Stadtgespräch Berlin / dies und das

  • "Berlin braucht mehr Hochhäuser"

    Nach schneller Prüfung gehe ich mal davon aus, dass dieses TS-Interview vom 14.08 mit dem Chef von Berlin Hyp Sascha Klaus noch nirgends besprochen wurde.
    Bei den Preisen gebe es verglichen mit anderen Multi-Millionen-Städten etwas Luft nach oben. Bis 2030 würde die Stadtbevölkerung um 180.000 Ew wachsen, man müsse mindestens 30.000 WE jährlich bauen, u.a. dringend höher. Man brauche Hochhäuser innerhalb des S-Bahn-Rings, wo die meisten Zuzügler sich niederlassen möchten.

  • Wohnungsnot in Berlin

    Ex-Senatsbaudirektor Hans Stimmann wird im Tagesspiegel interviewt zum Thema "Wohnungsnot" in Berlin. Er lässt kein gutes Haar an der momentanen Wohnungspolitik des Senats. Er fordert mehr Kleinteiligkeit ("keine Wohnmaschinen")und mehr privaten Wohnungsbau.

  • Ich habe das Interview gelesen und kann Herrn Stimmmann nur zustimmen, vor allem seinen Aussagen über Frau Lompscher. Es ist ein Trauerspiel was gegenwärtig in Berlin abläuft.
    Ich denke auch, dass die gegenwärtige Strategie von Frau Lompscher darauf abzielt, durch Verhinderung von Bauprojekten, dem Ausbremsen jeglicher Verdichtung, der Absage von Projekten innerhalb des S Bahnrings (Thälmannpark, Fischerinsel, Karl Marx Allee usw) der Erschwerung des Dachgeschossausbaus usw. nicht nur zur Bewahrung der Interessen ihrer Klientel dient, sondern vor allem das Wachstum Berlins zu verhindern.
    Kein Wohnraum ist gleich kein Wachstum. Dadurch kann man indirekt jede mögliche Wirtschafts- und Wachstumsentwicklung sabotieren und das wird gerade gemacht.


    Berlin ist einfach überfordert und der Senat hat kein einheitliches Konzept wie Berlin sich entwickeln soll. Es werden nicht mehr die Chancen gesehen sondern nur noch die Risiken.
    Ob Verwaltung, Infrastruktur, Wohnraum usw, es gelingt einfach nicht diese Chancen für die Stadt auch zu nutzen und die Stadt dementsprechend aufzustellen und je nach Partei, welche den entsprechenden Senatsposten gerade hält, treibt die eigenen Vorstellungen voran und setzt sie um. Von einem Gesamtkonzept und an einen Strang ziehen ist absolut nichts zu sehen.

  • Ich habe das Interview gelesen und kann Herrn Stimmmann nur zustimmen, vor allem seinen Aussagen über Frau Lompscher. Es ist ein Trauerspiel was gegenwärtig in Berlin abläuft.


    Bei aller berechtigten Kritik am derzeitigen Senat zeigt das Interview aber auch deutlich Stimmanns persönliche negative Einstellung zum Massenwohnungsbau der 1960er und 1970er. Nur: Mit kleinen Parzellen und Lückenschlüssen lassen sich eben keine Wohungsnöte im großen Maßstab lindern. Seine Aussagen sind deshalb leider nur begrenzt lösungsorientiert. Dennoch zeigt mir dieses Interview, auf welch hohem fachlichen Niveau Berlin mit Stimmann mal war...

  • Berlin hat ja auch keine "Wohnungsnöte im großen Maßstab". Es gibt einen Druck auf beliebte Wohnviertel. Aber es wollen ja nicht weniger Leute gezielt in den Prenzlauer Berg ziehen, wenn am Stadtrand Großwohnviertel wie in den 70ern hochgezogen werden. Und Wohnviertel zu bauen, die ähnliche Urbanität bieten wie die über 100 Jahre alten Gründerzeitviertel es heute noch bzw. wieder tun, dazu ist man scheinbar immer noch nicht in der Lage.

  • ^^ Mit vielen kleinen Parzellen kann man sehr wohl eine größere WE-Anzahl schaffen, wurde auch in der Gründerzeit genauso gemacht. Auf einem Münchner Städtebau-Kongress wurde in den letzten Tagen u.a. diese Siedlung bei Zürich als Beispiel vorgestellt - 560 WE in 21 Einzelbauten. Die drei auf der Visualisierung haben unterschiedliche Gestaltung und Farbigkeit.


    Es geht durchaus, dass ein Investor eine ganze Reihe differenziert gestalteter Häuser errichtet - auch das wurde bereits in der Gründerzeit gemacht. Ein Armutszeugnis, wenn es heute nicht mehr ginge.

  • Berlin hat ja auch keine "Wohnungsnöte im großen Maßstab".


    Das ist mir neu, bis zum Jahr 2030 müssen ca. 190.000 Wohungen errichtet werden. Das halte ich nicht für gering.Abseits beliebter Viertel steigen die Mieten nicht so rasant, die Auswahl an Wohnungen ist mittlerweile aber relativ eingeschränkt.


    Natürlich kann man auf kleinen Parzellen viele Wohneinheiten schaffen, aber aufgrund der Besitzverhältnisse wird es ungleich länger dauern als der effektive Neubau einer großen Siedlung auf der grünen Wiese. Mir ist keine europäische Stadt mit großem Bedarf an Neubauwohnungen bekannt, die den Bedarf ohne große Neubaugebiete deckt. Da muss man dann eben flexibel sein, ein paar ideologische Vorurteile begraben und es besser machen. Es wird auch in Berlin diese Neubaugebiete geben. Besser machen hieße bei diesen Neubaugebieten z. B. das Schaffen von ca. 500 WE umfassenden einzelnen Quartieren, Mischnutzungen im Erdgeschoss und effektiver Anbindung an den ÖPNV.

  • Urbanisierung und Wohnungsbau

    ^^ Ein paar Städte mit mehreren Millionen Einwohnern, die bereits vor Jahrzehnten sich in die Fläche ausgebreitet haben und jetzt nachverdichten, kommen mir durchaus in den Sinn. Ein lesenswerter Text über den Megatrend Urbanisierung, laut dem es vor allem um die Nachhaltigkeit der Entwicklung gehen müsse - und daher Kompaktheit. Wenn ideologische Vorurteile begraben werden sollten, dann vor allem jene gegen Nachverdichtung - wo etliche Grüne Lokalpolitiker in verschiedenen Stadtteilen noch vor wenigen Jahren so gerne geprahlt haben, welche verhindert oder zumindest beschnitten zu haben. Und konsequenterweise auch jene gegen Hochpunkte, die in jeder Großstadt Europas massiv gebaut werden - vom Rest der Welt abgesehen. Hauptsache, die werden auch in Berlin möglichst zentral und am ÖV-Netz (vor allem U-Bahn/S-Bahn) errichtet.

  • ^ Da sind wir uns mal einig. Wobei der Ansatz der Grünen lange seinen Sinn hatte: Solange eine Stadt tendenziell schrumpft, ist es stadtökologisch nicht falsch, Freiflächen zu erhalten. Das hat sich nur in den letzten 15 Jahren geändert. Jetzt ist es schon aus Gründen der Verkehrsvermeidung klug, möglichst dicht zu bauen, und Berlin hat da kriegsbedingt nach wie vor großes Potenzial. Schade, dass die beiden größten Flächen, die dafür zur Verfügung stehen, bis auf weiteres versperrt sind – das Tempelhofer Feld, weil die Bürger es so wollten; und Tegel, weil der BER nicht fertig wird (auch hier wollten die Berliner Bürger nicht, aber das haben sie zum Glück nicht allein zu entscheiden. ;))


    Davon ab muss sich Berlin natürlich auch in die Breite ausdehnen. Interessant finde ich die Debatte um den neuen Landesentwicklungsplan für die Metropolregion (LEP B-B), der gerade in Arbeit ist. Nach allem, was man hört, soll Berlin nicht ring-, sondern sternfömig nach Brandenburg hineinwachsen – und zwar entlang der Regional- und S-Bahnstrecken. Also z.B. Richtung Bernau/Eberswalde, Schönefeld/Königs Wusterhausen, Henningsdorf/Oranienburg, Falkensee/Nauen etc.


    Verkehrspolitisch und stadtökologisch ist das m.E. der richtige Ansatz. Es bleibt die Frage, was und wie man dort bauen will. Endlose Eigenheim-Siedlungen sind angesichts des damit verbundenen Flächenverbrauchs und der langen (Fahr-)Wege nicht die richtige Lösung. Innerstädtisch-dicht wird man aber auch kaum bauen. Blieben Großsiedlungen. Wie man das angeht, ohne die Fehler der 60er- und 70er-Jahre zu wiederholen, konnte mir allerdings bisher niemand plausibel machen.

  • ^ Wenn ich mich richtig erinnere, den einst hier zitierten Grünen ging es nicht darum, Freiflächen zu erhalten, sondern die GFZ auf Arealen möglichst gering zu halten, die ohnehin bebaut werden sollten. Vor ein paar Jahren schrumpfte die Stadt nicht mehr, sondern wuchs.


    Den Großsiedlung-Charakter kann man durch kleinteilig differenzierte Gestaltung vermeiden, das wurde in den Gründerzeitquartieren verbreitet getan. Es wird auch gegenwärtig versucht, etwa im Düsseldorfer Grafental, wo ich jedoch den Eindruck bekomme, dass in den ersten Bauabschnitten mehr Phantasie investiert wurde und in den letzten die Differenzierung immer halbhrziger wurde.


    Besser wäre, würde die Stadt nicht nach Brandenburg wachsen, sondern so nah der City wie möglich in die Höhe und Dichte. Selbst hier im Unterforum lese ich bei verschiedenen Projekten, es gehe um "Luxuswohnungen", die die Stadt "nicht brauche" - selbst wenn es 10 WE pro Hochhaus-Geschoss geben soll, was eher kleine Wohnungen sein dürften. Wie oft wird über innenstädtische Plattenbausiedlungen diskutiert, die die Fläche verschwenden - und dennoch manchen Leuten heilig sind. So etwas schreit geradezu nach viel dichterer Folgebebauung. Parkplätze an der Wilhelmstraße, inmitten der Innenstadt?

  • Mir gefällt grundsätzlich der Hamburger Ansatz dass über Baugenehmigungen innerhalb von drei Monaten entschieden werden muss und bei Verzögerungen eine Schiedsstelle entscheidet, die bezirksübergreifend arbeitet.


  • Blieben Großsiedlungen. Wie man das angeht, ohne die Fehler der 60er- und 70er-Jahre zu wiederholen, konnte mir allerdings bisher niemand plausibel machen.


    Die Hufeisen-Siedlung in Britz wird ja gerne als städtebauliches Kleinod gepriesen. Eine Mischung von Reihenhäusern und drei- bis viergeschossigen Mehrfamilienhäusern. Interessanterweise gibt es dort nur an einzelnen Stellen Erdgeschoss-Nutzungen in Form von Läden. Im Prinzip ist diese Siedlung, wie auch viele andere 20er-Jahre-Siedlungen, sehr monofunktional auf das Wohnen ausgerichtet. Auch Standardisierung und Typenbau, bei später errichteten Siedlungen kritisiert, sind in der Hufeisen-Siedlung allgegenwärtig.


    Entweder es gibt andere Gründe, warum diese Siedlung besser funktioniert als eine Großsiedlung der 60er-Jahre oder vielleicht ist dem gar nicht so und es sind im Wesentlichen Vorurteile. Oder die Wahrheit liegt dazwischen.


    Was die GFZ angeht, wäre die Hufeisen-Siedlung ein gutes Vorbild für eine verdichtete Bebauung in den Außenbezirken. Würden Flächen wie TXL, Blankenburg, Buchholz und Malchow derart verdichtet bebaut ergäbe sich aber ein notwendiger Anschluss an das Schnellbahn-Netz, damit die dann große Anzahl an Bewohnern in angemessener Zeit zumindest das Stadtzentrum erreicht. Ein Manko, dass beim MV bis heute nicht gelöst wurde. Aber auch das dafür viel gelobte Marzahn ist derart groß, dass die Anbindung ans Stadtzentrum in einigen Teilen nicht gut genug ist, um den Nachteil der Zentrumsferne ausreichend zu kompensieren (Areal Blumberger Damm /Glambecker Ring z. B.). Dieser Anschluss ist eine wesentliche soziale Frage bei der Planung von Großsiedlungen und es erstaunt mich, wie wenig dieser Aspekt bei den aktuellen politischen Akteuren in Berlin präsent ist.


    Bei der notwendigen Verdichtung müssen wohl auch ideologische Hürden genommen werden. Wo war eigentlich der Protest, als die Plattenbau-Areale an der Lichtenberger Straße und der Vulkanstraße in den 80en nachverdichtet wurden. Vielleicht gab es gar keinen, weil allgemein akzeptiert wurde, dass bei akuter Wohnungsnot gerade durch Verdichtung unkompliziert Abhilfe geschaffen werden kann.

  • Hier in der Gropiusstadt wird auch weiter nachverdichtet und niemand beschwert sich.


    Ansonsten gibt es hier bei gleicher Bevölkerungsdichte eher weniger soziale Probleme als in Nordneukölln (Kriminalität, Vermüllung, Vandalismus etc). Aber es gibt eben auch gute Infrastruktur und eine insgesamt noch recht stabile soziale Mischung. Großsiedlung alleine ist ja nicht das Problem. Auch in Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf gibt es viele funktionierende Wohnblöcke.


    Aber z.B.in Nordengland hingegen gibt es sogenannte Council Districts/ Estates, wo massenweise einfache Reihenhäuser mit ganz kleinen vor- und rückseitigen Außenflächen errichtet wurden. Da hat also jeder seine Rückzucksräume. Trotzdem gibt es da Ecken, die katastrophal verwahrlost sind.


    Ich glaube, diese Diskussion hatten wir schon.

  • Die Altstadt Spandau dann aber bitte auch in Altstadt Berlin umbenennen. Dann brauchen die Reko-Fanatiker auch nicht mehr jammern.

  • Krass, wie man sich so verkaufen kann! Ich war zwar selbst noch nicht so oft dort aber die Zitadelle Spandau ist für mich eine Institution und zwar MIT diesem Namen. Ich hätte nie gedacht, dass es mal zu so einer Entwicklung kommen könnte. Haben die keinen Stolz mehr?

  • https://www.berliner-zeitung.d…-so-beruehmt-ist-29740246


    Das zeigt wieder mal das ganze Dilema des Alexanderplatz. Da sagt ein Anwohner trauriger Weise, dieser Imbiss sei das Beste was die Gegend zu bieten hat...
    die Werbeagentur des Berlinaleplakates sagt, dieser wenig einladende Ort im Zentrum steht für Berlin. Und sowas nennt sich Weltmetropole?
    Dank der baulichen Verhinderungspolitik der rot-rot-grün-Regierung sieht es so aus am Alexanderplatz.
    Ich möchte nicht das solche Bilder für Berlin als Aushängeschild stehen aber leider hat zumindest für den Alexanderplatz die Werbeagentur recht.