Four Frankfurt III: der Bau

  • Was geschieht derzeit auf der Baustelle - und wie geht es weiter? Das Bauunternehmen GP CON, eine Tochtergesellschaft von Groß & Partner, hat kürzlich einige Informationen herausgegeben:


    Mitte Oktober wurde der zweite Deckel fertig gestellt. Anschließend konnte der Aushub für die Bodenplatte beginnen. Bereits seit Mitte September läuft die intensivste Phase der Wasserhaltung. Zur Zeit werden über etwa 60 über das Baufeld verteilte Brunnen rund 100 m³ Wasser pro Stunde gefördert. Das Grundwasser konnte bereits so weit abgesenkt werden, dass es unter dem Höhenniveau der Baugrubensohle von 21,5 Metern Tiefe liegt. Die Aushubarbeiten können somit ungestört erfolgen.


    Anfang November wurde in ersten Bodenplattenbereichen das Planum fertig gestellt. Danach können erste Sauberkeitsschichten der Bodenplatten betoniert werden. Nach weiteren Vorbereitungsarbeiten, unter anderem dem Verlegen und Anschließen von Geothermieleitungen sowie dem Freilegen der Anschlussbewehrung von Bohrpfählen und Schlitzwand, können voraussichtlich im Dezember die Bewehrungsarbeiten für die Bodenplatte beginnen.


    Womöglich noch in diesem Jahr kann der erste Bodenplattenabschnitt betoniert werden. Für die gesamte Bodenplatte sind 9.000 Tonnen Stahl und etwa 42.000 m³ Beton erforderlich. Zwischen zwei und vier Metern wird die Bodenplatte hoch. Der größte Bodenplattenabschnitt hat ein Betonvolumen von mehr als 9.000 m³. Es muss im Schichtbetrieb rund um die Uhr gearbeitet werden.


    Nach Fertigstellung der Bodenplatte beginnt der Bau der vier Hochhäuser.


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    Bild: GP CON GmbH

  • Groß & Partner zeigt auf Facebook ein aktuelles Baustellenfoto. Der konventionelle Bagger ist mit einem Teleskop-Arm ausgestattet, damit kann er, auf dem obersten Deckel stehend, die Erde direkt greifen und nach oben befördern. Um Säulen und Primärstützen freizulegen, muss auf einer Fläche von 16.000 Quadratmetern gegraben werden, schreibt der Bauherr.


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    Bild: Four / Groß & Partner

  • Bin kein Bauingenieur und kann mir deshalb jemand sagen warum diese Technik günstiger ist als eine Baugrube zu erstellen und dann zu bauen...ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen warum das


    1) wirtschaftlicher


    oder


    2) bautechnisch unabdingbar


    ist....

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    Auf dem Grundstück lasten unglaubliche Kräfte von den anliegenden Hochhäusern. Eine normale Baugrube würde dazu führen, dass die Last so groß wird, diese nachgibt und die angrenzenden Hochhäuser sich "verschieben" könnten.

  • Ob es 1) wirtschaftlicher ist, ist überhaupt keine Frage mehr, wenn es 2) bautechnisch unabdingbar ist.

    Ohne nochmal grundsätzlich die Deckelbauweise erklären zu wollen (notfalls liest man schnell bei Tante g. nach):


    Eine derart tiefe Baugrube muss ausgesteift werden (das dürfte unstrittig sein).


    Möglichkeiten?


    Die Baugrubenwände rückverankern? Dagegen sprechen oftmals die schon vorhandene Nachbarbebauung (die man nicht anbohren kann). Ob man darüber hinaus auch noch die Zustimmung der Nachbarn bräuchte, ihr Grundstück anbohren zu dürfen, weiß ich gar nicht.


    Mehrlagig quer durchsteifen, wie z.B. beim Marienturm gesehen? Auch das ist enorm aufwändig - besonders in Anbetracht der Größe dieser Baugrube - und behindert den weiteren Aushub und Bau der Bodenplatte und Untergeschosse ähnlich stark wie die Deckelbauweise. Bei der Deckelbauweise steht immerhin eine brauchbare Arbeitsebene zur Verfügung. Und die Funktion der Aussteifung wird durch die ohnehin erforderlichen UG-Decken miterledigt.


    Die Deckelbauweise ist eine oft geübte Praxis in solchen Fällen. Und bei dem hier offensichtlich sehr flotten Vorankommen ist dann vielleicht auch die Wirtschaftlichkeit nicht so übel, wie Du sie vermutest, denn bekanntermaßen gilt: Zeit ist Geld.

  • Habe schon oft sehr große Baugruben mit Berliner Verbau gesehen...auch mit Wasserhaltung etc. Und die muss ja nicht rückverankert werden, oder doch? Da stehen die Doppel-T-Träger doch tief im Untergrund

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    Wenn ich eine verformungsarme Baugrubenwand benötige - und das ist hier wegen der vorhandenen Nachbarbebauung der Fall - kann ich das bei dieser Tiefe nur mit Rückverankerung bewerkstelligen; egal ob Berliner Verbau, Bohrpfahlwand oder anderes. Ja, die Doppel-T-Träger beim Berliner Verbau stecken tief im Untergrund, aber ab einer gewissen Baugrubentiefe sind sie zusätzlich auch rückverankert, ggf. sogar mehrlagig.

  • Ohne Zweifel ist die Deckelbauweise umständlicher und teuerer, als das Erstellen von Baugrubenwänden. In diesem Fall ist sie jedoch aufgrund der örtlichen Gegebenheiten unabdingbar. Was mich jedoch wundert, ist die Technik der Erdreichförderung mit einem Bagger. Wäre es nicht viel einfacher, ein Förderband in die große Aussparung im Deckel zu stellen, um damit die Erde noch oben zu befördern und im gleichen Arbeitsgang die LKW zu beladen?

  • Es könnte noch einen weiteren Grund geben. Bei der Wahl zwischen offener Baugrube und Deckelbauweise könnte auch eine Rolle spielen, dass bei der Deckelbauweise der Zeitraum der größten Grundwasserabsenkung wesentlich kürzer sein dürfte und man auch viel schneller eine große Gebäudemasse auf der Bodenplatte stehen hat (weil die Teildeckel bereits gebaut sind), so dass die Wasserhaltung früher wieder reduziert bzw. abgeschaltet werden kann. Dies dürfte bei der Genehmigung der Wasserhaltung beim RP Darmstadt keine unwesentliche Rolle spielen, denn was die Fördermengen und Dauer angeht, ist man doch bestimmt hier an der Grenze von dem was man in Deutschland überhaupt genehmigt bekommen kann.

  • Die Aussteifung der Baugrube ist das Eine, aber bei Baustellen mit tiefer Baugrube und besonders wenig Fläche, werden die Deckelflächen als Lager- und Rangierflächen benötigt; wie wir wissen ist die Baustellenlogistik beim FOUR wegen der eingeklemmten Lage des Baugrundstücks eine besondere Herausforderung, die Baustellenbilder zeigen es.

    ...denn was die Fördermengen und Dauer angeht, ist man doch bestimmt hier an der Grenze von dem was man in Deutschland überhaupt genehmigt bekommen kann.

    Es gibt keine Höchstmenge, entscheidend ist, ob die vorübergehende Wasserentnahme nachteilige Umweltauswirkungen hat, die können auch schon bei geringeren mengen eintreten. Hier speziell ist im Oktober 2019 die Entnahme von 1,892 Mio m³ Grundwasser über 26,5 Monate genehmigt worden, weil dies keine nachteiligen Umweltauswirkungen hat.

  • Damals beim Bau des MyZeil’s wurde auch die Deckelbauweise angewandt und es hieß, dass es auch von Vorteil wäre, da gleichzeitig unten wie oben simultan gearbeitet werden kann. Das sehe ich z.B. jetzt beim Four (noch) nicht. Es wird aber auch hauptsächlich um die örtlichen Begebenheiten hängen.

  • Im (bescheidenen-Handy-)Bild von vorgestern sieht man auf der FOUR-Baustelle nun hinten links ein erstes/weiteres gelbes Grundturmstück, was aus meiner Sicht so wirkt, als wäre es schon von Bewehrungsstahl umgeben und würde täglich auf seine Einbetonierung warten. :

    20210108_153805whjj0.jpg

    Etwas näher ran:

    20210108_153847sdjb3.jpg

    Bilder von mir

    Einmal editiert, zuletzt von skyliner ()

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    Ergänzend zu skyliner Bildern; zwei Fotos von gestern.

    Die Schalung des Turmfundaments am T1, welche oben noch zu sehen ist, wurde nun entfernt.

    91f1d493-a093-473c-93akr1.jpeg

    Zudem werden fleißig Schalungselemente zusammengeschraubt. Kann mir jemand beantworten, ob diese für die Bodenplatte benötigt werden (diese wird ja in mehreren Abschnitten gegossen) oder ob das bereits für den ersten Hochhauskern ist?

    cb9326c8-b79a-40bc-9zxjpl.jpeg

    Bilder von mir

  • Diese sind reine PERI Wandelemente, Ausschließlich. Die können in allen möglichen Variationen zusammen gebaut werden. Für Ebene Anwendungen absolut ungeeignet. Eventuell noch für Träger Unterbau.

  • Weil ich auf diesen ersten größeren Kran lange gewartet habe und weil man ab jetzt aus der Entfernung sehen kann, wo die Türme in Zukunft stehen, bin ich eben nochmal raus um mir den Aufbau anzugucken und natürlich ein Bild zu machen. (leider nicht so ne gute Qualität, weil dunkel)