Leipzig: Stadtleben

  • Also ich wäre hier auch vorsichtig mit Aussagen. Vor 10 Jahren hat man sich gefreut, dass die Stadt nicht mehr Einwohner verliert. Vor 7 Jahren freute man sich, dass die Stadt wieder wächst. Und vor ca. 5 Jahren zog die Dynamik so an, dass man seit ca. 3 richtig boomt. Seit nun ungefähr 2 Jahren ist klar, dass Leipzig nicht mehr nur aus dem direkten Umfeld zieht sondern auch aus ganz anderen Gegenden Deutschlands. Seit 2014 befindet sich das Levante in einer extremen humanitären Krise. Von welcher nun auch die besser vernetzte und internationalere Stadt Leipzig auch nicht verschont (nicht negativ) wird. Desweiteren sind die wirtschaftlichen Kennzahlen seit ca. 2008/9/10 sehr positiv was die Arbeitsmarktentwicklung angeht. Jetzt wäre ich gerne OB in Leipzig und ließe mir von Ratschlägen die Schultern weich klopfen...


    Worüber diskutiert man da eigentlich? Bis vor wenigen Jahren war die Stadt nicht in dieser Situation, in welcher sozialer Wohnungsbau dringend erforderlich war. Dazu eine Sparpolitik, welche vom Bund über die Länder an die Kommunen weiter getragen werden. Selbst wenn man im Rathaus nun von einem dauerhaften Wachstum der Stadt bis 700.000 Einwohner ausgeht, bedeutet es noch lange nicht das der Freistaat hier mitzieht. Und dies tut dieser nicht. Jetzt wollen alle sozialen Wohnungsbau, soziale Einrichtungen, Bildungseinrichtungen, neue Infrastrukturprojekte, trotzdem eine grünere Stadt, etz. etz. etz.


    Die Stadt versucht hier sehr viel. Es gibt die Planungen für die Stadt mit 700.000 Einwohnern, neue Bauprojekte werden versucht zu schultern, es gibt mehr Bürgerbeteiligung, und man will trotzdem noch die Schulden senken um mehr Handlungsspielraum zu erlangen. Das ist wahnsinnig viel auf einmal und kann schon logistisch nicht in einem halben Jahrzehnt verwirklicht werden.


    Was mich an der "Rechnung" von Simons etwas stört sind so einige Dinge welche zwar kontextualisiert werden, aber nicht aufeinander reagieren. Bei dem derzeitigen Wachstum der Stadt frage ich mich sowieso, wie hier das Lohngefüge so stark steigen kann? Desweiteren nervt diese permanente Simplifizierung des Wachstums Leipzigs auf das Mietniveau. Der Stadt fehlen in etlichen bereichen mittlerweile Arbeitskräfte und das nicht nur im verarbeitenden Gewerbe und im niedrigen Dienstleistungssektor. Auch Finanzinstitute und Institute suchen nach Fachangestellten und Akademikern. Außerdem gibt es gegenwärtig keine starken Gentrification-Prozesse welche eine starkes Gefälle zwischen den Satelliten wie Grünau und den Innenstadt nahen erkennen lassen. Vielmehr kristallisieren sich die ehemaligen "gehoben" Stadtviertel und die Studenten sowie Kreativen revitalisieren die alten Industrieviertel.


    Hier werden zu viele Dinge - welche ohne Frage in der Masse Probleme aufkommen lassen - zusammen vereint. Obwohl diese einzeln bearbeitet werden müssen. In Leipzig gibt es die Problemfelder des Investitionsstaus im Schul- und Kitaneubau, einen aufkommenden Druck im sozialen Wohnungsbau, einen anhaltenden Zuzug von jungen Menschen, einen anhaltenden Zuzug von Arbeitnehmern, eine zunehmenden Migration aus anderen Staaten und Kontinenten, und einen Investitionsstau in Infrastruktuprojekten. Alles muss man auch einzeln betrachten, ansonsten verfängt man sich in einer Verallgemeinerung der ganzen Zusammenhänge. Dabei von unwilliger Politik zu reden halte ich für schlichtweg falsch!

  • es darf auch nicht vergessen werden, dass der Größenzuschnitt der Verwaltung an die Werte der geschrumpften Stadt angelehnt war. Bis dieser finanziell gesichert wieder angehoben werden kann, wird es überall nach Schmalspur-Arbeit aussehen.


    Unabhängig, dass einige Entscheidungen kritikwürdig sind und sein werden.


    Die dynamische Entwicklung wird als unterstellt kontinuierlich angesetzt. Dafür gibt es plausible Gründe, selbst wenn Mangel zu hohen Preisen führt. München hat auch lange deutlichen Zuwachs erlebt.


    Für Leipzig bedeutet es ein Umdenken:
    - keine Mini-popelige Bebauung mehr, größere Mengen an Wohnungen usw.
    - Der Neubaubedarf liegt selbst bei fortschreitender Lückenfüllung und Sanierung bei modellhaften 20 bis 30 16-Geschossern jedes Jahr! (ich nehme deren Wohnungskapazität, diese Volumina kann man sich leicht vorstellen)
    - örtlich müssen die Flächen direkt an oder sehr nahe dem ÖPNV besetzt werden, damit dieser die ansteigende Verkehrsmenge aufnehmen kann
    - Grünanlagen sind tabu
    - Kitas sollten weniger Barackenformat haben, eher die Grundstücke "gründerzeitlich" nach oben mitnutzen
    - Krankenhäuser sind mit Einweihung zu klein
    - Schulen können am Fließband produziert werden
    Einkaufen wird sich weiter dezentralisieren

  • ^
    Hier geht es aber schon los:
    1. Wohnungen kann man auch 5.000 bauen, wenn die alle 8-13 Euro kalt kosten, löst das v.a. die weniger werdenden WE im unteren und mittleren Segment nicht. Ab 8 Euro ist alles hochpreisiges Segment. Noch. Da die KdU der Stadt nicht angepasst wird (wohl auch um nicht gleich wieder Mieterhöhungsanreize zu setzen), fehlt es v.a. am unteren Ende immer mehr und beschränkt sich immer mehr auf Außenbezirke. Ohne Förderung wird die Stadt da auf jeden Fall an ihrer einst so hoch gelobten bunten Mischung verlieren, wo sich jeder fast überall alles leisten kann. Es ist klar, dass ein Arbeitsloser nicht (mehr) in nem Stuckaltbau und 80 qm für 400 Euro leben kann (gab es alles vor 10-15 J.), aber genauso falsch ist der jetzt schleichende Weg, dass innenstadtnah die Preise deutlich über 6,00 steigen und man somit ganz ohne Gentrifizierung Leute verdrängt (sei es durch nötigen Umzug, aber nicht merh in der Umgebung möglich oder durch Mietanpassungen lt. Mietspiegel o. umfangreiche Sanierungen).


    2. Neubaubedarf liegt lt. B. Jung bei ca. 4.000 WE pro Jahr ab 2017, wenn die Stadt weiter so wächst wie bisher. Bisher sind wir irgendwo um 1.500 WE in 2015 (incl. Umnutzung, Sanierung). Das legt gerade zu, wird aber nicht reichen und siehe 1. - Neubau immer über 8,00 kalt, warm bis zu 15,00 € mittlerweile. Auch bei Genossenschaften, da die Baukosten so hoch sind (siehe BGL Connewitz, Unitas Apels Bogen oder Lipsia Grünau o. Gohlis-Süd)


    3. Direkt am ÖPNV ok. Aber die ansteigende Verkehrsmenge aufnehmen? Die Bahnen Busse und S-Bahnen sind teilweise jetzt schon überfüllt. Selbst mittags um 12 hat man manchmal Sardinenbüchsenfeeling, wo weder der "typische" Arbeitsbeginn noch Schulschuss ist.
    Selbst erlebt auf der 4 (aus Reudnitz) oder der 10 (aus Gohlis) ... selbst um 9, 10 oder 12 Uhr teilweise ohne Verspätung hoffnungslos überfüllt. Die neuen Bahnen werden lediglich alte ersetzen, es entstehen KEINE neuen Kapazitäten, ergo können keine neuen Linien oder ähnliches entstehen.
    S-Bahn-Aufstockung im Tunnel ist auch begrenzt und viele Leipziger wohnen schlicht an keiner S-Bahn-Station.


    4. Krankenhäuser UND auch Ärzte:
    Das gibt nicht die Stadt vor, sondern andere. Die Wartezeiten bei vielen Fachärzten und Hausärzten verlängern sich immer mehr, da keine neuen Kapazitäten geschaffen werden. Lt. KVS ist Leipzig ja immer noch >100% und damit überversorgt. Diesen Irrsinn muss man sich mal reinziehen, teilweise wartet man trotz Terminvergabegesetz-Quatsch vom Minister Gröhe weiterhin 3-6 Monate. Dort, wo es schnell n Termin gibt, hat man vllt. 20 km Fahrtweg oder zu dem Arzt will eh keiner...


    5. Schulen am Fliessband? Auch hier braucht es Genehmigungen, Planungen uvm. und vor allem Grundstücke, die in der Lage sind, wo der Bedarf ist. Innenstadtnah sieht es da aber mancherorts mager aus, denn nicht jede Fläche reicht aus oder kann dafür genutzt werden. Wie man am Hbf. Westseite oder Bayr. Bahnhof sieht, passiert wenig trotz dem Willen nach Schulen dort (auch,weil Grundstücksbesitzer manchmal andere Pläne haben).

  • ^^
    völlig richtig! Die Preisstaffelungen der zusätzlichen Wohnungen habe ich bewusst nicht aufgegliedert. NAch meinen Informationen ist der Freistaat Sachsen immerhin schon so weit, dass es auf Landesebene Gespräche gibt, wie ein sozialer Wohnungsbau aussehen und ausgestaltet werden kann. Insofern muss und wird sich irgendwie und irgendwas tun. Wichtig ist, dass die Neubaudynamik dann bereits greift, sonst gehen wertvolle Jahre verloren. Ich glaube mit Verweis auf andere Städte nicht, dass der Zuzug nachlässt, nur weil der Wohnungsmarkt dicht ist, sondern der Mangel würde sich nur verschärfen, alles noch weiter verteuern. Wenn jetzt jedes Jahr die 5.000 WE nicht "erfüllt" werden, kommt diese Differenz on top dazu, dann werden rasch 5.500, gar 6.000 WE jedes Jahr nötig. Die Großprojekte Prager Straße, Grafisches Viertel, neu die Dufourstraße sind zwar ein schöner Happen, doch eben nur ein Happen.


    ÖPNV:
    Ja, es gibt Lastspitzen, gerade auf den wichtigen Zulaufstrecken.
    Aber: Es gibt weitaus mehr Sitzplatzkilometer im Jahr als Fahrgäste im Jahr im Vergleich zu anderen großen Städten. Der Ostplatz ist so ein Kandidat mit Luft in Bussen und Bahnen... Kritisch sehe ich die Potenziale am MTh, die einzige Haltestelle im weiten weiten Umfeld ist das Chausseehaus, welche bereits jetzt von den vollen Bahnen zweier Magistralen frequentiert wird - das ist doof.


    Die S-Bahn hat noch irre viel Luft. So richtig volle Bahnen gibt es kaum, selbst in der HVZ hat sich das Fahrzeugangebot stabilisiert, ein Doppelzug fasst zwsichen 400 und 500 Personen ohne Klaustrophobie, so volle Züge gab und gibt es noch nicht.


    Baugelände (+ Schnippsgröße), welches das S-Bahn-Potenzial ausnutzt wäre folgendes:
    - Neue Messe, Areal zwischen Sachsenpark und Messemulde (2.000 WE)
    - Leutzsch, rund um die S-Bahn, in Summe 3.000 WE
    - Dortmunder Straße / Mockauer Straße, nahe Lpz-Nord (500 WE)
    - Plagwitz Jahrtausendfeld 500 WE
    - Möckern (Olbricht-/Slevogtstraße) , ca. 1.000 WE
    - S-Bf. Wahren (südl. Travniker Straße), ca. 1.000 WE
    - S-Bf Stötteritz, ex Containerbahnhof, ca. 1.000 WE
    - S-Bf Connewitz, ex Trassenfreihaltung Schnellstraße+Heizwerkgelände 2.000 WE
    - S-Bf Bayerischer Bahnhof bis MDR, Areal in Planung, 5.000 WE? (Hat da jemand aktuelle Zahlen?)
    - S-Bf Leuschnerplatz, in Planung, leider doofes Konzept, 500 WE?
    - S-Bf Hbf, in Planung Zollrand, oder wie das Gelände heißt, knapp 1.000 WE
    - S-Bf Mockau (in Bau), Wiederaufbau abgerissene Flächen, ca. 200 WE
    - S-Bf Essener Straße (in Bau), Wiederaufbau und Ergänzung, ca. 200 WE
    - S-Bf. Anger Crottendorf, freie Areale bieten Platz für ? ca. 200 WE
    - S-Bf. Miltitzer Allee, Wiederaufbau abgerissene Flächen, "Eiger-Nordwand" u.a., ca. 500 WE


    Das ist nur mal ins unreine geschätzt, ich komme in unmittelbarer Stationsnähe auf fast 19.000 WE, das sind bei 2,5 Bewohnern rund 50.000 bis 60.000 Einwohner, die ÖPNV-nahe platziert werden können. Wünschenswerte Dinge wie ein S-Bf. Stünz sind da noch gar nicht enthalten. Wichtig ist nur, dass man diese Umfelder nicht mit schwachen, mageren Nutzungen verplempert.


    Die Stadtverordneten haben das verpfllichtende Ziel von 25% Marktanteil ausgegeben, die LVB hat sich selbst 23% zum Ziel gesetzt (nennt es Fokus25), beide glauben noch, dass dies ohne mehr Geld und Angebot geht. Da ist leider die Prozentrechnung dagegen. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass das Angebot eine massive Ausweitung bekommen MUSS. Wie auch immer.


    Punkt 4 und 5 soll zeigen, dass es eine "natürliche" Trägheit gibt, bis alle am Lebensnotwendigen Beteiligten die Wachstumsdynamik abbilden könnne. Über Nacht geht es nicht, nur loslegen muss man, müssen alle.

  • Daß die Stadt vermeidbare Fehler begeht, sieht man meines Erachtens an den unendlichen Geschichten rund um die Bebauung Jahrtausendfeld, Bayerischer Bahnhof oder Leuschnerplatz.
    Dort gibt es keinen zwingenden Grund, die zu bebauende Fläche so klein zu halten (Leuschnerplatz), bzw. stehen sich die Dezernate gegenseitig im Weg (LVZ-Bericht zu Bayerischem Bahnhof) Inwiefern es so lange dauern muß, um die ehemaligen Bahnflächen rund um den Hbf zu bebauen, vermag ich nicht zu beurteilen.
    Auch die Story um die Einstellung der Linie 9 und die fragliche Begrenzung des Zuschusses für die LVB kann man als Fehler werten.


    Einer der Gründe für den starken Zuzug lag doch auch in den günstigen Mieten ... wie wäre es denn mit der These, daß höhere Mieten den Zuzug verringern und den Wegzug verstärken??? :confused:

  • hm, ein Stück weit hat es die Dynamik eingeläutet, das mit den günstigen Mieten. Das ist die Folge der 90er gewesen, als Leipzig stark um irgendeine Bedeutung ringen musste. Dann verbesserte sich die Lebensqualität:
    - neuseenland nahme Gestalt an
    - wichtige Magistralen belebten sich langsam
    - Innenstadt bot bessere Kaufvielfalt
    - verkehrlich verbesserte sich einiges
    - Ankerarbeitgeber im Norden brachten Anerkenntnis
    - selbst die Olympiabewerbung streichelte die Bedeutungsschweresucht
    - der Negativtrend auf dem Hotelmarkt drehte sich um
    - uva.


    Die Möglichkeit schneller ungefilterter Kommunikation (facebook & Co) und Hostels beeinflusste m.E. stark die jüngere Generation überregional, gar international. Denn wer Leipzig gründlich kennen lernte, sah das Potenzial.


    Das konsolidierte die Wachstumsdynamik, mithin wurde weiteres besser:
    - noch mehr Seenlandschaft
    - Wohnen am Wasser
    - noch mehr Kaufvielfalt
    - erstaunlich sinkende Arbeitslosigkeit
    - usw.


    Die günstigen Mieten sind daher nicht mehr aktueller Anziehungsfaktor. Die höheren Mieten sorgen dafür, dass auch wieder vermehrt im Umland gesiedelt wird. Die hierbei mitziehenden Kinder und Jungendliche kommen in 10 bis 15 Jahren wieder als Youngster in die Stadt zurück.... Ein Kreislauf.


    Du hast auch Recht, die Stadt und die städt. Unternehmen agieren irgendwie so, als hätte sie es gar nicht komplett begriffen, was da alles dran hängt. Zumindest wirkt es nicht so. Im europäischen Standortwettbewerb werden jedoch solche Zaudereisünden streng bestraft.

  • Zitat von DrZott

    Einer der Gründe für den starken Zuzug lag doch auch in den günstigen Mieten ... wie wäre es denn mit der These, daß höhere Mieten den Zuzug verringern und den Wegzug verstärken???


    Ich glaube inzwischen, das Bevölkerungswachstum auf die Mieten zurückzuführen ist ein großer Irrtum. Ein Irrtum der 00er-Jahre, das Mantra der sächs. Landesregierung, dass in Leipzig mit Rot-Rot-Grün keine Arbeitsplätze geschafft werden, somit auch kein nachhaltiges Bevölkerungswachstum entstehen kann. Sicher sind günstige Mieten ein (weicher) Standortvorteil, aber kein ausschlaggebender, sonst würden Gelsenkirchen oder Duisburg genauso schnell wachsen.


    Wie nachhaltig das Wachstum inzwischen ist, zeigt doch der Arbeitsplatzzuwachs bei den sozialversicherungspflichtigen Stellen. Allein im letzten Jahr waren es knapp 8.000 dieser Stellen, die neu in Leipzig entstanden sind - mehr als in Thüringen und Sachsen-Anhalt zusammen. Und es sind vor allem Neuleipziger, die diese oftmals gut bezahlten Stellen besetzen.



    Zitat von C.S.

    Die höheren Mieten sorgen dafür, dass auch wieder vermehrt im Umland gesiedelt wird. Die hierbei mitziehenden Kinder und Jungendliche kommen in 10 bis 15 Jahren wieder als Youngster in die Stadt zurück.... Ein Kreislauf.


    Auch hier denke ich, dass keiner aufgrund der höheren Mieten aus der Stadt ins Umland zieht, denn die Mieten im Umland sind oft nicht günstiger als in Leipzig, dafür sind die Wohnungen von der Ausstattung und der Anbindung her schlechter gestellt. Wer aus der Stadt ins Umland zieht, der baut sich in aller Regel ein Häuschen im Grünen für die Familie. Mittlerweile ziehen wieder vermehrt junge Familien raus aus der Stadt, aber aufgrund des enormen Zuzugs fällt dieser Posten trotzdem kaum ins Gewicht.

  • Schwarmverhalten in Sachsen - Zukunft der sächsischen Kommunen

    Pressemitteilung VSWG und vdw - Sachsen vom 23. Juni 2016
    https://www.vdw-sachsen.de/sch…aechsischen-kommunen-aus/



    Zur Studie "Schwarmverhalten in Sachsen" - Präsentation mit 25 Folien:
    https://www.vdw-sachsen.de/dow…warmverhalten_in_sachsen/


    Siehe hierzu auch


    Leipziger Internetzeitung, 24. Juni 2016
    empirica-Studie zeigt, wie Sachsen sich verändert
    Die Zeit der Gießkanne geht vorbei, „Schwarmstädte“ sind das Wachstumsmuster der Zukunft
    http://www.l-iz.de/politik/kas…muster-der-zukunft-142490


    „Das Schwarmverhalten entwertet öffentliche und private Vermögen bei gleichzeitigem Investitionsbedarf. Die Landespolitik sollte versuchen, sich gegen diesen Trend zu stellen“, meint Prof. Dr. Simons.
    Es ist zwar eine ernsthafte Studie. Aber manchmal sind auch Wissenschaftler Traumtänzer. Denn Simons Problem ist: Er sieht nicht die Antriebskräfte, die hier am Wirken sind. Und die sind deutlich stärker als alle Versuche einer Landesregierung, so eine Entwicklung zu stoppen. Denn nichts anderes hat ja die sächsische Regierung seit Jahren getan.
    Doch je mehr sie versucht hat zu bremsen, umso mehr hat sich die Flucht aus den ländlichen Räumen verstärkt.
    Was freilich fehlt (und das kommt in der Studie auch nicht vor), sind Ideen, wie man das Wohnen in ländlichen Regionen wieder attraktiv machen kann – auch für junge Menschen.


    MDR, 23.06.2016
    Binnenwanderung
    Sachsen schwärmen für Leipzig und Dresden
    http://www.mdr.de/sachsen/schwarmstudie-sachsen-100.html


    sz-online, 23.06.2016
    Versteckte Perlen unter Sachsens Städten
    Statt Ost-West-Wanderung gibt es Umverteilung im Land. Für die Verlierer schlägt ein Forscher Sterbebegleitung vor.
    http://www.sz-online.de/sachse…ens-staedten-3427283.html


    FP, 24.06.2016
    Bildungshunger und hippe Kultur ziehen junge Leute in Städte
    In nur wenigen Jahren hat sich in Sachsen eine völlig neue Mobilität entwickelt. Im Sog der Großstädte leert sich mancher Ort im ländlichen Raum. Gibt es noch ein Halten?
    http://www.freiepresse.de/NACH…taedte-artikel9556906.php


    BILD, 24.06.2016
    Bevölkerungsentwicklung
    46 % der Sachsen leben in 4 Großstädten
    http://www.bild.de/regional/dr…aedten-46459444.bild.html


    und andere mehr.

  • Neben dem Blick auf die verschiedenen Altersgruppen anstatt lediglich auf die absolute und relative Einwohner_innenentwicklung ist es auch sinnvoll, sich die Geschlechterverteilung - vor allem wiederum in den jeweiligen Altersgruppen - genauer anzuschauen:


    Dabei hatte ich kürzlich schon einmal auf die neue Studie des BBSR hingewiesen (http://www.deutsches-architekt…showthread.php?p=523647):


    IDW, 18.05.2016 15:04
    Auf dem Land fehlen junge Frauen
    https://idw-online.de/de/news651488


    Nun gibt es eine neue Karte, die das Phänomen der unterschiedlichen Geschlechterverteilung in ganz Europa zeigt und damit auch, dass Leipzig neben den anderen Ballungszentren zu den wenigen Ausnahmen in ganz Ostmittel- und Osteuropa zählt:
    https://citiesintransition.eu/cityreport/women-in-the-city-1


    Der Text zu dem Beitrag "Women in the City #1: The Sex Ratio. Growing imbalance in European Cities" hilft leider kaum weiter.

  • Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, beschäftigt sich erneut mit dem Phänomen der Schwarmstädte und fordert wie auch schon Harald Simons, die Politik solle sich "gegen den Trend stellen und versuchen, das Schwarmverhalten einzudämmen", d.h. vor allem "keine Wachstumsförderung der Schwarmstädte" zu betreiben, wozu beide offenbar auch wohnungspolitische Maßnahmen und Gelder für den sozialen Wohnungsbau zählen.


    „Mit einer gemeinsamen Strategie müssen alle Akteure auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene daran arbeiten, lebendige Zentren in den Abwanderungsregionen zu erhalten und eine volkswirtschaftlich unrentable Überkonzentration unserer Bevölkerung in den Wachstumsregionen zu verhindern“, forderte Gedaschko.


    Der GdW hat daher einen "Zehn-Punkte-Plan zur Attraktivitätssteigerung von Abwanderungsregionen" vorgelegt:


    - Politische Agenda stärker auf Förderung gleichwertiger Lebensbedingungen ausrichten
    - Preiswerten Wohnraum als Standortvorteil in außerstädtischen Regionen erkennen
    - Städtebau- und Regionalförderung stärker auf Abwanderungsregionen konzentrieren
    - Örtliche Infrastrukturen, wie Einzelhandel, Bildungs- und kulturelle Angebote erhalten
    - Erreichbarkeit durch Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs verbessern
    - Breitbandausbau in schrumpfenden Regionen vorantreiben
    - Öffentlichen Raum durch bauliche Maßnahmen aufwerten
    - Bau von Mitarbeiter-Wohnungen als Standortfaktor für qualifizierte Arbeitskräfte
    - Urbanität und Lebendigkeit kleinerer Städte durch Veranstaltungen etc. anstoßen
    - Nachbarschafts- und ehrenamtliches Engagement lokaler Akteure fördern


    Manchen Forderung kann man sich sicherlich anschließen. Aber ob dies den Trend der Binnenwanderung tatsächlich abschwächen oder gar umdrehen kann? Ich bin mir sicher, dass dies nicht gelingen wird.


    http://web.gdw.de/pressecenter…-schrumpfungsregionen-vor


    Positionspapier "Heimat schaffen in Regionen mit Bevölkerungsrückgang – Lebensqualität kleinerer Städte im ländlichen Raum gemeinsam sichern."
    http://web.gdw.de/uploads/pdf/…gsoptionen_Endversion.pdf

  • NAch meinen Informationen ist der Freistaat Sachsen immerhin schon so weit, dass es auf Landesebene Gespräche gibt, wie ein sozialer Wohnungsbau aussehen und ausgestaltet werden kann. Insofern muss und wird sich irgendwie und irgendwas tun. Wichtig ist, dass die Neubaudynamik dann bereits greift, sonst gehen wertvolle Jahre verloren.


    Am Mittwoch hat die schwarzrote Koalition in Sachsen einen gemeinsamen Antrag unter der Überschrift "Sozialen Wohnungsbau stärken – Demografischen Wandel begleiten – neue Instrumente nutzen" im Landtag eingebracht, der auch beschlossen wurde.
    http://edas.landtag.sachsen.de…375&dok_art=Drs&leg_per=6


    Parallel liegt bereits ein Referenten-"Entwurf einer Richtlinie des Sächsischen Staatsministeriums des Inneren zur Förderung des Neubaus und der Sanierung von zweckgebundenem Mietwohnraum (RL zweckgebundener Mietwohnraum - RL zMW)" den Verbänden der Wohnungswirtschaft, Architektenkammern, Stadtverwaltungen etc. zur Stellungnahme vor. In der zweiten Jahreshälfte dürften damit die gesetzlichen Grundlagen für den sozialen Wohnungsbau und den Ankauf von Mietpreis- und Belegungsbindungen bei Bestandswohnungen vorliegen.


    Allerdings bleiben die dafür vom Bund zur Verfügung gestellten und von Sachsen lediglich durchgeleiteten Mitten ein Tropfen auf den heißen Stein:


    https://www.facebook.com/Leipz…le/posts/1081389375252466


    L-IZ, 24. Juni 2016
    Wenn Sachsen was draufpackt, reicht es trotzdem hinten und vorne nicht
    Endlich wieder Geld für sozialen Wohnungsbau in Sachsen
    http://www.l-iz.de/politik/sac…ungsbau-in-sachsen-142535

  • ^ Die Freie Presse hat ein paar Zahlen und Fakten zum Thema Bestand von Sozialwohnungen.
    Es ist bereits jetzt in Leipzig und Dresden um zwölf, bzw. in Leipzig schon nach zwölf.

  • Das statistische Landesamt in Kamenz hat die Jahresendzahlen für die Bevölkerung des Freistaates Sachsen ...2015 nach Kreisfreien Städten und Landkreisen sowie Geschlecht herausgegeben:
    https://www.statistik.sachsen.…B-Bev/Bev_Z_Kreis_akt.pdf


    Leipzig, Stadt: 560 472 (567 846 Einwohner_innen mit Hauptwohnung laut kommunalem Einwohnerregister/Ordnungsamt)
    Dresden, Stadt: 543 825 (laut kommunalem Melderegister 548 800)
    Chemnitz, Stadt: 248 645


    Erzgebirgskreis: 347 665
    Zwickau: 324 534
    Mittelsachsen: 312 450
    Bautzen: 306 273
    Görlitz: 260 000
    Leipzig: 258 408
    Meißen: 245 244
    Sächsische Schweiz-Osterzgebirge: 247 412
    Vogtlandkreis: 232 318
    Nordsachsen: 197 605


    Freistaat Sachsen: 4 084 851
    Kreisfreie Städte: 1 352 942
    Kreisangehörige Gemeinden: 2 731 909

  • Hochschulentwicklungsplanung und Einwohner_innenprognose

    Aktuell gibt es mal wieder eine kleine Debatte über befremdliche Konzepte der Landesregierung, die auf der Basis von veralteten bzw. völlig überholten Prognosen des statistischen Landesamtes in Kamenz erstellt werden. Dabei geht es um den Entwurf der Hochschulentwicklungsplanung, in dem viel sinnvolles steht, aber eben auch:



    BILD Leipzig, 14.7.2016
    6227 STUDENTEN WENIGER!
    Leipzig droht Uni-Kahlschlag
    http://www.bild.de/regional/le…schlag-46795198.bild.html



    Hintergrund: In Dresden geht man (anders als im Rest der Republik) von einer Stagnation der Leipziger Bevölkerungsentwicklung aus. Deshalb gebe es künftig auch einen geringeren Bedarf an Studienplätzen...


    LVZ, 13.7.2016
    Unverständnis im Senat
    Uni Leipzig gegen Deckelung der Studentenzahlen
    http://www.lvz.de/Leipzig/Bild…elung-der-Studentenzahlen


    Pressemitteilung Fraktion DIE LINKE im Stadtrat zu Leipzig, 15.7.2016
    Schrumpfende Uni in wachsender Stadt?
    http://www.linksfraktion-leipz…-uni-in-wachsender-stadt/


    Es ist kein Geheimnis, dass das Leipziger Wachstum in Kamenz an der Schwarzen Elster anders berechnet wird als in Leipzig an der Weißen Elster. Es ist auch kein Geheimnis, dass das Leipziger Wachstum an der Elbe mit anderen Augen angesehen wird als an der Pleiße. Doch scheele Blicke sind das eine, Verhinderungsstrategien etwas ganz anderes.
    Wie anders kann man aber die neuesten Vorgaben des künftigen sächsischen Hochschulentwicklungsplans betrachten, wenn bei einem vierzigprozentigen Wachstum der Stadt Leipzig die zulässige Studierendenzahl um mehr als zwanzig Prozent gekürzt werden soll?


    Das Problem ist aber weniger die unterschiedliche Einschätzung der Bevölkerungsentwicklung in der Stadt Leipzig, sondern im gesamten Bundesland Sachsen.


    Ich habe mir mal etwas genauer angesehen, worauf diese Angaben beruhen, die sächsische Ministerin für Wissenschaft und Kunst Eva-Maria Stange (SPD) weiterhin verteidigt:


    Mephisto 97,6, 13.07.2016
    Hochschulpolitik. 6.000 Studenten weniger
    http://mephisto976.de/news/6000-studenten-weniger-56413


    Debatte im Sächsischen Landtag am 20. April 2016: Hochschulentwicklungsplan: Wissenschaftsland Sachsen weiter profilieren – Planungssicherheit ohne Stellenkürzungen. Entwicklungsrahmen für die sächsische Hochschullandschaft bis 2025
    Antrag der Fraktionen CDU und SPD
    https://www.landtag.sachsen.de…ngskalender/protokoll/863


    Dr. Eva-Maria Stange, Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst:


    Daher heute mit aller Vehemenz und Emotion eine Diskussion über 95 000 Studierende im Jahr 2025 zu führen ist meines Erachtens nicht nur verfrüht, sondern führt auch vollkommen am Problem vorbei. Bis 2020 läuft der Hochschulpakt mit all seinen Verpflichtungen, die wir eingegangen sind, nämlich auf einem hohen Studierendenniveau zu bleiben, und das sind ungefähr 106 000 Studierende. Erst dann, mit Auslaufen des Hochschulpaktes bis 2025, wird es ein allmähliches Absinken der Studierendenzahlen geben. Ich garantiere Ihnen: Wir werden im Jahr 2020 noch einmal ganz anders über Hochschulstandorte und über Studierendenzahlen diskutieren, als wir das heute tun. Denn die demografische Entwicklung in Sachsen, die wir vor wenigen Tagen erst wieder vor Augen geführt bekommen haben, zeigt uns, dass wir eben nicht so viel Nachwuchs haben, um in den nächsten Jahren alle Standorte auf einem hohen Niveau mit Studierendenzahlen zu versorgen."


    Im Entwurf Hochschulentwicklungsplanung 2025 (http://www.kss-sachsen.de/uplo…P_Entwurf_04052016_01.pdf) steht zu dieser Zielvorgabe auf Seite 10:


    Im Juli 2014 veröffentlichte die Kultusministerkonferenz eine „Vorausberechnung der Studienanfängerzahlen 2014 – 2025“ als KMK-Dokumentation Nr. 205, die dem SMWK als Grundlage für die Hochrechnung der Studierendenzahlen in Sachsen dient. Die KMK-Vorausberechnung wurde erstellt auf Grundlage der länderspezifischen demografischen Entwicklungen. Bei der Berechnung der Zahl der Studienanfänger geht diese davon aus, dass die der Voraus- bzw. Hochrechnung zu Grunde liegenden Verhältnisse wie z.B. die Wanderungen und Zugangshürden zum Studium gleich bleiben.



    STATISTISCHE VERÖFFENTLICHUNGEN DER KULTUSMINISTERKONFERENZ
    Dokumentation Nr. 205 – Juli 2014
    Vorausberechnung der Studienanfängerzahlen 2014 - 2025
    Erläuterung der Datenbasis und des Berechnungsverfahrens (http://www.kmk.org/fileadmin/D…Vorausberechnung_2014.pdf), hier Seite 13:


    Die vorliegende Vorausberechnung der Studienanfängerzahlen stützt sich auf die „Vorausberechnung der Schüler- und Absolventenzahlen 2012-2025“, die auf länderspezifischen Bevölkerungsprognosen, die sich überwiegend an der 12. koordinierten Bevölkerungsprognose der Statistischen Ämter von Bunde und Ländern orientieren, beruht.



    12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung
    Bevölkerung Deutschlands bis 2060 - veröffentlicht 2009 (https://www.destatis.de/DE/Pub…df?__blob=publicationFile)


    Das Bundesland Sachsen hat nach dieser Vorausberechnung von 2009 im Jahr 2015 4,025 Mio Einwohner_innen und 2025 3,778 Mio (https://www.destatis.de/DE/Zah…ls?__blob=publicationFile).


    Seit 2015 liegt die 13. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes vor (https://www.destatis.de/DE/Pub…df?__blob=publicationFile). Auf dieser wiederum basiert die 6. Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Landesamtes in Kamenz, veröffentlicht am 19. April 2016 (https://www.statistik.sachsen.de/html/40866.htm). Hier wird für 2025 eine Bevölkerungszahl Sachsens zwischen 4,102 und 3,945 Mio prognostiziert, also rund 250.000 Menschen mehr als in der vorherigen Vorausberechnung aus dem Jahr 2009.


    Expert_innen sind sich weitgehend einig, dass auch diese neue Bevölkerungsvorausberechnung weit unter den realen Zahlen liegen wird, insbesondere in den drei sächsischen Großstädten. Hier wurde die 6. regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung unter anderem hier diskutiert: http://www.deutsches-architekt…thread.php?t=9538&page=52

  • Aktuell gibt es mal wieder eine kleine Debatte über befremdliche Konzepte der Landesregierung, die auf der Basis von veralteten bzw. völlig überholten Prognosen des statistischen Landesamtes in Kamenz erstellt werden. Dabei geht es um den Entwurf der Hochschulentwicklungsplanung, in dem viel sinnvolles steht, aber eben auch


    Interessanterweise gibt es einem den Eindruck, als kontextualisiert man in Dresden einen Anschein der sich nicht entwickelnden und in sich geschlossenen Gesellschaft. Das äußert sich in der Gleichung, weniger Einwohner = weniger Studenten. Selbst wenn die drei Großstädte noch immer schrumpfen würden, sieht man sich anscheinend nicht in der Lage diesen Trend durch Internationalität und ausländischen Studenten zu korrigieren.


    Nun wird in einer Stadt wie Leipzig, der seit ca. 5-6 Jahren am schnellsten wachsenden Stadt in Deutschland, auf Basis - ja welcher Prozesse eigentlich(?) - eine Politik betrieben welche wahrscheinlich schon langsam in das Kuriositätenkabinett gehört. Es wird weiter daran gearbeitet eine der traditionsreichsten Universitäten des deutschsprachigen Raums in die 2. Liga zu deklassieren. Da fügt sich zusammen was zusammen gehört - provinzielle Politik wird in der Provinz gemacht. Normal ist das nicht mehr!

  • ^
    Hast Du denn etwas anderes erwartet?! Ich für meinen Teil habe es aufgegeben mich über diese Politik des Aussitzens und der Realitätsverkennung aufzuregen. Mit dieser trägen Gmietlischkeit an der Elbe leben wir doch hier schon seit König-Kurts Zeiten...

  • ^ Soweit ich richtig informiert bin, beruhen die Prognosen des Landesamtes auf Daten des BBSR.
    Auch dort wird Leipzig immer wieder deutlich unterschätzt und war selbst 2010, wo Leipzig seit über 5 Jahren gewachsen ist, noch als schrumpfende Stadt einsortiert. Die Realitätsferne der Prognosen beginnt also schon auf Bundesebene.

  • Ganz so zentralistisch ist es dann doch nicht. Die Landesämter für Statistik melden ihre aktuellen Zahlen und Vorausberechnungen an das Bundesamt. Das verrührt dann noch mal alle Zahlen und läßt seine Expert_innen darüberschauen. Dann wird die "Bevölkerungsvorausberechnung für Deutschland, die zwischen den Statistischen Ämtern von Bund und Ländern koordiniert wurde", erstellt und die "koordinierten Zahlen" gehen zurück an die Länder:


    https://www.destatis.de/DE/Zah…ungsvorausberechnung.html


    Die BBSR-Bevölkerungsprognose ist davon weitgehend unabhängig. Sie orientiert sich zwar an den Annahmen der koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamts, kann aber in Details von dieser abweichen.
    http://www.bbsr.bund.de/nn_534…ose/Modell/ModellBev.html


    Nebenbei: In Brandenburg wurden die Prognosen zu den Schüler_innenzahlen in kürzlich deutlich nach oben korrigiert. Nach jüngsten Berechnungen wird es im Jahr 2023 landesweit fast 290 000 schulpflichtige Kinder und Jugendliche geben - etwa 15 000 mehr als heute. Das geht aus der Antwort des Bildungsministeriums in Potsdam auf eine Kleine Anfrage der CDU-Landtagsfraktion hervor.


    Als Erklärung wurde vor allem die starke Zuwanderung und hohe Geburtenraten der vergangenen Jahre genannt. Ursprünglich hatte das Bildungsministerium 2014 nach einer Modellrechnung einen Rückgang erwartet - bis zum Schuljahr 2023/24 waren knapp 271.000 Schüler prognostiziert worden. Den Zahlen des Bildungsministerium zufolge gingen im Schuljahr 2015/16 rund 275.000 Kinder und Jugendliche im Land zur Schule.


    http://www.rbb-online.de/polit…-brandenburg-anstieg.html


    Drucksache 6/4519
    Antwort der Landesregierung
    auf die Kleine Anfrage 1800 der Abgeordneten Sven Petke und Gordon Hoffmann, CDU-Fraktion
    Drucksache 6/4279
    Prognostizierte Schülerzahlen
    https://www.parlamentsdokument…u/w6/drs/ab_4500/4519.pdf



    Die Schülermodellrechnungen (SMR) dienen bzw. dienten dazu, Vorausberechnungen der Schülerzahlen für die Schulformen, Schulstufen und Jahrgangsstufen an öffentlichen Schulen und Schulen in freier Trägerschaft anzustellen, um eine sachgerechte Ressourcensteuerung sicherzustellen. Die Ergebnisse der SMR beruhen auf getroffenen Annahmen, insbesondere zu Geburten und
    Einschulungen, Wanderungsgewinnen und -verlusten, Übergangsquoten zwischen den Jahrgangsstufen und zwischen den Schulformen sowie Annahmen hinsichtlich der Zugänge ins System und Abgänge/Absolventen aus dem System. Üblicherweise
    orientiert sich das MBJS an den Bevölkerungsvorausberechnungen des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg. Gegenwärtig ist es besonders schwierig, belastbare Annahmen hinsichtlich der Zuwanderung von Flüchtlingen/Asylbewerbern für die SMR 2016 zu treffen, sodass die vorliegende Berechnung, deren Ergebnisse in die letzte Zeile der folgenden Tabelle eingegangen ist, in höherem Maße als bisher üblich mit Unsicherheiten behaftet und allenfalls als Trendaussage zu werten ist.


    Derweil wird in Sachsen ein Hochschulentwicklungsplan erstellt, der auf Vorausschätzungen beruht, die 2009 veröffentlicht wurden. Irgendwie scheint es doch auch erhebliche Unterschiede in der Arbeitsweise in den jeweiligen Ländern zu geben.

  • an dieser Stelle möchte ich mich für die Mühen der Quell- und Querverweise bedanken! Selten habe ich lesen können, wie fundiert nach Ursachen für kritikwürdiges Verhalten gesucht wurde.


    Habe ich zu naive Erwartungen, wenn ich annehme, dass der OBM Leipzig angesichts dieser rechnerisch-statistischen Schlechterstellung ein Thema sinnvoll zur "Chefsache" erklären kann. Hier aktiv, ggf. sogar medial, "auf den Putz zu hauen" dürfte dann landes- und bundesweit ein lautes Signal sein, dass eine dynamisch wachsende Stadt viel mehr bieten muss als Studienplätze.


    Noch mehr entsetzt es mich, dass die Partei, welche für Wirtschaftsfreundlichkeit steht, in Sachsen durch das Ausbluten (hier) der höheren Bildung eklatant für Fachkraftmangel und Abwanderung und Stillstand steht. Wie passt das alles zusammen?