Leipzig: Stadtleben

  • Ich will gar nicht in Abrede stellen, dass es hier und da an qualifiziertem Personal mangelt.

    Hier nicht Fachkräftemangel mit generellem Mangel an Arbeitskräften vermischen. Es gibt zum Einen in etlichen Branchen eine Fachkräftemangel in der Stadt. Aber es gibt in Leipzig einen viel stärker ansteigenden Mangel an Arbeitnehmern im Dienstleistungsbereich. Dabei geht es vor allem um geringer qualifizierte Personen auf dem Arbeitsmarkt. Das stellt in manchen Branchen ein regelrechtes Problem dar.


    Wie knapp der Markt in manchen Branchen arbeitet habe ich selbst erlebt. Polen, welche seit einigen Jahren im Gastgewerbe in Süddeutschland gearbeitet haben, suchen nun nach verstärkt in Leipzig. Die Nachfrage sowie die geografische Nähe zu Polen bieten es an.


    Aber dass es uns nur mit mehr Leuten plötzlich so viel besser gehen würde und die Geschäfte brummen würden, halte ich für Quark. Von einer Wohlstandsexplosion ist mir in Leipzig trotz der positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt und dem großen Zuzug jedenfalls nichts bekannt.

    Eine größere positive Arbeitsmarktentwicklung hat ja per se nichts mit einer "Wohlstandsexplosion" zu tun. Vor allem, weil der Arbeitsmarkt in Leipzig mehr und mehr von der Zuwanderung lebt und weil diese Zuwanderung zu großen Teilen von jungen Personen und Migration aus anderen Ländern getragen wird. Hier werden sozusagen keine Stellen gefüllt welche es vor 5 Jahren schon gab. Sondern es enstehen so viele neue Stellen, dass diese nicht mehr mit den vorhandenen Arbeitnehmern in der Stadt selbst zu füllen sind. Die Stadt ist demnach auf eine permanente Zuwanderung angewiesen. Wie ich in dem Link von der Arbeitsagentur gezeigt hatte, sind zwischen März 2016 und März 2017 knapp 1.000 unbesetzte Stellen dazu gekommen. Insgesamt beträgt die Zahl in der Stadt knapp 7.000 unbesetzte Stellen.


    Eine positive Entwicklung im Bereich des Einkommens wäre da erst der nächste Schritt. Die Stadt wird wahrscheinlich im Zeitraum zwischen 2020/2025 in der Vollbeschäftigung angekommen sein. Also rund 5% Erwerbslosenquote. Erst dann wird sich werden sich Veränderungen im Gehaltsniveau bemerkbar machen.


    Wäre die Situation wirklich so dramatisch, wie immer geschildert, würden gerade bei Facharbeitern ganz andere Löhne gezahlt und die Reallöhne in Deutschland wären die letzten Jahre nicht stagniert oder gar gesunken. Die Unternehmen haben also immer noch einen ausreichend großen Pool an potentiellen Arbeitnehmern, aus dem sie schöpfen können.

    Das stimmt so nicht. Der Arbeitsmarkt in Deutschland wurde seit dem Jahr 2000 um rund 1 Mio Arbeitnehmer größer. Davon wurden rund 50% mit Personen aus dem Ausland gefüllt.


    Die Krux an deiner Rechnung ist ja, dass der Arbeitsmarkt vorwiegend mit Fachangestellten gewachsen wäre und demnach auch einen signifikanten Anstieg auf das Lohnniveau hätte. Das stimmt so erstens nicht. Und zweitens, wie soll der Arbeitsmarkt mit Fachkräften signifikant wachsen, wenn es kaum neue gibt? Nicht umsonst werden vor allem wieder ältere eingestellt bzw. in den Unternehmen gehalten. Weil es kaum Nachwuchs gibt. Expansion ist in manchen Branchen so nicht mehr möglich.

  • Da stell ich mir als Privatier doch aber die ganz egoistische und banale Frage, was ich dann vom so tollen Wachstum überhaupt habe? Eine Stadt wie Leipzig wächst, wird voller, aber der Wohlstand der Leute die vorher auch schon gearbeitet haben, steigt nicht. Also wozu das Ganze?


    Das stimmt so nicht. Der Arbeitsmarkt in Deutschland wurde seit dem Jahr 2000 um rund 1 Mio Arbeitnehmer größer. Davon wurden rund 50% mit Personen aus dem Ausland gefüllt.


    Ja und? Dass die Löhne durch eine Verknappung des Angebots an Arbeitskräften nach oben geschossen wären, kann man nun nicht wirklich behaupten. Wenn dem tatsächlich so wäre, würde der deutsche Arbeitsmarkt auch deutlich attraktiver für ausländische Fachkräfte. Das ist er nicht, denn die zieht es nach wie vor in die klassischen Destinationen USA, Kanada, Australien.

  • Zwischen Juni 2015 und Juni 2016 kamen in Halle 1940 sozialversicherungspflichtige Jobs hinzu. Dies entspricht einem Beschäftigungsanstieg von 2,1 %.


    Insgesamt gab es in Sachsen-Anhalt Mitte 2016 gab knapp 57.000 Unternehmen. Das waren rund 320 oder 0,6 Prozent weniger als im Juni 2015. Die Zahl der Beschäftigten stieg in diesem Zeitraum im Landesdurchschnitt um 0,8 Prozent an. Die Zahl der Firmen und der Jobs ging in der Altmark und im Landkreis Stendal zurück.


    Volksstimme, 14.04.2017
    ARBEITSMARKT
    Mehr Jobs trotz weniger Unternehmen
    http://www.volksstimme.de/deut…trotz-weniger-unternehmen

  • Zitat von Saxonia

    Da stell ich mir als Privatier doch aber die ganz egoistische und banale Frage, was ich dann vom so tollen Wachstum überhaupt habe? Eine Stadt wie Leipzig wächst, wird voller, aber der Wohlstand der Leute die vorher auch schon gearbeitet haben, steigt nicht. Also wozu das Ganze?


    Eine Denkweise, die in hiesigen Breiten leider weit verbreitet ist: Wenn mir etwas persönlich nichts nützt, ist es im Prinzip wertlos und gehört am besten abgeschafft. Das erklärt so einige Zustände in Sachsen, auf die ich des lieben Friedens willen nicht näher eingehen möchte.


    Zudem glaube ich, dass du das Wachstum speziell in Leipzig falsch deutest. Es entstehen keine Jobs, weil so viele Leute hierher ziehen und die ja irgendwie versorgt werden müssen, sondern andersherum wird ein Schuh draus: Es ziehen die Leute hierher, weil so viele neue Jobs entstehen. Soll man das - wie auch immer das gehen soll - eindämmen, nur weil du und andere davon nichts haben? Was die Wohlstandssituation angeht, haben LE Mon.hist. und hedges schon alles gesagt. Schon jetzt entstehen viele gut bezahlte Jobs in der Stadt und wer hätte vor 10 Jahren gedacht, dass in der Armutshauptstadt tausende Mitarbeiter mal so nebenbei 9.111 Euro Bonus bekommen? Aber es wird noch Jahre dauern, bis sich der gestiegene Wohlstand auch spürbar in der Statistik niederschlägt.


    Nebenbei bemerkt, um das Ganze mal wieder in Richtung Architektur und Städtebau zu lenken, eine Antwort auf die Frage, was man vom "tollen Wachstum" überhaupt hat: Zwischen 2000 und 2005 wusste noch keiner, wie man 2.500 verfallene Altbauten in der Stadt sanieren und wieder einer Nutzung zuführen könnte, so desolat und aussichtslos war die Lage damals. Zwischen 2020 und 2025 wird dieses Problem dank des Wachstums gelöst sein.



    Zitat von Saxonia

    Für 1.5 als Fleischergeselle zieht doch keiner von sonstwo her ins Erzgebirge, auch wenns an Fleischern grad mangeln sollte. Zuwanderung ist also für diese Regionen keine Lösung, dafür sind sie zu unattraktiv. Nicht weil "Dunkeldeutsche" ihr Unwesen treiben, sondern weil zu wenig Geld rausspringt.


    Keine Zuwanderung ist aber auch keine Lösung. Das Problem ist, wie du ja richtig schreibst, die enorme Überalterung und das Fehlen der Jugend auf dem Land. Die Auswirkungen der Abwanderung der 1990er und 00-er Jahre werden erst jetzt richtig spürbar, wenn Betriebe nicht mehr mangels Aufträge schließen müssen, sondern weil das Personal fehlt. Das können auch die paar Flüchtlinge in der Region nicht kompensieren. Aber es wäre ein Anfang, auch wenn das vielleicht Jahrzehnte dauern wird, bis so was Früchte trägt. Im Moment merken es schon viele Sportvereine in der Provinz, dass sie mit den Neubürgern ihre Mannschaften wieder voll bekommen. Und aus anfänglicher Skepsis und demonstrativer Ablehnung ist so mancher inzwischen froh, dass sie da sind. Auch davon findet man viel im Internet, dass es in Dunkeldeutschland auch viele Lichtblicke gibt.

  • vereinfacht und platt gesagt sind an den Mangelsituationen 100km südlich zum großen Teil die Menschen (als Gesamtgesellschaft) selber schuld:


    - vor 20 Jahren wurde propagiert, dass man felxibel sein soll und den Jobs bitte hinterher wandern solle
    - die agilen Anteile des Arbeitsmarktes wanderten ab
    - vom übrig bleibenden Teil konnte man die Mangeljahre überstehen, jetzt mit Überalterung kommt das Ablöseproblem
    - die nachgewachsenen fähigen fühlten sich offenbar inmitten der nicht agilen unwohl und wanderten ebenfalls ab, z.T. in die attraktiven Großstädte
    - in Folge von Abwanderung und Ausdünnung wurde staatlicherseits die Infrastruktur und Versorgung gekappt und gedrosselt
    - einzig die hingebauten Autobahnen sorgten für noch schnellere Abwanderung
    - inzwischen standen "Neubürger" vor der Tür, wurden demonstrativ mit Steinen und Schimpfworten beworfen, also wieder kein Nachwuchs
    - Wer soll nun aus Deutschland in eine Gegend mit diesen Voraussetzungen ziehen?
    - Reichen landschaftliche Reize aus, alle gesellschaftlichen Nachteile zu kompensieren?


    Schade um die vergeigten Chancen!

  • Richard Florida: "New Urban Crisis". A winner-take-all urbanism

    An anderer Stelle lassen sich gerade Menschen über das neue Buch von Richard Florida "New Urban Crisis" aus und diskutieren, ob der dort für die USA erhobene Befund "We live in a winner-take-all economy, geography and urbanism" mit allen notwendigen Abstrichen auch auf die Bundesrepublik übertragbar sein könnte.


    Und ja, Leipzig ist nicht das neue New York :D.


    https://www.facebook.com/Leipz…le/posts/1360817740642960


    https://twitter.com/sfa_leipzig
    https://twitter.com/hashtag/NewUrbanCrisis?src=hash


    http://leipzig-stadtfueralle.de/

  • Es entstehen keine Jobs, weil so viele Leute hierher ziehen und die ja irgendwie versorgt werden müssen, sondern andersherum wird ein Schuh draus: Es ziehen die Leute hierher, weil so viele neue Jobs entstehen.


    Ja und nein. Es ziehen natürlich auch Gründer_innen und Firmen hierher, weil die Chance hier höher ist, aus einem größeren Pool an (vor allem jüngeren) Menschen die Leute zu finden, die für sie arbeiten wollen und können. Gleichzeitig ist es hier immer noch einfacher und günstiger, entsprechende Räume für die Gründung bzw. Expansion eines Betriebes zu finden als etwa in München oder Frankfurt.


    Ich will nicht auf den Schwarmstadt-Studien von Harald Simons rumreiten, aber das Verhältnis von jüngeren zu älteren Menschen ist hier doch deutlich anders als anderswo - und damit einhergehend die fachlichen Vorkenntnisse, der Bildungsgrad, die Flexibilität und eben auch die Bereitschaft, mit niedrigeren Löhnen einzusteigen sowie anderes mehr.


    http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=558398


    Nicht in dem Sinne von Saxonia, sondern ganz allgemein wird man die Frage aber stellen dürfen: Welche gesellschaftlichen Gruppen profitieren von dem derzeitigen Wachstum Leipzigs und der Region, an welchen Gruppen geht dieses völlig vorbei und welche leiden darunter, etwa weil sie von den leicht steigenden Durchschnittslöhnen nicht profitieren, aber von den steigenden Mieten stärker getroffen werden als andere?


    Vielleicht würde die Antwort darauf auch Aufschlüsse darüber geben, warum sich die Stadtgesellschaft immer stärker polarisiert. Nur als Beispiel, denn die LVZ-Kommentare sind erfreulicherweise nicht sonderlich repräsentativ. Aber für Unerschrockenen eine interessante Sonde in das Weltbild einiger Bewohner_innen dieser Stadt:


    LVZ, 14.4.2017
    Wohnen – Verdrängung – Gewalt: Wie sicher ist der Leipziger Westen?
    Gentrifizierung im Leipziger Westen: Wie sicher sind Lindenau und Plagwitz? Dazu diskutieren Politiker am 26. April in der Eisengießerei.
    http://www.lvz.de/Leipzig/Loka…-ist-der-Leipziger-Westen
    https://www.facebook.com/lvzonline/posts/1516000975099698

  • Eine Denkweise, die in hiesigen Breiten leider weit verbreitet ist: Wenn mir etwas persönlich nichts nützt, ist es im Prinzip wertlos und gehört am besten abgeschafft. Das erklärt so einige Zustände in Sachsen, auf die ich des lieben Friedens willen nicht näher eingehen möchte.


    Gleichgültigkeit trifft es wohl eher. Die Begeisterung fürs Wirtschaftswachstum dürfte sich in weiten Teilen der Bevölkerung angesichts kaum gestiegener Reallöhne und schleichender Enteignung durch nicht vorhandene Zinsen nunmal in Grenzen halten.


    Nebenbei bemerkt, um das Ganze mal wieder in Richtung Architektur und Städtebau zu lenken, eine Antwort auf die Frage, was man vom "tollen Wachstum" überhaupt hat: Zwischen 2000 und 2005 wusste noch keiner, wie man 2.500 verfallene Altbauten in der Stadt sanieren und wieder einer Nutzung zuführen könnte, so desolat und aussichtslos war die Lage damals. Zwischen 2020 und 2025 wird dieses Problem dank des Wachstums gelöst sein.


    Zweifelsohne ein schöner Effekt über den ich mich natürlich freue. Leider nicht generalisierbar da nicht jede wachsende Stadt über brachliegende Altbaubestände verfügt.



    Keine Zuwanderung ist aber auch keine Lösung.


    Niemand sperrt sich vollends gegen Zuwanderung. Sachsen war schon vor der Ankunft diverser "Neubürger" in den letzten zwei Jahren kein ausländerfreies Land, auch wenn es so immer wieder dargestellt wird. Aber Zuwanderung ist weder per se gut noch per se schlecht. Es ist ein gutes Recht der "Altbevölkerung", nach dem eigenen Nutzen dabei zu fragen.


    [...]Und aus anfänglicher Skepsis und demonstrativer Ablehnung ist so mancher inzwischen froh, dass sie da sind.


    Kann kaum an mich halten.

  • Es ist durchaus interessant, welche Rolle der Ballungsraum HAL/LE mittlerweile in der Debatte um die Kreisreform in Thüringen spielt:


    LVZ, 20. April 2017
    Gebietsreform
    Greiz will kämpfen, doch nicht gegen Altenburg
    Der Tag nach dem Paukenschlag. Nachdem Thüringens Innenminister Holger Poppenhäger (SPD) am Mittwoch seine Partitur zur Gebietsreform lüftete, hallt landauf, landab ein vielstimmiges Echo. In die Jubelchöre aus Kreissitz-Kandidaten wie Altenburg mischen sich Dissonanzen aus anderen Regionen.
    http://www.lvz.de/Region/Alten…och-nicht-gegen-Altenburg


    Die Greizer Landrätin Martina Schweinsburg (CDU) ist dagegen, dass Greiz seinen Kreissitz verlieren und von Altenburg aus geführt werden soll: „Wobei ich klar sagen möchte: Es steht für mich nicht zur Debatte, Altenburg und Greiz gegeneinander aufzuwiegen. ... Beide Städte sind auf ihren Kreissitz-Status dringend angewiesen. Nicht zuletzt, weil beide in Randlage zu Sachsen liegen – Altenburg im Sog der Metropole Leipzig, Greiz in Nachbarschaft des starken Oberzentrums Plauen. Auch wenn man die geplanten künftigen Kreise anders zuschneiden würde, wird es nicht besser. ... Das ist eine einzige Sinnlosigkeit. Ich kämpfe weiter für das Vogtland und den Erhalt der bewährten Strukturen. Zumal es keinerlei belastbare Wirtschaftlichkeitsberechnungen oder andere Belege gibt, dass das Zusammenwerfen von Landkreisen einen Nutzen hat.“


    Auch Andreas Heller (CDU), Landrat des Saale-Holzland-Kreises, wird wohl gegen die Reform klagen. Es ist ein sehr großer Saalekreis aus den jetzigen Kreisen Saalfeld-Rudolstadt, Saale-Orla und Saale-Holzland mit Kreissitz in Saalfeld geplant. Heller wendet sich allerdings auch deutlich gegen den Vorschlag der Landrätin des Altenburger Landes, Michaele Sojka (Linke), Saale-Holzland und Altenburg zu fusionieren. „Wir haben ja durchaus gute Beziehungen zum Altenburger Land, aber eine Fusion ist für mich nicht diskutabel“, sagte Landrat Andreas Heller auf OVZ-Anfrage. „Wir pflegen gelegentlich den Gedankenaustausch, zum Beispiel zum Thema Schulnetzplanung oder zur Metropolregion Mitteldeutschland – schließlich ist man von Eisenberg aus ebenfalls in einer halben Stunde in Leipzig. Auch die gemeinsamen historischen Wurzeln sind Thema.“ Dennoch sei der Saale-Holzland-Kreis eher mit der Wirtschaftsregion Jena und dem Landkreis Saale-Orla verwoben ist. „Der wäre, wenn es wirklich sein muss, unser bevorzugter Fusionskandidat. Priorität hat für mich jedoch der Erhalt der bisherigen Strukturen“, so Heller. „Dem Saale-Holzland-Kreis ging es nie zuvor so gut wie jetzt. Wir sind wirtschaftlich leistungsfähig, haben eine höhere Beschäftigungsquote als Jena und verzeichnen Zuzug junger Leute, die auch auf den Dörfern Eigenheime erwerben. Es gibt für uns keinen Grund, mit Nachbarn zusammenzugehen. ... Ein Monsterkreis mit Saale-Orla und Saalfeld-Rudolstadt, der größer wäre als das Saarland, ist Wahnsinn.“


    Und zur Frage der Stadtflucht junger Familien in den erweiterten Speckgürtel Leipzigs drei aktuelle Artikel:


    Mitteldeutsche Zeitung, 23.4.2017
    Idylle gesucht
    Warum eine junge Familie von Leipzig aufs Land zieht
    http://www.mz-web.de/burgenlan…-aufs-land-zieht-26745258


    LVZ, 22.4.2017
    Dorfleben
    Glücksfall für Pehritzsch: Drei Familien ziehen ins alte Pfarrhaus
    Das alte Pfarrhaus in Pehritzsch ist wieder bewohnt. Für das Dorf seien die drei Familien mit insgesamt sechs Kindern ein „Glückfall“, sagt Friedemann Krumbiegel, der als Pfarrer Pehritzsch im Kirchspiel Krostitz betreut. Für die Kirchgemeinde „eine Stärkung“. Die Familien haben einiges vor.
    http://www.lvz.de/Region/Eilen…ziehen-ins-alte-Pfarrhaus


    MDR Kultur, 21.4.2017
    Wächterhöfe in der Dübener Heide
    Ernüchternde Bilanz für Landleben auf Probe
    Die Bevölkerungszahl der Dübener Heide soll bis 2025 um 30 Prozent schrumpfen. Mit einem Wächterhof-Projekt sollen darum Städter wieder aufs Land gelockt werden - doch mit mäßigem Erfolg. Warum?
    http://www.mdr.de/kultur/waech…ner-heide-artour-100.html

  • Das Thema "Stadtflucht" bzw. Ausweichen in den Speckgürtel steht auch laut einem neuen Artikel der LVZ vom 26.04.17 auf der Tagesordnung - allerdings nur hinter der Bezahlschranke:
    http://www.lvz.de/Leipzig/Loka…ht-gegen-steigende-Mieten
    Einzige kostenlose Info (die aber sicher schon bekannt ist) - 2016 gab es für Leipzig gegenüber den Nachbarkreisen einen Wanderungsverlust von 1.600 Einwohnern.
    Wirklich überraschend finde ich die Entwicklung mit Blick auf die einschlägigen Immo-Portale nicht. Das Angebot an Einfamilienhäuser in der Stadt ist in den letzten Jahren nun nicht gerade attraktiver geworden. Weniger Objekte, mehr Randlage, höhere Preise. Wirklich günstig ist da praktisch nichts mehr - selbst wenn die Häuser ordentlichen Sanierungsstau haben. Aus manchen besonders gefragten Vierteln kommen praktisch auch kaum noch Angebote online - das gilt z.B. für Schleußig. Wenn dort ein Verkauf absehbar ist, kreisen die Interessenten praktisch wie die Geier um die entsprechenden Häuser.
    Wenn man sich mit jungen Familien unterhält, die auf der Suche nach dem eigenen Haus sind, werden die Fühler schon fast zwangsweise auch über die Stadtgrenzen hinaus ausgestreckt. Das wissen aber natürlich auch Makler und Verkäufer dort... . Für den Mietwohnungsmarkt habe ich das weniger verfolgt, aber da dürften im Umland ohnehin nur begrenzte Kapazitäten nutzbar sein.

  • Viel steht nicht drin.


    Einige Stadträte haben offenbar verschiedene Sichtweisen auf das Phänomen Wachstum und offenkundig werden einige erst nach Jahrzehnten spontan von Erkenntnissen heimgesucht:


    - Leipzig verliert Einwohner ans Umland
    --> tat es immer, mal war die Bilanz negativ, mal positiv, der Umstand jedoch blieb konstant
    - Nordraum und Leipziger Land profitieren
    --> da kann der Flugverkehr offensichtlich so schlimm nicht sein


    - Fr. Dubrau siehts entspannt, da ihr wichtig ist, dass Infratruktur (ÖV, Kitas, Schulen, Energie usw. ) vorhanden sein sollten. Ob dass dann Paunsdorf oder Taucha heißt, ist nachrangig
    --> prinzipiell richtig, nimmt sinnlosen Protektionismus aus der Debatte


    - Die Zielgröße neuer benötigter Wohnungen liegt dennoch für Leipzig bei 60.000, so Heymann (CDU), obwohl im 50km Kreis 50.000 Wohnungen leer stehen
    --> nicht ohne Grund!


    Dann noch Allgemeinsätze zum Pendeln, Fachkräftemangel, sozialer Wohnungsbau usw...



    Aus meiner Sicht viel Lärm um Nichts. Denn wenn jetzt vermehrt Familien rausziehen, kommen deren groß gewordene Kinder in einigen Jahren zurück.

  • Von einem klassischen "Speckgürtel" kann man auch gar nicht sprechen. Der Großraum Leipzig ist zwar recht dicht besiedelt, aber die Kleinstädte haben eher geringe Einwohnerzahlen. Natürlich ist auch die Stadt Leipzig bestrebt, das Wachstum nicht in die Fläche zu verlagern sondern in einer dichten urbanen Struktur zu entwickeln. Das ist - wie gesagt - die ökonomisch, infrastrukturell, und ökologisch bessere Variante des Wachstums.


    Dennoch wird es in den nächsten 10 Jahren einen Trend geben. Dass Flächen für die Industrie in der Stadt kaum noch vorhanden sind trägt sicher auch zu einer Entwicklung der Randgebiete bei. Und da wird es interessant, ob sich nicht die Rathäuser von z.B. Schkeuditz, Markranstädt, Taucha, und Markkleeberg zur Erschließung neuer Wohnquartiere entschließen. Das Interesse einer steigenden Einwohnerzahl und der verbundenen Mehreinnahmen ist natürlich genau so gegeben. Ein wirkliches Wachstum sehe ich zur Zeit aber eher im Südraum mit seiner landschaftlichen Präsenz.

  • Die neuen Einwohnerzahlen für das erste Quartal sind raus. Auffällig ist das erstmals die Gesamtzahl der wohnberechtigen Personen schrumpft. So waren 50 Personen weniger gemeldet als Ende 2016. Die Einwohnerzahl der mit Hauptwohnsitz in Leipzig stieg im gegensatz dazu um 2747 Einwohner. Das ist das erste mal seit langem das Leipzig in der Gesamtzahl schrumpft. Ich bin gespannt ob wir den Weg Dresdens nehmen wo man im ersten Quartal bei beiden Größen schrumpft und im Gesamtjahr sich bei 5000 bis 6000 Neubürger einpendelt.

  • Ich könnte mir vorstellen, dass der oder ein Grund weiterhin Registerbereinigungen sind, wobei das dann vor allem deutsche Staatsbürger_innen betreffen würde. Aber ist nur so eine Vermutung.


    Und sehr wahrscheinlich noch wichtiger:



    Am 01.01.2017 trat die in der Ratsversammlung am 26.10.2016 beschlossene Neufassung der Zweitwohnungsteuersatzung in Kraft.
    Eine wesentliche Neuerung beinhaltet die Erweiterung der Steuerpflicht auf Auszubildende und Studierende, die in Leipzig mit Nebenwohnung gemeldet sind und bei deren Hauptwohnsitz es sich um die elterliche Wohnung handelt. Ebenso unterliegen nunmehr beruflich bedingte Nebenwohnungen von Verheirateten und in Lebenspartnerschaft eingetragenen Personen einer Steuerpflicht, sofern im Einzelfall nicht nachgewiesen werden kann, dass die Nebenwohnung überwiegend aus beruflichen Gründen genutzt werden muss. Aus diesem Grunde wurden im Januar 2017 viele Inhaber von Nebenwohnungen erneut zur Abgabe einer Steuererklärung aufgefordert, auch wenn sie sich nach altem Satzungsrecht bereits einmal erklärten und bisher nicht der Steuerpflicht unterlagen.


    http://www.leipzig.de/buergers…nungsteuer-52d549ff5c8a3/


    Die Zahl der wohnberechtigten Einwohner_innen ging wie gesagt um 50 zurück, davon 1046 Deutsche weniger und 996 Ausländer_innen mehr. Es sind 2747 Personen mit Hauptwohnsitz hinzugekommen, davon 1713 Deutsche und 1034 Ausländer_innen. Bei den Ausländer_innen ist die Zahl ähnlich (nur 38 Unterschied), bei den Deutschen beträgt der Unterschied 2759. Dies dürfte wohl in erster Linie auf Abmeldungen von Leuten mit Nebenwohnsitz zurückzuführen sein, die die Steuerbescheide erhalten haben oder vermeiden wollten.


    Im ersten Quartal 2016 wuchs die Zahl der wohnberechtigten Einwohner_innen um 2993, davon 309 Deutsche und 2684 Ausländer_innen. Bei den Personen mit Hauptwohnsitz waren es 3149 mehr, davon 458 Deutsche und 2691 Ausländer_innen. Alle drei Werte liegen nahe beieinander.

  • ^^ Das erste Quartal, eigentlich auch das zweite, kann man in Leipzig nicht für einen Trend hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung pro Jahr nehmen. Im ersten Quartal des letzten Jahres kamen beispielsweise viele Überhänge von Asylsuchenden aus 2015 hinzu - meines Wissens waren das fast 2.000. Ansonsten verlaufen die ersten Monate immer vergleichsweise schleppend.


    Am Ende interessieren statistisch ohnehin nur die Einwohner, die mit Hauptsitz in Leipzig gemeldet sind. Die knapp 2.750 neu hinzugekommenen Einwohner mit Erstwohnsitz im 1. Quartal dieses Jahres deuten darauf hin, dass viele ihren Zweitwohnsitz aus genannten Gründen in den Erstwohnsitz geändert haben. Auch wenn das eine Mogelpackung in Bezug auf den wahren Bevölkerungsanstieg ist, so glaube ich, dass dadurch am Ende des Jahres wieder deutlich mehr als 10.000 Neuleipziger im Melderegister stehen werden.


    Neulich zitierte die LVZ die Leiterin des Amtes für Statistik und Wahlen. Frau Dr. Ruth Schmidt glaubt jetzt, dass es doch keine 700.000 oder gar 730.000 Einwohner bis 2030 werden, sondern "nur" 680.000. Da frage ich mich, was solche Aussagen eigentlich bewirken sollen. Letztendlich ist es doch egal, ob es 730.000 Einwohner bis dahin werden oder 700.000 Einwohner oder doch "nur" 680.000: Aufatmen ist nicht, die Aufgaben müssen jetzt angepackt werden. Im Sinne dieses Forums kann es beim Wohnungsbau nicht schnell genug voran gehen. Die 5.000 bis 6.000 Wohnungen, die in den nächsten 10 Jahren hinterm Bayerischen Bahnhof und auf dem Areal des ehemaligen preußischen Freiladebahnhof entstehen sollen, können selbst in dieser Dimension nur ein Anfang sein.

  • Das sehe ich ähnlich, zumal als Realisierungszeitraum für das Areal am Bayerischen Bahnhof und Eutritzscher Freiladebahnhof meist 2025 und später angegeben wird. Die 6000 Wohnungen, die dort entstehen, decken etwas mehr als den Zuzug eines Jahres ab. Allerdings habe ich den Eindruck, dass nahezu alle Diskussionen über Wohnungsneubau und Flächenpotentiale, so sie denn überhaupt öffentlich geführt werden, eher in eine andere Richtung gehen.


    Aber da wir ja einen eigenen Strang "Neubaubedarf und -potential" haben, setze ich mal dort fort:
    http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=565097

  • "Europapokal - Leipzig International"

    Nachdem RB heute die Champions League klar gemacht hat dürfen wir uns nächste Saison über illustre internat. Gastmannschaften samt Anhang freuen (die tausenden Rangers-Fans dieses Jahr waren ja schon ein toller Vorgeschmack!). Aufgrund des Quotienten wird Leipzig höchstwahrscheinlich dann in eine Gruppe mit Hochkaräter-Mannschaften eingeteilt. Die Chancen stehen also gut, dass Messi, Ronaldo und Co. demnächst im Zentralstadion auflaufen - für die Stadt ein immenser Werbeboost. Die MZ mit einem Artikel über den monetären Gegenwert für die Stadt:


    http://www.mz-web.de/sport/fus…on-millionen-ein-26845278

  • Digital Hub, Start-ups, laut BNPPRE Hochburg dts. IT-Unternehmen

    PM Stadt Leipzig, 24.04.2017
    https://www.leipzig.de/news/ne…zuschlag-als-digital-hub/



    Sachsen-Hubs: Kompetenz- und Innovationszentren
    https://www.staatsregierung.sa…art-systems-hub-4256.html



    »Smart Infrastructure Hub« in Leipzig


    In Leipzig soll ein digitales Kompetenzzentrum für Energiewirtschaft und Smart Cities entstehen. Ziel des »Smart Infrastructure Hub« ist es, die intelligente Vernetzung und Digitalisierung von Prozessen und Infrastruktur innerhalb einer Stadt zu erforschen und auszubauen. Im Zuge der Hub-Strategie soll unter anderem das Gründerzentrum auf dem Gelände der Leipziger Baumwollspinnerei ausgebaut und ein hochschulübergreifendes Kompetenzzentrum zur Energiewirtschaft errichtet werden. Erforscht werden sollen u.a. Prozesse zur Steuerung von Energieversorgung, Straßenleitsystemen und Elektromobilität.


    Digital Hub Initiative
    https://www.de.digital/DIGITAL…gital-hub-initiative.html


    LVZ, 22. April 2017
    Boomtown Leipzig ist Top-Adresse für studentische Start-Ups
    Leipzig ist eine Hochburg für studentische Start-up-Unternehmer geworden. Im „Gründungsradar 2016“, den der Stifterverband für die deutsche Wissenschaft herausgibt, taucht die Stadt erstmals als Top-Adresse für studentische Selbstständige in Deutschland auf.
    http://www.lvz.de/Leipzig/Loka…er-studentische-Start-Ups


    Wie immer sehr interessante Leser_innen-Kommentare ;-). Als eine Erklärung dafür bieten sich die Thesen des Soziologen Heinz Bude zum "Verbitterungsmilieu" an, siehe unter anderem http://www.deutschlandfunk.de/…?dram%3Aarticle_id=333862 .


    LVZ, 22.4.2017
    Smile macht Firmengründer fit
    Mehr Studenten, Absolventen und Forscher wagen Sprung in die Selbstständigkeit
    Leipzig ist eine Hochburg für studentische Start-up-Unternehmer geworden. Ein Grund dafür ist das Gründernetzwerk Smile. Dabei nimmt die Zahl der Selbsständigen deutschlandweit sogar ab.
    http://www.lvz.de/Leipzig/Loka…in-die-Selbststaendigkeit


    https://www.smile.uni-leipzig.de/home/


    Metropolregion Mitteldeutschland, 28.04.2017
    http://www.mitteldeutschland.c…gruenderszene-gestartet-0


    NEUES ONLINE-PORTAL FÜR MITTELDEUTSCHE GRÜNDERSZENE GESTARTET


    Mit der Webseite https://startup-mitteldeutschland.de/ startete am Mittwoch eine neue Online-Plattform für die Gründerszene in der Region. Die Europäische Metropolregion Mitteldeutschland, die HighTech Startbahn und SpinLab – The HHL Accelerator unterstützen das Projekt als Initiatoren.


    „Im Gegensatz zu anderen Startup-Hochburgen wie Berlin, München und Hamburg existierte in Mitteldeutschland bislang keine zentrale Plattform für die Gründerszene. Mit unserem Portal startup-mitteldeutschland.de wollen wir die Sichtbarkeit der mitteldeutschen Startups bei Politik, Partnern und Investoren erhöhen und die regionalen Akteure besser miteinander vernetzen“, erklärt Eric Weber, Managing Director von SpinLab – The HHL Accelerator.



    Wir die Mitteldeutsche Zeitung berichtet, ist Leipzig laut dem "Deutschlandreport" des Immobiliendienstleisters BNP Paribas Real Estate in den vergangenen zehn Jahren zu einer Hochburg deutscher IT-Unternehmen geworden. Firmen aus der Informations- und Kommunikationsbranche belegen nahezu ein Drittel (29,5 Prozent) der Bürofläche. „Das ist deutscher Rekord“, sagt BNP-Geschäftsführer Stefan Sachse. Der IT-Anteil im Büromarkt liegt in Berlin bei 16,4 Prozent, in Hamburg bei acht. Genannt werden in dem Bericht die Leipziger Niederlassungen von Firmen wie Check24, Trivago oder Mercateo. Als Gründe angeführt werden die im Vergleich mit anderen deutschen Großstädten niedrigen Büromieten und die jährlich hohe Zahl von Informatik- und Technik-Absolvent_innen mehrerer Hochschulen.


    Mitteldeutsche Zeitung, 05.05.17
    „Das ist Rekord“ Leipzig ist deutsche IT-Hochburg
    http://www.mz-web.de/26845074


    Siehe auch die jüngsten Zahlen von AENGEVELT-RESEARCH zu dem Leipziger Büroflächenmarkt:
    http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=565265


    Deutlich zurückhaltender ist die


    F.A.Z., 02.05.2017
    Unternehmensgründung
    Neustart im Osten?
    In Ostdeutschland ein Unternehmen gründen? Klingt logisch, schließlich sind Mieten und Lebenshaltungskosten hier gering. Warum sich trotzdem bislang nur wenige Kreative und Querdenker mit ihren Start-ups dort hin wagen.
    http://www.faz.net/aktuell/ber…rt-im-osten-14996772.html

  • FAZ: zum Trödelmarkt

    Was vielleicht jedem Besucher des AGRA Trödelmarktes aufgefallen ist, ist nun auch Thema bei der FAZ. Die unheimliche Menge von Nazi Artikeln auf dem Antik- und Trödelmarkt. Obwohl ich nicht zu den im verlinkten Artikel beschriebenen Uhrzeiten dort unterwegs bin, ist mir auch zu anderen Zeiten, die schiere Menge solcher Sachen ins Auge gefallen. Sicher der Markt ist eine absolute Attraktion aber auch diesmal fällt mir auf, dass der kritische Diskurs noch nicht in den einheimischen Medien geführt.


    Modhinweis Cowboy: Link repariert.

  • MDR KULTUR widmet sich dem Wachstum Leipzigs mit drei Themenschwerpunkten ab Montag jeweils um 12:40 Uhr:


    http://www.mdr.de/kultur/leipzig-kommt-schon-wieder-100.html