Sanierung von Plattenbauten

  • Ich denke auch, so was kann man mal machen. Und, wenn es dem Eigentümer gefällt, umso besser.


    Es will doch niemand den ganzen Block so umbauen. Aber man kann ganz gut sehen, was möglich ist bei der Sanierung von Plattenbauten.


    Mir gefällt, was da entstanden ist, auch wenn ich so nicht wohnen wollte.

  • Kannst du mir mal den Link zu der Erhebung schicken?

    Eine Quelle wäre z.B. ImmoScout24. Dass kaum solche Wohnungen angeboten werden, hat seinen Grund.


    Das mit dem offenen Bad wird wohl auch kaum ein Bewohner so lassen, das ist einfach in vielerlei Hinsicht megaunpraktisch.

    Ich kann mir auch gut vorstellen, wie der Heini, der da wohnt, den Heini in seiner Gründerzeitwohnung unglaublich spießig findet... so mit seinem Dielenboden und seiner fein verstuckten Decke, wie zu Omas Zeiten...

    Das darf er. Und?


    Das wir einen anderen Ästhetischen Kompass haben ist ja gut und schön, dass wir dann aber immer gleich mit der persönlichen Wertungskeule daherkommen müssen.

    Wieso ist es eine "Bewertungskeule", wenn jeman eine Wohnung als "pretentiös" bezeichnet? Der Austausch von Werturteilen ist -- neben der reinen Informationsweitergabe -- doch Sinn und Zweck so eines Forums.


    Ich persönlich bin bei der Bewertung von Innenarchitektur von Privaträumen übrigens zurückhaltend, weil man mit ihr im Gegensatz zur "Außenarchitektur" nicht zwangsweise konfrontiert wird. Daher ist mir das im Prinzip egal. Ich selbst würde in der Wohnung allerdings nicht wohnen wollen, weil sie für mich den Charme einer Tiefgarage hat.

  • Wieso ist es eine "Bewertungskeule", wenn jeman eine Wohnung als "pretentiös" bezeichnet? Der Austausch von Werturteilen ist -- neben der reinen Informationsweitergabe -- doch Sinn und Zweck so eines Forums.

    "Ich kann mir den Heini richtig vorstellen, der da wohnt und immer von seiner "Desigernwohnung" spricht. Er hat dann sicher auch ein "Designersofa" und findet sich mit dem Sichtbeton und der Badewanne neben dem Bett mega crazy. Ich find's ganz schön geschmäcklerisch und abgedroschen."


    Dieser Teil war gemeint - und so wirklich schwer zu verstehen, war das glaube ich nicht ;)


    Das solche Wohnungen kaum angeboten werden könnte eventuell auch daran liegen, dass es derer in Berlin verlichen mit Gründerzeitstangenware nicht so viele gibt, oder? Nur so eine Theorie...

  • Eine Quelle wäre z.B. ImmoScout24. Dass kaum solche Wohnungen angeboten werden, hat seinen Grund.


    Wieso ist es eine "Bewertungskeule", wenn jeman eine Wohnung als "pretentiös" bezeichnet? Der Austausch von Werturteilen ist -- neben der reinen Informationsweitergabe -- doch Sinn und Zweck so eines Forums.

    Ja genau! Der Grund ist, dass kein Investor eine Platte mit überformatigen Marmor, Einbauschränken mit Echtholzfurnier und Sichtbeton in der Qualität luxussaniert, weil er seine Rendite mit Imitaten und Sichtbeton-Dekospachtel aus dem Baumarkt machen würde.


    Den uns unbekannten Eigentümer als "Heini" zu betiteln und Dekadenz mit "Designobjekten" zu unterstellen, nur weil er sich sicherlich die heruntergekommene Wohnung in der Platte eher leisten konnte, als eine Altbauwohnung in einem Hipster-Kietz, hat jetzt wenig mit Geschmacksfragen und Diskurs zu tun.

    [...] Ich kann mir den Heini richtig vorstellen, der da wohnt und immer von seiner "Desigernwohnung" spricht. Er hat dann sicher auch ein "Designersofa" und findet sich mit dem Sichtbeton und der Badewanne neben dem Bett mega crazy. Ich find's ganz schön geschmäcklerisch und abgedroschen.


    ^Ach, und ich möchte meinen, zwischen diesem Style-Alarm und Gelsenkirchener Barock war dann noch etwas anderes als Option.

    Zu "Kurfürst Zeiten" gab es Toiletten neben dem Bett (in Form von Stühlen und Schränken) und zu "Kaisers Zeiten" Badewannen in der Küche - echt mega crazy. Ein Bad en Suite, wie sie "Otto-Normal-Heini" im Hotel findet, ist an craziness kaum zu überbieten.

    Wenn man schon immer von einer freistehenden Badewanne mit Blick über die Stadt geträumt hat - why not? Mit ner schnöden Trockenbauwand dazwischen und nen dunklen Bad mit gefliester Kunststoffwanne, würde sich hier niemand echauffieren. Vieleicht können sich einige besser mit den Kunststofffenstern der "Designerwohnung" identifizieren.


    Die genannten anderen "Optionen" werden zu 90% in der restlichen Platte zu finden sein. Den 10-15m²-Räumchen mit Pressspantüren und Aludrückern und gefühlter 2,20m-Raumhöhe zu entkommen, bedarf es schon einer gewissen Radikalität in der Gestaltung, die mir persönlich auch nicht gefallen muss, aber mir in der Konsequenz imponiert. Eine gewisse Radikalität liegt der äußeren Erscheinung der Hochhäusern ja ebenfalls inne. Jeder kann hier gern gelungenere Sanierungsbeispiele einer Platte nennen - vieleicht solche hier.

  • Das solche Wohnungen kaum angeboten werden könnte eventuell auch daran liegen, dass es derer in Berlin verlichen mit Gründerzeitstangenware nicht so viele gibt, oder? Nur so eine Theorie...

    Äh, ja, genau das ist der Punkt.

  • Das Grundübel bei diesen Bauten ist einfach die niedrige Deckenhöhe. Daran scheitert einfach alles für mich. Vielen mag das egal sein, aber bei 2,55 kann man kreativ sein wie man will, das Gefühl erdrückt zu werden, bleibt.

    Und wenn man nachträglich ne Fussbodenheizung einbaut, gehen nochmal paar Zentimeter verloren. Was daneben noch ziemlich schwierig sein dürfte ist der Schall- und Trittschutz, den man bestimmt auch kaum hinbekommt.


    Abgesehen davon kann man das kaum als gelungene Sanierung bezeichnen, wenn man aus einer 4 Zimmer Wohnung, gedacht für ne Familie mit drei Kindern - dann ne Wohnung für nen Single aus dem Hut zaubert oder maximal zwei Personen, wobei die sanitären Einrichtungen vielleicht designmäßig gut rüberkommen aber ziemlich alltagsfeindlich sind um's mal freundlich auszudrücken.


    Jeder kann mit seiner Wohnung machen, was er will, allerdings ist das Thema Plattenbausanierung vor allem eine soziales. Wenn man so etwas auch noch als gelungen propagiert und ne Fotostrecke im Baunetz veröffentlich, muss das den Bewohnern von Plattenbauten - auch wenn in der Leipziger wohl Eigentumswohnungen sind - dort schon etwas wie Hohn vorkommen.

  • ^ Ein befreundeter Architekt wohnt ebenfalls in einem dieser Häuser. Er hat zwei Wohnungen zusammengelegt und wie im Baunetz Artikel alles bis auf das Notwendigste reduziert. Also viel Beton. Es scheinen da wohl mehrere Designaffine zu wohnen. In einem Haus mit Concierge etc. wird es vielen ganz bestimmt nicht wie Hohn vorkommen. Da würde ich wetten.

  • Äh, ja, genau das ist der Punkt.

    Dann verstehe ich deinen Punkt nicht - Gründerzeitbauten wurden in einer Phase einer Bevölkerungsexplosion zu hunderttausenden für alle Einkommensschichten auf der gründen Wiese aus dem Boden gestampft - Aktuell füllt man vereinzelt Lücken in der Vielzahl mit höherpreisigen, modern (im weitesten Sinne) anmutenden Wohngebäuden auf.


    Wenn diese Ausgangslage zu einem Vergleich in Sachen Nachfrage und "Beliebtheit" taugt, muss man kräftig an den Artikeln "Kausalität" und "Statistik" in Wikipedia werkeln...

  • @Theseus532


    Im Großen und Ganzen stimme ich dir zu - aus sozioökonomischer Sicht, ist dieses Projekt sicherlich nicht als Gewinn für die Stadt - eher für den Bewohner zu betrachten.


    Es zeigt jedoch wieder die Flexibilität auf, die solchen Bauten innewohnt. Es muss eben nicht immer zwingend ein Abriss sein, wenn die Ästhetik des Baus überkommen scheint. Eine Aufwertung im Sinne steigender Grundstückspreise und einer sich verändernden Nachfrage kann hier auch finanziell und ökologisch behutsamer umgesetzt werden. Diesen Beweis hat der Architekt schon erbracht - wenngleich er ihn nicht erfunden hat...

  • Das Grundübel bei diesen Bauten ist einfach die niedrige Deckenhöhe. Daran scheitert einfach alles für mich. Vielen mag das egal sein, aber bei 2,55 kann man kreativ sein wie man will, das Gefühl erdrückt zu werden, bleibt.

    Das Problem hast du doch aber im Neubau zu 90% genauso. Über 2,60m gibt es in der Regel nur bei Eigentumswohnungen und selbst dort wird schon mit "2,70 Meter hohe Decken" explizit geworben, ist also alles anders als der Sonderfall.

    Ohne eine Ost-West-Diskussion lostreten zu wollen, auf der anderen Seite der Mauer war oft schon bei 2,45m Schluss.

  • ...ich habe gerade gemessen. Ein Mehrfamilienhaus im Badischen aus den 2000ern. Deckenhöhe genau 2,45 m. Kommt mir nicht unbedingt niedrig vor....

  • ^ Ich kenne auch einige Wohnungen aus den 50ern deren Raumhöhe bei 2,35m liegt. Ob eine geringe Raumhöhe erdrückend wirkt, liegt auch sehr an den vorhandenen Raumproportionen und der Größe und Formate der Fenster.


    Bei Plattenbauten kommen hier negativerweise liegende Lochfenster, mit proportional zur Raumhöhe hohe Brüstungen hinzu. Bei bodentiefen Fenstern, würden die Räume ganz anders wirken. Im Sinne der Nachhaltigkeit, der Belichtung und späteren Umnutzungen, wäre ich sehr dafür die Mindesthöhe von Aufenthaltsräumen in den Landesbauordnungen nach oben zu korrigieren. Nicht zu zuletzt deswegen sind Gründerzeitwohnungen so beliebt und flexibel in der Nutzung.


    Die Hochhäuser in der Leipziger scheinen in Punkto Flexibilität (freie Grundrisse dank Unterzüge) auch eher die Ausnahme unter den Platten zu bilden. Die großen Fensterfronten sind auch eher unüblich. Das genannte Beispiel ist daher auch nicht sonderlich übertragbar auf andere Bauten.

  • Dass es solche ambitionierten Innenraumgestaltungen für Betonliebhaber an der Leipziger gibt ist für mich jetzt nicht wirklich eine Überraschung, für so einen Schöner Wohnen Artikel braucht es für mein Dafürhalten auch nicht den Nimbus einer Architektenkreation um für die Platte eine Charmeoffensive zu starten.


    Ich halte es eher für eine irrelevante Geschmackssache, die die sich hier aufgrund der Lage und eher ungewöhnlichen architektonischen Voraussetzung, für Klientel mit mit entsprechendem Portemonnaie anbietet.

    Ästhetisch ist nackter Beton eine naheliegende Konsequenz der Moderne von daher keine Überraschung.


    Ich kenne eine ganze Reihe von 1-2 Personenhaushalten dort die eine ähnliche Gestaltung vollzogen.

    Bezeichnenderweise sind mir Familen mit Kindern in so einer Wohnsituation eher nicht bekannt.


    Für die Mehrzahl von WBS70 mit 2,80m und im besten Fall WBS70/G mit 3.30m Deckenhöhe und die darin lebenden Milieus dürfte das Projekt hingegen kaum irgendwie relevant sein.

    Hier sind die Baulichen Ausbaumöglichkeiten recht begrenzt, und nicht ohne gehörigen finanziellen Aufwand mit erheblichen Eingriffen in die Bausubstanz umzusetzen, so dass man bei großzügig bemessenen Räumen den Raumeindruck einer Tiefgarage oder einen engen Schlauch für Küche und Bad eben nicht so schnell abschütteln kann.


    Das räumliche Missverhältnis taucht bei Gründerzeitlern übrigens gerne auch mal auf gerade in Zusammenhang mit dem Berliner Zimmer oder den oft nachträglichen Umwidmungen von Kammer und Mädchenzimmer zu Küche und Bad. Und wer erinnert sich nicht an die leidige Situation von fließend Wasser im Treppenhaus, Toilette Halbe Treppe und Duschzelle im Küchenraum. Ist aber mittlerweile zunehmend Geschichte.


    Mit nem Freund haben wir im Kundenauftrag für einen Bekannten an der Leipziger vor Jahren eine Wohnung hergerichtet.

    Der Beton der Wände wurde mit Pigmenten in Einer Art Haftgrundmedium oberflächlich behandelt - das Ergebnis konnte sich sehen lassen dazu ein dunkler Terazzoboden / und das Inventar bestand dann aus den üblichen Verdächtigen, skandinavischer Wohnraumbefüllung aus dem Designkatalog der 60er.


    Sicher ein schönes aber eben auch ein eher kostenintensives individuelles Projekt.

    So etwas beschränkt sich nach meinem Dafürhalten wirklich eher auf eher Exclusive Leute in exclusiven Lagen.


    Der Plattenbau bietet sicher genauso wie jeder andere Altbau auch Möglichkeiten der Optimierung und der Ästhetischen Aufwertung ich würde da jetzt keine

    Frontstellung konstruieren.

    Ich beobachte eher wohlwollend wie die Platte in den Randbezirken

    zunehmend durch vielfältige Aufstockung, Rückbauten, Verkleidungen sowie An- und Umformungen, dem Ansehen der uniformen, kleinmachenden, gleichgültigen Schliessfacharchitektur entzogen wird - man versucht urbane Strukturen für Freizeit und Nahversorgung zu installieren - da ist eine Große Reparaturleistung verfehlter Städtebauvisionen im Schwange die zwar besser gemacht werden kann, man aber auch nicht geringschätzen sollte.

  • Durch Zufall habe ich am Wochenende entdeckt, dass der Komplex Friedrichstraße 129 saniert wurde.


    Vorher sah das Gebäude so aus. Wie die Dreispitzpassage ein sehr "expressionistischer" Plattenbau.


    Jetzt sieht das Gebäude so aus (leider auch hier schlechtes Wetter und fehlendes Weitwinkel):



    (Foto: meins und gemeinfrei)


    Auf den ersten Blick ganz "normal", auf den zweiten Blick sieht man doch, wie wenig Mühe man sich gegeben hat, etwas vom Vorzustand zu erhalten. Ich hoffe nicht, dass die Dreispitzpassage auch so "glatt" gemacht wird.

  • ich frage mich immer, wann der Plattenbau in der Friedrichstr. zwischen Jägerstr. und Französichestr. (mit dem orange-schwarz karierten Motiv) eine Aufwertung erfährt...

  • Ich empfinde das als deutliche Verbesserung. Schade ist aber, dass man die länglichen Linien zur Gestaltung der Fassade nicht mehr wieder angebracht hat.

  • ich frage mich immer, wann der Plattenbau in der Friedrichstr. zwischen Jägerstr. und Französichestr. (mit dem orange-schwarz karierten Motiv) eine Aufwertung erfährt...

    Welches meinst Du? Kannst Du die Hausnummer oder einen Streetview-Link geben?

  • Auf den ersten Blick ganz "normal", auf den zweiten Blick sieht man doch, wie wenig Mühe man sich gegeben hat, etwas vom Vorzustand zu erhalten.

    Ich empfinde das als deutliche Verbesserung. Schade ist aber, dass man die länglichen Linien zur Gestaltung der Fassade nicht mehr wieder angebracht hat.

    Also ich sehe da leider überhaupt keine Verbesserung. Es ist doch ein Armutszeugnis, dass ein Gebäude nach der energetischen Sanierung langweiliger aussieht als vorher. Da hat sich ja die DDR mehr Mühe gegeben, solchen exponierten Häusern in der Innenstadt ein abwechslungsreiches Äußeres zu verpassen. Und das bei wohlgemerkt begrenzten Ressourcen, während man heute doch noch viel mehr Möglichkeiten hätte, die Fassade ansprechend zu gestalten.

  • < Das geht mir genau wie Dir. Gerade die vertikale Dekoration hat das Gebäude gut gegliedert und hatte auch etwas Verbindendes mit anderen prominenten Plattenbauten aus der Zeit wie zum Beispiel am Gendarmenmarkt.