Leipzig: Stadtleben

  • Hier muss man sagen, dass sich die Prognosen in Dresden aber recht gut mit den Prognosen des Freistaats decken. Und diese auch tatsächlich für alle Kommunen bzw. Landkreise in Sachsen zutreffen.


    Ist dem tatsächlich so? Die 6. regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung wurde am 19. April 2016 veröffentlicht. Ausgangspunkt der Berechnungen ist der Bevölkerungsbestand am 31. Dezember 2014. Ich kenne nur die Kennzahlen jeweils für die Jahre 2020, 2025 und 2030. Und bekanntlich ist mir der Veröffentlichung der Jahresdaten 2016 durch das Statistische Landesamt in Kamenz nicht vor März 2018 zu rechnen. Also fällt die Realprobe schwer.


    https://www.statistik.sachsen.de/html/41700.htm


    Mein Eindruck ist dennoch, dass die 6. regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung in Chemnitz unterhalb der Realität liegt, außerdem im weiteren Umland von Leipzig und Dresden, z.B. Borna, Eilenburg und Wurzen oder in Meißen, Radeburg und Radeberg, und offenbar auch in einigen Mittelstädten wie Freiberg, Plauen, Bautzen. Das liegt daran, dass sich die Wanderungsmuster deutlich verändern, während die Statistik_er in erster Linie nur die Entwicklungen der Vergangenheit fortschreiben. Das gilt auch für die gegenüber älteren Prognosen und Vorausberechnungen bereits angepasste jüngste Vorausberechnung.


    SächsZ, 04.02.2017
    Statistiker haben sich verrechnet
    Die Kommunen wachsen, in den Kitas und Schulen wird es eng. Zuzügler drängen ins Elbland.
    http://www.sz-online.de/nachri…h-verrechnet-3605177.html


    Und das ist nicht l'art pour l'art, sondern hat Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindergärten und Schulen, auf den Nahverkehr (Pendler_innenströme) und vieles anderes mehr.

  • Zitat von hedges

    Leipzig hat in der Tat eine ganz andere Dynamik angenommen. Welche so leicht auch nicht mehr zu stoppen ist. Nicht nur ist der Zuzug aus anderen Teilen Deutschlands größer, sondern natürlich auch aus dem Ausland.


    Ich würde Dresden nicht so abschreiben, denn bisher ist die unterschiedliche Dynamik beider Städte lediglich eine Momentaufnahme der letzten drei bis fünf Jahre, noch kein richtiger Trend. Allein mit der angekündigten Großansiedlung zweier Unternehmen mit tausenden Arbeitsplätzen in Dresden könnte die Bevölkerungsdynamik wieder deutlich an Fahrt gewinnen. Dass die Zahlen der letzten Jahre in der Landeskapitale hinter den Erwartungen liegen, hat natürlich auch Vorteile, wenn beispielsweise auf die im Vergleich entspannte Kita- und Schulsituation oder den besseren ÖNV geschaut wird. Dort hat man seine Hausaufgaben gemacht.


    In Leipzig ist bekanntlich der umgekehrte Fall eingetreten: Die tatsächlichen Zahlen übersteigen seit Jahren um ein Vielfaches dessen, was prognostiziert wurde, und es wurde somit versäumt, ein nachhaltiges Konzept für diese Wachstumsdynamik auf den Weg zu bringen. Sieht man ja eindrucksvoll an der Diskussion um den Leipziger ÖNV, der mit Tatra-Rumpelbahnen, weiteren Takt- und Streckenausdünnungen und jährlichen Preissteigerungen nach 2020 wohl der schlechteste und teuerste ÖNV in Deutschland sein wird, wenn das so weiter geht.


    Leipzig ist nicht nur das Wachstumszentrum von Mitteldeutschland, was ja schon immer aufgrund der prekären wirtschaftlichen Situation abgesprochen wurde, sondern ist derzeit auch eines von vielleicht 5 oder 6 echten starken Wachstumszentren in Deutschland. Das hat inzwischen auch Auswirkungen bis in den nordbayerischen Raum hinein, wenn ich mein Wohn- und Arbeitsumfeld beobachte. Junge Leute aus Franken oder der Oberpfalz ziehen vermehrt der Arbeit wegen nach Leipzig statt nach München. Fragt man nach den Gründen, hört man immer die gleichen Antworten: Hier gibt es Arbeit und guten Wohnraum zu günstigen Preisen, ebenso viele junge Leute zum Kennenlernen (in fast ebenso schönen Biergärten) und von Hof oder sogar noch von Bayreuth ist man auch schneller in Leipzig als in München.


    Das ist nur eines von vielen Beispielen, das zeigt, dass sich das Wanderungsmuster in den letzten Jahren deutlich verändert hat. Aber dazu muss auch von offizieller Seite mehr kommen, das anzuerkennen und entsprechend zu agieren statt immer nur auf die "plötzlich rasant steigenden Einwohnerzahlen" hilflos zu reagieren.


    Es kann doch nicht sein, dass der Gröner von der CG-Gruppe gefühlt der Einzige in der Stadt ist, der die Auswirkungen des Bevölkerungswachstums in der Stadt erkannt hat, und neue Stadtquartiere für tausende neue Einwohner plant, während man von städtischer Seite den Eindruck bekommt, von Gröners Vorstoß überrumpelt zu werden und weiterhin lieber Baufelder für mickrige Stadt- und Reihenhäuser in innerstädtischen Quartieren ausweist.

  • ... es ist vorbei...

    aus die Maus, nix wars, niente, nada. Im schweren Abwehrkampf gegen die Kamenzer musste sich die Zukunftsprognose der städtischen Propheten den Kleingeistern geschlagen geben.


    "Keine Sau will mehr nach Leipzig" schreibt die Tante LVZ auf Seite 13 (!!! ein Zeichen !!!).


    Nur noch 4013 Einwohner kamen im ersten Halbjahr, und das nach der Underperformance von 2016, als sich nur noch 11 684 Personen her verirrten.


    Selbst die Minimalprognose war dagegen eine Prophezeihung künftigen Weltstadtums - und nun diese Schande.


    Der Boom macht Bumm.


    :troest:


    nur im Bezahlteil:http://epaper.lvz.de/#!page/LVZ_00111010/LVZ20170814/7433454

    Einmal editiert, zuletzt von betonbrille () aus folgendem Grund: falscher ort - der ststistiker ...

  • ^ Ja, ich habe diesen heutigen Gaga-Artikel von Tante LVZ auch schon gelesen. Treffend von dir zusammengefasst. Im Artikel heißt es desweiteren, dass der Einwohnerzuwachs dieses Jahr auch "nur" noch etwa 10.000 betragen soll, ganz so, als bedeute dies Stagnation oder gar einen Einwohnerrückgang.


    Kein Wort davon, dass die Einwohnerprognose von 2015 auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle erfolgte und sich an den Prognosen der Bundesregierung orientierte, nach denen 2 bis 3 Mio zusätzliche Flüchtlinge allein nur in 2016 erwartet wurden. Dass dies nicht eingetreten ist, sollte die LVZ, die mit journalistischen Räuberpistolen regelmäßig ihr konservatives Lager bedient, vielleicht als Glücksfall verkaufen.


    Sachsenweit denke ich aber, dass dieses Jahr die Gesamteinwohnerzahl in der Tat wieder leicht rückläufig sein könnte.

  • Das ist noch nicht einmal so sicher - die kleineren Städte im Umfeld der beiden großen gedeihen zusehends und erkennen, dass sich aus so einer Trendwende heraus ganz anders agieren lässt....


    Als Grund würde ich nicht mal die Schwankungen der Migration sehen. Eher die völlig unzureichende Bereitstellung von Wohnraum. Rein rechnerisch bedeutet dies ja 8.000 Wohnungen im Jahr. Das Delta vom tatsächlich erreichten bis zu dieser ausgemittelten Zahl muss im Folgejahr ontop gerechnet werden. In den letzten Jahren sind es nicht mal 2.000 Wohnungen gewesen. Darin sehe ich die schwerwiegendere Wachstumsbremse.

  • Tag24, ehemals MoPo24, stößt ins selbe krumme Horn:


    14.8.2017
    IST DER HYPE UM LEIPZIG SCHON WIEDER VORBEI?
    https://www.tag24.de/nachricht…unft-prognose-2030-313232


    Naja, das online-Krawallblättchen kann man getrost ignorieren. Ich bin nur gespannt, wie schnell diverse Kommunalpolitiker_innen dies als Vorlage nehmen werden, um bei der Wohnungspolitik, vor allem dem (geförderten) Bau preiswerter Mietwohnungen, und bei der Verkehrspolitik auf die Bremse zu treten. Nach dem Motto: Brauchen wir doch nicht mehr, wer weiß denn, ob in zwei Jahren überhaupt noch jemand zuziehen wird.


    Ansonsten Zustimmung zu dem vorhergesagten. Der Zuzug richtet sich mittlerweile auf die Gemeinden im Randgebiet und zunehmend auf Klein- und Mittelstädte im weiteren Umland. Ob das damit zu tun hat, dass die Leute die gewünschten Wohnungen nicht mehr so einfach finden oder ob es eine gestufte Entwicklung gibt - neue Leute ziehen zu, schon länger hier Lebende ziehen "raus" - müsste man mal genauer analysieren. Aber das wird unser Amt für Statistik und Wahlen sicherlich demnächst machen.


    Dazu mal wieder ein Blick über den Tellerrand auf die Wanderungsmuster in Niederösterreich mit einer starken Verdichtung rund um Wien herum und entlang der Verkehrsachsen nach Westen und Süden:


    noe.orf.at, 14.8.2017
    Bevölkerung: Abwanderung als Chance
    Die Bevölkerungsentwicklung in Niederösterreich stellt Politik und Wissenschaft immer wieder vor Herausforderungen. Manche Regionen boomen, andere kämpfen gegen die Abwanderung, die aber auch eine Chance sein kann.
    http://noe.orf.at/news/stories/2860421/

  • In Eilenburg sei seit Start der Kampagne "Lieblingsstadt Eilenburg - Das Beste an Leipzig" im Frühjahr 2016 die Nachfrage nach Baugrundstücken für Eigenheime sichtbar gestiegen. Immobilienexpert_innen meinen, dass es noch ein bis zwei Jahre dauern werde, ehe die Interessenwelle auch für Mietwohnungen in kleinere Städte wie Eilenburg schwappt.


    MDR, 9.5.2017
    Stadtmarketing. Eigenheimboom in Eilenburg
    http://www.mdr.de/sachsen/leip…mpagne-eilenburg-100.html


    Anfang Mai hatte Eilenburg die 16. 000-Einwohner-Marke geknackt. Erklärtes Ziel war, dies Ende 2017 zu erreichen. In Erwartung des weiter anhaltenden Trends weist die Stadt jetzt weitere Flächen auf insgesamt vier Hektar für Projektentwickler aus.


    LVZ, 9.5.2017
    Wohnstandortkampagne Lieblingsstadt
    Marke geknackt: Eilenburg hat 16 000 Einwohner
    http://www.lvz.de/Region/Eilen…burg-hat-16-000-Einwohner



    Neue Standorte für Einfamilienhäuser werden auch in Delitzsch ausgewiesen. Die vor einigen Jahren gemachten Prognosen zur Geburtenentwicklung, in deren Folge sogar über Schulschließungen debattiert wurde, die könne man heute „in die Tonne kloppen“, so der Oberbürgermeister Manfred Wilde (parteilos). Rund 75 Menschen monatlich ziehen in die Stadt, die Hälfte von ihnen sei unter 40.


    LVZ, 21.1.2017
    Jahresauftakt im Bürgerhaus
    Delitzsch will weiter kraftvoll nach vorn
    http://www.lvz.de/Region/Delit…eiter-kraftvoll-nach-vorn



    Markkleeberg hat mit Stand 9. August 2017 25.059 Einwohner_innen. Vom Statistischen Landesamt sind der Stadt die 25.000 Einwohner_innen erst für 2028 prognostiziert worden. Oberbürgermeister Karsten Schütze (SPD): „Wir freuen uns natürlich über den Einwohnerzuwachs, aber der hat hinsichtlich der Infrastruktur erhebliche Konsequenzen. Die Zuzüge bringen fast alle Kinder mit.“ Die meisten Zuzügler_innen kamen 2016 aus Sachsen (935), 70 Prozent davon aus Leipzig, gefolgt von Sachsen-Anhalt (69) und Bayern (55). Aus Bremen und Rheinland-Pfalz zogen je zwei Personen nach Markkleeberg. „Im Grunde haben wir Zuzüge aus allen Bundesländern, 2016 fehlten nur Saarländer und Schleswig-Holsteiner“, so Schütze. Dieses Jahr seien bislang wieder die Sachsen (589) vorn, danach Sachsen-Anhalt (35) und Thüringen (28). Schlusslichter sind Hamburg (3) und das Saarland (1).


    LVZ, 11.8.2017
    Einwohnerzuwachs
    Oberbürgermeister begrüßt 25000. Einwohnerin in Markkleeberg
    http://www.lvz.de/Region/Markk…nwohnerin-in-Markkleeberg



    Bornas Oberbürgermeisterin Simone Luedtke (Linke): "Wir kommen der Nachfrage nach Eigenheimstandorten kaum noch hinterher." Mittlerweile seien alle Wohngebiete verkauft und/oder bereits bewohnt. Gerade das Interesse an Baugrundstücken sei bei Familien mit Kindern besonders groß, die aber würden Wert auf gute Verkehrsanbindungen legen.


    LVZ, 10.5.2017
    Eigenheimstandorten gefragt
    Versteckte Perle: Zuzug nach Borna ist ungebrochen
    http://www.lvz.de/Region/Borna…ach-Borna-ist-ungebrochen



    Oschatz - Marc Etzold von der städtischen Wohnstätten GmbH: „Wir spüren in Oschatz insbesondere die Nachfrage von Kundengruppen, die zwar in Leipzig arbeiten, denen die Grundstücke dort jedoch zu teuer sind.“


    LVZ, 25.7.2017
    Wohnen in der Döllnitzstadt
    Oschatzer zieht es unters eigene Dach: Baugrundstücke werden knapp
    http://www.lvz.de/Region/Oscha…grundstuecke-werden-knapp


    ...

  • Taucha geht auf die 16 000-Einwohner-Marke zu. Der Zuzug hält an, Grundstücke in neu angebotenen und erschlossenen Wohnbaugebieten sind schnell vergeben.


    LVZ, 12.7.2017
    Bevölkerungszuwachs
    Taucha plant Bau von neuem Kindergarten und eine dritte Grundschule
    http://www.lvz.de/Region/Tauch…d-eine-dritte-Grundschule



    Seit Jahren investieren die Stadtväter und -mütter in den Schulstandort Markranstädt. Für die Entwicklung der Stadt, die auf die 16 000 Einwohner-Marke zustrebt, scheint die Rechnung aufzugehen. Viele junge Familien zieht es nach Markranstädt.


    LVZ, 1.8.2017
    Investitionen in Schulferien
    Schönheitskur vor neuem Ansturm
    http://www.lvz.de/Region/Markr…eitskur-vor-neuem-Ansturm



    Zwenkaus Bürgermeister Holger Schulz: „Höhere Einnahmen bei Gewerbe-, Einkommen- und Grundsteuer beweisen, dass sich die Wirtschaft positiv entwickelt und die Grundstücke am See gefragt sind.“ Bei der Einwohnerzahl werde die magische 10 000 angepeilt, aktuell seien es 9202. „Was uns aber auch in Zugzwang bringt. Wir müssen 180 neue Kita-Plätze bis 2020 schaffen und sehen, dass Zwenkau wieder eine Oberschule bekommt.“


    LVZ, 16.1.2017
    Neujahrsempfang Zwenkau
    „Mut, Leidenschaft und Ideen“ – eine Lobeshymne auf Ehrenbürger Herbert Ehme
    http://www.lvz.de/Region/Markk…Ehrenbuerger-Herbert-Ehme


    Geithain/Narsdorf: „Wir arbeiten intensiv daran, dass wir weitere Baugebiete zur Verfügung stellen können“, sagt der Geithainer Bürgermeister Frank Rudolph (UWG). Die Zahl der Bauwilligen, in vielen Fällen Familien mit Kindern, steige. Die Einwohner_innenzahl der Stadt Geithain wächst, seit 2011 gibt es verstärkt einen Zuzug nach Geithain.


    LVZ, 23.5.2017
    Eigenheimbau
    Zuzug nach Geithain: Bürgermeister will neue Baugebiete entwickeln
    http://www.lvz.de/Region/Geith…eue-Baugebiete-entwickeln


    Der Frohburger Bürgermeister Wolfgang Hiensch (BuW) war bei seiner Bilanz 2016 verhalten optimistisch: „Erstmals seit 2000 hat Frohburg keine Einwohner mehr verloren.“ Zwar liege die Geburtenrate unter der Zahl der Sterbefälle, doch sorgten Zuzüge für diesen Aufschwung. Asylsuchende, das sagte er ausdrücklich, spielten hier keine Rolle.


    LVZ, 20.1.2017
    Neujahrsempfang
    Hiensch: 2017 muss für Frohburg besser als das alte Jahr werden
    http://www.lvz.de/Region/Geith…-als-das-alte-Jahr-werden


    ...

  • Da ich nicht weiß, wo es sonst hin passen könnte:


    Der MDR schaut sich das Radwegenetz an und findet nicht wenige Probleme:
    http://www.mdr.de/sachsen/leip…radstadt-leipzig-122.html


    Ich meine: Stimmt, seitdem ich selbst aufs Rad steige, merke ich, wie chaotisch das Radwegenetz ist... mal gibt es einen, mal nicht, mal auf der Straße, mal auf dem Fußweg, mal getrennt mit den Fußgängern, mal zusammen, mal enden Radwege plötzlich (z.B. vor der Haltestelle "Zoo" Richtung Süden oder auf der Georg-Schumann-Str. an der Kreuzung Lindenthaler Str. Ri. Wahren usw. usw.).
    Als Radfahrer lebt man in vielen Bereichen der Stadt aufgrund fehlender oder schmaler oder nah am Auto verlaufender Radwege sehr gefährlich.

  • Und das ist nicht l'art pour l'art, sondern hat Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindergärten und Schulen, auf den Nahverkehr (Pendler_innenströme) und vieles anderes mehr.

    Ich wollte hier sich keine Lanze für die Landesregierung brechen. Der Bevölkerungsschwund in den drei Großstädten und den Anlieger Gemeinden ist definitiv gebrochen. Aber - und da hätte ich es deutlicher formulieren müssen - glaube ich an keinen hohen Bevölkerungszuwachs in Sachsen, und vor allem nicht auf dem Land. Im Gegenteil, werden hier einige Landstriche weiterhin an Einwohner verlieren.


    Eine dortige überalterte Gesellschaft, fehlende wirtschaftliche Infrastruktur, sowie die eben fehlende Versorgunsinfrastruktur werden den Unterschied zwischen dem ländlichen Raum und den urbanen Gebieten mit Chemnitz, Dresden, und Leipzig immer größer werden. In diesem Kontext sollte man auch nicht der Faktor der sozialen und Bildungs-Infrastruktur unterschätzen. Die jungen Leute ziehen einfach weg, während Migration nicht stattfindet.




    Das ist auch kein Phänomen des Freistaats Sachsen oder der heutigen Zeit. So wären z.B. die Südländer mit Hessen, Baden-Württemberg, und Bayern wirtschaftlich nicht so stark ohne die Ballungsgebiete. In den Agrarwirtschaft dominierten Gebieten gab es jedoch kaum eine wirtschaftliche oder Bevölkerungsentwicklung. Der z.B. damalige Stoiber-Spruch - "mit Laptop und Lederhose" ist eigentlich völliger Quatsch und war nie Realität.

  • Ich würde Dresden nicht so abschreiben, denn bisher ist die unterschiedliche Dynamik beider Städte lediglich eine Momentaufnahme der letzten drei bis fünf Jahre, noch kein richtiger Trend.

    Ich wollte wirklich kein "Leipzig vs. Dresden" betreiben. Hätte mich aber - wie schon bei 'LE Mon' geschrieben - besser ausdrücken müssen.


    Ich sehe die Einwohnerentwicklung in Dresden deswegen so abschwächend weil ich ganz klar der Meinung bin, dass es in Europa kein spürbares urbanes Wachstum ohne Migration geben wird. Also Migration aus dem Ausland. Da hat Leipzig im Gegensatz zu Dresden in den letzten Jahren große Sprünge gemacht. Und Migration aus dem Ausland gewinnt noch an Fahrt, wenn es schon eine gewisse soziale Infrastruktur aus dem Ausland vorhanden ist. In Dresden habe ich das so nie erkennen können. Auch muss die Stadt inklusive Bevölkerung Migration aus dem Ausland zulassen. Und in Dresden sieht man das, meines Erachtens, auch nicht als ein wirklich positive Entwicklung an. Was aber nicht schlechter sein muss. Nur eben anders.


    Allein mit der angekündigten Großansiedlung zweier Unternehmen mit tausenden Arbeitsplätzen in Dresden könnte die Bevölkerungsdynamik wieder deutlich an Fahrt gewinnen.

    Ja gut, die Ansiedlungen sind ein absoluter Glücksgriff für die Stadt. Da aber diverse Ansiedlungen in den letzten Jahren Federn ließen, glaube ich an keine größere Zuwanderung. Generell sehe ich die Chipherstellung in Zukunft aus Deutschland sowieso verschwinden. Aber das ist ein anderes Thema.

  • Zitat von hedges

    Ich sehe die Einwohnerentwicklung in Dresden deswegen so abschwächend weil ich ganz klar der Meinung bin, dass es in Europa kein spürbares urbanes Wachstum ohne Migration geben wird. Also Migration aus dem Ausland. Da hat Leipzig im Gegensatz zu Dresden in den letzten Jahren große Sprünge gemacht. Und Migration aus dem Ausland gewinnt noch an Fahrt, wenn es schon eine gewisse soziale Infrastruktur aus dem Ausland vorhanden ist.


    Jein. Ich habe mir vor ein paar Wochen mal die aktuellen Zahlen aus Dresden, Chemnitz und Leipzig angeschaut. Wenn ich sie noch richtig im Kopf habe, hat Dresden einen Ausländeranteil von 7 Prozent, Chemnitz 7,2 Prozent und Leipzig 9 Prozent. Die Unterschiede sind statistisch gesehen marginal und der Ausländeranteil liegt in allen drei sächs. Großstädten ohnehin weit unterm Bundesdurchschnitt.


    Wenn eine sächsische Großstadt momentan deine Aussage unterstreicht, dann ist es eher Chemnitz, wenn man der Statistik glauben schenkt. Ohne den Zuzug von Ausländern wäre die Stadt im letzten Jahr um über 1000 Einwohner geschrumpft, tatsächlich ist sie aber um knapp 300 Einwohner gewachsen. In Leipzig hingegen ist es allerdings noch so, dass auch die deutsche Bevölkerung (egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund) deutlich wächst. Darin liegt auch der Unterschied zu Dresden, das, wenn ich mich nicht irre, ohne den Zuzug von Ausländern ebenfalls stagnieren oder gar leicht Einwohner verlieren würde.

  • Bei diesen Diskussionen kommt mir der Aspekt der Beschäftigtenzahlen (vor allem im verarbeitenden Gewerbe mit seinen hohen Löhnen) immer zu kurz und sollte genauer analysiert werden. Wirtschaftliche Entwicklungen waren immer der Haupttreiber für die Bevölkerungsentwicklung. Mein Gefühl sagt mir, dass der Bevölkerungszuwachs von Leipzig sehr eng mit den Milliardeninvestitionen von DHL, BMW und Porsche verbunden ist, die sich in Verbindung mit den Folgeinvestitionen der Zulieferer, der steigenden Kaufkraft und natürlich einer kulturell und wohnungswirtschaftlichen attraktiven Stadt ein Stück weit selbst tragen. Vermutlich könnte man eine gewisse Korrelation von Beschäftigtenzahlen und Einwohnerentwicklung ausmachen - die Daten sind garantiert verfügbar, ich habe aber momentan keine Lust zum Suchen und Zusammenstellen... Sollte sich das bestätigen, könnte die Beschäftigtenzahl auch ein Indikator für die Stadtentwicklung sein. Steigen die Zahlen noch analog der früheren Jahre oder nicht?


    Meines Erachtens lässt sich das auch auf Dresden übertragen, welches bis heute auch einen Leuchtturm nach dem anderen anlockt und wie Leipzig davon durch Zuzug profitiert. Definitiv stimmt es für Chemnitz, das in Sachen Ansiedlungspolitik mehr oder weniger leer ausgegangen ist, warum auch immer. Die stagnierende Einwohnerzahl passt dort haargenau zur stagnierenden Beschäftigtenzahl.

  • Es gibt diese Übersichten des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen in Kamenz, Stand jeweils 30.06. eines Jahres:


    Erwerbstätigkeit und Arbeitsmarkt
    Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
    http://statistik.leipzig.de/st…le.aspx?cat=7&rub=1&obj=0


    und die in den Statistischen Quartalsberichten:


    Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (Quellen: Statistisches Landesamt Sachsen, Statistik der Bundesagentur für Arbeit)


    Beschäftigte am Arbeitsort Leipzig
    1. Quartal 2015: 246.564
    3. Quartal 2016: 260.202
    ------------------------------
    Zuwachs: 13.638

    Beschäftigte am Wohnort Leipzig
    1. Quartal 2015: 215.319
    3. Quartal 2016: 222.868
    ------------------------------
    Zuwachs: 7.549



    Die Zahl der Einwohner_innen mit Hauptwohnsitz stieg von 551 .871 Ende 2014 auf 575. 979 am 30.09.2016, d.h. um 24.108.



    Die meisten Beschäftigten am Arbeitsort gab es 2015 bei der
    Öffentlichen Verwaltung, Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesen: 61.905 (2011: 55.596)
    Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen, technischen und sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen: 58.353 (2011: 46.330)
    Handel, Verkehr und Gastgewerbe: 52.835 (2011: 44.103)
    Verarbeitendes Gewerbe: 25 .480 (2011: 19. 423)


    Ich glaube dagegen nicht, dass der wirtschaftlichen Entwicklung eine alleinige oder auch nur eine gegenüber anderen Aspekten deutlich herausgehobene Rolle bei der Bevölkerungsentwicklung zukommt. Selbstverständlich haben die Beschäftigten bei DHL, BMW und Porsche und den Zulieferern einen beträchtlichen Anteil daran. Aber daneben gibt es eine Reihe von soziodemografischen Entwicklungen, die ebenfalls beträchtlich zum Bevölkerungswachstum beitrugen und beitragen. Von den vielen Zuwanderer_innen der letzten Jahre, die ich kenne, arbeitet nicht eine_r bei den genannten Betrieben. Ich kenne eine von Reihe von Leuten, die ihre Umzugsentscheidung aus verschiedensten Gründen getroffen haben, aber eben nicht wegen einem konkreten Arbeitsplatzangebot, sondern zunächst hierher gezogen sind und dann hier geschaut haben, wo sie Arbeit finden, sich selbständig gemacht haben oder "irgendwie durchschlagen".


    PS:
    Im gesamten verarbeitenden Gewerbe waren 2015 in Leipzig 25.480 Personen tätig. Das sind 10,2 % aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.
    http://www.leipzig.de/wirtscha…n/verarbeitendes-gewerbe/


    Folgende Wirtschaftszweige kennzeichnen die Struktur der 165 Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe:
    Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen: 6,1 %
    http://www.leipzig.de/wirtscha…m-verarbeitenden-gewerbe/

  • Jein. Ich habe mir vor ein paar Wochen mal die aktuellen Zahlen aus Dresden, Chemnitz und Leipzig angeschaut. Wenn ich sie noch richtig im Kopf habe, hat Dresden einen Ausländeranteil von 7 Prozent, Chemnitz 7,2 Prozent und Leipzig 9 Prozent. Die Unterschiede sind statistisch gesehen marginal und der Ausländeranteil liegt in allen drei sächs. Großstädten ohnehin weit unterm Bundesdurchschnitt.


    Das Statistische Bundesamt (Destatis) geht nach einer Schätzung derzeit davon aus, dass Ende 2016 etwa 82,8 Millionen Menschen hier gelebt haben. https://www.destatis.de/DE/Pre…17/01/PD17_033_12411.html
    Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) waren zum Jahresende 2016 im Ausländerzentralregister (AZR) gut 10,0 Millionen Menschen mit ausschließlich ausländischer Staatsangehörigkeit erfasst.
    https://www.destatis.de/DE/Pre…17/06/PD17_227_12521.html
    Bundesdurchschnitt: 12,1 %


    Dass der Anteil an Menschen mit ausschließlich ausländischer Staatsangehörigkeit in westdeutschen Städten, die ähnlich groß oder größer als Leipzig sind, fast immer deutlich höher ist, ist mir durchaus bewusst:


    Ausländer leben überwiegend in Großstädten
    Anteil von Ausländer_innen an der Gesamtbevölkerung nach Kreisen, 2015
    https://www.demografie-portal.…aender_Anteil_Kreise.html

  • Ich hab mir mal die mühe gemacht ;)
    Leipzig hatte
    Jahr Erwerbtätige % Einwohner %
    2000 274900 479996
    2005 278700 1,38% 489335 1,95%
    2010 299500 7,46% 508775 3,97%
    2015 321900 7,48% 567846 11,61%


    Als Vergleich Dresden
    Jahr Erwerbtätige % Einwohner %
    2000 278800 472350
    2005 284600 2,08% 487199 3,14%
    2010 304500 6,99% 517168 6,15%
    2015 320600 5,29% 548800 6,12%


    In Dresden könnte man von einer Verbindung ausgehen da die Wachstumszahlen in den Zeiträumem sehr ähnlich sind. In Leipzig dagegen gibt es eher einen Aufholprozess. Das Bevölkerungswachstum war in den Jahren 2005 bis 2010 nicht so stark wie das Beschäftigungswachstum.


    Ich glaube eher das sich beides bedingt. Firmen ziehen dahin bzw. gründen sich dort, wo sie geeignetes Personal finden und Personen ziehen da hin wo sie die größten Chancen haben einen passenden Job zu finden. Dies sind nun mal die Großstädte.
    Wo Leipzig vielleicht etwas herraussticht im Innersächsischen Vergleich sind die Gewerbeanmeldungen. Jedes Jahr werden mehr Gewerbe angemeldet als ab. 2016 hatte Dresden erstmals einen negativen Saldo aus ab und Anmeldungen. Ob dieses mehr an Gründungen sich auf die Beschäftigungszahlen oder Einwohnerzahlen auswirken kann ich aber nicht sagen. Ich glaube aber das es auf beide einen positiven Effekt hat.

  • Aus der “Jung- und Erstmieterstudie“ des Chemnitzer FOG-Instituts: größte Vorteile am Leben in Großstädten aus Sicht von Befragten, die im Schnitt 27 Jahre alt waren.


    Wohnen und Leben in einer Großstadt: Was sind Deiner Meinung nach die größten Vorteile am Leben in einer Großstadt?


    Vielfalt an Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten: 72 %
    Vielfalt an Einkaufsmöglichkeiten (Shopping): 59 %
    Vielfalt an Gastronomie (Kneipen, Bars, Diskotheken): 59 %
    Vielfalt an Versorgungseinrichtungen (täglicher Bedarf): 56 %
    ÖPNV-System/ausgebautes öffentliches Nahverkehrssystem: 51 %
    Vielfalt an Kultur und Subkultur: 48 %
    Vielfalt an medizinischer Versorgung: 43 %
    Vielfalt an Sport- und Freizeiteinrichtungen: 42 %
    allg. kurze Wege: 38 %
    allg. bessere infrastrukturelle Anbindung (Autobahn, Bahn): 36 %
    Vielfalt an Wohnmöglichkeiten: 36 %
    Vielfalt an Schulen/Kindergärten: 27 %
    Vielfalt bei der Partnerwahl: 27 %
    schnelleres Internet: 24 %
    Lebensstil/städtisches Leben/Urbanität: 23 %
    Anonymität: 20 %


    https://twitter.com/FOG_Institut/status/895620940285059072


    Interview mit Harald Simons in den Potsdamer Neuesten Nachrichten vom 8.2.2017 (http://www.pnn.de/campus/1155390/)


  • Ein Diagramm sagt mehr als tausend Worte:


    Ich sehe die Verbindung von Bevölkerungswachstum mit dem Wachstum der Beschäftigtenzahlen durchaus bestätigt (2011 ist ein statistischer Ausrutscher bei den Einwohnerzahlen, da war wohl irgendeine Registerbereinigung). Jedenfalls stimmen die Entwicklungen weitgehend überein. Mit dem starken Astieg der Beschäftigtenzahlen ab 2006 verstetigt sich auch das Bevölkerungswachstum auf einem hohen Niveau (auch wenn das schon im Vorjahr begonnen hat). Auch die weitere Erhöhung beider Werte ab 2012 korreliert. Bemerkenswert auch, dass der prozentuale Anstieg der Beschäftigtenzahlen in der Regel doppelt so hoch wie der der Einwohnerzahlen ist. Ich suche natürlich nicht nach einer eindimensionalen Erklärung, sondern interpetiere die Daten nur wunschgemäß :-).

  • OBM will Markkleeberg, Markranstädt, Lützen, Schkeuditz schlucken

    Unser OBM macht sich dicke Freund_innen im Umland, denn er will unter anderem Markkleeberg, Markranstädt, Lützen und Schkeuditz eingemeinden. Vor allem bei Lützen, das bekanntlich in Sachsen-Anhalt liegt, wird es spannend. :D



    Zur Zukunftsfähigkeit gehören aus Jungs Sicht auch größere Strukturen – also Eingemeindungen von Umlandkommunen: „Alles, was im Dreieck des Autobahnrings liegt, gehört zu Leipzig. Ob Markranstädt oder Markleeberg.“


    LVZ-Exklusiv, 12.9.2017
    Leipzigs OBM Jung: „Wir haben ein Problem mit jungen Männern aus Nordafrika“
    http://www.lvz.de/Leipzig/Loka…n-Maennern-aus-Nordafrika