Stadtgespräch Berlin / dies und das

  • Im Gegensatz zur Stalin-Alle waren das Massenprodukte, noch dazu in weitaus unkomplizierteren wirtschaftlichen Zeiten entstanden. Ganz zu schweigen davon, dass sie nicht der Glorifizierung eines Massenmörders dienten. Also wieder mal ein äußerst dusseliger Vergleich.


    Man kann wohl davon ausgehen, dass es Kollhoff um die Architektur und die Ästhetik der Gebäude ging und nicht um die politische Ideologie der damaligen Zeit.


    Menschen die sich für alte Kirchenarchitektur begeistern ignorieren ja auch die dahinter stehende Glorifizierung des Massenmörders und dessen seltsame Beziehung zu seinem Sohn usw. sowie die Mittelverschwendung beim Bau während im Volk Armut herrschte usw.

  • Jau genau, Christentum, Stalinismus - alles eine Wurst....
    Aber eine Sache stimmt: wie man Kirchen nicht von dem Glauben, dem sie dienen sollten, trennen kann, so kann man das bei der Stalinallee auch nicht. Bevor Kollhoff hier etwas zur Nachahmung empfiehlt, sollte er sich über Sinn und Zweck der Entstehung zumindest Gedanken machen.
    Es braucht keine zweite Stalinallee. Weder in Ästethik noch in Form. Überhaupt, durch welches innerstädtische Ruinenfeld sollte man sie denn diesmal prügeln?

  • ^die Stalinallee war Programmarchitektur. Derartige Strukturen waren schon immer fast kennzeichnend für autoritäre Obrigkeiten aller möglichen Art und Weise, immer dann, wenn das einzelne Individuum sich klein und unbedeutend, gleichzeitig aber als Teil eines großen Ganzen, fühlen sollte. Ob "du bist nichts dein Volk ist alles" der NS Zeit oder das "hälst du dich etwa für was besseres?" aller Sozialisten, es ist das über-politische identische Motiv. Nein, das passt definitiv nicht in die Zeit. Deswegen hat man umgekehrt zB in Bonn betont darauf geachtet, keinerlei Staatsachsen o. ä. zu gestalten, hat das neue Bundeskanzleramt im Stil eines Provinzgymnasiums (mit lediglich einigen etwas edleren Ausstattungsdetails) hochgezogen und schließlich auch das letzte Bundestags-Plenum im betont funktional-transparenten Stil gestaltet.


    Mit dem Umzug der Bundesregierung und des Bundestags nach Berlin zog man leider wieder in alte, menschenverkleinernde Gebäude, die aus autoritären Zeiten geblieben sind, ein und gestaltete auch die Neubauten des Bundes wieder zunehmend menschenverkleinernd (der vorläufige Gipfel ist da sicherlich der BND Neubau - während das alte BND Gelände in Oberbayern mit seinem 0815 Werkstor und verwaschenen Eingangsschild so harmlos wie eine Knödelfabrik im öffentlichen Bewusstsein in Nachrichtensendungen und Magazinabbildungen auftauchte wird dieser "neue BND" sicherlich von seinem Gebäude geprägt werden und auch das öffentliche Bild des BND entsprechend ändern).


    Das Zeitalter der Programmarchitektur glaubte man in der alten Bundesrepublik eigentlich überwunden zu haben. Mit dem Umzug nach Berlin kam es in Trippelschritten zurück. Und ich will verdammt sein, wenn wir jetzt wieder anfangen Paradestraßen und menschenverkleinernde Sichtachsen, flankiert von "Megastrukturen", anzulegen. Ich kann Architekten verstehen die gerne mit solchen Gedanken spielen und es soll ja auch keine Denkverbote geben. Ich glaube auch nicht, dass jeder Architekt, der mit solchen Gedanken spielt, irgendwelche politischen Motive damit verbindet, ganz und gar nicht. Dennoch (oder vielleicht gerade deswegen) ist hier größte Vorsicht geboten, Architektur wurde schon zu oft in den Dienst von Obrigkeiten gestellt. Dem sollten wir auch weiterhin betonte Unaufgeregtheit entgegen stellen und von Inszenierungen des Stadtbilds, die früherer Programmarchitektur ähneln, möglichst absehen.

  • Die Beschreibung von Saxonia über die Entstehung der Stalinallee ist schon richtig, auch wenn es in der DDR stattfand und nicht in der SBZ. Schließlich entwickelte sich daraus auch der Aufstand vom 17. Juni 1953.
    Die Bauten haben eine deutlich bessere Qualität als die meisten danach gebauten. Städtebaulich ist das Ensemble aber ein Ausdruck des Totalitarismus der damaligen Zeit. Es hat die Stadtstruktur zerstört und ist heute eine viel zu breite Schneise mit viel zu viel Autoverkehr und kaum Platz für Radfahrer.
    Daher wäre es interessant zu wissen wo genau Kollhoff hier ein Vorbild sieht.

  • Aber eine Sache stimmt: wie man Kirchen nicht von dem Glauben, dem sie dienen sollten, trennen kann, so kann man das bei der Stalinallee auch nicht.


    Normal nutzbare Wohn- und Geschäftsträume kann ganz gut vom Stalinismus trennen. Zum Beispiel indem sie als gewöhnliche kapitalistische Eigentumswohnungen verkauft und genutzt werden.



    Es braucht keine zweite Stalinallee. Weder in Ästethik noch in Form. Überhaupt, durch welches innerstädtische Ruinenfeld sollte man sie denn diesmal prügeln?


    Nördlich des Hauptbahnhofes wäre zum Beispiel Platz gewesen. Oder an der östlichen Ringbahn Hermann-Blankenstein-Straße, an der Rummelsburger Bucht oder ...

  • ^ich kann nicht für ihn sprechen und nur spekulieren. Aber ich meine was Berlin, wie jeder anderen Stadt, natürlich schon gut stehen würde sind breite Avenues in einem grundsätzlich einheitlichen Erscheinungsbild, mit hochwertiger Stadtmöblierung, breiten Trottoirs, Baumreihen und in der Mitte eine nicht zu breite Fahrbahn. So in etwa sieht die halbe Innenstadt von Paris aus. Das ist natürlich nicht mit einem Aufmarschweg und menschenverkleinernder Inszenierung a lá Stalinallee zu vergleichen (schon der Name Stalinallee und später Karl-Marx-Allee lies ja geradezu "ich bin politische Programmarchitektur, ich bin Selbstinszenierung der Obrigkeit" aus jeder Fuge triefen).

  • Die Allee war sündhaft teuer, ihr Beitrag zur Linderung der allgemeinen Wohnungsnot im Gegenzug marginal und sie behinderte durch die Bündelung von Facharbeitern und Baumaterial den Aufbau "normalen" Wohnraums in Ost-Berlin und der ganzen SBZ.


    Die Stalinallee war nicht als Wohnungsstandard gedacht sondern als Sonderwohnraum für bestimmte Schichten die man halten wollte. Denn die Flucht fand schon lange vorher statt. Deine Aussage verdreht hier zusammenhänge.


    Die Stalinallee war ein reines Propagandaobjekt. Nach außen sollte sie Stärke und Verwurzelung in der deutschen Tradition zeigen (obwohl die Gebäude für jedermann als mit sowjetischer Feder gezeichnet erkennbar waren) und nach innen ein unmissverständliches Zeichen der gesellschaftlichen und politischen Stalinisierung setzen.


    Auch wenn Sowjetische Architekten stilistisch über die Schulter belehrt haben. Ist die Karl-Marx-Allee wenig Stalinistisch. Den diese Zeichnet sich(bis auf Spätkonstruktivistische und (puristisch) Klassizistische Ausfransungen) durch einen stringenten Manierismus aus. Die DDR-Bauten der Neuen Tradition sind in Grundriss und Bauorganisation Moderne Bauten welche mit verschiedenen Kleidchen vom Regional-Historismus(Ringcafe) bis zur Klassischen Moderne(Anatomisches Institut) angezogen werden.

  • Die Stalinallee war nicht als Wohnungsstandard gedacht sondern als Sonderwohnraum für bestimmte Schichten die man halten wollte. Denn die Flucht fand schon lange vorher statt. Deine Aussage verdreht hier zusammenhänge.


    Die Stalinallee war das erste große Wiederaufbauprojekt in Berlin nach dem Krieg (die handvoll Laubenganghäuser in der Nähe mal außen vor). Sie wurde ganz klar als großer Startschuss für den allgemeinen Wiederaufbau und zur Behebung der Wohnungsnot inszeniert. Dass ihr Bau eine Fluchtbewegung ausgelöst hat, habe ich nirgendwo behauptet und das ist auch falsch. Aber man muss das im baupolitischen Kontext der SBZ/DDR sehen. Neubautätigkeit fand nach 1945 bis 1950 in den zerstörten Städten praktisch nicht statt. Verfügbares Baumaterial wurde zur Wiederherstellung oder zur Sicherung leicht bis mittelschwer beschädigter Gebäude verwendet. Das Hauptaugenmerk lag nach 1945 baupolitisch aber auf einer wirtschaftlichen Sicherung der Bodenreform durch den Bau von zehntausenden Neubauernhöfen (Siehe u.a. SMAD-Befehl 209). Dadurch wurden ungeheure Geldmittel und Baumaterialien gebunden. Weitgehend wirkungslos war es noch dazu, von 210.000 Neubauern gaben bis 1952 fast 80.000 Neubauern ihre Höfe wieder auf. Es folgte mit der Kollektivierung ab 1952 die Kehrtwende in der Agrarpolitik. Das Neubauernbauprogramm wurde schon 1949 mächtig zusammengestrichen und bestand nach 1950 praktisch nur noch im Ausbau von MAS bzw. MTS-Stationen und Kulturhäusern.
    Im Gegenzug begann nun endlich der Wiederaufbau der Städte. In dieser Notlage kann die Stalinallee (und andere Prestigebauten bspw. in Dresden und Magdeburg) nur als verschwenderisch und wohnungspolitisch unsinnig bezeichnet werden. Sie band andernorts für normalen Wohnraum benötigte Ressourcen und verschärfte die Not.
    Hinter deine Theorie des Haltens von "bestimmten Schichten" würde ich auch mal ein Fragezeichen setzen. Dafür war die Zahl der dort geschaffenen Wohnungen viel zu gering um einen wirklichen Nutzen auf die das gesamte Land betreffende Fluchtbewegung von Fachkräften zu haben noch entsprach sie dem wirklichen Wohnbedürfnis von vielen wirtschaftlich relevanten Facharbeitern. Die geistige und politische Elite des Staates brauchte man nicht durch solche Bonmots zu besänftigen, die waren von ihrer Sache ohnehin überzeugt.



    Auch wenn Sowjetische Architekten stilistisch über die Schulter belehrt haben. Ist die Karl-Marx-Allee wenig Stalinistisch. Den diese Zeichnet sich(bis auf Spätkonstruktivistische und (puristisch) Klassizistische Ausfransungen) durch einen stringenten Manierismus aus. Die DDR-Bauten der Neuen Tradition sind in Grundriss und Bauorganisation Moderne Bauten welche mit verschiedenen Kleidchen vom Regional-Historismus(Ringcafe) bis zur Klassischen Moderne(Anatomisches Institut) angezogen werden.


    Die sowjetischen Vorbilder folgten auch keinem strengen Formenkanon sondern kommen meist eklektisch daher. Die Bezeichnung "stalinistisch" ist dann auch keine kunsthistorische sondern eine geschichtshistorische Einordnung, die wohl unbestritten zutrifft. Bis Anfang der 50er Jahre entstanden in der SBZ/DDR einige Gebäude die nahtlos an die klassische Moderne der Vorkriegszeit anknüpften. Der stilistische Bruch steht eindeutig im Zusammenhang mit politischen Kursänderungen und sowjetischen Kampagnen gegen "Formalismus" und "Kosmopolitismus". Teilweise wurden nun als unpassend empfundene Kunstwerke die keine 5 Jahre alt waren wieder zerstört. So geschehen bspw. im wiederaufgebauten Weimarer Nationaltheater.

  • Sie wurde ganz klar als großer Startschuss für den allgemeinen Wiederaufbau und zur Behebung der Wohnungsnot inszeniert


    Richtig -Inszeniert- hatte aber wenig mit den Planungen zum Realen Wohnungsprogramm zu tun. Dasselbe beim Ringcafe und der Dresdner- und Eisenhüttenstadt-"Stalinallee". Das Hauptaugenmerk lag auf Recycling Wiederaufbau von vorhandenen. Daher sind diese Inszenierungen auch meist als Kulturbauten geführt während der Wiederaufbau der Wohnungswirtschaft klar die Pläne während des Krieges mit Reduzierten bauten verfolgt.


    Die sowjetischen Vorbilder folgten auch keinem strengen Formenkanon sondern kommen meist eklektisch daher.


    Sie waren aber Hauptsächlich Manieristisch, eine Grundeigenschaft für Totalitatistische Stile des 20ten Jahrhundert. Die geplanten Kulturhochhäuser wären z.b. auch Manieristisch ausgefallen, hätte man sie gebaut, diese könnte man dann Stalinistisch beschreiben. Die Originären Bauten der stilistisch recht schwammigen Neuen Tradition wären es äußerst selten sondern nur eine Modernismus mit Regionalisierten Eklektischen Formenkanon.


    Die Bezeichnung "stalinistisch" ist dann auch keine kunsthistorische sondern eine geschichtshistorische Einordnung, die wohl unbestritten zutrifft


    Naja wenn du jetzt sagst, die Gebäude sind unter einem Stalinistischen Wirtschaftssystem entstanden, ja. Baulich bleiben sie damit aber immer noch Gebäude der Neuen Tradition. Wenn du behauptest sie sind Stalinistisch, deutest du den Stil an dem sie nicht gefolgt sind sondern nur Ideologisch angelehnt waren. Die Gebäude in der Karl-Marx Allee sind keine Stalinistische Architektur. Jetzt ist natürlich die Frage kann man bei dieser Behauptung die Wirtschaftliche und Sozialgebundene Herkunft mit implementieren? Dann wüsste ich allerdings nicht wie man sie auseinanderhalten soll.:confused:

  • Mir scheint du versuchst diese Architektur recht verzweifelt in einen Formenkanon zu pressen. Das wird nicht gelingen, da die individuellen Fassadenabwicklungen nicht das Hauptkennzeichen dieses Stils sind. Die Architektur der Berliner Stalinallee ist natürlich stalinistisch, im politischen Sinne (mit Denkmal, Namensehrung, Personenkult) als auch städtebaulich. Kennzeichen dieses Städtebaus sind das völlige ignorieren privaten Grundeigentums, Maßstablosigkeit, Weite und der Rückgriff auf lokale Bautradition und Stilmerkmale was in der DDR eng mit ihrer "nationalen Phase" verbunden war. Sowohl die Bauten in Magdeburg, Rostock, Leipzig, Dresden als auch Berlin sind stalinistisch obwohl sie stilistisch voneinander abweichen. Ich kenne um ehrlich zu sein niemanden, der der Stalinallee das Attribut stalinistisch verwehren würde...
    Ich halte den Begriff "stalinistisch" deshalb am geeignetsten, weil er besonders inklusiv ist. Sozialistischer Klassizismus passt vielleicht für Magdeburg, der eher backsteingotisch angehauchten Rostocker Langen Straße oder dem barockisierenden Dresdner Altmarkt wird man damit schon nicht mehr gerecht. "Zuckerbäckerstil" ist noch unpräziser. Mit der Entstalinisierung und der Rückkehr zur Moderne verschwindet auch dieser Stil. Ohne den Stalinismus als politisches System wäre diese Architektur nicht zu erklären, genauso wie die Germania-Pläne ohne den Nationalsozialismus nicht denkbar sind.


    Richtig -Inszeniert- hatte aber wenig mit den Planungen zum Realen Wohnungsprogramm zu tun. Dasselbe beim Ringcafe und der Dresdner- und Eisenhüttenstadt-"Stalinallee". Das Hauptaugenmerk lag auf Recycling Wiederaufbau von vorhandenen. Daher sind diese Inszenierungen auch meist als Kulturbauten geführt während der Wiederaufbau der Wohnungswirtschaft klar die Pläne während des Krieges mit Reduzierten bauten verfolgt.


    Also zunächst mal geht es nicht darum, dass alle Wohngebäude so ausgeführt werden sollten wie die Stalinallee, das dürfte ja wohl klar sein. Die Gebäude waren sündhaft teuer, sie banden Ressourcen die andernorts fehlten. Damit wirkte sich ihr Bau natürlich negativ auf die andernfalls mögliche Linderung der Wohnungsnot aus. Ist doch völlig logisch. Auch die "normalen" Wohngebäude jener Zeit waren vergleichsweise aufwendig gestaltet (siehe bspw. die ersten Wohnkomplexe in der Dresdner Pirnaer Vorstadt oder in der Leipziger Windmühlenstraße).
    Einen wirklichen Sprung in der Wohnraumbeschaffung konnte man in der DDR erst mit Aufgabe dieses kostenintensiven Bauens machen was zur Anlage der großen Altneubausiedlungen ab Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre führte, die wir heute in quasi jeder Stadt in der ehemaligen DDR finden. Wir schauen uns die Gebäude der klassischen Periode heute gerne an, wirtschaftlich und wohnungspolitisch war das aber blanker Unsinn.

    Einmal editiert, zuletzt von Saxonia ()

  • Die Architektur der Berliner Stalinallee ist natürlich stalinistisch, im politischen Sinne (mit Denkmal, Namensehrung, Personenkult) als auch städtebaulich.


    Ganz ähnliche Bauten sind zur gleichen Zeit in Madrid entstanden - das ältere Hochhaus am Plaza de España ist von den Moskauer Hochhäusern gleicher Zeit oder dem Warschauer Kulturpalast kaum zu unterscheiden. So wie in den 1960er Jahren die Moderne genauso durch Ost und West geisterte, in der Dekade davor schien der Zuckerbäckerstil in Mode zu sein.


    "Zuckerbäckerstil" ist noch unpräziser. ... Ohne den Stalinismus als politisches System wäre diese Architektur nicht zu erklären...


    Wie man sieht, in Spanien ging es ohne Stalin (ich könnte noch Beispiele aus anderen Ländern suchen, aber ein Gegenbeispiel muss reichen) und Zuckerbäckerstil ist eine sehr gängige Bezeichnung. Selbst wenn bestimmte Architektur politisch gewollt ist - die Machthaber orientieren sich am ehesten an den verbreiteten Moden, die keinesfalls auf ein Land oder System beschränkt sein müssen.


    Was ist hier städtebaulich anders als manche bekannte Prachtallee wie die Avenue des Champs-Élysées?


    Dass ich die älteren Häuser an der Ex-Stalinallee im Zuckerbäckerstil grandios finde, habe ich schon mal geschrieben.

  • Vor der Wahl bekommt Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel noch so richtig Ärger. Laut einem Artikel der Berliner Zeitung soll Geisel versucht haben, kritische Berichte zur Wahl der Mieterräte vor der Abgeordnetenhauswahl zu verhindern.
    http://www.berliner-zeitung.de…-verhindern-will-24757516
    Ich denke, die SPD wird heilfroh sein, wenn die Wahl endlich vorbei ist und wenn sie Geisel aus dem Verkehr ziehen kann. Selten hat ein Senator in solch kurzer Zeit so viele Skandale produziert wie Geisel.

  • Ist Berlin eine Architektur Metropole?

    ...lautet eine Serie der Berliner Zeitung in dieser Woche. Ich wollte ja schon am Montag darauf hinweisen, und jetzt ist schon Donnerstag.
    Hier nochmal die Themen, mit der sich die Berliner Zeitung auseinandergesetzt hat, bzw. auseinandersetzen wird:


    Montag: Nötig und möglich: Chancen für die Stadt
    Dienstag: Hoch, höher, am höchsten - Über den Sinn von Hochhäusern
    Mittwoch: Vorbildlich gebaut: faszinierende Bahnhöfe
    Heute: Interessant oder langweilig: Wohnhäuser für alle
    Morgen: Oft vernachlässigt - der Denkmalschutz
    Samstag: Berühmt und vertrieben - ein Enkel erzählt

  • @Hochhäuser-Leitbild

    ... Hoch, höher, am höchsten - Über den Sinn von Hochhäusern


    Diesen Artikel fand ich besonders interessant - ein Hochhausrahmenplan soll im Koalitionsvertrag festgeschrieben werden. Es ist u.a. von einer Höhenbegrenzung auf 150 Meter die Rede und gleichzeitig auch, dass höhere Bauten in Berlin nicht wirtschaftlich wären (was zutreffen dürfte) - ich sehe allerdings nicht den Sinn, behördlich etwas zu verbieten, was wahrscheinlich nie auftreten wird. Konkret ist über den Alexanderplatz und die City-West als mögliche Standorte die Rede, ferner über ein Hochhaus mit 100 Metern am Hauptbahnhof, ein mit 140 Metern an der Warschauer Straße.


    Zu den konkreten Vorschriften-Vorschlägen gehört das Festschreiben der öffentlichen EG-Nutzung und möglichst auch der letzten Geschosse - Läden/Gastronomie finde ich auf jeden Fall sinnvoll, damit keine toten Zonen entstehen. Beunruhigend sind hingegen die wirtschaftlichen Ausgleichsmaßnahmen wegen der höheren Nutzung der Grundstücke, die Frau L. vorschweben. Zu große Lasten würden dazu führen, dass sich einfach kein Investor findet.


    Der Artikel schreibt, in Deutschland habe nur Frankfurt eine Skyline - das stimmt, doch in den anderen Ländern Europas gibt es durchaus welche. Bauten zwischen 100 und 150 Metern entstehen gar in relativ kleineren Städten um 200 Tsd. Einwohner - diesmal ohne Beispiele zu nennen. Die einzigen Millionenstädte ohne Skylines sind wohl die historischen Rom und Prag geblieben.


    Im Artikel wird noch gefragt, ob künftig die Hochhausentwürfe vom Baukollegium beim Senat genehmigt werden sollten. Wie war das eigentlich beim (mE klobigen und uninspirierten) Monarch-Tower am Alex, den der Artikel zeigt?


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    @UdL: Wie jemand im Thread dort schrieb - der Bund und das Land können sich bestimmt verständigen, die Bundesstraße umleiten und eine Fußgängerzone einrichten.

  • ^ Dann kann man zur angeblich korrigierender und qualitätssichernder Rolle des Baukollegiums nur sagen: Hat nicht funktioniert. Was aber mit Sicherheit funktionieren würde, das kann ich auf Anhieb nicht sagen. Hat jemand Vorschläge?


    Mir kommt ein Zitat aus dem Stadtschloss-Thread in den Sinn:


    Du fürchtest eine Spaltung der Stadt und siehst die Lösung darin, dass die Rekogegner den Rekofreunden alles geben, was sie haben wollen.


    Mir ist nicht ganz klar, wie man ein Rekogegner sein kann, der seinen Lebenserfolg damit bemisst, eine der seltenen (besonders in Berlin) Rekonstruktionen zu verhindern - was kann dazu antreiben, sich gerade solche Lebensaufgabe zu stellen. Falls um Liebhaber der Moderne gehen sollte, müsste doch die Zielsetzung anders lauten - für möglichst gelungene Bauten im bevorzugten Stil an geeigneten Orten zu sorgen. Und da bietet sich gerade eine Gelegenheit, Energien sinnvoll zu lenken - am Alexanderplatz für Nachbesserungen beim kuriosen Hochhausentwurf kämpfend.


    (BTW: Da ich den passenden Thread sehr weit hinten finde - möglicherweise gibt es hier nix zum Nachbessern oder Verhindern, da das Projekt im Sand steckt. Das wäre nicht das erste Mal - ein Projekt kommt in die Medien, wird heiss diskutiert, irgendwann wird still um es, nach unbestimmter Zeit kommt derselbe oder ein neuer Investor mit einem neuen Entwurf. Wenn aber dieser eleganter ausfallen sollte, wird es bestimmt kein Verdienst des Baukollegiums sein.)

    3 Mal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • Heute knallen in Berlin viele Sektkorken: Der wenig beliebte Bausenator Andreas Geisel wird sein Amt verlieren und stattdessen in das Innenressort wechseln. Das Ressort wird geteilt: Den Baubereich wird Katrin Lompscher übernehmen, die Bereiche Verkehr und Umwelt gehen an die Grünen. Somit wird das Bauressort seit langer Zeit wieder von einer ausgebildeten Fachfrau geführt.
    http://www.morgenpost.de/berli…-Innensenator-werden.html

  • Interessant. Ich erinnere mich noch an eine CDU-Veranstaltung, zu der Frau Lompscher eingeladen war und auf der man betonte zumindest Ihre fachliche Kompetenz zu schätzen. Ich bin gespannt. Die Trennung von Verkehr und Umwelt finde ich fragwürdig, wenn man Stadtentwicklung wirklich als Ganzes begreifen möchte. Inwiefern dort bisher wirklich zusammengearbeitet wurde, kann ich aber auch nicht beurteilen.

  • Interessant. Ich erinnere mich noch an eine CDU-Veranstaltung, zu der Frau Lompscher eingeladen war und auf der man betonte zumindest Ihre fachliche Kompetenz zu schätzen.


    Die fachliche Qualifikation zur Bausenatorin wird man Katrin Lompscher als diplomierter Städtebauerin nicht absprechen können, die charakterliche Eignung zur Übernahme eines hohen Staatsamtes als ehem. SED-Mitglied (seit 1980) dagegen schon - wobei einmal dahingestellt sei, ob sie der DDR-Staatspartei aus Opportunismus oder Überzeugung beigetreten ist.


    Da man nach 1949 ehem. NSDAP-Mitgliedern nicht pauschal den Zugang zu öffentlichen Ämtern versagt hatte, hat man es nach 1990 bei SED-Mitgliedern auch nicht getan. In beiden Fällen war das problematisch, da man damit de facto das Mittäter- bzw. Mitläufertum der ehem. Parteimitglieder belohnte: Bestimmte Karrieren waren in beiden deutschen Unrechtsstaaten nur mit Parteibuch möglich, und bei späteren Bewerbungen auf Positionen, in denen einschlägige Berufserfahrungen verlangt wurden, war das für ehem. NSDAP- und SED-Mitglieder nach 1949 bzw. 1990 ein Vorteil ggü. Bewerbern, die "anständig geblieben" waren und deshalb bestimmte Positionen nicht hatten ausüben können.


    Insofern bleibt für jeden, der Opfer des DDR-Regimes kennt, bei Nominierungen wie der von Katrin Lompscher ein bitterer Beigeschmack.