Freiraumgestaltung Berliner Schloss/Humboldt-Forum

  • Stilistische Unterarten sind u. a. die Neoromanik, Neogotik, Neorenaissance, der Rundbogenstil und der Neobarock.


    Da steht es schwarz auf weiß - nicht nur Dom und Marstall gehören zum Historismus, sondern auch die anderen Gebäude, die ich oben genannt habe.

  • Die Gestaltungssatzung der Residenzstadt Potsdam von 1925 sah vor sich bei Wiederherstellungen in historischem Umfeld stets an der Fassung der "höchsten künstlerischen Ausprägung" zu orientieren. Das ist in Berlin in der Regel die Gründerzeit, Ausnahmen bestätigen diese.


    Diese Regel galt auch für den Bezugszeitraum bei Rekonstruktionen von Häusern oder Plätzen. Heute wird in Berlin - wenn überhaupt rekonstruiert wird - der letzte Zustand vor der Zerstörung wiederhergestellt. Potsdam hält sich hingegen an den Geist der Gestaltungssatzung von 1925 und rekonstruiert in der Regel die friderizianische Fassung, da diese meistens die künsterisch schlüssigste und qualitätvollste ist.

  • Zitat von Architektator

    Da steht es schwarz auf weiß - nicht nur Dom und Marstall gehören zum Historismus, sondern auch die anderen Gebäude, die ich oben genannt habe.


    Das Neue Museum und die Alte Nationalgalerie sind Bauten des Spätklassizismus und eben nicht der Neorenaissance, wie von Dir behauptet.


    Wie Baukörper schon sagte, bleiben nur die Bauten des Neobarock (Dom und Marstall) übrig, welche der Gründerzeit entspringen. Ob man den Klassizismus jetzt auch zum Historismus zählt ist umstritten, da dieser aus kunsthistorischer Sicht mehr Alleinstellungsmerkmale in künstlerischer- und gesellschaftlicher Hinsicht hatte, als alle anderen Historismen, oder Eklektizmen. Wikipedia lässt diesen daher auch bewusst aus. Schinkel gilt als Klassistist, baute aber auch neogotisch und neoromanisch. Seine Friedrichswerdersche Kirche, hat mit der Neogotik der Gründerzeit aber nicht viel gemein. Prinzipiell ist das auch egal, Baukörper ging es um die Gründerzeit.


    Das die Gründerzeit der architektonische "Genius loci" der "Historischen Mitte" sein soll, kann doch nicht wirklich euer Ernst sein. Dann würde auch vis-á-vis des Kupfergrabens, das Forum Fridericianum, wie ebenso der Gendarmenmarkt und der der Pariser Platz - wie eigentlich alle bedeutenden Bauwerke und Plätze Berlins ihre "höchste künstlerische Ausprägung" in der Gründerzeit erfahren haben. Dann könnte man auf die Rekonstruktion der Bauakademie auch verzichten, da diese nicht der Gründerzeit angehörte. Da sollte man doch etwas differenzieren.


    Schinkels Berlin und sein städtebauliches Verständnis, hatten auf der Spreeinsel ihren Höhepunkt und überlagerte sich mit den ebenso kubischen Solitären des Hochbarrock - Schloss, Zeughaus, Alte Post etc. (Letztere wurde von Schinkel übrigens vor dem Abriss gerettet und saniert - die Gründerzeit, hat sie dann für ein x-beliebiges Geschäftshaus platt gemacht.)


    Der gründerzeitliche Dom, das Nationaldenkmal und der Durchbruch von Kaiser-Wilhelm-Straße- und Brücke, haben dieses Ensemble aus wohl proportionierten räumlich zusammenhängen Solitären, empfindlich geschädigt.


    Die wilhelminischen Bauten Ernst von Ihnes, Marstall und Bodemuseum, aber auch der Begas-Brunnen hingegen, sind meiner Meinung nach wirklich gelungene Ergänzungen.

  • Zwischen dem reinen Klassizismus des Alten Museums und der historistischen Stilmischung des Neuen Museums oder der Alten Nationalgalerie besteht schon ein Unterschied. Und dass die Gründerzeit der "Genius loci" der historischen Mitte sein soll, hat auch niemand gesagt - sondern nur, dass auf der Museumsinsel viele Gebäude der Gründerzeit vertreten sind.


    Was den Durchbruch der Kaiser-Wilhelm-Straße betrifft, stimme ich dir zu. Am meisten hat dem Ensemble aber nicht der gründerzeitliche Straßendurchbruch geschadet, sondern die ins Extreme gesteigerten Abrisse der Nazis (Ost-West-Achse) vor dem Krieg und der Kommunisten (Stadtschloss, Altstadt und Karl-Liebknecht-Straße) danach.

  • Ich gebe Dir insofern Recht, dass man an beiden Gebäuden architekonische Details findet, die der Italienischen Renaissance entlehnt sind. Das ist auch nicht unüblich für den Spätklassizismus. Diese ist sehr eng an die Antike angelent - ganz im Gegensatz zur Deutschen Renaissance, die man in der Gründerzeit gerne nachahmte. Die Terminologie "Neorenaissance" in der Tat etwas unpräzise. Die Rückseite des Alten Museums und das Neue Museum, gleichen sich bis auf die Fensterteilung übrigens enorm. ?pageNo=72 Wahrscheinlich geht das jetzt etwas zu weit. Ich wollte lediglich aufzeigen, das hier über Jahrhunderte die programmatischen und städtebaulichen Leitbilder relativ konstant waren.


    Ich denke, gerade wenn man die letzten Beiträge so liest, geht es nicht nur mir so, dass hier zumindest suggeriert wurde, dass sich die Freiflächengestaltung möglichst am gründerzeitlichen Zustand orientieren soll. Die Nazis haben vom "Ensemble" lediglich den Neuen Packhof abgerissen und auch niemand fordert hier die Rückbesinnung auf den sozialistischen Städtebau - ganz im Gegenteil.

    Deinen Vergleich halte ich daher für etwas zu relativierend - die Ansicht möglichst viele Gebäude dem Historismus zuzurechnen und diesen mit der Gründerzeit gleichzusetzen, übrigens auch.


    Gerade der gründerzeitliche Dom, der Sockel des Nationaldenkmals und Durchbruch der Kaiser-Wilhelm-Straße, sind doch die Punkte wo städtebaulich und freiraumplanerisch die größte Diskrepanz und aktuell Diskussionsbedarf besteht.


    - Mit dem Abriss des alten Doms, der alten Börse und einem Teil des Apothekenflügels hat man die raumbegrenzende Fassung des Lustgartens in etwa einheitlicher Traufhöhe zerstört. Der verbleibende Teil des Apothekenflügels konnte nun nicht mehr zwischen Schloss und Randbebauung vermitteln - er war nun einfach zu klein. Einige würden diesen Zustand gern rekonstruiert sehen. Im Schlosswettbewerb schieden sich hier auch die Geister. Ob die in die letzte Woche gepflanzte Baumgruppe das Problem löst, bleibt fraglich.


    - Die Stilllegung der Durchfahrt Kaiser-Wilhelm-Straße durch den Lustgarten, oder dessen Untertunnelung, Umleitung etc., war ja ebenso schon öfters Thema und wird es sicherlich bleiben - gerade nach der Eröffnung des Humboldtforums.


    - Ob Einheits-Wippe, die Wiederkehr der Kolonnaden, oder was auch immer an der Schlossfreiheit entsteht - irgend ein Denkmal muss nun her, was nie allen gefallen wird, aber weiterhin als "nationales Denkmal" fungieren soll. Irgendwie scheint es auch hier nur die Option zu geben an die Gründerzeit anzuknüpfen, oder diese umzuinterpretieren. Ob das gelingt - ebenso fraglich.

  • 5 Maßnahmen sollten ergriffen werden um das weitere Umfeld zu gestalten:


    - Die Rückkehr des Neptunbrunnens

    - Der Wiederaufbau der Bauakademie mit originalgetreuen Fassaden

    - Der Verzicht auf den Bau des Einheitsdenkmals sowie der Verzicht eines Denkmals vor dem Museum.

    - Die komplette Fassaden -Sanierung des Berliner Doms, der gegenwärtig wie ein durch Trabbi-Abgase vollgerußtes Puffsofa aussieht.

    - Die vollständige Begrünung durch Rankpflanzen der Ostfassade des Humboldtforums.

  • Dieser Dom hat schon 30 Jahre keine Trabbi Abgase mehr gesehen.

    Der Kölner Dom hatte nie Trabbi Abgase gesehen, schwärzte sich aber ebenso ... Sandstein... das Thema wurde hier mehrfach durchgeorgelt.


    Man sollte auch unterscheiden zwischen dem Nationaldenkmal und den „Kolonnaden“ die hier wiederholt erwähnt wurden!


    Die „Kolonnaden“ haben mit dem Nationaldenkmal von W II nix zutun sondern damit verbindet man eigentlich die Königskolonnaden die an der Königsbrücke standen und im 19. JH in den Kleist Park versetzt wurden.

    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Königskolonnaden

  • Die Schwarzungen des Sandsteins sind Folgen des Hausbrands (Kohleheizung).


    Die Kolonnaden des Nationaldenkmals an der Schloßfreiheit haben mit den Königskolonnaden nichts zu tun. Das sind unterschiedliche Kolonnaden.

  • Wenn gerade nicht viel los ist, werden auch Kleinigkeiten berichtenswert: An der westlichen Seite des Schlosses wurden (drei?) neue Kandelaber aufgestellt. (Link)

  • Es ist die Nordseite, an der die drei Kandelaber neu aufgestellt wurden. https://cam05.berlinerschloss-webcam.de


    Kann jemand sagen, was es mit der erkennbar versifften und so nicht in das HF-Umfeld passenden Säule auf sich hat, die man dort - jetzt mitten im Gehweg - stehengelassen hat ? (Von der Nord-Webcam aus gesehen zwischen der ersten und zweiten, neu gesetzten Leuchte)

  • ^ Wollte zuerst schreiben: "an der westlichen Seite der Nordseite", aber das schien mir dann zu pedantisch, da sich das aus der Webcam ergibt. Aber ja: Nordseite.

  • Wenn gerade nicht viel los ist, werden auch Kleinigkeiten berichtenswert: An der westlichen Seite des Schlosses wurden (drei?) neue Kandelaber aufgestellt.

    Ich finde gar nicht, dass gerade nicht so viel los ist, eigentlich passiert sogar ziemlich viel.


    1. Du hast recht, auf der Nordseite wurden heute drei neue Kandelaber aufgestellt. Auch der Fußweg ist nunmehr bis zur U-Bahnbaustelle herangeführt worden. Weiter wird es hier erst gehen, wenn der oberirdische Teil des U-Bahnbaus fertiggestellt ist. Schön wäre es jetzt, wenn man auf der gegenüberliegenden Seite am Dom die letzten DDR- Masten auch tauschen würde, denn nix sieht schlimmer aus als so ein Mix aus verschiedenen Laternen.


    2. Die Kuppel ist nun auch deutlich fortgeschritten und bis auf die Ostseite eingedeckt. Ich denke, hier wird vor Weihnachten nichts mehr geschehen, da die Bauarbeiter aus Thüringen kommen. Hier hat man sich vermutlich in den Weihnachtsurlaub verabschiedet. Dafür laufen aktuell die letzten Putz- und Malerarbeiten auf der Südseite.


    3. Leider gar nicht weiter geht es seit Wochen an der Ufermauer auf der Ostseite. Erklären kann ich mir das nicht wirklich. Es gab mal das Gerücht, dass die Steine alle maßgefertigt sind, es aber immer wieder kaputte Stücke gegeben haben soll, so dass sich der Aufbau verzögert hat. Ob das stimmt, keine Ahnung, wäre aber eine mögliche Erklärung. Was mir aber schon jetzt etwas Sorgen bereitet, ist die Tatsache, dass bereits jetzt schon diese hässlichen Verfärbungen an den Steinen sichtbar werden, die durch Regenwasser verursacht werden. Ich hoffe, dass liegt am Bauschmutz und wird kein fortlaufendes Problem.


    4. Da es derweil an der Ostseite nicht nur mit den Uferwänden hakt, sondern auch mit der Pflasterung, ist es umso schöner, dass man auf der Südseite im Bereich des Eckrondells mit den Pflasterarbeiten begonnen hat. Hier wird es dann auch nach den Weihnachtsferien wohl weiter gehen.


    5. Die sichtbarsten Fortschritte gibt es im Bereich der Außengestaltung aber auf der Nordseite. Hier sind nun alle 13 Bäume eingepflanzt und man bereitet die Fläche drumherum für den finalen Belag vor. Hier bin ich gespannt, ob man pflastert oder ob es gegebenenfalls eine Rasen- oder Splitschicht geben wird.


    6. Seit drei Tagen sind auch die Arbeiten an den neuen Schlossterrassen besonders auffällig. Aktuell werden diese zwischen den Portalen V und IV auf der Nordseite errichtet. Wer sich die Webcambilder genau anschaut, wird erkennen, dass es einen massiven Höhenunterschied zwischen der Ostseite des Schlosses und der Westseite gibt. Dies fiel bislang nicht weiter auf, mit dem Bau der Schlossterrassen wird es aber nun sehr offensichtlich. Ich bin gespannt, wie man das optisch seitens der Architekten gelöst hat. Und damit wird auch klar, warum es die historischen Schlossterrassen gab. Es war ein geeignetes Mittel um den deutlich sichtbaren Höhenunterschied zu kaschieren. Ich hoffe, das gelingt auch bei der modernen Interpretation. Man sieht aber, dass auch in der Historie nicht alles immer reines Lametta war (um im weihnachtlichen Bild zu bleiben) sondern dass es auch handfeste Gründe für Gestaltungselemente gab, die jenseits der Verschönerung der Stadtlandschaft lagen.


    Das waren die wichtigsten Updates zum Schlossumfeld. Euch allen wünsche ich schon mal frohe Weihnachten und besinnliche Festtage.

  • Ich denke, dass die Wiederherstellung der Geschlossenheit des Lustgartens von zwei Punkten abhängen wird: dem Wachstum der Bäume anstelle des Apothekenflügels und der Rekonstruktion der Denkmalskirche nördlich des Doms.


    Beim Thema Verkehr wird meiner Meinung nach weder eine Sperrung des Lustgartens (wodurch die Liebknechtstraße zur Sackgasse würde) noch eine Umleitung über die Schlossfreiheit/den Schlossplatz (wodurch diese massiv belastet würden) das Problem lösen. Hier steht und fällt alles mit der Frage, ob die Straße Unter den Linden in Zukunft verkehrsberuhigt wird oder nicht.


    Wie dem auch sei: Ich wünsche Euch allen ebenfalls frohe Weihnachten!

  • Ach Leute, es ist bald Weihnachten, lasst uns den Streit doch zumindest mal bis zum Jahreswechsel vergessen. Gerade im Berlin und Potsdambereich wäre es doch schön, wenn nicht nur wir im Forum, sondern auch alle beteiligten Gruppen vor Ort im nächsten Jahr versuchen würden, etwas mehr aufeinander zuzugehen und weniger digital zu denken.


    Wenn alle an einem Strang ziehen und Stadt viel mehr als ein Miteinenader als ein Gegeneinander denken, haben in der Summe alle mehr davon. Was uns mittlerweile allen fehlt, ist ein einendes Projekt, hinter dem sich die große Mehrheit der Bevölkerung positiv und zugewandt versammeln kann.


    Man muss in der westlichen Welt konstatieren, dass das Vakuum, was die christlichen Kirchen hinterlassen haben, nicht mehr geschlossen werden konnte. Moralisch, aber auch städtebaulich. Früher waren die Kirchen und Kathedralen die Zentren einer jeden Stadt, es waren Projekte, hinter denen sich die gesamte Stadtgemeinschft versammelt hat, wo man stolz drauf war, die auch die Identität der Stadt und ihrer Bewohner ausdrückte. Dieses Element fehlt heute völlig. Ich würde ich freuen, wenn es uns wieder gelingen würde, auch über Bauten gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Daher wäre das Denkmal für die Einheit eigentlich ein guter erster Schritt gewesen. Dies hat so leider nicht geklappt.


    Trotzdem sollten wir weiter daran arbeiten, wieder mehr Verbindendes zu suchen. Und es wäre schön, wenn man im nächsten Jahr hier im Forum damit beginnen könnte.