Beiträge von Novaearion

    Ohne Polemik gefragt: Warum ist eigentlich der Breitscheidplatz seit dem Anschlag mit diesen hässlichen Barrieren abgesperrt, aber z.B. der Potsdamer Platz nicht? Mir fallen zig Orte mit Menschenansammlungen ein, wo jeden Tag jemand mit einem LKW oder Auto Leute zu Dutzenden überfahren könnte.

    Wie absurd ist es denn bitte, diese seit Jahren den Breitscheidplatz verunstalten zu müssen?

    ^ Das ist mir auch völlig unklar. Das Gebäude ist jetzt weder eine originalgetreue Wiederherstellung noch eine mutige Sanierung mit neuer Gestalt. Dabei gab es doch auch gute Vorschläge, die die Substanz erhalten, aber gleichzeitig die Fassade deutlich aufgewertet hätten:

    https://aln.la/de/berlin-haus-der-statistik-wettbewerb/

    Stattdessen ist das Ergebnis weniger abwechslungsreich als der Originalzustand der DDR. Dadurch, dass die Fassade energetisch ertüchtigt wurde, sind nun auch noch die Fenster nicht mehr Plan wie ursprünglich, was die Horizontale zusätzlich betont und die Monotonie noch verstärkt als ursprünglich:


    https://de.wikipedia.org/wiki/…atistik._berlin-mitte.JPG

    Eigentlich der Worst Case: Viel Geld investiert, städtebaulich bleibt die Ecke verhunzt und die Architektur ist schlechter geworden als zu DDR-Zeiten.


    Überflüssiges Zitat des Vorposts gelöscht.

    Rechtlich ist mir das klar, danke trotzdem für die detaillierte Ausführung.

    Mir ging es eher um die wirtschaftliche Perspektive aus Sicht des Bauherren: Ist es nicht viel sinnvoller, frühzeitig in die Vermarktung zu gehen - so wie auch bei dem einen Turm erfolgt? Immerhin zahlen die Käufer bzw. deren Kreditgeber ja nicht erst bei Einzug, sondern sukzessive nach Fertigstellungsgrad des Projektes. Welchen Nutzen hat es also, mit der Entscheidung - ob Verkauf oder Vermietung - so lange zu warten, bis das Projekt fast abgeschlossen ist?

    Dafür scheint man die Hochhäuser jetzt etwas stärker zu akzentuieren.


    Ansonsten prophezeie ich Mal, dass man spätestens in 20 Jahren die Fassade des Sockelgebäudes neu gestalten wird bzw. diese als eine Bausünde verstanden werden wird.

    Das ist mir jedes Mal auf's Neue unbegreiflich: Da setzen sich studierte Expertinnen und Experten zusammen und sagen dann: Komm, wir nehmen mit Abstand die hässlichste / langweiligste Fassade und nehmen das als Entrée für unsere gewerblichen Nutzer? Im Ausland sehen oft Sozialwohnungen deutlich hochwertiger aus, in Berlin scheint auch die Privatwirtschaft anzustreben, dass es möglichst billig und versifft aussieht? Ist das kulturell bedingt? Ich verstehe es wirklich nicht.

    ^ Pro-Tipp: Man hätte die Fenster noch kleiner machen können und das EG noch niedriger. ;)

    Aber wirklich absurd. Der Entwurf davor war schon absoluter Mainstream, aber hätte sicherlich attraktive Wohnungen geboten. Auch die Ecksituation war besser gelöst als bei dieser Vollkatastrophe.


    [mod]Überflüssiges Zitat des Vorposts gelöscht. [/mod]

    Spannend wird sein, was nach dem Auszug der Komödie sowie der Blue Man Group passiert. Gerade letztere hatten ja viele Jahre ein Gebäude für sich allein, welches sich aufgrund der speziellen Nutzung (ursprünglich als Kino) kaum nachnutzen lässt, ohne Komplettumbau.

    Da fallen also zwei weitere Anker weg.

    Was irgendwie immer untergeht: Am Potsdamer und Leipziger Platz leben auch Tausende (u.a. unser Bundeskanzler). Es sind eben nicht nur Touris, die eine gute Infrastruktur brauchen. Wichtig wäre, dass die Erdgeschosse noch besser bespielt werden. Da fehlt auch ein bisschen die Berliner Mischung.

    ^

    Nur so viel: das Baukollegium ist genau das Gegenteil von Demokratie. Es steht exemplarisch für das, was - und damit nehme ich mich selbst sogar aus - die Menschen mit einer fernen, nicht greifbaren und eben bewusst nicht legitimierten Elitenherrschaft meinen.

    Alleine das Land Berlin in seinem zweistufigen Aufbau mit gewählten BVV und dem Landesparlament steht für die Demokratie. Dazu gehört auch Herr Gothe als Baustadtrat. Das Baukollegium ist ein "nice to have", welches man sich gegönnt hat, um unter - und das meine ich ebenfalls nicht ideologisch - RRG eigene dauerhafte Akzente in der Stadtgestaltung zu setzen. Faktisch ist dieses Gremium schlicht beratend, verzögert aber allein durch die mediale Präsenz und die "Angst", dass Vorhaben vermeintlich von offizieller Seite abgelehnt werden, fast jedes Bauvorhaben.

    Du sprichst selbst davon, dass die fachliche Expertise von Denkmalschutz und Verkehrsplanung herangezogen werden müssen. Ersteres ist jedoch Baunebenrecht und eben nicht die Ultima Ratio, um über die Höhe einer Bebauung zu entscheiden. In welche perversen Szenarien das mündet, sieht man übrigens am Kinderkrankenhaus Weißensee oder der Brücke am Schloss Köpenick: Denkmalschutz heißt am Ende leider gar nichts. Es werden unter Schutz stehende Gebäude abgerissen und gleichzeitig neue Gebäude "gestutzt", weil willkürliche Sichtachsen nicht mehr bestehen würden. So, als wäre durch den Bau des Fernsehturms für alle Zeit die Berliner Stadtplanung determiniert. Ich meine es wirklich ernst und ohne Bewertung: Es ist Willkür, denn eine Abwägung unterliegt immer einer Ermessensentscheidung. Mit vermeintlicher Demokratie hat dies nichts zu tun, wie oben geschrieben im Gegenteil - Es führt dazu, dass Menschen sich von solchen Elitengremien abwenden und das Gefühl bekommen, dass es tatsächlich nicht klar ist, wer der Souverän ist und wie weit seine Befugnisse reichen.


    Was die "Qualitätssicherung" betrifft, kann man sich gerne alle Projekte anschauen, die vom Baukollegium beraten wurden und selbst ein Urteil bilden, ob andere internationale Metropolen ein weniger attraktives Stadtbild haben als Berlin oder ob nicht gerade durch die piefigen Diskussionen auf einem mittelmäßigen akademischen Niveau tatsächlich gute Stadträume und Architekturen entstanden sind.


    Die Verkehrsplanung wird, als eigenes Haus der SenMVKU, ohnehin obligatorisch herangezogen und hat einen großen Einfluss darauf, was verkehrlich möglich ist und was nicht (und wie Lösungen aussehen könnten, um es doch zu ermöglichen). Nebenbei, direkt vor der Tür befindet sich ein U- und S-Bahnhof sowie fußläufig der Regionalbahnhof Alexanderplatz mit weiteren U-Bahn-Linien und Straßenbahnen und Bussen.


    Hier wird einfach sehr viel vermischt. Und was wäre die Konsequenz, aus 115 Metern 95 zu machen? Der Turm würde seine Krone verlieren. Die BGF wäre vermutlich die gleiche, aber es wäre eine Kiste und keine abgestufter Turm. Entsprechend wären die Auswirkungen für die verkehrlichen Belange unabhängig von der Gebäudehöhe, es sei denn, man deckelt die BGF so, dass es auch am Ende eine 70-Meter-Kiste werden würde oder eben ein 95-Meter-Turm, den der Investor dann freiwillig in die Höhe baut, ohne Fläche zu gewinnen.


    Unabhängig von der verwaltungstechnischen Diskussion ist es absurd, in der aktuellen wirtschaftlichen Lage Deutschlands - gerade im Vergleich zu benachbarten Staaten - freiwillig in einer innerstädtischen Lage einem Investor das Leben schwerzumachen, anstatt die höhere Investition zu begrüßen. Wir reden hier weder von einem Burj Kalifa noch wird dafür ein Park vernichtet.

    Und zur Erinnerung-- so soll das Gebäude einmal aussehen.


    53973020475_212052a92e_b.jpg

    Bildrechte: Art-Invest Real Estate Management GmbH & Co.KG

    Ich würde sagen nein, es kommt zum Glück eine bessere, kleinteiligere Version, da mehr abgerissen wurde als ursprünglich geplant:


    230503_AWH40_Blick-Adolphsbruecke-1-scaled.jpg


    Bildrechte: Art-Invest Real Estate Management GmbH & Co.KG


    Quelle: https://www.art-invest.de/wp-c…olphsbruecke-1-scaled.jpg / https://www.art-invest.de/projekt/alter-wall-40/


    Man achte auf den nicht mehr vorhandenen Versprung ab dem zweiten Gebäude rechts und die plastischere und sich farblich besser absetzenden Fassaden aller Bauten. Insgesamt eine sehr gute Entwicklung gegenüber dem Vorzustand, wenn auch natürlich noch mehr möglich gewesen wäre. Sollte es wirklich so kommen, wäre es auch eines der wenigen guten Beispiele, bei denen sich die Umplanungen im Laufe der Planung und des Baus zum Besseren verändern und nicht vereinfacht werden.

    Ich bin ja großer Freund von Altbauten, aber weder hat dieses mehrfach überformte Gebäude irgendein Alleinstellungsmerkmal noch würde sich hier städtebaulich eine andere Lösung anbieten - Der Bestandsbau steht ein Stück abgewandt und ca. 30 Grad diagonal zur Bahnstrecke. Würde man den Bau ertüchtigen / sanieren, fiele eine größerer Teil der Flächen für die Neubauten schlicht weg. Übrig blieben Restflächen, die dem Lärm der Bahntrasse ausgesetzt werden und Lofts / Büroflächen im Altbau direkt an der Bahn.


    Die geplanten (höheren) Neubauten direkt an der Bahntrasse schirmen hingegen den Lärm komplett ab, was überhaupt erst eine ruhige Wohnbebauung ermöglicht.

    Siehe dazu die Seite von Kondor Wessels, die es gut darstellt:

    https://www.kondorwessels.com/projekte/staytion/

    Jetzt geht es dem Altbau an den Kragen. Interessant zu sehen, wie modern das Gebäude doch innen war und die Fassade lediglich vorgeblendet.


    Dem vorletzten Mieter in den Flachbauten des Forums Pankow wurde zu Ende Juli gekündigt, bald wird auch Edeka seine Koffer packen:


    https://www.berliner-kurier.de…rner-muss-raus-li.2217749


    Neulich hatte ich gelesen, dass jedoch noch keine Baugenehmigung vorliegen würde. Leider finde ich den Artikel nicht mehr; es kann also gut sein, dass es nach dem Abriss aller Gebäude bis zum Baubeginn noch etwas dauern wird.


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    (c) eigene Aufnahme

    Unabhängig wie man zur Architektur steht, wäre es fatal, die Sanierung jetzt noch anzuhalten. Man hat ein marodes, aber noch funktionierendes Haus dann unnötig geschlossen. Mit jeder Verschiebung wird der Bau nur noch teurer. Im Worst Case - und davon muss man in der aktuellen Haushaltslage ausgehen - haben wir jetzt hier auf viele Jahre eine Bauruine.