Leipzig: Stadtleben

  • In der LVZ von morgen wird der Navitas-Manager Christopher Warren zitiert, der in seinem Büro in Oxford europäische Hochschulpartnerschaften koordiniert. Sein Unternehmen sei momentan dabei, eine „Shortlist“ mit möglichen Immobilien abzuarbeiten und mit den jeweiligen Eigentümern zu klären, wo die Lancaster-Universität ihren Leipziger Campus eröffnet. Es geht um 3000 bis 4000 Quadratmeter Nutzfläche. Nach nach LVZ-Informationen sei ein leer stehendes Bürogebäude in der Friedrich-Ebert-Straße zwischen West- und Waldplatz ein "heißer Kandidat". Als Begründung dafür wird jedoch lediglich aufgeführt, dass Mitte 2018 eine Delegation zur Vorortbesichtigung war. Die werden aber wohl auch noch andere Gebäude in Augenschein genommen haben.

  • ^ Der Artikel ist jetzt online. Demnach soll sich der australische Bildungsanbieter Navitas, der in Leipzig bereits das SAE-Institute am Dittrichring betreibt, um administrative Belange wie die Verwaltung des Gebäudes und das Anwerbung der Studenten kümmern und die Lancaster University um die Lehre. Leipzig sei der erste Standort in Deutschland. Die englische Universität begründet ihre Entscheidung mit guten Berufsaussichten, pulsierendem Studentenleben und niedrigen Lebenshaltungskosten in der Messestadt. Internationale Studierende erhalten somit die Möglichkeit, einen britischen Abschluss zu absolvieren, ohne dafür nach Großbritannien zu ziehen. Der Brexit sei einer der Gründe gewesen, auf den europäischen Kontinent zu gehen, aber nicht der einzige. Neben deutschen Studienanfängern hoffe man auf das Interesse junger Osteuropäer sowie ferner auf Studierende aus China und Indien.



    Noch ein Bild des leerstehenden Bürogebäudes in der Friedrich-Ebert-Straße, das lt. LVZ als aussichtsreichster Kandidat für den neuen Standort der Universität Lancaster gilt. Früher saß hier mal die Hypovereinsbank, die man heute in der Ratsfreischulstraße in der Stadt vorfindet.

  • Das Statistische Landesamt in Kamenz hat die Einwohner_innenzahlen für den 30. September 2018 veröffentlicht:


    Leipzig: 584.775
    Überschuss der Lebendgeborenen in den ersten drei Quartalen: 134
    Überschuss der Zuzüge: 2988


    Die größere Welle der Zuwanderung kam dann erst im Oktober wegen Studium und Berufsausbildung.


    https://www.statistik.sachsen.…00_MI-2019/MI-22-2019.pdf


    LVZ, 18.02.2019
    4,08 Millionen Menschen im Freistaat Geburtendefizit: Sachsens Einwohnerzahl nimmt weiterhin ab
    http://www.lvz.de/Region/Mitte…erzahl-nimmt-weiterhin-ab


    Freie Presse, 18.02.2019
    Trotz gestoppter Abwanderung verliert Sachsen an Einwohnern
    https://www.freiepresse.de/nac…inwohnern-artikel10449185

  • Neugründung "Chappe University"

    Nachdem vor wenigen Wochen die Lancaster University bekannt gegeben hat, einen neuen Campus in Leipzig zu errichten, kommen Nachrichten für eine weitere Universität.



    Demnach wollen der Freistaat und private Unternehmen aus den Bereichen IT- und Engineering, eine private Universität in bzw. bei Leipzig gründen. Die private Uni soll sich auf einen internationalen Charakter berufen und für nationale wie internationale Studierende bereitstehen. Starten soll sie mit 300 Studenten, soll aber zukünftig rund 1.000 Studenten beherbergen.


    Kontext der Neugründung sollen die Strukturveränderung nach der Braunkohle sein. Außerdem würden einige Initiatoren aus der ab 2020 geschlossenen HfTL kommen. Angeblich ist als Standort Markkleeberg heiß gesetzt. Bei der schon existierenden Website der privaten Hochschule wird ausdrücklich von den positiven Standortfaktoren Leipzigs berichtet, was Markkleeberg als Standort sicher wesentlich wahrscheinlicher macht.


    Die HTWK selbst ist nicht sonderlich erfreut. Sieht sie sich als Hochschule mit einem Nachfolgeinstitut "Digitale Transformation", welche die Telekom mit 17 (!!!) Professuren an der HTWK fördert, schon als Alternative. Sehr erfreut ist wiederum der Landkreis Leipzig, welcher sich dadurch neue Impulse erhofft. Für den Standort Leipzig natürlich eine weitere positive Perspektive.



    Benannt wird das Institut nach dem französischen Wissenschaftler Claude Chappe, welcher den Telegraphen entwickelte.

  • Es gibt in Markkleeberg sogar schon eine Adresse, die heiß gehandelt wird - das ehem. HTWK-Gebäude in der Koburger Straße 62.


    Krautreporter, 6. Dezember 2018
    Warum will der sächsische Ministerpräsident mit Kohle-Ausstiegs-Geldern ausgerechnet einer privaten Uni helfen?
    https://krautreporter.de/2721-…einer-privaten-uni-helfen


    Die Begeisterung über den Deal mit der Telekom hält sich in Grenzen, weil in erster Linie nur diese davon profitiert. Dazu etwas ausführlicher:


    DIE ZEIT, 10. Dezember 2018
    Hier werden Sie geholfen
    In Leipzig finanziert die Telekom künftig eine komplette Fakultät für Digitales. Aber ist das wirklich ein so guter Deal, wie fast alle behaupten?
    https://www.zeit.de/2018/51/ht…ormation-deutsche-telekom


    Vor allem aber ist dies ein weiteres Beispiel dafür, wie bereits seit Jahren geplante Projekte, die mit dem notwendigen Strukturwandel in den Braunkohlegebieten sehr wenig bis gar nichts zu tun haben, jetzt alle auf die Liste der Kohlekommission gesetzt wurden, damit der warme Regen der 40 Milliarden Euro Fördergelder für den Kohleausstieg auf sie prasseln kann.


    Antwort der Sächsischen Staatskanzlei vom 4.1.2019 auf die Kleine Anfrage des MdL René Jalaß (Die Linke)
    "Schreiben des Ministerpräsidenten an den Bundesminister der Finanzen - Gründung einer Chappe University im Landkreis Leipzig"
    Drucksache-Nr. 6/15561
    https://kleineanfragen.de/sach…iner-chappe-university-im


    Andere Beispiele:


    Monitor, 21.02.2019
    Milliarden für den Braunkohle-Ausstieg: Symbolprojekte statt Strukturwandel?
    "... Doch auf der Liste der vorgeschlagenen Projekte finden sich zahlreiche Maßnahmen, die längst bewilligt sind oder mit zukunftsträchtigen Arbeitsplätzen überhaupt nichts zu tun haben. Experten warnen vor einer Symbolpolitik, die den Steuerzahler Milliarden kosten könnte."
    https://www1.wdr.de/daserste/m…t-strukturwandel-100.html

  • mit diesem Standort bleibt von der "erstklassigen Verkehrsanbindung" nicht mehr viel übrig. Von den S-Bahnstationen und der Haupt-Buslinie 70 ist die Entfernung unangenehm weit.

  • ^ ist auch mein Gedanke. Das recht unansehnliche Gebäude ist eigentlich zu weit weg von der S-Bahn. Ansonsten ist es aber auch recht voll in Markkleeberg und ich kann mir schlecht andere Standorte vorstellen. Ein "Campus-Feeling" würde eine Integration in den Agra-Park sicher darstellen. Am südlichen Ende neben der Volkshochschule z.B. - fünf Minuten vom S-Bahnhof. Die Campus von Unis am Stadtrand oder weiteren Umfeld sind ja auch nicht neu - siehe z.B. Bay Area mit San Francisco und Greater Boston in den USA.




    Vor allem aber ist dies ein weiteres Beispiel dafür, wie bereits seit Jahren geplante Projekte, die mit dem notwendigen Strukturwandel in den Braunkohlegebieten sehr wenig bis gar nichts zu tun haben, jetzt alle auf die Liste der Kohlekommission gesetzt wurden, damit der warme Regen der 40 Milliarden Euro Fördergelder für den Kohleausstieg auf sie prasseln kann.

    Das ist wohl hier eher der springende Punkt. Dadurch bin ich auch nicht dafür, nun jede Investition in diesem Kontext des Prangers zu geißeln. Deswegen machen für mich Texte, wie der erste verlinkte, auch wenig Sinn. Weil ein Kohleausstieg mehr Inhalte braucht als "die private Uni in einem noblen Vorort von Leipzig" versus "die armen Kumpel in der traurigen Lausitz". Das ist einfach zu flach und da gehört schon mehr dazu. Vor allem dreht es jeder Investition die Argumentationsgrundlage ab, ohne dabei neue Grundlagen zur Diskussion zu bilden. Ist doch vor allem die bisher übliche Förderung von der bloßen Infrastruktur mit Kausalität zur Demokratie gründlich in die Hose gegangen. Vor allem im "Vorreiter Freistaat Sachsen". Alternativen braucht man nun schon.



    Eine praxisnahe universitäre Ausbildung ist nun auch nicht der neueste Trick privater Unternehmen eine Einfluss nehmen zu wollen, wie der Zeit Artikel suggeriert. Das ist in dem Milieu der MINT-Fächer seit sehr langer Zeit absolut üblich. Oder glaubt jemand, dass die großen Forschungsfelder der Geisteswissenschaften nicht auch am Revers einzelner Staats- oder Bundesministerien mit ihrem jeweiligen Parteibuch heften? Wir könnten also durchaus den Bock reiten und die Frage stellen, was einen größeren negativen Einfluss auch Lehre und Forschung hat: die staatlichen- oder privaten Institutionen?



    Aber das ist hier gar nicht weiter interessant. Ist es aber vielmehr der Fakt, dass Leipzig einen weiteren universitären Standort bekommt. Wenn auch nur sehr klein. Aber diesmal wesentlich praxis-orientierter. Das kann für den Südraum schon auch kleinere Effekte wie zB. der Firmengründungen und Ansiedlungen haben. Weil man das eben mit der Ausbildung direkt verknüpfen kann.


    Und es ist, alles in Allem, auch ein wichtiger Standortfaktor für die Stadt Leipzig. Die mit dann mit etlichen Hochschuleinrichtungen im Stadtgebiet selbst, wie auch im weiteren Umfeld (Halle, Merseburg, ggfs. Jena), richtig gut punkten kann. Und das ist wichtig, um den Sprung aus der Post-Wende Struktur zu bekommen.

  • Die LVZ berichtet heute über die sinkende Auslastung der Hotels aufgrund der Neubauten, die dazu geführt hat, das bereits in diesem Jahr zur Buchmesse etliche freie Kapazitäten vorhanden waren.
    Dazu kommen in den nächsten 2 Jahren 2300 Hotelzimmer, die derzeit bereits im Bau sind. In der Rechnung nicht enthalten sind die geplanten Hotels auf dem Krystallpalastgelände, dem Areal westlich des Hauptbahnhofs sowie dem Eutritzscher Freiladebahnhof.

  • ^


    Ich wundere mich schon seit Jahren über den Bauboom auf dem Beherbergungsmarkt.


    Interessant sind die vermeldeten Steigerungsraten der letzten 20 Jahre:


    Landeshauptstadt Dresden: +135%
    Landeshauptstadt Magdeburg: +75%
    Landeshauptstadt Erfurt: +99%
    Halle/Saale: +79%
    Leipzig: +194%


    Steigerungsraten können natürlich täuschen. Interrassant sind die absoluten Zahlen.


    Übernachtungen 2018:


    Dresden: 4,6 Millionen
    Leipzig: 3,3 Millionen


    Für die anderen genannten Städte sind keine absoluten Zahlen zu den Übernachtungen genannt.

  • ^ Interessant ist die tatsächliche Bettenkapazität. Folgende Zahlen sind von 2017:


    Dresden: 22.212 (Q)
    Leipzig: 15.780 (Q)


    So gesehen ist die Bettenauslastung in beiden Städten auf gleich hohem Niveau. Ansonsten finde ich die Jammerei der Hotelbranche ein wenig überzogen, nur weil zur Buchmesse oder an Pfingsten zum WGT doch mal wieder ein paar Betten frei sind.

  • Halle liegt in den Übernachtungszahlen etwa gleichauf mit Naumburg, wenn ich mich nicht völlig täusche sind es ca. 250.000 Übernachtungen.


    Den Jammerartikel finde ich peinlich. Zumal die Steigerung der Bettenkapazität seit langem als Grundlage benannt wird, hier höherwertige und größere Kongresse / Veranstaltungen usw. anzulocken. Die kommen natürlich erst, wenn die Betten auch da sind.

  • ^ 2017 zählte Halle an der Saale 233.778 Gästeankünfte und 416.503 Übernachtungen (Q). Ein Wert, der sicher noch ausbaufähig ist, wenn man bedenkt, was diese Stadt kulturell eigentlich zu bieten hat.

  • danke! Das stimmt! Beruflich merke ich, dass Halle eher businessmäßig besucht wird. Abends fahren die Gäste gern nach Leipzig rüber. Obwohl Halle selbst tatsächlich eine Wandlung hinter sich hat.


  • Treffpunkt: Druckerei in Stahmeln


    Nach einer kurzen Gedenkrede zum Erscheinen der ersten Tageszeitung der Neuzeit am 1. Juli 1650 in Leipzig wird sich die Kampfdemonstration in geschlossener Formation und mit gelegentlichem Gesang kämpferischen Liedguts in fröhlicher Stimmung bis zur Emilienstr. 1 bewegen.
    Seinen Höhepunkt und Abschluss findet der feierliche Marsch an dieser Stelle mit einer Kranzniederlegung in spätklassizistischer Manier. :cool:

  • Übernachtungszahlen / Hotels

    Wie auch schon angedeutet wurde, liegt der Goldesel in den Übernachtungen vor allem auch im sog. Kongressgeschäft und nicht nur bei kulturellen Veranstaltungen oder rein touristischem Verkehr. Und da sind natürlich Städte die unter dem touristischen Schwergewicht Berlin sitzen - München, Frankfurt, Köln, Düsseldorf, Hamburg - eben leider immer noch nicht im Bereich des Möglichen für Leipzig. Auch wenn die Stadt im Bereich Kultur sicher einer der deutschen Hotspots darstellt.


    Deswegen kann eine Erweiterung der Übernachtungszahlen auch nur im Einklang von Kultur und Kongressgeschäft passieren. Was die Stadt ja auch macht und hier auch einen Vorteil gegenüber z.B. Dresden hat. Dazu braucht es aber auch weitere Hotels und vor allem einen diversen Hotelmarkt der etliche Möglichkeiten bietet. Deswegen finde ich die Jammerei gerade auch ziemlich unsinnig.

  • Deutschlandtakt

    Der eine oder andere wird schonmal vom in Planung befindlichen Deutschlandtakt gehört haben, der den Bahn-Fernverkehr in Deutschland neu ordnen soll. Ganz aktuell wurden die überarbeiteten Planungsstände vom Verkehrsministerium vorgestellt.


    Ich hab mir mal die Mühe gemacht, und die Netzgrafiken mit Blick auf Leipzig angeschaut. Man kann nur alle Daumen drücken, dass man die Planungen umsetzt. Geplant für Leipzig ist im Fernverkehr der Bahn unter anderem:


    - Leipzig - Berlin alle 30 Minuten
    - Leipzig - Erfurt alle 30 Minuten
    - Leipzig - München wieder mindestens (!) stündlich direkt
    - Leipzig - Dresden und Leipzig - Hannover stündlich mit 200 - 250km/h-fähigen Zügen


    Das wäre für Leipzig eine erhebliche Aufwertung. Es würden wechselnd 8 bzw 9 Fernverkehrszüge pro Stunde vom Hauptbahnhof abfahren.


    Für alle, die auch mal einen Blick auf die entsprechende Grafik werfen wollen: https://www.bmvi.de/SharedDocs…df?__blob=publicationFile

  • Mal sehen, ob und ab wann Chemnitz noch dazu kommt. Und: Es wird, muss, Investitionen nach sich ziehen, um die Strecken auf längeren Abschnitten von Zügen niedrigerer Geschwindigkeit (Güterverkehr, S-Bahn) zu separieren.

  • ^^ Chemnitz ist dabei. Es ist eine 2-stündlich verkehrende Linie vorgesehen (Bezeichnung FR3), die in Leipzig oberirdisch in den Hauptbahnhof einfahren muss und dort mit dem aus Karlsruhe - Nürnberg - Jena kommenden Zug gekoppelt wird. Die Linie wird von Leipzig Hbf dann 2-stündlich weitergeführt über Wittenberg, Berlin Südkreuz, Berlin Hbf nach Berlin Gesundbrunnen. In der Gegenrichtung soll in Leipzig geteilt werden nach Chemnitz und Karlsruhe. Vorgesehen sind 200km/h-fähige Züge um zwischen Leipzig und Berlin die Fahrzeiten des ICE zu halten. Für die Chemnitzer Züge ist in Leipzig Hbf ein Aufenthalt von 5 Minuten vorgesehen, die Karlsruher werden etwas länger stehen.


    Der Deutschland-Takt erfordert noch erhebliche Infrastrukturausbauten, in diesem Fall zum Beispiel den Ausbau der Strecke Leipzig - Chemnitz über Bad Lausick.

  • ^ ich nehme an, dass dann auch eine Regio-Verbindung nach Chemnitz kommt und somit eine stündliche Verbindung für die Chemnitzer nach Leipzig besteht. Ansonsten macht es ja wirklich wenig Sinn.



    Dass die Verbindung nach Berlin dann alle 30 Minuten passiert, macht das Pendeln für viele einfacher. In beiden Richtungen. Dann fallen die nur 200km/h auch nicht so ins Gewicht.


    Auch die wieder stündlichen Direktverbindungen nach München sind absolut positiv. Man hat zwar Möglichkeiten zu variieren und verliert durch ein schnelles Umsteigen in Erfurt auch nicht viel Zeit, aber wenn man den Computer mal aufhat... Auf der anderen Seite muss man aber natürlich auch sagen, wenn man den Nah- und Regionalverkehr aus vier Bundesländern (Region um Leipzig) zu größeren Teilen in Leipzig konzentriert, wäre es auch reichlich absurd keine guten Umsteigemöglichkeiten zu schaffen.