich wünschte Gast1 hätte recht und es finden sich genug Bürger, die gegen ein lieb- und seelenloses Schildbürgerdenkmal (Platz 1 & 2) protestieren.

  • Ob ich schon mal prophylaktisch eine Ebay-Auktion für 60.000 Denkmal-Würfel eröffnen soll?


    Jetzt mal ehrlich, wie weltfremd muss man sein um, in Zeiten ausufernder Kostenlos-Kultur, ein verteilbares Kunstwerk anzubieten?


    Zumal die Message durch das Vorhandensein oder die Abwesenheit der Würfel ja auch nicht geändert wird, da das sinngebende Muster ja so oder so erhalten bleibt.


    Wenn, ja wenn, nach Wegnahme der Würfel nur eine öde Betonfläche zurückbliebe, dann wäre das Projekt spannend.
    Darin könnte man nämlich den demokratischen Willen zur Aufrechterhaltung eines das Stadtvolk beweihräuchernden Denkmales sehen. Und wenn es darüber hinaus erlaubt sein sollte die unweigerlich schwindenden Würfelvorräte (durch Touristen bspw.) durch Bügereinsatz zu ersetzen (durch Basteln von Ersatzwürfeln bspw.) dann wäre das ein spannendes Projekt.


    So etwas funktioniert aber nur wenn es von unten heraus, im Sinne der Street-Art, improvisiert und grenzlegal passieren kann. Und nicht wenn die Stadt geldscheinwedelnd etablierte Studios bauliche Großprojekte durchführen lässt.

  • Ich will nicht meckern, aber mit einem "schlimmen" Entwurf hatte ich schon gerechnet. Allerdings nicht damit. Wenn das die besten Entwürfe sein sollen - wie sehen dann erst die anderen aus !? :nono:


    Der erste Entwurf mag ja vom Gedanken her innovativ sein - aber wie sieht das Denkmal nach einem Monat, nach einem Jahr, nach fünf Jahren aus ? Wie will man dort Vandalismus verhindern ? Muss man damit rechnen, dass die Würfel dann aus Jux und Dallerei nachts auf den Innenstadtring geworfen werden oder dass das ganze als Grillplatz missbraucht wird ? Wie soll jemand, der da meinetwegen mit Auto, Bus oder Bahn vorbeifährt davon überhaupt Notiz nehmen ? Das ganze ist nicht abstrakt sondern schlicht und einfach beliebig und nichtssagend. In dieses "Denkmal" kann man nach Beliebigkeit alles und nichts rein interpretieren. Es nimmt überhaupt keinen Bezug auf 1989... Ich finde den ersten Platz einfach nur verheerend und habe Schwierigkeiten, zu verstehen, dass diese Entscheidung ernst gemeint sein soll !


    Was der zweite Entwurf als unplatisches Diagramm auf dem Boden sein soll, erschließt sich mir auch nicht. Dazu keine Worte...


    Leben könnte ich maximal mit dem dritten Entwurf. Ist zwar vom Gedanken des biblischen Apfels auch etwas weit hergeholt - aber diese Anlage wäre zumindest plastisch und würde in gewisser Weise einladend und angenehm auf Besucher wirken.


    Mein Fazit: Sicher ist die Zeit der bronzenen Reiterstandbilder vorbei - aber mit dem Wort Denkmal verbinde ich schon etwas platisches. Eine Einsenkung im Boden mit Hockern bzw. ein Diagramm sind für mich keine Denkmäler. Kunst hin oder her. Als Denkmalsbefürworter hatte ich schon gehofft, dass man Entwürfe auswählt, die den Ereignissen gerecht werden.

  • ... und die Queen

    @ Valjean ... Doch man baut heutzutage auch noch Denkmale wie früher, siehe hier im SPON wie die Queen das Denkmal enthüllt.



    Als Beispiel klassischer Denkmal Architektur kommt das ganze ohne Erklärung aus, was den Inhalt und die Aussage des Mahnmals angeht.


    Man kann sicher sagen das eine gewisse Finesse fehlt, da das Thema sehr direkt und heroisierend angegangen wurde - aber ist dies nicht der Zweck eines Denkmals?


    Ein Denkmal für die Royal AF Bomberpiloten, haben wir eigentlich auch noch nicht ... ... dieses könnte analog der britischen naturalistischen Darstellung kontrapunktierend zur Abstraktion des Einheitsgedenkens gleich gegenüber auf dem WLP errichtet werden.


    Ich freu mich drauf - mal sehen, welches Denkmal besser verstanden wird. :D