Mahn- und Denkmale in Berlin

  • ruhrbaron: Wir befinden uns ja eigentlich immer noch in einem Architekturforum, so weit ich mich recht erinnern kann. Im Internet gibt es unzählige Orte, an denen man mit Gleichgesinnten (in dem von dir bevorzugten Jargon) sicherlich tiefgründige Diskussionen über "Migrantengewalt", "Südländergewalt", "Paprikazigeuner" und die böse, böse EU führen kann. Oder man nutzt einfach die Kommentarfunktion auf "Welt Online", "pi-news" oder der "Jungen Freiheit". Warum also hier?

  • ruhrbaron: Wir befinden uns ja eigentlich immer noch in einem Architekturforum, so weit ich mich recht erinnern kann.


    Exakt wir befinden uns in einem Architekturforum.


    Deshalb kriege ich hier auch regelmäßig die Krise, wenn hier irgendwelchen Idiologien gefrönt wird.
    Hier geht eine Diskussion los, ob man Zigeuner oder Sinti oder Roma sagen soll.
    Bei der Gedächniskirche drohen einige mit dem Krieg gegen die Kirche weil die Kirche Verkaufsbuden aufgestellt hat.
    Oder es gibt Leute die sich über die Huldigung des Kaisers aufregen.


    Also sorry wenn wir einige meinen ihr komisches Weltbild mitzuteilen brauchen sie sich auch nicht zu wundern wenn sie mit anderen Überzeugungen konfrontiert werden und brauchen auch nicht wie ein Kind in der Trotzphase reagieren.


    Das ich ein Problem mit dieser unselbstständigen, naiven und selbsthassenden bzw. zweifelten Weltsicht ein Problem habe ist wohl klar.


    Und sorry ich werd auch weiterhin meine Meinung kundtun wenn ich teilweise solche Ergüsse von erwachsenden Menschen lese, wo ich denke "werdet erwachsen und spielt nicht den moralischen Oberlehrer"

  • Wieso ätzen?
    Es beschreibt doch die Tat.
    Warum dann sich solcher Worthülsen wie Zivilcourage bedienen?


    Mein Weltbild ist die idiologiefreie Realität so wie sie ist.


    Mich erstaunt es immer wieder warum gerade die Generation Ü50 so Idiologie verhaftet ist...

  • Gedenkort Rummelsburg

    Das Bezirksamt Lichtenberg hat einen Realisierungswettbewerb zur Neugestaltung eines Gedenkortes zur Erinnerung an die Geschichte des Arbeits- und Bewahrungshauses Rummelsburg und die DDR-Haftanstalt „Rummelsburg“ ausgelobt.


    Kurzer Auszug aus der Wettbewerbsauslobung: "Der Bezirk Lichtenberg von Berlin, BürgerInnen sowie Vertreter von Interessengruppen haben sich zum Ziel gesetzt mit einem Erinnerungs- und Informationsort an die Geschichte des Arbeits- und Bewahrungshauses Rummelsburg und die DDR-Haftanstalt „Rummelsburg“ zu erinnern. Den Opfern als sozial, politisch und religiös unerwünschten, diskriminierten und ausgegrenzten Menschen soll dabei würdig gedacht werden. In geeigneter Weise soll ein künstlerisch gestalteter Ort realisiert werden, der in angemessene Form über die Geschichte des Ortes informiert und der heutigen Nutzung entspricht. Der Erinnerungsort soll die zwei bereits an der Promenade am Rummelsburger See befindlichen Informationstafeln der Berliner Geschichtsmeile sinnvoll ergänzen."


    Quelle: http://www.baunetz.de/wettbewe…_Rummelsburg_3407347.html

  • Holocaust Mahnmal zerfällt

    2200 von den insgesamt 2711 Stelen des Mahnmals sind nach Informationen der SZ durch Risse teilweise schwer beschädigt. Die Stelen sind nicht aus massiven Beton, sondern innen hohl. Um Besucher zu schützen wurden nun aus Gründen der Vorsorge 380 Stahlmanschetten geordert. Hier der Link.

  • Ich sehe den Tag kommen, wo nicht nur Stahlmanschetten um jeden Block gelegt sind, sondern auch ein Zaun um das ganze Mahnmal mit der Aufschrift "Achtung Lebensgefahr! Betreten verboten!"

    Dann hat die Welt einen Berlin-Lacher mehr :-))

  • ^ Und das Mahnmal bekommt eine ganz neue symbolische Bedeutung dadurch, dass die Stelen in Manschetten gelegt werden?! Oder kommen da nur bei mir Assoziationen zum Daseinsgrund des Stelenfeldes?


    Aktuell sind 48 Stelen in Stahlschellen, pardon, -manschetten. Wenn jetzt noch ein ganz Schlauer auf die Idee kommt, da was passendes auf die Manschette drauf zu malen, ... ! Ich hoffe es nicht.

  • ^ Nun, die bisherigen Manschetten fallen kaum auf, ebensowenig die Risse. Dennoch ist es natürlich traurig, dass die Stelen keine 10 Jahre halten.

  • Eisenman will nicht für Schäden am Holocaust-Mahnmal zahlen

    Peter Eisenman, der Architekt des Berliner Holocaust-Mahnmals, sieht laut einem Bericht des RBB bei sich keine Schuld an den Rissen im Beton der Stelen. Neun Jahre nach der Einweihung bröselt es an vielen Stellen, einige Quader werden bereits mit Stahlmanschetten gesichert. Um Geld zu sparen, habe man beim Bau offenbar Dinge geändert, mutmaßt Eisenman. Er macht das Kuratorium der Stiftung für die Probleme verantwortlich.


    http://www.rbb-online.de/polit…staerker-beschaedigt.html

  • ^ Und das Mahnmal bekommt eine ganz neue symbolische Bedeutung dadurch, dass die Stelen in Manschetten gelegt werden?! Oder kommen da nur bei mir Assoziationen zum Daseinsgrund des Stelenfeldes?


    Erläuter' mal deine Assoziationen. Peinlich ist es allemal. Auch die im Boden versenkten Lampen, die dem Mahnmal nachts eine feierliche Würde verleihen sollten, funktionierten von Anfang an nicht.


    Andererseits denken sich die Menschen in der Welt dann: Kriegen keinen Flughafen zustande, keinen Bahnhof, kein Konzerthaus, noch nicht mal ein Holocaustmahnmal mit herumstehenden Steinen - von denen geht keine Gefahr mehr aus, das deutsche Organisationstalent ist perdu und keine Bedrohung mehr.


    So muß man das sehen! Wir werden immer sympathischer.

  • Mahnmal für die Opfer der NS-Euthanasie / T4

    Siehe #293 und #294


    Gestern wurde das Mahnmal für die Opfer der NS-Euthanasie / T4 an der Tiergartenstraße der Öffentlichkeit übergeben. Die Medien haben ausgiebig berichtet.


    Es besteht aus einer blau eingefärbten Glaswand und einem langen, leicht schräg dazu verlaufenden Infopult. Die Informationen sind nicht nur in deutsch und englisch gehalten, sondern zudem in Brailleschrift und einer vereinfachten Sprache mit kurzen Sätzen. Zusätzlich gibt es einen Bildschirm, in dem das Thema in Gebärdensprache für Gehörlose erklärt wird. Somit können sich auch verschiedene Behindertengruppen informieren. Barrierefrei erreichbar für Rollstuhlfahrer ist es natürlich auch.


    Heute - am zweiten Tag und bei Sonnenschein - war das Mahnmal gut besucht:







    Eine seiner letzten Amtshandlungen:








    Das bisherige Denkmal aus zwei gekrümmten Cortenstahlwänden blieb erhalten. Zwischen diesem und dem neuen Mahnmal wurde ein eingefasstes Rasenfeld angelegt:




    Einmal editiert, zuletzt von Backstein () aus folgendem Grund: TF

  • Mir gefällt was ich da auf den Bildern sehe.
    Ich habe den Eindruck das Denkmal ist vom Grundgedanken der Gestaltung ähnlich aufgebaut wie z.B. die Mauergedenkstätte (Bernauer Str.) oder Topographie des Terrors (Niederkirchner Str.).


    Damit meine ich...
    ...Informieren, Gedenken, Trauern und sich über den Besuch hinaus damit auseinandersetzen.


    Ich habe beim Besuch dieser Orte immer feststellen dürfen, daß Menschen aller Altersklassen und jeder Herkunft, echt ergriffen sind und gerade auch jüngere Leute sehr schnell leiser werden und die Auseinandersetzung mit der dargestellten Geschichte sofort und sehr ernsthaft beginnt.


    Wer diesen Umgang Jugendlicher mit diesen Gedenkstätten live erlebt wird sofort feststellen, daß solche Besuche durch kein Geschichtsbuch, eigentlich durch garnichts, zu ersetzen sind.



    Ein solches Liveerlebnis würde ich dann immer gerne denen empfehlen die sich "bunte Würfel", "wippende Schalen" und sonstige verblödende Rummelplätze für Gedenkstätten/Denkmäler ausdenken...


    ...denn auch der Weg zur Wiederherstellung der deutschen Einheit ist mit vielen Leichen gepflastert und sollte wenigstens respektvoll behandelt werden.



    Gruß, Jockel HB

    Einmal editiert, zuletzt von Jockel HB ()

  • Jockel HB

    Ein solches Liveerlebnis würde ich dann immer gerne denen empfehlen die sich "bunte Würfel", "wippende Schalen" und sonstige verblödende Rummelplätze für Gedenkstätten/Denkmäler ausdenken...



    Ich denke der Anlass von Denkmälern kann sehr unterschiedlich sein und es ist nun mal sehr viel einfacher Betroffenheit auszulösen wenn es sich um Massenmorde handelt, die sich jedem fraglos als verabscheuungswürdig darstellen, also eindeutig sind.


    Die Wahrnehmung, was im Prinzip positive Erlebnisse wie z.B. die Deutsche Einheit oder die Kapitulation im Mai 1945 betreffen, ist wesentlich differenzierter, das fängt ja schon damit an, dass viele dies ganz unterschiedlich bewerten, da reicht das Spektrum von reiner Freude bis totaler Trauer oder Ablehnung und Häme, dies als Denkmal darzustellen ist wesentlich komplexer und geradezu unmöglich, weil schon der Anlass des Denkmals von vielen abgelehnt wird und damit auch automatisch der Entwurf, egal wie er nun aussieht.

  • Das ist sicher richtig.


    Dennoch hat jedes Ereignis bzw. jede Geschichte seine Dramatik.
    Diese Dramatik ist selbstverständlich immer anders gewichtet, aber trotzdem immer vorhanden.


    Deshalb sollte jedes Denkmal mit angemessenem Respekt vor dieser Dramatik entworfen werden, da verbieten sich halt Spiel- u. Rummelplätze.


    Ich persönlich habe vor mich belustigenden Denkmälern jedenfalls nur wenig Respekt und andere wahrscheinlich auch.
    Das ist nach meiner Meinung das schlimmste was einem Denkmal passieren kann.



    Gruß, Jockel HB

  • Ich versteh' trotzdem nich', was diese gefärbte Plastewand aussagen oder symbolisieren soll.


    Gibt es auf der Informationstafel auch "komplizierte Sprache"? Ministerien müssen z.B. ihre Internetseiten in sogenannter "leichter Sprache" anbieten, damit sie auch funktionale Analphabeten und andere verstehen. Also keine Konjunktive, Fremdwörter, Nebensätze etc.


    Ich meine, es wäre ja ein bißchen traurig, wenn das nur in leichter Sprache verfaßt ist. Das liest sich ein bißchen komisch.

  • Kopf des Lenindenkmals wird ausgegraben

    Erst lehnte der Senat das Vorhaben ab, jetzt gibt es doch noch grünes Licht: Der Kopf des Lenindenkmals, das in Ost-Berlin auf dem heutigen Platz der Vereinten Nationen stand, soll laut einem Bericht des RBB Kernstück der Ausstellung "Berlin und seine Denkmäler" werden. Um dies zu ermöglichen, muss der Granitschädel des russischen Revolutionärs nun in einem Wald am Müggelsee ausgegraben werden.


    http://www.rbb-online.de/kultu…stellung-ausgegraben.html

  • ^^Ich find die Texte auf den Platten Kindersprache und vollkommen unangemessen. Simple German.


    Ich bin zwiegespalten.


    Die zunehmende Spreizung unserer Gesellschaft, das Schwinden der Mitte, versucht die Nationalökonomie mit dem Gini-Koeffizienten abzubilden. Ich weiß nicht, ob es ein Pendant in der Bildung gibt.


    Es gibt aber eine Korrelation zwischen politischem Extremismus und fehlender Bildung. Fehlende Bildung und fehlender Intellekt hingegen sind weniger miteinander verbunden. Deutschland hat eines der durchlässigsten Bildungssysteme weltweit - für die, die wollen.


    Das Heranführen an Themen sehe ich daher als eine Aufgabe von Denkmalen. Diese Aufgabe ist wichtiger als das Erwecken von Ehrfurcht.


    Wenn Justin Bieber meint, Anne Frank wäre heute wohl eine "Belieberin" ... dann beschäftigen sich aufgrund dieser Aussage weitaus mehr junge Menschen mit dem Thema Anne Frank als durch die 373. Auflage einer Broschüre der Bundeszentrale für politische Bildung.


    Beklagenswert? Hm ...
    "We don't need no education" war auch kein intellektueller Höhenflug.


    Jeder Weg, der zum Ziel führen kann, sollte nicht leichtfertig aufgegeben werden. Wenn Denkmale nur die zum Denken anregen, die dies ohnehin tun, dann sind sie überflüssig. Wenn Sie den ein oder anderen extremistischen Wirrkopf zum Denken anregen, dann ist ein Ziel erreicht, das über die Stadtbildverschönerung hinausgeht.