Palais Thurn und Taxis (Teil des PalaisQuartiers)

  • Die Diskussionen um Reko und Dämlichkeiten sind ja echt belustigend. Ist das Philosophie oder Architektur-Kritik? Zwischengeschosse kennen wir nun nicht nur vom T&T-Palais. Es gibt eine Reihe von Beispielen, bei denen aus einer gewissen Raumnot oder praktischen Erwägung heraus auch vor mehreren Jahrhunderten Zwischengeschosse eingezogen wurden, weil die Räume entsprechende Höhen boten. Um einmal ein ganz prominentes Beispiel zu bringen: der Papstpalast im Vatikan hat einige solcher Zwischengeschosslösungen zu bieten. Oder wie wäre es mit dem Buckingham-Palace? Auch da? Ja! Besorgt euch mal die Konstruktions-Pläne. Ihr werdet staunen.


    Das T&T-Palais kann man kritisieren wie man will. Die Frankfurter freuen sich darüber, egal ob der Kuppelsaal im alten Glanz erstrahlen wird. Die Architekten ärgert es. Die Architekten-Kritiker wurmt es. Und letztendlich sieht es besser aus, als noch vor ein paar Jahren. Oder? Und wie peinlich, dass man selbst in lange zurückliegenden Zeiten schon solche Schornsteinaufsätze gebaut hatte, wie die, die heute als so schlimm befunden werden. Die heutige Kritik möge die Totenschädel der alten Architekten zertrümmern. Leider können sie die hiesigen Kommentare nicht mehr lesen - weil tot. ;)


    Sollte man also besser das T&T-Palais wieder abreißen, damit Kritik verstummt und Recht behält? Stattdessen könnte man einen Glaskubus bauen, an dessen Flächen gewaltige LED-Bildschirme die alten (s/w)-Bilder des T&T-Palais reproduzieren. Zwischendurch darfs auch mal Werbung sein? Nein, das ist ja schon (vielleicht) an der Fassade der Zeilgalerie geplant. Kritik darf sein! Diskussion auch. Aber auch die brauchen Augenmaß.

  • Bin seit Anfang April wieder zurück aus England und habe mir auch mal das Palaisquartier angesehen. Das ganze Ensemble aus Frankfurt Hoch 4. Ist eine große Verbesserung zurm Zustand davor.
    Das T&T Palais ist wirklich gelungen. Es ist nicht perfekt, aber es zeigt das historische Gebäude auch wenn sie nicht monumental sind, durch die vielfalt der Fassade und ihrer Verzierungen fesseln.
    Die anderen neuen Gebäude (die zwei Türme und MyZeil) haben eine ungewöhnliche Form und werden dadurch als interessant empfunden. All das bewirkt das Frankfurt Hoch Vier, nicht wie andere 08/15 Glas- und Stahlkuben, als etwas besonderes empfunden wird.

  • Ich wundere mich darüber das hier ständig vom Thurn und Taxis Palais gesprochen wird.
    Dieses Gebäude existiert überhaupt nicht mehr! An seiner Stelle steht auf einer viergeschossigen Tiefgarage ein modernes Multifunktionsgebäude welches in eine Hülle gezwängt wurde die tut als ob sie das historische Palais wäre! Reine Deko - und nicht mal Reko, wie sich die üblichen Verdächtigen hier totfreuen.

  • Aber wer kann denn von einem "historischen" Gebäude sprechen, ohne sich ob dieser Lüge nicht sofort in Grund und Boden zu schämen? Historisierend wäre das Wort, das man sinnvollerweise gebrauchen sollte. Es wird etwas altes unglaubwürdig dargestellt.


    Bin mir nicht sicher ob sich dieses Zitat sich auf mein Post von weiter oben bezieht .
    Ich habe nicht behauptet dass das neue T&T Palais historisch ist, sondern ich bin der Meinung, dass historische Gebäude durch die vielfalt der Verzierungen und Fassadenelemente das Auge länger fesseln und damit interessanter sind, als einfache Glaskuben. Von daher ist das neue T&T Palais auch wenn es keine 100% Reko ist für die meißten Passanten (meiner Meinung nach) einem 08/15 Neubau vorzuziehen.
    08/15 Bauten gibt es in Frankfurt und speziell in der Innenstadt zuhauf. Jedes Gebäude welches von dem abweicht ist meiner Meinung eine Verbesserung, sei es MyZeil mit dem Trichter, eine Reko, Deko, ein Hundertwasser- oder Gaudihaus würde ich einem weiteren vierkant "Glaspalast" vorziehen.


    Was das ganze mit ehrlich oder verlogen zu tun haben soll erschließt sich mir nicht. Es wäre dann ja auch verlogen wenn man zum Friseur geht und sich die Haare nach einer bestimmten Fisur schneiden läßt, statt sie natürlich wachsen zu lassen.

  • Der vorherige Zustand wurde verbessert :daumen: Das das nicht immer so sein muss, siehe Bienenkorbhochaus, oder Selmi-HH :nono:
    Alles andere interessiert die breite Masse nicht, zurecht. Was ich damit meine? Bei der Saalburg interessiert es selbst die Historiker nicht mehr ob es Reko oder Deko ist. Alle freuen sich, dass man einen "Eindruck" bekommen kann wie das Kastell früher ausgesehen haben muss. Diesen Aspekt sollte man beim Palais TT hervorheben.


    Ich muss aber einschränken: Die "Schornsteine" :nono: Das hätte man (wahrscheinlich sehr leicht und billig) besser machen können. Vielleicht täte eine andere Farbe als Weiß gut.

  • ^Die breite Masse würde auch nicht so ausführlich darüber diskutieren wie wir hier.;) Darum...


    Wollte mich eigentlich nicht einmischen, aber ich muss ryosuke in vielen Punkten recht geben.


    Das Problem mit der Geschossdecke die das Fenster schneidet ist ja nicht das eigentliche Problem. Das gibt’s nicht nur im Vatikan und in Wiesbaden sondern auch in jedem zweiten Treppenhaus. Zum Foto. Ich kann zwar nicht sagen ob es im fertigen Zustand auch noch so schlimm aussieht, aber meiner Meinung nach ist das Problem die geschossübergreifende Tür/Notausgang mit der Leichtbauwand?? (oder nur eine provisorische Absturzsicherung), die zu 50% verstellt wird. Und wo soll es jetzt so etwas noch geben, in Schilda? Die Tür hätte man auch statt fast 4 Meter nur bis zur Geschossdecke führen können. Dort gäbe es dann optisch eine dickere Sprosse. Naja..


    Wenn man die Kopie schon an allen Enden verändert und verkleinert, könnte man sicherlich auf den „Schornstein“-Fake auch verzichten. Sieht sonst bestimmt so aus als hätte ein Flugzeug weiße Pakete über dem „Palais“ abgeworfen.


    Was nützt das schönste Palais, wenn es aufgrund seiner Bauweise nicht nutzbar und somit schlecht zu vermarkten ist?


    Ein Satz wie aus den Lehrbüchern eines Immobilienmaklers. (Sorry!;))
    Pragmatisten könnten darauf antworten: dann bauen wir es erst gar nicht wieder auf. (Mit dem Argument könnte man aber auch echte Denkmäler planieren.)


    Wenn es um ein „echtes“ Palais geht muss man sich wohl mit einer Nutzung zufrieden geben die nicht den Maximalprofit erbringen wird. Zudem würde aufgrund der Auflagen (Denkmalschutz) und unwirtschaftlichen/unflexiblen Nutzflächen bestimmt keinen Investor einfallen darin zu investieren, es sei denn man hat Glück und man kann das Ding komplett neu bauen. Ansonsten entledigt man sich halt dem Gebäude oder dessen Teile die Probleme schaffen und man kann mit dem alten Image uneingeschränkt bauen.


    Darin steckt doch die Perversion dieses Projekts. Geht es hier wirklich um Werte die man wieder haben will, um Identität? Werte die man auch mutwillig vernichten kann um sie augenscheinlich neu zu erschaffen. Hatte man nicht eigentlich Glück das wenigstens ein kleiner Teil des Gebäudes trotz gegenteiliger Tendenzen wieder errichtet wurde. Wenn man dann natürlich anführt das es sich ohnehin um eine im Wiederaufbau der Nachkriegsjahre geschaffene Neubau handelt, also vollkommen wertlos, dann ist man voll konform mit den Wertevorstellungen der Investoren und des Turbokapitalismus im allgemeinen. Dann kann man das Ding auch in 20 Jahren wieder abreißen um es wieder anders mit Tiefgarage und Luxuswohnungen aufzubauen.


    Ich frag mich langsam wo das noch hinführen soll, wenn das „schlechte“ Abbild eines Bauwerks, mehr wert sein soll als seine wahre oder verbliebene Historie.

  • Ein großes Kleinod

    Am Schornstein scheiden sich die Geister

    Hätte man die Ruine abreißen, oder als solche stehen lassen sollen, in dieser Umgebung?

    Das Palais, so wie es jetzt dasteht, ist ein wunderschönes Bauwerk geworden und zeigt in seinen, nach Außen wirkenden Elementen, seiner Sandsteinkunst, seinen heutigen, noch idealeren Gesamt-Proportionen, eine hohe Kunst und Ästhetik, wie sie die ursprünglichen Bauherren anstrebten. Und es wird zeitgerechte Funktionen erfüllen.
    Gerade die aufwändige Wiederherstellung der Sandsteinarbeiten für diesen Neubau, unter Einbeziehung noch vorhandener Elemente, dokumentiert den Respekt und die Hochachtung heutiger Zeitgenossen vor der damaligen handwerklichen und künstlerischen Leistung. Dem heutigen Bauherrn gilt mein Dank und Respekt.

    So ist dieses repräsentative Bauwerk, von einer früheren Elite geplant, jetzt für Frankfurt auch ein reales, erlebbares Beispiel und Zeugnis seiner großen Städtebaulichen Situation vor 1944 geworden, von der sonst sehr wenig übrig geblieben ist.

  • Es ist viel zu früh um eine abschliessende Bilanz über das T&T Palais zu ziehen. Besser ist es, man wartet bis zum Herbst ab um die Innenräume dann richtig inspizieren und auf sich wirken lassen zu können. Die Einwände oder Lobpreisungen können sich dann ja immer noch bestätigen, aber noch sind endgültige Aussagen nicht wirklich spruchreif.

  • Ich möchte die lebendige Diskussion zwar nicht unterbrechen, aber vor dem Palais hat sich etwas getan:




    Finde ich gut, denn die durch die Strasse trennende Wirkung wird so etwas aufgehoben.


    Bilder von mir

  • Im Ehrenhof wird nun anthrazitfarbenes, eher kleinformatiges Natursteinpflaster verlegt. Anzunehmen, dass derartiges Pflaster später auch für die derzeit provisorisch asphaltierten Flächen um das Palais herum verwendet wird.


    Durch die obereren Fenster der Rotunde lassen sich nun schmiedeeiserne Geländer erkennen. Die umlaufende Galerie des Kuppelsaals wird demnach wieder errichtet. Die Geländer könnten dem historischen Vorbild entsprechen.

  • Hier das kleinformatige dunkelgraue Natursteinpflaster von dem Schmittchen schrieb. Im Innenhof ist man schon sehr weit mit dem Verlegen. Vor und neben dem Palais liegt noch jede Menge Vorrat. Das letzte Foto zeigt den Bereich zwischen Palais und Kaufhof, hier wird alles für den neuen Belag vorbereitet.


    By thomasfra, shot with Canon PowerShot A710 IS at 2009-05-23


    By thomasfra, shot with Canon PowerShot A710 IS at 2009-05-23


    By thomasfra, shot with Canon PowerShot A710 IS at 2009-05-23

  • Oh je.
    Mittlerweile hasse ich dieses Pflaster regelrecht.

    Wie eine Art Seuche breitet es sich derzeit in der Frankfurter Innenstadt aus. Ganz besonders dieses kleine Format mit der unregelmäßigen rauen Oberfläche und der mausgrauen, düsteren Farbe, wie es besonders im Raum Rossmarkt, Goetheplatz, Rathenauplatz und Steinweg exzessiv wucherte.
    Farblich wäre es dort schon besser gewesen, wenn die hellere Sorte mit Warmton wie am Römerberg verlegt worden wäre.

    Neben dem optischen Negativcharakter dieser Steine, ist die praktische Nutzung, speziell mittels weiblicher Fußbekleidungen, eine echte Zumutung für die Trägerinnen.

    Mit meiner jeweils weiblichen Begleitperson muss ich regelmäßig diesen Belagstellen ausweichen. Das geht soweit, dass wir zwischen Goetheplatz und Rathenauplatz genau entlang und auf diesem hellen Trennstreifen (der allerdings auch unverständlicherweise noch Längsrillen haben muss) gehen müssen und dann vor dem Steinweg scharf links abbiegen, Richtung Biebergasse, alternativ auch mal rechts.

    Nach meinem Gefühl ist dieses dunkle und raue Natursteinpflaster für das Palais eine biedere und düstere Komponente. Außen herum, befürchte ich nun, wird das gleiche Desaster entstehen.

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    Negative Anonyme Rote-Lämpchen-Bewertung am 24.05.2009, 08:07: "Meine Güte, wer will das wohl wissen?"

    2 Mal editiert, zuletzt von RobertKWF () aus folgendem Grund: Bewertung

  • Wenn ich mich recht erinnere ist dieser "Trennstreifen" ein Führungsstreifen für Blinde und hast diese Längsrillen, damit er mit dem weißen Stock ertastet werden kann.

  • Der Innenhof ist gepflastert, die Schornstein-Attrappen sind angebracht und die Gerüste sind gefallen.


    Bilder von heute:





    Fotos von Beggi

  • Im Innenhof scheinen die Pflaster-Arbeiten und die Fassadenherstellung beendet zu sein. Bau-Geräusche kommen nur noch aus dem Inneren des Palais.
    Heute war mir endlich ein hofseitiger Blick auf das Portal vergönnt.