Leipzig: Stadtleben

  • ^ Dass auch die Nähe zu Großstädten zählt, sieht man ja am weniger ausgeprägten Schrumpfungsprozess in den Speckgürteln. Nur gilt das mit der Erreichbarkeit umgekehrt eben genauso. Man ist sehr schnell von den Großstädten auf dem Land, kann dann aber Abends zurück in die Großstadt mit der kulturellen, gastronomischen, etc. Infrastruktur. Denn, ganz ehrlich, diese ist in Sachsen bzw. Ostdeutschland außerhalb der Kreisstädte und touristischen Regionen eben nur noch marginal vorhanden.


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  • ^ Hinzu kommt, dass fast jeder, der nach Leipzig zieht, sei es zur Ausbildung, zum Studium oder zum Arbeiten, automatisch erst einmal in die Stadt gespült wird, weil nur hier, neben der passenden Infrastruktur, ausreichend und vielseitiger Wohnraum zur Miete vorhanden ist. Selbst jemand, der das Landleben schätzt, wird erst einmal nach Leipzig ziehen, wenn er eine neue Arbeit mit Probezeit etc. anfängt.


    Wenn dann nach einiger Zeit die Strukturen in der Stadt gefestigt sind, Familien gegründet werden oder wem die Stadt einfach zu chaotisch ist, der zieht dann eben ins Umland. Dass Leipzig so stark wächst, bedeutet ja nicht, dass jeder hierher will, aber keiner weg. 2001 sind noch knapp 20.000 aus Leipzig weggezogen, 2014 waren es schon 24.000 Menschen gewesen. (Quelle). Von den Fortzügen profitiert auch das Umland, auch wenn sich das in der Statistik kaum bemerkbar macht.



    Zitat von lguenth1

    Wir reden hier ja nicht von der kasachischen Steppe...


    Bei der oftmals trostlos wirkenden Leipziger Tieflandsbucht bin ich mir da manchmal nicht ganz so sicher.

  • Um das gleich noch einzubringen:


    Die hier im DAF schon öfter geäußerten Vermutungen und Prognosen einiger User, dass das Umland von Leipzig bis nach Weißenfels Delitzsch etc. profitieren würde, widerlegt das Amt für Statistik in Sachsen eindrucksvoll:
    Trotz deutlich verbesserter Infrastruktur (S-Bahn, PLUS-Bus des MDV usw.) sinken die Einwohnerzahlen in vielen Umlandgemeinden weiter: "Weder Borna, Delitzsch, Grimma, Schkeuditz und Wurzen konnten an der Anziehungskraft der Messestadt teilhaben."


    LINK


    Das wird sich vermutlich auch nur geringfügig ändern, da LEIPZIG als Stadt den Hype ausmacht. Kein Mensch, der in Düsseldorf, Madrid, Genf, Stuttgart, Hamburg, China oder wo auch immer etwas von "Hypezig" hört, wird am Ende in Borna oder Grimma landen.
    Die meisten, die ins Umland ausweichen, sind bald die, die sich Leipzig nicht mehr leisten können ODER Familien, die es ruhiger wollen und keinen Platz mehr für ihr kleines Stadthaus in der Stadt finden, da die Blockrandbebauung wieder Nr. 1 ist (was auch aufgrund der oft dürftigen Architektur und fehlenden Anpassung an die umgebene Bebauung begrüßenswert ist).


    Sollte Leipzig weiterhin so massiv wachsen und pro Jahr eine ganze Kleinstadt aufnehmen müssen (ca. 10-15.000 p.a.), werden wir sicher bald vor Problemen stehen, was Schulen, Kitas, Straßen, Straßenbahnen/S-Bahn, Wohnraum u.v.m. angeht. Wenn man dann das Tempo sieht, wie die Stadt bei einigen Dingen voran kommt, überholt sie die Realität noch morgen (z.B. benötigte Schulen, die heute schon gebraucht würden und jetzt erst in die PLANUNG gehen, d.h. vor 2018/19 nicht verfügbar sind).


    Zu der leidigen Diskussion um Flüchtlinge, Migranten und Co. weiter vorn spare ich mir Anmerkungen. Diese "Grabenkämpfe" a la Rassisten- vs. Gutmenschen-Blabla sind genau das, was Deutschland weiterhin spalten wird, so dass die Politik genau weiß, dass sie Jahr für Jahr Milliarden ohne Konsequenzen verschleudern kann, weil das Volk sich nicht einig wird. Wer einmal "Der reale Irrsinn" von extra3 gesehen hat weiß, wie viel Geld Bund, Land und Kommunen Jahr für Jahr sinnlos verbraten und jammern, es fehle Geld an allen Ecken für Schulen, Bildung, Straßen, LVB (da lokal gesehen ganz besonders!) uvm.

  • Irgendwie finde ich den Satzteil "Die Städte sind dabei wenig hilfreich" immer noch nicht ganz passend.[...]


    Das war zugegeben auch etwas flapsig formuliert. Für Sachsen sind Dresden, Leipzig und zunehmend auch Chemnitz natürlich Gold wert, weil sie zunehmend eine Abwanderung in Großstädte anderer Länder verhindern.
    Ich hatte hier auch schon mal die Hoffnung geäußert, dass sich der klassische Stadt-Land-Gegensatz bei den Nachkommen ausgleicht oder gar umkehrt. Die Statistiken sind diesbezüglich aber bei den heutigen Stadtgrenzen, die ja sehr weit gefasst sind, nicht mehr ganz so aussagekräftig wie früher, als der räumliche Stadt-Land-Gegensatz noch viel stärker war.
    Letztendlich wird es nicht die Lösung sein sich nur auf die Großstädte zu konzenztrieren und das Land abzuschreiben. Das wär schon kulturhistorisch unverantwortlich. Gerade für ein vergleichsweise dicht besiedeltes Land wie Sachsen muss das Ziel eine möglichst enge infrastrukturelle Vernetzung von Stadt und Land sein. Dazu zählen in erster Linie der Ausbau des regionalen und überregionalen ÖPNVs sowie der Netzausbau. Da läuft zurzeit leider vieles verkehrt.


    #892: Die Behauptung mit der weltweit niedrigsten Geburtenrate in Deutschland sollte man nicht zu ernst nehmen, wenn man die Eurostat-Statistik fürs Jahr 2014 ansieht (siehe http://ec.europa.eu/eurostat/d…-releases/-/3-15032016-BP).[...]


    Das seh ich ganz ähnlich. Wenn ich die Zahlen richtig im Kopf habe, dann waren etwa 70-75% von mehreren Hunderttausend Flüchtllingsmigranten letztes Jahr männlich. Da Männer keine Kinder bekommen, drückt das diese Kennziffer also eher weiter in den Keller. Auch wenn wir die unkompliziertere Arbeitsmigration aus den EU-Staaten wie Spanien oder Osteuropa anschauen, so zeigt die doch eher, dass viele Leute nur hier arbeiten um Geld zu verdienen und hier nicht sofort sesshaft werden und eine Familie gründen.

  • Letztendlich wird es nicht die Lösung sein sich nur auf die Großstädte zu konzenztrieren und das Land abzuschreiben. Das wär schon kulturhistorisch unverantwortlich. Gerade für ein vergleichsweise dicht besiedeltes Land wie Sachsen muss das Ziel eine möglichst enge infrastrukturelle Vernetzung von Stadt und Land sein. Dazu zählen in erster Linie der Ausbau des regionalen und überregionalen ÖPNVs sowie der Netzausbau. Da läuft zurzeit leider vieles verkehrt.


    Da sind wir doch mal fast einer Meinung. Allerdings gibt es auch im Sachsen jenseits der drei Großstädte erhebliche Unterschiede. Immer wieder ganz interessant ist ein Blick auf die Karte des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung in der Studie "Im Osten auf Wanderschaft", auf der die zentralörtliche Funktion ostdeutscher Gemeinden - unterschieden von sehr zentral bis sehr peripher - dargestellt ist (S. 17):


    http://www.berlin-institut.org…I_WanderungOst_online.pdf


    https://www.facebook.com/Leipz…700339301/?type=3&theater


    Das zentrale weitere Umland von bzw. die Ballungsräume Dresden, Leipzig-Halle und auch Chemnitz-Zwickau (bis Plauen) werden sich nach meiner Einschätzung weiter entwickeln, die Einwohner_innenzahlen steigen oder zumindest stabilisieren. Für periphere Regionen wie das obere Vogtland, Erzgebirge, die Lausitz oder die Dübener Heide sehe ich allerdings schwarz. Ich gehe davon aus, dass es da noch weiter mit den Bevölkerungszahlen abwärts geht als schon jetzt in der 6. Regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung angegeben. Die sehr großen sächsischen Landkreise verwischen da einige Entwicklungen, die bei einer feineren Kartierung viel deutlicher werden.

  • Das sind Probleme, die in Südwestsachsen seit langem zu beobachten sind. Schon vorm Zweiten Weltkrieg war die Bevölkerung im Vogtland und (West)-Erzgebirge für damalige Verhältnisse überaltert und das Wachstum gering. Plauen schrumpfte mit der Krise der Textilindustrie gar ab 1912 entgegen der allgemeinen Entwicklung deutlich und stagnierte bis 1939 faktisch. Die Aktivitäten der Wismut brachten nach 1945 im Erzgebirge einen künstlichen Aufschwung und Zustrom von Menschen, da sich unmittelbar nach dem Krieg nirgends so viel Geld verdienen ließ wie hier. Schon ab Mitte der 50er ging es allerdings wieder deutlich abwärts. Hinzu kam und kommt noch die geopolitisch abseitige Lage an einer neuen Sprachgrenze mit den dazu auch noch deutlich spärlicher wiederbesiedelten böhmischen Sudetengebieten. Alles keine guten Voraussetzungen. Hier hat sich nach Jahrzehnten der Abwanderung auch so etwas wie eine Kettenwanderung eingestellt, die ganz schwer aufzufangen ist.


    Grundsätzlich aber ist Sachsen gut aufgestellt mit Städten die anders als bspw. in den weiten Mecklenburgs auch in abseitigeren Lagen Oberzentrumsfunktionen erfüllen können. Freiberg wird zwischen Chemnitz und Dresden noch eine wichtige Rolle spielen. Im Osten sehe ich Bautzen (sehr hohe Geburtenrate) und Görlitz auf einem guten Weg. Zittau wird es durch die äußerst abseitige Lage weiter sehr schwer haben. Auch der riesige polnische Tagebau direkt hinter der Grenze ist da sicher alles andere als ein Standortvorteil. Man versucht hier zwar eine enge Kooperation mit dem tschechischen Reichenberg (Liberec) aufzubauen, aber das wird noch lange dauern bis die deutlich erkennbare Früchte trägt. In Nordsachsen bin ich auf Torgau gespannt. Liegt nicht mehr im Leipziger Einzugsgebiet hat aber einen S-Bahn-Auschluss der im Osten ja auch bis Hoyerswerda reicht.

  • Als würde man nicht aus jeder sächsischen Gemeinde in maximal einer halben Stunde in einem der drei Oberzentren sein und dafür in einer meist liebenswerten Gegend mit etlichen Vorteilen landen, die man in der Großstadt vielleicht länger suchen muss (Landschaft, Nähe zu Natur und Freizeit, Vereinsleben, etc.). Wir reden hier ja nicht von der kasachischen Steppe...


    Nun sind jedoch liebliche Landschaft, Wanderwege und Spaßbäder sowie reges Vereinsleben - so es dies denn tatsächlich geben sollte - nicht unbedingt das, was viele jüngere Menschen, darunter eben auch (angehende) Lehrer_innen, suchen. Oder die das, was sie suchen, kompensieren könnten. Zumal wenn das rege Vereinsleben so aussieht wie aktuell wieder beim Heimatverein Colmnitz e.V. Bezeichnend ist dabei nicht nur der Vorfall selbst:


    "Der 1400-Einwohner-Ort Colmnitz hatte am Wochenende die Ersterwähnung der Gemeinde im Jahr 1346 gefeiert. Bei einem Festumzug traten laut Augenzeugen sechs Teilnehmer als Wehrmachtsoldaten verkleidet auf. An ihren Kostümen waren auch das verbotene Hakenkreuzsymbol und nationalsozialistische Abzeichen zu erkennen, einige fuhren in Militärfahrzeugen durch den Ort - auf den Wagen waren Maschinengewehrattrappen zu sehen."


    Bezeichnend ist auch die Reaktion des Vereinsvorsitzenden:


    Hakenkreuze beim Dorfumzug: Heimatverein Colmnitz wehrt sich gegen Kritik
    http://www.spiegel.de/politik/…gen-kritik-a-1094840.html


    NS-Verherrlichung beim Stadt- oder Dorffest - hier auch nicht zum ersten Mal - , rassistische Grundstimmung und Proteste vom "Bitte flüchten Sie weiter"-Sticker bis zu Ausfällen wie in Clausnitz und auch hier wieder das Zusammenrücken der Dorfgemeinschaft und die Reaktionen der Dorfvorsteher und Bürgermeister_innen, der "Bible Belt" Deutschlands zwischen Vogtland und Erzgebirge (http://www.nzz.ch/internationa…tesfuerchtigen-1.18644793), der "Schweigemarsch für das Leben", der am 6. Juni 2016 zum siebten Mal in Annaberg-Buchholz stattfinden wird, die Wahlergebnisse .... etc. pp. . Wer wird da freiwillig als junge Lehrerin aus anderen Ecken dieser Republik etwa ins Erzgebirge ziehen wollen?


    Ich weise noch mal auf den neulich schon verlinkten Artikel im Kurier.at vom 29.5.2016 über die Gründe der Abwanderung aus der österreichischen Provinz hin:


    "'Viele junge Frauen streben eine höhere Ausbildung an. Hinzu kommt, dass auf dem Land eher noch patriarchale Strukturen mit starken Geschlechterrollen herrschen.' Das treibe viele Frauen in die Stadt."


    Warum Frauen das Land verlassen
    Der Soziologe Rainer Rosegger und die Universität Klagenfurt gingen den Motiven für Abwanderung nach.
    http://kurier.at/politik/inlan…and-verlassen/201.400.241


    IDW, 18.05.2016 15:04
    Auf dem Land fehlen junge Frauen
    https://idw-online.de/de/news651488


    In verschärfter Form gilt das auch genauso für die sächsische Provinz, insbesondere die Randzonen im Süden und Osten. Und dieser Entwicklung wird man nicht mit Infrastrukturmaßnahmen wie neuen Ortsumgehungen oder mit neuen Radwanderwegen beikommen können, insbesondere nicht, wenn man wie die CDU-geführte Landesregierung nicht mal das Problem erkennen will, weil da die eigenen Wähler_innen sitzen. Zumindest die, die noch nicht zur AfD abgewandert sind und die nun bei der Stange gehalten werden sollen.

  • Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsentwicklung


    Trotz deutlich verbesserter Infrastruktur (S-Bahn, PLUS-Bus des MDV usw.) sinken die Einwohnerzahlen in vielen Umlandgemeinden weiter: "Weder Borna, Delitzsch, Grimma, Schkeuditz und Wurzen konnten an der Anziehungskraft der Messestadt teilhaben."


    http://www.lvz.de/Leipzig/Loka…g-und-Dresden-profitieren


    Der LVZ-Artikel greift eine neue Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsentwicklung (BiB) auf:


    Grafik des Monats – Mai 2016
    Umzüge von West nach Ost: Berlin und Sachsen machen den Unterschied
    http://www.bib-demografie.de/D…_gdm_binnenwanderung.html



    „Die Trendumkehr ergibt sich neben dem Hauptstadteffekt und die an Berlin gekoppelte Suburbanisierung in Brandenburg durch veränderte Wanderungsmuster in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern, wobei Sachsen mit ganz bemerkenswerten Wanderungsgewinnen für Leipzig und Dresden heraussticht“, erklärt der Geograf Dr. Bernhard Köppen vom BiB. Generell zeigt sich, dass vor allem größere Städte mit ihrem jeweiligen Umland attraktiv für Zuwanderer sind. Die weitaus meisten Kommunen im Osten verzeichnen allerdings weiterhin Abwanderungstendenzen und können keine Trendumkehr konstatieren.


    In der F.A.Z. vom 30.5.16 wird Köppen mit einem weiteren Satz zitiert, der zwar sehr zutreffend ist, aber dennoch in der Betitelung der allermeisten Artikel und im Verharren in alten Deutungs- und Referenzmustern (Westen vs. Osten) völlig untergeht:



    Insgesamt profitierten rund ein Drittel der ostdeutschen Gemeinden von Zuwanderung, in den anderen zwei Dritteln habe sich wenig geändert. „Das Ganze ist heute weniger eine Frage von West und Ost, sondern der Unterschiede zwischen Regionen“, sagte Köppen rund ein Vierteljahrhundert nach der Einheit mit Blick auf das gesamte Land. Auch im Westen gebe es enorme Unterschiede. Während die Bevölkerung Bayerns in diesem Zeitraum fast durchgehend gewachsen sei, halte der Abwärtstrend im Saarland an. Das kleinste westdeutsche Flächenland ähnele von der Struktur dem Osten. Niedersachsen und Schleswig-Holstein profitierten dagegen wohl von der Nachbarschaft zu den Stadtstaaten Hamburg und Bremen.


    http://www.faz.net/aktuell/wir…-bib-studie-14260530.html

  • Entwicklung der Bevölkerung des Freistaates Sachsen zwischen 31.12.2014 und 30.11.2015
    https://www.statistik.sachsen.…ev/Bev_Z_Gemeinde_akt.pdf


    Borna: 19.381 - 19.642 - 261 - 1,3
    Delitzsch: 24.911 - 24.880 - -31 - -0,1
    Grimma: 28.411 - 28.321 - -90 - -0,3
    Schkeuditz: 17.150 - 17-420 - 270 - 1,6
    Wurzen: 16.327 - 16.336 - 9 - 0,1


    Borna und Schkeuditz wuchsen wiederum im letzten Jahr, ebenso


    Taucha: 14.832 - 15.074 - 242 - 1,6
    Rackwitz: 4.865 - 4.915 - 50 - 1,0
    Wiedemar: 5.179 - 5.203 - 24 - 0,5
    Markkleeberg: 24.110 - 24.246 - 136 - 0,6
    Markranstädt: 14.894 - 15.106 - 212 - 1,4
    Naunhof: 8.528 - 8.591 - 63 - 0,7


    Diese Zuwächse werden - natürlich ohne das nun belegen zu können - überwiegend keine direkten Zuzügler_innen sein, sondern Ausweichbewegungen aus Leipzig, wobei offenbar wichtig ist, dass es weiterhin eine gute Anbindung gibt. Und diese Ausweichbewegungen werden, davon bin ich überzeugt bzw. sehe dafür auch deutliche Anzeichen, kurz- bis mittelfristig auch Wurzen, Weißenfels, Zeitz, Pegau, Groitzsch und andere Kleinstädte in der Peripherie mit halbwegs guter S-Bahn-Anbindung erreichen. Bis das statistisch durchschlägt und vor allem bis die Zuzüge den Überhang der Sterbefälle ausgleichen können wird es wohl noch etwas dauern. Wichtig sind neben den absoluten Zahlen aber auch Fragen wie: Welche Alters- und Einkommensgruppen ziehen aus welchen Motiven um? Wie ändert sich der Blick auf die neue Wahlheimat auch bei dem eigenen (städtischen) Umfeld? "Was geht dort und kann man dort leben?"


    Bericht zu der Veranstaltung „Raus auf´s Wurzener Land“ am 11. März 2016
    http://akiw-leipzig.de/tag/wurzen/
    http://www.lvz.de/Region/Wurzen/Raus-aufs-Wurzener-Land
    http://www.lvz.de/Region/Wurze…overanstaltung-in-Leipzig



    Kloster Posa
    https://www.facebook.com/Kultu…tte.Kloster.Posa/?fref=ts


    taz, 18. 10. 2014
    Strukturwandel in Ostdeutschland
    Auferstehung mit Ruinen
    In Zeitz, der Stadt des Maschinenbaus, der Kinderwagen und Klaviere, hat die Deindustrialisierung gewütet. Doch es gibt erste Zeichen der Erholung.
    http://www.taz.de/!5030974/


    ... .

  • Zitat von Valjean

    Wie hoch war der Anteil der Leipziger Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund vor 25 Jahren: 2% oder vielleicht 5%?
    Ich weiß es nicht aber mehr als 5% werden es wohl nicht gewesen sein und das bedeutet, dass sich innerhalb von 25 Jahren dieser Wert enorm erhöht hat (20%).


    Was gibt dir die Gewissheit, dass sich dieses Wachstum auf einen Wert (weit) unter 40% einpendeln und nicht weiter ansteigen wird?


    Mich macht diese Entwicklung traurig


    Ich musste ein wenig mit mir hadern, auf diese Aussage überhaupt zu antworten. Dein Weltbild scheint offenbar so gelenkt, dass du nicht in der Lage bist, die Fakten zur Kenntnis zu nehmen und zu differenzieren, aber gern Äpfel mit Birnen vergleichst, wenn du eine Dokumentation des BBC hier verlinkst. Dabei lässt du in deiner Kommentierung die historischen Fakten des British Empire außer Acht und glaubst zudem, das Londoner Eastend ließe sich irgendwie mit unserem Kaff namens Leipzig vergleichen.


    Du schreibst, dass die Migrantenquote Leipziger Kinder vor 25 Jahren, ein Jahr nach dem Ende der zweiten Diktatur also, vielleicht nur 2 oder 5 Prozent betrug und möchtest damit wohl suggerieren, dass das Leben damals besser war, wenn dich die Entwicklung in Leipzig aus deinem Schweizer "Exil" so traurig macht. 25 Jahre später bestimmen auch Freunde, Bekannte und Kollegen von mir, die schwedischer, australischer, kanadischer, portugiesischer und chinesischer Abstammung sind, die Leipziger Statistik der Migranten. Die wären vor 25 Jahren wohl kaum freiwillig nach Leipzig gezogen. Was genau macht dich daran jetzt traurig?


    Du pickst dir zudem in der Diskussion mit mir die höchste Quote der 6 bis 15-Jährigen heraus (21 Prozent), um argumentativ dagegenhalten zu können, obwohl ich von der Gesamtquote aller Altersgruppen gesprochen habe, und die belief sich Ende 2015 auf 12,3 Prozent. Aber was zählen schon Fakten.


    Btw, die L-iz wartet heute mit einem recht interessanten Artikel auf, der die Migration nach Leipzig näher beleuchtet. Auffällig für Julke war nicht nur die Zunahme aus Kriegs- und Krisengebieten im Nahen Osten, sondern auch die Zunahme innerhalb eines Jahres aus europäischen Ländern nach Leipzig wie Griechenland (+141), Italien (+199), Spanien (+162) sowie Frankreich (+151) und Großbritannien (+119). Darüberhinaus fällt auch die Zunahme aus Ungarn (+102) und Polen (+189) auf. Der Autor vermutet sicher nicht zu unrecht, dass überall dort, wo sich autokratische Systeme bilden, das große Kofferpacken beginne.


    Hier die Statistik der Zuwanderung der letzten Jahre. Dieses Jahr schon dürfte die Statistik wieder deutlich ausgeglichener ausfallen.

    Grafik: Stadt Leipzig, Amt für Statistik und Wahlen

  • Vielleicht sollten die alten Damen und Herren ihren Gin and Tonic, ihren Rum, ihren Whiskey/Whisky, die Indian Pale Ales, und ihren morgendlichen Tee aufgeben.


    Alles durch die von Iren im schottischen Glasgow gebauten Schiffen aus den ehemaligen Kolonien nach England gebracht. Vielleicht sollten sie aber auch zu ihren Wurzeln zurückkehren und in ein vor-industrielles Leben zurückgehen...


    Ich sehe diesen Umkehrschluss mitnichten zwangsläufig gegeben.
    Schweden beispielsweise war kein Kolonialreich und hatte dennoch in den letzten drei Jahrzehnten prozentual die meiste außereuropäische Einwanderung aller europäischen Länder zu verzeichnen.


    Japan wiederum ist ein hoch entwickeltes Land mit einer modernen Gesellschaft - und beachtenswerten Whisky-Destillieren - und doch findet fast keine Einwanderung statt.


    Keineswegs spreche ich mich grundsätzlich gegen Einwanderung aus, auch nicht aus afrikanischen und muslimischen Ländern. Es ist meines Erachtens schlicht eine Frage des Maßes, wie viele Leute pro Jahr aufgenommen und integriert werden können.


    Nach meiner Einschätzung wurde dieses Maß im vergangenen Jahr bei weitem überschritten, bei 1,1 Mio. offiziell Eingewanderten und ca. 300.000 nicht registriert Eingewanderten.


    Das wird volkswirtschaftliche Auswirkungen haben, auch auf Sachsen und die Stadt Leipzig. Es führt bereits zu gesellschaftliche Spannungen, in dem sich politische Positionen verhärten:

    Hier die weltoffenen, guten Bürger einer bunten Willkommensrepublik, dort Ewiggestrige und rechtsoffene Angstbürger.


    Zu guter Letzt wohnt dieser Angelegenheit auch ein sicherheitspolitischer Aspekt inne. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.

  • Cowboy:
    Da du mein Schweizer Exil erwähnt hattest: Ich lebe und arbeite in einer Kleinstadt in der französischen Schweiz. Einwohner 22.000, Ausländeranteil: 38% (hierbei sind selbstverständlich nicht die bereits Eingebürgerten berücksichtigt). Die beiden größten Gruppen stellen Portugiesen und Kosovaren. Danach kommen Spanier, Italiener, Afrikaner, Deutsche …


    Der Ausländerquote bei Kindern und Jugendlichen liegt noch mal über dem Mittelwert von 38%.


    Der Kanton Fribourg hat nun seit ein paar Jahren für alle Kinder eine obligatorische zweijährige Vorschule angeordnet, da zunehmend mehr Kinder in die erste Grundschulklasse kamen, deren Sprachkenntnisse unzureichend waren.


    Mein Sohn befindet sich zurzeit auf solch einer Vorschule. Vor der Einschulung wurde seitens der Schulbehörde penibel darauf geachtet, dass die Kinder gleichmäßig verteilt werden und dass immer ausreichend Kinder von Muttersprachlern in den einzelnen Klassen sind. Mitarbeiter von der Schulbehörde riefen bei allen „ausländischen“ Eltern an, um das französische Sprachniveau des Kindes zu ergründen.


    Es gibt hier viele Kinder, ich würde sagen deutlich mehr als in deutschen Kleinstädten und das ist schön.


    Die Frage die ich mir stelle, sind die deutschen Behörden und Ämter (Bund, Land und Stadt --> Leipzig) willens und mit den notwendigen Ressourcen ausgestattet, solche für die Integration wichtigen Maßnahmen zu ergreifen, wenn es vielleicht bald darauf ankommen wird?


    wenn dich die Entwicklung in Leipzig aus deinem Schweizer "Exil" so traurig macht. Was genau macht dich daran jetzt traurig?


    z.B. das Schicksal der alten, abgehalfterten Cockneys in der BBC-Doku oder eine Aussage wie die folgende.


    Im Gegenteil, findet ja eine Art traditioneller Austausch der "westlichen Welt", mit der bunten und jungen Migration in die Stadt und der finanziell besseren Emigration aus der Stadt in das Umland, statt …


    Nichts gegen hedges. Aber der Umstand, dass ein Austausch konstatiert wird, ohne innezuhalten und zu reflektieren, was das womöglich bedeuten mag für die bereits Ausgetauschten und noch Auszutauschenden.


    Also Empathie nicht nur für die, die neu zu uns gekommen sind und noch kommen, sondern auch für jene die schon länger (ihr ganzes Leben) hier sind und nicht zum hippen Teil der Gesellschaft gehören.

  • Die Kleinstädte um Leipzig wollen endlich vom Wachstum der Messestadt profitieren. Eilenburg, "Muldestadt mit grünem Herzen" rund 25km nordöstlich von Leipzig gelegen, hat jetzt eine neue Wohnstandortkampagne mit dem Slogan:


    Eilenburg – das Beste an Leipzig


    Mit diesem Slogan sollen vor allem junge Familien in die Stadt an der Mulde gelockt werden. Die Kleinstädte rund um Leipzig können bislang bekanntlich kaum bis gar nicht am Leipziger Bevölkerungswachstum partizipieren, obwohl man beispielsweise von Delitzsch oder Eilenburg genauso schnell oder gar schneller im BMW-Werk (immerhin 7000 Mitarbeiter) ist als von den meisten Leipziger Stadtteilen.


    Von daher reagiert der Eilenburger Bürgermeister auf die Kritik der Kampagne schon mal ziemlich schroff. Ralf Scheler (parteilos): „Wir haben die einmalige Chance, vom Leipzig-Wachstum zu profitieren. Wir müssen jetzt Geld in die Hand nehmen. Alles andere wäre das Ende. Das möchte ich nicht verantworten.


    LVZ

  • Im verlinkten Artikel wird auch das Thema S-Bahn gestreift. In dem Zusammenhang ist es mehr als unverständlich, dass der Freistaat und auch Sachsen-Anhalt dem weiteren Ausbau so feindlich begegnen. Denn wenn man sich das Netz der S-Bahn mal anschaut, dann stellt man schnell fest, dass der Westen, Südwesten und auch der Südosten von Leipzig völlig abgehängt sind.


    Da wird gern behauptet: Hey, die RegioSchüttel, die einmal pro Stunde durchkommt, ist doch ein voller Ersatz. Stimmt aber nicht. Allein der Begriff S-Bahn hat einen nicht zu unterschätzende psychologische und auch attraktivitätssteigernde Wirkung.


    WENN man denn seitens der Landesregierung den Aufschwung von Leipzig auch infrastrukturell unterstützen wöllte, müsste man schnellstmöglich über den Anschluss von Grimma und (ja, auch) Döbeln nachdenken. Die Linie könnte auf der anderen Seite über Leutzsch und Markranstädt nach Weißenfels geführt werden.


    By the way: vor einiger Zeit gab es aus der Stadt Zeitz eine offizielle Forderung nach einem S-Bahn-Anschluss, weil man sich dort natürlich auch als peripherer Wohnstandort für den Raum Leipzig empfehlen möchte. Besagte Forderung wurde aus Magdeburg natürlich abgebügelt mit der Begründung: Seid zufrieden, dass ihr überhaupt einen Bahnanschluss habt.


    Und dass über den Bau des Elster-Saale-Kanals ernsthaft nachgedacht wird, eine S-Bahn Leipzig-Merseburg aber nicht mal in kühnen Träumen angedacht werden darf, das zeigt, wie "toll" die Entwicklung wirklich ist und wie wenig man in Dresden und Magdeburg von einer zeitgemäßen Entwicklung des Großraumes Leipzig verstanden hat.

  • H. Simons prognostiziert 100.000 neue Einwohner_innen bis 2030

    In der heutigen LVZ finden sich gleich zwei Artikel zum Einwohner_innenwachstum in Leipzig und seinem Umland. Im Regionalteil referiert Jens Rometsch den Vortrag des Vaters der ‪Schwarmstadt‬-Theorie, Prof. Harald Simons, beim 27. Leipziger Immobiliengespräch.


    Demnach verhält es sich mit den unterschiedlichen Prognosen zum Leipziger Einwohner_innenwachstum recht einfach: Die Wahrheit liegt Simons zufolge ungefähr in der Mitte.


    Die aktuelle Bevölkerungsprognose der Stadt, der zufolge Leipzig bis zum Jahr 2030 um 150. 000 auf 722. 000 Einwohner_innen wächst, sei unrealistisch. Das für Leipzig entscheidende Einzugsgebiet, aus dem 80 Prozent der Zuzüge stammen,, falle verhältnismäßig klein aus. Es umfasse nur zehn Prozent von Deutschland. Obendrein wären dort schon etliche junge Leute weggezogen. „Leipzig zieht stark aus einem Gebiet, wo bald keiner mehr ist.“


    Jedoch bezweifelt er auch die 6. regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Landesamtes in Kamenz. Hier wird von einem Anstieg von 70. 000 Einwohner_innen bis 2030 ausgegangen. Simons: „Landesprognosen schwächen die Trends immer massiv ab. Je höher sie die Zahlen für die ‪#‎Schwarmstädte‬ ansetzen würden, desto niedriger müssten die für Hoyerswerda sein.“ Dies hätte zur Folge, dass strukturschwache Gebiete kaum noch Geld bekämen.


    Simons schätzt das Zuwachspotenzial auf rund 100.000 Einwohner_innen bis 2030, so der Professor. „Das ist immer noch ein Hammer.“


    Für diese Menschen müssten - den heutigen Leerstand bereits einberechnet - in dieser Zeit über 50. 000 Wohnungen zusätzlich entstehen. Da sich neue Häuser jedoch nur mit Mietpreisen kostendeckend errichten ließen, die etwa doppelt so hoch wie der aktuelle Leipziger Mietspiegel liegen, ticke hier „eine sozialpolitische Bombe“. Laut Simons sei es Unfug anzunehmen, weil die Einkommen in der Region recht niedrig sind, könnten die Mieten nicht explodieren. „Aus München oder Berlin wissen wir: Erst steigen die Mieten, danach die Einkommen. Ärmere Schichten ziehen aus der Stadt heraus und die Gutsituierten ins Zentrum.“


    Die Großen der Leipziger Immobilienwirtschaft stimmen ein: Dies könne nicht das Ziel des eigentlich erfreulichen Wachstums sein. Christoph Gröner, namengebender Vorstand der CG Gruppe AG, verweist auf ein Forschungsprojekt mit der TU München zum kostensparenden Einsatz vorgefertigter Bauelemente. „In Leipzig fehlt aber ein Masterplan, wie die vielen Zuzüge zu bewältigen sind.“ In das gleiche Horn bläst Hannes Koefer, Vorstand der Stadtbau AG: Die Planung von Schulen dauere zu lange. Die
    Bodenpreise würden explodieren, obwohl Leipzig anders als Köln über genug innerstädtische Flächenreserven verfüge. Die geringe Eigentumsquote von 18 Prozent werde kaum genutzt, um etwa durch geförderte Mietkaufmodelle für Familien soziale Sicherheit zu schaffen.


    Letztlich sieht Simons jedoch kein Markt-, sondern lediglich ein Politikversagen: „Wenn in Leipzig die Bodenpreise drastisch steigen, ist das ein Versagen der Politik, die nicht genug Bauland ausgewiesen hat." Dabei blendet er vor allem den Einfluss aktueller Strategien von Anleger_innen aus ganz Deutschland und der Welt aus, aber auch die Tatsache, dass ein beträchtlicher Teil der Leipziger Bauflächen - insbesondere Lückenschließungen und innerstädtische Brachflächen - ohne vorherige Ausweisung von Bauland und ohne Bebauungspläne nach § 34 Baugesetzbuch bebaut werden kann. Viele dieser Flächen dienen jedoch lediglich als Spekulationsobjekt. Nicht wenige der kleineren Baulandreserven, insbesondere aber die großen Bauflächen auf ehemaligen Bahngeländen wie hinter dem Bayerischen Bahnhof oder auf dem Eutritzscher Freiladebahnhof sind bereits im Besitz großer Immobilienfirmen, allen voran die beiden genannten Firmen CG Gruppe AG und Stadtbau AG.

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    Ich war bei der Veranstaltung der Stadt wo es um die Prognosen ging und muss sagen im Quartalsbericht ist ja zu sehen welches Einzugsgebiet Leipzig hat und vor allem auch wie es sich Ausgeweitet hat in den Jahren. Außerdem besitzt wie in den letzten Quartalsberichten auch berichtet, Leipzig als eine der wenigen Großstädte in allen Altersbereichen einen positiven Wanderungssaldo. Ich glaube nicht das es zu einem versiegen von zuzugsmöglichen Personen kommt.


    Das die 6. regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Landesamtes so weit unterhalb bleibt ist auch dem BBSR geschuldet. wie du auch geschrieben hast sowie auch in der Diskussionsrunde nochmal erwähnt worde gibt der BBSR die Gesamtzahlen für das Bundesland vor und das Landesamt muss diese dann für die eigene Vorrausberechnung nutzen. Leider geht der BBSR immernoch von viel zu niedrigen Zahlen aus und beachtet das Wachstum der Großststädte nicht. Dabei passiert das, wie du schon sagtest, dass man die Wachstumskerne nicht akkurat abbilden kann, sonst bleibt kein "Wachstum" bzw keine zu verteilende Bevölkerung für den rest übrig und dort müsste ein höheres Schrumpfen angenommen werden als was tatsächlich passiert.


    Ich persönlich sehe dort auch ein Problem in der Diskrepanz zwischen Einkommen und für den Neubau benötigte Mindestmiete. Meine Meinung würde das aber es eher zu einem Absinken des Zuzuges kommt auf ein Niveau von Dresden, als zu einem starken ansteigen der Mieten da dazu ein zu großer Teil der Bevölkerung betroffen ist. (Armutsgefährdung liegt ja immernoch bei gut 23 %)

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    Na, endlich bringt es mal jemand auf den Punkt.
    Politikversagen ist genau das, was es trifft. Oder eher Politikschlaf?


    Man bejubelt überall den Zuzug wo es nur geht, hat als "Herzensprojekt" (B. Jung) den Lindenauer Hafen und vergisst dabei jedes mal, dass Kaltmieten von 8-13 Euro für weit >50% der Bevölkerung Leipzigs auch in 5 Jahren noch nicht leistbar sein werden, außer Porsche und Co. stellen 50.000 Mitarbeiter (keine Leiharbeiter) ein.


    Es zieht sich quer durch alle Themen...


    - Kitas, Schulen wurden jahrelang geschlossen, selbst wo Leipzigs Wachstum 2004 begann wurde nicht viel geändert. Ein Konzept folgte erst Jahre später, wo das Wachstum mehrere Jahre anhielt. Das Konzept ist schon wieder überholt, da das Wachstum parallel deutlich anzog.
    - ÖPNV - die LVB hatten bei der TRAM den letzten Netzwechsel 2001. Das verwirrende System wurde auf das heutige Netz umgestellt. Soweit, so gut. Es fielen aber auch viele umsteigefreie Querverbindungen weg, einige Streckenabschnitte sind komplett zurückgebaut, wo man heute sehr einfach Umleitungen etc. fahren könnte (bspw. von der Eisenbahnstraße zur Wurzener Straße oder im Bereich der August-Bebel-Straße gab es mal Gleise). Seitdem (2001) sind deutlich über 60.000 Personen nach Leipzig gezogen, einzig die Fahrtleistung nahm null zu - sie nahm gar ab. Einstellung der Linie 14 nach Eutritzsch, Linie 2 nach Lausen oder 8 nach Miltitz nur als Beispiele. Eine Änderung dieser Politik ist nicht in Sicht, neue Bahnen tauschen nur die alten aus, ein Puffer für neue Strecken, Linien oder anderes ist nicht vorgesehen. Während DD oder MD ganze Strecken neu errichten ,passiert hier: nichts.
    - Wohnen: Man hat ein Konzept aufgestellt und das war's eigentlich auch. Sozialer Wohnungsbau ist durch Bund und Land jahrelang vernachlässigt worden. Trotzdem könnte die Stadt mehr mit Investoren zusammenarbeiten, statt schwammige Ziele zu formulieren. Gute Beispiele aus anderen Ländern und Städten gibt es genug. Die Stadt kann auch da mehr tun.

  • Das aus heutiger Sicht gesehene Versagen, kommt wohl auch aus der tiefen Wurzel, das die neuen Bundesländer in Statistiken steht's als miserabel da standen.
    Heute sollte man schon aufstehen und etwas machen.
    Jaja..ich nehme mal wieder meine Stadt als Beispiel, sehe aber genau den Weg, den man scheinbar in Leipzig noch nicht erkannt hat zu gehen.


    Immerhin hat meine Stadt die Zeichen erkannt und Investiert die letzten Jahre sehr intensiv in die Schulen und nun auch in Kitas.
    Chemnitz ist somit für ein Wachstum gerüstet, auch wenn man das mit Leipzig nicht vergleichen kann.

  • Ich kann die Städte schon verstehen, dass sie mit der Ausweisung von Flächen für Wohnungsneubau vorsichtig sind. In den 90ern hat man einige Flächen zum Geschosswohnungsbau ausgewiesen und ist dann entweder ganz oder auf halb bebauten Flächen sitzen geblieben.

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    Naja die Stadt musste sich da an die Landesvorgaben halten und die Schülerzahlen sind ja damals zusammengeschrumpft ohne Ende.


    Die L-iz erwähnt es immer wieder und ich muss ihr recht geben das wir in einer armen Stadt leben. Sie ist ja fast immer in einer Haushaltssperre und die Einnahmen reichen nie um nur annähernd den schon bestehenden Investitionsstau abzubauen. Leipzig ist immer auf Fördergelder angewiesen und wenn man sich den Wohnungsbau anschaut bringt der Stadt ja auch Neuausweisungen nichts. Den Neubau ist durch die Bundesvorgaben für Energieeffizienz und etc so hoch das man nicht mehr günstig bauen kann wenn man keine "neuen Plattenbau" will. Das Geld für den Sozialen wohnungbau kommt ja auch vom land und das zahlt es nicht aus. Leipzig ist hier halt in der Zwickmühle auf Wachstum zu stellen und zu investieren aber hat dafür eigentlich kein geld und wird auch zu gering durch den Freistaat unterstützt um das Wachstum zu schultern. Aber das hatten wir auch alles schonmal hier so das wir mit dieser Diskrepanz leben müssen, wenn nicht der Freistaat anfängt die Städte ausreichend zu unterstützen oder sich wirtschaftlich die Stadt in einen noch größeren Boom an Arbeitsplätzen und Firmengründungen bewegt.