Beiträge von dancingdwarf

    was passiert tatsächlich?


    Die Verkehrssituation ist unerträglich. Wer im Auto 20 Minuten vor dem Theater der Jungen Welt festsitzt, weil mal wieder ein Lieferwagen die Marktstraße blockiert und weder vor noch zurück kommt, eingeklemmt zwischen PKWs, der kann das bestätigen. Ob die Lieferwagen zu Kaufland, DM, Konsum oder sonstwohin wollen, spielt dabei keine Rolle. Politessen wären sinnvoll, in der Marktstraße wird gern in zweiter Reihe und in der Abzweigung geparkt. Wenn die Lützner Straße wieder befahrbar ist, entlastet das die Marktstraße sicherlich. Aktuell jedoch ist es übel.

    Für angemessen und normal halte ich eine Mietschuldenfreiheitsbescheinigung. Von der "Selbstauskunft" der LWB kenne ich aber auch, dass die Kontaktdaten des aktuellen Vermieters abgefragt werden inklusive Erlaubnis, sich dort erkundigen zu dürfen. Die Erlaubnis kann man natürlich verweigern, was sich aber negativ auf die Entscheidung auswirkt.


    Ich gehöre zu den Leuten, die die Erlaubnis erteilen, weil ...


    • ich nicht glaube, dass die LWB sich wirklich erkundigt.
    • es mir nicht schadet, falls sie es doch tut.
    • ich es durchaus verstehen kann, wenn der Vermieter einige Koordinaten vorab abchecken will.


    Doch was macht ein Vermieter, der einen lästigen Mieter endlich loswerden will? Er wird potentiellen Folgevermietern garantiert nicht sagen: Nehmen Sie diesen Mieter nicht, der macht nur Ärger. Er will ihn ja raushaben. In der Windmühlenstraße ist das ja auch der Fall. Insofern wird auch dort die Auskunft des Vermieters nicht negativ ausfallen.

    Eher nicht. Dem Westen kommen zwar Fokus, städtische Gelder und Wegweiser zugute, aber Neustadt-Neuschönefeld war für Selbstnutzer schon sehr lange eine Option, auch kulturelle Bestrebungen sind da nicht neu, Hausprojekte und Wächterhäuser gibt es schon einige Jahre. Auch kann ich nicht erkennen, dass die Akteure vorher im Westen aktiv waren, also "weiterziehen". Was stimmt: Es geht am "Management" der Stadt vorbei und stärkt die These, dass die Stadt nicht Akteur werden müsse (Magistralen-Management-Blablabla und Geldverbrennung), sondern begrüßenswerte Entwicklungen einfach nicht verhindern müsse. Das Liegenschaftsamt hat das Pögehaus offenbar erst nach einem Druck erzeugenden Pressebericht freigegeben. Der Postbahnhof könnte auch schon auf gutem Weg sein, wenn die Stadt nicht blocken würde. Und was macht eigentlich des Geburtshaus von Hanns Eisler?

    Saxonia, auch wenn jetzt alle wieder die Augen verdrehen: Du hast einfach nicht verstanden, was ich schrieb. Ich schrieb ganz sicher nicht, dass Jung für die Fehler anderer gerade stehen soll.


    Ich weiß auch nicht, was daran "jammern auf äußerst hohem Niveau" sein soll, wenn ich darauf hinweise, dass es in Leipzig zwar Motorschleusen im Naturschutzgebiet gibt, man in der Innenstadt aber nicht mal in der Lage ist, Scheiben sicher zu befestigen oder ein überzeugendes Radwegekonzept umzusetzen.

    OBM Burkhard Jung (bzw. sein Gostwrither) antwortet in der Zeit als "Stadt Leipzig" auf den Brief von Robert Schimke.


    Meine Achtung vor Jung hält sich wahrlich in Grenzen, aber dass er einen Ghostwriter braucht, glaube ich nicht. So was kann der selbst.


    Was mir auffällt: Das wahlweise alttestamentarische oder kindliche Sündenbockprinzip wird einmal mehr gepflegt. Für die Übel in der Stadt sind schuld:


    - die "Unfreiheit unter Diktaturen von Nazis und SED" sowie
    - die "Falschen", mit denen sich Leipzig einließ.


    Daran liegt es, dass aktuell nicht alles rosig ist. "Noch heute muss ich Verletzungen kurieren", schreibt Burkhards Leipzig. Eigene Schuld eingestehen, wahre Verantwortung übernehmen? Neee. Die andern waren's!


    Ach, Burkhard, das ist kindisch. Ein Oberlehrer sollte das wissen.


    Leipzig ist überfordert, den Sachsenplatz nach Plan zu gestalten. Selbst die Verglasung des Bildermuseums schien zeitweise ein unüberwindbares Problem. Dass es in anderen Städten verglaste Wolkenkratzer gibt, änderte nichts an Leipzigs Ansicht, vor einem nahezu unlösbaren Problem zu stehen (klar waren irgendwie die Zulieferer schuld).


    Der Uniriese verliert weiterhin Scheiben. Schuldig könnten die Hubschrauber sein, entnehme ich der LVZ und wundere mich nicht. Woanders landen Hubschrauber auf und zwischen Wolkenkratzern, die Erde bebt, die Stürme toben und dennoch fallen die Scheiben nicht aus den Fenstern, in Tokio so wenig wie in Los Angeles. Nicht so in Leipzig.


    In Leipzig kann man zwar kaum mit dem Fahrrad durch die Innenstadt fahren, aber man kann mit dem Motorboot durchs sensible Naturschutzgebiet an den Badesee fahren, keine wahnwitzige, kostenträchtige Schleuse wurde dafür gescheut.


    Was mich überrascht, ist das Hohelied aufs Wachstum. Burkhard Jung ist schlau genug zu wissen, dass das Wachstumsdogma keine Probleme löst, sondern sie nur etwas in die Zukunft verlagert - bestenfalls über eine Amtsperiode hinaus. Leipzig wäre Heldenstadt, wenn sie Alternativen zum Wachstumsdogma suchte. Aber sie setzt darauf, andere Städte auszustechen, das ist pubertär. Kampf um Fördergelder, Kampf um Zuwanderung, Kampf um Ansiedelung von Unternehmen, Kampf um Aufmerksamkeit. Da schenkt Leipzig anderen nichts.


    War eigentlich jemand vergangene Woche bei dem Gespräch über den Parkbogen Ost im Grassi? Gerkens sagte dort, dass die Stadt selbst ein solches Projekt nicht tragen könne. Peter Kolar, der seit Jahren versucht, die Stadt für seine Pläne zur Nutzung des Postbahnhofs zu erwärmen, erwiderte, dass es ja manchmal schon reiche, wenn die Stadt aufhöre, Dinge zu verhindern.

    ^ Leider ein typischer L-IZ-Artikel mit Fehlern wie:

    Der 3. Preis wurde an den Entwurf von Anna Dilengite, Tina Bara und Alba d’Urbano aus Leipzig vergeben. Die drei haben schon mit 2001 eingeweihten Erinnerungsmahnmal an die Große Leipziger Synagoge in der Gottschedstraße für Furore gesorgt.


    Edit: In der Leipziger Volkszeitung begeht Thomas Mayer denselben Fehler. Offenbar schreiben beide ungefragt auf, was jemand auf der Pressekonferenz falsch behauptet hat.


    dort steht jetzt das neue bildermuseum. und du findest in der innenstadt keine kunstaustellungen mehr?


    Müssen wir jetzt Schmidts Ausstellungspolitik diskutieren? Heute abend wird im Keller die Kleinklassenausstellung eröffnet. Schöne Sache, leider die große Ausnahme.


    Wieso muss das eigentlich immer persönlich werden? Selbstmitleid ist nicht mein Ding. Wenn ich bedauere, dass die innerstädtischen Freiräume verschenkt wurden, welche z. B. die Jahresausstellung lange genutzt hat, dann heißt das gewiss nicht, dass ich Fan der Jahresausstellung bin. Gott sei mein Zeuge, dass das nicht so ist. Mein Ding waren schon eher die D'Urbano-Ausstellungen im Messehof.

    die touristeninformation befindet sich nach wie vor dort, das polnische institut ist 50 meter weiter an den markt umgezogen, die brunnen von harry müller werden ab nächstem jahr 100 meter weiter auf dem frisch begrünten richard-wagner-platz (ein ehemaliger parkplatz) sprudeln, für tobende kinder wurde gleich nebenan entlang der reichsstraße ein spielplatz erbaut und drogerien gibt's inzwischen wahrlich an jeder ecke.


    Das ist mir alles bekannt. Auch, dass sich die Touristeninformation freilich nicht "nach wie vor" dort befindet. Um dieses "Nach wie vor" geht es ja, wenn ich den Sachsenplatz beispielhaft anführe, ein funktionierender Platz wurde aufgegeben zugunsten eines Platzes, der nicht funktioniert. Dass der Sachsenplatz ein Problem darstellt, ist übrigens gängige Verwaltungsmeinung, nicht allein meine Privatmeinung.


    Es geht nicht darum, ob sie irgendwo in Leipzig irgendwas finden lässt.

    denk vor deinem nächsten beitrag mal darüber nach...


    Ich? Du schreibst "nicht[s] ist weg", aber unterstellst mir mangelnde Reflexion? Das ist schreiend komisch.


    Zurück zum von Robert Schimke konstatierten Mangel an großen Visionen. Leipzig will 2020 Kulturhauptstadt Europas werden. Mit Blick auf die Kosten und die Umsetzung darf dies getrost als größenwahnsinniges Projekt bezeichnet werden, zumal das aktuell zuständige Führungsduo Faber-Jung kulturpolitisch nicht ernstgenommen wird und nicht ernstzunehmen ist. Robert Schimke weiß von den Kulturhauptstadtplänen. Er verschweigt sie dennoch. An vielen Beispielen (ich zähle nichts mehr auf, werde sonst wieder zum mitleidigen Fan erklärt von Leuten, die Argumentationsstrukturen nicht erfassen können) lässt sich aufzeigen, dass Leipzig Kultur an die Peripherie verdrängt, bevorzugt in den Westen, schließlich sind die Westkulturschilder bezahlt und aufgestellt.


    Abgesehen von einigen Feigenblättern und kommerziell beinah tragfähiger Kleinkunstbühnen setzt die Innenstadt voll und ganz auf Konsum. Dabei wird gezielt versucht, das weite Umland abzugrasen, anstatt froh zu sein, dass die Autos das verkehrsgünstig gelegene Nova Eventis ansteuern, anstatt in die Innenstadt zu drängen.


    Klar wiederhole ich mich, wenn ich sage: Leipzig hätte punkten können, indem es innerstädtische Funktionen überdenkt und Neues wagt.


    Soll Leipzig meinetwegen die Vision der Einkaufsmetropole Europas haben. Eine Chance auf den Titel hätte sie zwar nicht, aber glaubwürdiger als Kulturhauptstadt Europas wäre es allemal.


    Nebenbei: Kann jemand die Frage nach dem Bildungscampus auf dem Jahrtausendfeld beantworten? Ist die Idee wirklich gestorben?


    Modhinweis Cowboy: Die Idee ist nicht gestorben, wohl aber noch nicht in trockenen Tüchern.

    schlicht und ergreifend ermüdend.


    Stimmt. Leider bietest Du erneut Anlass dazu.

    Was bietest du denn an, außer der Feststellung, dass früher alles besser war


    Ausgerechnet das biete ich, wie geschrieben, nicht an. Du zwingst mich, mich zu widerholen, und beklagst, dass ich mich widerhole :troest:

    lässt du dabei völlig die Entwicklung auf dem konkurrierenden Heimkinomarkt außer acht


    Von wegen, auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Lies und versteh doch einfach, was ich geschrieben habe ;)

    Ich weiß nicht, welche Sätze Du wie verstehst, um eine so absurde "Zusammenfassung" zu geben. Ich romantisiere nicht. Ich sage nicht, früher war alles besser. Ich halte mich mitnichten für den Wahrer endgültiger Wahrheiten. Nicht mal diskutiere ich Sachsenplatz und Brühlscheiben. Wenn das Deine Auffassungsgabe ist, solltest Du es mit mehr Demut versuchen.


    Was soll eine solche "Zusammenfassung" überhaupt, abgesehen vom plumpen Versuch, mich zu verunglimpfen? Sag doch, was Du beizutragen hast, aber leg mir nichts in den Mund, was ich nicht gesagt habe.


    solche eigenartigen ansichten können doch nicht der maßstab für stadtentwicklung sein.


    Wie gewohnt hindert Dich Dein Hörfehler, zu verstehen. Das, was man mit einem Ort verbindet, kann zwar sehr wohl Maßstab sein, muss aber nicht. Ist völlig egal, es ist einfach das, was mich persönlich mit Leipzig verbindet. Du hast Deine Zeit vergeblich vergeudet mit der Suche nach einem diffamierenden Vergleich.

    ruinen und brachen waren eben nicht leipzig, sondern das resultat von krieg und sozialismus. beides ist zum glück vorbei und die entwicklung geht weiter.


    Wieder so eine unendlich eindimensionale Sicht. Die Entwicklung stand nie still. Und sehr viele Gebäude, insbesondere Industriegebäude, waren 1989/90 in akzeptablem Zustand. Man konnte vielen Gebäuden anderthalb Jahrzehnte beim Verfallen zuschauen. Das kannst Du weder DDR noch dem Krieg ankreiden, das verschuldeten überforderte, ignorante Verwalter und Pfleger.

    es ist völlig okay, sich gern an das billige bier in illegalen kellerclubs der 90er zu erinnern.


    Tue ich nicht, hat mich nie interessiert. Ich erinnere mich z. B. an das Kino auf dem Sachsenplatz, das am Ring, das im Grassi, die Camera Eutritzsch und die Schaubühne im Lindenfels unter Heike Graßhoff. Leipzig war in den 90ern eine heimliche Kinohauptstadt. Hier lief alles außer Blockbusterkino. Inzwischen ist es umgekehrt. Keins dieser unabhängigen Kinos existiert mehr.


    beim blick zurück gibt es überhaupt keinen grund zu völlig unangebrachter verklärung.


    Wieder so ein Tinnitus-Sinnlos-Satz. Für unangebrachte Verklärung gibt es nie einen Grund. Und gibt es angebrachte Verklärung?

    wer will die verhältnisse der 90er wirklich zurück haben?


    Ich würde wetten, dass die Autofahrer, die alltäglich über Brühl, Fleischergasse, Klostergasse, Neumarkt, Schillerstraße schleichen, diese Parkplätze gern zurück hätten. Mir würde genügen, wenn es endlich für den Ring und seinen Innenbereich ein Fahrradkonzept gäbe, das mehr zulässt als Schrittfahren.

    wer will die brachen, plattenbauten und ruinen wirklich zurück haben?


    Es geht nicht um "zurück haben". Es geht darum, die Auslöschung zugunsten von 0815-Shopping-Architektur zu bedauern.


    Ich mochte den Sachsenplatz, so wie er war: mit Touristeninformation, Kino, Galerie, Drogerie, Brunnen von Harry Müller, mit Aufenthaltsqualität und tobenden Kindern und einem vitalen Polnischen Institut vis-à-vis.

    zwar ist die stadt kein zoo mehr, in dem man frei laufende ossis an ihren kohleöfen bestaunen kann.


    War es nie. Dennoch braucht es in der Regel nur Sekunden, die Herkunft Ost oder West zu erkennen. Das ist auch so ein Phänomen: seit reichlich 20 Jahren wird geleugnet, dass Ost- und Westdeutsche von einem anderen Betriebssystem angetrieben werden. Hätte man sich den Unterschieden gestellt, die verschiedenen Wertesysteme erkannt, dann hätte man viele Fehler vermeiden können.

    dafür haben sich hier die lebensbedingungen seit der wende so derartig verbessert


    Meine Lebensbedingungen nicht. Ich finde in der Innenstadt keine Kunstausstellungen mehr (nicht zuletzt der Messehof war regelmäßig bespielt, aber auch die Leerfläche über dem Capitol etc.), ich muss die Filme, die ich sehen will, aus dem Netz beziehen, weil Luru, Cineding, Kinobar Prager Frühling die Lücken nicht füllen, die Camera Eutritzsch & Co. gerissen haben. Ich schätzte Engel als Theaterintendant und kann mit Hartmann wenig anfangen.


    Ich sehe, dass beide Rathäuser, Thomas- und Nikolaikirche, Völkerschlachtdenkmal, Kroch- und Allianzhochhaus, Hauptbahnhof, Katharinenstraße, Petersstraße, Grimmaischer Steinweg usw. saniert wurden. Ich leugne nicht, dass Handlungsbedarf bestand. Ich bezweifle nur, dass es keine besseren Lösungen gegeben hätte.


    Mich stört übrigens nicht, dass ca. alle 200 Meter eine Brache mit Aldi, Kaufland, Lidl, Netto, Netto mit Hund, Penny, Rewe usw. bebaut wurde und die Baumarktdichte keine Wünsche offen lässt. Ich hoffe, das spült der Stadt ordentlich Einnahmen in die Kasse, mit denen sie klug agiert. Mich stört, dass ich kein kluges Agieren erkennen kann. Haus Leipzig und Kulturbundhaus könnte man aktuell gern diskutieren. Postbahnhof oder Astoria usw.


    Musste das Steigenberger wirklich in den Handelshof, womit sich das Verkehrsaufkommen wieder drastisch erhöht? Hätte man wirklich keine Lösung finden können, die das Astoria einbezieht? Muss man das Gästehaus am Park - nicht zuletzt zeitgeschichtlich bedeutend - wirklich verfallen lassen?

    Hedges, sehr schöne Antwort. Der will ich nichts entgegensetzen, außer eine kleine Anmerkung. 1995 hieß der Slogan der Stadt "Leipzig kommt!", nicht "Leipzig bleibt!" oder "Leipzig geht!".


    "Leipzig kommt!" sagte klar: Leipzig will sich einreihen, sich zu den anderen gesellen, annähern, gleichmachen.


    "Leipziger Freiheit" gefällt mir besser als "Leipzig kommt!". Nur die Realisierung schmeckt mir nicht.


    Leipziger Freiheit? Bundesweit Vorreiter in der Videoüberwachung!
    Leipziger Freiheit? Autos nahezu überall in der Innenstadt, Radfahren weitgehend verboten.


    Die Löffelfamilie etwa ist eine touristische Attraktion und gleichzeitig Identifikationsfläche für Bürger, man mag sie, während das Völkerschlachtdenkmal abschreckt. Dennoch beinhaltet "Leipziger Freiheit" nicht mal das Geld für den Betrieb und Erhalt der Löffelfamilie. Es wird zu groß gedacht, das Kleine wird übergangen.


    Das keine Stadt wie eine andere wird, stimmt. Für einen Westdeutschen wie mich war es Mitte der 90er dennoch angenehmst irritierend, nahezu werbefreien Straßen zu begegnen. Inzwischen ist die Innenstadt wirklich austauschbar. Der Markt mit den Messehäusern war vielleicht nicht schön, aber er war Leipzig. Wenn man auf dem Markt jetzt Richtigung Süden oder Westen schaut, blickt man auf Architektur, die sich von Essen oder Hannover nicht unterscheidet. Investorenarchitektur, aufgesetzt. Die Industriestraße in Schleußig könnte genauso gut in Düsseldorf oder Hamburg sein. Diese Austauschbarkeit ist schade.


    Mein persönliches Leipzig wird verschwunden sein, wenn ich nach dem ersten Kälteeinbruch keinen Kohlengeruch mehr feststellen kann.

    Klar, die Zeit hat Einfluss. Witzigerweise am meisten bei denen, die Robert attackiert: Westdeutsche Akademikerkreise. Es würde mich sehr wundern, wenn zur Nedden kein Zeit-Abonnement wäre.


    Die Zeit hat lange westdeutsche Vorurteile über Ostdeutschland gepflegt und sich gewundert, hier keine Leser zu finden, trotz Feigenblatt Christoph Dieckmann. Zwar versucht sie seit zig Jahren, ihr Image zu verbessern und näher ran zu kommen, das scheint jedoch bislang nicht so zu klappen. Mit Autoren wie Robert und einiger Geduld könnte sich das ändern. Zur Nedden kündigt dann und andere abonnieren ;)


    Robert moderiert zum Kunstfest am Neustädter Markt erneut eine Podiumsdiskussion, in der es sicher auch im Stadt(teil)entwicklung gehen wird (12.07., 18:30 Uhr, Hl-Kreuz-Kirche).


    Cowboy: Ich sehe da ja auch ziemliche Widersprüche in dem Text. Robert konstatiert, dass die Stadt die kleinen Freiheiten aufgegeben hat. Er registriert, dass die größenwahnsinnigen Visionen der Stadt wie Luftblasen zerplatzt sind. Er will aber nicht wahrhaben, dass das Streben nach dem Unerreichbaren das Erreichbare geschwächt bis verhindert hat. Er lobt das unaufgeregt Kleinteilige, die Nischenlabels, die leisen Maler, Spreadshirt. Doch er fordert die größenwahnsinnigen Visionen. Das geht nicht zusammen. Es geht ja genau darum, dass die Stadt trotz Westkultur-Schilder nicht vergisst, dass die Künstler, selbst die mit Spinnereiatelier, lieber in der Windmühlenstraße feiern. Es geht darum, neben Bach nicht das A-Cappella-Festival, Mendelssohn, Schumann und Wave Gotik zu vergessen.


    Insofern scheint mir die Stadt schon weiter als Robert: Sie setzt nicht mehr nur auf Bach, sie kapiert, dass ein bürgernaher Schauspielintendant besser ist als ein feuilletonnaher Radaumacher. Und am Jahrtausendfeld - das ist doch wirklich mal ein Hammer - wird der Investor, der hochwertiges Wohnen bieten will, versetzt zugünsten eines Bildunsgscampus'. An diesen Stellen müsste man der Stadt doch mal gratulieren. Aber Robert wünscht mehr Größenwahn.

    Nur wäre vorher zumindest kurz darauf hinzuweisen, das dies kein Leserbrief gelangweilter Rentner_innen ist, wie sie auf der zweiten Seite des Lokalteils der LVZ in kleinerer Schrift am linken Rand abgedruckt werden


    Das eine ist prinzipiell nicht schlechter als das andere. Zumal selbst Robert gelegentlich irren kann und er in dem "Brief" noch die offizielle Kreuzer-Haltung verfolgt: Jürgen Schneider, ein skrupelloser Krimineller, wird verniedlicht, die Olympia-Bewerbung für gut befunden. Dabei trägt die Olympia-Bewerbung ihren Anteil am Abriss denkmalgeschützter Bauten etwa in Jahnallee und Friedrich-Ebert-Straße. Die Stadt musste etwas gegen den Vorwurf unternehmen, das hohe Verkehrsaufkommen nicht bewältigen zu können. Verwaltung und Politik wären gnädiger etwa mit der Kleinen Funkenburg umgegangen, wäre sie nicht Olympia im Weg gewesen.


    Was man mit "Cowboy" diskutieren könnte, weiß ich nicht. Er ist offensichtlich weder in der Lage, das feuilletonistische Genre zu begreifen, das Robert mit dem "Brief" pflegt, noch hat er den Inhalt erfasst. Da passt es, dass er nicht mal den Namen richtig schreiben kann.


    Im Übrigen bin ich nur in wenigen Punkten Roberts Meinung. Er will, dass die Stadt ihren Größenwahn weiterpflegt. Ich hielt diesen Größenwahn immer für schädlich. Es war immer das Unkraut, dass diese Stadt interessant gemacht hat. Die Spinnerei ist heute ein Kunstzentrum, weil es in den 90ern den Quadratmeter warm für eine D-Mark gab (heute 3,50 Euro kalt). Jim Whiting ist noch immer in Leipzig, weil sein Bimbo Town hier auf vergleichsweise verständnisvolle Verwaltungsangestellte traf. Ein Projekt wie das Westwerk wäre so in Düsseldorf, Hamburg oder München undenkbar. Das wäre ordnungsbehördlich sofort gesperrt worden. Die Liste ließe sich lange weiterspinnen. Sinnvoller wäre es aber wohl, zu schauen, ob es enger und strenger wird in Leipzig. Die Distillery konnte sich bislang behaupten, das Superkronik haben die Behörden dicht gemacht.


    Robert Schimke erwähnt das Jahrtausendfeld:

    Eine deiner schönsten Brachen, sie trägt den Namen Jahrtausendfeld, wird bald verschwinden. Die Stadtverwaltung wollte dort eine dringend benötigte Schule für die Babyboomer der überlaufenden neuen Wohlstandsviertel im Westen bauen – eine würdige Nutzung. Ein Investor war schneller. Warum hast du dich nicht gewehrt?


    Stimmt das? Meines Wissens hat Leipzig der Stadtbau AG das Grundstück weggeschnappt und der Bildungscampus wird realisiert.


    LE Mon. hist.: Danke, ich hätte den Text ohne Dich nicht mitgekriegt. Nebenbei: Im Grunde adaptiert Robert hier das "Nachdenken über Leipzig"-Format der LVZ für die Zeit.

    Stimmt so auch nicht


    Ich weiß nicht, was Du glaubst, was ich gesagt hätte. Es ging darum, dass in der sozialistischen Stadt Altbauten nicht vorgesehen waren. Sanierungsgebiet hieß: neu bauen. In Leipzig hat womöglich nur die Wende Connewitz davor bewahrt, Plattenbauviertel zu werden.

    In Deinem Link steht aber doch genau das drin, was ich befürchtet habe.


    Du schriebst:


    Muß wohl daran gelegen haben, dass man den Erhalt der Altbauten oder gar deren Wiederherstellung nach dem Krieg nicht als vorrangiges politisches Ziel gesehen hat.


    Aber es war genau andersherum: Es war vorrangiges Ziel, die Stadt neu zu entwerfen und sich des Alten zu entledigen. Da passte eine Paulinerkirche nicht ins Konzept und die Brühlplatten stellten sich kühn quer zur gewachsenen Struktur. Off-Topic.

    und dir ist klar, was eine heizung, neue fenster und sanitäranlagen kosten? und das sie auch nicht billiger wären, wenn der eigentümer nur schnäppchenmieten verlangen würde?


    Das klingt so, als wäre Dir nicht klar, dass Miete keinen Nettogewinn darstellt, sondern auch dem Erhalt und der Erneuerung des Hauses dient.


    Manchmal erledigen Hauseigentümer dringliche Arbeiten nicht, in der Windmühlenstraße zum Beispiel. In den Neunzigern kündigte die LWB überfällige Dachreparaturen an, setzte sie aber nie in die Tat um. Die Mieter halfen sich selbst oder vielmehr dem armen Eigentümer und fingen Regenwasser auf dem Dachboden in Eimern und Wannen auf. Rund 15 Jahre später wird das Haus verkauft und die Mieter, die jahrzehntelang Miete gezahlt haben, ohne dass rückinvestiert wurde, sollen plötzlich für die Moderniesierung blechen? Dafür haben sie längst gezahlt!


    die große verdrängung aus altbauten hat in der ddr stattgefunden


    Verdrängung? Altbauten hatten Außen-WC und waren schwer beheizbar. Dort wurde niemand verdrängt. Dort wohnte, wer woanders nicht unterkam.