Finanzplatz Frankfurt

  • Sorry, aber der Großteil der Banken die von dem Rettungsprogramm profitiert haben, hat seinen Sitz überhaupt nicht in Frankfurt.


    Profitiert haben letztendlich alle Banken in Frankfurt selbst wenn der Sitz anderswo war, besonders da das Vertrauen in die Gesamt-Finanzindustrie 2008 erschüttert wurde und der Interbanken-Markt zum Erliegen kam (d.h. die Banken vertrauten sich untereinander nicht mehr). Da Geldflüsse hauptsächlich auf Vertrauen basieren, war der Schutz durch den Staat eine besonders wichtige Maßnahme. Viele Banken haben diesen Schutz aber leider als "Narrenfreiheit" verstanden. Besonders die größte "Too Big To Fail" Finanzinstitution des Landes haute nochmal richtig auf den Putz mit LIBOR-Manipulation und einen hohen zweistelligen Mrd-Betrag an Rechtsstreitigkeiten, die noch lange nicht ausgestanden sind. Kein Wunder, dass man in Berlin auf solche "Lost Causes" keine große Lust mehr hat.


    Ich wäre übrigens keineswegs davon begeistert, wenn Schäuble und Gabriel nun wie wild die Werbetrommel für Frankfurt in UK rühren würden. Das käme den Briten dann völlig zurecht wie "Aasgeierei" und Opportunismus vor und würde zu starken Gegenreaktionen führen, besonders da man mit seinem "ziemlich besten Freund" Deutschland ohnehin ein keineswegs unbelastetes Verhältnis pflegt (man erinnere sich an Thatchers "No" vor der Wiedervereinigung). Nein, Berlin handelt schon richtig und lässt jetzt diplomatisches Geschick walten anstatt Öl ins Feuer zu gießen, das kommt bei den aufgewühlten Engländern auch gut an. Lieber abwarten und sehen, ob die Briten den Brexit nicht doch wieder rückgängig machen wollen. Das wäre für den Westen, die EU, Deutschland und Frankfurt ohnehin die viel bessere Lösung.

  • Heute sieht das so aus: München und Berlin mit jeweils ca. 800tqm p.a. ... (Mod: Zitat gekürzt. Für den gesamten Text das blaue Quadrat anklicken.)


    B, M und HH sind "Landtagssitze", da wird viel Geld in weiche Standortfaktoren und stadtbilderhaltende Maßnahmen gestopft, zudem muss bei Standort-Marketing generell weniger Rücksicht genommen werden. Frankfurt muss als Hessens "eierlegende Wollmilchsau", um jeden Cent jahrelang feilschen um alleine den rufschädigenden Frankfurter Hauptbahnhof und das verwahrloste Viertel drum herum auf ein wieder annehmbares Niveau zurück zu bringen. In B, M und HH sind die Entscheidungswege da deutlich kürzer. Platzaufwertung, Schwimmbad-Modernisierung, Untertunnelung? Na klar, da gibt's noch einen Topf für. Frankfurt hat im Vergleich zu den großen Landtagsstädten B, M, HH, D und S in dieser Hinsicht schon immer einen Standort-Nachteil gehabt. That's nothing new.


    Update: Als bestes Beispiel für den eingebauten Landtagssitz-Vorteil gilt für mich München. Dort haben Strauß und Stoiber als bayrische MPs München dafür gesorgt, dass München zu dem wird was es heute ist. Sie gingen auf eine sehr wirksame Werbetour als es sonst niemand tat (d.h. japanische Technologieunternehmen nach München holen in den frühern 80ern, danach "Laptops in Lederhosen"). Hier zeigte sich die starke Symbiose zwischen Landtag und Landtagssitz und München ist riesiger Profiteur dieser Konstellation. Zwischen Wiesbaden und Frankfurt herrscht da im Vergleich eine regelrechte Eiszeit (bestes Beispiel das vergammelte Polizeipräsidium).

    2 Mal editiert, zuletzt von Golden Age ()

  • Golden Age
    Sorry, jetzt bin ich schon wieder zurück ...


    In Deiner Einschätzung liegst Du leider überwiegend falsch.
    Diese von mir referierten Umsätze betreffen Büro-Vermietungs-Umsätze. Da spielt sicherlich AUCH der Effekt als Landes-Hauptstadt ein wenig hinein, aber zu mind. 80% haben diese Umsätze gewerblichen / wirtschaftlichen Hintergrund.


    Diese Büro-Vermietungs-Umsätze lassen speziell in der BRD-Nachkriegsgeschichte interessante Rückschlüsse auf den Auf- und Niedergang einzelner Regionen zu.
    Vor vielen Jahren habe ich (damals noch in "Print") die folgende Historie gelesen:


    Die beiden ersten TOP-Büromärkte der Nachkriegs-BRD waren HH. und Düsseldorf. HH. war stark in den Medien, während die Banken, die West-Berlin verlassen hatten zunächst nach Düsseldorf (!) gewechselt waren. München spielte bis Anfang der 70er Jahre noch fast gar keine Rolle (von wegen "Landeshauptstadt"), Ffm. entwickelte sich langsam, aber als deutlich abgeschlagener 3. Platz. (West-)Berlin spielte als "Inselstadt" überhaupt keine Rolle (immerhin eine extrem hochsubventionierte Metropole).
    Mitte der 70er Jahre wandelte sich das Bild grundlegend.
    Mit dem Zuwachs der BuBa-Bedeutung als politische Institution (das Gold-Abkommen von "Bretton Woods" wurde 1971 durch US-Präsident Nixon aufgekündigt) zogen die Banken von D. nach Ffm., eben weil die BuBa die "Geldpolitik" hier machte. Ffm. stieg in der Folge zum Top-Büro Standort auf (der "Messeturm" und der "Campanile" waren die Top-Projekte als Folge dieses Büro-Booms in den 80ern hier). München wurde zum High-tech-Zentrum Deutschlands (Siemens, BMW, Linde, etc. etc.) mit einer schier unerhörten Beraterindustrie hintendran. Anfang der 90er war das Bild wie folgt: Ffm (Banken) und München (tech-Industrie) waren die BEIDEN Top-Büro-Standorte. HH drei, Berlin (langsam im Werden) vier.
    Düsseldorf ist "nur" noch Platz 5-6.


    Also: I´ts the economy !


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    Mod: Bitte wieder zum Thema. Anderes wird künftig hier nicht mehr stehen bleiben.

  • Brexit & Trump --> What's next?

    Interessant sind die Gründe für die Abwanderungs-Gedanken bei Goldman Sachs. Durch das Versprechen von Teresa May einen vollen Brexit umzusetzen, hat man berechtigte Angst die Passport-Privilegien zu verlieren und das automatische Recht einzubüßen Geschäfte innerhalb der EU zu machen. PM May geht diesen Weg mit zweijährigen Verhanldungen ab März '17 um wieder volle Entscheidungsgewalt über die Einwanderungspolitik zu erlangen. Hierdurch scheint sich allerdings eine Abwanderungswelle anzukündigen, da "Economic Uncertainty" für global agierende Wirtschaftsunternehmen ein rotes Tuch ist, 2 Jahre sind dort eine halbe Ewigkeit, also 8 Quartale, bei denen Aktionäre auf jeden Cent ihres Shareholder Value achten.


    Durch den völlig unerwarteten (aber wahrscheinlich vorhersehbaren) Wahlsieg Donald Trumps darf man mittlerweile von einem neuen "Zeitalter des Populismus" bei westlichen Demokratien sprechen (mit Ungarn und Polen ging es los). Wieder hat sich das Landvolk gegen das "System" ausgesprochen, selbst in Democratic Party-Hochburgen wie Pennsylvania, Michigan oder Wisconsin. Auch in den USA kündigt sich eine kleinere Abwanderung der Bildungselite an (allerdings eher ins englischsprachige Ausland).


    In beiden Fällen hat man zugesehen wie die arbeitende Mittelklasse seit 30 Jahren vor die Hunde geht. Die Gewerkschaften sind längst beiseite geschafft (in einer Service-Economy unerwünscht) und es wurde eifrig ein Freihandelsabkommen nach dem anderen unterzeichnet. Die "Creative Destruction" aus Silicone Valley hat man darüber hinaus völlig ohne Abfederung bei den mittleren Einkommen einschlagen lassen. Auch die Auswirkungen des 2008 Finanz-Crashes sind in UK und US eigentlich nie wirklich verkraftet worden, zumindest nicht in den ländlicheren Teilen der beiden Länder. Das rächt sich jetzt und ähnliche Erscheinungen zeigen sich auch in Meck-Pomm, Bremen oder Sachsen. Wehret den Anfängen!!!

  • ^Wo soll diese Bildungselite denn hinwandern? England, Australien? Da sieht es politsch ebenso aus, bleibt nur noch Canada oder ein unabhängiges Schottland. Schottland wäre aber das einzige verbleibende englischsprachige Land mit globalen Top Elite Unis im Angebot (allen voran Edinburgh und St.Andrews). Grundsätzlich glaube ich aber, dass kein Wissenschaftler USA verlassen würde, dafür sind die Forschungsbudgets einfach zu fett da drüben und Trump wird sich nach und nach als 24/7 Golfspielender US Präsident entpuppen. Viel Lärm um nichts.


    Da ist es viel spannender, wie es mit Brexit weitergeht und wie Frankfurt profitieren kann. Die Trump Wahl hat keine direkten Auswirkungen auf Frankfurt. Die einzige Auswirkung wäre vlt, dass USA anfangen könnte Truppen und Regierungsangestellte aus Frankfurt und Wiesbaden abzuziehen...

    Einmal editiert, zuletzt von Eagle1 () aus folgendem Grund: typo

  • Trump hat aber Auswirkungen auf den Brexit.


    Schließlich ist dann der mächtigste Politiker der Welt-der auch Kontakt nach GB suchen wird-ein Brexit Befürworter. Er möchte ja auch May so schnell wie möglich zu sich einladen.


    Man kann jetzt nicht genau sagen,wie sehr er sich da einmischen wird,aber es ist möglich,dass er dem britische Parlament auch mal auf die Finger schaut,ob sie den Willen des Volkes auch akzeptieren werden.Er ist ja auch mit Farage sehr gut und man darf die Auswirkung eines US Präsidenten auf enge Verbündete nicht unterschätzen,selbst wenn Trump vielleicht nur ein weiterer moralischer Sieg der Brexit Befürworter war.

  • ... darf man mittlerweile von einem neuen "Zeitalter des Populismus" bei westlichen Demokratien sprechen [...] . Wieder hat sich das Landvolk gegen das "System" ausgesprochen ...


    Ganz sicher stehen wir am Beginn eines "neuen Zeitalters" und es wird starke Umbrüche geben. Zwar glaube ich kaum, dass es innerhalb der westlichen Welt, militärische / kriegerische Auseinandersetzungen geben wird. Spannend wird es aber in jedem Fall.


    Der Gegensatz "Landvolk" gegen das "System" beschreibt es recht griffig, trifft die Sache aber nicht komplett. Letztlich geht es SELBSTBESTIMMUNG, die die Menschen zurück haben wollen.
    Mancherorts zeigt sich das in der Polarisierung des klassischen "rechts/links"-Schemas (le Pen/AFD). In zahlreichen anderen Staaten ist es eher der aufkommende Separatismus mit dem die Menschen Selbstbestimmung zurück haben wollen (Katalonien / Schottland / Lega Nord).
    Der Begriff "Subsidiarität" spielt da hinein, d.h. die Forderung, dass die Menschen möglichst viel selbst, in kleinen regionalen Einheiten, direkt "vor ihrer Haustür" regeln wollen. Das "Schweizer Modell" eben. Peter Gauweiler (der auch bei den "Linken" durchaus angesehen ist) sagte kürzlich: "Die Welt wird verschweizern oder untergehen". Das heisst nicht, dass man supranationale Strukturen ablehnt (z.B. eine europ. Verteidigungsgemeinschaft; europ. Sicherheitsgemeinschaft; meinetwegen auch einen "Euro" - sofern er denn auch mal funktionieren sollte). Aber letztlich basiert alles auf folgender Prämisse: Die Menschen regeln in "kleinen Einheiten" ihre Dinge zunächst selbst. Subsidiarität eben.
    Die Relevanz für Frankfurt könnte man da wie folgt formulieren: Wie könnte sich Ffm. in so einer subsidiären Welt neu positionieren ?
    Vielleicht ein Thema für einen eigenen, neuen Thread.

  • Auch in den USA kündigt sich eine kleinere Abwanderung der Bildungselite an (allerdings eher ins englischsprachige Ausland).


    Das scheint mir nicht logisch zu sein. Bin mir nicht sicher ob Trump jetzt Rechts, oder Links ist. Dass er die Globalisierung zurueck drehen will, ist doch eine Linke Forderung.
    Ok, er hat da auch ein paar Rechte Ansichten. Aber, eigentlich will er das Soziale Netz ausduennen, Steuern senken und die einheimische Wirtschaft mit hohen Einfuhrzoelle schuetzen. Koennte fuer eine Binnenwirtschaft wie die USA die ein hohes Leistungsbilanz Defizit hat funktionieren um die Wirtschaft und den Haushalt zu stimmulieren.
    Wie auch immer. Das Maerchen das die Eliten, oder der Mittelstand Links bevorzugen halte ich fuer nicht zutreffend. Ansonsten muessten die doch massenhaft nach Kuba, oder Nord-Korea auswandern.
    Nein, auch die "Bildungselite" zieht dahin wo die Fleischtoepfe sind. Also, wo der persoenliche Lebenstandard hoch ist. Die USA duerften weiterhin ein attraktives Land bleiben und wenn die Steuern reduziert werden bleibt auch mehr Netto-Einkommen fuer den Mittelstand und die Eliten.


    Genau so duerfte es mit England weiter gehen. Die Erleichterungen (angekuendigte Steuersenkungen) fuer die Finanz Industrie duerften den Abzug durch den Verlust des EU-Passes wieder Ausgleichen.
    Ein Gutes hat das alles aber bestimmt. Durch dieses Konkurrenz Model, UK ohne EU, wird sich vielleicht auch der Druck auf die EU erhoehen sich zu reformieren.

  • ^
    Es würde schon mal helfen endlich das Links-Rechts-Schema aufzugeben um zu versuchen die Welt zu erklären. Das passt schon lange nicht mehr. Nordkorea ist nicht links, auch wenn es offiziell Kommunistisch ist. Genauso wenig wie China. Die sind im Grunde eher stramm rechts. Links-Rechts funktioniert schon nicht mehr, wenn man ökonomische und gesellschaftliche Politikfelder beschreiben will. Man kann sehr wohl liberal und tolerant sein (für Abtreibung, für Homoehe, für Einwanderung etc.), was ja oft gerne als links beschrieben wird, aber ökonomisch eben eher rechts sein (freier Markt, schlankerer und effektiver Sozialstaat, mehr Selbstbestimmung und -verantwortung etc.). Im Grunde sind das Positionen die relativ verbreitet sind und ironischerweise in Deutschland am besten in der FDP abgebildet sind. Eine Partei, die kaum mehr auf ihre Beine kommt. Es geht übrigens auch andersrum. Ökonomisch links und gesellschaftspolitisch rechts. Das ist auch der Grund, warum sich Links und Rechts am Ende des Spektrums wieder die Hand reichen und keinen unbedeutenden Teil der Bevölkerung mit ihrer Politik gleichmäßig ansprechen (Linke-AfD/CSU). Und in Amerika..., da ist das alles noch mal komplizierter.

  • Im Finanzministerium gibt es wohl vermehrt Anfragen von Firmen die Ihren Sitz nach Kontinentaleuropa/Deutschland verlegen wollen. Es wird davon ausgegangen, dass im Frühjahr 2017 die ersten Entscheidungen zu sehen sind.


    Die Äußerungen stammen vom Finanzstaatssekretär Thomas Steffen, wohl von der Eröffnungskonferenz der Euro Finance Week in Frankfurt.


    Meldung von Spiegel Online: http://www.spiegel.de/wirtscha…usland-vor-a-1121177.html

  • zu #237:


    Das scheint zumindest noch nicht in trockenen Tüchern zu sein. Zumindest wird es derzeit (noch?!) von der Citibank dementiert: http://www.independent.ie/busi…e-to-dublin-35212772.html (hab grade keinen deutschen Link zur Hand)


    Anlass der Spekulation scheint zumindest teilweise ein Meeting des "board of directors" (in etwa Verwaltungsrat) in Dublin gewesen zu sein. Nach Angaben der Citigroup ist das Meeting in Dublin aber schon vor einem Jahr geplant worden. Im Moment seinen keine konkreten Pläne vorhanden und es werde auch nicht nach Büroräumen gesucht.

  • Der Begriff "Subsidiarität" spielt da hinein, d.h. die Forderung, dass die Menschen möglichst viel selbst, in kleinen regionalen Einheiten, direkt "vor ihrer Haustür" ... (Mod: Zitat gekürzt. Für den gesamten Text das blaue Quadrat anklicken.)


    Es ist allgemein anerkannt, dass das Subsidiaritätsprinzip am effizientesten ist, welche und wieviele Kompetenzen allerdings auf höheren Ebenen anzusiedeln sind, darüber gehen die Meinungen mitunter auseinander.


    Für Europa ist ein ausgeprägter Föderalismus natürlich die einzige Möglichkeit für Weiterentwicklung und Fortschritt, die heutigen nationalen Ebenen wären aufzulösen, Kompetenzen auf übergeordnete und untergeordnete Gebietskörperschaften zu verlagern. Naja dazu wird es die nächsten Dekaden erst mal nicht kommen, dank des derzeitigen Establishments.


    Für EU und insbesondere den Euro ist jetzt High Noon angesagt, die Währungsreform könnte schneller kommen als gedacht, das ist sehr schlecht für Frankfurt. Ich sehe keinen Grund wieso insbesondere Italien und Frankreich am Euro festhalten sollten, die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass er mit den stärker werdenden nationalistischen Tendenzen als erstes fällt.


    Mit der direkt privaten Finanzierung von staatlicher Infrastruktur hat man allerdings diesseits und jenseits des Atlantiks eine „gute“ Möglichkeit gefunden der Finanzwirtschaft neue Einnahmequellen zu erschließen was das Zeug zu einem kleinen Boom in der Finanzindustrie hat. Das ist erst mal „gut für Frankfurt“.


    Wie auch immer. Das Maerchen das die Eliten, oder der Mittelstand Links bevorzugen halte ich fuer nicht zutreffend.


    Big Business und das Establishment haben auf jeden Fall eine Tendenz zu einem ausufernden Staatsgebilde, das man mit Links assoziieren kann (Sozialsystem) aber auch mit Rechts (Rüstungsausgaben). Grund ist ganz einfach der, dass die staatlichen Entscheidungsträger konsequent daran scheitern sich dem Einfluss des Big Business zu entziehen (unzählige Beispiele, jüngst z.b. CETA oder s.o. Finanzierung von Infrastruktur). Das ist aber generell ein Problem der Moral, Integrität und Selbstverantwortung von jedem Menschen, es müsste eine umgekehrte Gehirnwäsche von Kindesbeinen an stattfinden um hier einen Fortschritt zu erzielen.

  • bruchbude



    Das Problem für Ffm. ist, dass es international mit anderen Standorten konkurrieren muss, die ihre EIGENEN steuerrechtlichen /arbeitsrechtlichen / sozialrechtlichen etc. Normen haben. Dieser Umstand wurde schon in der Vergangenheit immer wieder als Standortnachteil bzgl. Ffm. gesehen.


    Der Brexit als potenzielle Chance für Ffm. wirft geradezu ein Schlaglicht auf dieses Problem für Ffm.
    Die Stichworte hierbei lauten <Subsidiarität> und <Selbstverantwortung>. Etwas verständlicher auch Autonomie.
    Für Ffm. geht darum, künftig im Idealfall die rechtlichen Stellschrauben je nach Bedarf individuell selbst stellen zu können, ohne die grundsätzliche Werteordnung in Frage zu stellen. Das ist im Übrigen ähnlich dem, was man "Wettbewerbsföderalismus" nennt, der in Deutschland aber praktisch nicht existent ist.


    Wie Ffm. in dieser Hinsicht einen dringend erforderlichen "institutionellen Emazipationsprozess" beschreiten könnte, wird eine ebenso spannende wie notwendige Aufgabe für die Zukunft sein. Der Brexit fordert es geradezu heraus.

  • Harter Brexit immer wahrscheinlicher

    Auch wenn es manche hier im Forum nicht wahrhaben wollen, so verdichten sich doch die Anzeichen, dass es zu einem harten Brexit kommen wird. Die britische Premierministerin machte nun eine in dieser Deutlichkeit noch nicht gesagte Äusserung, wonach sie bereit ist, den bislang freien Zugang zum freien Binnenmarkt aufzugeben, wenn sich nicht anders die Begrenzung der Einwanderung aus der EU durchsetzen lassen sollte.


    Die Märkte und auch die Wirtschaft (insbesondere die Finanzwirtschaft) bewerten die Sachlage in gleicher Weise. So verlor der Pfund, der seit dem Votum ohnehin schon deutlich ggü EUR und Dollar verloren hat, umgehend weitere an Wert. Zudem zeigt eine Umfrage von E & Y unter 200 Finanzinstituten, dass schon die Hälfte damit begonnen hat, Arbeitsplätze aus GB weg zu verlagern.


    Mein Fazit: Schlecht für Europa, schlecht für Deutschland als ganzes, aber wenigstens gut Frankfurt.


    FAZ


    ... wird bestimmt nicht lange dauern bis manch' ein Frankfurt-Hater-Forist trotz der bisherigen Fakten- und Nachrichtlage schreiben wird, dass Frankfurt nicht profitieren wird, weil es zu provinziell, in der Stadt nix los, ohnehin hässlich und nicht lebenswert ist. Na denn ... :cool:

  • Frankfurt calling to the faraway towns...

    ... wird bestimmt nicht lange dauern bis manch' ein Frankfurt-Hater-Forist trotz der bisherigen Fakten- und Nachrichtlage schreiben wird, dass Frankfurt nicht profitieren wird, weil es zu provinziell, in der Stadt nix los, ohnehin hässlich und nicht lebenswert ist.


    Erstens, Frankfurt-Kenner wissen schon lange was sie an der Stadt haben. Der Boom der Stadt gibt ihnen recht. Zweitens, Haters gonna hate... Es ist nicht notwendig die letzten Skeptiker Frankfurts auch noch zu "konvertieren". Die Stadt hat diesen Geltungsbedarf nicht nötig, denn Groß-Investoren haben schon längst erkannt, was die Stadt bietet und investieren auch entsprechend. Was Tishman Speyer alleine in Frankfurt realisiert, ist schon schwindelerregend. Man würde sich nur wünschen, dass der Magistrat mit entsprechendem Elan nachziehen würde (Bahnhofsvorplatz, B-Ebene, Goetheplatz, Hauptwache, Berliner Straße, Konstablerwache, Schauspielhaus). Wenigstens kann die Neue Altstadt als Vorzeige-Projekt des Magistrats glänzen und viel Publicity mit sich bringen.


    Auf der (gut gemachten) Seite der Hessenschau wurde zuletzt über die Bemühungen der Landespolitik auf Londoner Brexit Banker zuzugehen, an dieser Stelle berichtet. In Kürze:

    • Der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir bestätigt: "Es gibt bereits Anfragen von ansiedlungsbereiten Unternehmen“ und er ertwatet, "dass erste Entscheidungen im ersten Halbjahr 2017 fallen werden".
    • Mit nur etwa 100 niedergelassenen britischen Unternehmen in der Rhein-Main Region, fällt der "Footprint" noch verhältnismäßig niedrig aus im Vergleich zu amerikanischen Unternehmen (rund 1.000), sowie hunderte Firmen aus Asien (insbes. Südkorea).
    • Einbürgerungsanträge von Briten in Rhein-Main haben sich seit 2015 mehr als versechsfacht auf immer noch marginale 627 Anträge.
    • Londoner zeigten noch Skespis ggü. Schulen, Lebensqualität oder Arbeitsrecht, aber diesen will man bspw. mit der Standortmarketing-Gesellschaft Frankfurt/Rhein (FRM) entgegenwirken.
    • Die FRM unterhält in London ein eigenes Büro und hat eine "Arbeitsgruppe Brexit" geschaffen.
    • Die 30 internationalen Schulen in Rhein-Main haben signalisiert, dass sie zusätzliche Kapazitäten schaffen könnten.
    • Schätzungen zufolge, von wem bleibt unerwähnt, sollen mittelfristig rund 10.000 Arbeitsplätze von der Themse an den Main wandern, auch wenn Al-Wazir keinen Banker-Ansturm erwartet.
    • Zum Vergleich: Rund 40.000 Arbeitsplätze seien 2016 im Rhein-Main Gebiet entstanden, davon allein 15.000 Jobs in Frankfurt.
  • Die Meldung war seltsamerweise kein Thema in deutschen Medien: Möglicherweise behält die City of London ihren EU-Pass. Der Top-Brexit-Verhandler der EU Michel Barnier jedenfalls ist offenbar der Meinung, dass EU_Staaten ohne Zugang zur City Probleme bekommen könnten, sich zu finanzieren. Er möchte demnach die City im EU-Markt für Dienstleistungen halten.


    https://www.theguardian.com/bu…ccess-to-city-post-brexit