Freiraumgestaltung Berliner Schloss/Humboldt-Forum

  • Nachschlag West-Perspektive, Fotos von mir, aufgenommen am 05.09.2020


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    Deutlich ist der Aufzugsschacht zu U-Bahn zu erkennen (Einhausung). Die Befestigungen für das Geländer sind auch schon in den Sockel der wiederhergestellten Uferbefestigung gebohrt. Die Uferbefestigung rechts, hin zum späteren Einheitsdenkmal, wird wohl bald Platz machen für die angedacht Treppe zum Wasser...


    d.

  • Ich sehe bei der Ostfassade durchaus Einflüsse des Faschismus, allerdings des Italienischen, was ja bei Stelle auch nacheliegt. Diese Kombination der völlig reduzierten Formen mit dem Steinernen kennt man doch von Bauten wie dem Palazzo della Citiltà Italiana in Rom:

    Ich habe vor einem Jahr in Rom eine sehr interessante Führung im EUR (Esposizione Universale di Roma) mitgemacht und eine der interessantesten Informationen bestand darin, dass es sich bei dem Palazzo della Civiltà Italiana eigentlich um ein Stahlbeton-Hochhaus handelt. Entsprechend des neuen imperialen Selbstverständnisses des faschistischen Italiens (ab 1936 nach der Eroberung Äthiopiens) und der beginnenden Umwandlung Roms zum Zentrum eines Imperiums, wurde ein als Stahlbeton-Hochhaus angelegtes Gebäude mit steinernen Rundbogenarkaden ummantelt und damit die Brücke zum Römischen Imperium gezogen (weil diese Rundbögen an das Colosseum erinnern). Es handelt sich um einen Kompromiss mit der faschistischen Führung, und das zeigt sich auch darin, dass die Bögen keinerlei tragende Rolle haben.
    Für mich war das für das Verständnis des Faschismus augenöffnend: Innen modern, aber mit einer "traditionellen", die Geschichte evozierenden Umkleidung, oder pointierter: Faschismus als Moderne mit geschichtlichem Antlitz.

    Ich habe damals ein Foto gemacht, aus dem das Hochhaus hinter der Umkleidung recht gut zu erkennen ist.


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    Das ist auch der Grund, warum der Palazzo della Civiltà Italiana und Stellas Ost-Fassade fast gegensätzlich sind. Bei Stella werden gerade nicht Geschichtseffekte produziert, sondern eher eine Entgeschichtlichung durch konsequente Abstraktion und Reduktion der barocken Fassade. Hier wird, m.a.W., die rationale ("ungeschichtliche") Struktur des Schlosses sichtbar und nicht eine moderne Stahlbetonkonstruktion verdeckt. Aus diesem Grund scheint mir auch der Ausdruck "faschistisch" nicht geegnet, weil ich nicht sehe, dass Stella es darauf anlegen würde, bestimmte Geschichtseffekte zu erzeugen. Das sieht man u.a. auch darin, dass eine ähnliche Formensprache sogar an die im Alten Ägypten erinnern kann, wie wir gerade von JR_KA hörten. Besser geeignet wäre m.E. der Ausdruck "Rationalismus" oder, weil dieser sich zeitlich zu einem guten Teil mit dem Faschismus überlappt (und daher leicht mit diesem gleichgestellt werden kann), "Neorationalismus".


    Foto von Oktober 2019 & von mir.

  • Lieber ElleDeBe, ich denke, es gilt eigentlich für alle Bauten in klassizistischer Anmutung mindestens seit der Jahrhundertwende, dass hinter allem Stein dann doch nur Beton den Laden zusammenhält. Ich finde, der von dir gezeigte Bau ist in seiner Interprätation klassischer Architektur dennoch modern und kreativ. Wenig später wurden die USA durch den Formalismus der 60er mit diesen schlichten Rundbögen in heller Fassade überschwemmt.

    Beispiel:


    Edward Durell Stone, Perpetual Savings and Loan: https://www.pinterest.de/pin/54043264257503452/


    Immerhin zeigt sich in deinem Bild nicht die megalomane Schwülstigkeit des deutschen Faschismus. Und nur wenige Jahre vor dem Bau deines Palazzo haben die Faschisten ihre Zentrale in Como ja noch unerreicht gut im Sinne der Moderne errichtet. Das zeigt schon, dass sie ästhetisch keineswegs im selben Boot mit den deutschen Faschisten saßen:


    https://de.wikipedia.org/wiki/Casa_del_Fascio_(Como)


    P.S.: Ein bisschen mehr von der klassischen Noblesse, die auf deinem Bild zu sehen ist, hätte unserer Ostfassade sicher gut getan. Das Steinerne daran wäre von Teilen der Öffentlichkeit jedoch als 'Fascho-Style' skandalisiert worden. Also hat man sich für rationalistische Strenge entschieden; war doch eine Rekonstruktion zu den anderen Seiten schon genug Sprengstoff für manche Gemüter.

  • Also bitte nicht zuwuchern lassen, sondern höchstens mit ein paar Repliken entsprechender Kunstwerke in den Fensternischen und auf den Balustraden auflockern...

    Der Vorschlag ist nicht schlecht! Ich habe mir das auch schon überlegt, dass man in die Fensternischen Köpfe großer europäischer Politiker stellen könnte. Man könnte in den ersten beiden Fenstern mit Adenauer und Schumann beginnen und mit weiteren Politiker fortfahren, die sich um die europäische Einigung verdient gemacht haben.

  • ... dass man in die Fensternischen Köpfe großer europäischer Politiker stellen könnte. Man könnte in den ersten beiden Fenstern mit Adenauer und Schumann beginnen ...

    .... ich weiss nicht, wäre das nicht ein Bisschen makaber. Und was wenn die Familien die Köpfe nicht hergeben wollen für dieses Projekt? Und wären sie nicht viel zu klein ...?:/

  • Warum makaber? Auf den früheren 2 DM-Münzen waren auch die Köpfe von Politikern zu sehen wie Adenauer, Heuss, Schuhmacher, Erhard und Strauß. Ist das dann auch makaber, wenn die Köpfe von Persönlichkeiten auf Münzen aufgeführt werden? Das ist nicht makaber, sonder eine Ehre für die jeweiligen Personen.


    Und ich glaube auch nicht, dass die Fensteröffnungen dazu zu klein sind.

  • Architektur-Fan:

    Ich glaube da ist der Humor von Camondo an dir vorbeigegangen.

    Und mit zu klein waren bestimmt die Köpfe und nicht die Fensteröffnungen gemeint. ;)


    Wenn man dort allerdings ernsthaft auf die Idee käme Persönlichkeiten zu verewigen, dann sollten das sicher keine Politiker sein sondern eher namhafte Naturkundler und/oder Völkerkundler.



    Gruß, Jockel

  • Mal `ne Frage: Wann wurde zuletzt über die Rückversetzung der Rossebändiger diskutiert? Wer sieht da eine neue Entwicklung und hat dazu Diskussionswünsche?

  • Camondo:

    das weiß ich auch nicht genau. Es handelt sich wohl um ein vierköpfiges, vierarmiges, vierbeiniges, achthufiges Wesen mit vier Leibern, das vom Landesdenkmalamt weiterhin wegen Gewohnheitsrecht und zum Schutz der hohen Alliierten Kommission im Kleistpark festgehalten wird.

  • < Oh Sie meinen diese grünen Pferde? Nun, da stehen sie sehr gut wo sie stehen, und beglücken mich und sehr viele andere hier im Kiez, jeden morgen bei meinem kurzen Walk oder beim Gassigehen, völlig ausgeschlossen dass ich oder andere Anwohner und Nutzer des Kleistparks diese entbehren wollen! Da müssen. Sie sich mit was anderem begnügen. Schauen sie doch mal in der Spandauer Zitadelle vorbei da fristen einige auch sehr schöne Objekte schon seit geraumer Zeit wirklich lieblos angehäuft ein gar trauriges Schiksal. Typisch Stuttgarter.. tss

  • Camondo,

    Vielen Dank für den Tipp, in der Spandauer Zitadelle nach Ersatz für den 16-Füssler zu suchen.

    Ich habe tatsächlich zwei Figuren gefunden, die man vor dem Gerichtsgebäude in Erinnerung an die Zeit von 1945 bis 1989 aufstellen kann. Dem Kopf ist leider der Körper abhanden gekommen, aber den könnte man ja artgerecht rekonstruieren.


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    Gruß Bauaesthet

    2 Mal editiert, zuletzt von Bauaesthet ()

  • < Vielleicht sollten Sie sich mal über die Historie des 'Gerichtsgebäudes' informieren, und nicht erst bei 1945 anfangen, dann würden Ihnen soche billigen Provokationen vergehen! Die Geschichte des Kleistparks könnte auch interessant sein.... aber wer weiss.... Ihnen scheint es ja auch nur um Dekoration zu gehen. Ich mache ja auch keine Vorschläge irgendwas in Stuttgart neu zu arrangieren, den Brunnen hier und das Denkmal dort auszutauschen gegen sonstetwas.

    Ihnen scheint überhaupt recht langweilig dort zu sein... weswegen jetzt Ihr Blick in die Weite schweift .... aber Vielen Dank, wir haben alles wir brauchen nichts was insbesondere gutgemeinte Ratschläge und Tips betrifft.

  • Wenn wir mittlerweile soweit sind, dass Auswärtige die Klappe zu halten haben, wenn diese nicht genehme Ideen vortragen, dann kann das Forum, in dem nunmal diskutiert wird, auch zugemacht werden.

  • Tut mir leid, wenn ich jemanden verärgert habe, Ich wollte nur eine rhetorisch-ironische Retourkutsche in der Sache fahren, die nicht gegen Personen gerichtet ist. Aber da versteht Camondo wohl überhaupt keinen Spaß.

  • Es geht nicht darum, dass "Auswärtige die Klappe zu halten"haben, aber ich finde es schon merkwürdig mit welcher Nonchalance hier Denkmäler, Brunnen, etc. hin und her verschoben werden, immer mit der Prämisse, dass durch den (durchaus glücklichen) Umstand, dass in Berlin Mitte das Humbold Forum mit 3 rekonstruierten Schlossfassaden entstanden ist, daraus abzuleiten ist, dass doch bitteschön nun auch alle Anderen das Ziel vor Augen haben müssten, das Umfeld des HF, Stand 1950, wiederherzustellen und jegliche örtliche Begebenheiten sich dem unterzuordnen haben.

    Interessant auch dass die aktuelle Ausstellung z.B. der Rossebändiger "Gewohnheitsrecht" genannt wurde, Denkmalschutz ist kein Gewohnheitsrecht. Der Kleistpark ist aber ein Gartendenkmal inclusive seiner in ihm befindlichen Kunstwerke. Und diese wurden nicht einmal von den Schönebergern unrechtmässig angeeignet und dorthin verschleppt sondern rechtmäßig dort aufgestellt.

    Man sollte auch wissen, dass die einzelnen Bezirke durchaus ihre Eigenständigkeit auch gegenüber dem Senat haben, und das ist auch gut so!

    Übrigens verpflichtet sich die Stiftung des Humbold Forums ausdrücklich dem Denkmalschutz. Der Neptunbrunnen und die Rossebändiger sind jeweils Teile denkmalgeschützter Ensembles. D.h. jeweils müsste hier erst einmal der Schutz aufgehoben werden, damit sich die Stiftung die fraglichen Kunstwerke wieder "vor die Tür" stellen kann. Wäre das nicht ein etwas merkwürdiges Gebahren, zumal die Provenienzforschung gerade auch in Bezug auf die Ausstellungen im Hause gerade einiges aufarbeitet?

  • mit welcher Nonchalance hier Denkmäler, Brunnen, etc. hin und her verschoben werden, immer mit der Prämisse, dass durch den (durchaus glücklichen) Umstand, dass in Berlin Mitte das Humbold Forum mit 3 rekonstruierten Schlossfassaden entstanden ist, daraus abzuleiten ist, dass doch bitteschön nun auch alle Anderen das Ziel vor Augen haben müssten, das Umfeld des HF, Stand 1950, wiederherzustellen und jegliche örtliche Begebenheiten sich dem unterzuordnen haben.

    ... Der Kleistpark ist aber ein Gartendenkmal inclusive seiner in ihm befindlichen Kunstwerke. Und diese wurden rechtmäßig dort aufgestellt.

    Man sollte auch wissen, dass die einzelnen Bezirke durchaus ihre Eigenständigkeit auch gegenüber dem Senat haben, und das ist auch gut so!

    Übrigens verpflichtet sich die Stiftung des Humbold Forums ausdrücklich dem Denkmalschutz. Der Neptunbrunnen und die Rossebändiger sind jeweils Teile denkmalgeschützter Ensembles.

    1. Ich habe nicht den Eindruck, dass mit "Gemächlichkeit" Denkmäler, Brunnen, etc. "hin und her verschoben" werden.

    Es geht nur um zwei Denkmäler, die nach Meinung der Befürworter nicht hin und her, sondern einmal und endgültig an ihren originalen Platz zurückkommen.

    2. Ich sehe nicht dass z. B. der Förderverein allen Anderen das Ziel (der Versetzung) vor Augen aufdrängt. Der Förderverein hält sich da eher zurück.

    3. Ich bin sicher, dass niemand den Zustand des Umfeldes von 1950 wieder haben will. Die Rossebändiger wurden meines Wissens auf Befehl des sowjetischen Stadtkommandanten Nikolai Erastowitsch Bersarin 1945 wegen des desolaten Zustandes des Schlossumfeldes in den Kleistpark versetzt. Diese Versetzung auf Anordnung der Militärregierung war damals rechtmäßig, weil es gar keine deutsche Exekutive gab. Aber ist das heute noch für uns so unveränderbar, wünschenswert und bindend?

    4. Wenn die Bezirke heute gegenüber dem Senat eine hohe Eigenständigkeit haben, so ist das selbstverständlich zu respektieren. Aber hier geht es nicht um eine juristische Zuständigkeit, sondern um eine Vernunftentscheidung im Interesse ganz Berlins und der Museumsinsel und um ein Zugeständnis an den "Ur-Eigentümer" der Rossebändiger, nämlich Berlin Mitte.

    5. Interessant wäre für mich, wann die Artefakte unter Denkmalschutz gestellt wurden, inwieweit der Denkmalschutz die Kunstwerke selbst oder auch ihre Standorte betraf (auch Neptunbrunnen?) und ob es zu dieser Zeit eine Perspektive für die Rückkehr überhaupt schon gab.


    Ich bin neugierig darauf, jetzt hinzuzulernen und nehme jede Korrektur dankbar an, aber bitte nicht im Stile Camondos.

  • Die Rossebändiger sind 1945 in einer recht überstürzten Aktion in den Kleistpark umgesiedelt worden. Pniower selbst soll davon ja nicht wirklich angetan gewesen sein.

    Da sehe ich ehrlich gesagt die geringsten Probleme. Für den Kleistpark wäre es kein großer Verlust, für das Schlossumfeld ein Riesengewinn.

  • Plädoyer für den Standort der Rossebändiger


    Für die Rückkehr der Rossebändiger des Bildhauers Cloth von Jürgensburg vom derzeitigen Standort Heinrich-von-Kleist-Park an ihren historischen Standort am Berliner Schloss sprechen vier schlagende Argumente aus Sicht der Geschichte, der Qualität der Kunstwerke und der städtebaulichen Wirkung des Standortes am Lustgarten:

    • Die Geschichte bis 1945 ist die Schenkung der Artefakte von Nikolaus I an Friedr. Wilhelm IV als Symbol der Freundschaft und Partnerschaft in den Befreiungskriegen zwischen Russland und Preußen.
    • Die Kunstwerke sind von so hochrangiger Qualität in Lebensechtheit und Dynamik der Bewegung. Es gibt in Europa kaum gleichrangige Pferde-Großskulpturen. Die Berliner Rossebändiger verdienen einen herausragenden Platz im Zentrum.
    • Die derzeitigen Standorte: Infolge des zerstörten Schlossumfeldes befahl der sowjetische Stadtkommandant Nikolai Erastowitsch Bersarin 1945 die Versetzung der Rossebändiger in den Kleistpark vor das Kammer-gericht, Sitz der Alliierten Hohen Kommission. Sie stehen dort weit voneinander entfernt und abgelegen vom Zentrum Berlins im ungepflegten Kleistpark. Gemessen an ihrer Bedeutung und ihrer möglichen Wirkung ist das als ein doppelter Verlust.
    • Der ursprüngliche und wieder mögliche Standort der Kunstwerke zwischen dem Schloss-Portal IV und dem Altem Museum verbindet die Bauwerke und deren korrespondierende Kunstwerke Rossebändiger (C. v. Jürgensburg), Castor und Pollux (K. F. Schinkel, C. F. Thiek), Amazone (A. Kiss), Löwenkämpfer(A. Wolf, C. Rauch) wieder zu dem früher bewusst geschaffenen eindrucksvollen Gesamt-Ensemble im Zentrum Berlins.

    Die zuständigen Entscheidungsträger sollten für diese erstklassigen, berühmten Kunstwerke die Vorrangigkeit des herausragenden Standortes im Zentrum Berlins erkennen und respektieren. Sie sollten diese Kunstwerke nicht als banale, beliebig ersetzbare „Dekoration“ abwerten.
    Dieses Plädoyer ist ein vielfach geteilter Wunsch, der sich problemlos mit der modernen Gestaltung der Lustgarten-Terrassen verbinden lässt.