Stadtplanung | Stadtentwicklung

  • ^ Einspruch: die Stellplatzpflicht ist keine Maßnahme zur Förderung des Autoverkehrs, sondern eine Maßnahme zum Schutz des öffentlichen Raums und zur Befriedung der Verkehrsflächen. Die Konsequenz einer nicht ausreichenden Zahl von Stellplätzen ist die radikale Verpollerung des öffentlichen Raums zur Abwehr des überbordenden "ruhenden Verkehrs". Es gibt keinen Grund für Annahme, eine Reduzierung der Zahl der Stellplätze würde zu einer entsprechenden Reduzierung der Zahl der Fahrzeuge führen. Dafür gibt keinen Beleg.


    Es gibt auch keine Zonen, in denen keine Stellplätze verlangt werden. Anonsten verzichtet die Frankfurter Satzung auf die Definition des Begriffs Innenstadt. Es gibt wie bisher räumliche Zonen, in denen die Stellplatzpflicht eingeschränkt wird. Ihre Abgrenzung richtet sich jetzt nach dem ÖPNV-Angebot. Entlang der S- und U-Bahnstrecken wird die Herstellungspflicht auf 70%, 50%, 30% bzw. 15% des Regelbedarfs beschränkt. Die 15%-Zone umfasst den Bereich innerhalb des Anlagenrings, das Bahnhofsviertel, Teile des südlichen Westends und des westlichen Ostends. Die 30% Zone z.B. zieht sich entlang der A-Strecke bis nach Heddernheim.


    Eine weitere Reduktion ergibt sich aus einer Neudefinition der Bemessungsgrundlagen.

  • Es gibt keinen Grund für Annahme, eine Reduzierung der Zahl der Stellplätze würde zu einer entsprechenden Reduzierung der Zahl der Fahrzeuge führen. Dafür gibt keinen Beleg.


    Doch, es ist die logische Konsequenz. Keine Stellplätze => Bewohner können ihr Auto nicht parken => Wegzug / Abschaffung des eigenen PKWs. Dann wohnen irgendwann hauptsächlich nur noch die in den Städten, die den ÖPNV nutzen anstatt mit ihren Privatkutschen folgenlos ihre Mitmenschen zu vergiften.

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    Dann müssten eigentlich teile der Stadt quasi Autofrei sein ? Ich finde diese Regelung 1 Wohnung = 1 Parkplatz sinnvoll. Wer mehrere Tausend € pro qm z.b. im Grand Tower bezahlt,
    der wird doch nicht die Straba. Linie 11 benutzen um irgendwohin zu kommen.
    Da will das SUV oder der Porsche doch Artgerecht geparkt werden. Zugegeben, da entsteht auch ein Parkhaus, aber drumherum wird in den nächsten Jahren genügend gebaut um den ohnehin nicht vorhandenen Parkraum zu belasten.


    Ich halte es auch für falsch auf den ÖPNV zu verweisen, ich habe jetzt z.b. meine Jahreskarte gekündigt da ich nicht mehr bereit bin mich genau diesem ÖPNV ausetzten möchte. Jetzt fahre ich mit dem Auto.


    Noch etwas, warum ziehen denn Menschen aus Ffm. weg ? Doch nicht wegen dem fehlenden Parkplatz, sondern weil hier Wohraum knapp und teuer ist.

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    Längst nicht jeder wohnt in einem Hochhaus nit Concierge und Luxuswohnungen. Es gibt etwa Sozialwohnungen, Leute mit Hartz IV sollten sogar kein Auto besitzen - der Stellplatz wird dennoch verlangt. Der Wegfall der Pflicht bedeutet schliesslich keinen Verbot des Stellplätze-Baus - falls ein Investor in Projekten wie der Grand Tower diese für notwendig erachtet.

    Einmal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • Gleich zwei Artikel aus der heutigen Rhein-Main Zeitung zum Wohnungsmangel/der aktuellen Wohnungssituation und der künftigen Stadtentwicklung.


    Aktuell liegt die Wohnraumversorgungsquote (wieder ein Wort gelernt) bei 90,4 %. das bedeutet, dass 415.054 Haushalten nur 375.006 Wohnungen gegenüberstehen. Somit fehlen aktuell 40.000 Wohnungen für einen ausgeglichenen Wohnungsmarkt. Von 2014 bis 2015 ist die Frankfurter Bevölkerung um 16.000 Einwohner gestiegen, während nur 3.300 Wohnungen hinzugekommen sind. Bei einer durchschnittlichen Belegungszahl von 2 Personen pro Wohnung hat sich der Wohnungsmangel also nochmals deutlich verschärft (Anmerkung von mir).


    Auf einer Bürgerversammlung auf dem Riedberg wurden gestern 4 Szenarien für die Stadtentwicklung vorgestellt. Vorangestellt sei, dass der prognostizierte Bedarf bei zusätzlichen 90.000 Wohnungen liegt.


    Szenario 1: "Entschleunigung"


    Auf eine weitere Außenentwicklung wird verzichtet. Es werden lediglich die vorhandenen Reserven und Nachverdichtungen genutzt. hierdurch können ca. 60.000 Wohnungen entstehen (also zu wenig). Als Folge wird der Druck in die Region gelenkt mit entsprechenden Auswirkungen auf den Frankfurter Wohnungsmarkt und zunehmendem Pendelverkehr.


    Szenario 2: "Verhaltenes Wachstum"


    In diesem Szenario würde auch bisher landwirtschaftlich genutzte Fläche bebaut. Insgesamt sollen so 100.000 Wohnungen gebaut werden, so sollen 30.000 Wohnungen aus der Baulandreserve, 45.000 aus Nachverdichtung und 25.000 Wohnungen aus umgewidmeten Flächen entstehen. Qualitativ besonders wertvolle Landschaftsräume sollen nicht angetastet werden. Die Stadt würde deutlich dichter, durch die hohe Anzahl der Wohnungen würde aber auch preiswerter Wohnraum gesichert. Durch die Bebauung am Stadtrand nimmt auch in diesem Szenario der Verkehr zu.


    Szenario 3: "Klare Stadterweiterung"


    In diesem Szenario soll es ebenfalls 100.000 neue Wohnungen geben. Jeweils ca. zu 1/3 aus der Baulandreserve, Nachverdichtungen und neuen Stadtteilen auf der grünen Wiese. Wobei neue Stadtteile mit 40.000 Wohnungen einen etwas größeren Anteil haben. Im Vergleich zu Szenario 2 kommt es also zu einer Verschiebung von Nachverdichtung zu neuen Stadtteilen. Dies führt zu höherem Preisdruck im Stadtkern und zunehmendem Verkehr aufgrund der neuen Stadtteile.


    Szenario 4: "Moderate Stadterweiterung"


    Keine Verdichtung sondern nur Hebung der Baulandreserve und neu Stadtteile mit ca. 25.000 Wohnungen. Insgesamt werden 60.000 angepeilt. Somit erheblicher Preisdruck im Frankfurter Stadtkern und wie in Szenario 1 erheblicher Druck auf die angrenzende Region mit entsprechendem Pendelverkehr.


    Die Szenarien wurden vom Planungsdezernenten Mike Josef vorgestellt und seien "Extrempole" einer denkbaren Entwicklung. Es gehe nicht darum einen der Entwürfe auszuwählen, sondern um vorausschauendes planen. Ohne Tabubruch kein weiteres Wachstum.


    Stimmen:
    Robert Lange, Ortsvorsteher des Ortsbeirats 10, spricht sich gegen Wachstum auf der grünen Wiese aus.
    Yannick Schwandner, Ortsvorsteher des Ortsbeirates 13, warnt vor dem Zubauen von Kaltluftschneisen.
    Einige Bürger bezweifeln, dass die Wohnungspreise durch höhere Bautätigkeit sinken. Das sei "Augenwischerei".

    Einmal editiert, zuletzt von jnhmsbn ()

  • So schöne Theorien, direkt aus dem Elfenbeinturm herabgefallen. Damit hat der neue Planungsdezernent den vielen Wohnungssuchenden sicherlich eine große Freude bereitet.

  • Schade, dass Du hier Moderator bist und Dein überflüssiger "Beitrag", der nur dazu dient Deine parteipolitischen Abneigungen kund zu tun, nicht gelöscht werden kann.


    Es ist durchaus sinnvoll sich dem akuten Problem der Wohnungsnot erst mal auf einer abstrakten Ebene zu widmen und grobe Richtungen auszuloten in welche sich die Stadtplanung entwickeln kann.
    Und wie im Vorbeitrag schon richtig erwähnt wurde, handelt es sich nicht um eine Auswahl von Möglichkeit 1-4 sondern um Szenarien über die diskutiert und entschieden werden muss. Ob diese vier Möglichkeiten erschöpfend sind, ist eine andere Frage.


    Die Frage etwa inwiefern das politische Stadtgebiet Frankfurts wachsen kann und sollte wird zumindest öffentlich kaum diskutiert (von den Annäherungstendenzen mit OF einmal abgesehen).

    Einmal editiert, zuletzt von Metropolis2 ()


  • Aktuell liegt die Wohnraumversorgungsquote (wieder ein Wort gelernt) bei 90,4 %. das bedeutet, dass 415.054 Haushalten nur 375.006 Wohnungen gegenüberstehen. Somit fehlen aktuell 40.000 Wohnungen für einen ausgeglichenen Wohnungsmarkt.


    Dieser Satz wirft Fragen auf. Was heißt, es fehlen 40.000 Wohnungen? Soll das heißen, es gibt derzeit 40.000 Haushalte ohne eigene Wohnung? Wie geht denn das? Wie kann ich denn als Haushalt gezählt werden ohne eigene Wohnung?


    Statistiker können das, behaupten sie jedenfalls:


    Die Haushaltegenerierung ist ein statistisches Verfahren, mit dem die in einer Adresse gemeldeten Personen zu Personengemeinschaften zusammengeführt werden. ... Es basiert auf standardisierten Personendatensätzen, die über merere Stufen zu sog. Wohnhaushalten verbunden weden. Da das Melderegister keine Informationen über haushaltstypische Personenbeziehungen enthält, kann nur durch die Kombination geeigneter Merkmale eine Haushaltsbeziehung zwischen den in einer Adresse gemeldeten Personen hergestellt werden. Dies sind n der ersten Stufe des Verfahrens die steuerrechtlichen Informationen im Melderegister, z.B. bei Ehepartnern und Eltern/teilen mit minderjährigen Kindern. In den weiteren Stufen des Verfahrens ist die Haushaltegenerierung auf Indizien gestützt, wie z.B. gemeinsame Einzugsdaten und das Zusammentreffen von festgelegten demographischen Konstellationen und Namensgleichheiten. Allerdings können nicht alle Haushaltszusammenhänge zutreffend erkannt werden. Dies betrifft insbesondere nichteheliche Lebensgemeinschaften oder Wohngemeinschaften, so dass in der Haushaltegenerierung die Zahl der Einpersonenhaushalte tendenziell überzeichnet und die Zahl der Zweiper-sonenhaushalte unterzeichnet wird. Auch sog. Patchwork-Familien, d.h. nicht miteinander verheiratete Elternteile und ihre minderjährigen Kinder, können nicht zu einem Haushalt zusammengefasst werden.


    Quelle


    Was die Quelle leider nicht mitteilt, ist die Unschärfe des Ergebnisses der Haushaltsgenerierung. Das Planungsamt behauptet, von einem ausgeglichenen Wohnungsamrkt könne man sprechen, wenn diese Versorgungsquote mindestens 103% betrüge, es also 427.500 Wohnungen gäbe, also 52.500 Wohnungen mehr als heute. Was jetzt: 40.000 oder 52.500? Oder nur 25.000? Weger der Unschärfe der "Haushaltsgenerierung"? Der Unterschied ist nicht weniger als der Riedberg - sozusagen.


    Kommt mir vor, wie mit der Stange im Nebel rumstochern. Was hier so präzise und objektiv daher kommt, ist doch irgendwie sehr schwammig.

  • Ich verstehe die Logik der Schlussfolgerungen in einigen der Ansätze nicht so ganz, z. B. ...


    Szenario 1: „Entschleunigung“
    Auf eine weitere Außenentwicklung wird verzichtet. Es werden lediglich die vorhandenen Reserven und Nachverdichtungen genutzt. hierdurch können ca. 60.000 Wohnungen entstehen (also zu wenig). Als Folge wird der Druck in die Region gelenkt mit entsprechenden Auswirkungen auf den Frankfurter Wohnungsmarkt und zunehmendem Pendelverkehr.


    ...als Folge wird der Druck in die Region gelenkt? Ist das so?
    Ich könnte mir eher vorstellen, dass die Preise in der City erst recht explodieren, die Verdrängung nicht nur Finanzschwache Haushalte erfasst, sondern über kurz oder lang auch die komplette Mittelschicht aus der Stadt katapultiert. Warum sollte sich wohlhabendes Klientel auf Grund weiterer Verknappung des Wohnraums auf einmal dazu entscheiden nach Hanau Bruchköbel auszuweichen? Werden sie wohl eher nicht! Und so lange Finanzstarke Käufer/Mieter bereit sind weitaus mehr zu zahlen als ein „Durchschnittshaushalt“ zahlen kann, werden sie früher oder später den Markt dominieren.


    Aufhalten lässt sich dieser Trend wohl generell nicht, aber vielleicht zumindest ein wenig abmildern in dem man der Nachfrage ein größeres Angebot gegenüber stellt. Es wäre also eher geboten so schnell wie möglich so viel wie möglich neuen Wohnraum zu schaffen.


    Das sieht für mich so aus, als würde man weniger oder gar nichts zu unternehmen und hoffen, dass sich das Problem von ganz alleine verlagert oder gar löst. Das ist vielleicht ein mögliches aber doch zumindest auch ziemlich fragwürdiges Szenario, oder!?

  • [...] Ohne Tabubruch kein weiteres Wachstum.


    Es würde schon mal helfen, wenn man dieses furchtbare Wort "Tabubruch" ersatzlos aus dem Vokabular streichen, oder es wenigstens nicht mehr für solche banalen Dinge wie Schließlung von Kleingartenanlagen, neuen Stadtteilen auf leeren Feldern etc. benutzen würde (denn sie sollten schlichtweg kein Tabu sein!). Hier ist doch das wahre Problem: Wir leben in einer völlig erstarrten Gesellschaft, wo alles mögliche (von irgendeiner Interessegruppe, und sei sie noch so klein bzw. stellvertretend der Partei, die sich für jene Gruppe zuständig fühlt) zu einem Tabu erklärt wird.

  • Zunächst wollte ich nur den Inhalt der entsprechenden Artikel wiedergeben und habe mich mit Kommentaren erstmal zurückgehalten. Grundsätzlich stellen sich natürlich schon einige Fragen.


    Wie tunnelklick schon schrieb ist (zumindest für mich) unklar ob die Differenz zwischen Haushalten und Wohnungen tatsächlich darauf schließen lässt ob Wohnungen ist dieser Höhe auch tatsächlich fehlen (ob es nun 40.000 oder 52.000 sind sei dahingestellt). Oder anders gesagt, würden Wohnungen in diesem Umfang von der Frankfurter Stadtbevölkerung (ohne Zuzug von außen) auch tatsächlich in Anspruch genommen?


    Im nächsten Zug stellt sich die Frage ob bei den Angesprochenen Wohnungen die prognostiziert bis 2030 fehlen, diese 40.000 mit einberechnet sind. Mir scheint es so zu sein. Nach meinem Kenntnisstand wird mit etwa 100.000 zusätzlichen Einwohnern gerechnet. Bei einer Belegung mit 2 Personen pro Wohnung wären dies also 50.000 zusätzliche Wohnungen. Mit den angesprochenen 40.000 kommen wir dann auf die 90.000 Wohnungen.


    Sich aufgrund einer prognostizierten Bevölkerungsentwicklung Gedanken über die zukünftige Stadtentwicklung und mögliche Lösungen für den aktuellen und eher zunehmenden Wohnungsmangel zu machen ist sicher erst einmal nicht negativ. Letztendlich kann die Stadt die benötigten Wohnungen nicht (alleine) bauen, sondern nur Rahmenbedingungen schaffen die die Entwicklung in die (aus Sicht der Stadt/Bevölkerung) richtigen Bahnen lenkt. Das Frankfurt dabei genau Möglichkeiten hat


    a) Nachverdichtung
    b) Bestehende Baulandreserven nutzen
    c) Landwirtschaftliche Flächen umwidmen


    ist glaube ich unumstritten.


    Hierbei ist es nach meiner Ansicht schon Sinnvoll einen möglichst großen Konsens bzw. eine Akzeptanz in der Bevölkerung für die geplanten Maßnahmen zu erreichen. Die Zeit die dafür benötigt wird kann man sicher/hoffentlich später einsparen, wenn dadurch spätere Beschwerden minimiert werden können. (Die Hoffnung stirbt zuletzt!)


    An Schmittchen die Frage: Was soll er denn sonst tun (unter Beachtung der politischen Zwänge die halt vorhanden sind)?


    sweet_meat
    Mir ist nicht klar wo Du den Widerspruch siehst. Wenn in Frankfurt weniger Wohnungen gebaut werden als gebraucht werden, steigen unweigerlich die Preise und es werden Bevölkerungsteile die a) sich die Wohnungen nicht leisten können und/oder b) keine Wohnung finden in die umliegende Region gedrängt. Dies baut dort natürlich den gleichen Druck auf Wohnraum auf der auch in Frankfurt vorhanden ist.


    Das kann dann natürlich auch dazu führen, dass die unmittelbaren Nachbarstädte für Otto Normalverbraucher auch nicht mehr bezahlbar sind und diese dann noch weiter ins Umland gedrängt werden.


    Wie Du schreibt kann ich das Problem nur lösen/abmildern in dem möglichst viel Wohnraum gebaut wird. Von daher bevorzuge ich in jedem Fall die Varianten 2 und 3, wobei 2 mein persönlicher Favorit ist. Allerdings ist hierbei zu bedenken, dass ich außer dem Artikel in der FAZ keine weiteren Informationen habe und das Ganze auf einer recht dünnen Datenlage beruht.


    cardiac
    Volle Zustimmung. Ich finde es aber zumindest mal positiv, dass diese Möglichkeiten überhaupt angesprochen werden. Letztlich sollte es vielleicht kein Tabubruch sein, in der Realität ist es aber einer (leider).

  • Was er denn sonst tun soll, jnhmsbn? Liefern statt labern! Kann noch jemand die Bebauungsplanverfahren zählen, die seit vielen Jahren, teils seit Jahrzehnten feststecken? Nur beispielhaft sei "Südlich Rödelheimer Landstraße" in Bockenheim oder das ehemalige VDO-Areal in Heddernheim ("An der Sandelmühle") genannt. Eine deutlich vierstellige Zahl neuer Wohnungen wäre alleine dort möglich. Auf vormals gewerblich genutzten Brachflächen! Die Entwickler scharren mit den Hufen. Aber es ist nicht möglich. Und ja, dafür ist der Dezernent zuständig und verantwortlich.


    Was er außerdem tun soll? Standhaft sein! Es kann nicht Bestimmung eines Planungsdezernenten sein, gefügig als Bremsklotz zu fungieren, wenn seine Partei dies aus irrationalen Gründen fordert, so wie bei der geplanten Nachverdichtung der Platensiedlung geschehen (schöner Kommentar übrigens von Günter Murr). Ganz im Gegenteil.


    Was noch? Keine unsinnigen Fronten mit Projektentwicklern aufbauen. Nicht unvermittelt neue Bestimmungen einführen, schon gar nicht in fortgeschrittenen Projektphasen, die allenfalls mit deutlichen Verlusten an Gestaltungsqualität, Zeit und Geld umzusetzen wären. Sozialwohnungen sind notwendig, aber sie müssen nicht zwingend auf dem Deutsche-Bank-Dreieck, an anderen Top-Geschäftslagen oder sonst innerhalb des Anlagenrings entstehen.


    Zwingend aber ist, dass Bauland zur Verfügung steht. Statt mit schwurbeligen Konzepten zu jonglieren, ist Klartext erforderlich. Etwa dass es ohne die Erschließung neuer Flächen nicht gehen wird (was längst unstreitig sein dürfte). Wo diese sein könnten. Dass es dabei nicht nur um zwei, drei Hektar hier oder dort gehen kann. Und dass voraussichtlich heutige Landschaftsschutzgebiete bebaut werden müssen, weil über Jahrzehnte hinweg in bester Salamitaktik praktisch das gesamte unbebaute Stadtgebiet auf die eine oder andere Weise mit Hindernissen belegt wurde.

  • Zur Stellplatzfrage: Ob Leute die bereits ein Auto besitzen auf dieses verzichten, wenn sie keinen eigenen Stellplatz haben, halte ich auch für fraglich. Wenn man aber zur Wohnung schon einen Stellplatz hat, steigt vielleicht die Neigung, sich auch ein Auto anzuschaffen.


    Zum neuen Planungsdezernenten: Was die Probleme der Vergangenheit angeht, kann man Mike Josef keinen Vorwurf machen. Denn er ist erst seit wenigen Monaten Planungsdezernent. Die Versäumnisse in der Vergangenheit darf man ihm nicht vorhalten.


    Wenigstens stellt er Pläne vor. Ich finde auch, dass er damit stark vorbrecht. Er macht jetzt schon viel mehr als schwarz-grün vor ihm. Sein "Einknicken" in der Platensiedlung war doch ziemlich moderat. Die meisten Wohnungen werden doch realisiert. Ich finde, dass hat er recht geschickt gemacht. In Wahrheit wird die Aufstockung zu 80 % umgesetzt.


    Das jetzige Vorgehen ist auch recht geschickt. Durch die verschiendenen Modelle wird jetzt vor allem darüber diskutiert werden, auf welche Weise die Wohnungen geschaffen werden und ob es eher 60.000 oder 100.000 werden. Das sieht mir jedenfalls nach einer Strategie aus, die Olaf Cunitz - gegen den ich überhaupt nichts hatte - so jedenfalls nicht hatte.
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  • Ich weiß ehrlich gesagt nicht was ich von allen vier Szenarien halten soll. Derzeit werden historisch hohe Fertigstellungszahlen in FFM erreicht und dennoch sind es "nur" 3.500 bis 4.000 Wohnungen pro Jahr, oder? Das rückt diese dahingesagten Zahlen 45.000, 60.000 oder gar 100.000 Wohnungen erst in das richtige Verhältnis, sprich auch wenn man "nur" 45.000 Wohnungen über die nächsten 10 Jahre erreicht, wäre dies ein riesiger Erfolg, und der Bedarf wäre wohl gerade so gedeckt. Da klingen 100.000 Wohnungen (über welchen Zeitraum eigentlich?) völlig utopisch. Erst recht klingen 45.000 Wohnungen in der Nachverdichtung für mich utopisch. Zum Beispiel entstehen gerade um das Honsell Dreieck in Nachverdichtung vielleicht insgesamt 3.000 Wohnungen, aber das in 10 Projekten über 5-8 Jahre, genauso im Gallus, Mainzer Landstraße. Daran sieht man erst wie viel 45.000 Wohnungen sind und wie lange so etwas dauert. Selbst wenn Baurecht bestünde, so viele Handwerker, Architekten und Bauherren gibt es in Frankfurt überhaupt nicht, dass man kurzfristig die Fertigstellungszahlen in erheblichem Maße noch mehr erhöhen könnte. Insgesamt wirken diese vier Szenarien daher auf mich das Hirngespinst von jemandem, der nicht wirklich weiß über was er da schreibt. Aber ja, super dass darüber gesprochen wird. :master:

  • ^ Zum Planungszeitraum liefert etwa dieser FNP-Artikel Angaben - die Grundlage sei eine Prognose, nach der Frankfurt bis 2030 auf 810 Tsd. Einwohner wachsen soll. Ich bin gespannt, wie es mit dem Tabubrechen aussehen wird - auch in diesem Artikel heisst es im letzten Absatz, die Entscheidung Wohnungsbau/Freiflächen sei ein großes Streitthema. Dabei werden die Kleingärten offenbar als "Freiflächen" definiert, wie absurd es sein mag - mit Buden und Grillplätzen zum großen Teil versiegelt, für die Öffentlichkeit nie frei zugänglich. Hat der neue Planungsdezernent Mut, könnte er gerne eine Liste gut erschlossener Kleingärten-Areale (ÖPNV, Wasser usw.) zusammenstellen, die als Baugebiete wesentlich besser genutzt wären. Dann wäre schon mal was konkretes geliefert, während eine Diskussion über allgemeine Strategien für das allgemeine Wutbürgertum ein glasklares Ergebnis haben muss: Bloß nicht vor meiner Tür.


    So schlecht kann es aber um die Frankfurter Landreserven nicht bestellt sein - dieser FR-Artikel vom 15.11 verrät, dass auf dem Riedberg sogar noch 60 ganz neue Kleingärten entstehen sollen, u.a. neben der U-Bahn-Linie (laut Google-Karte müsste die nächste Haltestelle höchstens 200-300 Meter entfernt sein). Im Rahmen der hochtheoretischen Überlegungen wird dort kein Tabu gebrochen und doch noch ein Wohngebiet definiert?
    Wenn auf einem schlechter erschlossenen Areal irgendwo Kleingärten entstehen sollten, dann mE höchstens als Ersatz für besser erschlossene Flächen, die man dann bebauen wird.

  • Ich gebe hier Schmittchen absolut recht, da wird viel gelabert und heisse Luft erzeugt.
    Als S5 Bahnfahrer habe ich die Ehre seit mehreren Jahren an der Ödfläche an der Rödelheimer Landstrasse vorbei zu fahren, da passiert überhaupt nix.
    Flächen können in Ffm. und der näheren Umgebung doch kein Problem sein, es sind doch eher politische Gründe die es so erschweren das Neubaugebiete erschlossen werden.
    Frei nach dem Motto "bloß keine Wähler vergrätzen"


    Aber wenn dann doch etwas passiert dann dauert das und dauert und dauert und hups, da haben wir eine Fehler gemacht, da müssen wir neu planen.


    Klotzen statt Kleckern lautet die Aufgabe und JA vielleicht muss auch mal eine unliebsame Entscheidung getroffen werden. Da fehlt vielen der Mut dazu.

  • "Neuer Wurf"

    Ich möchte meine eigenen Gedanken zur Stadtenwicklung für Ffm. einmal thesenhaft wie folgt formulieren:


    a.) "konkrete Zahlen" für fehlende Wohnungen sind sehr konjunkturabhängig und sollten immer nur mit grosser Vorsicht formuliert werden. Tatsache ist aber: Eine tendenziell wachsende Stadt wird IMMER auch bzgl. Erweiterung nachdenken müssen.


    b.) "Mehr Wohnungen" bedeutet in der Regel auch "mehr Fläche". Alles andere ist lebensfremd bzw. führt durch extreme Nachverdichtung häufig zu wenig überzeugenden Ergebnissen.


    c.) "Mehr Fläche" wird in Bezug auf Wohnraum schnell mit der "grünen Wiese" gleichgesetzt, auf die man die Wohngebiete dann (notgedrungen) baut. Das führt dann sehr oft zu wenig attraktiven Sattellienstädten (Tendenz: "Riedberg").


    d.) Bei c.) sollte man mMn umdenken. Warum nicht auf die "grüne Wiese" Gewerbe / Industrie umsiedeln und auf den dadurch freigezogenen (sehr oft sehr innenstadtnahen) Flächen Wohnnutzung bauen ?!


    e.) konkreter Vorschlag zu d.)
    Westlich der A5 (Richtung Steinbach, aber östlich der dort verlaufenden S-Bahnlinie) befindet sich auf Ffm-Stadtgebiet ein Gebiet (+/- der Grösse vom "Riedberg"), ausschliesslich Ackerland. Für Wohnbau wegen der Lärmbelastung (A5 /S-Bahn) ist es völlig ungeeignet. Als Gewerbe-Industriegebiet liesse es sich hingegen sehr gut entwickeln, ein AB-Anschluss sollte machbar sein. Die umliegenden Wohngebiete wären nicht beeinträchtigt (Steinbach liegt westlich der trennenden S-Bahn; die Ffm-Wohngebiete Kalbach etc. liegen östlich der trennenden A5).
    Gewerbe / Industrie, die dorthin "umgesiedelt" werden würden, könnten aus anderen, umzunutzenden Gebieten in Ffm dorthin ziehen. Ich denke da vor allem an die folgenden Industriegebiete: "Osthafen 1" (westlich A 661); "Industriegebiet Flischstrasse" (nordöstlich vom Riederwald); "Industriegebiet Orber Strasse" (östlich vom Riederwald).
    Alle diese "alten" Industriegebiete haben folgende Vorteile: Prinzipiell gute, stadtnahe Lagen, sehr gute Verkehrsanbindung ("Flischstrasse" und "Orber Strasse" haben die U-Bahn nach Enkheim vor der Haustür !!). Diese Gebiete hätten (umgenutzt zur überwiegend Wohnnutzung) durchaus eine gewisse ursprüngliche <Patina>, was ihnen den Charakter von "Ghettos" nehmen würde. Und irgendwo dazwischen steht hier und da ein altes "historisches Gemäuer" was man belassen und umnutzen könnte. Konsequenz: Ein moderes, citynahes, "spannendes" Wohnquartier - genau so wie es die modernen Urbanisten wollen. Warum plant man prinzipiell nicht viel stärker in eine solche Richtung ?!

  • An sich eine super Idee, die ich sofort unterschreiben würde. Jedoch ist es ein unendlicher Kampf mit allen Industrie und Gewerbebetrieben diese zum Umzug zu bewegen. Von den Kosten ganz zu Schweigen. Kosten die auf die Firmen hinzukommen, sowie die Kosten der Sanierung der Flächen, usw.

  • ^^ Die Umsiedlung von Industrie und Gewerbe ist - mit Verlaub - eine Schnappsidee. Land auf, Land ab wird darüber spekuliert, wie man Wohnungsbau preisgünstiger gestalten könnte; da wäre die Umsiedlung von Industrieflächen das Idealste, Wohnungsbau so teuer zu machen, wie sonst nichts. Würde Industrie- und Gewerbeneuansiedlung an bestehende Nutzung heranrücken, müssten der heranrückenden Nutzung die Kosten aller Vorsorge- und Schutzmaßnahmen zur Abwehr von Emissionen aller Art auferlegt werden - ein perfektes Programm zur Deindustrialisierung des Rhein-Main-Gebietes. Ich denke nicht, dass man sich das wünschen sollte. Und dann ist da die Altlastenproblematik auf den entstehenden Konversionsflächen.


    Solche Ideen lassen mich verschärft über die Grenzen des Wachstums nachdenken.

  • tunnelklick
    DMS


    Die planerische "Heraufstufung" von Gewerbegebieten zu Wohnbauland bringt ein ein MEHRFACHES an kalkulatorischem Bodenwert, jedenfalls dort wo die "Lage stimmt" und die GFZ / GRZ-Zahlen (vulgo: die mögliche Baumasse bei Neubebauung) angemessen hoch sind. Die Kosten für die Sanierung der Flächen ist im Gegensatz dazu ein BRUCHTEIL der Werterhöhung. Ansonsten wären Projekte wie "HH-Hafencity" aber auch die vielen Konversionen speziell hier in FFM. (alter Schlachthof; Ex-Hauptgüterbahnhof etc.) gar nicht möglich gewesen.
    Einziger Knackpunkt an meiner Idee: Die betreffenden Betriebe müssten zum Umzug bewegt werden. Das würde natürlich nicht sofort und komplett funktionieren. Langfristig ist das aber sehr wohl möglich. Ich kenne persönlich Geschäftsführer von zwei verschiedenen Industriebetrieben aus dem Gebiet "Flinschstrasse", die SOFORT von dort wegziehen würden, wenn sie woanders in FFM. grössere, besser angebundene Flächen bekämen (Speziell die Gebiete "Flischstrasse / Orber Strasse" leiden unter Dauerstau auf den Zubringerstrassen, sind also schon heute für Gewerbe / Industrie nur noch sehr reduziert nutzbar). Einer von den beiden Geschäftsführern meinte zu mir wörtlich: "Eine tolle Idee. In das neue Wohngebiet würde ich gleich mal 20 Wohnungen für meine Altersvorsorge dazu bauen".


    speziell tunnelklick
    a.) Ich habe einen idealen "Unort" für eine KONKRETE Neuausweisung eines Gewerbegebietes hier in Ffm. benannt. Statt dessen möchtest Du "verschärft über die Grenzen des Wachstums nachdenken". Wir haben hier speziell in Ffm. städtebauliche Probleme zu lösen und nicht die Gebehtsmühlen von <Parteibüchern> zu bemühen.
    b.) "preisgünstiger Wohnraum": Wohnraum muss über alle Preiskategorien hinweg geschaffen werden. Auch die sogenannten "Luxuswohnungen" nehmen durch den "Nachrück-Effekt" Druck vom Wohnungsmarkt. Natürlich würden auf solchen Konversions-Projekten nicht gerade die billigsten Wohnungen entstehen. Man könnte auf diese Weise aber qualitativ gute, attraktive neue Gebiete schaffen in denen die Menschen gerne wohnen und auf diese Weise woanders eine andere (weniger attraktive) Wohnung freiziehen. Glaube mir: An "weniger attraktiven" Quartieren gibt es speziell in Ffm. einen beinahe unerschöpflichen Fundus. Urbaner Wohnungsbau muss als ein <sowohl als auch> und nicht als ein <entweder / oder> gedacht werden ! Und die unbestreitbare Tatsache, dass für weniger gut betuchte Haushalte möglichst kostengünstige Lösungen im Wohnungsbau gefunden werden müssen, taugt herzlich wenig als Argument gegen meinen Vorschlag.

    8 Mal editiert, zuletzt von m.Ro80 ()