Chemnitzer Industriedenkmale: Bestand, Nutzung und Zukunft

  • In der FP-Ausgabe vom Freitag stand dazu noch dies:


    "Ihren Sitz haben wird die Kulturhauptstadt-Gesellschaft in der alten Hartmannfabrik an der Fabrikstraße. Sie soll zugleich als zentrale Anlaufstelle für Besucher und Beteiligte dienen. Läuft alles wie geplant, könnten die Büros dort Anfang 2023 bezogen werden, heißt es aus dem Rathaus. Bis dahin wolle der private Eigentümer das mehr als 150 Jahre alte Gebäude auf Vordermann bringen. Auch Veranstaltungs- und Ausstellungsflächen solle es dort geben, so OB Schulze. Die Kulturhauptstadtgesellschaft werde den Komplex voraussichtlich bis 2026 oder 2027 mieten, kündigte das Stadtoberhaupt an. „Derzeit laufen letzte Verhandlungen“, sagte er."

  • Für Altchemnitz handelt es sich um folgende Beschlussvorlage: "Integriertes Handlungskonzept (IHK) Altchemnitz - Fortschreibung 2021". Da schon von dem bisherigen Konzept wenig bis nichts umgesetzt wurde, erwarte ich mir davon wenig. Wenn ich das richtig verstehe, ist das eher eine Grundlage, um vom Freistaat als Stadtumbaugebiet anerkennt werden zu können, was wohl in Aussicht gestellt wurde. Die einzelnen Maßnahmen werden auch geschildert, aber mir ist das alles noch zu sehr Papiertiger, als mich damit im Detail zu beschäftigen.


    Für beide Bereiche gibt es zudem noch die "Aktualisierung 2021 des Stadtumbaukonzepts der Stadt Chemnitz". Hier wird es mit folgenden Maßnahmen (ganzes Stadtgebiet) schon konkreter:


    Schloßchemnitz


    - Sanierung Horst-Menzel-Straße 5 (Einrichtung Jugendbetreuung)


    - Lückenschließung Neubau Kanalstraße 31 (Planungsstand ca. 1,9 Mio. € Baukosten, kommunaler Wohnungsbau für Familien als Energieeffizienzhaus in 2021-2023)


    - Sicherung Limbacher Straße 52/54 (ca. 160 T€ Förderrahmen aus Sicherungsmitteln ohne kommunalen Eigenanteil)


    Sonnenberg


    - Abbrüche Karree 72 Flurstück 2061/1 für neue Zuwegung Gemeinschaftsgärten (ca. 80 T€ Baukosten, 2021-2022), Begrünung Karree 72 nördlich Zietenstraße (ca. 55 T€ Gesamtkosten, Durchführung 2023)


    - Umgestaltung Lessingplatz bei Sonnenberger Promenade, Projektfläche Kulturhauptstadt (ca. 210 T€ Gesamtkosten, Durchführung 2024)


    - Umgestaltung Martinstraße - Schulwegsicherung (ca. 600 T€ Baukosten, Durchführung 2021)


    - Erneuerung Spielplatz Bunte Gärten (ca. 600 T€ Baukosten, Durchführung 2023)


    - Erneuerung Bolzplatz Hainstraße (ca. 90 T€ Gesamtkosten, Durchführung 2024)


    - Erneuerung Spielplatz Sonnenstraße/Martinstraße (ca. 50 T€ Gesamtkosten, Durchführung 2025)


    - Erweiterung Bunte Gärten – Umsetzung Beschluss Gesamtkonzept, Einbeziehung Brache Martinstr./Augustusburger Str., überwiegend städt. Eigentum

    (ca. 450 T€ Gesamtkosten, Durchführung ab 2026)


    Brühl


    - Aufenthaltsbereich Eckstraße/Radweg Chemnitz Fluss als kommunale Maßnahme Kulturhauptstadt (ca. 331 T€ Baukosten, 2021/2022)


    - Sicherung Brache Industriedenkmal ehemalige Spemafa, Lerchenstraße 8-10 (ca.930 T€ Baukosten in 2021-2022)


    Bernsdorf


    - Rückbau Schwimmhalle Bernsdorf (ca. 200 T€ Rückbaukosten, 2022)u und Nachnutzung durch öffentliche Grün- und Freizeitflächen


    Zwickauer Straße


    Sehr viele Maßnahmen, am besten im Original ab Seite 67 selber lesen.

  • Viele interessante Projekte. Nur den Radweg am Chemnitzfluss sähe ich gern nicht an der Eckstraße "zementiert", tatsächlich geht dieser nach der Brücke Lohrstraße ja weiter bis an das VW-Autohaus, dort wiederum könnte/sollte er über die Brache am Fluss bis zu seinem vorhandenen Anschluss über die Müllerstraße und dann zwischen Fluss und Kältespeicher weitergeführt werden. Der aktuelle Zustand ist Flickschusterei.

  • Da steht nicht ausdrücklich, dass es sich um die Rößlerstraße 9 handelt, oder? Die liegt ziemlich stadtbildprägend in der Nähe der Annaberger Straße (siehe Bing-Vogelperspektive). Das könnte vielleicht so eine Art Initialzündung für Investitionen in Altchemnitz werden, das eigentlich sehr viele Vorteile als Wohnstandort bietet - Grünflächen und Arbeitsplätze in der Nähe, gute Anbindung an die Innenstadt mit Straßenbahn vor der Haustür, auch mit dem PKW gut erreichbar, Freizeitmöglichkeiten und Schrebergarten vor der Haustür etc. Nur die fehlende Anbindung Richtung TU über die Bahngleise ist ein großer Nachteil, den die Stadt trotz bekannter Absichtserklärungen langsam mal in Angriff nehmen sollte. Das ist andererseits natürlich leicht gesagt, alle Meldungen mit Einfluss auf die Haushaltslage sehen ja nicht so toll aus (Pandemie, einbrechende EinS-Überweisungen in Millionenhöhe, ...).


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    Quelle: (dwt).

  • Am 04.10. berichtete Tag24 über die Sanierung der Riemann-Werke an der Hofer Straße durch die Hansa Real Estate. Entstanden sind 42 Wohnungen mit bis zu 200m2 Wohnfläche. Aus meiner Sicht ein wirklich hervorragendes Projekt! Vielleicht nimmt sich die Hansa Real Estate ja noch der alten Riemann-Villa gleich nebenan an...


    einziger Wermutstropfen sind aus meiner Sicht die EFH im inneren Teil des Areals. Dass der Investor die Flächen an Häuslebauer verkauft, finde ich dabei eh legitim. Hier wäre aber eine einheitliche Gestaltung der Gebäude dring notwendig gewesen - vielleicht in Anlehnung an den Stil der Fabrik. Von den sechs (?) Häusern die dort entstanden sind, passt wirklich keines zusammen. Das schmälert den Gesamteindruck etwas.


    https://www.tag24.de/chemnitz/…nungen-entstanden-2146662

  • Die Hartmann-Fabrik Mitte Oktober. Mehr als das, was auf dem Foto zu sehen ist, bleibt wohl nicht stehen:


  • Neues vom Komplex der Spemafa und des ehem. Bahnwagenwerks in der Lerchenstraße. Der Schweizer Investor will das Areal wohl in einen "Wellnesspark" verwandeln. Aktuell wird im Außenbereich ein Nutz- und Natursteingarten angelegt. Es wird berichtet, dass in die Fabrikgebäude ein türkischer Haman, ein hinduistischer Ritualraum, diverse Firmen und Galerien einziehen sollen.

    So richtig handfest klingt das alles noch nicht, aber schaun wir mal. Hauptsache die Ecke belebt sich; durch seinen architektonischen Stilmix ist das Areal sehr interessant.

    https://www.tag24.de/chemnitz/…ein-wellness-park-2242023

  • Neues vom Komplex der Spemafa und des ehem. Bahnwagenwerks in der Lerchenstraße. Der Schweizer Investor will das Areal wohl in einen "Wellnesspark" verwandeln. Aktuell wird im Außenbereich ein Nutz- und Natursteingarten angelegt. Es wird berichtet, dass in die Fabrikgebäude ein türkischer Haman, ein hinduistischer Ritualraum, diverse Firmen und Galerien einziehen sollen.

    So richtig handfest klingt das alles noch nicht, aber schaun wir mal. Hauptsache die Ecke belebt sich; durch seinen architektonischen Stilmix ist das Areal sehr interessant.

    https://www.tag24.de/chemnitz/…ein-wellness-park-2242023

    Gut, dass sich dort zumindest bisschen was tut, das könnte zu einer Aufwertung meiner 3 Wohnungen in der Straße führen, wobei ja die Lage auch bisher schon gut gefragt ist.

  • Wie Tag24 berichtet, steht die ehemalige Auto-Union in der Scheffelstraße, nach dem Krieg als Krankenhaus genutzt und mittlerweile seit Jahrzehnten leerstehend, kurz vor einer Sanierung. Das Gebäude soll offenbar als Gewerbestandort entwickelt werden. https://www.tag24.de/chemnitz/…m-strassenwerbung-2530887


    Ich wünsche dem Projektträger viel Erfolg mit dem Projekt!
    Etwas schade finde ich, dass hier an dieser Stelle keine Wohnnutzung zugelassen werden kann. Von der Lage an sich keine unattraktive Wohnlage - direkt am Stadtpark mit guter Anbindung an den Südring bzw. an den ÖPNV der Stadt und zwei Schulen direkt am Gelände. Die gesamte Ecke dort könnte durchaus Wohnbau vertragen - vorausgesetzt man wird die ganzen kleinen Baracken und versiegelten Flächen dort in der Gegend los. Auch für benachbarte Villa von Otto Brückner wäre damit eine Nutzung wieder möglich. Eine Kombination aus nicht-störendem Gewerbe und Wohnnutzung - bspw. für mittelständisches Handwerk fände ich dort sehr schön. Dennoch: sehr schön, dass dort etwas passiert :)

  • Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. Solche Pläne wurden früher schon verkündet, und die Anonymität des Investors erhöht mein Vertrauen auch nicht. Schon die im Artikel erwähnte, angeblich aktuell stattfindende (?) Sicherung wäre zumindest ein Schritt in die richtige Richtung, selbst wenn es dann doch nichts werden sollte. Und sobald die erste Million verbaut wurde, nehme ich das ernst.

  • Der Gebäudeteil zur Straße zu ist in gar keinem so schlechten Zustand - das Dach ist dicht, im OG wurden schon von einem früheren Eigentümer neue Fenster verbaut und im Gebäude sind sämtliche Zwischenwände entfernt. Es sind im Grunde große leere Hallen, die sich für eine Gewerbenutzung leicht aufteilen lassen. In schlechtem Zustand befindet sich der Verbindungstrakt, der das Hauptgebäude mit dem im 90° anliegenden Seitentrakt verbindet. Hier sind bereits die Decken durchgebrochen. Bei diesem Teil muss es sich meiner Meinung nach auch um den ältesten Bauteil handeln.


    Besonders schön: Im EG sowie im 1. OG sind offenbar noch alte Detail der Auto-Union vorhanden. Zum einen die hinerleuchtete Decke unter der die Autos präsentiert wurden (https://chemnitz-gestern-heute…hauptverwaltung-chemnitz/) und zum anderen das Direktorenzimmer mit den alten wunderschönen Holzvertäfelungen.

  • Getreidemarkt 1, ehemals:


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    Umspannwerk 1929 von Baurat Friedrich Wagner-Poltrock im Stil der klassischen Moderne umgebaut.


    Jetzt:


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    Seit 2012 Nutzung als Jugendherberge eins.



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    Insgesamt eine sehr gelungene Sanierung und passende Umnutzung, wie ich finde...

    Ein Kritikpunkt wäre aus meiner Sicht die neue Treppe. Die leicht schrägen Stützen

    im EG (siehe erstes Bild) sind ein wesentliches Gestaltungselement, das vor allem

    durch die neu angebaute Treppe in seiner Wirkung deutlich reduziert wird...

    Ein neuer Eingang an dieser Stelle wäre sicher auch dann möglich gewesen, wenn

    man die Treppe nach innen verlegt hätte und dadurch der äußere Eindruck erhalten

    geblieben wäre.


    Nu aber nischd wie rein in die gute Stube:


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    000jhchem1068e67.jpg


    In der als Empfangs- und Aufenthaltsbreich genutzten ehemaligen Werkhalle blieben

    Teile der industriellen Ausstattung erhalten...


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    u.a. die Schwungradhälfte aus dem Jahr 1929 und die alte Kranbahn an der Hallendecke.


    000jhchem13tgih2.jpg


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    ...in die Zimmer führen Gänge:


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    ...und von dort bietet sich dieser Ausblick:


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    Dazu passend befindet sich vor dem Haus eine Bild- und Infotafel zum Getreidemarkt:


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    aktuell:


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    (solche Tafeln mit alten Bildern sollten eigentlich überall aufgestellt werden :Koenig: )


    Wenn man sich abschließend ähnliche Bauwerke in anderen Städten ansieht... z.B. in Dresden:


    512px-Dresden-Jugendherberge-FreibergerStr.jpg

    Quelle: Kolossos bei Wikipedia


    ...oder in Leipzig:

    000chemnjhvtlemo.jpg


    ...so kann man feststellen, dass sich Chemnitz in diesem Bereich als Kulturhauptstadt präsentieren kann.


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  • Wenn man wie Du mal genauer hinschaut, wäre für mich weniger die Treppe der Kritikpunkt, sondern die lieblose Umgestaltung des früher säulenbestandenen Eingangsbereiches. Schon warum der Eingang von dort verlegt worden ist wäre interessant, wobei es dafür vermutlich zwingende Gründe gab.


    Solche Detailkritik sind wir in Chemnitz aber gar nicht gewohnt, hier ist man über jede noch so einfache Sanierung froh. Und die des Umspannwerks ist zweifellos eine der besten überhaupt in Chemnitz, nachdem dort jahrelang Leerstand herrschte - und die Gründerzeitgebäude in der nahen Theaterstraße trotz ihres riesigen Potentials wohl immer noch den lebhaft den Eindruck einer sterbenden Stadt im jahrzehntelangen Niedergang vermitteln. Ich muss mich dort vielleicht mal wieder umschauen, aber auf dem Bild aus dem Inneren kann man die zugemauerten Fensteröffnungen erkennen.


    chemnitzjugendherberggif1g.jpg


    000jhchem1ozewk.jpg

  • Unger-Maschinenfabrik (VEB Spemafa), Lerchenstrasse - endlich zunehmend in Sanierung, alte Fotos u.a. bei industrie-kultur-ost.


    Schon zur IBUG vor 5 Jahren sollte es hernach allmählich losgehen. Das rote Klinkergebäude vorn ist als Erstes nun endlich fassadensaniert, vielleicht gehts bald an den Fenstern weiter. Jetzt gehts an den rückseitigen Fabrikbau - an den HBF-Gleisen gelegen.

    p1010339ungerfabriklea9dmk.jpg


    Seitenansicht am neuen Steingarten (im Aufbau) und nachbarliche Lerchenstrasse (bislang unverändert)

    Bild: https://abload.de/img/p1010340zwf8j.jpg   Bild: https://abload.de/img/p1010338eckelerchensthgcwz.jpg


    Auch eingerüstet und bereits mit neuem Dach versehen ist der südliche Gebäudekomplex bis Ecke Zöllnerstrasse - g.maps.

    Mitte Juli besah ich zufällig eine grosse Bauholz-Anlieferung samt Öko-Dämmplatten aus (habs vergessen..) Kork oder Stroh oder sowas...

    Also es sieht so aus, daß es wohl weitere deutliche Schritte beim Weiterbauen geben wird.


    Blick von der Bahnseite

    p1010342mzd5r.jpg


    Blick von August-Bebel-Strasse in die Lerchenstrasse

    Bild: https://abload.de/img/p1010341mullereckelerp0fvn.jpg

    alle fotos elli kny

  • Beim stöbern im Internet bin ich auf das nachfolgende Projekt an der Zwickauer Straße gestoßen. https://www.fellendorf.gmbh/pr…ickauer-strasse-chemnitz/. Hier müsste es sich um die ehemalige Maschinenfabrik Kappel (wiki) an der Ecke Zwickauer- Lützowstraße handeln.

    Eine Sanierung würde diese, doch recht heruntergekommene, Gegend massiv aufwerten und hoffentlich weitere Sanierungen nach sich ziehen.

    Die Vermarktung läuft unter dem Namen "die fabrik chemnitz" auch schon an: https://diefabrik.de/


    Am 21.8.2022 wird es auch ein kleines Festival vor Ort geben.

  • :applaus: Das wäre wirklich genial, wenn Chemnitz es mal auf die Reihe bekäme, diese alten Industriebauten zu sanieren und nutzbar zu machen, bevor man auch nur annähernd auf der grünen Wiese und in der Natur irgendwelche Neubauten hochzieht. Man staunt nicht schlecht - wenn man sich mal kurz umschaut - WIEVIELE alte (Industrie)Gebäude und Brachen eigentlich in der Stadt noch ungenutzt rumstehen und verfallen, oft auch etwas versteckt in Straßen/Ecken wo man weniger langfährt. Im Bereich Zwickauer Straße/Neefestraße/Jagdschänkenstraße gibt es zum Beispiel massig davon, die alle genutzt werden könnten oder abgerissen und an gleicher Stelle neugebaut werden könnte bevor man "draußen" vor der Stadt neue Flächen bebaut.


    Aus den Wanderer-Werken neben der Messe würde ich einen Gewerbepark ähnlich dem Wirkbau machen. Gewerbeparks sind insofern eben auch gerade interessant, weil sich viele verschiedene Firmen kompakt in einem Gebäude befinden und dadurch auch interessante "Synergien" und Zusammenarbeit entstehen kann. Mit den Flächen der Wanderer-Werke können RIESIGE Flächen auf der grünen Wiese vor einer Bebauung geschützt werden.