Finanzplatz Frankfurt

  • Der Sachsenhäuser Berg ist <ruiniert>, das Diplomatenviertel so <tot> wie eine anthrazit-Lackierung. Einzig das Dichterviertel geht ein wenig in die von mir angedachte Richtung. Aber geht es keinesfalls (nur) um Villen mit 2000 qm Grundstück. Mein Verweis auf Berlin-Friedenau und Berlin-Schmargendorf sollte dem Kenner verständlich sein. Ich habe manchmal den Eindruck, man WILL in Ffm. einfach NICHT verstehen, wie es besser gehen könnte.
    Dann bleibt die Stadt eben, was sie ist: Als Wohnort eine der am schlechtesten beleumundeten Städte Deutschlands - und das "verdientermaßen".

  • Auf Immobilienscout werden bei einer Haussuche in Frankfurt mit Umkreis 5km 60 Treffer angezeigt (da sind auch noch Mehrfamilienhäuser dabei), auf Zoopla für London bei einer Suche mit dem gleichen Umkreis von 5km von Charing Cross 1,393. London hat auch vom Gefühl her eine Struktur mit viel mehr Einfamilienhäusern. Und das ist glaube ich ein Riesenvorteil für die Lebensqualität: wenn man mal Familie hat, kann man trotzdem in ein Haus ziehen und nah an der Stadt bleiben, man ist nicht gezwungen zu wählen zwischen Haus draußen und Wohnung nah. Klar, viele der Häuser sind sehr klein mit absolutem Minigarten, sie sind Terraces, also Reihenhäuser. Die kleinsten sind die sogenannten 2 up 2 down Häuser, also zwei Zimmer im EG und 2 im 1. Stock. Aber sie werden ständig an allen Ecken und Enden ausgebaut, nach oben unten hinten zur Seite etc. Sowas bindet auch die Bewohner und kreiert eine hohe Identität mit der Stadt. Für mich, der schon öfters nachgedacht hat, ob für mich Frankfurt eine Alternative zum Wohnen zu London ist gibt es viele Pluspunkte von Frankfurt: besseres Wetter, lockerer, kleiner und doch Vielfalt und Stadt, nicht so anstrengend patriotisch und nationalistisch, man steckt nicht auf der Insel fest. Aber ein Nachteil ist eben die Gebäudestruktur.


    Und genau das ist auch meiner persönlichen und wahrscheinlich durch London geprägte Meinung nach ein gewichtiger, vielleicht der gewichtigste Nachteil den Frankfurt hat, um Firmen und Mitarbeiter durch den Brexit anzuziehen.

  • ^^^ Das hat natürlich mit Frankfurt und den Brexit-Folgen insofern zu tun, als die Stadtplanung irgendwelche Vorstellungen entwickeln muss, ob sie darauf - sozusagen prospektiv - reagieren soll oder abwarten und wie sie ggf. reagieren soll. Kommen Jobs, hat das unweigerlich Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt der Region, vielleicht auch auf den Hochhausrahmenplan. Das kann die Stadtplanung nicht ignorieren, weil sie sich auch Gedanken über Gebietstypen und der Charakter der Stadtteile Gedanken machen muss. Blockrandbebauung und hemmungslose Verdichtung bringen nicht nur Heil und Segen.

  • frühling


    Grundsätzlich sind das "goldene Worte".:applaus:
    Natürlich kann man nicht mehrere hunterttausend "London houses" in die Frankfurter Schrebergärten stellen und um solche <Häuschen> alleine geht es auch nicht. Das Quartier "Holland Park" ist Dir bestimmt ein Begriff. Dort (so erinnere ich mich jedenfalls) gibt es sowohl diese "townhouses" (im Grunde sind das "Reihenhäuser", aber eben mitten in der Stadt) als auch sehr attraktive Blockrand-Bebauung.
    Eben ein abwechslungsreiches, recht stark verdichtetes Quartier mit schönen Grünbereichen zwischendrin. Jedenfalls in Berlin leben in solchen Gebieten nicht nur "Banker", sondern ein "normales", meinetwegen auch etwas "bessergestelltes" Großstadt-Bürgertum. Und genau das ist die Klientel, die bei normalen berufsbedingten Umzügen um jeden Preis nicht nach Ffm. gehen will.
    Mir persönlich ist schon lange klar: Ffm. muss im innerstädtischen Bereich <flächiger> werden, was NICHT bedeutet, dass ich das EFH mit 2000 qm Grundstück drumherum propagiere. Wer mich verstehen will, versteht mich.


    So wie derzeit hier geplant wird, geht es jedenfalls nicht weiter.

  • Westend, Holzhausenviertel und das Sachsenhäuser Malerviertel wären weitere großbürgerliche Gegenden die durchaus mit Schmargendorf oder Holland Park vergleichbar sind, wenn auch besonders im Fall des Westends vor Allem nach dem Krieg extrem verhunzt.
    Aber ich weiß genau was ihr meint. Deswegen werde ich ja auch nicht müde das ständige Vergeben von Chancen auf Stadtreparatur gerade auch in diesen Gegenden und für neue attraktive Wohngebiete zu kritisieren.
    Diese mehr auf die Stadtplanung (oder auch Verkehrsplanung, vor Allem tunnelklick) zielenden Punkte wären eigentlich hervorragende Vorschläge für das Stadtentwicklungskonzept 2030 (http://www.frankfurtdeinestadt.de, noch 18 Tage um Vorschläge abzugeben).

  • Rohne


    Herzlichen Dank !
    Aber mit "Stadtreparatur" alleine wird es nicht gehen.
    Ffm. benötigt innenstadt-nah NEUE und GUTE Wohngebiete. Motto: "Mehr Fleisch auf die Knochen !".


    Meine Idee mit dem Hauptfriedhof ist nur eine (sicherlich die brutalste) Variante. Aber auch z.B. das Gebiet westlich der derzeitigen Europaallee (praktisch bis zur Autobahn) könnte man in diesem Sinne gestalten und das Rebstock-Gebiet mit hochwertiger Randbebauung umsäumen. Da hätten wir schon so einen "Holland Park".


    Aber hören wir auf zu träumen: Die dortigen Nutzungen müssten natürlich wonaders hinziehen (wohl an den Stadtrand). Und dann schwant mir schon das grüne Dogma: "Kein Flächenverbrauch !".

  • m.Ro80


    Ich glaube, du verstehst nicht, wie Stadtplanung und -entwicklung funktionieren. Glaubst du, man (und wenn, wer: Der OB, das Stadtparlament, die "Gesellschaft"?) könnte mal so holterdipolter beschließen, mal geradeso die halbe Stadt umzukrempeln? Du spricht als glaubst du, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, und das aber als einziger.


    Den Hauptfriedhof zu verlegen, würde 20 bis 30 Jahre in Anspruch nehmen. Man darf in Deutschland nicht einfach so Friedhöfe samit Inhalt verlegen. Und woanders ist der Platz knapp.


    Wir haben solche Viertel nunmal nicht in Frankfurt oder jedenfalls nicht in diesem Ausmaß. Mag sein, dass das ein Manko ist. Aber auch dann ist das auch nur ein Punkt von vielen. Bei dir klingt das so, also ob es von diesem einen Umstand alleine abhängenw würde, ob und wie viele Arbeitsplätze von London nach Deutschland verlagert werden.

  • Geht es hier eigentlich nur um den Brexit ? Je mehr ich das hier lese desto mehr bin ich irritiert. Was zum Henker wird den von dem Brexit erwartet ? Hauptfriedhof als Baugebiet ausweisen ? Was kommt als nächstes ? Alle Rentner ausweisen ? oder gering Verdiener ?
    Bitte mal auf dem Teppich bleiben, und immer diese vergleiche...Ja aber in London ist dies oder das....
    Wenn der Brexit kommt, dann wird es vor allem nix gutes für Frankfurt !!
    Immer mehr besser verdienende in einen ohnehin schon knappen markt, ja klar, da kann dann der gut verdienende seinen Cocktail in irgend einer b.... Lounge trinken. Es wird aber einen geben der dann wieder nach Urbanität schreit. Das ist alles so wiederspüchlich .......


  • Dann bleibt die Stadt eben, was sie ist: Als Wohnort eine der am schlechtesten beleumundeten Städte Deutschlands - und das "verdientermaßen".


    Das hat in den letzten 10 Jahren "netto" 90.000 Menschen nicht davon abgehalten, Frankfurt als Wohnort zu wählen. Offensichtlich gibt es doch gute Gründe, in die Stadt zu ziehen. Dass man die Menschen hierher geprügelt hat, wird man ja nicht annehmen müssen...


    Die Idee mit dem Hauptfriedhof finde ich...amüsant. Wir verlegen also Gräber Frankfurter Persönlichkeiten aus dem 19. Jahrhundert und reißen sie aus ihrem historischen Zusammenhang. Schopenhauer und Adickes würden sich - und selten hat das Sprichwort so gut gepasst - im Grabe umdrehen.

  • ... und für mich ist es rätselhaft, wie man Villenviertel & Reihenhäuser mit Urbanität verbinden kann?! Die Diskussion driftet langsam in's Lächerliche ab ... absurd ist sie ja schon geworden, weil nun auch noch die Verlegung von Friedhöfen vorgeschlagen wird. :nono:

  • Ich habe ja kürzlich ein Döschen Marmite im Bankenviertel deponiert, an einem geheimen Ort, mit geöffnetem Deckel. Jetzt heißt es warten, bis der Lockstoff wirkt ...

  • Das hat in den letzten 10 Jahren "netto" 90.000 Menschen nicht davon abgehalten, Frankfurt als Wohnort zu wählen. Offensichtlich gibt es doch gute Gründe, in die Stadt zu ziehen.


    Da sollten mal ein paar Leute die großen Autobahnen am Montag in Richtung Frankfurt und am Freitag ausgehend von Frankfurt beobachten. Z. B. sehe ich von Monat zu Monat immer mehr Saarländer am Montag auf A6 und A63 in Richtung Frankfurt und am Freitag wieder zurück. Auch beliebt ist die ICE/TGV Verbindung nach Paris über Mannheim, Kaiserslautern und Saarbrücken. Und das machen die Leute - mich eingeschlossen - nicht weil Frankfurt so geil ist, nein weil man seit der Arbeitsmarktreform unter Schröder gezwungen wird einen Job dort anzunehmen wo er angeboten wird und da es - gerade für Studierte - im Strukturschwachen Saarland nix mehr gibt wird man halt gezwungen in Ballungsräumen einer Arbeit nachzugehen.


    Übrigens von meinen 23 Arbeitskollegen wohnen nur 2 in Frankfurt. Der überwiegende Teil hat 50-100 km einfache Entfernung und gewohnt wird im eigenen Einfamilienhaus - die pendeln lieber jeden Tag mit dem Auto statt die Wucherpreise in Frankfurt zu zahlen. Der Preisunterschied reicht mittlerweile ja für Jahrzehnte Pendeln.



    Zum Thema Brexit: es ist doch alles egal, der Schaden für normale Bürger ist doch schon da. Besitzer von Immobilien und/oder Grundstücken werden nun erst recht von einem zeitnahen Verkauf absehen und lieber noch 1-3 Jahre warten in Hoffnung dann noch viel mehr Gewinn zu machen. Bei Immobilienentwicklern wird man nun auch alles schön langsam angehen und sich bei Bauzeiten von minimum 1 Jahr mit der Vermarktung extra viel Zeit lassen um für die Zuzügler aus London noch ein "Schnäppchen" direkt verfügbar zu haben. Die anfallenden Zinsen für den Immobilienentwickler dürften verkraftbar sein im Vergleich zum erwartbaren Brexit-Zusatzgewinn. Und wenn es dann am Ende doch nicht so kommt ist der entstandene Schaden durch die <1% Zinsen überschaubar.

  • Megaxel
    Doch schon. Politisch hat die STADT Ffm. hat die Planungshoheit. Es geht um den POLITISCHEN WILLEN (also Stadtparlament).


    Konzeptionell geht es auch nicht darum, um die "halbe Stadt umzukrempeln", sondern um einige prägnante Bereiche (so wie es auch der berühmte Franz Adickes um 1900 getan hat ("Nordend-Ost").


    Klare Ansage:
    Wo ein politischer Wille ist, da ist auch ein Weg !


    Ich denke nur an "Bonn/Berlin", da sieht man, was die "Gesellschaft" bewegen kann.
    Aber klar, das ist natürlich etwas VÖLLIG ANDERES ! - aber auch hier war es der POLITISCHE WILLE.
    Für jede Schwierigkeit eben die passende Ausrede ...
    Aber gut.



    Zum Hauptfriedhof: Es geht um eine Umbettung und NICHT um eine Zerstörung. In Berlin z.B. werden Umbettungen von Friedhöfen auch schon diskutiert, (ganz stark derzeit in New York). Speziell beim Hauptfriedhof käme hinzu, dass man den Stadtwald als <Waldfriedhof> nutzen könnte (mindestens die doppelte Fläche) und der Hauptfriedhof ist eben auch keine Einflugschneise... .
    Aber der Hauptfriedhof ist nur EINER von mehreren Vorschlägen meinerseits. Verstehe, wenn dem <alteingesessenen Frankfurter> diese Schuh etwas zu gross wäre. Niemand soll sich überfordert fühlen ...

  • Also wenn ich hier manche Sachen lese, stehen mir die Haare zu Berge.
    Den Hauptfriedhof verlegen damit ein paar Yuppies ihre Stadtvillen bekommen?!?!?!
    Ja, no offense, aber seid ihr denn noch ganz knusper?!?!?
    Was als Nächstes? Den Römer sprengen? Den Main zuschütten für Bauland? Machen wir doch Alt-Sachs platt für ne Luxuxshochhaussiedlung in Citynähe!
    Nee, Freunde, nee. Ich finde es geradezu obszön, die über Jahrhunderte gewachsenen historische Strukturen in unserer Stadt (die wenigen die wir nach WK2 und Wiederaufbau noch haben) auf links drehen zu wollen, nur um sie für eventuelle Zuwanderer vermeidlich attraktiver zu machen. Eins wollen wir doch mal klarstellen, Zugeplackte haben sich Frankfurt anzupassen, nicht umgekehrt!
    Wir stehen in dieser Stadt vor riesigen Herausforderungen was den Wohnraum anbelangt, es wird eng, sowohl was Wohnungen als auch den Geldbeutel angeht (Ich fürchte jeden Tag den Gang zum Briefkasten, weil ich fast fest damit rechne dass mir für meine relativ günstige Nordendwohnung eine saftige Mieterhöhung ins Haus flattert), Ideen sind gefragt, aber alberner Aktionismus ist in dieser Situation ein denkbar schlechter Ratgeber.

  • Informatikfuzzi:


    Aus dem Saarland sind die Leute aber schon vor Schröder geflüchtet. In den Universitäten der Rheinebene gabs massenweise Saarländer, und von denen hatte kaum einer vor zurück zu gehen.


    Interessanterweise kenne ich dafür Hinterpfälzler, die auch gerne 100 km nach Saarbrücken zum Arbeiten pendeln.


    Übrigens von meinen 23 Arbeitskollegen wohnen nur 2 in Frankfurt.


    Das ist doch in jedem Ballungsraum so, und nicht wirklich Frankfurt-spezifisch.

  • Wolfman-Al: "Den Hauptfriedhof verlegen damit ein paar Yuppies ihre Stadtvillen bekommen?!?!?! "



    Das ist sehr zugespitzt formuliert, aber mit einer absoluten ökonomischen Wahrheit.
    Der meiste Wohnraum wird "im oberen Bereich" des Marktes neu geschaffen. Dadurch entsteht für "Gutverdiener" bessere Auswahl. Die ziehen dann in so eine "Luxuswohnung" und machen dadurch eine andere (günstigere) Wohnung frei.
    Als "Nachrückeffekt" ist das am Wohnungsmarkt empirisch bekannt.
    Auf diese Weise sickert der Entlastungsefeekt "von oben nach unten" im Markt durch. Somit haben die gerne beschimpften "Luxuswohnungen" eben doch was Gutes :)
    Natürlich bedeutet das nicht, dass nicht auch sozialer Wohnungsbau benötigt würde (ganz im Gegenteil !).
    Aber letztlich hat JEDE Wohnung etwas Gutes: Sie bringt eine effektive Entlastung am Markt.
    Wenn man dann auch noch richtig "Städtebau" betreiben kann und die Stadt auch äusserlich schöner, spannender wird (siehe meine durchaus <unkonservativen> Vorschläge), dann wäre es richtig gut.

  • m.Ro80: Trotzdem ist das mit den Stadtvillen auf Friedhofflächen etc. mE großer Unfug. Gerade wenn schon große Opfer für den Wohnungsbau notwendig werden, dann sind platzraubende Villen sicher nicht die richtige Lösung. Das würde vermutlich als reichlich dekadent empfunden werden und die im Parallelthread behandelten Konflikte und Anfeindungen noch verschärfen.


    Mal ein fiktives Zahlenbeispiel:
    Durch den Brexit und sonstigen Zuzug werden in den nächsten Jahren jeweils 10.000 neue Wohnungen gebracht. Mit den bisherigen Maßnahmen kommen aber nur 6.000 pro Jahr hinzu und dies stets im hochpreisigen Segment. Die Stadt kann dies durch die geplanten Mittel des Bundes und eigene Ergänzungsmittel um weitere 2.000-3.000 zu etwas moderateren Preisen ergänzen. Dann stellen die Stadtväter und die Mieter fest:
    -Der Neubau reicht insgesamt nicht.
    -Die günstigen neuen Wohnungen können die Preisspirale nicht durchbrechen und statt Deiner Aufrückeffekte entsteht auch weiterhin ein Verdrängungseffekt nach unten. Dieser wird durch den bisherigen Neubau also nur abgemildert, nicht gestoppt.


    Dein Lösungsvorschlag "Wir geben den Großverdienern nette Stadtvillen, das entlastet den restlichen Markt - und dafür opfern wir doch gerne kollektiv Friedhöfe und Grünflächen, gell?" wird dann nicht als kluge Stadtplanung, sondern im diplomatischsten Duktus als Klientelpolitik aufgenommen. Im schlimmsten Fall gehen Dir die Leute kollektiv auf die Barrikaden und Du bekommst Volksentscheide etc. Da muss man schon klotzen und bspw einem Investor auf seiner Fläche mehr Volumen erlauben - am besten gegen entsprechende Zugeständnisse für einen prozentualen Anteil billigerer Mieten. Das Kredo lautet also Verdichtung (am besten auch vertikal). Für Villen muss eher das Umland herhalten.

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    NEIN ! Ich habe gesagt, dass wir tendenziell AUCH flächiger bauen müssen (ich habe nichts gegen Wohn-Hochhäuser). Meine Berlin-Beispiele (Friedenau, Schmargendorf) sollten gerade Dir doch zeigen, dass ich keinesfalls "nur" Stadtvillen gemeint habe [bitte alles lesen, was ich zu dem Thema gestern hier abgesondert habe ;) ].
    Auf Frankfurterisch: "Fünf Günthersburgalleen" oder "zehn Rotlintstrassen" liessen sich bestimmt dort auf dem Hauptfriedhof planen. Durchaus starke bauliche Verdichtung, aber eben deutlich weitläufiger, von Grün durchzogen, als solche Wüsten wie das "Degussa-Areal" oder der zerbetonierte "Westhafen".
    Wem der Hauptfriedhof heilig ist - ich versteh das. Es gibt so viele andere Gebiete in Ffm die man ebenfalls (behutsam) umnutzen könnte (z.B. der sog "Industriehof" in Hausen. Ein ganz tolles, spannendes Gebiet, wo man die (teilweise) historische Bebauung in eine neues urbanes Wohnkonzept integrieren könnte. Irgendwie scheint auch darauf noch keiner gekommen. Ist mir auch klar, warum: Dann müsste man Ersatzflächen, für die dortigen Gewerbebetriebe woanders schaffen. Und schon protestiert das links-/grüne Milieu: "Kein Flächenverbrauch!".


    Ich sehe, die Diskussion bekommt immer wieder diesen Drall, dass man Dinge, die man im Ergebnis nicht möchte (= grösser gezeichnete Baugebiete, innenstadtnah) dann mit Argumenten wie "Villen für Yuppies", "Klientelpolitik" totschlägt.
    Es geht auch nicht darum, hier eine Post-Brexit-Manie anzuschieben. Das sind Fragen, die UNABHÄNGIG vom "Brexit" ohnehin für Ffm. anstehen.
    Die Frage lautet: Wie kann man auf Sicht von mehreren Jahrzehnten prospektiv eine weitsichtige Stadtplanung betreiben, die ZUSÄTZLICH zum aktuellen Flickwerk (hier ein paar Baulücken / dort ein offener Bahndahn) steht. So wie heute, hat man in der "Gründerzeit" nicht geplant. Und damals (nicht heute) hat man jene Quartiere geschaffen, die (auch) heute so wahnsinnig angesagt sind. Das sollte uns für die Art und Weise wie wir planen einmal ganz gründlich zu denken geben !

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    Die Gründerzeit werden wir bald brauchen, denn die Wohnknappheit erreicht alle Metropolen in Deutschland.


    Wir haben ja bald in Stuttgart so eine Fläche die du in Frankfurt noch suchst. Die Erfahrung zeigt je länger man darüber diskutiert desto weniger wird daraus. Es reden Menschen mit die ernst genommen werden wollen, jedoch sich vieles, eigentlich gar nichts vor stellen können.



    Die Aufgabe imho ist nur zu lösen, mit intelligenter vertikaler Verdichtung über und unter der Straßenebene, die sich an ändernde Anforderungen anpassen kann.
    Es gibt bei uns Vorschläge das ganze Areal in Stuttgart 15m auszugraben (4 UGs), und diese riesige Fläche/Volumen mit Modulen auszustatten, ähnlich den Containern. 1/4 Modul wäre dann ein Fahrradstellplatz, 1 ganzer 1 Auto, bzw genereller Lagerplatz.
    Eine ganze Ebene wäre für riesige Energiespeicher (Kälte und Wärme) reserviert. Kanäle und alle Versorgungsleitungen wären offen verlegt.


    Das ganze Viertel wäre somit in der Lage sich immer wieder neu zu erfinden.


    Den Mut dies umzusetzen bzw. weiter zu denken mangelt es an allen Enden. Wo sind die mutigen Stadtentwickler?


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    Mod: Bitte einigermaßen dicht am Thema "Brexit und die Folgen für Frankfurt" bleiben. Die Bitte richtet sich an alle User, sie gilt nicht nur diesem Beitrag.

  • Friedhöfe aus hygenischen Gründen aus den Innenständten zu verlegen, wie man dies vor 200 Jahren tat, ist ok. Es ist auch ok Friedhöfe zur Schaffung wichtiger Verkehrswege zu verlegen, wie dies etwa in Berlin oder in mancher anderen Stadt nach dem 2. WK geschah.
    Völlig unsinnig ist es aber Friedhöfe zu verlegen, nur um mehr Platz für Wohnbebauung zu gewinnen. Das würde in London auch keiner fordern. Bei der ganzen Nachverdichtung und dem Zuzug vieler Menschen braucht es aber weiterhin öffentliche Grünflächen zur Erholung und da sind auch die großen parkähnlichen Friedhöfe gut für.


    Wenn es auf dem Stadtgebiet von Frankfurt schwierig wird genügend Wohnbauflächen auszuweisen, so muss man eben die Anbindung per ÖPNV ans Umland deutlich verbessern. Viele Menschen zieht es doch auch vor allem deswegen in die Innenstädte, weil die Pendellei aus dem Umland mangels ausreichender Kapazitäten zu den Stoßzeiten und mangelndem Angebot in Randzeiten zu unattraktiv ist und zudem so teuer, dass die Mehrkosten für eine höhere Miete akzeptabel scheinen.


    Der Ausbau des ÖPNV geht aber immer nur schleppend voran, auch weil da ein Kirchturmdenken herrscht und nicht immer die am meisten profitieren, die die höchsten Kosten haben. Eine "Großfrankfurt" mit Eingemeindung der umliegenden Städte wäre zwar sinnvoll, weil es eine bessere gemeinsame Planung und Finanzierung ermöglichen würde, ist politisch für die nächsten Jahre aber völlig unrealistisch.