Berliner Stadtverkehr (Straße, Bus, Bahn, Wasserwege, Gebäude)

  • Tatsächlich, ich war auch erst etwas verwirrt, weil ich einen anderen Verlauf im Kopf hatte. Scheinbar plant der Senat selbst die erste Variante, während die zweite erst jetzt von einer privaten Initiative vorgeschlagen wurde...

    Die Idee der Radautobahn auf der Stammbahn-Trasse wurde jetzt vom Senat gestoppt, da man hoffentlich auf den Trichter gekommen ist, die Bahn doch wieder aufbauen zu wollen. Ein parallel verlaufender Rad-Schnellweg wäre aber natürlich trotzdem wünschenswert, so es die Platzverhältnisse denn zuließen.

  • Zum Radweg unter dem U1 Hochbahnviadukt:


    Prinzipiell stehe ich ja jeder Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur positiv gegenüber. Allerdings bewerte ich diese Idee als kaum sinnvoll umsetzbar.


    Der Platz wäre zwar da, aber alle max. paar Hundert Meter gibt es eine vielbefahrene Auto-Querstraße. Hier stünden die Radler dann jedes mal an einer roten Ampel (die sie hier auch kaum ignorieren werden). ;) Ein zügiges Vorankommen ist also nicht möglich. U. a. am U-Bf. Görlitzer Bahnhof sehe ich keine realistisch machbare Lösung, den Rad(schnell)weg dort vorbeizuführen, ohne auf die Straße auszuweichen. Am Schlesischen und Kottbusser Tor eigentlich auch nicht. Konflkite mit den zahlreichen Fußgängern, die zur U-Bahn wollen, wären vorprogrammiert.


    Und wenn es dann nur ein "normaler" Radweg wird, der immer wieder Verengungen, Haltezwänge, Langsamfahrabschnitte usw. hat, ist der Verlauf unter dem Viadunkt auch noch subjektiv unattraktiv. Relativ dunkel, durch die Säulen unübersichtlich, der Taubendreck kommt als Negativpuzzleteil dazu... Im Prenzlberg sind ja Teile des Magistratschirms als Fußgängerweg hergerichtet, aber aus genau den genannten Gründen gehen die meisten Leute lieber auf den engen Gehwegen an der Schönhauser Allee.


    Zur "Radautobahn" auf der Stammbahn-Trasse:


    Das ist mal wieder typisch. Die Reaktivierung der Stammbahn kommt sein Jahren bzw. schon Jahrzehnten nicht voran. Zu teuer, zu wenig Bedarf, keine Einigkeit über ein "ob überhaupt" und wenn, die Art der Umsetzung (nur Regios? Auch andere Züge? Welche Taktfrequenz? usw.), Lärmsorgen der Kleinmachnower Wohlstandsbürger, kein echter politischer Wille...


    Kommt dann jemand mit einer interessanten Idee, die Trasse zwischenzeitlich andersweitig sinnvoll zu nutzen, will man auf einmal wieder die Stammbahn aufbauen...


    Ich schätze mal, es passiert auf unabsehbare Zeit folgendes: Gar nichts. Es gibt weder eine Stammbahn, noch einen Radweg.

  • Es ist doch eigentlich immer das gleiche in Berlin.
    Man spricht davon die Infrastruktur für Fahrradfahrer zu verbessern aber letztendlich tut man das nicht.


    Es geht um eine prinzipielle Einstellung zur Verkehrspolitik.
    Es werden immer nur Maßnahmen durchgeführt, die niemand anderem (Auto, Fußgänger, ÖPNV) beeinträchtigen, das heißt also wenn man es niemand anderen stört - wie jetzt bei diesem schwachsinnigen Vorschlag des Fahrradweges unter der Hochbahn - , oder man pinselt ein paar Fahrspuren rot an um das Abbiegen zu erleichtern (Moritzplatz)
    Es ist eine verlogene Politik.
    Der Straßenraum ist nun mal begrenzt, wenn man also die Fahrradfahrer fördern will, kommt man nicht umhin irgendjemand anderem etwas an Platz wegzunehmen, das ist einfach so und das will man aber nicht.
    Ob die Breite von Bürgersteigen, Parkplätze und -buchten, dämliche Straßenbahnen oder die Anzahl der Fahrbahnen für Autos, - egal - irgendwer müsste beeinträchtigt werden und das wird nicht getan.


    Diese ganzen Bekenntnisse zu Verbesserung der Fahhradmobilität sind reine Lippenbekenntnisse, völlig hohl und ohne echte Substanz, das fällt alles unter Marketing für mich, das zeigt sich auch in den veranschlagten Mitteln, die geradezu lächerlich sind im Vergleich zu Ausgaben für ÖPNV, Straßenausbau etc.
    Es geht dem Senat nur ums Image aber nicht um eine echte Veränderung.

  • Wille alleine kann keine Berge versetzen.


    Ich habe die entsprechende Quelle leider nicht mehr zur Hand, aber vor ein paar Wochen ging ein anschauliches Diagramm durch die Presse, wo die kommunale Investitionen pro Einwohner in den 16 Ländern verglichen wurden. Berlin war Schlußlicht - hinter allen Flächenländern, auch hinter allen Ostländern, auch hinter allen anderen Stadtstaaten. Mit Abstand sogar, großem Abstand.


    Was du sicher ganz berechtigt forderst wäre nun einmal klassische Kommunalaufgabe. Nur, woher das Geld nehmen? Berlin hat besonders viele Langzeitarbeitslose und Geringverdiener, die entweder "aufstocken" oder zumindest unter den Lohnsteuerfreibeträgen liegen und abgesehen von den Sozialversicherungsbeiträgen, von denen der Fiskus ja nichts hat, somit "Brutto für Netto" arbeiten, entspechend lausig ist das eigene Steueraufkommen Berlins. Analog im Gewerbebereich, v. a. Kleinunternehmer die an der Untergrenze der Steuerpflicht wirtschaften. Und keine noch so großen Finanzausgleiche können eine Kommune mit immerhin 3,5 Mio. Einwohnern auf eine pro Kopf Budgetkraft heben, die mit Oberbayern vergleichbar wäre (multiplitziert man die Differenz der Investition pro Kopf mit 3,5 Mio. Berlinern, um überschlägig einen Eindruck zu bekommen, was da an Ausgleich nötig wäre, dann würde das Volumen über der Hälfte des gesamten Bundeshaushaltes entsprechen, was Berlin noch zusätzlich an Subventionen bräuchte, wie in einem Zeitungsartikel vorgerechnet wurde - das ist natürlich illusorisch).


    Sei froh, dass da überhaupt noch ansatzweise Geld da ist, den allgemeinen Verfall der berliner Infrastruktur zumindest zu verlangsamen. Und geh mal zu lokalen Bürgerinfoveranstaltungen in deinem Bezirk, wie da teilweise um vierstellige Summen aus den knappen Budgets gerungen und diskutiert wird. Und dann schau dir mal an, was so ein paar Meter Asphalt oder Pflasterung kosten. Es ist einfach illusorisch, illusorisch!, den Stadtverkehr in Berlin fahrradfreundlich umzukrempeln, denn dazu wären eben mehr als die von dir kritisierten punktuellen Maßnahmen, die in der Tat letztlich nur Pfusch und Kosmetik sind, notwendig. Nicht in 1.000 Jahren gibts dafür die nötigen Gelder. Arrangier dich lieber damit, das schont deine Nerven. Höchstens wenn Berlin irgendwann vielleicht einmal "reich und sexy" ist.

  • Sei froh, dass da überhaupt noch ansatzweise Geld da ist, den allgemeinen Verfall der berliner Infrastruktur zumindest zu verlangsamen


    Selten so einen Quatsch gelesen.
    Berlin hat Millionen (die Schätzungen bewegen sich zwischen 13 Mio und 50 Mio) für 3,5 Kilometer sinnlose Stadtautobahn-Verlängerung übrig.
    Allein mit diesem Geld könnte die komplette Fahrrad-Infrastruktur auf ein gutes Niveau gebracht werden und dazu etliche Straßen saniert werden.

  • [B]... diese Idee als kaum sinnvoll umsetzbar.


    Der Platz wäre zwar da, aber alle max. paar Hundert Meter gibt es eine vielbefahrene Auto-Querstraße. Hier stünden die Radler dann jedes mal an einer roten Ampel (die sie hier auch kaum ignorieren werden). ;) Ein zügiges Vorankommen ist also nicht möglich. ...


    Dieses Problem könnte man dadurch wenigstens entschärfen, in dem man Amplen aufstellt, die eine grüne Welle für Radfahrer schaffen, die mit einer durchschnittlichen & vernünftigen Fahrgeschwindkeit unterwegs sind. Der Autoverkehr müsste dann häufig noch nicht mal wegen den Radfahrern ruhen, wenn man die parallel verlaufenden Straßen & Ampeln analog zu diesen schaltet und nur den Querverkehr während dieser Grünphasen unterbindet.


    Ganz lösen kann man dieses Problem sicherlich nicht, aber eine 100%ige Verträglichkeit von Auto- mit Fahradfahrerverkehr kann es nun man auch nicht geben und gibt es auch nirgendwo ... auch nicht in den Fahrradfahrer-Hochburgen wie Kopenhagen oder Amsterdam.


    Und gerade v.a. zu den Stoßzeiten (also Zeiten mit viel Autoverkehr) würde man vielfach mit dem Fahrrad dennoch schneller sein als mit dem Auto.

  • Selten so einen Quatsch gelesen.
    Berlin hat Millionen (die Schätzungen bewegen sich zwischen 13 Mio und 50 Mio) für 3,5 Kilometer sinnlose Stadtautobahn-Verlängerung übrig.
    Allein mit diesem Geld könnte die komplette Fahrrad-Infrastruktur auf ein gutes Niveau gebracht werden und dazu etliche Straßen saniert werden.


    "Selten so einen Quatsch gelesen" gebe ich nur gerne zurück.


    Selbst wenn keinerlei Grundstücke angekauft werden müssen, kein Tiefbau notwendig ist (Brücken etc.) - also quasi bestehender, gegründeter, öffentlicher Verkehrsraum für den Radverkehr umgebaut wird, dann kriegt man für 13 Mio € gerade einmal ein kleines Teilstück für einen einzelnen Bezirk. Wenn wir hier über "komplette Fahrrad-Infrastruktur auf ein gutes Niveau" und dazu noch wie von dir behauptet "etliche Straßen saniert werden" reden, dann sind wir bei Milliardenbeträgen. Zusätzlich zu allem, was sonst so von Bürgern begehrt wird. Wenn man keinerlei Gefühl dafür hat, was Straßenbau so kostet, dann könnte man ja mal googlen, bevor man solchen "Quatsch" postet. Alleine der Sanierungsstau beim Bestandsnetz beträgt bereits 1,3 Mrd. € - und dabei ist nur berücksichtigt Straßen auf das gesetzliche Mindestniveau zu bringen, a lá keine Kommunalhaftung durch tiefe Schlaglöcher und Schäden an KFZ in Folge mehr, keine Sturzgefahr für Motorradfahrer durch Spurrillen mehr, etc. Siehe http://www.fg-bau.de/aktuelles…t-forderungen-der-fg.html (Landesrechnungshof und Fachwelt haben diese Zahl ausgegeben, die habe ich mir nicht aus den Fingern gesogen).


    Und wenn nun 1,3 Mrd. irgendwo aufpoppen oder vom Himmel fallen würden - dann wäre erstmal dieser Sanierungsstau, gesetzlich vorgeschriebene Standards wieder einzuhalten, an der Reihe, bevor auch nur ein Meter zusätzlicher Radweg (für dessen späteren Erhalt ja auch kein Geld da sein wird...) geplant wird.


    Wie man sieht ist dein Einwand also schlicht QUATSCH.

  • .. es geht schon aus rein baulichen Gründen nicht. Am U-Bahnhof Kottbusser Tor sind zum Beispiel die Treppenaufgänge zu den Bahnsteigen genau in der Mitte des Streifens, es würde unweigerlich zu großen Konflikten mit den Fußgängern führen, die die Gitschiner Str. queeren oder zur Hochbahn oder von ihr runter gehen wollen. Ebenso am Halleschen Tor wo der U-Bahnhof die volle Fläche des Streifens einnimmt. Wenn man ein bisschen die baulichen Gegebenheiten kennt, kommt man sehr schnell zu dem Schluß, dass die an sich schöne Idee daran scheitert. Ich kann mir viel eher eine andere Idee vorstellen, nämlich auf einer Seite des Landwehrkanals, die die nicht von der Hochbahn blockiert wird, also direkt an der befestigten Uferkante eine Art Fahrradbahn zu konstruieren. Weniger Hindernisse und wahrscheinlich auch günstiger zu haben. Ab der Zossener Str. gibt es ja eh einen schönen Radweg direkt am Ufer entlang.

    2 Mal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • dann kriegt man für 13 Mio € gerade einmal ein kleines Teilstück für einen einzelnen Bezirk


    Oh man. Es geht doch nicht um Luxus-Infrastruktur.
    In den meisten Fällen genügt es schon, Radwege auf die Straße zu verlegen, Markierungen aufzumalen und Bordsteine abzusenken.
    Sowas wie z.B. in der Kastanienallee würde ich schon als übertriebenen Umbau bezeichnen.


    Der Etat für den Radverkehr betrug 2015 weniger als lächerliche 3 Mio Euro.
    Da ist es kein Wunder dass es nicht mit der Infrastruktur vorangeht.
    Es ist am Ende auch eine Haltungs-Frage.
    Will man moderne Verkehrspolitik oder will man weiterhin die autogerechte Stadt.
    Der Senat steht leider eindeutig für letzteres und so verteilt er auch seine Mittel.

  • Radbahn

    Der Name ist gut gewählt, die Idee überzeugt mich nicht. Wie schon von Camondo erwähnt wäre eine Strecke entlang des östlichen Teils des Kanals attraktiver. Sie könnte von der Schlesischen Straße bis zur Zossener Straße führen. Von da aus könnte man quer über den Blücherplatz, dann durch die Obentrautstraße direkt zum Gleisdreieck.
    Die Strecke entlang der Stammbahn sollte gebaut werden solange die Wiedereröffnung des Bahnverkehrs in de Sternen steht.
    Einen weiteren Vorschlag für eine Radbahn hätte ich auch: Von der "Spitze" (Prenzlauer Allee/Ostseestraße) über Heinersdorfer Straße, Am Steinberg und dann weiter auf der ehemaligen Trasse der Industriebahn bis nach Blankenburg an der Panke. Weiter gehts dann auf dem Radweg Berlin-Usedom.
    Auf dieser Strecke plant der Senat teilweise einen Autobahnzubringer. Attraktive Fahrradverbindungen nach Nordosten fehlen dagegen völlig.

  • Attraktive Fahrradverbindungen nach Nordosten fehlen dagegen völlig.


    Eben. Weil man für "kleines Geld" eben nur punktuelle Projekte anschieben kann. Um tatsächlich leistungsfähige Verbindungen zu bauen reicht es nicht, vorhandene Verkehrsflächen einfach bischen anders abzumarkieren usw., da muss neuer Grund erworben werden, da braucht es Tiefbaumaßnahmen, usw. Und das geht ordentlich ins Geld. Was nicht da ist und perspektivisch nicht da sein wird. Ich möchte das Geld daher lieber gar nicht erst in blaue Schilder und Markierungen stecken, die ohnehin v. a. eine Sicherheit vorgaukeln die gar nicht da ist. Vgl entsprechende Verkehrsstudien, nach denen Radler und Autofahrer gleichermaßen weniger defensiv fahren, wenn sie aufeinander treffen, sobald ein paar Markierungen zwischen ihnen sind, "mit denen ja alles geregelt ist" und schwups passiert mehr - ebenso auch mit Fahrradhelmen, die Radler nachgewiesenermaßen zu agressiverem Fahrverhalten animinieren und damit das genaue Gegenteil zum Ergebnis haben, weniger Sicherheit; Verkehrspsychologie ist nicht umsonst längst eine eigene Teildisziplin geworden, so einfach, wie wir uns das hier als Laien vielleicht für uns schlüssig zusammen reimen können, ist die Sicherheit für Radler nämlich nicht erhöht. Ein bischen Markierung und ein paar Schilder bringen im Zweifel eher das genaue Gegenteil.


    Radfahrer würden aber beispielsweise enorm davon profitieren, wenn die typischerweise am Fahrbahnrand vorhandenen Straßenschäden und Schlaglöcher besser und schneller repariert würden, dann müssten diese nicht wiederholt und für KFZ Lenker vergleichsweise unvorhersehbar nach links ausscheren, um den Straßenschäden auszuweichen, was regelmäßig Radler auf die Motorhaube eines Autos befördert. Dann würden sie auch weniger ohne Fremdeinwirkung, nur aufgrund von Straßenschäden, stürzen.


    Radfahrern ist nicht geholfen, aus den ohnehin schon viel zu kleinen Regelbudgets für den Straßenbau noch etwas abzuknapsen um hier und da Symbolpolitik für Radler zu betreiben. Jeder Cent, der in Fahrbahninstandhaltung für alle Verkehrsteilnehmer investiert wird, da ist da besser investiert. Und darüber hinaus lehne ich natürlich "den großen Wurf" nicht ab, aber man irrt sich einfach, wenn man denkt, dass das schon irgendwie nebenbei zu machen ist. Damit nimmt man im Übrigen auch den Druck von der Politik, die offensichtlich diese Symbolpolitik ganz erfolgreich einsetzt und die Radlerfreunde gar nicht begreifen, dass sie eigentlich nur Placebos verabreicht bekommen.

  • Hier reiche ich noch eine allgemein verständliche Übersicht nach, die ein ADFC Lokalverband dankenswerter weise ins Internet gestellt hat, die anschaulich macht, warum ein paar Blauschilder und etwas Markierungen auf vorhandenem Straßenraum eine Sackgasse für Radfahrer ist:


    http://www.adfc-nrw.de/kreisve…ehr/radwegsicherheit.html (wer es nicht glauben "will" kann ja in vertiefter Lektüre die dort angeführten Studien durcharbeiten)


    Wer als Radfahrer nicht im allgemeinen Straßenverkehr mitschwimmen will, der muss komplett unabhängige und separat geführte Radbahnen fordern. Solch ein Netz, aus breiten und gut ausgebauten Fahrbahnen, die ausschließlich Radfahrern vorbehalten sind, wäre sowohl ein Sicherheits- und Komfortzugewinn für die Radfahrer, aber das kostet ordentlich Asche. Alles andere ist, siehe oben, eher ein Placebo von sehr zweifelhaftem Wert.

  • Pumpernickel Um tatsächlich leistungsfähige Verbindungen zu bauen reicht es nicht, vorhandene Verkehrsflächen einfach bischen anders abzumarkieren usw., da muss neuer Grund erworben werden, da braucht es Tiefbaumaßnahmen, usw. Und das geht ordentlich ins Geld. Was nicht da ist und perspektivisch nicht da sein wird.


    In dem von mir vorgeschlagenen Fall muss ja Geld vorhanden sein weil dort Straßen neu gebaut werden sollen. Wenn man diese nur für Fußgänger und Radfahrer baut kostet das bloß wesentlich weniger Geld.


    Es gibt Unterschiede zwischen Radwegen und Radspuren. Diese Diskussion verfolge ich schon seit 25 Jahren. Radspuren auf Fahrbahnen erhöhen die Sicherheit weil der Mindestabstand beim Überholen besser eingehalten wird. Radfahrer werden schlicht von Autofahrern mehr respektiert. Das hat inzwischen auch die Senatsverwaltung gelernt.


    Dass das Tragen von Fahrradhelmen zu agressiverem Fahrverhalten und zu weniger Sicherheit führt glaube ich nicht und ich kenne auch keine Untersuchung darüber.

  • glaube ich nicht


    Wenn du die Diskussion so lange verfolgst, dann wird dir doch sehr bekannt vorkommen, dass jeder immer aus dem Bauch heraus mit "glaub ich nicht" oder "kann ich mir nicht vorstellen" argumentiert, weil sich jeder da für einen Experte hält, schließlich kann man ja auch radfahren und so komplitziert kann das ja alles nicht sein usw.


    Studien dazu, dass abmarkierte Fahrbahnen gleich welcher Art zu steigenden Unfallzahlen führen sind inzwischen in der Verkehrspolitik anerkannt.


    Und hier ist ein schöner Artikel, der auch die Fahrradhelmfrage aufnimmt. Relevant ist er bei diesem Thema deswegen, weil bei der Verkehrspolitik für Radfahrer sehr viel Hörensagen und Bauchgefühl und "ich finde nur logisch, dass..." eine Rolle spielt und auf empirische Erkenntnisse kaum bis gar nicht geachtet wird. Sodass die falsche Politik immer neu wiederholt wird.


    Sicher sind Radfahrer dann, wenn sie im allgemeinen Straßenverkehr gleichberechtigt mitschwimmen und somit ebenso wie die KFZ Lenker zu Vorsicht gezwungen sind. Noch sicherer wären sie vermutlich bei einem komplett getrennten Wegenetz, aber das ist eben unfinanzierbar. Am unsichersten sind sie, wenn Sicherheit suggeriert wird, wo sie nicht vorhanden ist und dadurch verkehrspsychologisch das Fahrverhalten aller Verkehrsteilnehmer für Radfahrer besonders lax ausfällt. Darum nenne ich es Placebo - "es wird was getan" wenn auf dem Asphalt gepinselt wird und alleine damit fühlen sich Radfahrer schon ernster genommen. Die Statistik ist aber unbestechlich und objektiv und belegt die Wirkungslosigkeit bzw. sogar zusätzliche Gefahren (siehe ADFC).


    Diesen Effekt, dass eine Rücknahme von Regelung und Markierungen usw. unter dem Strich sogar die Sicherheit erhöht, haben wir doch anderswo im Straßenverkehr schon lange anerkannt - wenn auch dort nicht ohne langjährige Überzeugungsarbeit gegen "ich glaube das nicht"-Bauchgefühle. Nämlich der Kreisverkehr. Ohne abmarkierte Abbiege- und Fahrspuren für jede Richtung, ohne regelnde Ampel (nichtmal für Fußgänger), ohne Vorfahrtsschild - einfach nur ein Kreis, in den der fließende Verkehr ein- und ausfädelt und wo alle höllisch aufpassen müssen, es auch tun, damit das reibungslos funktioniert. Und genau damit hat man die Unfallzahlen an exakt den selben Kreuzungen gesenkt, die vorher aufwändig gestaltet und vermeintlich "gesichert" waren (durch Markierungen und getrennte Spurführung und Ampeln etc) enorm gesenkt, sobald dort ein Kreisverkehr eingesetzt wurde.


    Analog der sog. shared space, der in BeNeLux und Skandinavien zunehmende Verbreitung findet, indem alle Barrieren (Markierungen, Bordsteine, Höhenunterschiede, Beläge) zwischen Straßenverkehr und Passanten eingerißen werden - somit alle zur besonderen Vorsicht gezwungen werden - passiert dort anschließend viel weniger, immer wieder und wieder und wieder statistisch nachweisbar, im Vorher/Nachher Vergleich der jeweiligen Straßenzüge. Der Mensch ist kein rein rationales Wesen, kein "Verkehrsroboter", darum führt die "technische" Herangehensweise, allen ihre Bahnen zuzuweisen, zu markieren und Schilder aufzustellen und "dann kann ja gar nichts mehr schief gehen", in die Irre. Man muss einerseits alle zu ständiger Vorsicht zwingen, indem vermeintliche Sicherheiten abgebaut werden (der Mensch delegiert Verantwortung augenblicklich und liebend gerne, sobald man ihn lässt, diese Rolle erfüllen verkehrspsychologisch die ganzen aufwändigen Spurmarkierungen und Ampeln etc.) und andererseits die Regelungsdichte, die dabei ständig beachtet werden muss, auf ein Minimum reduzieren, sodass die Aufmerksamkeit Aller auf dem tatsächlichen Verkehrsgeschehen ruht und nicht auf Markierungen usw. Daher sollten im Normalfall eine handvoll Regeln, wie das Rechtsfahrgebot, ausreichen und alle Komplexitität, die darüber hinaus geht, vermieden werden. Das macht Stadtverkehr sicher! ZUSÄTZLICHE Markierungen und Schilder machen die Sache also im Kern schlimmer und nicht besser. Höchstens haben es dann Verkehrsjuristen etwas einfacher die Schuldfrage zu klären, mit den tollen Schildern und Markierungen und "hätte wissen müssen"-Fahrlässigkeit und StVO, aber die tatsächliche Sicherheit für Radler wird so gesenkt, nicht erhöht.


    Sorry, alles andere ist in den 80ern stehen geblieben.

    5 Mal editiert, zuletzt von Pumpernickel ()

  • Erstmal: Ich versuche hier im Forum niemanden persönlich etwas vorzuwerfen.


    Die genannten Studien zum HelmPFLICHT werden in einem jounalistischen Beitrag von Holger Dambeck auf SPON beschrieben. Dort steht unter anderem deutlich dass die Studie nicht auf Deutschland übertragbar sei. Ob Radfahrer mit Helm riskannter fahren wird auch nur als Frage gestellt. Der ADFC Bottrop verweist übrigens auf einen aktuellen Artikel "Radler mit Helm haben weniger schwere Kopfverletzungen"


    Das Weglassen jeglicher Fahrbahnmarkierungen oder shared space funktioniert gut in kleineren Straßen (z.B. Tempo 30-Zonen) und ist auch unumstritten.


    In großen Hauptverkehrsstraßen ist es anerkannt zur Förderung des Radverkehrs Schutz- oder Radfahrstreifen auf der Fahrbahn zu Lasten des Autoverkehrs als Regellösung vorzusehen. So schreibt es auch der ADFC Berlin in seiner aktuellen Radverkehrstrategie. (http://adfc-berlin.de/images/s…umsetzungskonzept_web.pdf).
    Selbst auf den Seiten der Senatsverwaltung ist ein schönes Foto aus der Landsberger Allee zu Radverkehranlagen auf Hauptstraßen. (http://stadtentwicklung.berlin…/radverkehrsanlagen.shtml)


    Der ADFC Bottrop beschäftigt sich in dem verlinkten Artikel mit der Sicherheit von Radwegen auf Gehwegen. Dass diese nicht sicher sind ist lange bekannt.


    Ein bekannter Kreisverkehr in Berlin, der Moritzplatz, wurde gerade mit neuen Fahrradmarkierungen versehen um die hohen Unfallzahlen zu senken.


    Wer mal selbst mit dem Fahrrad auf großen Berliner Hauptstraßen mit und ohne Schutzstreifen gefahren ist kennt den Unterschied. Man sollte außerdem erstmal länger recherchieren bevor man anderen rückständiges Denken vorwirft.

  • Ich bin mit ein paar Grafitikünstlern befreundet. Das, was du meinst, das sind keine Grafiti sondern das ist wirklich nur Geschmiere von irgendwelchen pubertierenden Bubis, die den Kick des Rebellierens suchen. Und so müsste man auch damit umgehen. Statt Polizei, die es in Berlin ja eh viel zu wenig gibt oder Resignation einfach etwas mehr Jugendarbeit. Die ist nicht besonders teuer, Eigentümer würden auch nicht wenig Geld sparen, alleine was die Bahn in Berlin jährlich für die Beseitigung von Schmierereien ausgeben muss, davon kannst eine kleine Armee von Streetworkern anheuern und Projekte finanzieren.


    Andere Städte haben verstanden, dass Verkehrspolitik einer Großstadt nicht nur daraus besteht, technische Anlagen zu bauen und zu betreiben. In New York City, einst die Welthauptstadt sowohl von Grafiti und Schmiereien - Höhepunkt in den 1980ern - hat mit Zuckerbrot (viel mehr Jugendarbeit) und Peitsche (massiv verstärkte Präsenz von Bahnpolizei in allen Bahnanlagen) u. a. den Schmiererei-Vandalismus gegen Null gedrückt.

  • ^ Ja, vor allem in Sachen Peitsche sollte sich die Berliner Polizei vom NYPD mal eine Scheibe abschneiden. Wenn jeder 15-jährige mit einer Farbdose damit rechnen muss, auf frischer Tat erschossen zu werden oder über Jahre ohne Prozess in U-Haft zu verschwinden, dann gibt es natürlich auch weniger Schmierereien. Man müsste nur endlich mal ein paar Exempel statuieren – für ein sauberes Berlin! *Ironie aus*


    Zum Gegenstand: Ich freue mich sehr über die Sanierung und besonders über den Denkmalcharakter. Schmierereien, vor allem Tags, wird es weiterhin geben, aber sie werden sich im Vergleich zu jetzt in Grenzen halten. Es ist ja wirklich wichtig, dass der aktuelle Eindruck der Vernachlässigung verschwindet.


    Woran eine solche Renovierung natürlich nicht das Geringste ändert, ist die Überbelastung des Berliner ÖPNV und die Unterfinanzierung der Träger, die jede Hoffnung zunichte macht, dass sich daran etwas ändern könnte. Weshalb das Thema im Strang Verkehr auch nur so halb richtig aufgehoben ist.


    P.S. @ Pumpernickel: Bevor Du Dich bei Deinen Künstlerkumpels blamierst: Es heißt "Graffiti".

    Einmal editiert, zuletzt von Architektenkind ()

  • Radspuren und -schnellwege

    Es gibt eine neue Initiative für einen Volksentscheid Fahrrad: https://volksentscheid-fahrrad.de/


    Dort sind 10 Ziele zur Förderung des Fahrradverkehrs formuliert. Es geht auch um Radschnellwege, Fahrradstraßen und Radspuren. Die Ziele sind schon weitreichende Forderungen. Man sollte sie sich aber ohne Schere im Kopf wegen der Kosten ansehen. Ich finde sie zeigen gut wohin die Entwicklung gehen sollte.

  • Frage zur Fertigstellung des Bahnhofs Gesundbrunnen


    Weiß jemand, ob der Bahnhof Gesundbrunnen in Zukunft noch eine Außenwand/-verglasung bekommen wird? Die Geschäfte sind ja nun schon fast ein halbes Jahr geöffnet und derzeit wird der Boden verlegt, auf den dazugehörigen Bauschildern ist aber keine Information zur Errichtung der Außenwand/-verglasung zu finden. Oder soll das etwa in Zukunft offen bleiben? Derzeit müssen Fahrgäste, die im Warmen warten wollen, in einem der gastronomischen Betriebe sitzen und sind damit zum Konsumieren gezwungen. Die Halle ist immer noch nach allen Seiten offen, das wird ja wohl nicht der Endzustand sein, oder? Ansonsten könnte ja kaum von einem Empfangsgebäude die Rede sein, so ist es lediglich eine Überdachung des Platzes mit mehreren Verkaufspavillions. Hat jemand dazu Informationen?