Leipziger Wohnungsbau

  • Neues aus dem Amtsblatt 04/2020: Eine Baugenehmigung gab es für die Errichtung eines Mehrfamilienhauses in der Schlotterbeckstraße 2.

    Das könnte ein Kandidat für die Goldene Augenbinde für die uninspirierteste Fassade werden - zumindest laut diesem Immobilienangebot.


    Sprossen in Aspik, glatte Fassade, totes Erdgeschoss mit einem merkwürdigen Fenster.

    Die Balkongitter sehen etwas besser aus als sonst und die Grundrisse scheinen brauchbar zu sein - aber sonst?

  • ^ Oh Gott!!!


    Es gab Zeiten, da hat man sich wenigsten bei den Visualisierungen noch etwas mehr Mühe gegeben, aber jetzt wissen wir nun gleich, was für ein banaler Schrott dort gebaut werden wird. Zumindest entsteht das Wohnhaus in einer kleinen Sackgasse irgendwo in Gohlis, in der sich ohnehin niemand verirrt. Fürs Stadtbild stellt dieser Neubau somit kaum eine Beeinträchtigung dar.


    Ich frage mich beim Preis von knapp 5000 Euro pro Quadratmeter allerdings einmal mehr, wer bereit ist, für so eine bemerkenswert hässliche Immobilie so viel Geld hinzublättern. Es können doch nur Leute sein, die von hiesigen Gegebenheiten wenig Ahnung haben. Derweil gibt es abseits des gehypten Neubaumarkts, der immer schwindelerregendere Höhen erreicht, noch einen 2. Immobilienmarkt, auf dem es beispielsweise schöne Altbauwohnungen für um die 2.000 Euro oder sogar noch darunter pro Quadratmeter zu kaufen gibt. Dabei handelt es sich meistens um vor 10 Jahren sanierte Altbauten, die aufgrund auslaufender Abschreibungsmöglichkeit der Denkmal-AfA wieder abgestoßen und auf den Markt gespült werden. Die werden nur kaum auf den einschlägigen Immo-Portalen angeboten.



    Ein Foto vom Neubau muss zähneknirschend sein. Übrigens, das verantwortliche Immobilienunternehmen hat sonst nur Angebote aus Brilon, woher die Firma auch stammt, oder aus der näheren Umgebung. Ich frage mich schon, warum die jetzt ausgerechnet in Leipzig bauen müssen. Die Anzeigen auf deren Website sind schon abschreckend genug.


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    Bild: becker-immobilien.de

  • ^man könnte denken, es sei die Rückseite eines Hauses, vor welches dann der eigentliche Bau noch gesetzt wird :gibgrin30

  • ^^^Das ist schon wieder einer dieser Billigbauten, der die Stadt ein weiteres Stückchen hässlicher macht - und der einzige, der davon was hat ist ein parasitärer Investor von außerhalb. Wie immer frage mich, warum die Stadt sowas überhaupt zulässt??

  • ^ Grunderwerbsteuer und andere Steuern sind die Gründe, dass die Stadt nichts dagegen unternimmt

    Bestimmt nicht. Man könnte als Grund anführen, dass erst mal rechtliche Regeln existieren müssten, um "häßliche" Neubauten verhindern zu können. Und die sind juristisch gar nicht einfach auf- und durchzusetzen, damit könnten sich Verwaltung und Stadtrat jahrelang beschäftigen. Es kann sich ja mal jeder spaßeshalber an einer juristisch unangreifbaren Formulierung versuchen, die dieses Ding aus der Visualisierung hätte verhindern können, obwohl es Fenster, Zugänge und Balkone enthält und garantiert alle Anforderungen an energieeffizientes Bauen erfüllt.


    Vor allem würde es aber erforderlich machen, dass sich ausgerechnet Leipzig an der Spitze einer nirgendwo in der Öffentlichkeit ersichtlichen Bewegung stellt, die den erforderlichen Mut zum Ausruf aufbringt, dass der Kaiser "modernes Bauen" nackt ist.

  • ^^ Puh; ich hoffe, dass es sich in live dann etwas besser darstellt und sich die Mängel weggucken.


    Solche Visualisierungen sind allerdings der Grund, warum wir so häufig bodentiefe Fenster erleben. Viele Architekten wissen nicht, wie durch Gliederung der Baumassen die großen kahlen Mauerflächen zu füllen sind. Betrachtet man die Rückseite der Planung, dann wirkt diese schon spürbar gefälliger, weil mehr Wandfläche mit größeren Fenstern ausgestattet ist.


    Was dem Plan insgesamt nicht gut tut, ist neben der schlechten Software (Tiefe und Perspektive verschwimmen im Einheitsbeige) besonders die Unruhe durch Asymmetrie, unterschiedliche Fensterformen, unterschiedliche Fensterhöhen, die versetzt sitzende Eingangstür, das Garagentor aus der Einfamilienhaus-Siedlung und das unterbrochene Staffelgeschoss (Ich verstehe die fensterlose Wand dort nicht).


    Der grundsätzliche Ansatz muss übrigens einmal ganz okay gewesen sein. Betrachtet man nur die zwei rechten Fensterachsen, dann hätte das Häuschen durchaus Potential. Die Idee wird leider nur nicht weitergeführt.


    Und ein Haus ist eben oft nicht mehr, als vier einfache Wände mit Fensteröffnungen und Dach. Auch Wohnhäuser sind doch nur Zweckbauten. Wenn die Grundriss optimiert ist, das Wohnen sich von Innen heraus gut anfühlt, dann ist schon der Arbeitsauftrag von Architekt und Bauherrn erfüllt. Gestaltungswillen und Kreativität kann man nicht gesetzlich regeln, außer über denkmalpflegerische Regularien.

  • ^^ Ich denke das da mehrere Gründe zusammenkommen, die dazu führen, dass unsere Städte entweder schon hässlich sind (Nachkriegsbebauung) oder langsam mit Hässlichkeit aufgefüllt werden. Was natürlich in Leipzig mit seiner noch zusammenhängenden Struktur aus Altbauquartieren ein schleichender Prozess ist, und durch das Auffüllen von Lücken mit Bausünden besonders schmerzlich.


    Da läuft im rückwärtsorientierten Deutschland so einiges schief. Rechtlich schlägt das reformierte Baugesetzbuch aus den 60er Jahren ein wie eine Weltkriegsbombe, wonach sich Neubauten irgendwie in die Umgebung „einfügen“ sollen, aber nicht mal ansatzweise definiert ist, wie. Da wäre ich gerne bei dieser Veranstaltung in Dresden dabei gewesen, einer Stadt, die in meiner Wahrnehmung leider als Paradebeispiel dient, wie eine Stadt sukzessive und besonders brutal mit Kisten vollgestellt wird.


    Den Rest macht dann der Kostendruck (hier Bsp. Berlin).


    Als Bauherr würde ich vermutlich auch so bauen - für alles andere fehlen einfach die Anreize. Und die hierzulande übliche Kombination aus speziellen Lobbyismusinteressen und allgemeiner „weiter so“ - Mentalität wird vermutlich daran auch auf absehbare Zeit nichts ändern. 🥱😴🇩🇪

  • Ist hier sicher nicht der richtige Thread dafür, was mir aber außerdem in Deutschland neben der "Baumarktisierung" der Städte gegenüber anderen Ländern auffällt, ist der mangelnde Gestaltungswille und die akzeptierte Verwahrlosung des öffentlichen Raums hierzulande. Sicher gibt es gerade in Ländern südlich der Alpen hässliche Trabantenstädte vor allem in der Suburbia der Großstädte en masse, aber wenn es um die Gestaltung von Plätzen und Straßen in den Innenstädten geht, egal ob in Italien oder in Südfrankreich, dann sind die uns Lichtjahre voraus. Ganz zu schweigen von den Calçadas Portuguesas, die nicht nur in Lissabon überall vorkommen, sondern in jedem noch so kleinen Nest in Portugal säumen die wunderschönen Mosaikpflaster Gehwege und Plätze. Hier hingegen muss oft alles so aussehen, als ob der Sachbearbeiter im Stadtplanungsamt auch gleich die Gestaltung des öffentlichen Raums übernimmt.


    In Leipzig sieht es auf den ersten Blick dank großflächigem Denkmalschutz noch ganz gut aus. Sobald man jedoch die Stadt verlässt, beispielsweise nach Schkeuditz, hat es schon ein anderes Niveau. Aber auch hier in der Stadt wird zunehmend aus Kostengründen gespart (Beton- statt Granitpflaster, Flächenversiegelung statt Begrünung usw.) und demonstrativer Nichtwille bei der Gestaltung des öffentlichen Raums an den Tag gelegt.


    Um noch einmal abschließend auf die Becker-Website sprechen zu kommen. Die schalten Mietangebote zu einem Neubau irgendwo in NRW und fügen solche Bilder bei - wie einladend! Ist man hierzulande wirklich schon so abgestumpft, dass man nicht mal den Müll bei Wohnungsanzeigen aus dem Weg räumen kann? Da wird im Ausland die Ordnungsliebe der Almans nachgesagt. Aber das muss schlicht ein Mythos sein.

  • Für mich das größte Problem an dem Gebäude ist wie so oft mal wieder die komplett glatt verputzte und gestrichene Fassade. Würden hier für die Fassade die für alte leipziger Industriegebäude rötlichen (oder gelblichen) Ziegelsteine/Klinker verwendet werden, würde das Gebäude für mich auch wie ein altes, zu Wohnungen umgebautes Industriegebäude wirken (zumindest grob). Gleichzeitig würde die große, monotone Fläche strukturiert und es würde wahrscheinlich schon deutlich gefälliger ausschauen und nicht so negativ ins Auge springen. Habe aber k.A. ob es wirklich in die Ecke passen würde.

    Aber vermutlich wäre das wieder zu teuer für den Bauherrn.

  • Musik(er)viertel


    Progressives Leipzig - rechtzeitig zum Hochsommer wird am Standort der Ferdinand-Rhode-Straße 25-27 für die Anwohner ein Schwimmbecken gebaut:


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    Vermutlich aus Platzgründen soll der Pool noch mit 52 Wohnungen überbaut werden…


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    …wie nebenan bereits geschehen, in der Grassistraße 30:


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    ©555Farang maps

  • Alfred-Kästner-Straße 62-66


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    © Langheinrich + Manke Architektur


    [...]

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    […] zwischenzeitlich sind auch der Getränkemarkt und die Kfz-Werkstatt ausgezogen […] Kann die Abrissbirne also bald anrollen.


    Et voilà:


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    ©555Farang

  • Die LVZ erwähnt im Artikel zum Polygraph-Komplex zwei weitere Projekte der GRK in Leipzig - zum Einen das hier bereits bekannte Objekt in der Lippendorfer Straße, zum Anderen ein geplantes Projekt mit 100 WE in der Breslauer Straße. Bei Letzterem frage ich mich allerdings, wo das entstehen soll.

  • ^ Das Strietz von Kondor Wessels ist ja bereits vorher mal verkauft worden. Eventuell hat das die GRK übernommen? Würde von der Größe her (laut Kondor Wessels 112WE) ja passen.

  • Das ewigaltprojekt in der Delitzer Straße 17 hat eine Bautafel und einen Namen bekommen. :)


    Grüne Höfe .. naja "Wohnen am S-Bahn Vidadukt" oder "Wohnen am Starkstrommast" wäre wohl passender gewesen. :D

    Slogen: Hier fahren die S-Bahnen direkt durch Ihr Wohnzimmer fast wie in Berlin nur billiger wir sind ja nur in Leipzig.


    Ein Bauherr aus Büren scheint das Grundstück neben der Bahn wohl attraktiv zu finden. Nunja wir warten mal ab wie oft es noch verkauft wird.

    Die Schadstoffe scheinen ja nun aus dem Boden zu sein so dass man auf einen baldigen Baustart hoffen kann.


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    Nebenan wird derweil die Wasserhaltung für die Baugrube in der Delitzscher Straße 28 aufgebaut.
    Der Bagger steht schonmal Startklar da!


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