Ich wollte kurz mal über die Londoner HH-Pläne schreiben im Vergleich zu Frankfurt, vielleicht ist das interessant, um die Hochhausplanung in Fra etwas besser einordnen zu können (falls nicht, bitte Beitrag löschen).
- Die "Verschattung" von Frankfurt sind die "historischen Sichtachsen" von London. In jeder Diskussion über HHer kommen zunächst mal die historischen Sichtachsen vor. Besonders die Sichtachsen auf St. Pauls. Kein HH darf die Sichtachsen verbauen, wahrscheinlich ist damit gemeint die Fernwirkung von St Paul als Solitär.
- Der Bürgermeister von London, der am Donnerstag neu gewählt wird, hat grundsätzlich Entscheidungsrecht über neue HHer. Ken Livingston ist ein HH-Fan, und davon gibt es in London nicht viele. Ken treibt HHer voran, er hat viele neue HH-Standort festgelegt, den bedeutensten sicherlich für den "Shard of Glass", einen 300m Turm gegenüber der City in London Bridge. Aber sonst doch relativ verteilte Standorte. Von allen Neuplanungen wird öffentlich nur der Shard of Glass als attraktiv gesehen, sieht aus wie eine Glaspyramide und man hofft, eine neues Identitätssymbol zu schaffen. Alle anderen HHer werden sehr sehr skeptisch gesehen und es gibt massivsten Widerstand. (die Engländer sind halt sehr sehr konservativ). Positiv hat sich die Sicht auf HHer vielleicht dadurch etwas verändert, dass der Gherkin als beeindruckend empfunden wird. Ich denke, sowas würde sich auch auf Frankfurt übertragen lassen. Wenn es wieder mal ein neues tolles und ausgefallenes HH gibt, das von den Leuten abfotografiert wird, dann wird auch sicherlich die Lust auf neue HHer ansteigen. (Mein persönlicher Wunsch wäre da, einen Campanile tatächlich wie den Campanile in Venedig zu bauen Link, gleich Farbe und Dach etc. nur wesentlich höher, und dann den Bahnhofsvorplatz als italienische Piazza.) Was man auch sieht, ist aber dass ein begeisterndes Stadtoberhaupt tatsächlich auch das Gesicht einer Stadt beeinflussen kann, und nicht nur Investoren. Insofern hat die Stadtverwaltung doch wirklich eine Verantwortung.
- Die meisten tatsächlichen HHer werden in Canary Wharf gebaut, dem Niederrad Londons. Der Cluster dort ist ziemlich beeindruckend, besonders wenn man von City Airport startet und dann in nur ein paar hundert Metern Höhe darüberfliegt. Den Banken ist die City zu teuer und es gibt nicht genug Platz. Canary Wharf selbst ist ziemlich spukig, gerade am Wochenende morgens, überall Polizei und CCTV, typisch angelsächsische Angst vor dem öffentlichen Raum. Hier denke ich doch, dass Fra tatsächlich einen Vorteil gegenüber London hat, nämlich dass es mitten in der Stadt an der Taunusanlage den grossen HH-Pulk gibt und eben nicht in einem Aussenbereich. Das sollte man ausnutzen, finde ich, arbeiten an der Taunusanlage ist bestimmt schöner als in Canary Wharf. (Schade um die Kürzung des Degussa Turms, ich denke, ein grosser Fehler.) Deswegen stimmen mich auch die grossen Flächenzuwächse ausserhalb des Bankenviertels etwas skeptisch. Vielleicht sollte man da restriktiver Vorgehen (am Flughafen zum Beispiel), um die Möglichkeiten zu verknappen und dadurch mehr Bauten an der Taunusanlage zu fördern? Sonst ziehen doch auch irgendwann die Banken in die billigeren Viertel, siehe eben Canary Wharf und dan würde Frankfurt den HH im Zentrum Vorteil etwas verlieren.
- Es gibt im kommerziellen Bereich eine Immobilienkrise, die im Augenblick viele der angekündigten Projekte fraglich werden lassen. Die Immobiliendeals hier sind auch meistens etwas "murky", man denke nur daran, dass Canary Wharf pleite ging und dann mit wahnsinnigen Discounts die ersten Banken holte (angeblich zwei Jahr mietfrei!!) um anschliessend an die Pleite wieder von den ursprünglichen Besitzern aufgekauft zu werden. Auch der Shard of Glass wird von einer losen Investorengemeinde gebaut, bei der man nicht so sicher sein kann, wo sie denn ihr Geld herhaben. Das Hin- und Her, die Ankündigungen und dannn das Warten sind also auch hier an der Tagesordnung.
Grüsse, vd