Umbau Bahnhof Ostkreuz (realisiert)

  • Ich habe eine Frage an die Gemeinde:


    Bahnbauwerke werden schon lange aus "Sichtbeton" errichtet, dieser wurde jedoch "früher" so erstellt, dass er eine Oberfläche ähnlich wie grob behauener Naturstein hatte und wurde irgendwann so dunkel, dass er fast schwarz aussah. Das ergab bzw. ergibt mit der Zeit eine fast schon romantische Patina, mit der man gut leben kann. Beispielsweise:


    http://bilder.augsburger-allge…-20of-20PfersTuTaf-02.jpg


    Gibt es einen Grund, warum z. B. die Bauwerke am Ostkreuz nicht mehr so ausgeführt wurden, sondern mit glattem "Sichtbeton", der (vgl. ähnlich ausgeführte Außenflächen von Bauten aus den 70ern), leider keine solche "Patina" entwickeln sondern einfach nur "versifft" und trist aussehen wird? Auch die alte Reichsbahn und frühe Bundesbahn hat ja sicherlich nicht aus purer Romantik eine andere Bauweise bevorzugt und diese Bauwerke werden teils seit über 100 Jahren unter Volllast und mit minimaler Instandhaltung betrieben, haben sich somit als langlebiger erwiesen als die meisten Spannbetonkonstruktionen, die nur halb so alt und nun marode sind.


    Ich versuche mir vorzustellen, wie das Ostkreuz in wenigen Jahren aussehen wird und hoffe einfach irgendwie noch, dass der derzeit echt versiffte Look irgendwie noch in eine Art Patina übergehen könnte, wie sie das alte Ostkreuz hatte, das zwar auch nicht "clean" war, aber Charakter hatte.

  • Ach diese Steine da sind aus Beton? Sicher?


    Ein Grund ist sicherlich, dass es "modern" aussieht und modern ist, wie bei allen Neubauten, eine maximale Effizienz durch genaustens berechnende Computerprogramme. Da bleibt kein Raum für Spielereien und Verzierungen.

  • Ich denke schon, dass dies Beton ist, allerdings ein anderer als der jetzige.


    Damit es heute "moderner" aussieht, ist glaube ich nicht der Hauptgrund. Eher geht es um Spannweite, Materialverbrauch, Belastbarkeit und Arbeitseffizienz in der Herstellung.
    In der Bogenbrücke aus Pumpernickels Verlinkung dürfte wohl deutlich weniger Baustahl verarbeitet worden sein, als in den Neubauwerken am Ostkreuz. Es dürfte sich dabei vermutlich um Stampfbeton handeln. Bei diesem hat man zwar weniger das Problem der Korrosion des Armierungsstahls, dafür hat man dann auch weniger Spannweite und Druckfestigkeit. Brücken für vierspurige Straßen herzustellen, unter denen vier LKW gleichzeitig nebeneinander herfahren können, ist faktisch unmöglich. Überwurfbrücken für Gleise mit breiten Spannweiten erst recht. Alles komplett aus Stahl herzustellen wiederum zu teuer.


    Wie geschrieben ist in dem älteren "Sichtbeton" meist kaum Stahl enthalten. Er kann dadurch auch andere Zusschlagsstoffe und Zementsorten enthalten. Er benötigt ja weniger ph-Pufferwirkung um innenliegenden Korrosionsstahl vor Korrosion zu schützen. Dadurch hat oft einen gelblicheren Beton, der mit einer besseren Patina altert, allerdings lässt sich dies nicht so einfach auf Beton übertragen, welcher höheren Festigkeitsansprüchen genügen soll. Der heutige armierte Beton ist halt grauer und setzt eine weniger schöne Patina an. Hübsch eingefärbt ginge - kostet aber mehr.


    In den 60/70ern hat man gerne Sichtbetonbauwerke mit schalungsrauhen Oberflächen produziert. Optisch zuerst vielleicht ansprechender, dummerweise boten die auch wieder Angriffsflächen für eindringendes Wasser. Man ging zu glatten Schalungen über, um einer Korrosion vorzubeugen. Immerhin kriegt man von den glatten Flächen besser die Graffiti runter.;)


    Nicht zuletzt setzt man ja inzwischen stärker auf wiederverwertbare, mitwachsende Schalung. So etwas wäre fast unmöglich, wollte man aufwändige Verzierungen gleich mitgießen, dies würde also teurer.


    Insgesamt halt: Man könnte schon, wenn man denn wollte, das Ganze optisch ansprechender in Beton bauen. Man könnte auch deutlich mehr der senkrechten Flächen verklinkern, es würde halt nur noch teurer - und damit erst gar nicht gebaut. Dann lieber wenigstens funktional.:)

  • Zur Funktion eines Bauwerks gehört eben auch, dass es ansprechend sein muss. Wieso baut niemand Autos, die lediglich funktional, sicher und stromlinienförmig sind? Selbst günstige Fahrzeuge werden auch auf Design getrimmt. Wer kleidet sich nur "funktional" ohne Blick auf die Ästhetik, wer geht zum Friseur und wählt den Haarschnitt danach aus, dass er "funktional" ist und nicht danach, ob der Schnitt einem auch "steht", usw.


    Nur die bauende Zunft hat damit aufgehört auch Gefallen und Ästhetik mit zur Grundfunktion von Bauwerken zu zählen und wir, als Bürger, haben demgegenüber resigniert. Nun soll es schon Luxus sein, sowas zu verkleiden, also quasi den Rohbauzustand zu vollenden? Und wie teure wäre das, im Verhältnis zum Gesamtbudget? 1 % der Gesamtkosten des Ostkreuzes? 0,5 %? Ist doch zum Mäusemelken, was einem da als Steuerzahler für viel Geld zugemutet wird. Wobei man sogar mit der hochheiligen Funktionalität argumentieren könnte, dass z. B. verklinkerter und somit vor Witterung besser geschützter Beton in Zukunft vermutlich auch weniger sanierungsbedürftig sein dürfte. Mit dem Sichtbeton im 70er Style hat man ja Gebäudebereich auch deswegen schnell wieder aufgehört, weil das blanke Freiligen ohne Fassade o. ä. der Substanz in unseren Breiten nicht unbedingt gut tut und du sagst ja selbst, dass man heute wesentlich mehr Baustahl und weniger Überdeckung eingesetzt. Wäre es also nicht sogar funktionaler gewesen, die Brücken z. B. zu verklinkern?

  • Ja, so mancher Vergleich hinkt doch sehr. Es hat zwar so maches Auto ein sehr schickes Design, aber es gibt genausogut zig Modelle mit einem 08/15 Design, was praktisch keinen Wiedererkennungswert hat.


    Immerhin gibt es am Ostkreuz ja auch ein paar hübsche Verzierungen wie die historisch nachempfundenen Bahnsteigdächer, Verkaufspavillions und die Fußgängerbrücke. Nur nackter Beton steht dort also auch nicht.

  • Früher hat man wie überall auch bei Betonbauwerken historisierende Zierelemente verwendet bzw. herausgearbeitet. Heute halt nicht.
    Ist ja bei Gebäudefassaden nicht anders. Alles ist heute glatt und ohne Zierrat. Leider.

  • Ich verstehe es auch nicht, dass, gerade weil man sich an anderer Stelle Mühe gibt mit der Gestaltung, man dann an der Brückenkonstruktion die allerbilligste Variante nimmt und nicht wenigstens eine einfache Profilierung, wie man sie sogar bei Autobahnbrücken öfters sieht. Das würde fast nichts kosten, hätte aber optisch auf lange Zeit eine sehr positive Wirkung. Hier verbringen täglich unzählige Menschen ihre Zeit auf dem Bahnsteig und man fühlt sich wie unter einer Autobahn irgendwo in der Walachei.

  • Ich muss gestehen, dass ich glatten Beton, wenn er für solch massive Bauwerke im Bauklotz-Design verwendet wird, als äußerst ästhetisch empfinde.

  • Guten Morgen zusammen.
    Ich möchte mit einem Beitrag mit Fotos vom Donnerstag zur Übersicht über den aktuellen Stand der Bauarbeiten informieren.


    Zahlreiche Bilder und Infos findet Ihr wie immer in meinem aktuellen Artikel im Ostkreuzblog.


  • OSTKREUZ

    Das Ostkreuz hat seinen in Zukunft prägenden Schriftzug bekommen. Durch die Transparenz ist der Kontrast der Schrift etwas schwach. Der Blick von der Modersohnbrücke wird zudem durch die Südwestkurven etwas gestört.


    Dennoch coole Sache:



    Gute Fotos auch in der Dunkelheit sind gefragt!



    ... und noch eins von nah :):

  • Bilder von der neuen Fußgängerbrücke und Bahnsteig E

    Ja, ich finde den neuen großen Schriftzug OSTKREUZ auch cool. Ich kann noch Innen-Bilder von der seit dem 21. August teileröffneten neuen alten Fußgängerbrücke und vom neuen Bahnsteig E beisteuern:





    (alle Bilder sind von mir aufgenommen)

  • Ich fahre jeden Tag vorbei und wundere mich über die wochenlang nicht beschmierten Wände der Fußgängerbrücke.


    Kann es sein, dass Lotusfarbe zum Einsatz kam?

  • Bahndamm S9

    Hallo


    Wenn man sich das Foto oben anschaut, dann fällt der wuchtige Damm der S9 stadteinwärts ziemlich auf. Kann jemand vielleicht nochmal kurz erklären, warum man diesen nicht zugunsten einer luftigen Brücke abgetragen hat? Irgendwie stört dieser im Gesamtbild.

  • Abgetragen? Man hat den Damm in seiner jetzigen Form eher aufgeschüttet.


    Klar hätte man das Überwerfungsbauwerk auch komplett in Beton bauen können, es wäre dann wohl nur noch mal nen paar Millionen Euro teurer geworden. Und beim Ausbau des Ostkreuzes war ja nicht die Intention der Bahn möglichst elegant zu bauen, wo also der Platz für Erdrampen ist, da baut man diese auch.

  • Ostkreuzbilder von Baustellen-Doku und Ostkreuzblog

    Ich habe neue Ostkreuzbilder im Internet im Baustellen-Doku-Blog und im Ostkreuzblog gefunden:


    66 Bilder vom 30.09.2017 bei Baustellen-Doku:
    Südliche Gleisanlagen in Betrieb; Verfüllung der Stützwand am Ostkreuz; Warschauer Straße Bahnsteig A in Betrieb; Ostkreuz Bahnsteig E und Fußgängerbrücke in Betrieb und Abbruch Bahnsteig Rn1; Errichtung des letzten Blocks der A100-Vorleistung
    http://www.baustellen-doku.inf…_umbau_ostkreuz/20170930/


    21 Bilder vom "Ostkreuztag" am 07.10.2017 bei Baustellen-Doku - Feier der Deutschen Bahn zur Inbetriebnahme, letzter Tag der Infobox
    http://www.baustellen-doku.inf…_umbau_ostkreuz/20171007/


    ... und aktuell von Ende November im Ostkreuzblog:
    https://www.ostkreuzblog.de/ba…blick-ende-november-2017/


  • So, oder ähnlich muss wohl die Farbpalette jener Architekten, Ingenieure und sonstigen DB-Planern ausgesehen haben, die sich über die Farbgestaltung des Ostkreuzes Gedanken gemacht haben. Dabei ist es nicht nur der funktionale Beton, der ja sowieso nach ein paar Monaten in hellsten Graffitis erstrahlt, sondern praktisch alles, was man am Ostkreuz vor's Auge bekommt.


    Als jemand, der fast täglich am Ostkreuz vorbeifährt oder umsteigt, muss ich leider feststellen, dass der Bahnhof für mich somit leider alles andere als ästhethisch wirkt, sondern ganz im Gegenteil.


    Der Bahnhof ist kalt, trist, steril und zügig. Er ist praktisch immer dreckig, werktags von den Rauchverbotsignorierenden, kippenumherschmeißenden Pendlern und am Wochenende von den defäkierenden und herumurinierenden Sauftouristen, die sich noch einen Chemieburger von McDonalds holen um danach ihr Sterni auf dem Bahnsteig zerplatzen zu lassen und ihren Müll gleich mit.


    Es gibt praktisch keine Farbe, null. Es wirkt tot und industriell. Für mich hat das Ostkreuz jedes Charme verloren, falls es jemals davon etwas besaß. Die Farbgestaltung ist nicht der alleinige Grund dafür, aber mindestens ein Grund.


    Selbst ein Gesundbrunnen im Problemkiez ist mit seinen Backsteinelementen 1000x wärmer und einladender und mit "Empfangsbereich" mittlerweile ein ertragbarer Umsteigebahnhof.

  • Ich muss Staros hier leider 100% zustimmen. Ja, der Bahnhof ist jetzt praktischer. Aber er ist grau, langweilig, dreckig, zugig, unfreundlich, ohne jeden Charme. Zudem auch noch sehr beengt!


    Wasserturm und Beamtenhaus könnten dem etwas entgegensetzen, werden aber nicht angegangen (und für den Wasserturm ist auch kaum Vorplatz geblieben.)


    Warum schafft man in Deutschland nicht, was beispielsweise in Portugal am Bahnhof Oriente problemlos möglich war? Warum können wir selten Besonderes, sondern immer nur praktischen Durchschnitt?