Dom-Römer-Areal: die Planung

  • Das sehe ich wie Schmittchen, vielleicht ist es für die Gestaltung des Stadthauses ein Glücksfall, wenn sein Bau verschoben und hoffentlich nochmal überarbeitet wird. Ich kann zwar nicht sagen, dass ich den letzten aktuellen Entwurf so schlimm fand wie einige Forumsmitglieder, denke aber auch, dass dort bezüglich der Gestaltung noch Platz nach oben ist. Vor allem sollte die Goldene Waage (wie schon oben beschrieben) nicht so erdrückt werden. Und das Flachdach zur Schirn wegen angeblichen Lichtentzugs... Je nach Materialwahl würde ein Satteldach doch sicher auch zusätzliches Licht auf die Fenster der Nordseite reflektieren können, aber sei es drum...


    Eine Visualisierung, wie es ohne Stadthaus etwa aussähe, findet sich z.B. auf der Seite der Stadthausgegner ("SOS Dompanorama"): klick! Die Ansicht wird von der Bürgerinitiative "mit Genugtuung zur Kenntnis genommen". Schon interessant, wie man dieses Resultat wünschenswert finden kann, ich finde es furchtbar. Mit oder ohne einer möglichen schöpferischen Neugestaltung der Brandwände. Und allenfalls mittelfristig zu verkraften, wenn denn später ein (besserer) Stadthausentwurf realisiert wird.

  • Die Auswirkungen sind schnell beschrieben: man wird auf 10, 15 Meter hohe Brandmauern blicken. Die Problematik bestand allerdings auch schon mit der Halle im Stadthaus, in der künftig der Archäologische Garten präsentiert werden sollte. Da drin hätte man die genannten Brandmauern ebenso gesehen, nur halt als Nordwände.


    Der Unterschied einer Planung mit Stadthaus war, dass das Problem durch dessen Fassaden weniger offen zu Tage trat. Wenn auch die Qualität der bisherigen Fassadenvorschläge für das Stadthaus gleich wieder die Frage aufwirft, was städtebaulich verträglicher ist.

  • Nun, wenn es sich lediglich um eine Übergangszeit handelt (und die nicht so lange dauert wie einige andere Übergangszeiten in Frankfurt), kann man mit etwas Farbe die Brandmauern ja so halbwegs verstecken, indem man Fachwerk drauf malt.
    Birgt natürlich ein gewisses Risiko, dass die Übergangszeit plötzlich 30 Jahre+ dauert...

  • Hier eine Visualisierung wie der Archäologische Garten und die Häuserzeile an der Südseite des Markts ohne Überbauung aussähen:



    Bild: DomRömer GmbH


    Unvollkommen, freilich, aber zumindest im Bereich Goldene Waage m. E. immer noch besser als so:



    Bild: DomRömer GmbH / Meurer Architekten


    In der FAZ von heute äußert sich Michael Guntersdorf, der Geschäftsführer der DomRömer GmbH, zum Thema. Er sieht einen wesentlichen Bestandteil des Altstadt-Projekts wegfallen, der sogar das gesamte Vorhaben in Frage stellen könne. Aufgrund von erforderlichen Umplanungen und bereits angefallenen Kosten würden nicht die im Wirtschaftsplan in Ansatz gebrachten 15,8 Millionen Euro, sondern seiner Schätzung nach nur sieben bis acht Millionen Euro einzusparen sein. Auch werde damit ein wichtiger Grundkonsens für das Dom-Römer-Areal aufgegeben, nämlich nur zu rekonstruieren was historisch vorhanden war. Nun müssten Fassaden erfunden werden. Im Falle eines Verzichts auf das Stadthaus könne es passieren, dass er sich die Frage stelle, ob er sein Engagement für die Altstadtbebauung fortsetzen wolle.


    Christoph Mäckler drückte im Gespräch mit der FAZ Entsetzen aus und stellte die Frage, ob in diesem Fall nicht ein Verzicht auf die (südliche) Häuserzeile am Krönungsweg der bessere Weg wäre.

  • Nichts für ungut, aber das sieht gar nicht mal so schlecht aus, wie ich es mir vorgestellt habe. Der Zustand gliche so eher einem Altstadtrest, den der Krieg stehen gelassen hat, wie man es von anderswo kennt (z. B. Hildesheim, Nürnberg, Ulm). Absurd ist es natürlich hinten beim Roten Haus, wobei die Visualisierung dahingehend irreführend ist, dass letzteres beim Verzicht auf das Stadthaus frei stünde. Dies wäre bei korrekter Rekonstruktion schon statisch gar nicht möglich.


    Abgesehen davon spricht nichts dagegen, dass man bei Verzicht auf das Stadthaus natürlich auch die Anschlusshäuser in historischer Form wiedererrichten könnte (vgl. Vortrag von Meurer Architekten vom 03.11.2011, S. 19 ff.). Und selbst wenn man diese baut (egal ob historisierend oder modern), könnte man in den so geschaffenen rechten Winkel immer noch später das Stadthaus hineinsetzen.


    Nachtrag: und was Herr Guntersdorf da sagt, stimmt leider, bei allem Respekt vor ihm, auch nicht so ganz. Ich unterstelle einfach mal, dass er, ähnlich wie bei den merkwürdigen Entscheidungen darüber, was „rekonstruabel“ ist, und was nicht, kunsthistorisch schlecht beraten war. Die Brandwände sind durch die Treuners ebenso dokumentiert worden wie die Fassaden der Innenhöfe. Erfunden werden muss da nichts, zumal wir wie gesagt eh überwiegend von Brandwänden, und nicht von aufgerissenen Innenhöfen sprechen.

  • Der Weg der geringsten Widerstände war abzusehen

    Man geht erstmal den Weg der geringsten Widerstände, das ist vor einer OB-Wahl absolut legitim. Es fällt leichter umstrittene Projekte abzusägen, da man sich vor der wichtigen Abstimmung nicht auch noch mit den Parkschützern und Dom-Panorama Freunden anlegen wollte. Das Thema Fluglärm hat ja bereits die CDU-Hochburg Sachsenhausen auf die Barrikaden gebracht, da werden keine weiteren Nebenkriegsschauplätze gebraucht.


    Zudem handelt es sich nicht um ein endgültiges, sondern um ein vorläufiges Nein. Man darf nicht vergessen, dass noch ganz andere Projekte gekürzt wurden und es hätte viel schlimmer kommen können, wenn sich die deutsche Konjunktur bzw. die Frankfurter Steuereinnahmen genauso abgeschwächt hätten wie befürchtet. Guntersdorf und Mäckler werden genau wissen, dass das Stadthaus in Tagen sprudelnder Gewerbesteuern sehr schnell wieder auf der Tagesordnung landen kann. Eine Absage an die Altstadt, die ja die nötige Zustimmung bei den Frankfurter Bürgern hat, sähe deutlich anders aus.

  • Ich finde das vorläufige Weglassen auch gar nicht so schlecht, zumal es noch durch eine Öffnung des Innenhofes der Goldenen Waage (der tiefe Punkt direkt hinter dem Giebel bis zum Schornstein, dort waren ja auch Fachwerkfassaden) gewinnen könnte. Die Wände würde ich bis unten hin schließen und das echte historische Mauerwerk als Sichtmauerwerk Teil der Brandmauer werden lassen, wie es auch einmal war.
    Die Sache mit dem Roten Haus wirkt deshalb albern, weil es so auch albern ist. Das Rote Haus braucht das ALTE ROTE HAUS (Tuchgaden 9), auf dem einer der beiden Unterzüge aufgelagert war. Zudem würde man durch eine Ergänzung des rückseitigen Treppenhauses von Markt 15 und den Zischenbauten einen viel gefälligeren und auch historisch besseren, sowie nur dann auch statisch sinnvollen Schnitt hinbekommen.


    Aber die Kenntnisse der Dom-Römer GmbH, sowie deren "Experten" tendieren gegen null. Die haben überhaupt keine Ahnung von den wirklichen Zusammenhängen bei den Gebäuden. Nur Unsummen für Gutachten ausgegeben, von Büros gefertigt, die ebenfalls keine Ahnung haben (Jourdan nehme ich da mal bewusst aus, der hat wirklich gute Arbeit geleistet).

  • Architekten der neuen Frankfurter Altstadt

    Seit 18 Uhr tagt der Sonderausschuss "Dom-Römer". Aus diesem Anlass wurden soeben die Architekten bekannt gegeben, die für den Bau der neuen Altstadt ausgewählt wurden. Sowohl die für die Errichtung der Neubauten, als auch jene, die für optionale Rekonstruktionen zuständig sein werden. Näheres in =9009581"]dieser Pressemitteilung der Stadt. Die Liste:

    • Hinter dem Lämmchen 8 (Rekonstruktion „Klein Nürnberg“): Dreysse Architekten, Frankfurt am Main
    • Hinter dem Lämmchen 6 (Rekonstruktion „Goldenes Lämmchen“): Claus Giel, Dieburg
    • Hinter dem Lämmchen 4 (Rekonstruktion „Alter Esslinger“): Dreysse Architekten, Frankfurt am Main
    • Hinter dem Lämmchen 2 (Rekonstruktion „Esslinger“): Denkmalkonzept GmbH, Bad Nauheim
    • Hühnermarkt 22 (Rekonstruktion „Goldene Schere“): Prof. Hans Kollhoff, Berlin
    • Hühnermarkt 24 (Rekonstruktion „Eichhorn“ / „Goldene Schere“): Prof. Hans Kollhoff, Berlin
    • Markt 26 (Rekonstruktion „Schlegel“): Prof. Hans Kollhoff, Berlin
    • Markt 28 (Rekonstruktion „Würzgarten“): Denkmalkonzept GmbH, Bad Nauheim
    • Markt 30: Morger + Dettli Architekten, Basel
    • Markt 32: Tillmann Wagner Architekten, Berlin
    • Markt 34: Francesco Colloti Architetto, Mailand
    • Markt 36: dreibund architekten, ballerstedt, helms, koblank, Bochum
    • Markt 38: Michael A. Landes Architekt, Frankfurt am Main
    • Markt 40: Jordi & Keller Architekten, Berlin
    • Braubachstraße 29: knerer und lang Architekten GmbH, Dresden
    • Braubachstraße 27*: Bernd Albers, Berlin
    • Braubachstraße 25: Eckert Negwer Suselbeek ENS Architekten, Berlin
    • Braubachstraße 23: Eingartner Khorrami Architekten, Leipzig
    • Braubachstraße 21 (Rekonstruktion): Jourdan & Müller, Frankfurt am Main
    • Rebstock-Hof 2: Meurer Architekten Stadtplaner Ingenieure, Frankfurt am Main
    • Hof zum Rebstock (Rekonstruktion): Jourdan & Müller, Frankfurt am Main
    • Markt 8: Jordi & Keller Architekten, Berlin
    • Markt 10: von Ey Architektur, Berlin
    • Markt 12: dreibund architekten, ballerstedt, helms, koblank, Bochum
    • Markt 14: Johannes Götz und Guido Lohmann, Köln
    • Hühnermarkt 16: Van den Valentyn – Architektur, Köln
    • Hühnermarkt 18*: dreibund architekten, ballerstedt, helms, koblank, Bochum
    • Hühnermarkt 20 (Rekonstruktion „Zur Flechte“ / „Alt Friesenstein“ / „Klein Freienstein“): Denkmalkonzept GmbH, Bad Nauheim
    • Neugasse 4: Bernd Albers, Berlin
    • Markt 5 (Rekonstruktion „Goldene Waage“): Jourdan & Müller, Frankfurt am Main
    • Markt 7: Helmut Riemann Architekten GmbH, Lübeck
    • Markt 9+11: dreibund architekten, ballerstedt, helms, koblank, Bochum
    • Markt 13 (Rekonstruktion „Grüne Linde“ / „Alte Münze“): Claus Giel, Dieburg
    • Markt 15 (Rekonstruktion „Neues Rotes Haus“): Denkmalkonzept GmbH, Bad Nauheim
    • Markt 17 (Rekonstruktion „Rotes Haus“): Denkmalkonzept GmbH, Bad Nauheim


    * Wurde als optionale Rekonstruktion zum Verkauf angeboten. Da sich kein Kaufinteressent fand, wird der Neubau-Entwurf umgesetzt.

  • "Jetzt hat die Altstadt ein Gesicht"

    Die DomRömer GmbH hat frei schwenkbare 360-Grad-Panoramen von vier Positionen herausgebracht, drei auf dem Markt und eine auf dem Hühnermarkt:

    Klick für Panoramen!



    Außerdem gibt es fünf neue Visualisierungen. 1: Westseite Hühnermarkt (alles Rekonstruktionen)



    2: Nordseite Markt



    3: Nochmals Markt-Nordseite, Markt 40 im Vordergrund:



    4: Südseite Markt mit Goldener Waage



    5: Hühnermarkt, Blickrichtung Süden



    Bilder: DomRömer GmbH

  • Mehr oder weniger das, was wir alle erwartet haben, bis auf eine Ausnahme. Die Entscheidung für den Riemann-Entwurf bei Markt 7 würde ich, vorsichtig ausgedrückt als böse Überraschung bezeichnen. Wieder ein Fremdkörper, und das direkt neben der Goldenen Waage.



    Die Visualisierungen sind wirklich super. Ich kann es kaum erwarten, das alles live zu sehen. Auch wenn es 2-3 Häuser gibt, die meiner Meinung nach Fremdkörper in einem ansonsten harmonischen Ensemble sind.

    Einmal editiert, zuletzt von Lucas 2011 ()

  • Ja. Nicht gut, das mit Markt Nummer 7. Allerdings ist dann der Kontrast auf der anderen Seite nicht so extrem, sollte das Stadthaus nach bekannter Planung kommen. Eine Fassung des Guten durch Schlechtes, sozusagen.


    Lustig auch, wie auf Abbildung 3 ein Bäumchen gnädig den garstigen Kunstverein verdeckt. Es sollte etwas Großes und Immergrünes gesetzt werden ...


    Was die Vergabe betrifft sind die Würfel gefallen. Was die Einzelheiten der Planung betrifft aber noch nicht, zumindest noch nicht so ganz. Nach Mitteilung der DomRömer GmbH beginnen die Planungen für die Neubauten im März. Im Mai haben die Bürger "bei einer Informationsveranstaltung und begehbaren Ausstellung nochmals Gelegenheit für Fragen und Anregungen". Bei der (fortgesetzten) Planung können manche Anregungen möglicherweise berücksichtigt werden, schreibt die Gesellschaft weiter. Der Verkauf der Häuser soll im zweiten Halbjahr 2012 beginnen.

  • Das sieht klasse aus, die Vorfreude auf die realisierten Altstadthäuser steigt bestimmt bei fast jedem Betrachter. Außer ... Markt 7. Mir ging es genauso wie den Vorschreibern. "Da passt doch etwas nicht ..." war mein erster Gedanke. Was auch immer die Entscheidungsträger sich dabei gedacht haben (Kontrast, Aufwertung der Goldenen Waage, Harmonisierung mit dem später folgenden Stadthaus), der ganz großen Mehrheit wird der Markt 7 wie ein Fremdkörper vorkommen, der die Stimmigkeit der Häuserzeile stört oder zerstört. Sollten wir uns damit trösten, dass es sich lediglich um einen Schönheitsfleck auf dem sonst wirklich reizvollen Dom-Römer-Areal handelt? Nein, vielleicht können zahlreiche Meinungsäußerungen noch eine Umgestaltung der modernen Fassade bewirken, die Grundform ist ja eigentlich brauchbar. Fassadenschmuck oder ein Erker oder ein Minibalkon im Bereich des viel zu monotonen Giebelbereichs könnten noch eine optische Verbesserung bringen. Oder ein Relief, ein Bild, ein Schild, eine Fahne ... liebe Architekten seid doch mal ein bisschen kreativ, so wie die damaligen Erbauer der Altstadt.

  • Da war die Pressemitteilung wohl schneller verschickt als der Dom-Römer-Ausschuss vorüber war – der hatte entgegen der Mitteilung von Schmittchen übrigens schon um 16 Uhr begonnen, und dauerte geschlagene über drei Stunden bis kurz nach 19 Uhr.


    Die Visualisierungen standen auch auf große Forexplatten gedruckt vor dem Raum, in dem der Ausschuss tagte, und waren nochmals beeindruckender als jetzt hier in der Bildschirmansicht. Als schlechter Scherz erscheint dabei wirklich nur die Entscheidung für Markt 7, selbst die weitgehend moderne Nordseite des Marktes zwischen Hühnermarkt und Steinernen Haus wirkt erstaunlich überzeugend. Und wieder mal als Plädoyer für Gestaltungssatzungen in dieser Stadt, aber das nur nebenbei.


    Anstatt hier jetzt eine seitenlange Wiedergabe der doch recht zahlreichen Inhalte abzuliefern (die naturgemäß überwiegend um das Stadthaus kreisten), die abgehandelt wurden, warte ich erstmal die Presse morgen ab, und werde dann ggf. ergänzen. Ein ganz wichtiger Punkt wurde aber, leider zu einem Zeitpunkt, als der Blutzuckerspiegel aller Anwesenden auf ein Level gefallen war, wo Wasser langsam den festen Zustand annimmt, von Dominik Mangelmann geäußert – und meines Erachtens war da auch kein Pressevertreter mehr vorhanden.


    Daher hier: es gibt Informationen darauf, dass die Rekonstruktionen (!) in moderner Bauweise realisiert werden sollen, unter anderem mit Betondecken, aufgenagelten Pseudofachwerken, Gipsverkleidungen etc.. Mangelmann konnte mir Unterlagen zeigen, aus denen das klar hervorgeht.


    Sollte dies tatsächlich zutreffen (Vorbehalt!), wäre dies meines Erachtens nicht nur geradezu Betrug an den Beschlüssen der Stadtverordnetenversammlung und damit am Bürgerwillen aus dem Jahr 2007, sondern auch u. a. aus nachfolgenden Aspekten problematisch:


    - die Rekonstruktionen des Jahres 2012/13 wären qualitativ schlechter als die des Anfang der 1980er Jahre (letztere sind vollständig aus Holz)
    - die vermeintlichen Mehrkosten für historische Bauweise, mit denen man Investoren bei den Verhandlungen gegruselt hat, würden ad absurdum geführt
    - die ohnehin sehr fragwürdige Festlegung dessen, was als rekonstruierbar gilt, und als nicht, wäre bei einer solch fassadistischen Bauweise geradezu ein schlechter Scherz – nach den Maßstäben hätten auch alte Fotos und Treuner-Skizzen für die Rekonstruktion gereicht, und die indirekt eh jedem klare Tatsache, dass die nicht-totale Rekonstruktion des Areals eine allein politisch-ideologische Entscheidung war, ins grelle Rampenlicht gezerrt


    Dominik Mangelmann wies im Folgenden auch auf zahlreiche Mängel bei der Planung hin, auf die Michael Guntersdorf jedoch, vermeintlich auch in Abhandlung der weit schwerer wiegenden oben genannten Kritikpunkte antwortete, dass man doch erstmal abwarten solle, bis gebaut würde, und im Licht der Diskussion um das Stadthaus im Moment andere Probleme vorrangig seien.


    Letzteres halte ich für glaubwürdig. Wenn aber tatsächlich Ausschreibungen laufen oder bereits gelaufen sind, die für die vermeintlichen Rekonstruktionen eine Disneyland-Bauweise legitimieren, halte ich vor allem Handlungsbedarf seitens der Medien für geboten.

  • Die FNP zeigt heute eine Bilderstrecke mit 37 Computersimulationen der künftigen Altstadt.
    Zu sehen sind auch Varianten ohne das vorerst gestrichene Stadthaus. Der freie Blick auf den Dom könnte tatsächlich auch einen gewissen Reiz haben, bliebe dann nicht eine unansehnliche, fensterlose Rückseite der Häuserrzeile Richtung Schirn übrig. Bin sehr gespannt, welche Lösung sich hier abzeichnen wird.

  • Markt 7

    Ich möchte hier nicht die Diskussion neu aufgreifen, ob man überhaupt so was wie den Neubau einer Altstadt machen sollte, wenn es sich eh um eine Nachempfindung denn um eine Rekonstruktion handeln kann. Die ist hier und woanders ausführlich geführt worden. Ich finde es gut dass das Technische Rathaus weg ist und wüsste auch nicht, was man an so prominenter Stelle anderes hätte bauen können.
    Es wird ja niemand gezwungen, dort hin zu gehen und Frankfurt hat genug andere Ecken mit anderen Ansprüchen. Ob der Entwurf Riemann / Markt 7 jetzt der Weisheit letzter Schluß ist glaub ich auch nicht, aber er ist als (Mit-)Gewinner aus einem Wettbewerb hervorgegangen, der andere ist wieder eher historisierend. Und es steht dieser Ecke auch gut, Widersprüchliches aufzuweisen, damit das ganze nicht zu sehr in Kitsch verfällt.


    Und da dieses Forum das Wort Architektur (= Baukunst) im Namen trägt, sollte das auch gewürdigt werden. Kunst ist halt auch immer erstmal irritierend, provozierend, progressiv (was nicht heißen soll, dass ich den Entwurf Riemann dafür halte). Ich könnte mir auch ein gläsernes, richtig modernes Haus zwischen all der Zuckerbäckerei vorstellen.



    Zeichnung aus Wettbewerk, Helmut Riemann Architekten, Lübeck



    die Rekonstruktionen des Jahres 2012/13 wären qualitativ schlechter als die des Anfang der 1980er Jahre (letztere sind vollständig aus Holz)


    Wäre mir egal: Es handelt sich m.E. nicht um bauhistorisch belegte Rekonstruktionen, dafür ist die Planlage zu dürftig, auch keine oder nur wenig Originalbauteile erhalten. Soll man jetzt auch schiefe Wände und Decken bauen und Raumhöhen unter 2,20m?
    Bauliche Qualität ? Wonach soll man die bewerten? Mit Holzdecken kann man keinen anständigen Schall- und Brandschutz erreichen, mit Fachwerk nicht der EnEV genügen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Goldfischbauch () aus folgendem Grund: Meine Meinung, keine Argumente

  • ^Es wäre besser Du würdest die Stränge zur Rekonstruktion lesen, bevor Du Argumente lieferst, die hier wieder das Blut in Wallung bringen.


    Eine historisch korrekte Rekonstruktion kann in vielen Teilen anders realisiert werden als ein zeitgemäßer Neubau. Hier ist auch das für mich wesentliche Argument gegen Pappfassaden auf Beton zu sehen: Diese Konstruktion ist dann ein Neubau und muss alle aktuellen Richtlinien einhalten, was dann u.U. auch zu nicht originalen Proportionen führt.


    Die Frage nach den schiefen Wänden ist spannend, denn man muss unterscheiden zwischen Wänden, die durch Setzungen und Veränderungen der Balken schief wurden, aber gerade gedacht waren, und schief gebauten Wänden. Viel von dem Charme einer historischen Altstadt resultiert aus ersterem - sichtbare Zeichen des Alters der Gebäude. Letzteres ist eigentlich eher eine Spezialität der Frankfurter Hochhäuser.


    Die Diskussion, dass historisch korrekte Bauten um heutige Nutzungen zu erlauben, moderne Anbauten brauchen (Bäder, Küchen, Treppenhäuser, Aufzüge, Brandschutz, Fluchtwege) ist auch bereits geführt. Insofern ist es m.E. durchaus angebracht, bei Rekonstruktionen so weit historisch zu bauen, wie es entsprechend der vorgesehenen Nutzung gerade noch geht. Zumindest die Räume an der Straßenfront und deren Fassade sollten nicht nur optisch sondern auch im Material dem Original entsprechen. Im Extremfall wird das dann baulich als Wintergarten des dahinter stehenden modernen Passivhauses deklariert.;)

  • Die von RMA erwähnten Punkte bezüglich Gipskarton, Stahlbeton und Pseudo-Fachwerk bei den Rekonstruktionen finden sich übrigens in der Bauleistungsbeschreibung. Die Entscheidung derart pseudo-historisch zu bauen liegt also nicht bei den ausführenden Architekturbüros sondern beim Auftraggeber! Das ist schon ein starkes Stück, und darauf wurde im Ausschuss auch geschickt einfach nicht eingegangen.


    Ansonsten natürlich eine absolute Katastrophe das mit Markt 7. Ich frag mich auch wie dieser Entwurf mit der Gestaltungssatzung in Einklang zu bringen sein soll, gibt es doch keinerlei Unterschied in der Gestaltung von Erd- und Obergeschossen, und für diesen Bereich waren meiner Erinnerung nach nur Holz-, Schiefer- oder Putzfassaden für die Obergeschosse erlaubt.
    Die Begründung, bei der Entscheidung sei auf die Ensemble-Wirkung geachtet worden, ist vor dem Hintergrund ja wohl der größte Witz. Ebenso Markt 32, hier hätte man immerhin noch die Chance gehabt diesen unsäglichen Entwurf zu verhindern, der zweite Preis wäre da das kleinere Übel gewesen. Dieser grottige Bunkerentwurf für Markt 30 war ja leider von Anfang an nicht mehr zu verhindern. Aber auch bei Markt 14 hat man sich für den meines Erachtens schlechteren Entwurf entschieden. Sollte die Entscheidung nicht eigentlich mal von den Stadtverordneten gefällt werden?


    Werden wir uns wohl damit abfinden müssen, dass einzig die Braubachstraße, der Hühnermarkt und der Rebstockhof vorzeigbar werden. Der so wichtige Krönungsweg wird durch die mit Abstand schlechtesten Entwürfe für das Areal geradezu verschandelt. Kann man nur hoffen, dass noch zu meinen Lebzeiten dieser Unsinn beseitigt und durch Rekonstruktionen ersetzt wird. Mit einer Frankfurter Altstadtgasse hat der Markt bis dahin ja auch nicht mehr viel gemein. An den Rekonstruktionen kann man es noch erahnen wie es mal ausgesehen haben muss. Das einzige was die Neubauentwürfe aufnehmen sind die Überhänge. Aber Sprossenfenster, Frankfurter Nasen, gerade am Markt eine Durchfensterung bis an die Grenzen der Statik (eben weil es der Krönungsweg war), über die Fassaden hinausragende Dächer (bei den Neubauentwürfen dagegen ist es fast immer umgekehrt: über die Dächer hinausragende Fassaden) - Fehlanzeige. Das sind häufig nur Details die aber derart umfangreich nicht beachtet wurden, dass die Wirkung ganz extrem anders, definitiv nicht frankfurterisch, ist. Vom trotz des schon zum Zeitpunkt der Zerstörung herschenden Stilmixes aus allerlei Epochen immer noch eindeutig gotischen Charakters des Quartiers ist so überhaupt nichts mehr zu spüren.

  • Da es spät ist, schreibe ich jetzt nur noch eine kurze Ergänzung dazu.


    Die Ausschreibungen sind nicht nur raus, sie sind sogar abgeschlossen. Die Büros wurden ja von Frau Dr. Hambrock benannt. Bisher geht, wie gesagt, der Wille der Dom-Römer GmbH dahin, nur Fassaden von industriemäßig erstellten Holzrahmenkonstruktionen auszustellen.


    Markt 7 wäre relativ einfach zu rekonstruieren und übrigens auch, da Markt 9 wohl ein Neubau wird, auch allseitig von Massivwänden umschlossen (zweiseitig von Massivwänden der Goldenen Waage). Wichtig ist, daß zu Markt 7 noch die ORIGINAL-Spolien vorhanden sind. Das kam bei den Stadtverordneten nicht wirklich rüber, ich bin mir auch gar nicht sicher, ob Dieter Bartetzko da auch ausdrücklich hingewiesen hat. Es handelt sich dabei nicht nur um die Kragsteine, sonder auch die Ansätze der Türsturzbögen.


    Albern ist das, wie hochbezahlte Leute im Auftrag der Stadt eine großartige Entwicklung verhunzen, nur weil sie nicht zugeben, daß sie mit der Aufgabe komplett überfordert sind.

  • Das ist wohl die spaete Rache fuer die Streichung des Stadthauses. Weder ist der Entwurf ansprechend modern noch passt er sich mit der Klinkerfassade an die Umgebung an.
    Wenn noch Spolien vorhanden sind, die im anderen Entwurf fuer Markt 7 noch teilweise eingeplant waren, dann macht der Entwurf fuer Markt 7 noch weniger Sinn. Auch Markt 14 finde ich enttaeuschend.
    Wieseo entscheidet hier wieder ein kleiner Kreis, was die Mehrheit bezahlen und fuer die naechsten Generationen ertragen muss? Kann man diese Entscheidungen nicht nochmals hinterfragen?
    Zudem will mir der die Riesenflaeche, die vom Roten Hause ueber Schirn entsteht nicht gefallen. irgendwie braucht das Ganze auch eine Fassung am rechten Rand, sonst komm der Charakter des Kroenungsweges nicht richtig rueber. Aber das kann man ja auch noch spaeter bebeauen.

  • Die einzige Hoffnung, dass das Haus Markt 7 in dieser Form nicht realisiert wird, besteht eigentlich darin, dass kein Käufer dafür gefunden wird. Würde mich mal interessieren, welche Regelungen für diesen Fall bestehen.